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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.06.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020625011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902062501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902062501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-06
- Tag1902-06-25
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Morgen-Ausgabe. MMer,Tageblatt Anzeiger. ÄmlsölatL -es Königlichen Land- nn- Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes nn- Malizei-Ämtes -er Zta-t Leipzig. Nr. A7. Mittwoch 25. Juni 1902. 98. Jahrgang. Abonnement auf das dritte Vierteljahr 1902. Im Interesse rechtzeitiger Lieferung wolle die Bestellung durch die Post bereits jetzt veranlaßt werden. Der Preis beträgt wie bisher bei allen Postanstalten 2 monatlich und 6 vierteljährlich. Da» Abonnement sowie die Zahlung des Zeitungsgeldes können auch durch die Briefträger erfolgen. Unsere Filialen in Dresden (Strchlener- straße 6) Tel. I 1713, und Berlin (König- grätzerstraße 116) Tel. VI 3393, führen Aufträge auf Monats- und Vierteljahres-Abonnements zu Originalpreisen aus. Das Anwachsen der Matricularbeitrage. * Da» soeben in seinem 23. Jahrgang erschienene Sta tistische Jahrbuch für das Deutsche Reich, heraus- gegeben vom kaiserlichen Statistischen Amt, enthalt unter anderen wichtigen Abschnitten auch einen solchen über das Finanzwesen des Reiches. Die Matricularbeitrage der Bundesstaaten sind danach in den letzten fünf Jahren, in 1000 berechnet, «»gewachsen von 455 858,8 im Jahre 1898 auf 489 953,8 im Jahre 1899, auf 527 662,4 im Jahre 1900, auf 570 933,0 im Jahre 1901 und aus 580 639,8 im Jahre 1902. An diese Zahlen knüpft die „Nat.-Lib.-C." folgende Auslassung: „Keine der positiven Parteien wird umhin könne», bet der Vorbereitung der Arbeit für die nächsten Wahle« Stellung zu nehmen zn der Frage, wie den wachsenden Schwierigkeiten, dir auS der Gestaltung der Flnanzverhältnisse im Reiche und in den Einzel, floaten sich ergeben, am besten zu begegnen sei. Soweit in dem letzten ArbeitSabschnitte deS Reichstags die Frage berührt wurde, ergab sich nur in der Hinsicht vollkommen» Klarheit, als von zu ständiger Seite wiederholt der Gedanke der Einführung einer ReichSeinkommeusteuer bestimmt abgewiesen wurde. Er ist in einem föderativen Staatensystem nicht zu verwirklichen. Wer an ihm festhält, bekundet, daß er die föderative Grundlage der deutschen ReichSzustände zerstören oder aber sich um di« Verpflichtung drücken will, andere Vorschläge zur Erhöhung der eigenen Einnahmen deS Reiche- zu machen oder zu solchen, welche beispielsweise vom preußi schen Finanzministerium wie vom Reichsschatzsekretär weniger gemacht als augedeutet worden, sich anders als ausweichend zu äußern. Daß Bemühen um die Erschließung solcher Ein- »ahmequelleu für das Reich, welche einerseits möglichst er- giebig sich erweise» und andererseits möglichst wenig tief in die Lebenshaltung der minder bemittelten BolkSclassen einschneidea, hat schon vor der Neubrgründuug deS Reiche» eine der am drückendsten empsoadenrn Sorgen der die deutsche Einheit mit vorbereitenden Parlamente, deS Norddeutschen Bundestags und deS ZollparlamentS, gebildet. Im deutschen Reichstag hat sich daun wiederholt die» gezeigt: je länger die Parteien einer praktischen Entschließung sich versagten, weil sie das Odium »euer iSteurrn oder Zölle nicht auf sich nehmen wollten, um so empfindlicher machte sich die» später im Wahlkampfe geltend. Das wird aber wohl auch ferner so bleiben. Je mehr olle Erfahrungen, dir in dieser Beziehung gemacht worden, dazu mahnen, das Durchkommen zwischen Scylla und LharybdiS uicht als eine Sache zu betrachten, die man auf die leichte Schulter nehmen könne, um so ernster sollten alle positiven Parteien des Reichstag» auch darauf bedacht sein, an La» Zustaudrbringrn de- Zolltarif! so viel ehrliche Kraft zu setzen, al» sie irgend aufdieten können. Insonderheit durch die An nahme der agrarischen Zölle in der von den verbündeten Re- giernngen vorgesehenen Höhe würde di« Aussicht sich verstärke», daß da» Suchen nach anderweit»» Mitteln sür die Deckung uothwendigster ReichSau-gabrn in den nächsten Jahren minder störend auf weite ErwerbSkreis, und auf die Entwicklung der positiven Parteien bleiben könnte. ES ist un» durchaus nicht oubrkanni, daß da» Interesse der Reichscasi« bet der Rengestaltung de» Zolltarif« keineswegs in erster Linie ausschlaggebend ist. I« schwieriger «S aber mit der Zeit geworden ist, neue Steuern ausfindig zu machen — da» Zu- staodekommen de» Schaumwriufleuer-rsetzeS war doch gewiß keine leicht« Geburt — um so mehr sollte auch di, Rücksichtnahme aus de« Stand der ReichSfinanzen mitbestimmend dafür werden, daß der Zolltarif nicht im Orku» verschwiudet." Zweifellos ist eS richtig, daß das Verschwinden de« Zoll tarif im Orku« die Frage, wie der Finanznoth deS ReickeS und der Einzelstaaten abzuhelfen sei, noch verwickelter machen würde; e« ist daher auch am Platze, die positiven Parteien aufzufordern, für da« Zustandekommen des Zolltarifs zu sorgen. Irrig aber würde die Annahme sein, daß dieses Zu standekommen uns der Lösung jener Frage wesentlich naher bringen konnte. Zölle, die gegen die übermäßige Concurrenz de- AuSlandeS schützen sollen, können nun einmal hohe Erträge nicht bringen; diese müssen vielmehr in dem Maße abnehmen, in dem die Zölle ihren Schntzzweck erfüllen. Und gerade weil der neue Zolltarif »inen ausgesprochenen Schutzcharakter hat, dürfte eine vorschauende Finanzpolitik sich nickt in den Traum I wachsender Zolleinnahmen wiegen, sondern sollte Vorsorge für den voraussichtlichen Fall einer Verminderung dieser Ein nahmen und einer dadurch nock wachsenden Finanzcalamität des Reiches sowohl wie der Einzelstaaten treffen. Wie die Parteien, und wenn sie noch so positiv sind, an dieser Vorsorge sich betheiligen sollen, ist un« schlechterdings unfaß- bar. Am unfaßbarsten, was eine Stellungnahme der Parteien bei den nächsten Wahlen zu der Frage, wie der Finanz- notb abzuhelsen fei, nützen sollte. DaS würde ein schönes Durcheinander Heben, wenn diese Frage al« Hauptfrage in die Wahlen hioeingewmfen würde! Der Reichstag, der nach einem solchen Wahlkampfe zu Stande käme, würde der bunt scheckigste werden, den das Reich jemals gesehen. Parteien sind überhaupt nicht im Stande, solche Fragen zu lösen; das ungeheure Material, auf da« eine Lösung sich gründen muß, stehl nur den Regierungen zur Verfügung. An diese ist daher wieder und immer wieder die dringende Mahnung zu richten, die Inangriffnahme einer organischen, auf neue Einnahmen auS Finanzzöllen sich gründenden ReichSfinanz- rrform nicht weiter auf die lange Bank zu schieben. Gerade die Thatsache, daß im nächsten Jahre Neuwahlen zum stdeichStage bevorstehen, sollte die Herren Finanzminister der Einzelstaaten veranlassen, nicht nur über die Grundzüge einer Reichsfinanzreform sich baldigst zu verständigen, sondern auch diese Grundzüge bei irgend einer günstigen Gelegenheit bekannt zu geben. Dadurch könnte die Gefahr vermieden werden, daß diese Resormfrage von unberufenen Seiten in die Wahl bewegung hineingeworfen und dadurch eine Verwirrung hcr- vvrgerufen würde, die voraussichtlich die Wahl eines Reichs tags zur Folge hätte., mit dem eine ReichSfinanzresorm schlechterdings nicht durchzuführen wäre. Herr v. Thielen und sein Nachfolger. Karl v. Thielen ist am 30. Januar 1832 zu Wesel als Sohn des ehemaligen evangelischen Feldpropstes der Armee, Thielen, geboren. 1860 wurde er zum Rcgierungsasscssor ernannt, war nach kurzer Arbeit auf der Regierung zu Arnsberg mehrere Jahre Landrath des Kreises Wittgenstein und wurde 1864 pro visorisch und 1865 definitiv in den Eiscnbahndicnst über nommen. Am 1. Januar 1866 wurde er als Mitglied der oberschlesischen Eisenbahndirection nach Breslau versetzt und 1867 Hilfsarbeiter im Ministerium der öffentlichen Arbeiten. Dann trat er im October 1867 aus dem Staatsdienste aus und wurde zweiter Specialdircctor der Rheinischen Bahn. Als diese verstaatlicht wurde, blieb er Mitglied der neugcbildeten Eisen- bahndircction. Am 1. October 1881 wurde er mit der Wahr nehmung der Geschäfte des Eiscnbahn-Dircctionspräsidcnten in Elberfeld betraut und 1882 definitiv zum Präsidenten er nannt. Am 1. Oktober 1887 wurde er nach Hannover in gleicher Amtscigcnschaft versetzt. Am 20. Juni 1891 erfolgte seine Ernennung zum Minister der öffentlichen Arbeiten. Jur Jahrhundertwende wurde ihm der erbliche Adel verliehen. Das ist in großen Zügen das bisherige Lebensbild des für die preußischen Finanzen des letzten Jahrzehnts nach Miguel wichtigsten Mannes. Die Verbindung dieser beiden Namen ist überdies nicht rein äußerlich, sondern bekanntermaßen durch die „innigen" Beziehungen des Finanzministeriums zu dem der öffentlichen Arbeiten be dingt. Daß dieser „Innigkeit" keine Gcmüthsbedeutung beizulegen war, ist gleichermaßen bekannt. Manchmal mag der Reffortminister Herr v. Thielen die Bedeutung und den Einfluß des in weiterem Sinne verantwortlichen Mannes, mit dem nicht gut Kirschen essen war, als Last und Hemmschuh empfunden haben, denn soweit bleibt auch der Staatsmann Mensch, daß er die Eindämmung des eigenen Gebietes zu Gunsten des großen Ganzen schmerzlich empfindet. Bei einer Abschätzung des nun ab getretenen Ministers als Reformator wird dieseis Ber- hältniß wohl zu berücksichtigen sein, und mancher Vor wurf von reform-radtcalcr Seite wird in dieser Erklärung seine Erledigung finden. Gleichwohl sind auch neben den uns nicht so nahe berührenden fiskalischen Errungen schaften die organisatorischen und reformatorischen Er folge auS der Amtsthätigkeit Thielen s bedeutend genug, so daß sie selbst in nichtprcußischeu Blätter» rückhaltlose Anerkennung finden. Das ist einigermaßen auffällig bei den heftigen Angriffen, die Herr v. Thielen als Spitze der preußischen Etscnbahnverwaltung von Setten auS zuhalten hatte, die in ihm -en rücksichtslosen Vertreter des preußischen Bortheils gegenüber anderen Staaten sahen. Das war aber eben die natürliche Stimmung des Kleinen gegenüber dem Großen, dessen Entwickelung nicht innner von der Rücksicht auf Andere geleitet werden kann; daß eine billige Rücksichtnahme überdies nicht schroff ver weigert wurde, ist mehr als einmal dem Minister a. D. von seinen bundesstaatlichen College» bezeugt worden. Ein sehr wohlwollend gehaltener Artikel des „Schwäb. Merc." sagt über dies Thema Folgendes: Thielen s Verdienste um Preußen würden, so maßgebend das dortige Beispiel auch vielfach für die anderen Staaten war, kaum Anlaß zu so ausführlicher Besprechung bieten, wenn nicht» auch nach anderen, das ganze Reich berührenden Seiten bleibende große Verdienste des scheidenden Ministers hervor zuheben wären. Da ist zuerst sein Verhalten zu den anderen Bahnverwaltungcn zu betonen. Gar Manches, was in den anderen Staaten auf dem Bahngebiete geschah, mag dem preu ßischen Minister unerwünscht oder verfehlt erschienen sein, und nahe mag dieBersuchung gelegen haben, einen Druck dort auszu üben, wo dieMacht dazu in seiner Hand lag. Es war gewiß weise, daß er, der Grundsätze Bismarck'S eingedenk, nirgends drängte, sondern abwartetc, bis die bessere Einsicht durch die Verhältnisse geweckt werden würde. — Daß da« mächtige Preußen auch auf dem Bahngebiete die anderen Verwaltungen schonend und freundlich behandelte und nie seine Stärke ihnen gegenüber mißbrauchte, ist gerade in letzter Zeit von verschiedenen Rcgic- rungsvertrctcrn in den süddeutschen Kammern anerkannr worden. Diese weise Mäßigung ging aber doch nie so weit, daß der Fortschritt auf dem eigenen Gebiete dadurch aufgehaltcn worden wäre. Oft hat dieses Vvrschrciten den anderen Staaten directcn Nutzen gebracht, oft sie zur Nacheiferung gezwungen, um nicht rückständig zu erscheinen. Unter den vielen Tarif herabsetzungen haben wir in Württemberg besonderen Anlaß, uns der Ermäßigung bei den Kohlenfrachtcn zu erinnern, durch die allein und ohne jedes Opfer unsererseits unserem Lande ein Bortheil zufloß, der auf eine Million jährlich geschätzt wurde. Die Einführung des Stückguttarifes und in letzter Zeit die Verlängerung der Giltigkeit der Rückfahr karten sind ebenfalls Folgen eines preußischen Vorangehens, und so ist in vielen Fragen sowohl des Betriebes als auch der Tarife ohne jede Pression zwischen den verschiedenen Bahn verwaltungcn ein erwünschtes einheitliches Vorgehen erreicht worden. Viel fehlt allerdings noch bis zu dem Ziele, das ja von allen Seiten als das crstrebcnswerthe bezeichnet wird, daß nämlich die Bahnen Deutschlands als ein einheitliches Netz verwaltet werden, wie dies die Reichövcrfassung bestimmt. Empfindet Jeder, den nicht der Partcistandpunct Verblender, das Bcdürfniß danach, wie mag dieser Mangel erst dem Staats- mannc erscheinen, der die Vorrheile der Vereinheitlichung voll abschätzcn kann? Um einen festen Anhalt für den Aufschwung des preu ßischen Eisenbahnwesens zu geben, lassen wir hier noch folgende Daten folgen: Bei Uebernahme seines Amtes im Jahre 1891 betrugen die Betriebseinnahmen 919 692 000 oder 36 690 auf 1 Kilometer, die Betriebsausgaben 601 847 400 und der Vctricbsübcrschuß 317 844 000 dagegen stellten sich im letzten abgeschlossenen Jahre (1900) die Einnahmen auf 1 392 336 000 oder 45 532 -tk für 1 Kilometer, die Aus gaben auf 828 118 000 und der Bctricbsüberschuß auf 564 218 000 so daß die Verzinsung des Anlagekapitals von 4,91 Proccnt aus 7,14 Procent gestiegen ist. Während damals 7876 Millionen Personcnkilometer und 14 767 Millionen Tonnenkilometer geleistet wurden, stieg die Leistung im Jahre 1900 auf 14 025 Millionen Personcnkilometer und 24 590 Millionen Tonnenkilometer, also fast auf das Doppelte. Auch in Bezug auf die Betriebssicherheit ist unter Thielen's Leitung Wesentliches geleistet. Während im Jahre 1890 auf eine Million Zugkilometer noch 11,72 Unfälle entfielen, war diese Zahl im Jahre 1899 bereits auf 6,5 heruntergcgangen. Der zum Minister der öffentlichen Arbeiten ernannte Generalmajor a. D. Budde, der Herrn v. Thielen zu gleich auch in dem Amte alsChefde'sRcichSamtes für die Verwaltung der R e i ch sc i s e n b a h n e n er setzt, war seit seinem am 19. Deccmber 1900 erfolgten Ausscheiden aus dem Militärdienste Generaldirektor der deutschen Waffen- und Munitionsfabriken und seit Kurzem auch Mitglied des Aufsichtsrathes der Union, Elektricitätsgcsellschaft in Berlin. Er dürfte wenig über 50 Jahre alt sein. Am 12. April 1869 auS dem Eadettenhause als Leutnant beim 81. Infanterie-Regiment in Mainz eingestellt, erwarb er sich im Kriege gegen Frankreich das Eiserne Kreuz, war dann zwei Jahre BczirkSadjutant, besuchte von 1873 bis 1876 die Kriegsakademie und wurde 1877 Oberleutnant im 116. In fanterie-Regiment in Gießen. 1878 wurde er zum Großen Gcneralstab commandirt, trat aber im folgenden Jahre in den Frontdienst zurück, in dem er blieb, bis er im Oktober 1882 zum
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