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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.11.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-11-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19021106015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902110601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902110601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-11
- Tag1902-11-06
- Monat1902-11
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Bis vor kurzer Zett hatten die schutzzöllnerischen Interessenten in England ihre Forderungen nach Be seitigung des freihändlcrischeu Systems und nach Ein führung angemessener Zölle ganz überwiegend durch Hin- weise aus die deutsche Konkurrenz und auf das „Mabe in Germany" begründet, das den englischen Fabrikanten schon seit Anfang der achtziger Jahre unangenehm in die Augen fiel. Nicht mit Unrecht hat man die deutschfeind liche Strömung, die nun einmal in England anzutreffen ist, wesentlich auf das Emporkommen der deutschen Kou- turrenz zurückgeführt. Hier beginnt sich nun eine be deutsame Wandlung zu vollziehen. Es ist nicht mehr aus schließlich die deutsche Konkurrenz, die von den englischen Schuyzöllncrn zur Begründung ihrer Forderungen an gezogen wird, sondern die nordamerikanische Konkurrenz, die in England immer stärker hervortritt und englische Interessen wie das englische Selbstgefühl immer mehr verletzt. Selbst Industriezweige, die nicht nur in England, sondern auch in Deutschland wie ander wärts dem Freihandel zuneigen, erheben schutzzöllnerische Forderungen. Zu Liesen Industriezweigen gehört das englische Buchdruckereigewerbe, das in jüngster Zeit ganz besonders unter der norbamerikanischen Konkurrenz zu leiden hatte. Wie erinnerlich, haben in der nordamerika nischen Union Anspruch auf Schutz des geistigen Eigen tumsrechtes nur solche fremde Berlagsunternehmungen, die in Nordamerika selbst hergestellt werden. Außerdem ist die Einfuhr fremder Bücher durch Auferlegung eines Zolles von 25 Prozent des Wertes erschwert worden. Am meisten betroffen von diesen ungünstigen Bestim mungen sehen sich die englischen Verlagsbuchhändler, die in der Regel auch auf einen beträchtlichen Absatz ihrer Bücher in Nordamerika rechnen. Wollen sich die eng lischen Verleger das Urheberrecht für ihre Bücher auch in Nordamerika sichern, so müssen sie in Nordamerika eine besondere Ausgabe Herstellen lassen. Da aber eine doppelte Herstellung in den meisten Fällen zu kostspielig ist, so halfen sich die englischen Verleger, indem sie ge eignete und oft hervorragende englische Werke in Nord amerika Herstellen ließen und von da aus auf den eng lischen Büchermarkt brachten. Tatsächlich haben die Literaturvcrträge mit Nordamerika in Verbindung mit den nordamerikanischen Bücherzöllen eine sonderbare Ver schiebung der Büchererzeugnng in England und Nord amerika und -es Bücheraustansches zwischen beiden Reichen zur Folge gehabt. Immer häufiger werden eng lische Werke in Nordamerika gedruckt, um dort den ver tragsmäßigen Urheberschutz zu erlangen, und kommen dann erst auf den englischen Büchermarkt. Da die eng lischen Buchdrucker in dieser Erscheinung eine bedenkliche Beeinträchtigung ihrer Interessen erblicken, so haben sie bereits das Verlangen ausgesprochen, eS möge im Buch handel gegenüber der nordamerikanischen Union die Gegenseitigkeit eingeführt, d. h. Büchern nordamerika nischer Herkunft der Schutz des Urheberrechtes in Eng land versagt werden. Vergeltungsmaßrcgeln dieser Art hat u. a. auch die bekannte Firma David Allen und Sohn in London für notwendig erachtet und ferner noch die Einführung eines Zolles von 25 Prozent des Wertes auf nordamerikanische Bucherzeugnisse verlangt, mit dem Hin zufügen, daß nur bet ausreichendem Schutze gegen die nordamerikanische Konkurrenz in der angedeuteten Form die englischen Buchdruckercien vor dem sonst unvermeid lichen Untergange gerettet werden könnten. Schutzzöllnerische Forderungen erheben nicht nur die englischen Buchdruckereien, sondern auch die Papter- sabrikanten, die Tintcnfabrikanten und besonders die Druckmaschincnfabrikanten, die sämtlich unter der nordamerikanischen Konkurrenz empfindlich zu leiden haben und von ihr immer mehr zurück gedrängt werden. Nordamerikanische Tinte be herrscht den englischen Markt. Die englische Papicr- sabrikation kann die nordamerikanische Konkurrenz nur noch bestehen, seitdem sie sich mit nordamerikanischen Maschinen versehen hat. In Schnellpressen bekunden die Nordamerikaner eine nahezu unbestrittene Ueberlegcnhett auf dem englischen Markte. Fast sämtliche großen eng lischen Tageszeitungen und Zeitschriften werden auf nord amerikanischen Pressen gedruckt. In der Herstellung und Lieferung von nordamerikantschcn Rotationspressen be sitzt die New Aorker Firma Hoe L Co. in England nahezu ein Monopol. Sine erstaunlich große Zahl Londoner Blätter wird auf diesen Pressen hergestellt, selbst die „TtmeS" haben sich dazu entschließen müssen. Mit diese» Maschinen kann man bis zu 10 Seiten Herstellen, schneiden und falten. Aber auch die sonstige maschinelle Einrichtung des DruckereibetriebcS wird immer mehr von Nord amerika her beschafft. Bor einiger Zett hat die Firma Hoc k Eo. eine große Zweigsabrik zur Herstellung von Hoe-Prrfsen in London erricht«». Wohl beschäftigt diese Firma überwiegend englische Arbeiter, aber sie stehen unter Aufsicht nordamerikanischer Ingenieure und Werk führer,' der ganze Gewinn fließt nach Nordamerika zurück und die norbamerikanische Konkurrenz wird dadurch nur noch näher gerückt. Allerlei Einzelheiten über die norbamerikanische Kon kurrenz auf dem englischen Markt finden sich in einer viel gelesenen Schrift von Mac Kenzie unter dem Titel: „The American Jnvaders", die auch in Deutschland be achtet zu werden verdient. In ihrer Tragweite nicht zu unterschätzen ist die Tatsache, die auch aus dieser Schrift hervorgeht, daß die englischen industriellen und sonstigen Interessenten ihre schutzzöllnerische» Forderungen nicht mehr in erster Reihe gegen die deutsche, sondern vor allem gegen die norbamerikanische Konkurrenz richten und daß die wirtschaftlichen Gegensätze zwischen England und der norbamerikanischen Union sich empfindlich verschärfen. Deutsches Reich. Berlin, 5. November. (Zur Oberlehrer frage.) Der Leipziger Privatdozent Dr. Franz Eulenburg beschäftigt sich im neuesten Hefte von Lchmollers „Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Vo.tswirtschaft" eingehend nm der Oberlehrer frage. Die Ergebnisse dieser Untersuchung lassen sich, so weit sie hinreichend geychert erscheinen, wie folgt zu- sammenfafsen. Die Lage der Obercchrer hat sich im letzten Menschenatter vielfach stark verändert; Studien- und Wartezeit sind wesentlich länger geworden, so daß die feste Anstellung knapp vor Mitte der dreißiger Jahre er st, .gt. Tic Aussichte n zum Ausrücken in höhere Stellen bleiben im Vergleiche mit anderen Aemtern gering. Die Arbeitslast wurde größer. Die Sterblichkeits verhältnisse weisen zwar keine Verschlechterung auf, aber im Verhältnis zu den Fortschritten der Gcsam.- bevvlkcrung einen gewissen Stillstand. Dagegen hat sich die A k ti v i t ü ts - a u e r infolge des spätirren Amts antrittes nicht unbeträchtlich verkürzt, wvdnrch ein Teil der Gehaltsaufbesserung der letzten Jahre wieder verloren ging. Alle diese Momente haben im Zusammenhänge mit dem allgemeinen Drange, den eigenen Beruf mit anderen zu vergleichen und vorwärts zu streben, unter den höheren Lehrern Unzufriedenheit heroorgerufen. Was die Lage der Richter anbclangt, die in erster Linie zum Vergleiche lieraugezvgcn werden, so sind sowohl ihre Veförderungs-, ivic ihre Gesundhcitsverhältuisie besser, daher ist auch ihre Aktivitätszeit länger. Vor allem aber sind sie im Gehalt günstiger gestellt: im letzteren Punkte gerade will Eulen burg eine annähernde Ausgleichung durchgeführt wissen. Im übrigen stellt Eulenburg zur Hebung des höheren Lehrcrberufes für die Unterrichtspvlitik eine Reihe von Gesichtspunkten auf, deren Hauptinhalt wir im Nach stehenden in gedrängter Zusammenfassung wiedergeben, l) ist im Kultusministerium eine statistische Stelle zu schaffe«, die fortlaufend die Frequenz der Klassen, die Zahl der Unterrichtsstunden, die Ergebnisse der Schul- amtsprüfungen, die Zahl der Kandidaten, die Er- krankungs- und Sterblichkeitoverhältnisse nach Alters jahren, die Gchaltsbczüge nach Ortsgruppen und der gleichen mehr zu untersuchen hat; 2) sind Schulärzte anzustellen, die regelmäßig über die Klassenfrequenz, die Räumlichkeiten, -en Nachmittagsunterricht u. s. w. an die Unterrichtsverwaltung berichten müssen; 3) ist die P f l i ch t st u n d e n z a h l auf 1s bis 20 Stunden hcrab- zusetzen, bei einer UebergangSzeit von ü bis 8 Jahren; 4) ist die H ü l f s l e h r e r z a h l auf ein von der Schüler zahl abhängiges Normalmaß zu beschränken, die über zähligen Stellen sind in ctatsmäßige zu verwandeln, die Hülfslehrerzcit ist auf das pension-fähige Besoldungs- dienstalter anzurechnen, die Vergütung höher, etwa auf 2100 bis 2400 .F. festzusetzeu; 5) ist die Vertretung wenigstens insoweit durch feste Normen zn regeln, daß eine längere Störung des Unterrichts beseitigt wird; 6) sind die B e s o l d n n g s v e r h ä l t n i s s e zu ändern: Erhöhung des AnfangsgchalteS (auf 3000 ^); schnelleres Steigen im Anfänge, so daß in zehn Jahren da- mittlere Gehalt von 4500 und mit dem 21ften Dienstjahre das Höchstgehalt von 6600 ^tl erreicht wird. Eine weitere Ab- stnsmrg der Gehälter nach Ortsgruppen oder Servis klassen erscheint wegen der verschiedenen Lebenskosten als erwägungswert. Auf die angegebene Meise würde daS Gesamtgehalt in 25 Dicnstjahren um 15 000 .ck! erhöht und dem der Richter ähnlich werden — eine Forderung, die zum Teil jetzt erfüllt ist —; 7) sind die erforderlichen Mittel für Gehaltserhöhung u. s. w. zum Teil durch neue Regelung des Schulgeldes aufzubringen; dabei ließe sich der Grundsatz der Leistungsfähigkeit anwenden; 8) sind für die Studtenzett ein fester Studienplan, eventuell Ein führung einer Vorprüfung und Erleichterung bet der Doktorarbeit, zu erwägen. — In der Bewegung der höheren Lehrer erblickt Eulenburg keine Gefahr für Staat und Gesellschaft, vielmehr bas berechtigte Streben nach Sr- kämpfnng einer besseren Position, bas für die Regieren den jeweils unbequem werben mag, aber nur anzeigt, daß die Lehrer ihren proportionalen Anteil an der all gemeinen Vorwärtsbewegung haben wollen. ID Berlin, 5. November. (Die Reichstagsersatz, wablen in Schleswig.) Der Kampf bei der Reichstags- ersatzwahl in Schleswig verspricht ledbasier zu werden, al- er e« bei den letzten allgemeinen Wablen gewesen ist. Während damals nur 3 Kandidaten um den Sieg kämpften, nämlichem miitelparteilicher, ein freisinniger und ein sozialistiichrr Bewerber, dürften diesmal L Kandidaten aufgestellt werden, näm- sich außer von den 3 rrwädnten Parteigruppen noch eia antisemi tischer und ein sozialresormerischer Bewerber. Gegen den letzteren, dem durch sozialpolitische Broschüren und mehrere Prozesse bk- kannt gewordenen Professor Leb manu-Hobenberg in Kiel, riebt die „Freisinnige Zeitung* mit besonderem Eifer vom Leder. Wir begreifen die«, denn wenn di« Kandidatur Leh mann wirklich zu stände kommt, so dürfte sie ganz besonders sür die freisinnige VolkSpaitei fatal werden, da Lebmann wegen mannigfacher Reibungen mit der Regierung aus starken Zulauf gerade aus dem radikalliberalen Lager rechnen kann Er ist zudem der Rede sehr mächtig und zweifellos eine Per sönlichkeit, die auf Volksversammlungen zu wirken versteht. Entzieht aber Lehmann den Freisinnigen eine erhebliche Zahl von Stimmen, so ist rS nicht ausgeschlossen, daß der mrttel- parteiliche Bewerber mit den sozialistischen Kandidaten in die Stichwahl gelangi, was für die Aussichten der Mutelparteien aui die Erlangung deS Mandat- jedenfalls die beste Kon stellation wäre. Berlin, 5. November. (Polen tum, Katholi zismus und Sozialdemokratie in Berli n.) Ein katholischer Geistlicher in Berlin hatte neulich für die Forderung polnischer Gemeindemitglieder, polnische Pre diger zu hören, eine gut deutsche Antwort. Dies scheint dem Pvlenblatte am Rhein durchaus nicht recht zu sein. Die „Kölnische Volkszeitung" berichtet über eine am letzt vergangenen Sonntage stattgefundene polnische Massen versammlung in Berlin, in -er in sehr erregter Weise über die Nichterfüllung der Wünsche der Berliner polnischen Katholiken debattiert und in der zart angedeutet wurde, das die katholischen Polen Berlins zur Sozial demokratie übergehen könnten. Die „Kölnische Volks zeitung" fügt diesem Berichte hinzu: „Die hier in Rede stehende Polenversammlung ist eine Erscheinung, an der man nicht achtlos vorübergehen kann. Sie zeigt, wie tiefgehend die Gärung in den polnischen Kreisen Berlins ist." Damit ist zwar nicht ausdrücklich ge sagt, aber doch zweifellos gemeint, daß die Wünsche der polnischen Katholiken Berlins Berücksichtigung finden sollen. Die „Kölnische Volkszeitung" scheint demnach nicht mit jenem katholischen Geistlichen einverstanden zu sein, der der polnischen Deputation gesagt hat, es sei Sache der der Polen, wenn sie nach Berlin kämen, deutsch zu lernen, nicht aber Pflicht der deutschen katholischen Geistlichen Berlins, polnisch zn lernen. Die stille Parteinahme für die polnischen Wünsche ist um so weniger begreiflich, als ein sehr erheblicher Teil der Katholiken Berlins — auch derer, di? deutsche Predigten zu hören befähigt und in der Lage sind — ohnehin zur Fahne der Sozialdemokratie schwürt. Berlin hatte bet den letzten allgemeinen Wahlen mindestens 150 000 Katholiken, was etwa 80 000 katholischen Wahlberechtigten gleichkämc. Obwohl nun in jedem Berliner Wahlkreise ein ZentrumSkandidat vorhanden war, wurden nur etwa 5000 Stimmen für die 0 Zeutrums- landidaten abgegeben; es hat demnach nur der sechste Teil der katholischen Wählerschaft für die konfessionell katho lische Partei gestimmt, während eine wohl sehr viel größere Zahl der Katholiken Berlins für die Sozialdemo kratie eingetreten ist. In Berlin also bewährt sich der Katholizismus jedenfalls nicht als Damm gegen die So zialdemokratie, und er wird cs auch dann nicht tun, wenn die polnischen Katholiken Predigten, Taufen und Trau ungen in polnischer Sprache durchsetzen sollten. (A Vertin, 5. November. (Telegramm.) In dem mit militärischen Emblemen gescbmückien Potsdamer Exerzier- baus, in dessen Mute ein Feldaltar, von Kanonen flankiert, errichtet war, fand beute vormittag die Vereidigung der Rekruten der Potsdamer Garnison statt. Um l 1 Ubr erschienen der Kaiser und die Kaiserin in einem offenen Zweispänner vom Neuen Palai» kommend am ExerzirrbauS. Anwesend waren ferner die Prinzen deS königlichen HauIcS, Prinzessin Friedrich Leopold, Prinzessin Ernst von Sacksen- Alienbura, die Erbprinzessin von Hobenzvllern, da» Aller höchste Hauptquartier, der kommandierende General von Kessel, die Vorgesetzte» der beteiligten Truppenteile und die siemden Mluärbevollniäcktigten. Am Altar batte die Geist, lichkeit Atiisttllung genommen. Nachdem die Allerböcbsten Herrschaften den Excrziersckuppen betreten hatten, folgten die Fahren, welche von der Lcibkompagnie de- ersten Garde- regimentS zu Fuß begleitet wurden. Die Feier begann mit Ansprachen des evangelischen Garnisonpfarre» K.ßler und de- kaldoiischen Müitärpsarrers Vr. Mivdcndoif. Hieraus fand die Vereidigung statt. Nack derselben dielt der Kaiser eine Ansprache, worauf Generalmajor Freiherr von Lyncker eln dreifache» Hurrab aus den Kaiser auSbrackte. Die Kapelle des 1. Gaide-RegimenlS spielte die Nationalhymne. Darauf ließ der Kauer die Ehrenkompagnie vorbeimarschieren und begab sich dann mit dem Gesolge nach dem Kasino deS Ojfizierkorps de» 1. Gai de Regiments zu Fuß, um dort da» Frühstück einzunebmen, während di« Kaiserin nach dem Neuen Palais zurückfuhr. D verltn, 5. November. (Telegramms Die .Nord- deu'sche Allgemeine Zeitung" schreibt: Dem vernehmen nach ist für den dmch die Versitzung de» Fürsten zu Eulen burg in den einstweiligen Ruhestand erledigten Posten k>e» Botschafter« in Wien der bisherige Botschafter in Rom Graf Earl v. Wedel in Aufsicht genommen, der duick den bisherigen Gesandten in München Grasen d. Maut ersetzt werden soll. (-) Berti», 5. November. (Telegramm.) Der.Reichs anzeiger" jchre bt: Dem Präsidenten de» Kaiserlichen Patent amtes, v. Huber, wurde anläßlich seines Ausscheidens aus dem ReichSdieuste der Cdaiakirr al» Wirklicher Geheimer Rat mit dem Prädikat .Excellenz" verliehen. Der Geheime Oberregierungsrat und Vortragende Rat im Reichsanne de« Innern, Hautz, wurde zum Präsidenten d«S Kaiserlichen Patentamtes unter Verleidung de» Charakter» al» Wirklicher Gebeimer OberregierungSrat mit dem Range eine» Rate» erster Klasse ernannt. — Unter der Urberschrist „Monarcheubegegnungen" veröffentlicht dir „Süvd. RrichS-Eorr." di« folgende Zuschrift au» Berlin: „Der Gedanke an ein» Begegnung zwischen dem Deutschen Kaiser und dem König vou Portugal auf eugltschemBode» hat dte Einbildungskraft der französischen und brttischeo geituogSpottttker in lebbafte Schwingungen verst-t. Der Loadouer Berichterstatter der „virwiaabaw-Post' wußte vou „privativ R»»s«r«»»,»" der portugiesischen Gesandt«» «»«gut» d« G»»«r»l «ft dem deutschen Botschafter Grafen Wolff-Metternich zu erzählen, die garnicht stattgefunden haben. LS schwebt zwischen Deutsck- land und Portugal keine politische Frage, die zu solchen Besprechungen Anlaß geben könnte. Ferner hat sich weder die deutsche, noch die portugiesüche, noch auch die englische Diplomatie damit beschäftigt, eine Zujammen, kunst Kaiser Wilhelm» mit dem König Tom Carlo? im Sinne einer Staatsaktion herbeizusübren. Der deutsche Herrscher trifft noch vor dem 9., der portugiesische Monarch nach den zuverlässigsten Angaben erst am 17. November in England ein. Daß an vielem Tage Kauer Wilhelm noch aus englischem Boden wei t, ist zwar möglich, steht aber zur Zet nicht fest. Sollten sich beide Herrscher gleichzeitig und in räumlicher Nähe in England aushalten, so würbe sich rvobl auch rin Zusammentreffen ergeben. Tenn so wenig sie einen besonderen Grund haben, einander aufzuiurheri, so wenig brauchen sie al» befreundete Monarchen sich «iniretenden Falles auS. zuweichen. Politische Schlüsse können aber weder au- dem Stattfinden der Begegnung noch au» ihrem Unterbleiben gezogen werden. Auch mit der politischen Ausdeutung deS Besuche», Len Kaiser Wilhelm seinem Königlichen Oheim in Sandringham ab- stattet, wird man vorsichtig sein müssen. In zwei von einander unabhängigen Preßstimmen, einer Londoner Meldung de« „Figaro" und einer Mitteilung der „Daily Mail" ist ausdrücklich festgestellt worden, daß man auch auf englischer Seit» den privaten und persönlichen Charakter diese» Besuche» hervorhebt." — Dem Vernehmen nach werden regierungsseitig Er- Hebungen über eine AuSdebnung der Sonntagsruhe veranstaltet. E» handelt sich dabei namentlich um die Ver- küizuiig der Verkaufszeit an Sonntagen, um die Einschrän kung der Ausnabnie-sonntage, uni da« gänzliche Verbot der Arbe» an dem 1. Weiknackis-, Oster- und Pfingstseiertage 'owie um das gänzliche Verbot der Arbeit in den Groß handel geschäslen. Die verschiedensten wirtschaftlichen Kor porationen, an welche Anfragen dieserhalb ergangen sind, haben sich bereits ablehnend geäußert. — Wie die .D. T." erfährt, hat der Direktor der III. Abteilung im Ministerium des Innern, Geb. Rat Vodel, für den 1. Januar 1903 sein Abschiedsgesuch eingereichk. Es würde damit der Zeitpunkt gekommen sein, fügt das Blatt hinzu, dir von unS im Interesse der Lant- wirischait gewünschte und mehrfach befürwortete Teilung dieser Abteilung vvizunehmen. Dem Vernehmen nach soll auch eine Teilung beabsichtigt sein. Aus Rordschlcswig, 4. November. Ein „illustriertes K i n d e r b l a t t f ü r N o r d s ch 1 e s w i g" wird von dem dänischen Sprachverein für das nördliche Schleswig her ausgegeben, dem u. a. der Reichstagsabgeordnete Jessen und die Landtagsabgcordncten Haussen und Nielsen angchören. In der ersten Novembernummer des Blattes findet sich ein Gedicht, dessen letzte Strophe nach der „SchleSw. Grenzpost" in deutscher Ueberseyung lautet: Unser Land, du unserer Väter Land, wo die Wiege stand, dir dienen wir, so gut wir können, und wenn es gilt, dann Marin au Mann wie sic wir schützen Feld und Strand mit keckem Mut und wagen für deine weiche Sprache und für deinen alten Danebrog unser Blut „Also Dänernart und seine Flagge", bemerkt dazu die „Schlesw. Grenzpost", „selbstverständlich in feindseligem Gegensatz zu Deutschland, sind es, für welche die schles- ivigschc Jugend ihr Blut vergieße«! soll, Dänemark und seine Flagge sind es, welche diese Jugend als ihr Vater land und ihr nationales Abzeichen betrachten soll." Der neueste Kurs der Kopenhagener Politik hat danach für Nordschlcsmig seine Wirkung völlig verfehlt. (-) Kiel, 5. November. (Telegramm.) Prinz Hein rich von Preußen traf beute vvimitlag 10^ Uhr von Darmstadt kommend hier ein. * Oldenburg, 4. November. Sicherem Vernehmen nach wird auS der Mitte der Lanttagsabgeorrncten dem Landtage demnächst ein selbständiger Antrag auf Einfübrunz des allgemeinen direkten und aebeimen Wahlrechts zugeyeo. Der vom Abg. Ahlboin-Ostcinburg vorgcscklagene Antrag circulierte heute nachmittag unter den Abgeordneten und fand zahlreiche Unteischrifren. * Breslau, 5 November. Die LandtagSabgeordncten sür DreSIau, Schmieder und Wetekamp, weiten nickt mehr kandidieren, ersterer wegen vorgerückt»« Alters, letzterer infolge seines Wegzüge» nach Schiflirberg bei Berlin. * Stuttgart, 4. November. DaS Zentralorgan der Konservativen und deS Bauernbundes in Winttem- berg, die „Deutsche ReicdSpost", gewährt an testender Stelle einem Artikel Aufnahme, der einer Verständigung iidei den Zolltarifentwurf daS Wort redet. In b<m Artikel heißt e»; „Dir landwirtschaltliche Bevölkerung hat ihre schleckte Br« Handlung bei den 91er Verträgen im Gedächtnis und ist demzu- folge einer billigen gerechten Würdigung der Industrie weniger zugänglich al- früher. Und doch ist »S wabrlick Hobe Zeit, daß von beiden Gelten eingelentt wird. Setzen wir den Fall, der nach Graf PoiadowSky» Siede al« ausgeschlossen gelten muß, «in« Steigerung der landwirtschastlichen Mini- malzSlle über di« RrgterungSvorlage, dennoch als möglich an, und al» Konsequenz, daß sür di« Industrie weniger günstige Verträge herau-kommea, würden die Folgen sür die Lantwinschaft wobl erfreuliche sein? Gewiß nicht. Auch die Landwirtschaft braucht «ia« blühend« Industrie als Abnehmerin thrrr Erzeugntss«. Auch si« könnt« tu ihren Dörfern nicht zu groß« Mass«, brotlo» »»mord«,«», »ach dem ««bnrtöort zurücktetzrrub«, >rb«it«r ans- arhmeu. Darm» g»g«as«tlt<^» Verständnis, gegenseitige Gcknnungl He ick, sind dt« Arrnad« der Landwirtschaft du Reichstag in der glücklich«» Lag«, sür di«s«lb« «tn«n gegen setrhrr
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