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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.12.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-12-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19021211018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902121101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902121101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-12
- Tag1902-12-11
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Morgen-Ausgabe Anzeige«-Pret- MpMrr.TWMM L 8. Lösche, LMHorümiftr. 1«, >, Kö»t-«p1. e. Druck «ud Verlag vo» -. Pol» i» Leipzig. A:t2V^OO. sr^ 62S Sö. Jahrgang Ltttt«'». Donnerstag den 11. Dezember 190L ««ite> tlonvn r HOI,906.1. Lt-L »1»«» Fer»rHetsir -tc U«rL so^Lds-N Verbissenheit der Sozialdemokraten und -er mit ihnen verbündeten, als Freisinnige Vereinigung konstituierten Freihändler dazu, in einer Zeit, in der alle größeren Kulturstaaten ihre Produktion und Arbeit mehr als ge- Haupt-Fttiale Serliu: Rüuiggriitzer Straß« 118. Frrujprrcher Amt VI Nr. SSI». ,.0.-8.?.120l Ü. Haryt-FUiale Dresden: Gtrrhlo«» Straß« T. D«lsp«ch« Amt I Nr. 171», Geschrei vom Bruch der GeschäftS- jeder Begründung und ist dem der Geschäftsordnung durch Sozial- gelbtichcr Gesichtsfarbe, großen, schwarzen, feurigen Augen, prachtvollem schwarzen Haar und ebenmäßigen Formen, besonders aber von jener Grazie der Be wegungen, die vielleicht den höchsten Reiz der Caraquenas ansmacht. Im Gebirge findet sich noch ein anderer, höchst reizvoller Frauentypus: zarte, zierliche Frauen mit ro sigen Wangen und überaus weißer Haut, zugleich aber schwarzem Haar und schwarzen Auge». Unter den Männern der Mischrasseu findet man viele schöne Er scheinungen. Es sind über die Sittlichkeit der Venezolaner oft harte Urteile abgegeben worden. Wahr ist, daß sie ein leidenschaftliches Volk sind, und daß die südliche Sonne das Blut schneller durch die Adern treibt. Aber in den besseren Klassen herrsche» doch vielfach etnwandsfreie Zu stände, und zwischen Deutschen und Venezolanerinnen ist manche Ehe geschlossen worden, in der sich die Frau als Gefährtin deS Mannes, wie als Hausfrau durchaus be währt hat. Ucberhauvt wird der unbefangene Beurteiler, der die Bedingungen des Klimas und deS Landes berück sichtigt, zu dem Ergebnisse kommen, daß es in Venezuela schließlich nicht lasterhafter zugeht, als in anderen Län dern auch. Die größten Landplagen sind vielleicht die Trunksucht, der in Ermangelung feinerer geistiger Ge nüsse auch höher Gestellte zum Opfer fallen, und die Spiel wut, die sich besonders in den niederen Klassen ihre Opfer sucht. Schulen, und besonders höhere Schulen, gibt es nicht wenige im Lande, aber weder die Universität, noch daS Pvlntechnikum entsprechen deutschen Erwartungen nnd Vorstellungen. Nach dem Andrange zur Universität zu schließen, ist das Bildungsbedürfnis der Venezolaner außerordentlich: aber hier liegt ein wunder Punkt des Volkes. Es ist unnatürlich, wenn in Caracas schon auf beiläufig tausend Einwohner rin Arzt konnnt; und noch bedenklicher ist die übergroße Zahl der Advokaten. Durch die ttebersüllnng dieser Berufe entsteht ein Proletariat, das stets die Unzufriedenheit im Lande nährt und au Um wälzung des Bestehenden Interesse bat. Alle diese Leute machen daher mit Vorliebe in Politik und besonders in Publizistik: denn Venezuela ist mit einer Zahl von Zei tungen gesegnet, die man als unverhältnismäßig be zeichnen muß. So ist eS eben die künstliche Aufrssropfung der Kultur, die dem Lande schabet und die es nicht dazu kommen läßt, seine schier unermeßlichen Reichtlimer zu seinem Nutzen und zum Nutzen der Menschheit auS- zubeuten. m.Cp.65 ReSiLtto» ««- Lrvrditiou Aodamltsgaff« 8. 8«ujprrch«r ISS und SSL. Äuaahmeschlrrß für IUyeise»: Ab»»»-»lls,ab«r vormittag« 10 Uh«. Dt»rß«»-Ua«gab»r Nachmittag« 4 Uhr. Ltyeigeu stich stet« « bi, Expedition »> richten. Di« Expedition ist Wochentag« »untrrbrochea geöffnet von früh S bis adends 7 Uhr. Früchte der Obstruktionsparteien hat mit dem Liberalis mus nichts zu tun. Aber auch bas ordnung entbehrt fortgesetzten Bruche demokratcn und Fortschritt gegenüber allein am Platz. Wenn 8 18 der Geschäftsordnung sagt: „Auf Beschluß des Reichstags kann die Reihenfolge (der Artikel) verlassen, in gleicher Weise die Diskussion über meh rere Artikel verbunden oder über verschiedene, zu demselben Artikel gestellte Abänderungsvorschläge getrennt werden", so heißt dies für keinen Unbefangenen etwas anderes, als daß der Reichstag souverän über seine Beratungsgegen stände verfügt und nach Zweckmäßigkeits-Erwägungen verbinden oder trennen kann, wie er will. Sehnlich sagt 8 2 der Strafprozeß-Ordnung: „Zusammenhängende Strafsachen . . . können verbunden . . . werden. Aus Gründen der Zweckmäßigkeit kann durch Be schluß dieses Gerichts die Trennung der verbundenen Straf, fachen angeordnet werden" und 8 4: „Eine Verbindung zusammenhängender oder eine Tren nung verbundener Strafsachen kann mich nach Eröffnung der Untersuchung . . . angeordnet werden." Daß der 8 1 des Tarifgesetzes und der gesamte Zolltarif zusammenhängcn, ergibt der Wortlaut. Der Antrag Kar- dorff aber geht dahin, die Verbindung eintreten zu lassen. Will man dagegen einwenden, der 8 10 der Geschäftsord- nung spreche nur von einzelnen Artikeln, er könne nicht auf den gesamten Tarif bezogen werden, so fragt man ver gebens, wo jene Grenzen gezogen sein sollen. Ohne Zweifel können nach 8 10 die drei oder sechs oder zwölf Artikel, die ein Gesetzentwurf allein enthält, in der Dis- kussion und Beschlußfassung verbunden werden. Was aber von 12 gilt, gilt auch von 100 oder 800. Tie Ge schäftsordnung kennt keine Grenze. Das schneidet über auch das Gehör der Gegner nicht ab: sie können ihre Gründe bei der Gesamtdiökussion ebenso gut geltend machen, wie bei Beratung einzelner Artikel. Was haben aber die Dauerreden Stadthagens und Konsorten über haupt mit Gründen zu tun, welchen Zweck haben die namentlichen Abstimmungen, nachdem man längst die Stel lung jedes einzelnen Abgeordneten genau kennt? Aus schließlich Zeitverschleppung, und diese braucht sich keine Mehrheit gefallen zu lassen. Eine vernünftige Majorität wird eine Verbindung nur bei Beratungsgegenständen beschließen, bei denen nicht verschiedene Erwägungen bei den einzelnen Artikeln vorherzuschen sind. Heute handelt es sich aber um extremen Schutzzoll auf der einen Seite, um Freihandel auf der anderen. Nur die Nattonallibe- ralen sind bestrebt, allen Interessen gerecht zu werden, und wenn sie für einen mäßigen Schutzzoll eintreten, so ist in« bezöge» ftir richt« (8 gespalt«) 80 Tabellarisch«« «d Zisserasatz entsprechend höher. — «ebithrrn für Nach Messungen nut Offrrtmanaahm« L» H (rxcl. Porto). nügend schützen, den deutschen Markt pretszugeben. Weil aber die Parteien sich so schroff gcgenüberstehen, hat die Diskussion keine Bedeutung mehr, zumal nachdem die Mehrheit sich mit der Reichsregierung geeinigt hat. Kein Redner wird einen andern überzeugen und die wenigste» Redner verfolgen diesen Zweck. Deshalb ist eine zu sammenfassende Annahme am Platz, und wenn die Minorität wirklich mundtot gemacht wäre, würde cs am Erfolg nichts ändern. In Zeiten, wo für den Beschluß nur ein „Entweder — oder" ge boten ist, kann sich die Majorität nicht zum Spiel ball einer turbulenten Minorität machen lassen, und wenn in dieser Krisis die nalionalliberale Partei auf Seite der Mehrheit tritt und dieser das Recht der Mehrheit sichern hilft, so gilt das nicht einem Umfallen zu Gunsten der Be strebungen der Mehrheit, sondern der Rettung vor einer Revolution, die zwar nicht mit Waffen kämpft, wohl aber mit Mitteln, die ein ideales und liberales Gut, den Parla mentarismus, zu vernichten drohen. 6. -vL7 IM,90 Anzeiger. AmLsUatt des königlichen Land- nnd des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Antes nnd des Nolizei-Änrtes der Lindt Leipzig. Vie Venezolaner. Bon Otto Leonhardt. Nachdruck vrrdomi. Das Damoklesschwert der deutschen Strafe hängt über den Venezolanern. Man kann auf dieses Volk, wie auf die meisten Nationen des spanischen Südamerika, jenes Wort anwenden, das Friedrich der Große von Kaiser Josef II. gesagt hat: Sie neigen dazu, den zweiten Schritt vor dem ersten zu tun. Sie haben die Anzeichen, die Sym bole und Aeußerungen der Civiltsation bet sich eingcführt, ehe noch die Bedingungen einer Civiltsation im euro päischen Sinne entwickelt waren. Sv fehlt es in Venezuela nicht an Parlament, an Zeitungen, Universität, Theater, Literatur und Kunst. Der Präsident Guzman Blanco konnte sein Caracas mit einem gewissen Rechte das Paris Südamerikas nennen, und es ist wahr, daß man in der Hauptstadt oft eine nicht geringere Eleganz findet, als auf den Boulevards von Parts. Aber alles dies ist ein künst licher Firnis: die große Masse der Bevölkerung ist zu einer Kultur nicht reif und erhebt die Ansprüche der Kul tur, ohne die Leistungen der Kultur zu übernehmen. Die Venezolaner sind ein Mischlingsvolk. Den rein weißen Bestandteil der Bevölkerung schätzt man auf kaum ein Prozent. Die Mischungen von Weißen, Negern und Indianern bilden den Typus des Volkes, wobei jedoch zu bemerken ist, daß Verbindungen zwischen Indianern und Negern überaus selten sind, weil die Indianer einen höchst ausgesprochenen Abscheu gegen die Schwarzen haben. Reine Neger werben allmählich selten; reine Indianer giebt es noch in mehreren Teile» des Landes. Durch diese Mischungen sind eine große Menge verschiedener Typen entstanden, schwarze, braune und gelbe Menschen, bei denen sich die Rassenmerkmale in -er mannigfaltigsten Weise kreuzen. Es besteht ein Unterschieb zwischen den hochgelegenen und den tieferen Landstrichen Venezuelas. Je höher, desto hellfarbiger, weißer und zarter wird die Bevölkerung: je tiefer, desto mehr tritt da» Negerelement und seine Kreuzungen hervor. Die Negerrafse hält sich an die heiße E-ene, die Gebirge sind der Sitz der reineren in Straßburg au« dogmatischen Gründen MeinnngS- verschiedenheuen und Kämpfe an derTageSorvuung sein müßten. Wie die praktischen Erfahrungen, die Preußen in Bonn, BreSlau und Münster gemacht, zur Genüge dartuu, ist eS damit in Wirklichkeit nicht so ichlimm; wenigsten- nicht für „Vie Kcrcke", der der Staat stet« aus halbem Wege entgegen- kommt. Und so wird eS auch in Straßburg werden. DaS „Journal de Colmar" und die ihm gesinnung-verwandte Presse werden freilich nach Kräften bemüht sein, in der ge dachten Richtung Schwierigkeiten entweder hervorzurusen oder bereit- eingelreteiie zu vergrößern; äußert «- doch schon jetzt als „Verteidiger der Rechtgläubigkeil" „ernsteste Bedenken" gegen Gelebne, die al- Professoren für die neue Fakultät gewonnen werden sollen. Ob solche Treibereien gelegentlich Erfolg haben, hängt in erster Linie vom Straßburger Bischof ab. Einstweilen siebt e- aber nicht darnach au-, al« ob dieser fürchtete, nicht alle seine Wünsche befriedigt zu sehen. * Berlin, 10. Dezember. (Fürst BiSmarck und die Reichstags-Geschäftsordnung.) Bereits im Jahre 1878 hat Fürst Bismarck dem Reichstage einen „Gesetzentwurf, betreffend die Strafgewalt deS Reichs tages über seine Mitglieder", vorgelegt, da die über bte Ordnung in den Verhandlungen des Reichs tages vorhandenen Bestimmungen dem großen Kanzler mit Recht unzulänglich erschienen. Der Gesetzentwurf richtete seine Spitze gegen die Sozialdemokratie und wollte einer aus dem Präsidenten, den beiden Vize präsidenten und zehn Mitgliedern des Reichstages be- stehenden Kommission die Strafgewalt übertragen. 8 8 des Entwurfes lautete: Die Ahndungen, welche die Kommission verhängen kann, sind je nach der Schwere der Ungebühr 1) Verweis vor ver sammeltem Hause; 2) Verpflichtung zur Abbitte vor ver sammeltem Hause in der von der Kommission dafür vorgeschrie- bcncn Form; 3) Ausschließung aus dem Reichstage auf eine bestimmte Zeitdauer. Diese kann bis zum Ende der Legis laturperiode erstreckt werden. Mit einer Ausschließung, welche sich auf die Dauer der Legislaturperiode erstreckt, kann der Verlust der Wählbarkeit zum Reichstag verbunden werden. Der Verlust der Wählbarkeit kann selbständig ausge sprochen werden, wenn daS Mitglied dem Reichstage nicht mehr angehört. . In der Denkschrift zur Begründung des Entwurfes hieß eS unter anderem: „Wenn die Gesetzgebung an den Grundsätzen, aus welchen die Bestimmungen der Reichsverfassung über den Schutz der Abgeordneten in der freien und unabhängigen Ausübung ihres Berufes hervorgegangcn sind, festhalten will, so wird sie eine Abhülfe nur in einer dem Reichstage selbst über seine Mit glieder einzuräumenden Strafgcwalt suchen können. Hierbei wird eS sich indessen nickt um Schaffung einer förmlichen Straf gerichtsbarkeit in dem Sinne handeln, daß der Reichstag die allgemeinen Strafgesetze an Stelle der ordentlichen Gerichte anzuwcndcn hätte. Tenn zu einem Organ dec Rechtsprechung eignet sich weder der Reichstag selbst noch ein auS seiner Mitte gebildetes Gericht. Die Gesetzgebung wird sich vielmehr, wenn sie für den ReickStag eine Strafgewalt über seine Mitglieder neu schassen will, an die dem Reichstage gegen seine Mitglieder zustchcndc Disziplinarbefugnis anzulehncn haben. Auf das Einschlagen eines solchen Weges weist auch der Vorgang der Gesetzgebung einzelner deutscher Bundesstaaten, und ferner das Beispiel anderer Länder, insbesondere Englands, der Vereinigten Staaten und Frankreichs hin. ES Deutsches Reich. (-) Leipzig, 10. Dezember. Au- Berlin wird telegraphiert: Der „ReickSanz." bestätigt, daß der bayerische Land gerichts-Präsident Männer-Slraubing zum ReichS- gerrcht-rat ernannt worden ist. -r- Berlin, 10. Dezember. (Die Straßburger katholische Fakultät und die Französlinge.) Das Organ der elsässischen Abgeordneten Dellor und Hauß teilt an der Spitze seiner neuesten Nummer mit, der Kardinal- SlaatSsekrelar Rampolla babe durch ein Schreiben vom 5. Derember d. I. den Bischof von Straßburg benachrichtigt, daß am genaunien Tage die Verhandlungen der Kurie mit der deutschen Regierung über die theologische Fakullät an der Universität Straßburg endgültig abgeschlossen worden sri-n und die Fakullät vom Papste zuge standen sei. Als entschiedener Gegner der Fakullät er klärt das Straßburger Blatt, sich auch jürderhin für die neue Einrichtung nicht begeistern zn können, aber, da Rom jetzi gesprochen, den Degen in Ehrfurcht senken zu wollen. Da- Gleiche dürsten die übrigen reichsländijchen Gegner der theologischen Fakullät versprechen; sehr fraglich indessen er scheint eS, ob alle diese Versprechungen werden gehalten werden. Eine Auslassung des „Jou rn al de (§o lmar" dcrnct darauf hin, daß die unversöhnliche» Gegner der Fakullät nach wie vor am Werke sind, ihrer Feindschaft auch nach außen hin Ausdruck zu geben. So hält sich daS „Journal de Eol- mar" in erregter Weise darüber auf, daß von den Lehrern des bischöflichen Priesterseminars nicht alle, sondern nur die „geeignetsten" übernommen werden sollen. Dabei giebt das „Journal de Colmar" selbst zu erkennen, wie wenig unbekannt idm die Talsache rst, daß keineswegs alle Seminarprosessoren die erforderliche Befähigung für eine Universitätepro^essur haben. Hiervon ganz abgesehen, würde e- vollkommen zweckwidrig fem, wenn man beiresfS der Sennnarprosessoren bei Piüfung ver Frage, welche von ihnen für die Fakultät übernommen werden lönnten, sich nicht auf da» entschiedenste über die Stellung vergewissern wollte, welche dir Scminarprofessoren dem Protest lerium gegenüber einnebmcn. Das „Journal de Colmar" will glauben machen, daß nunmehr zwilchen Staai und Kirche über die Besetzung der theologischen Professuren Vezug-.Pret- 1» d«r Hemptrxpedttlov «d«r d«a r» Stadt, ßqlrk «d d« Vororte» «rrtchtrtr» An«. «bg«h»lt: vt«rt«ljLHrltH ^8 L.S0, D»«h dt« . Deutschland «. Österreich oterteljLhrlich ^8 8» für dt« übrP« Lüab« lantLrttuu-Spräsvp«. kaum in die Höhe: am häufigsten ist sic in den Küsten städten, und sv tritt gerade dem Reisenden, der in Vene zuela landet, daS Negerelcmcnt am stärksten und ausfällig sten vors Auge. Der Neger findet sich fast in allen Stet- lungen, als Politiker, als vermögender Kaufmann, aber auch als Maultiertreiber, Arbeiter, Diener, Matrose. Sehr gut eignen sie sich zu Lastträgern, da ste gewöhnlich über große Körperkraft verfügen und besonders die Köpfe stiermätzig stark ausgebildet zu sein pflegen. So leisten sie gute Dienste: aber selbst nach dem arbeitsamsten Tage sind sie tm stände, sich die ganze Nacht mit ihren ein förmigen Tänzen zu vergnügen und am Morgen dann, als wäre nichts geschehen, wieder ihrer Arbeit nachzu gehen. In merkwürdigem Gegensätze zur Stärke ihrer Köpfe steht die Schwäche ihrer Kniekehlen. Die Indianer sind glänzende Fußgänger nnd halten viele Stunden aus, der Neger aber ist zum Marschieren wenig zn gebrauchen. Den mannigfaltigen Mischungen dieser Rassen ist nun ein gemeinsamer Zug durch das spanische Element aufge- drückt, das doch überall hcrvorbricht und in seinen Eigen tümlichkeiten wiederkchrt. Grobe Lebhaftigkeit in Ver bindung mit einem gewissen inneren Ernste des Charak ters, politische Unstetigkeit und Hang zur Zersplitterung kennzeichnen die Venezolaner wie die Castiliancr. Spa nisch ist die großherzige Gastfreundschaft, die in Venezuela allgemein geübt wird, spanisch der Hang zu Cercmvnien und Artigkeiten. Auf Formen und feines Benehmen legen sie hohen Wert, und der Reisende tut gut, seine Befehle selbst Dienern gegenüber mit den Worten einzuleiten: „Tun Sie mir den Gefallen". Ist man in einer Familie zu Gaste, so reicht die Hausfrau dem Gaste die Schüssel, und eS wird erwartet, daß er sie mit einer verbindlichen Redensart der Dame des Hauses, als der Würdigsten, zurückgibt; noch seiner aber handelt er, wenn er das Ans- teilen der Speisen selbst übernimmt. Von den Frauen in Venezuela, den Kreolinnen, ist viel erzählt worden, und ihre Schönheit ward beinahe zur Sage. Indes erwartet den Reisenden in dieser Hinsicht vielleicht doch manche Ent täuschung, besonder- unter den niederen Klassen sind wirk lich schöne Erscheinungen selten: eine solche Kreolin, deren Züge durch unregelmäßiges Leben und viele Arbeit ent stellt und verwr'kt sind, die überdies noch die Cigarre tm Munde und überall eine gehörige Portion Schmu» trägt, ist nicht gerade etwas besonders Anziehendes. Dagegen trifft man allerdings in den höheren Klaffen Erschei nungen von seltener Schönheit, von blasser, ein wenig Grtm-Beilagen (-«falzt), a»r mit der Morgm-Aa-gab«, »hx Postbesördertuig «0.—, mit Postbesürdermlg u8 7V«—» indianischen Rasse. Diese Menschen des Gebirges sind abgeschlossen und zurückgezogen, ruhig und stolz und sind nicht von besonderer Gesprächigkeit; dagegen ist das Volk der Ebene laut und lärmend und unerschöpflich im Wort schwall. Sievers, der deutsche Erforscher von Venezuela, hat diesen Gegensatz zwischen dem Tieflande und den Höhengegcnden fesselnd gezeichnet. „Unren tm Tieflande große Hitze, üppigste Palmenvegetation, Schlingpflanzen, grelle Lichteffekte, blühender Boden, glänzend weiße Häuser, dunklere Bevölkerung in weißen Kleidern, viel Lärm, Leben überall, blauer Himmel, Sonne, Farben! Oben tm Gebirge gemäßigtes Klima, milde Luft oder auch scharfe Winde, Wolken an den Bcrghängen, fern im Grunde eine kleine Ortschaft, Ruhe, Stille überall, selten einmal ein Mensch, und wenn ein solcher, dann ein schweigsamer Indianer. Einförmigkeit, Monotonie oben, bunter Wirrwarr unten. Wer diese sich überall gleich bleibenden Gegensätze einmal eine lange Zeit über nicht eingesogen, oder wer dieselben überhaupt noch nicht ge kannt hat, fühlt sich davon im Anfänge im höchsten Grade ergriffen." Ganz hoch in den Cordilleren sitzen noch heute reine Indianer in kleinen Dörfern und Städten. Auch sic sind dem Schicksal geweiht, in dem großen Vermischungs prozeß der Raffen aufzugehen; es ist gleichsam ein Symbol, daß diese in den hohen Bergen einsam gelegenen Ortschaf, ten schon fast ganz spanischen Charakter tragen. Das Ur- teil über die Indianer ist ja bet den verschiedenen Reisen, den verschieden ausgefallen. Daß ste träge, stumpf und ohne Ehrgeiz sind, erkennen auch ihre günstigsten Be- urtetler an; und ein widerlicherer Anblick, als ihn manche verlumpte und versoffene Indianer bieten, ist wohl kaum denkbar. Dennoch sehen hervorragende Kenner des Lan des und Volkes von Venezuela, wie z. B. auch Sievers, in der indianischen Rasse den Träger der Zukunft des Landes, vor allem ans dem Grunde, weil der Indianer an Fähig- keiten den Neger erheblich übertrifft. So viel ist gewiß, baß die indianische Rasse dem venezolanischen Volke mehr und mehr sein Gepräge ausdrückt und als das eigentliche kennzeichnende Element sich geltend macht. Auch der viel genannte Präsident Castro ist ein Mestize, d. h. ein Misch- ltng von weißem und indianischem Blute. Der Neger ist hier derselbe, wie überall: ein Kind, fröhlich, leichtherzig, geschickt, aber ohne SuSbauer und ohne geistige Disziplin. Ueber 800 Meter steigt die Rasse :L -- »at i»n«-n Vas Ende des Liberalismus. Wie vorauszusehen, hallt die Klage über Vergewalti gung -er Minorität im Reichstage nicht nur in den sozial demokratischen, sondern auch in den linksliberalen Blät tern aller Enden wider. Daß vorher die Minorität die Majorität durch Obstruktion vergewaltigen wollte, davon wir- geschwiegen, obgleich ohne Zweifel die sozialdemo kratischen Blätter in ihrer cynischen Polemik die Majorität verhöhnt haben würde, die sich kampflos hätte vergewal tigen lassen. Di« Geschäftsordnung deS Reichstag«, durch deren Bruch die Bergewaltigumg der Minorität erfolgt sein soll, stammt auS jener harmlosen Zeit, in der man glaubte, im Reichstage würden nur Reden gehalten, um Gründe gelten- -u machen, nicht um benReichstag an derErlebigung seiner Arbeiten zu hindern; eS wurden Anträge gestellt, um bte zur Beratung gestellten Vorlagen zu verbessern, nicht um die Zeit totzuschlagen; es wurde namentliche Ab stimmung verlangt, um die Stellung der einzelnen Abge ordneten festzustellen, nicht um die Sitzungen nutzlos zu verschleppen; aus einer Zeit, in welcher der zur Ordnung gerufene Abgeordnete den Ordnungsruf noch als eine be schämende Strafe empfand, nicht um damit als einem wohl feilen Martyrium vor gleich rohen Genossen zu glänzen. Daß bei diesem Wechsel -er Dinge die Geschäftsordnung nicht genügt, ist selbstverständlich. Seit Schöpfung der Ge schäftsordnung deS Deutschen Reichstags haben alle Par lamente der Welt sich genötigt gesehen, drakonische Bestim- mungen in ihre Geschäftsordnungen aufzunehmen, um ihre Iren, Nationalisten und wie sonst die Unruhstifter heißen, bändigen zu können. Der Deutsche Reichstag allein hat sich auf einige zahme Bestimmungen beschränkt, die heute dem Spotte verfallen sind, indem z. B. die von der Sitzung ausgeschlossenen Abgeordneten den Befehl des Präsidenten ignorieren und die Sozialisten die Handhabung der Ge schäftsordnung selbst in die Hand genommen haben, indem sie durch wüsteö Gebrüll einem mißliebigen Redner daS Wort entziehen. Daß unter solchen Umständen die Mehr heit die Geschäftsordnung verschärfen muß, wenn sie nicht abdanken will, ist selbstverständlich, sonst würde der gesamte Parlamentarismus dem Chaos verfallen. Das geben die linksltberalen Blätter selbst zu, indem sie verlangen, vorerst hätte die Geschäftsordnung abgeändcrt werden müssen, dann hätte man verfahren dürfen, wie geschehen, d. h. die Majorität hätte sich an regelrechter Abänderung der Ge schäftsordnung ebenso verhindern lassen sollen, wie an den sonstigen Beratungen. Daß diese Art, zu verhandeln, -en Parlamentarismus einfach verneint und daß die Natio- , . ... nalliberalen, indem sie sich in diesen Fragen den Konser-1 dies nur natürlich; es gehört die ganze leidenschaftliche vativen und dem Zentrum anschlossen, den Parlamen tarismus retteten, nicht den Liberalismus vernich teten, sollte dem Blödesten klar sein. Der Erfolg der stärksten Lunsen, der Schamlosigkeit der Dauerreden und ähnliche
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