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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.09.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020922018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902092201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902092201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-09
- Tag1902-09-22
- Monat1902-09
- Jahr1902
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Montag den 22. September 1902. Anzeigeu-PreiS die 6gespaltme Petitzeile LS H. Reclamea aut« d«m RedactiouSstrich (4 gespalten) 75 vor den FamUieunach» richte» (6 gespalten) 5V Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühre» für Nachweisungen und Offertenanuahme L5 (rxcl. Porto). Extra.Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderuug SV.—, mit PostbesSrderuug 70.—» Ännahmeschluß für Anzeigen: Abeud-Su-gab«: Bormittag- 10 Uhr. M»rg«»-Au-gab«r Nachmittag» 4 Uhr. Anzeige» sind stet» aa dia Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag» uuuuterbrocheu geöffnet vou früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz 1»Leipzig. 98. Jahrgang. Der Katholicismus in Sachsen, ii. DaS "katholische Schulwesen steht in Sachsen nn Wesent lichen unter denselben gesetzlichen Bestimmungen wie die evangelischen Schulen. Die Oberaufsicht bat daS Cultus- ministerium. Da mit seiner Genehmigung eigene Con- fessionssckulen errichtet werden dürfen, so baden die Katholiken davon Gebrauch gemacht. ES gab 1890 in den Ecb- landen nur 15 katholische Schulen mit 4136 Kindern, 1897 24 und in der Lausitz 26, außerdem ein Pro gymnasium in Dresden, ein Lehrerseminar in Bautzen und 4 weibliche Erziehungsanstalten, 2 in Dresden nnd je eine in den Klöstern Marienstern und Kl. Marien thal. In den katholischen Schulen wurden 1897 nach der sächsischen Schulstatistik 9786 Kinder unterrichtet, 6757 katholische Kinder besuchten evangelische Schulen. Die meisten dieser letzteren Kinder erhalten besonderen katholischen Religionsunterricht, der im genannten Iabre, außer in den Schulorten, in 50 Orten, von denen 43 in den Erb» landen lagen, ertheilt wurde. Die Directoren der Schulen sind nicht selten Capläne; die Ortöschulaufsicht liegt fast ausnahmslos in den Händen der OrtSpfarrer. DrewS erwähnt, daß der in Sachsen eingeführte katho lische Katechismus jener des Jesuiten Deharbe ist, dessen Werk jedoch an manchen Stellen abgeschwächt wurde. Die Lehrkräfte werden in dem katholischen Seminar in Bautzen gebildet, das unter der Leitung eines Geistlichen steht. Es gab 1897 etwa 200 Lehrkräfte, zu denen jedoch noch die Religionsunterricht ertheilenden zahlreichen Capläne hinzuzu zählen sind. Die Oberaufsicht des Staates wird mit llube- dagen ertragen; man fordert eine größere Bewegungsfreiheit und nennt den gegenwärtigen Zustand eine „Ungerechtigkeit". Sehr bedeutende Erfolge hat der sächsische KalboliciSmuS in den letzten Jahren aus dem Gebiete des Bereins- wesenS erzielt. Hier ist er nicht nur im Stillen äußerst geschäftig, sondern er betreibt auch jetzt mit aller Kraft die öffentliche Werbung. Unter Wahl ist eö gelungen nach und nach eine erhebliche Zahl katholischer barmherziger Schwestern nach Sachsen zu ziehen, die mit Borliebe ihre Thäligkeit auf vornehme protestantische Kreise ausdehncn. Uebsrhaupt bat der sächsische KatholiciSmuS in diesen in den letzten Jahren manchen guten Fischzug gethan. Wir wissen, daß sein Eifer auch heute in dieser Richtung start ist und voraus sichtlich nicht vergeblich sein wird. Eine auffallende Propa ganda entfaltet er namentlich in den gemischten Eben, aber auch durch seine Bereinc, zu denen er mit leiser Hand auch Protestanten als Mitglieder hcranzuziehen sucht. Einen Mittelpunkt für die Propaganda unter den Evan gelischen bildet daS 1895 gegründete St. Iosepb-Stift in Dresden, ein katholisches Krankenhaus, mit grauen Schwestern als Pflegerinnen. Da auch die Berwaltung desselben theil- weise den Nonnen überlassen ist, sprach der um ein Gutachten ersuchte Prof. Loening in Halle die Ueberzeugung ans, Laß jenes Krankenhaus als eine Ordensniederlassung angesehen werden müsse. Das Cultusmirnsterium wies diese Auslassung jedoch zurück und das Krankenhaus ist geblieben. In evangelischen Kreisen hegt man überhaupt Zweifel, daß der katholischen Krankenpflege diese Selbstzweck iei. Tbatsäcklich scheinen mehr Protestanten als Katholiken sich dieser Pflege zu erfreuen. So haben die „Grauen" Schwestern in der Käufferstraße in Dresden im Iabre 1900 287 Protestanten und 256 Katholiken verpflegt, im Josephsstift betrug die Zahl der ersteren gar 423, die der letzteren nur 70. Im Jahre 1885 gab es in den Erblanden 53 katholische Schwestern; 41 „Graue" und 12 „Borromäerinnen". Seitdem hat sich die Zahl vermehrt. Bereits 1898 gab es 106 Schwestern, davon in Dresden allein 62; sie haben sieben, die „Borromäerinnen" zwei Niederlassungen. In OelSnitz haben sich Mitglieder eines dritten Ordens, der „Ursulinen" auS Erfurt, niedergelassen. Tie weitere Entwickelung dieser Krankenpflege in den letzten Jahren ist öffentlich nicht bekannt geworden. DrewS hat gehört, daß selbst katholische Hebammen religiöse Propaganda treiben, auch mit dem Ankauf von Gütern, um darauf Katholiken anzusiedeln, soll man in der Lausitz Versuche gemacht haben. Wie mannigfaltig das katholische BereinSwesen in Sachsen ist, beweist die nachstehende, auf Grund der Angaben des BcnuokalenderS ausgestellte Tabelle, die jedoch noch keinesfalls vollständig ist: Anfanz k-lj 3.i!>r-S ^8 F-D L > M ! » BorromSur- I Li.ikinc -chr.f I Llutknten- Bcrrm« ! c I Zs Zusammen 1868 10 3 —- i 4 - —- 18 1878 10 7 3 8 4 1 — 1 34 1888 11 12 6 26 8 — 6 71 1898 17 17 17 41 12 > 1 11 118 1931 17 17 17 42 13 2 6 11 125 Auch die Vergnügungsvereine in dieser Tabelle dienen einem kirchlichen Zweck: sie sollen den festen Zusammenschluß der Katholiken befördern. Die sechs Lehrervereine gehören zum katholischen Lehrerverband für Sachsen, der an erster Stelle die Entwickelung des Schulwesens nach katholischen Grundsätzen bezweckt. Sehr gering ist die Zahl der so genannten „Bruderschaften". Die älteste ist die 1829 ui Dreöoeii begründete und eng mit den Jesuiten verknüpfte „Bruderschaft von der Todesangst Christi". Außerdem giebt eS in Dresden noch „die Bruderschaft zur ewigen Anbetung des Aüerkeiligsten AltarsakrameutS und zur Unterstützung armer Kirchen unter dem Schutze des heiligen Benno". Sie ist auch in Leipzig vertreten und 1863 durch den damaligen Hofprediger-Supplent Wahl gegründet. DaS Präsidium hatte in früheren Jahren die damalige Kronprinzessin Carola, gegenwärtig jedoch die Prinzessin Mathilde. In der Lausitz bestehen verschiedene Bruderschaften, von denen jene der „ewigen Anbetung" in Seilendorf etwa 500 Mitglieder haben soll; anch Vereine des „GebetSapostolatS in Vereinigung mit dem Herzen Jesu" bestehen in Sachsen, ebenso Roscnkranzbruverschaflen, Marien- Vereine, Vereine der christlichen Familien und ein St. Benno- Westbund. Auch der die schärfste ultramontaue Tendenz vertretende 3. Orden deö Heiligen Franziskus Hal in Sachsen Mitglieder. Eine weit größere Bedeutung für die Propaganda als diese ErbauungSocreine haben die WohlthätigkeitS- und GeselligkeitS-Vereine. Unter ihnen verdienen namentlich die VincenliuS- und Elisabetbvereiue Erwähnung, die den Evan gelischen als eine Art Sammelvereine bekannt sind und zu denen auch sie bedeutende Beiträge geben, indem sie sich eifrig an Concerten, Bazaren :c. zum Besten dieser Vereine bethei- ligen. Die starke Entwickelung der Gesellenvereiue ist haupt sächlich dem Eifer des Bischofs Wabl zu danken, der seit 1860 Präses derselben ist. Der Dresdner Verein besitzt seil 1882 in Dresden cm eigenes Haus, da-Z zu den schönsten VereinShänsern der katholischen Gescllcuvercine in Deutschland gehört. Es ist der Sammelpuuct für die katholischen Vereine der Residenz. Beachtung verdient es, baß. wie schon angebeutet, anch Protestanten Mitglieder dieser Vereine werden können und auch thatsächlich werden. Aus der letzten Zeit sind uns Zahlen hierüber nicht bekannt, doch erwähnt' Drews, daß 1885 m Dresden 107 Katholiken und 98 Protestanten aufgenommen wurden. Außerordentlich reich ist daS katholische BereinSwesen nicht etwa nur in der Hauptstadt, sondern überhaupt im Lande ent wickelt. So bestehen im Bezirk der KreishauplmaunschaflZwickau u. A. folgende katholische Vereine: in Zwickau Casino mit 6o Mitgliedern, Elisabethoerein 18, Volksverein für bas katholische Deutschland 320, freie Vereinigung „Schwarzer Tisch" 25; das Casino in Werdau bat 80, in Crim mitschau 31, in Meerane 20, in Neukirchen 56, ein katholischer Männervcrein in Glauchau 48, eine katholische Vereinigung in Schneeberg 30 Mitglieder. Außerdem be stehen im Bezirk noch Vereine der Bayern und Böhmen mit größtentheils katholischen Mitgliedern. Die größte Bedeutung für den UltramontaniSmuS in Sachsen wird jedoch voraussichtlich der Volksverein für daS katholische Deutschland in Zukunft gewinnen. Dies- starke Organisation ist bekanntlich em Agitationsverein für die Politik d-S Centrums. Er besitzt gegenwärtig etwa 210 000 Mitglieder in allen Tbeilen des Reiches, unter denen in der letzten Hauptversammlung des Vereins Sachsen „die aufstrebende Section" genannt wurde. Der Eifer der sächsischen Katholiken drückte sich auch durch die starte Betheiligung von Dresden und Leipzig an der Ver sammlung ans. Ilm die Sachsen besonders zu ehren, wählte dieselbe den ReichStagSabgevrdneten NeichSgerichtSralh Di. Spahn-Leipzig in den Vorstand. Das sächsische Centrumsblatt, die „Sächs. Volköztg,", schrieb zu LieserWahl: „Gewiß darf der VolkSverein besonders in Leipzig und dann auch im übrigen Sachsen auf gute Fortschritte rechnen, wenn er dem guten Rathe und den Wünschen deS neuen Vorstands mitgliedes allezeit nachzukommen sich bemüht. Diejenigen dürfen sich gewißlich nicht täuschen, welche in diesem Vor gänge geradezu ein belebendes Moment für die Arbeit des Volksvcreins in Sachsen, eine neue Etappe in seinem Vordringen in die katholische Männerwelt SachsenS erblicken." — Gegenwärtig hat dieser Verein in Sachsen etwa 2600 Mitglieder. Ec erhielt sie, wie schon gesagt, in verbältniß- mäßig kurzer Zeit und man setzt alle Krajt daran, ihn zum starke» Mittelpuucte dec CentrumSpolitik und -Agitation in Sachsen zu machen. Aus einzelne» sächsischen Orten ist uns Näheres über die gegenwärtige Mitglieverzabl bekannt ge worden; sie beträgt in Leipzig 455, Cbeumitz 280, Cotta 29, Deuben 31, Großenhain 3», Kamen; 62, Kötzschenbroda und CoSwig 30, Löbtau 180, Meißen 54, Pieschen 21, Pirna 62, Radeberg 101, Radebeul 26. Natürlich fehlen in dec Liste viele Orte mit starker Mitgliederzahl, auch besitzt der Verein zahl reiche Mitglieder zerstreut im Lande. Man mahnt zu unermüd licher Werbearbeit! DaS Organ des Vereins ist die m Dresden seit einiger Zeit zweimal wöchentlich erscheinende „Sächsische Volkszeitung", die völlig im Geiste des modernen RomanismuS geleitet wird. Das Blatt wird vom katholischen Preßverein in Dresden herausgegeben und man bösst, dasselbe bald täglich erscheinen lassen zu können. Später soll die „Sächsische Volkszeitung" im Berlage einer Acliengesellschafl „Saxonia-Druckerei" erscheinen, für die Zeichnuugüscheine iürzlich veriandt sind. DaS Actirncapital beträgt nominell 160 000 .L Es ist in 800 Aci'ru ü 2'N zerleg', auf d:e vorläufig tH einzuzahlen sind. Die BereiuSbeilräge, wie die Opsersreudigkeit müssen eine sehr große sein. Gan; außerordentlich hoch sind die Ein nahmen der BincenliuS- und Elisabethvereine in Dresden und Leipzig, denen auch viele Gelder auS den Taschen der Protestanten zufließeu. DrewS weist darauf hin, daß es für die katholische Kirche Sachsens ein problematischer Gewinn ist, den sie von dem starken Zuzug socialer rvber und un gebildeter Elemente hat. Viel höher wird sie selbst die Ein Wanderung gebildeter Katholiken namentlich aus dem Westen einschätzen. Dresden bildet natürlich mit dem Hof, dein Biichof und der Hofgeistlichkeit die Hochburg für den sächsi schen KatholiciSmuS. Auch ihm ist der internationale Charakter eigen. Wir haben festgestellt, daß ein guter Theil der Katholiken in Sachsen Polen, Italiener und Tschechen, also nicht deutsche Staatsangehörige sind, auch der Klerus trägt keinen ausgeprägt nationalen Charakter. Es soll durchaus nicht geleugnet werden, daß cö scbr viele wahr haft patriotisch gesinnte Katholiken auch in Sachsen giebt. Sie sind aber eben in diesem Puncle noch nicht oder nickt mehr echte Katholiken. Denn siir diese stehl an erster Stelle der internationale Papst und sein weltliches Reich, dem alle Liebe und Begeisterung gehört; dann erst kommt die eigene Nation und das Vaterland. Die Propaganda steckt, wie der Eifer für den VolkSverein in neuester Zeit wieder bewiesen Hal, auch dem sächsischen KatholiciSmuS im Blut. Es gilt nicht nur, sich fest in dem lutherischen Sachsen ein zunisten, den katholischen Glauben mit tausend Klammern festzuketten, sondern cs gilt, Sachsen dem Katholicismus zurück zu erobern. Es ist in dieser Hinsicht bezeichnend, daß der Papst zur Priester weihe deö Prinzen Max eine Denkmünze prägen und ihm senden ließ mit der Umschrift: „ES werde eine Heerde und ein Hirte". Baid darauf schrieb das „Katholische Kirchenblatt" mit leicht verständlicher Anspielung: „Erweck' einen Ritter Georg uns in Sachsen — der siegreich dem Drachen sich zeige gewachsen!" Tie llebertritte auS dem sächsischen Adel zum Katholi- ciSmuS, das Auftreten deö Prinzen Max, die Thammenhainer und Wechselburger Angelegenheit, die Katholikenversammlungen in Zwickau und Chemnitz, die Wünsche für Sachsen auf der längsten Hauptversammlung deö Volksvereins für das katholische Deutschland, die schnelle und zielbewußte Ent wickelung desselben bei uns, der organisatorische Eifer, die feste und leidenschaftliche Betonung der CentrumSpolitik, das in Aussicht genommene selbstständige Vorgeben bei den politischen Wahlen, der harte und überlegene Ton, den man seil einiger Zeit auch in Sachsen gegen den Protestantismus anschlägt — das Alles sind Zeichen drohenden Sturmes. Die consessionellen Gegensätze verschärfen sich und schwarze Wolken steigen heraus! — Die 22. Jahresversammlung des deutschen Kerems für ^rmenpftege und Wohlthatigkeit. Erster Verhandlungsrag. Eolmar, 18. Scprember. In dem ehrwürdigen, jüngst restaurirren Äarharincnsaale wurde henre die 22. Jahrcsveriammlung des Vereins durch den Vorsitzenden ^kadrrath Ludwig-Wolf (Leipzig) er öffnen Ter Vertreter der BezirkSrcgicrung Lberrcgierungö- ralh Sommer und der Vertreter der Ltadl, Bürgermeister Riegcrr begrüßten in herzlichen mit lebhaftem Beifall aufgc- noininenen Worten den Verein. Tie Liaalsrcgierung entbot schriftliche Ollüße. ^n seinen TanteSworlcn wies der Vor sitzende ans die Bestrebungen des Vereins hin. Temnächst wurde das Bureau gebildet; es werden gewählt der Vereuwvorsitzende. sein Ttcllverlretcr Gemcindcralh Ttähle-Ttnngart. sowie dec Vorsitzende des Ortsausschüsse». Bürgermeister Nicgerr-Eolmar zu Vorsitzenden, der Schrift sichrer dec- Vereins Stadirath Münstcrberg-Berlin, sowie die tzlrmenrälhe Tchorler nnd Fischer aus Eolmar zu Schriftführern. plus den hieran sich knüpfenden geschäftlichen Mit- tbeilu n g e n sei bervorgehoben, daß dem Verein z. Zr. an geboren: 230 cstemcinden, 31 Körperschaften, 12 Behörden, 58 Vereine, I9ü Privaipersonen, zusammen 532 Mitglieder. Ten Verhandlungen liegt wie immer eine Reihe gedruckter Berichte zu ttrnnde, an die die Berichterstatter bei ihrem münd lichen Vornage anknüpsen. Tie Berichte erscheinen im Verlag von Tnncker Hnmblot in Leipzig und sind einzeln käuflich zu haben. Ten Mitgliedern des Vereins werden sie geliefert. Mitglied des Vereine- kann jeder Privatmann gegen Zahlung eines Beitrages von 5 werden. Anmeldungen sind bei dein obengenannten Vorsitzenden zu bewirken. lieber die A r m e n f i n a n z st a r i st pk deutscher Städte berichtet Sladtrarh M ü n st erbe r g. Er theilk mit. daß soeben die von Nr. Silbergleit bearbeitete Statistik im Drucke erschienen iei nnd einen verheißungsvollen Anfang vergleichen der armenstauslischcr Arven bilde. Ten ersten lstegcnstand der diesjährigen Verhandlungen bil dere die Frage: „T ie Ei n r ichrnngvonNvt li st a n d s» a r beit e n nnd ihre Erfolg e", über die der Beigeord nete Nr. varunann Barmen nnd Beigeordneter Nr. Schwandcr Straßburg berichteten. An die mir großem Beifall aufgcuommenen Ausführungen der Berichterstatter schloß sich eine lebhafte Tiseussion. Aack einigen Schlußworten der Berichterstatter wird die Verhandlung des tstegensiandeö mir der Annahme folgender Leitsätze geschlossen; der dritte Satz wird nur mit ganz knapper Mehrheit angenommen. 1> Es ist zu unterscheiden zwischen Nolhstandsarbeiten im engeren Sinne und der Verlegung an nnd kür sich nokb- wendiger öffentlicher Arbeiten in die arbcitsstillere Zeit i Arbeitsvcrichiebung >. Diese soll allgemein vorbeugend wirken, jene sollen eine vorhandene Arbeitslosigkeit be seitigen helfen. 2) Keine der beiden Veranstaltungen ist eine Maßregel dec Armcnverwaltung. Beide bedürfen einer planmäßigeren Vorbcreitnng als bisher, in geschlossenen Bezirken thun- lichsr nach gemeinsamen lstrundsätzen. 3) Znr gründlichen Bekämpfung der Arbeitslosigkeit sind neben diesen Veranstaltungen andere Maßregeln, in Feuilleton. Vas echte Tsching-Fung-Wasser. Humoreske von Lophus Bauditz. Aus dein Dänischen von H. Leonard k. Utaiv-riul >-<rboIen. Wer in China gewesen und einigermaßen mit den dor tigen Verhältnissen vertraut ist, weiß, daß keine duftende Essenz bei den Bewohnern des himmlischen Reiches so be liebt ist, wie das echte Tichiug-Fung Wasser, welches nach der nordwestlich von Peking gelegenen Stadt gleichen Namens benannt ist. Obwohl des Fabrikanten Name stets Na-Riua lautet, wird die Essenz von einer Menge verschie dener Firmen fabrieirt, die jedoch alle behaupten, im Besitze des einzigen Original-Receptcs zn sein. Ganz zufällig habe ich indcß in einem ans dem vorigen Jahrhundert stammenden Werke über Ehina, das von einem französischen Icsuitenmifsivnar versaßt worden, eine Reihe von Aufschlüssen über die allbclicbtc Essenz ge funden, nnd später ist cs mir gelungen, die Geschichte der selben bis auf die neueste Zeit zu verfolgen. Nnd da sic mir von Interesse für die europäische Leserwelt erscheint, will ich sie hier in Kürze wiedergcbcn. Vor etwa dreihundert Jahren lebte in Tschlng-Fung ein Mann Namens Han Tsia-Pa-Rina, der sich und seine Familie durch die Herstellung von Räncherpapicr und wohl riechenden Wassern ernährte, doch trotz der Vvrtrcfflichkeik seiner Erzeugnisse auf keinen grünen Zweig zu kommen vermochte. Als er eines Abends in einem elastischen Werke, der Schrift eines der sieben sogenannten „Weltweiten", las, stieß er ans folgenden Ausspruch: „Ein guter Name ist ein gutes Ding. Er kitzelt an ¬ genehm das Ohr nnd weckt die Lust, den Gegenstand, der diesen Namen trägt, kennen zu lernen." Das gab ihm zn denken. Am nächsten Morgen begab er sich zu einem Buchdrucker und bestellte ein paar Hundert kleine Zettel mit folgender Inschrift: „Das einzige echte Tsching-Fung-Wasscr, znbcrcitet von Han-Tfia-Na-Rina." So bald er die Zettel erhalten, beklebte er damit all' seine mit wohlriechendem Wasser gefüllten Flaschen und stellte sic im Fenster auf. Das half. Die Bewohner von Tsching-Fnng fanden cs lobenswert!), daß Jemand seine Waarcn nach der betrieb samen Stadt benannte, deren Bürger zn sein sie stolz waren, und sein Absatz steigerte sich derart, daß Aa-Ring bald tausend neue Zettel bestellen mußte. Ein Glück kommt selten allein. Der vornehmste Man darin der Stadt, der natürlich auch eine Flasche von dem Wasser kaufte, hatte seinen Namenstag so festlich begangen, daß er am nächsten Morgen mit starken Kopfschmerzen er wachte. Einer Eingebung folgend, goß er ein paar Tropfen des Tsching-Fnng-Wasscrs in die hohle Hand, strich damit über Stirne nnd Schläfe und verspürte sogleich wesentliche Besserung. Als er bald darauf zwecks Ein treibung der Stenern die Provinz bereiste, ersuchte er Va- Rina schriftlich, ihm schleunigst zrvölf Flasche» seines Wassers zn senden, da Seine Eminenz infolge der vielen vfsieicllc» Diners jetzt sehr häufig an Kopfweh litt. Selbst verständlich beeilte Pa Rina fick mlt der Ausführung dieses Auftrages. Das Schreiben des Mandarins ließ er unter Glas nnd Rahmen bringen, hing es in feinsm Laden auf und ließ seinen Wortlaut ans Reispapier drucken, das fortan znr Verpackung der Flaschen benutzt wnrdc. Scitlur war sei» Glück gemacht. Er wurde ein stein reicher Manu und ruht auf dem Kirchhofe von Tiching- Fung unter einem Stein, auf dem in vergoldeten Lettern geschrieben steht: „Ein guter Name ist ein gutes Ding." Han-Tsia-Rina's Sohn und Enkel, die Beide denselben Vorname» hatten, erweiterten das Geschäft noch bedeutend. Das Glück der Firma verleitete nun verschiedene Eon- enrrciiten, anch ans ihren Essenzen den Namen „Tiching- Fung-Wasscr" anzubrinaen; aber da die 2)"-Rina's den Söhnen des himmlischen Reiches sogleich in zahllosen riesengroßen Inseraten kund thaten, daß nur das Tsching Fung-Wasscr, das ihren alten, geachteten Namen trug, echt und alles Andere wcrthlose Nachahmung war, so stieg die Nachfrage nur noch mehr, und die Eoncnrrcnten waren ge schlagen. Schließlich war Ba-Ri»a's vi^-ü-vi*, ein gewisser Lao- Kiang, so frech, ohne Weiteres Ba-Rina's Namen aus sein Fabrikat zn setzen. Aber das kam ihm thcncr zn stehen: er wnrdc vor Gericht citirt und erhielt zweihnnderk Stock schläge ans die Fußsohlen. Wnthbcbend humpelte er heim nnd brütete drei Tage lang Rache. Am vierten schloß er feinen Laden, opferte vor Buddah's Bild von seinem besten Weihrauch nnd begab sich auf Reisen, um erst nach Monden in Begleitung eines Fremden hcimznkchrcn. Wie groß war das Staunen der guten Tsching-Funger. als Lao-Kiang de» Fremden, ein dürres, mit Lumpen be decktes, zopfloses Gerippe, nicht nur in seinem Hanse a»f- iiabm, ibn mit feiner Eßrrdervbe »nd Verpflegung versah, sondern ihm anch seine einzige Tochter zur Fran gab. B.i den Pa-Rina's ward das Staunen jedoch znr Raserei, als sie erführen, daß der Fremde ihren Namen trug und seine Berechtigung dazu vollauf beglaubigen konnte, und die Erbitterung erreichte ibrcn Höhepunkt, als die Ehe des Paares durch die Geburt eines Sobnes gekrönt wurde, der natürlich den Namen Han-Tfia ?)a-Rina crlnclt. Das Lao- Kiang seine Firma sogleich auf seinen Enkel übertrug und seine Flaschen mit dessen vollem Namen zierte, bedarf wohl keiner Erwähnung. Ta die guten Ehinesen nun nie wußten, ob sic daS echte oder »neckte Wasser bekamen, sank die Nachfrage allmählich sehr bedeutend. Ta sand ein Enkel des richtigen alten Pa-Rina eines Tages beim Blättern in den Werken jenes klassischen Philo sophen, worin sein Großvater den AnSfprnch gesunden, der zum Hebel seines Glückes geworden, folgende tiefsinnige Sentenz: „Willst Du einen Ort oder Gegenstand, den Du mit Anderen verwechseln launst, Deinem Gcdächtniß ein präge», so steh nicht nur auf seine äußere Gestalt, sondern auf seinen Platz in den Reihen des Gleichartigen." Das frappirte Pa-Rina. Er ging hinaus und zählte die Häuser, die zwischen feinem Besitzthum nnd dem Buddha- ccmpel lagen nnd ließ dann über seiner Thür in Mattgold die Zahl „5" anbringen. Seine Etiketts erhielten nun hinter dem Firmennamen den Zusatz: „Wohnt ans dem Piangplatz Nr. 5." Zugleich wurde der Bevölkerung durch Plaeate und Znscrate z» wissen gethan, daß nur in Nr. 5 die echte Waare zn haben sei, und im ütftizcn Reiche dringend vor dem falschen Fabrikat gewarnt. Der alle Pa Rina war wieder Sieger auf der Wahlstatt, und Iain .clnite lsindnrck führte das Hans Lao-Kiang eine sieche Eriiicnz. Eine»- Tages aber trugen sämmtliche Flaschen in deS falschen Pa nkina's Laden die Aufschrift Piangvlatz Nr. 5. Ter Elende Valle wirklich die Frechüeit gebabt, seine Flaschen mit falscher Wolinnngsangabc ansznstatten, und der echte Pa Rina, ein klr-ttr Enkel der ursprünglichen Firma, liatte bereits seine Galoschen angczvgen, nm zur Polizei zn gehen und die Bestrafung des Betrügers zn be antragen. als er ein winziges, mit den kleinsten, kritze» lichslen Buchstaben gedrucktes „gegenüber" vor der sammen Nr.entdeckte. Es sah beinahe ans, als habe eine
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