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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.11.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19021113011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902111301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902111301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-11
- Tag1902-11-13
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Zu allen ständigen Widerwärtig keiten der Pforte kommt jetzt auch eine Spannung mit Italien, mit einem Staate, von dem man annahm, daß er wenig oder gar nicht in die große Politik cingrciscn würde, der namentlich die verworrenen Ereignisse im Orient sich selbst, beziehungsweise den direkt beteiligten Mächten überließ. Das Hervortreten Italiens läßt kann» einen Zweifel, daß die Regierung im Quirinal ihre bis herige Ruhe auszugeben und an der überseeischen Politik ebenfalls tätigen Anteil zu nehme« beabsichtigt. Aeußcrlich war Italien zu seinem Vorgehen dnrchauö berechtigt. Das Seeräuberwesen im Roten Meere hatte allmählich einen Umfang angenommen, der jeden dort interessierten Staat mit Besorgnis erfüllen mnßte. In Hodeida und Midi führen die Piraten sich in einer Weise auf, als seien sie die eigentlichen Herren Les Landes und brauchten sich weder nm die Türkei, noch um die übrigen Großmächte zu kümmern. Vollends seit die Seeräuber die Dahlak-Inseln, die unmittelbar vor Massauah liegen, in den Kreis ihrer Operationen gezogen haben, hatte Italien alle Ursache, einen baldigen Besuch der arabischen Gewaltmenschen in seinen afrikanischen Besitzungen zu be fürchten. Da nun die Türken nichts dagegen taten und trotz aller Zusicherungen voraussichtlich nichts Entscheiden des zu tun im stände sind, so ist es begreiflich, daß die Italiener die Sache selbst in die Hand nahmen und einen exemplarischen Schlag gegen die Seeräuber zu führen schlossen. Ausgefallen ist gleichwohl, daß man, nm einige Frei beuter zu züchtigen, eine solche Kriegsmacht aufgebvten hat. Drei Schiffe mußten vor Midi erscheinen, um ein arabisches Dorf zu beschießen und die Auslieferung der Verbrecher zu verlangen, zunächst freilich ohne besonderen Erfolg. Die Frage ist nicht unberechtigt, ob man nicht mit geringeren Streitkräften ebenso weit gekommen wäre. Sollte ferner Italien, gereizt durch Ereignisse der jüngsten Vergangenheit, nicht noch andere Pläne, die mit dem Ver halten der Seerltuber nur in losem Zusammenhänge stehen, bei seiner Aktion verfolgen? Es ist auf die Mög lichkeit einer beabsichtigten Festsetzung an der arabischen <küste, wie sie von England geschehen, hingewiesen worden. Dagegen hat man eingewandt, daß das Abenteuer in der Samnun-Bai und der vergebliche Versuch, an der Aus schließung Chinas teilzunehmen, den Italienern die Lust zu derartigen Unternehmungen für lange Zeit genommen haben dürfte. Darin ist gewiß manches Richtige ent halten: aber die Verhältnisse haben sich seit dieser Zeit doch stark geändert. Italien ist nicht mehr nur auf die Engländer im Mittelländischen Meere und den an Ferrilletsn. Athanasius Kircher über Berthold Schwan und die Erfindung des Schießpulvers. A t h a n a s i us K i r ch c r galt und gilt als einer der gelehrtesten Männer seiner Zeit, einer Zeit, die an ge lehrten Männern erstaunlich reich war. Er war am -'. Mai 1601 in dem jetzt wcimarischen, damals snldaischcn Städtchen Geisa an der Ulster vor der Rhön, geboren und trat 1618 in die Gesellschaft der Jesuiten ein. Bald schon wurde er in Würzburg Professor der Philosophie und orientalischen Sprachen. Aber die Greuel des Dreißigjährigen Krieges vertrieben den stillen Gelehrten aus Deutschland, und 1635 begab er sich nach Avignon, wo er in den Instituten seines Or-cnö dem Studium der Wissenschaften oblag, biS er sich (1637?) mit dem landgräf lichen Prinzen Friedrich vonHesscn, der zugleich Kardinal war, nach Sizilien und Malta begab. Er be reiste Süditalien nnd beobachtete besonders die vulka nischen Erfcheinnngcn des Aetnaö und Vesuvs. Darauf berief ihn der Papst als Professor der Mathematik und orientalischen Sprachen an das Iesuitenkollegium in Nom. Nachdem er 8 Jahre lang diese Stellung bekleidet hatte, enthoben ihn seine Oberen derselben, damit er durchaus ungestört seinen Studien und Forschungen leben könne. Man sieht hieraus, daß seine ihm nahestehenden Be kannten und Kollegen ihn und seine wissenschaftlichen Leistungen gar wohl zu schätzen wußten. Er starb am 28. November 1680 in Rom. Kircher war ein überaus fruchtbarer Schriftsteller, von den» der berühmte Göttinger Professor der Physik, Lichtenberg, sagte, wenn er nur die Feder in die Hand genommen habe, sei ein Foliant daraus geflossen. Diese Behauptung entspricht in der Tat einigermaßen der Wahrheit, denn er hat 21 ober 22 Folianten, außer einer Reihe von Quartanten, in lateinischer Sprache hinter lassen. Deren Inhalt hat Hand nnd Fuß und ist außer ordentlich vielseitig. Er behandelt den Magnetismus, die Optik und Akustik, Arithmetik, die Pyramiden, Obelisken und andere ägyptische Baulichkeiten, das alte Latium, China und die Chinesen, die Arche Noä, den Turm zu Babel ufw. Alle feine, meist reich mit schönen Rabie- grenzenden Gebieten angewiesen und trägt jedenfalls in der Kolonialpolitik eine größere Unabhängigkeit zur Schau. England ist daS Vorgehen des Admirals Arnone jedenfalls nicht nach dem Sinne gewesen. Ein britisches Kanonenboot hat sich plötzlich zur Beschießung von Midi eingefunden und in gewissem Sinne eine Art Kontrolle über die Italiener ausgeübt. Weitere Kriegsschiffe sollen im Noten Meere erwartet werden. Man setzt also in London nicht unbedingt Vertrauen in das Vorgehen Italiens und wünscht die Entwickelung in Waffen ab- zuwarteu. ES ist das im Hinblick auf die bisherigen Be ziehungen der beiden Staaten gewiß befremdlich. England hat freilich gegründete Ursache, allen Er eignissen, die sich an der Westküste Arabiens abspielen, besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Es hat seit längerem in tiefster Stille nnd ohne darin von anderen Mächten gestört zu werden, im Westen der Halbinsel Fuß gefaßt. In Hcdschas und Jemen ist es in einer Weise vorgedrungen, daß man sie dort für mächtiger als die türkischen Behörden, für die die Eingeborenen beein flussenden Faktoren ansehcn muß. Jede Macht, die Inter essen am Noten Meere hat nnd sich dabei -er Küste Arabiens nähert, wird deshalb von den Briten mit Miß trauen betrachtet. Was nun Italien besonders betrifft, so mag es solchem Argwohn in hervorragendem Maße ausgesetzt sein, seitdem cs eine Annäherung an Frankreich und wahrscheinlich auch an Rußland vollzogen hat. Hier könnte man den tieferen Anlaß der Vorgänge in der Midia-Rai suchen. Wie weit die Freundschaft zwischen den beiden roma nischen Staaten sich entwickelt hat, läßt sich zur Zeit nicht genau bestimmen. Amtlich hat man nur von einer Ver ständigung auf wirtschaftlichem Gebiete gesprochen. Dem steht aber doch die offenbare Verständigung Italiens mit Rußland entschieden entgegen. Eine politische Freund schaft mit dem Zarenreiche beschränkt sich nie auf Handels angelegen heilen, sondern berücksichtigt stets die großen Fragen der asiatischen nnd Weltpvlitik. Zieht man namentlich den letzteren Umstand in Berücksichtigung, so erscheint das Vorgehen Italiens in Arabien doch in wesentlich anderem Lichte, als man cs gewöhnlich zu be urteilen pflegt. Es wäre gewiß zu weit gegangen, wollte man aus der Beschießung Midis den Abschluß mues Bündnisses zwischen Italien rind dem Zweibunde mit der Spitze gegen Eng land, wobei die Pforte als „kranker Mann" behandelt wird, folgern. Gerade die Russen wünschen nicht die Be ziehungen zu den Türken zu stören und die Zerstückelung des osmanischen Reiches zur Tat zu machen. Das kann aber das Zarenreich durchaus nicht hindern, den Eng ländern in Arabien diejenige Macht als Gegengewicht ent- gegenzustellen, welche dorr das nächste und erste Interesse hat. Die Taktik Rußlands, nach welcher es als „Schützer" der Türlei erscheint, ist ungemein zweckmäßig, gestaltet Eingriffe in die verschiedensten Angelegenheiten nnd auch rnngen illustrierten Werke sind eine Fundgrube der inter essantesten Notizen, wie man eine solche kaum irgend sonstwo antrifft. Außerdem erfand er verschiedene Hebeapparatc, machte die erstell Untersuchungen über Hypnotismus und konstruierte den nach ihm genannten Brennspicgel Itiü7 auf Malta. Hierüber gab er ein besonderes Schriftchen, aber nicht in Folio, sondern diesmal, der Abwechslung wegen, in Duodez üeraus, das 1638 in Messina erschien und außerordentlich selten ist, während seine übrigen Schriften leicht zn be schaffen sind, da die meisten mehrere Auflagen erfahren haben nnd vielfach nachgedruckt wurden. Ferner brachte er ein sehr reichhaltiges, äußerst wertvolles, für die Geschichte der Physik und angewandten Mathematik geradezu unschätzbares und unersetzliches Kabinett zu sammen, das bis 1870 als Museum Kircherianum zum Jesuitenkolleginm in Rom gehörte, in diesem Jahre aber in den Besitz des italienischen Staates überging. Jüngst habe ich, ans zoologisch-geschichtlichen Gründen, eins der Werke Pater Kirchers, den zwei stattliche Foliobünde umfassenden, höchst interessanten Auncius -mlnoi-i-anc-n-i lnntcrirdische Welt) durchgcarbeitct, der frei lich zunächst ein geologisches Werk ist, aber, wie alle Schriften dieses gelehrten Jesuiten, eine Fülle anderer, auf ganz anderen Gebieten liegender größerer und kleinerer Mitteilungen eutbält. Eine schien mir besonders bemerkenswert. Sie betrifft Berthold Schwarz und die Erfindung des Schießpulvers. Ich habe, wie wohl auch die meisten meiner Leser, in der Jugend gelernt, gedachter Schwarz sei ein Krau- ziökanermönch gewesen nnd habe gegen die Mitte des 14. Jahrhunderts >1830) zu Freiburg im Breisgau durch Zufall das Schießpulver entdeckt, sei mit seiner Erfindung halb und halb in die Luft geflogen, als Hexenmeister ein gekerkert worden, und man habe ihn» 1853 wegen der großen Verdienste, die er sich durch feine Erfindung um die Menschheit erworben habe, in jener Stadt ein Denkmal errichtet. Die Konversationslexika wissen außerdem zu berichtet«, der Mann habe eigentlich Konstantin Anklitz oder Antlitzen geheißen. Berthold sei sein Kloster- und Schwarz sein Spitzname gewesen, den ihm seine alchimistischen Beschäftigungen ober vielmehr deren äußerlichen Spuren eingetragen hätten. Einige Gelehrte hielten ihn für einen Mainzer, andere fttr einen Nürn- die Abwehr auswärtiger Feinde. Der Pforte mag das unbequem sein: aber sie muß sich fügen. Auch dieses Mal könnte ein russischer Schachzug sich hinter der Haltung Italiens verstecken. Jedenfalls verdient die Weiter entwickelung des Zwischenfalles in der Midia-Bai auf merksame und genaue Beachtung. Deutsches Neich. 8. Berlin, 12. November. (Die Verleugnung ge schichtlicher Wahrheiten.) Tie Verleugnung geschicht licher Tatsachen nimmt in der Öffentlichkeit — sei es aus kranihaft höflicher Liebedienerei, auö kläglicher Furcht vor Len unverschämten Anmaßungen der ultramontanen Agita toren oder auS schimpflichem GescväftSinteresse — überall in erschrecklichem Maße zu. Bisweilen stößt man in letzter Zeil sogar auf derartige Fälle, in Lenen rin triftiger Grund wirklich nicht mehr ersichtlich ist, so baß man beinahe befürchten muß, daß die Ver schweigung oder Fälschung gewisser historischer Tatsachen bereits Mode geworden ist und iom!t gesellschaftlich „zum guten Tone" gehört. Ein solcher Fall scheint vorzuliegen in einer bemerkenswerten Praxis, die dar bekannte Berliner „Urania-Theater" gelegentlich seiner Vorführung von „Tau send Iabre deutscher Kultur" einzuscklagen für gut befunden hat. Man höre und staune: Tausend Jahre deutscher Kultur, ohne dabei ver Reformation auch nur im geringsten zu gedenken. Hutten und Sickingen kommen als deutsche Ritter wohl darin vor, auch Magdeburgs Zerstörung wird beschrieben in einer nichtssagenden Schilderung der Kämpfe deS dreißigjährigen Kriege-. Von Luther aber und seinem volksausrüttelnden Tun, von seiner Wiederschöpfung der biblischen Religion, von seiner einzigartigen nationalen kulturgeschichtlichen Bedeutung, von seiner weltbistoril'chen Persönlichkeit, von dessen Auftreten an der Einfluß deutscher Geistesmacht auf tie anderen Nationen erst eigent lich beginnt, — kein Wort! Die Reformation, LaS Fundament der ganzen modernen Volksbildung, nnd Kultur der Deutschea — tot geschwiegen! Und das ge schieht in der auö lutherischer Geisteskraft emporgewacksenen, durchweg protestaadWen nnd nur in Folge der modernen Freizügigkeit mit e:nem kleinen Prozentsatz katholischer Zu zügler bedachten deutschen Reich-Hauptstadt. Wenn so eiwaS am grünen Holze geschieht, was soll am dürren werden? Wie mögen da Wohl die GeschichtSvorträge auS- seben und die GeschichtSlügen ihr Wesen treiben in rein katholischen Gegenden! — Wir müssen energisch dagegen protestieren, daß unser deutsches Volk von irgend einer Seite und auS irgend welchen Gründen um seine große Vergangen heit betrogen wird. --- Berlin, 12. November. (lieber flüssige Sorgen.) Eine Pariser Korrespondenz der „Kreuzztg." beschäftigt sich mit der Wehrkraft Frankreichs ni einer Tonart, die in einem deutschen Blatte einigermaßen befremdend wirkt. Aus Abneigung gegen daS Freimaurerlum, das an geblich sich bereits der Regierung und der Verwaltung Frank reichs brmächligt habe, wird nämlich in jener Korrespondenz mit unverkennbarem Bedauern von ter Demokratisierung des französischen OssizierkolpS durch Len Kriegsminister Andrö, von Les letzteren Anordnung über die Einschränkung der militärischen Ebrcnbezeigungen und von dem „ängstlichen" Auftreten der Truppen bei den letzten Streikunruhen ge- Iprochen. Gleichfalls mit unverkennbarem Bedauern kritisiert bcrger Franziskaner, und mehrere behauptcteu, das Pulver sei in Köln, ebensoviele, es sei in Goslar erfundeu worden. Tas letztere berichtet denn auch Kircher, aber mit vielen, interessanten Nebenangaben. Es mag, was er sagt, hier ans dem, übrigens recht guten. Lateinischen übersetzt, folgen: „Die erste Erfindung des Schießpulvers rührt vhne Widerrede von einem Deutschen, Berthold Swarz, der 1354 in Goslar als Mönch nnd Alchimist lebte, her. Freilich machte er sic weniger durch seine Umsicht mit Vorsatz, als vielmehr durch den Zufall, indem eine von ihm dargestelltc Mischung von Schwefel, Salpeter und xohlc mit ungeheurer Gewalt nnd einem mächtigen Knall von ungefähr in die Luft flog. „Ich erinnere mich, in einem sehr alten, in deutscher Sprache geschriebenen Büchlein die Geschichte folgender maßen gelesen zn haben: B e rt h o l d u ö S w a r tz, ein Goslarer Benediktinermönch, der sich sehr an chemischen Versuchen ergötzte und sich durch seine Erfahrungen in solchen Dingen schon einen großen Namen gemacht hatte, habe einmal aus Schwefel, Salpeter nnd Kohle eine Mischung hergestellt. In diese sei durch irgend einen Zn- fall ein Funken geflogen nnd zugleich sei mit gewaltigem Knalle ein Kessel, in dein sie sich befand, irr die Höhe ge schleudert, nnd der Ofen zerschmettert worden. Swartz habe, von Nengterde und Erstaunen erfaßt, diesen Vor gängen eifrig nachgeforscht. Er habe diesen Versnch ost wiederholt nnd immer mit dem gleichen Erfolge, was ihn zu wcitergehenden Untersuchungen angeregt habe. Sv habe er unter anderem jene Masse mit einer Bleikugel obenauf in eine ans Eisenblech hergestellte Röhre getan, die sich dann mit einem ungeheuren Knalle entladen habe. Obwohl Lwary sich über seine Entdeckung, ihrer Wichtigkeit halber, ungemein gefreut habe, habe er sie doch vorläufig ganz geheim halten wollen. Damals gab eS in der Nachbarschaft von GoSlar einen sehr großen Wald voller verruchter Räuber, die in ihn« ihre be stimmten Schlupfwinkel hatten, von denen auö sie ihre Räubereien ins Werk setzten. Der Magistrat zu Goslar beratschlagte z» eben der Zett wegen der gewaltsam auS« gesührten Raubanschläge und der zahlreichen Morde, wie dieser greulichen Plage wohl am besten zu steuern sei, kam aber zu keinem Resultate. „AlS Berthold hiervon gehört hatte, wandte er sich I an den Magistrat mit dem Versprechen, er wolle jene Kalamität leicht au- der Welt schaffen, wenn man sich ihm j der Pariser Gewährsmann der „Kreuzztg." den französischen Marineetat im allgemeinen und den Abstrich von 13 Mill. FrcS., die zur Fortsetzung Les Baues dreier großer Panzer nötig sind, im besonderen. Wenn der deutsche Leser von all' den berührten Punkten Kenntnis erhält, ist dagegen nicht- ein- zuiventen. Aber was soll eS heißen, daß bei der Bericht erstattung darüber die Franzosen von deutscher Seite sozu sagen Klagen über die Schwächung der französischen Wehr kraft vernehmen? AlS vor einiger Zeit der verdiente und sympathische General-Oberst von Lov sich ähnlich äußerte, ist ibm Las mit Recht von der Presse verdacht worden. Die fragliche Pariser Korrespondenz der „Kreuzztg." verdient wegen ihrer höchst übeiflüssigen Sorge um die Wehrkraft Frankreichs die gleiche Beurteilung. * Berlin, 12. November. (Die Zunahme der Katholiken im Deutschen Reich.) Die letzte VolkS- rädlnng im Deutschen Reiche vom 1. Dezember 1900 hat eine ausfallende Verschiebung auf konfessionellem Gebiet ergeben. Wie der Iesuitenpater Krose in den „Stimmen auS Maria- Laach" ausführt, hat im letzten Jahrzehnt im ganzen Reiche und auch in der überwiegenden Mehrzahl der einzelnen Bundes staaten da- katholische Element stärker zuqenommen als da- pro testantische, und infolgedessen ist der Anteil der Katholiken an der Gesamtbeoölkerung jetzt fast überall erheblich größer al- bei der letzten Konfessionszädlung. Die Vermehrung der protestantischen Bevölkerung des Deutschen Reiche- beläuft sich auf 4 204 294, die der Katboltken aus 2 653 Oll Seelen. Gegenüber dem Stande von 1890 bedeutet daS eine Zunahme von 13,55 Proz. auf protestantischer, von 15,01 Proz. auf katholischer Seite. Dadurch ist der Anteil der Protestanten an der Gesamtbevölkerung von 62,77 auf 62,50 Proz. gcsunken,während der Anteil derKatholiken von 35,76 auf 36,06Proz. gestiegen ist. Mit andern Worten: aus je 10 000 Einwohner deS Deutschen Reiches kommen jetzt 27 Protestanten weniger und dafür 30 Katholiken mehr als vor zehn Jahren. Der Ueberschuß aus katholischer Seite beträgt im ganzen Reiche in absoluter Zahl 170 000 Seelen. Stärker noch als im Reiche ist die Verschiebung zu Gunsten der Katboliken im größten BnnceSstaat, ,n Preußen. Der Unterschied zwischen 1890 und 1900 beträgt beinahe ein ganzes Prozent der Bevö kerung, waS auf je 10 000 Personen berechnet eine Abnahme von je 9l auf protestantischer und ein- Zunahme von je 92 auf katholischer Seite bedeutet. Eine bemerkenswerte Zu nahme der Katholiken fand ferner nock statt im Groß herzogtum Hessen uuo in Württemberg, e-ne Abnahme da gegen in Bayern, Elsaß-Lothringen und in Oloenburz und besonders jtark in Baden, wo auf je 10 000 Personen 158 Protestanten mehr und 144 Katholiken weniger entfallen als 1890. Aber diese Verluste werden mehr als ausgewogen durch den Gewinn in Norddeutschland, wo nur Oldenburg eine Ausnahme von der Regel der stärkeren Zunnahme der Katholiken bildet. Diese Verschie bung ist deshalb ausfallend, weil sie einen Umschlag in der seit der Gründung des Reiches stetigen Entwickelung bedeutet. Von 187 l —1890 von einer Zählperwde zur andern war stet- eine Zunahme des protestantischen und eine Abnahme des katholischen Elements, und nun ist daS ent gegengesetzte Ergebnis zu verzeichnen. Mehr als die Hälfte des Gewinnes der Protestanten in den früheren Zählperioden, der sich in absoluten Zahlen auf mehr als 200 000 Seelen be zifferte, ist im letzten Jahrzehnt wieder veiloren gegangen, die Katboliken dagegen haben zwei Drittel ihres bisherigen großen Verlust es gedeckt. Der Zuwachs der Katboliken in diesemJabrzeknt wird aus eie Einwanderung zurückgesührt. Seit 1890 sind 345 444 Ausländer inS deutsche Reich eingewandert, davon waren über die Hälfte, nämlich 189 372 Oesterreicher, 54 190 persönlich und seinem Orden entsprechend dankbar er weise. Das versprach man ihm, und er verfertigte mehrere eiserne Kessel, die er mit jener Mischung, mit zahlreichen Steinen und Holzstücken füllte, dann tat er sv, als vb er selbst ein Ränder sei, und gesellte sich zu den andern. Als cs ihm gelungen war, auf diese Weise ihre Schlupfwinkel ausznkundschaften, vergrub er hier in ihrer Abwesenheit jene Kessel, doch so, daß sie mit Zündern in Verbindung waren, durch welche er sie zur geeigneten Zeit leicht zum Explodieren bringen konnte. Nachdem das alles an der Stelle, wo die Räuber sich zu ihren Schmänseil zu versammeln pflegten, trefflich bcr- gerichtet war, stellten sic sich ein und freuten sich der ge machten Beute. Da mit einem Male flog die Maschinerie mit Flammen, Ranch und Steinen in die Luft, was die Schmausenden mit solchem Entsetzen erfüllte, daß sie über zeugt waren, das jüngste Gericht sei hereingcbrvchen. Darauf verließen sie den Ort, wo ihnen der Höllenracheu zu fein schien, und begaben sich an einen andern. Hier gesellte sich Berthold zu ihnen und ermahnte sie, sie möchten die Abwege eines bösen, verbrecherischen Lebens verlassen nnd sich zur Buße bekehren, denn Gott sct ob ihrer Sünden ergrimmt und habe die Erde bereits darauf eingerichtet, daß sie sich anstuc nnd sic verschlänge, wie einst den Korah und Abiram. Von Gottesfurcht er schütter», verließen sie alle -en Wald. Berthold aber begab sich, nachdem er alles versprochenermaßen wohl ausgeführt nnd -en Wald gesäubert hatte, zum Magistrat und berichtete von seinen Taten. Nachdem man die Sache untersucht und selbst einem ähnlichen Experimente mtt Erstaunen beigewohnt hatte, bewilligte man eine ganz erkleckliche Geldsumme als Belohnung, und Bertholds Ruhm erfüllte die Herzen seiner Mitbürger, die begierig waren, jene Kunst zu lernen und durch sic viel Geld zu verdienen. Berthold teilte daS Verfahren aber auch etlichen Italienern mit, die. nachdem sic in ihr Vaterland zurückgekehrt waren, dasselbe zuerst in dem Kriege Venedigs mit Genua in Anwendung brachten und mit den damals modernen Geschützen eine Menge Menschen vernichteten. Von jetzt ab verbreitete sich jene Kunst über den ganzen Erdkreis mit schrecklichem Gemetzel, wie wir auS der Geschichte missen. „Und da- ist eS, was ich Uber die Erfindung de- PulverS und der Kanonen in dem erwähnten alten Leut« schen Büchlein gelesen Habel" — Soweit IltLanaNu» KtieL«r.. ZK Ls»'
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