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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.11.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-11-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19021101015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902110101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902110101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
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Vez«s»- pr-r« guff« >. Fernfpmcher i58 md «L ^Uutme^^M-«,» rrfwdHad». »uchps^ a»v«stMWK.^ L «scha A^har^t-k * «»<««pl. H«Vt-^erle DreÄ«r Gtrehlee Strahl. FerufPrecheip«t I Nr. 1718. Hmwt-F iale Oerli«: LkiktggrLi Straß« US, Ferushrrcher lmt VI Nr. 8888, Morgen-Ausgabe. MpMrr.TagMaü Anzeiger. ÄmtsUM -es Königlichen Land- «n- -es Königliche« NmLsgerichtes Leipzig, -es Rates nn- -es Volizei-Kmtes -er Lta-t Leipzig. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile SS H. Neklamo» «1« dem tztedaktlou-fittch (SgespaUni) 75 vor de» Famütenuach- richt« («gespalten) 50 H. LabeLarNcher md Ktfferusatz «tsprechend H5H«». — Bedühren für Nachwetsnngeu and Offerteuamuihm« 85 («xel. Porto). Ertru-Veilage» (gefalzt), o»r mit der Morqeu-An-aab«, »H»I PostbefSrderung SO.—, mit Postbeförderung 7V.—. Annahmeschluß fiir Anzeigen: Abeud-NuSgaber vormittag» 10 Uhr. Morgeu-Au-gab«: Nachmittag» 4 Uhr. Anzetg« stad stet» « di« Srpedittou ja richt«. Die TrpebMos ist Wochentag» ammterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abends 7 Uhr. Dnut und Verlag vou L Pol» i» Leipzig. Siu M Sonnabend den Zuletzt Bier au» 13 Schock und Loriaoder ' ) .Ingwer) Rechnung „ zwei ver schiedenen Apotheken bezogen worden. Der eine Lieferant wird auch genannt, e» war Michel Hoffmann, der Mohren apotheker; der ande-e wird wohl wieder der Löwenapotbekrr oder der SalomoniSapotheker gewesen seia. Höchst bezeich nend ist der letzte Poste» der Rechnung: auf alle die Süßig keiten und Gewürze mag wohl mancher »ach einem frischen Trunk au» dem Burgkeller gelechzt haben. Es finden sich aber diesmal in den Rechnungen auch noch ein paar andere Ausgaben. Der „Nenne" (HauSmann, Heizer) erhielt 4 Groschen für da» Waschen der Rat-stube, der Schneider 10»/, Groschen „von der großen Stuben mit schwarzem Tuch zu schmücken". Dazu wurden für 4 Groschen 400 Zwecken gekauft. Da- Tuch w»rd nicht berechnet, scheint also zurückgenommeu und noch anderweit verwendet worden zu sem. Ein paar Groschen wurden auch ausgegeben für „24 hölzerne Credenrlein über die Gläser", wohl Holzveckelchrn zum Zudecken der Weingläser. Auch IS Groscheu Trinkgeld wurden gezahlt, denen, „die aus» Silber geseben". Man hatte also, wie auch sonst, weun fürstliche Gäste im Rat hause zu bewirten wäre», au» wohlhabenden Häusern Silber geschirr zusammen geborgt. Endlich noch ein Posten: der Kanzler de» Herzogs erhielt 30 Gulden zur „Verehrung" für die Ausfertigung der Privilegbestätigung. Herzog Heinrich regierte nur zwei Jahre: er starb am 18. August 1541. Ihm folgte sein Sohu, Herzog Moritz, seit 1547, wo er seinen eruestiuischeu Detter, den Kur fürsten Zohanu Friedrich auf der Lochauer Heide schlug, „Kurfürst" Moritz. Die Huldigung für ihn iu Leipzig war Mittwoch den 21. September 1541. Sein Bruder August war wieder mit anwesend. Der Rat fchickteiedem von beiden vier halbe Stübchen „de- besten rbeinischra Wein«" und vier halbe Stübchen Muscateller in» Schloß (1 Stübchen — 4 Kaaoeu). Die Huldigung war früh 8 Uhr; die darauf folgende Bewirtung fand „an vier Tischen" statt. In die Kanzlei wurden für die Privilegbestätigung 85 Gulden 15 Groscheu bezahlt, der Kanzleidiener erbirlt 12»/, Groschen für da» Siegel, Joachim Faust, ^der Fleiß vorgewandt, daß unser gnädiger Herr Herzog Moritz mit seiner eignen Hand unterschrieben", 3 Gulden 12 Groschen. Die früher« LandeS- berren hatten immer nur ihr Siegel an die Privilegbestätigung hängen lassen. Herzog Moritz malte seine wundersamen Krakel — er schrieb zeitlebens wie eia Kind — zum ersten mal selber aufda» Pergament. Nachdem Moritz am 11. Juli 1553 der Wunde erlegen war, die er am 9. in der Schlacht bei GieverShausen erhalten hatte — seine Leiche wurde am 19. auf ihrem Wege nach Freiberg durch Leipzig gebracht — folgte ihm iu der Regierung fem Bruder August. Er verbaud die „Erbhulduua" — auch jetzt noch heißt e» so — mit «ine« Landtag in Leipzig, der Sonntag den 20. August begann und z«hn Tage dauert«. Di« Huldigung war Montag de» 21. August. Auch sie be wegte sich »och in deu bisherigen einfachen Formen. Der Rat schickte de« Kurfürst« „iu die Herberge", wo er mit seiaer Gemahl«, der Kurfürstin Auua wohnte, eia Faß Roeinweio und eine Läget Malvasier. Abgestiegea »ar der Kurfürst wohl i» dem stattliche» aeu« Eckhause am Thomas kirchhofe, da» der reichste Maa» voa Leipzig, Heinrich Gcherl, nach der Auslösung de» TdomaSkloster« hier erbaut hatte (abgebrochen 1902). Da» Hau» hatte soeben, im Juli 1553, Vr. Fach», einer d«r Schwiegersöhne Scherl», von d« Mit- erb« über»«»«, uud von diese« ksvstr e» der Kurfürst 4 Leipzigs Huldigungen in alter Zeit. rugrschriebeuwird (daher huldvoll), das Eigenschaftswort w beiden stedeutungea üblich ist, wird das Zeitwort huldigen chou langst uur noch im zweiten Sinne augewendet. Dagegen spricht nicht, daß auch der Ver liebte ein: schönen Frau „huldigt", und der größte Teil er Menschen jederzeit irgend einer Mode, einer GeschmackS/«tuug, einer Doktrin „huldigt". Auch da handelt sich« um ett Unterwerfung. Da» äUste urkundliche Zeugnis für eine Leipziger Erb huldigung ist eine Urkunde vom 17. März 1403, worin die Bürgermeister, die RatSleute und die ganze Gemeinde der Stadt bekennen, dhß sie deu Landgrafen Balthasar, Friedrich uud Wilhelm „eme rechte Erbhulde iu Treuen an die Hände ge lobet und mit ufgerackten Fingern zu deu Heiligen geschworen hab«." Die Huldigung wurde also damals nicht bloß mündlich geleistet, sondern e- wurde eine Urkunde darüber ausgestellt. Der Huldigftag stand nämlich stet« eine Gegenleistung deS Fürsten gegenüber: die Bestätigung (Confirmatwa) der Rechte und Freüvieen <Vriwlv'«nV Ki- dea ^rri: »cr^sra^ viruehe» hatte». Huldigung und Prtoileg- destätigung gehörten zu einander, wie zwei einander er gänzend« Hälften derselben Sache. So huldigt der Leipziger Rat am 4. Februar 1448 dem Kurfürsten Friedrich II., und unter demselben Datum bestätigt der Kurfürst der Stadt ihre Rechte unl Freiheit:». Hier sind beide Urkunden erhalten; die der Strdt wird im Staatsarchiv, die des Kurfürsten im Ratüarchiv »ufbcwahrt. Später fiel die Urkunde über die Huldigung weg. AtS am 28. November 1464 die Stadt dem Kurfürsten Ernst und dem Herzog Albrecht huldigte, den beiden fürsil.chen Brüdern, die dann 1485 daS Land »heilten und die Stammväter der ernestinischen und der albertinischen Linie der W.ttiuer geworden sind, wurde nur noch über die Prwilegbestitigung eine Urkunde ausgestellt, die Huldigung darin nur elwähnt. lieber :en äußern Verlauf einer Huldigung, über die Feierlichkeit r, die damit verbunden waren, erfahren wir aber aus de» Urkunden, abgesehen von den „ufgeracklen Fingern", »icbt daS geringste. Die erste Huldigung, über deren Ver lauf wir — aus den Stadtrechnungen — einige Kunde haben, ist die für Herzog Georg vom 2. Dezember (Mittwoch nach Sankt Anvr aStag) 1500. Herzog Albrecht war auf dem Feld zug« in Kruklano am 12. August 1500 iu Emden gestorben. Anfang Dcjcmder kamen seine beiden Söhne, Herzog Georg und Herzog Heinrich, nach Leipzig. Der Landesherr wohnte damals stelt im Schloß, iu der alten Pleißenburg, die 1547 bei der Bcligerung Leipzigs zerstört wurde. An der süd westlichen 2ckr de- Schlosses stand „des Herzog- Schlaf thurm". Ti: Huldigung selbst fand auf dem Rathause statt, auch noch aus dem alten, das Hieronymus Lotter 1556 ab brach uud durch einen Neubau ersetzte. Die Stadtrechnungen verzeichnen nun: „Auf Donnerstag Vigilia Barbara« (d. i. dea S.Dezember)Thomase»Aruolde für dreiLagel (Fäßchen) neuen Re,»fall, zut Verehrung unser» gnädigsten und gnädigen Herrn Herzogen Friedrichs 1 Lagel, unser» gnädigen Herrn Herzog Georgen 1 Lagel uud unser« gnädigen Herrn Herzogen Heinrich rin Lagel, je die Lagel für 8 Gulden, käciuot 24 Gulden". Und zwei Tage später: „Item HanS Hüter für 8 Pfund Eon- fectorum un» zwei Stübchen Reinfall zu 4 Groscheu zur Ver ehrung unsrer gnädigen Herren Herzog Georg und Herzogen Hemrrch, al» ihre Gnaden Erbhuldung genommen, kamt 1 Schock 10 Groschen." Der neue Landesherr wurde also vom Rat mit einer Weinspende im Schloff« begrüßt, und nach der Huldi gung gab eS auf dem Rathause eine kleine Kollation. Han« Hüter war der Löwenapotheker, Thoma- Arnold einer der kleineren Weinhändler der Stadt. Bei dea Fest lichkeiten, die der Rat im Mittelalter im Rathaus« ver- anstaltete, namentlich bei den HochzeitSkollationea für her vorragende Personen an« der Bürgerschaft oder vom Hofe *onate natürlich kein Mahl veranstaltet werde«. Es gab nur Hein uud dazu einen kalten Imbiß. Dabei darf man aber Nt>t au Pi« Herrlichkeiten eine« heutigen „kalten Buffet«" den»«. Man trank ausschließlich oder fast ausschließlich süßen Wein. Die beliebtesten Sorten waren Remfall (auch Reifaü. Refal, Refael, sogar Rafael geschrieben) und Mal vasier. Dazu gab e» uur Konfekt und überzuckerte Gewürze, und die l»-og man au» der Apotheke. Bemerküawert ist, daß be, dieser Huldigung außer dem Bruder de» >«en LandeSyerrn auch der ernestinische Detter, Kurfürst Frirnrich, der seinem Dater Ernst schon 1488 in der Regierung gefolgt war, mit aawrsend ist und in der Stadtrechuung sogar an erster Stelle genannt wird. Trotz mancher Miß Helligkeiten, di« schon damals, fünfzehn Jahre nach der Teilung Sachsen», zwischen den beiden Linie» bestanden, fühlten fi, sich doch immer noch al» Ganze«. E» gab »och keine Universität Wittenberg und noch keinen Luther. Herzog Georg starb nach achtunddreißigjähriger Regierung am 17. April 1539. Still Nachsolger war sein Bruder Heinrich. Die Huldigung für di«;«» fand in Leipzig in der Doch« vor Pfingsten statt. Auch diesmal »ar« »ieder di« Ernestine» dabei. Aber da» Vevtzaltui» zwischen beiden Knie» hatte sich inzwischen gewaltig geändert. Herzog Georg war hi» an seinen Tod ein unversöhnlicher Grauer Luther« gewesen. Herzog Heinrich hatte sich unter dem Einflüsse seiner Gemahlin Katharina und de« kurfürstlichen Hofe« schon seit Jahren der lutherische« Bewegung angrschloffea. Mit seinem Regierungs antritt wurde die Reformation auch amtlich im Herzogtum Sachsen eingeführt, in Leipzig zu Pfingsten 1539. Dazu kam der Herzog selbst mit seiner Gemahlin und seinen beiden Söhnen Moritz und August Donnerstag vor Pfingsten, den 22. Mai, nach Leipzig; von WitteubeiH kam Kurfürst Johann Friedrich mit seinem Bruder Johann Ernst und den Reforma toren. Die Huldigung fand Freitag den 23. Mai statt. Gleich nach der Ankunft der Fürsten hatte der Rat die üblichen Weinspenden in» Schloß geschickt. Heriog Heinrich mit seiner Familie erbirlt ein Faß Rheinwein „von 5 Eimern ungefährlich" für 7 Schock 34 Groschen und „drei Lagel Muscateller Malvasier", die Lagel für 13 Gulden, der Kur fürst und sein Bruder ebenfalls jeder eine Lagel Malvasier. Bon der Bewirtung im Rathause nach der Huldigung hat sich in den Stadtrechnungen da» vollständig« Verzeichnis der Speisen uud Getränke erhalten, die augeschafft worden waren. Man hatte gekauft: und Musi aller (Muscateller) Birnen und Pomrranzeuscholrn und Quitten und Tiiranot and Zuckerbildelein und überzogen Toriander und Mandel überzogen 2 P 2 P 2 L 2 P 2 Pfuud Quittrnlotqoergr« 3P 4 P 5 P 4 Pfund Fenchel 4 P uad Aui» 4 P, - 2 P uud Tauel (Zimmet) 2 P uad Jmber Hingwer) 2 Pfuad Regal (?) 5 Pfuud Toastet 1'/, Pfund Lttraaat 1'/. Pfund pira Llieatel (Muscateller Birnen) 1'/, Pfund Quitten I»/, Pfund Pomeranzenschal i Pfund 4 Loth Trisraet (? auch Lorfenrt geschrieben) «Slict»« Vkcnd Ingwer 24 Saunen Mustaller (Muscateller Dein) Aepsel Rothen Dein 150 Pomeranzen eine Schale sonderlichen guter Tonfect 12 Kannen rheiuifch Wet», blauten. Zuletzt wird noch erwähnt „für 11 Groschen dem Bürgerkeller". Die ganze Bewirtung kostete 44 Groschen. Es fällt auf, daß mehrere Sorte» iu der doppelt erscheinen. Offenbar war da» Ganze au» Der Levorst)ende erste Besuch Könia Georg» iu Leipzig nach seinem R, ruug-antritt und die zahlreichen Huldigungen, die ihm dabei n r «« bereitet werden, lenken unwillkürlich den Blick zurück iu eiv^'Zeit, wo nach jedem RegirruugSwechsel der neue LaudeShc, von seinem Lande die „Erbhuldung" forderte uud dazu mourlang von Stadt zu Stadt zog. Huldige, Huldigung — so hat man nicht immer gesagt; die ckera Formen de» Worte» sind huldeu uud Hulduug. ^tld und da- dazu gehörige Eigenschaftswort hold bedeut« die Zuneigung, die Gewogenheit argen jemand, uad zwar ui, bloß die de- Herrn gegen seinen untergebenen, obwohl da- „ie ursprüngliche Bedeutung gewesen sein mag, soudera auch « de» Untergebene» gegen den Höherstehenden. In dem er^ Sinne bersihreu sich die Wort« mit dem Begriff der ^ade, im zweiten mit dem der Treue, Ergeben heit, Dienstkrkeit, Unterwürfigkeit. Während aber da» Hauptwort jtzt mehr in der ersten Bedeutung gebraucht, Huld vor «em dem Herrscher, auch Gott, al» Eigenschaft zugrschriebeuivird (daher huldvoll), da- Eigenschaftswort fideutungen üblich ist, wird da» Zeitwort chon langst uur noch im zweiten S^nne schönen Frau „huldigt", uud der 1. November 1902. uud machte es dann zum Amthause. Möglich aber auch, daß er bei dem Ratsherrn Hieronymus Lotter am Markte, dem Rathause gegenüber, gewohnt hat, bei dem schon Kur fürst Moritz ein paarmal abgestiegen war. DaS alte Schloß war seit der Belagerung Leipzigs (im Januar 1547) zerstört, da» neue, an dem Lotter seit 1549 baute, noch nicht fertig. In der RatSstube gab «S nach der Huldigung, wie immer, etwas Konfekt und Malvasier. Die Ausgaben für alle Spenden zusammen betrugen etwas über 17 Schock. Aber auch bei dieser Huldigung bieten die Rechnungen etwas neue». Es lebte damals in Leipzig ein Maler, der namentlich Fürsten bildnisse malte, nach Auftrag, nach dem Leben, aber auch nach Holzschnitten, aus Vorrat. Er hieß HanS Krell, und man nannte ihn geradezu deu „Fürstenmaler". In der Woche vor dem Zusammentreten de» Landtags nun bezahlte der Rat 2 Schock 24 Groschen „sür ein kurfürstlich Herzog Moritz Bilde" und im November desselben IabreS noch 16 Schock ,Hans Krellen, Fürstenmaler, sür etzliche Fürstenbilder in die große Stuben uszuhängen". Unzweifelhaft kaufte also der Rat zunächst vor der Huldigung zur Ausschmückung der RatSstube von Krell da- Bild deS eben verstorbenen Landes herrn. Dabei mag der Gedanke aufgetaucht sein, nachträglich auch noch die Bilder seiner Vorfahren bei Krell zu bestellen. Die vier Bildnisse also, die noch beute in der großen RatSstube di« Reihe der Bildnisse der Landesherren eröffnen (Herrog Albrecht, Herzog Georg, Herzog Heinrich, Kurfürst Moritz) sind von Krell gemalt! Sie waren ursprünglich alle vier schmäler al» jetzt uud sind erst viel später, al- das Bild deS Kurfürsten August hinzugekommen war, auf die jetzige Breite gebracht und dabei und dann wohl noch öfter übermalt worden. Von Krell» Hand wird nicht mehr viel an ihnen zu sehen sein. Auf Kurfürst August — er starb nach dreiunddreißig- jähriger Regierung am 11. Februar 1586 — folgte sein einziger Sohn, der junge Kurfürst Christian I., und al» dieser bereit« nach fünf Zabrrn im einunddreißigsten Lebens jahre gestorben war (25. September 1591) und drei kleine Punzen hinterlassen batte, erhielt das Land in dem Herzog von Sachsen-Weimar,Friedrich Wilhelm, einen „Administrator", der bi» 1601 sür den unmündigen Thronfolger die Regent schaft führte. Am 23. September 1601 wurde Christian sl. mündig uud übernahm nun selbst die Regierung. Er starb aber schon mit achtuodzwanzig Jahren 1611, und so folgte ihm sein Bruder Johann Georg I., in dessen fünfundvierzig, jäbrige RegierungSzeit der dreißigjährig* Krieg fäll«. Erst 1656 folgte diesem sein Sohn Johann Georg II. Ueber die Leipziger Huldigungen für dies« fünf Fürsten haben sich eingehende handschriftliche Berichte im RaiSarchiv erhalten, mit denen die in Vogels „Leipziger Annalen" ge druckten zum guten Teil wörtlich übereinstimmen. Da aber jede von beiden Quellen Einzelheiten bringt, die in der andern Quell« fehlen, so können sie nur auf eine dritte Quelle zurückgehen, und da« waren wohl in Form von Zeiiung-blältein erschienene Berichte, wie sie schon seit dem AuSgange de« sechzehnten Jahrhundert« mit Hülfe der Stadt schreiber hrrgestellt und verbreitet wurden. Diese Berichte au« dem Ende de« sechzehnten und au« dem siebzehnten Iabrhundert zeigen nun freilich ein andere« Bild von den HuldigungSfeierlichkeiten al- die früheren Nachrichten. Die wirtschaftlichen Verhältnisse hatten sich in der langen Re- gieruagSzeit deS Kurfürsten August sehr geändert. An den Höfen wie in den Städten hatten sich die Ansprüche ge steigert, und so sticht gleich die erste Huldigung für Christian I. gewaltig ab von der sür Kurfürst August, die noch ganz in den alten, anspruchslosen Formen des fünfzehnten Jahr hundert« verlausen war. Kurfürst Christian begann mit seinem Huldigungszuge durchs Land am 21. Mär» 1586 in Pirna. Er ist dann „fortan durch da« ganze Kur- und Fürstenthum persönlich gezogen, ihm holden und schwören lassen, damit bi« aus Pfingsten zu lhun gewesen". In Leipzig traf er Donnerstag deu 9. Mai ein. Er kam von Borna der, „ungefähr mit 300 Pferden", und ritt „durch eine Gasse von 300 wohl gerüsteten Bürgern vom äußersten Schlage vor dem PeterSthor an bi« unter da« Thor herein". Merkwürdigerweise stieg er nicht in der Pleißenburg ab, sondern am Markte in Greger VolkmarS Hause (dem später» Apelschen Hause, noch jetzt das Königshaus genannt). So weit reicht also die Benutzung diese« Hause« al« Absteigequartier deS Hofe« zurück. Genügten die Wohnräume in der neuen, erst siebzedn Jahre zuvor (1589) vollendeten Pleißenburg den Ansprüchen de« Höfi schen nicht mehr? Sofort nach seiner Ankunft wurde der Kurfürst nebst seiner Gemahlin von einer Abordnung de« Rate« begrüßt, beglückwünscht und mit „gegenwärtigem" Wein verehrt; «S waren fi acht Kannen Malvasier, Vino Tyro, Alicanten, Rein- fall, Monte Prianz und Rheinisch Wein, zusammen sür 18 Gulden 18 Groschen. „Und obwohl — versicheuen di« Abgesandten — Seine kurfürstliche Gnaden ein Rat gar gerne mit einem schönen Gaul verehret, so hätten sie doch über allen angewandten Fleiß diesmal dazu nicht kommen können; da aber Ihren kurfürstlichen Gnaden iu de« Rat« Stall etwas gefällig, sollte es Seinen kurfürstlichen Gnaden unterthänigst gefolget werden." Sie baten dann um die Bestätigung der Privilegien, die sie schon zur Unterichrist mitgebracht batten, und luden den Kur fürsten ein, am folgenden Tage abend« auf dem Rathaus« „Tafel und Mahlzeit zu halten". Für den Kurfürsten er widerte der Kammerrat vr. Prifer — der Fürst sprach da mals bei feierlichen Handlungen niemals selbst —; aus die übergebenen Artikel wollte sich der Kursürst am folgenden Tage „resolvierrn". Auch die Kurfürstin wurde beglückwuuscht, erhielt rin« Weiaspende und außerdem „ein wohlgemacht Trinkgeschirr wie ein Straußenei mit einem Deckel uad ein- gelaffe» Ferklrin" im Werte von 114 Gulden; auch sie wurde zur Tafel geladen, wa« sie jedoch dantend ablehnte. Am 10. Mai kam der Kurfürst auf« RalhauS — zum ersten Mal in da« neue Lottrrsche. Hier wäre» die Abgeordneten der Universität, der Ritterschaft de- Leipziger Kreise« und der Rat versammelt. Die „Pogerte" (Tritt, Podium) an der südlich» Schmalseite de« Saale», aus der gewöhnlich da» Gericht (da» „Bogtgediuge") abgetzalt» wurde, war schwarz boklsidtt, darüber war „em schroebender Himmel" (Baldachin) 96. Jahrgang. angebracht. Der Kursürst bestieg die Poaerte, ließ sich bier auf einem Sessel nieder und hörte der Reihe nach die An sprachen der drei Körperschaften an, aus die jedesmal Vr. Peffer erwiderte. Hierauf verla» der Kammerrat Ienitzsch deu HuldigungSeid, den alle „mit aufgereckteu Fingern" nach schworen. Dann trat der Kurfürst „unter einen schwarz be kleideten Schwibbogeu, daran- zwei Fenster samt dem Stein- werk und eisernen Gittern genommen gewesen", Kammerrat Ienitzsch trat neben ihn und la- nun auch der auf dem Marktplatze versammelten Bürgerschaft den Eid vor, den auch diese nachsprachen. Auffällig ist, daß man zu den Huldigungen auf dem Markte nicht den am Turme deS Rathause- befindlichen Austritt benutzte, sondern «in paar Fenster au« dem großen Saale herauSbrach. Daß die gesamte Bürgerschaft die Worte des Eides ver nommen haben sollte, ist kaum anzuaebmen. Die Vereidigung wirb sich wohl auf einen Zuruf beschränkt haben. Bezüglich der Unterschrift der Privilegbestätigung ließ der Kurfürst den Rat „bi- ins Hoslager nach Pfingsten" vertrösten; darauf kehrte er in sein „Losament" zurück. Am Abend um 5 Uhr war große- „Pauket" im Rathause. Mit etwa- Konfekt und Reinsall war eS diesmal nicht getan. Auf dem „Aischmarkt" (Naschmarkt) Halle man eine Küche erbaut, aus der alle „Trachten" über die Hintertreppe ins Rathaus gebracht wurden. Ihre Leitung lag in den Händen eine- der „Baumeister". Man speiste in der großen RalS- stude, in der Richterstube, der Steuerstube, der großen Hof- gerichtSstube und der Landstube. Der Kurfürst mit seiner nächsten Umgebung saß in der RatSstube, die edeoso wie die „Beistüblem" schwarz bekleidet war. Vom Rate hatte er die Bürgermeister zur Tafel gezogen, und vier Rat-Herren, die der Rat selbst au-gewählt hatte, und die „zu einem starken Trunk am bequemsten geachtet" wurden. In der Richterstube saßen die Räte de- Kurfürsten, denen die Herren vom Schöffenstubl zur Gesellichasl beigegrbcu waren. Der Kurfürst hatte sein eigne« Silbergeschirr, selbst seine eignen Gläser mit, die in der RatSstube benutzt wurden. Aufgrtragen wurden drei warme Gerichte, al- vierter Gang Konfekt. Zn der RalSstube trug der kurfürstliche Truchseß die Speisen auf, in den andern Stuben Bürger unter Aus sicht von RatSherren. Getrunken wurde Mulvasi.'r, Alicanten, Reinsall, Rheinwein, Torgffch und Eimdeckisch Bier. Der Kursürst blieb biS »/,10 Uhr und war über Tisch „gute- Mut- und Trunks". Nachdem er sich ver abschiedet hatte, wurden auch noch die Trabanten und Knaben gespeist, die „dis nach 12 Uhr gesessen". Die Kosten deS „Pauket-" betrugen etwa- über 850 Gulden, 639 Vie Küche, 214 der Wein. Oie älteste Ltadt der Erde. Durch die Altertumsforschungen des letzten Jahrhunderts und namentlich der letzten Jahrzehnte bat sich die Kunde von den Anfängen der Geschichte um ein bedeutende- Stück rück wärts verlegt. Wie sehr die Ausgrabungen in Egypten dazu beigetragen haben, die geschichtlichen Ereignisse bis in eine 4—5 Jahrtausende zurückliegende Zeit aufzuklären und auch Licht über die Lebrnsgewohnbeiten und Gebräuche der da maligen Bewohner des NitlandeS zu verbreiten, ist bekannt. Aehnliche« haben die Ausgrabungen namentlich im Gebiet von Mesopotamien geleistet. Ganz außerordentliche Ausgaben stehen der Altertumsforschung vielleicht noch im chinesischen Reich bevor, aber eS ist durchaus unsicher, wann e« der europäischen Wissenschaft gegeben sein wird, au ihre Erfüllung heranzugehen. Vor der Hand scheint der bedeutsamste Bezirk sür die Aufhellung der ältesten geschichtlichen Epochen Mesopotamien zu sem, das alte Reich von Babylonien, Assyrien und Medien. Hier stehen der Wissenschaft wahrscheinlich noch Ueberraschungen bevor, wie sie von Egypten kaum noch zu erwarten sind. Es ist ein Verdienst und ein Erfolg der französischen Regierung ge wesen, daß sie im Jahre 1894 mit dem damaligen Schah von Persien ein Abkommen getroffen hat, demzuiolge der französischen Aliertumssorschung eine freie Betätigung in, ganz Persien gestattet wurde. Im Jahre 1900 wurde dana' auch der zunächst gemachte Vorbehalt aufgehoben, wonach die Hälfte der auSgegrabenen Gegenstände dem persischen Schah überlassen werden tollt«, und Frankreich erhielt damal- eia Ausgrabung-Monopol sür Persien. Man darf mit der An erkennung nicht zuiückhalten, daß Frankreich diese günstige Lage bisher nach Kräften ausgenutzt hat. Di« Regierung ent sandte im Jahre 1900 den hervorragendsten Altertumsjoricher ihre- Landes nach Persien: ZacqueS de Morgan, der sich durch seine Ausgrabungen in Armenien, im KaukasuS-Gebiet, in Egypten und auch schon im Bereich der alten Stadt Susa einen Weltruf verschafft halte. Dreier Mann stand vor einer schweren Wahl, rn welcher Gegend Persiens er seine Arbeiten beginnen sollte. Er entschied sich für Sufa, weil er schon bei einem früheren Besuch festgestellt hatte, daß sich der Ur sprung dieser alten Hauptstadt des Reiche« Elam irr eine sehr frühe Zeil hinein verliert. Die Wahl hat sich al- ein« sehr glückliche erwiesen, denn schon nach der kurzen Frist von zwei Jahren haben die Ausgrabungen dort Ergebnisse geliefirt, die zu den wichtigsten archäologischen Entdeckungen der Neu zeit gerechnet werden muffen. Sie erlauben, jetzt vuu Susa al- der vorläufig ältesten bekannten Stadt der Erde zu sprechen. Die Festung und der Palast voa Susa wurden durch die Könige von Elam am östlichen Rande der chaldäischen Ebene erbaut auf einem klein» Hügel, der am Zusammenfluß der beiden Arme de» EtzoaSpe» geleg» ist, in etwa 10 Meile» Eatsrrnuua vom Gebirge von Luristaa, wo heute die Ruinen von Susinak liegen, da» i» 7. Jahr hundert v. Ehr. durch den gewaltsamen Affyrerköoig Affur« banipol zerstölt wurde. Die Au-gradungen an dies«» Platz hab» dt« Grschichte dr- «lamitischru Rrich- di- auf «dr« Ansauze zurückgesührt, uud wa- da- sagen will, wird im eiuzeluru au» den Ergebnissen hervorgrhen. Für vie Au«grabungra »m Hügel oder, wie e- »atb dorliaem Sprachgebrauch heißt, im „Dell' von Susa «utwars de Morgan eine» umfaffeudeu FeldrugSplau. Allmählich wurde die ganze Masse mit einem System von Galerie»
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