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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.05.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030504015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903050401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903050401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-05
- Tag1903-05-04
- Monat1903-05
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Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 2S Reklamen unter dem Redakttondstrtch (Lgespalten) 7» vor den Fmnilieunach» richten (S gespalten) KO Tabellarischer und Hifferusatz entsprechend hoher. — Gebühren für Nachweisungen und Offerteuanuahme 25 H (excl. Porto). Extra-lveilagen (gesalzt), nn» mit ae» Morgen-AuSaabe, ohne Postheförberuv, ^l SO.—, mit PostbesSrdevmg 70.—» Armahmeschlnß fir Aiyei-ein Abeud-An-gab«: vormittag» 10 Uhr. Mvrgen-AuSgab«: Nachmittag» 4 Uhr. Anzeige» stad stet» an die Expedition zu richte«. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen - geöffnet von früh 8 bi» abend» 7 Uhr. Druck «nd Verlag vo» E. Pol» t» Leipzig. Nr. 223. Montag den 4. Mai 1903. 97. Jahrgang. König Georgs Heimkehr. Der Köllig in Leipzig. * Leipzig, 8. Mai. Auf der Rückkehr aus dem sonnigen Lüden nach seinem geliebten Gachsenlande und seiner Re sidenz traf heute König Georg in voller körperlicher und geistiger Frische in unserer Stadt ein. Pünktlich zur festgesetzten Zeit, V2S Uhr vormittags, lief der auS 18 Achsen bestehende königliche Sonderzug, geführt von den Herren Kgl. vaurat Friedrich und Transportoberinspektor vahrmann, von Hof i. B., bezw. Plauen i. v., kom mend, auf dem Bayerischen Bahnhofe hier ein. In der Begleitung des König» befanden sich Generalmajor d' Elsa, Generalarzt vr. Selle und Flügeladjutanten Major vovSchönberg und Major v 0 nWelck. Auf vom König geäußerten besonderen Wunsch, der erklärlich war durch die lange Reise des Herrscher», die sonntägige Stille und den bevorstehenden festlichenGmpfang in DreS- den, war in unserer Stabt, in der der Aufenthalt ja nur ganz kurz sein konnte, von jedem offiziellen Empfange und jeder festlichen Begrüßung abgesehen worden. AIS der Gonderzug hier eintraf, befanden sich die Herren Eisen- bahubtrektor und Kgl. Baurat Rühle von Lilien- steru und BahnhofStnspektor Abendrothtm Dienst- anzuge auf dem Bahnsteige und geleiteten den König nach -en vor der Abgangshalle bereit stehenden Wagen. Das zahlreich versammelte Publikum begrüßte den Herrscher, besten gesunde» Aussehen und elastische Haltung auf» freudigste überraschten, mit lebhaften Hoch- rufen. Im ersten Wagen nahm neben dem König der Flügeladjutant Major von Schönberg Platz, im zweiten folgten die übrigen Begleiter. Die Herrschaften fuhren zunächst nach der kath 0 li- s ch e n K t r ch e in der W e st st ra ß e. An dem nach dem katholischen Pfarrhause zu gelegenen Hauptportal diese» Gotteshauses wurde der König von der Geistlichkeit, an deren Spitze sich der Pfarrer Superior Gchmittmann befand, ehrfurchtsvoll empfangen. Unter Glockengeläute betrat er die Kirche und nachdem ihm am Eingänge da» Weihwasser gereicht war, wurde er, unter Borantrttt de» Schweizer» und der Chorknaben, vom Superior zu -em recht» vor den Stufen de» Altars aufge- stellten schlichten KvnigSstuhl geleitet. Orgelklänge durch- brausten die festlich geschmückte Kirche und während der König den Mittelgang durchschritt, an dem Vertreter von Vereinen Spalier gebildet hatten, hatte sich die zahlreiche Gemeinde von -en Plätzen erhoben. Nachdem der König seinen Platz erreicht hatte, nahm unmittelbar die hl. Messe, die auf ausdrückliche Anordnung wegen der beschränkten Zeit an Stelle de» sonntäglichen Hochamtes trat und eine stille Messe war, ihren Anfang. I« die Gesangauf führungen während der Messe teilten sich die oberen Klassen der Bürgerschule und der höheren Bürgerschule, abwechselnd mit dem Kirchenchor der St. Trinitatiskirche. Der letztere brachte zu Gehör einen lateinischen Oster- Hymnus, komponiert vom Chordirtgenten Herrn Kantor Löbmann, ferner da» Invoui vnviä «arvum meum von Witt, sowie ein fünfsttmmige» voi von Haller. Im Anschluß an die Mess« fand da» vom Vikariate au» Anlaß der glücklichen Rückkehr de» König» in die Heimat ange ordnete I» voum statt. Mit der Spendung de» sakra mentalen Segen» schloß die heilige Handlung. Der König, welcher während derselben in stiller Andacht kniend ver- harrt und nur da» D« vsum stehend mitgesungen hatte, verließ hierauf die Kirche, von der Geistlichkeit wieder bis -um Portale geleitet. Auf der Straße hatte sich inzwischen ein zahlreiche» Publikum versammelt, da» den Herrscher mit Hochrufen empfing. Nach erfolgter Verabschiedung fuhr der König mit den Herren seiner Begleitung zum kommandierenden General von Trettschk«, Exc. Hier eingetroffen, wurde der hohe Gast auf der nach dxr Wohnung führenden Freitreppe von Sr. Excellenz dem General und seiner Gemahlin, sowie von Herrn KretS- Hauptmann vr. von Ehren st ein empfangen und so- dann von Ihrer Excellenz der Krau Generalin nach dem Empfangszimmer und von da au» nach dem Herrenzimmer geleitet. Hier, in diesem traulichen Raume, dessen reiche Au-stattnng von dem wahrhaft künstlerischen Geschmack seiner Bewohner beredte» Zeugniß äblegt, wurde da» Frühstück eingenommen. An der Unterhaltung, die sich, wie wir vernehmen, u. a. auch auf den Aufenthalt im Süden erstreckte, beteiligte sich der König mit großer Leb hastigkeit. Kurz nach Uhr fuhren am Hauptetngange die Wagen wieder vor, und derKönig begab sich, nachdem er sich besonder» von der Gemahlin de» kommandierenden Generals verabschiedet hatte, mit den Herren seiner Be gleitung, denen sich auch Excellenz von Treitschke und Kreishauptmann Dr. von Ehrenstein ange- schlossen hatten, zu Wagen nach dem Dre»bnerBahn- h 0 fe. Hier begrüßte der König zunächst vor dem König»- empfangSzimmer -en im Civtlanzuge anwesenden Herrn Polizeidirektor Bretschnetder, sowie den General direktor der sächsischen Staat-Sahnen, Herrn Geh. Rat von Kirchbach, der dem Monarchen von Dresden entgegengefahren war und ihn auch auf seiner weiteren Fahrt begleitete. Nach herzlicher Verabschiedung bestieg der König den bereit stehenden Sonderzug und fuhr um 10 Uhr unter freudigen Hochrufen, die ihn auch auf seiner Fahrt nach dem Bahnhöfe begleiteten hatten, nach Dresden »etter. Der Einzug i» Dre-de». L. Dresden, 8. Mai. Der Heimkehrende König findet seine Residenz tm Matenglanze. In der Stadt herrscht et« bewegte» Leben. Schon gestern regten sich tausend fleißige Hände, um in den Feftstraßen Schmuck und Pracht zu schaffen. Am Hauptbahnhofe wehen die Wimpel ttn Levtzwtnde. Grüne Gewinde schwingen sich von Mast zu Mast. Am Eingang« der Prager Straße ragt eine präch tige ßchrenpfort«. Da» schlichte Weiß der Säulen wird von buntfarbigem Blumenflor umrankt. Die Straße hinunter erschaut der Blick Tausende von Flaggen. Grüne Tanneureiser and da» hell« Laub der lenzfrischen Birke schmücken die Wände der Häuser und die Fenster. In den Straßen ein Äogen und Wallen, wie man es nur zu fest lichen Zetten erlebt. Au» der Provinz sind Festpilger in Hellen Haufen gekourmen. Die Tausende, die dem heim kehrenden Könige Heimatgruß und Huldigung darbringen wollen, sind schon in den frühen Stunden des Vormittags auf den Beinen. Frische Ltarschklänge und vaterländische Weisen erklingen bald hier, bald da, die größeren Vereine und die Schulen marschieren, mit eigenen MusikkorpS an der Spitze. Fröhlich schreitet die Schuljugend aus, die Großen wie die Kleinen, die Mädchen in Hellen Kleidchen, ein Kränzletn im Haar und in den Äugen festlichen Froh sinn, die Knaben in strammem Schritt und Tritt. Ein be sonders hübsches Bild bot der stattliche Zug der Postunter beamten. Boran schmucke Postillone in hohen Stiefeln und weißen, prallen Pantalon», mit nickendem Federbusch am Hut und mit blinkenden Posthörnern. Dahinter das aus lauter Pvstuntcvbeamten bestehende Musikkorps, und dann in langem Zuge die Jünger Stephans, die jungen flinken Postboten und die im Dienst ergrauten, bärtigen Veteranen. Es würde zu wett führen, die Schulen, In nungen, Handwerker- und Gewerbevereine, die Turn-, Fecht-, Radfahrer- und sonstigen Sportvereine, die Kriegerveretne, Gesangvereine usw., die an dem Empfange teilnahmen, einzeln aüfzuzählen. Der Aufmarsch vollzog sich in vollkommenster Ordnung. Da der Empfang im wesentlichen von -er Bürgerschaft Dresden» veranstaltet worden, so fehlte das Militär fast gänzlich. Es waren nur kleine Abordnungen der sächsischen Regimenter im Spalier vertreten. Auf dem geräumigen Wiener Platze vor dem Hauptbahnhofe herrschten die Frauen, die in Hellen, fest lichen Gewändern, geschmückt mit weißgrünen Schleifen, den eigenartigsten und, ohne Galanterie muß es zugestan den werden, den schönsten Schmuck de» Festplatzes bildeten. Freilich muß, allen EmanzivationSbestrebungen zum Trotz, festgestellt werden, baß die Damen sich auch hier wieder als da» „schwächere Geschlecht" erwiesen: denn alle Augen blicke mußte einer der wachsamen SanitätShelfer eine schwankende, ohnmächtige Gestalt auffangen, um sie mit Riechsalz und Pfefferminzplätzchen wieder aktion-fähig zu machen. Punkt 12 Uhr fuhr der königliche Sonberzug in den Bahnhof ein. Auf dem Bahnsteige erwarteten die Minister, Geh. Hofrat vr. Mehnert und die Vertreter des Stadtrate» und der Stadtverordneten den König, der die Herren mit herzlichem Händedruck begrüßte. Ein Damen quartett sang da» Wermannsche „Kairum kso regem", unter dessen Klängen der König unter Bortritt der Ehren jungfrauen den Bahnhof verließ. Bor dem Portal wurde er mit lautem Jubel begrüßt. Der Vortrag des Ge dicht», mit welchem die Gattin de» BizevorsteherS des Stadtverordnetenkollegiums, Frau Häckel, den LandeS- herrn willkommen hieß, wurde von Hochrufen übertönt. Dann trat «in allerliebstes kleine» Mädchen auf den König zu, um ihm einen Strauß von duftigen Nelken, seiner Lieblingsblume, zu überreichen. Die Schleife des Straußes trug da» gutgemeinte, sinnige Sprüchlein: Duftige Blüten, Maiengrün, Nach dem trüben, langen Winter, Bringen ihrem HÄhen Herrn Frohbeglückt die Sachsenkinder. E» war rührend zu sehen, wie der hohe Herr sich dankend zu -em herzigen Kindlein niederbeugte und ihm freundlich das Blondhaar streichelte. Der König sah sehr wohl au». Dein Gang war straff und fest, auf seinem Antlitz lag jener Zua von Güte und Herzlichkeit, den da» sächsische Volk an dem verewigten König Albert so sehr geliebt hat. Man konnte auf allen Gesichtern die aufrichtige Freude sehen darüber, daß König Georg so gekräftigt und aufrecht heimkehrte zu seinem Volke, und da» Hoch, da» der Vorsitzende de» Begrüßungs-Ausschusses vr. Nowak nun ausbrachte, fand jubelnden Widerhall. Blumenstreuend schritten die Ehrenjungfraueu -em Könige voran, der sich jetzt durch daS lange Spalier der 6000 Dresdener Frauen und Mädchen zu seinem Wagen begab. Ueberall wehende Tücher, von allen Seiten jubelnde Hochrufe zum Willkommensgruß. Als der König den offenen Wagen bestiegen hatte, zogen die vier schwarzen Trakehner an, und, von schmucken Garde reitern eskortiert, bewegte sich das Gefährt langsam durch die Keststraße, so daß e» jedem möglich war, dem ver ehrten Lande-Herrn, der für die lauten Willkommen grüße mit gewintzLnder Herzlichkeit dankte, ins Auge zu sehen. Auf dem Altmarkte hatten die Vertreter -er Stabt, die Offiziere der Garnison und viele geladene Herren Aufstellung genommen. Die Fahnen der Vereine und Korporationen bildeten einen Halbkreis um den Königs- Pavillon. Al» der König den Marktplatz erreicht hatte, erschollen laute Jubelrufe, und vom Kreuzturme her nieder grüßte ihn der sonore, wuchtige Klang der Kirchen glocken. Der König verließ den Wagen und begab sich auf die Tribüne, um hier, hochaufgerichtet und allem Volke sichtbar, die Begrüßungsansprache des Oberbürger meister» Beutler anzuhören, der ihn folgendermaßen an- redete: Tllerdurchlauchtiaster, Großmacht ia st er König, Allergnädigster König und Herri Die königstreu gesinnte Bevölkerung der Haupt- und Re sidenzstadt hat eine Gelegenheit herbeigewünschk, um. nach den Tagen der Trauer um den hcchseligen König Albert, Eurer Königlichen Majestät al» dem nunmehrigen Träger von Sachsen» Königskrone, al» dem angestammten Herrscher unsere» säch sischen Vaterland«» au» dem ruhmreichen Wettiner Geschlechte, mit dem e» über S Jahrhunderte in Freud und Leid vereinigt ist. zu huldigen und ihre Treue und Anhänglichkeit zu bezeigen. Die Rückkehr Ew. Majestät von einer der Erholung von schweren Leiden gewidmeten Reise in da» Land und in die Haupt- und Residenzstadt bietet uns den willkommenen An laß, um Ew. Majestät nicht nur ehrfurchtsvoll und au» freudigem Herzen zu begrüßen, sondern auch Ew. Majestät zu versickern, daß di« alte sächsische Treu«, deren wir un» all« oft gerühmt haben, nicht auägesiarben ist hier in Ew. Majestät Residenzstadt, daß die Bürgerschaft da» vertrauen und die Lieb«, die si« Ew. Majestät erlauchtem Bruder bi» zum Tode gewidmet Heck, gern und freudig auf Ew. Majestät überträgt. TS ist wahrlich nicht in Vergessenheit geraten, wie Ew. Majestät mit den Söhnen unseres Volkes in blutigen Schlachten ge fochten, sie zu glorreichen Siegen geführt und den mächtigen Bau deS Deutschen Reiches, dessen Wahrzeichen hier auf unS her niederschaut, mit haben errichten helfen, und dankbar erinnern wir uns daran, wie dann Ew. Majestät in stiller, aber emsiger und unermüdlicher Friedcnstätigkett länger als 30 Jahre sür da» Wohl deS Lande» in seiner geordneten Vertretung mit gesorgt und gearbeitet und seit Besteigung deS Thrones in Wort und Lat eS bekannt haben, daß auch für den König das Wohl des Landes das oberste Gesetz ist. Ew. Majestät haben dafür nie einen Dank begehrt; wir können auch keine andere Ver geltung bieten, als Liebe und Vertrauen und die auS beiden fließt und wächst: die unwandelbare Treue. Diese aber ge loben wir heute aus vollen, warmen Herzen! Und wenn es in dem Wesen der Liebe und des Vertrauen begründet ist, daß sie auf die Dauer nur bei voller Gegenseitig keit bestehen können, so danken wir Ew. Majestät besonder» dafür, daß Ew. Majestät erst vor kurzem ein reiches Maß von Vertrauen zu dem sächsischen Volke und zu den Einwohnern dieser Stadt bekundet haben und legen zugleich die Bitte an den Stufen des Thrones nieder, daß Ew. Majestät dieses Ver trauen unS bewahren und daß Ew. Majestctt auch die Liebe zum Volke, die, wir wissen es, in dem Herzen Ew. Majestät stark mid mächtig ist, ihm allezeit erhalten und bezeigen mögen. Den innigen Wunsch aber, den wir alle hegen, daß Gott Ew. Majestät schütze und schirme und uns viele, viele Jahre in Kraft und Gesundheit erhalte, bitte ich zusammenfassen zu dürfen in den Ruf: S e. Majestätunfer allvcrehrtcr, allgeliebter König,er lebe hoch! Der König erwiderte mit schlichten, bewegten Worten, er sei freudig überrascht worden durch den überaus herzlichen und ehrenvollen Empfang, den sein Volk ihm bereitet habe. Er möchte jedem einzelnen seinen besonderen, herzlichen Dank abstatten. ES freue ihn auch, daß der Himmel zu diesem festlichen Tage eine so freundliches Gesicht gezeigt habe. Eine besondere Weiche erhielt -er Aktus auf dem Marktplatze durch die Mitwirkung der vereinigten Sängerbünde Dresdens. Diese trugen unter Leitung von Friedrich Brandes einen musikgeschichtlich hochinteressanten Chor mit Orchester von Richard Wagner: „Fstn treuen Dachsenland" vor R., Wagner dichtete und komponierte das auS der Tann- Hä'user-Zelt stammende Werk im August 1844, alö König Friedrich August au» England heimkehrte. Bon Hoch rufen begleitet, bestieg der König dann wieder seinen Wagen, um zum Schlosse zu fahren, auf dessen Zinne jetzt daS Rautenbanner der Wettiner emporstieg. Im Schlosse wurde König Georg von sämtlichen Gliedern seiner Familie begrüßt. Nach einem kurzen Aufenhalt fuhr er dann nach Villa Hosterwitz weiter, wo er die nächsten Wochen zu verleben gedenkt; dort fand eine Tafel statt. Faßt man all die sonnig«n Eindrücke de» heutigen Tages zusammen, so muß man sagen, daß die Bevölkerung Dresden» ihrem heimkehrenden Könige einen Em pfang bereitet hat, wie er schöner und würdiger nicht gedacht werden kann. Nicht der geringste Mißton störte die Feier, die einen durchaus ungezwungenen, intimen, man möchte sagen familiären Charakter trug. Daß aewisse Elemente, welche die be stehende Gesellschaftsordnung grundsätzlich negieren, sich fern hielten, konnte nur als ein Vorzug betrachtet werden. Möge der Sonnenschein de» Einzugstages ein gutes Omen für da» Sachsenlanb bedeuten! wiederholte Nachrichten. Au» dem gestrigen Sonntagsblatte wiederholt, weil zu spät eingetroffen, um auch in dem frühzeitig nach aus wärts versendeten Teile der Auflage Aufnahme finden zu können. 6. 8. Berlin, 2. Mai. jP ri v a t t e l e g r a m m.) Für Organisation und Verwaltung der den Landes - Versicherungsan st alten gehörigen Heilstätten sollen jetzt einheitliche Grundsätze auf gestellt werden; es findet deshalb in Berlin am 7. Mai eine Konferenz sämtlicher Vorsitzenden von Landes- Bersicherungsanstalten statt, welche eigene Arbetterhetl- stätten besitzen. * Paris, 2. Mai. jTelegram m.) Bei dem Rennen in LongchampS waren außer -em König von England und dem Präsidenten L 0 ubet auch die Mit. nister und zahlreiche Mitglieder des diplomatischen KorpS auf der Präsidententribüne anwesend. Um 5^ Uhr kehrte König Eduard nach Pari» zurück. * Rom, 2. Mai (Telegramm.) Bei -er Be grüßung auf dem Bahnhofe umarmten der Kaiser, welcher die Uniform der Leibhusaren trug, und der König einander dreimal mit besonderer Herz lichkeit. Nachdem der König die deutschen Prinzen und der Kaiser die italienischen Prinzen begrüßt hatten, schritten die Majestäten die Ehrenkvmpagnie ab und be- gaben sich in das Fürstenzimmer, wo die Vorstellung de» Ministerpräsidenten Zanardelli, deS Reichskanzler» Grafen v. Bülow, des Generalfeldmarschalls Grafen v. Äaldersee, der Behörden und des Gefolges erfolgte. Die Majestäten verließen den Bahnhof um 6 Uhr 28 Mtn. unter begeisterten Zurufen der Volksmenge und fuhren unter unausgesetzten Huldigungen der Menschenmaffen nach dem Quirinal. Hinter dem offenen Wagen der Majestäten fuhren der deutsche Kronprinz mit dem Herzog von Aosta und dem Grafen von Turin, ferner Prinz Titel-Friedrich mit den Herzögen der Abruzzen und von Genua, dann Ministerpräsident Zanardelli mit dem Reichskanzler Grafen ». Bülow und dem Minister de» Auswärtigen Morin, Generalfelbmarschall Graf v. Waldersee und Oberhofinarschall Graf zu Eulen- bürg mit dem Minister de» königlichen Hause» Ponzio Baglia und dem Generaladjutanten vrusati. Neun weiter« Wagen folgten. Die Truppen präsen tierten; die Musik spielte die deutsche Hymne. Auf der Piazga Esedia entbot der Bürgermeister Fürst Colonna, umgeben von den Gemeinderäten, dem Kaiser den Gruß der Stadt Rom in längerer An sprache. Der Kaffer ermdderte, er fren« sich, in «0» zu weilen, in der Stadt, welche er liebe, die von einem Volke bewohnt werde, daS ihm so teuer sei. Bet diesen Worten brachte die Menge dem Kaiser begeisterte Hul digungen dar. Der Kaiser sprach dem Bürgermeister seine tiefe Dankbarkeit für die großartige Kundgebung au». Darauf folgte die Weiterfahrt nach dem Quirinal, wo die Majestäten um 5 Uhr 48 Min. eintrafcn. Die Menge durchbrach hier die Truppenabsperrung, drang aus den Ptatz vor dem Palast vor und gab ihre Begeisterung durch Schwenken der Hüte und Taschentücher kund. Die Majestäten erschienen zweimal mit der Königin und den deutschen und italienischen Prinzen auf dem Balkon, wo sie lange verweilten, währen- die Menge in unaufhörliche Hochrufe auf das KönigSpaar und den Kaiser auSbrach. Letzte Nachrichten. /X Berlin, 3. Mai. Der Zentralvorstand der nationalltberalcn Partei beriet gestern in mehrstündiger Sitzung den Entwurf des Mgemetnen Wa hlaufrufs, der am heutigen Sonntage dem Dele- giertentage vorgelegt werden soll. In unermüdlicher Frische präsidierte der nun ins 80. Lebensjahr tretende vr. Hammacherder Versammlung und leitete mit Um sicht die Debatten. — Er eröffnete die Sitzung mit tief bewegten Worten des Danke« über die ihm gestern an- läßlich seine» Geburtstages von allen Setten, namentlich aus den Kreisen der Parteigenossen zugegangenen Glück wünsche und Zeichen der Anerkennung und fügte diesem Dank das Gelöbnis hinzu, bis zu seinem letzten Atemzuge seine Dienste in den Dienst der Partei zu stellen. Der badische Landtagsabgeordnete vr. Binz stattete dem Ju bilar nochmals im Namen der Parteifreunde die herz lichsten Glückwünsche ab und gab seiner Freude Ausdruck, ihn in ungebrochener Kraft und Frische an der Spitze der Parteileitung zu sehe». — Nach der Sitzung vereinigte die Mitglieder deS Zentral Vorstandes ein gemeinschaft liches Mahl im Kaiserhof. Abends 7 Uhr fand ein Be- grüßungsabend für die Delegierten in den Erfrischungs räumen deS Reichstages statt. — Vor der Delegiertenver- sammlunq wird Abg. Bass ermann zum Entwürfe des Allgemeinen Wahlaufrufes namens des Zentralvorstandes sprechen. Berti«, 3. Mai. Der Entwurf zu dem Gesetze über denBersicherungSvertrag wird, wie wir hören, auch verschiedenen wirtschaftlichen Bereinigungen zur Begutachtung zugestcllt werden. * Berlin, 3. Mai. Die Aussperrungen von Arbeitern wegen eigenmächtigen Fortbleibens von der Arbeit am 1. Mai sind diesmal in Berlin ziemlich um fangreich. Im ganzen wurden etwa 12 000 Arbeiter, da- runter einige hundert Frauen, auSgesperrt und zwar meistens bis zum 4. Mai, in einigen Fällen auch für eine ganze Woche. * Iserlohn, 8. Mai. Die Fabrikantenvereinigung be schloß, am 6. Mai mit den Arbeitswilligen, die einer Organisation nicht angehören oder ausgetreten sind, die Arbeiten wieder aufzunehmen. Die An stellung erfolgt ohne Vermittelung der Arbeitsnachweis stelle. «Köln. Ztg.) * Bolinge«, 3. Mai. Ueber die Angelegenheit des amerikanischen Konsuls Joseph I. Langer gehen die Meldungen sehr auseinander. Der Konsul selbst läßt durch Lassans Bureau erklären: „Ich war als Zeuge vor ein hiesiges Gericht geladen, das den Namen Schöffen gericht führt. Bei der Vernehmung verweigerte ich die Beantwortung verschiedener inquisitorischer Fragen und wurde deshalb zu 30 Geldstrafe und einem Tage Haft verurteilt. Unter Berufung aus die Konsularkonvention -wischen Deutschland und den Vereinigten Staaten ver langte ich Immunität gegenüber der Haftstrafe; der Ge richtshof lehnte die Anerkennung der Konvention jedoch ab. Ich verließ das Gerichtszimmer und wandte mich an den Präsidenten des Gerichts in Elberfeld, der auch das Solinger Gericht sofort anwie», mich nichtweiterz u belästigen und eine Untersuchung gegen den verantwortlichen Richter anordnete. Joseph I. Langer." Dieser nicht eben bescheidenen Aussage weiß das Bureau noch hinzuzufügcn: Die Vollstreckung der wegen Ungebühr vor Gericht über den hiesigen amerikani schen Konsul Langer verhängten Haftstrafe wurde auf- gehoben, nachdem daS Landgericht in Elberfeld fest gestellt hatte, daß die Vollstreckung der Strafe nach Z 3 der deutsch - amerikanischen Konsularkon vention unzulässig ist. Konsul Langer will sich jetzt beschmerdeführend an den Jnstizminister persönlich wenden und Genugtuung beantragen. — Im Gegensatz dazu meldet die „Köln. Ztg.": Langer erhielt auf telegra phische Anfrage beim amerikanischen Botschafter in Berlin den Rat, beim Landgcrichtspräsidenten in Elberfeld vor stellig zu werden. Langer suchte den Präsidenten persönlich auf und erzielte, daß die Vollstreckung der erkannten Haft, strafe aufgeschoben wird, die Strafen selbst aber bleiben bestehen. — Und die „Frkf. Ztg." meldet sogar: Das Gesuch des amerikanischen Konsuls Langer um Straferlaß wnrbe vom Landgericht Elberfeld abge lt h n t; auch der Botschafter in Berlin versagte f«1neHsilfe. — Ueber denVorgangim Gerichts saale erfährt man noch folgende Einzelheiten: DaS Schöffengericht verhandelte in einem von Langer gegen den Redakteur Dittmann angestrengten Beleidigungs prozeß. Al» im Laufe der Verhandlung da» Gericht da» zivilrechtliche Schuldverhältni» zwischen Langer und der Firma AlSbcrg zur Aufklärung des Sachverhalte» näher feststellen wollte, antwortete der al« Zeuge geladene Kon- sul auf «ine Frage de» Vorsitzenden in ganz erregtem Tone: „Aber wa» soll -a»ss Sie fragen mich hier nach meinen Privatangelegenheiten; ich bin doch nicht der Ln- geklgte!" Da» Gericht erblickte in dieser Antwort, die mehrfach wiederholt wurde, eine grobe Ungebührlichkeit und nahm -en Konsul in eine Ordnungsstrafe von :'O Nach wiederholten ausweichenden Antworten weigerte sich der Kons«! schließlich, »eiter« W«D^a^e«
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