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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.01.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-01-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190401030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19040103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19040103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-01
- Tag1904-01-03
- Monat1904-01
- Jahr1904
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.01.1904
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lvezugs Prei- m der -ewptrxprditton oder deren AaSgab». pellen adgekolt. vtrttelsährlich S.—, bet zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau« ^tz ß.?L Durch di« Vost de zogen ft, Deutsch, buch ». vefteneich »ierttljsidttich 4.48, ftr di, Adrig,» Länder laut Z,Uun,tpH«Msle. Mgkttsn vn- -rve-ttion: J«ha»»i«,ass» 8. Jernipe.cher tdü «ad Up. F<ltaI«»P«bttta»»n r AsftebHohn. Vvchhandlg,, Vlliverstftftstr.ll, K. ttsch«, Latyarinenft». 14, ü KchugSpl. 7. Hpvpl-/ttjpik Vrerden: Martrnstraße 34- Fernsprecher Aull 1 Nr, 171S. -anpl /Utale -erlinr Carl HtMtzkn, Herzgl. Payr. Hofbychhaadlg^ Vötzowftrab, ist Kernsprecher Amt Vf Rr. 4S08. WWgcrIagMaü Anzeiger. ÄmlsAott des Königliche» Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Aales «nd des Nolizeiamteo der Ltadt Leipzig. Nr. 4. Eionntag den 3. Januar 1904. Slnzeigen-PrelD die 6gespaltene Petitzeile 2S Reklame» unter dem Nedoltiansprich (SgespaUen) 75 vor den FamUiruuqch. richten («gespalten) KO H. Labellarischer und Zifsernsatz entsprechend höher. — Gebühren ftr Nachweisungen und Ossertenaaaahme llü L, (extt. Porto). Ertra-lveNa-e» (gesalzt nur mit der Morgru-NuSgabe, ohne Postbesürderung ^4 SO.—, mit Postdeftrderung 70.—. Inna-metchlu- für Anzeige«: Lb«»d Ausgabe: vormittag« 10 Uhr. Mvrgen-BuSgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Anzeige« sind stet» an dir Expedttto» zu richten. Li» Expedition ist wochentags ununterbrochen geüssuet vo« srüh 8 di« nbeud« 7 Uh«. Druck und Verlag vo» E. Po'z tu Leipzig. 88. Jahrgang. Vas Äicdkigske vom vage. * Es vertäutet, der Kommandeur der ft Garde-Djpision von Moltke sei bis aus weiteres zur Dienstleistung al« Chef de« GenepalsjaheS kommandiezt. — Diese Meldung ist inspfern bedeutungsvoll, als schon sc,t längerer Zeit ver- lautet« pah Graf Schliessen seinen Abschied nehmen walle. * Per Reich«tag«abg,ordnet» Seyboth (Frs. Bpt.) wurd« »m Sonnabend in München wegen Wechsel- salschuna und Betrüge« zu lu< Jahr Gefängnis und S Pahren Ehrverlust verurteilt. Der Staatsanwalt hatte zwei Jahre Gefängnis beantragt. Damit ist ein« Reichstagsersatzwahl im Wahlkreise Efchwege- SchmalkGlde» erforderlich aeworden. den di« zur letzten Rttch«tag«wahl ». Christen (Rpj.) vertrat. Geybsth wurde in der tztichPahl aeaen Hugo (Toz.) gewählt. Der Ber- urteilt« war auch Mitglied des sOberbaherischen Landrat« seif 1S6K. — * B« der nachträglich an, 1. Januar begangenen Feier de« Geburtstage« des Großherzoa« pon Hessen über reichte in Darmstadt eine Deputation von 35 Herren au« allen D«len de« Landes dxm Großherzoge zur freien Ber- füaun« eine Sammlung im Betrage von 84 006 auf gebracht von 84006 Kandeskindern. * Wie da« -Dresdner Journal* meldet, hat sich Ge heimrat Off, Roscher im Auitrag« de« Minifterium« de« Innern nach Crimmitschau begeben, um dort Ver tret»» der streikenden Arbeiter wie der Arbeitgeber Uber den derzeitige« Stand ihre, Ansprüche zu hör»n- * An UeSfüb sind neue Kpmttatschi «ufgetaucht. * Die Meldungen üb»r da« Verhältnis Japan« zu Rußland laut»« beunruhigend. Bestätigt wird jedoch von japanisch», tzrith daß Japgp kein Ultimatum gestellt habe. Hur «er W-chr. Di* «ußwärtigen Beziehung,« d»ß deutsch»« Reich»« präsentirrten sich heim Jahreswechsel diese« Mak in recht erfreulicher Form. Eine erhebliche Trübung ist eigent lich tn keiner Richtung wahrzunehmen. Vor allem ist der Dreibund noch immer weit davon entfernt, ein abgespieltes Klavier zu sein, wie »in »dl,» Tscheche vor nicht allzu langer Zeit sich auszudrücken beliebte. Dieses Grundbündniß hat sich sogar entschieden gekräftigt im Vergleich zu den Zeiten kurz vor sein» letzten Erneuerung. Damals hatte Italien nicht nur auf wirtschaftlichem Gebiet,, sondern auch in militärischen Fragen einige Bedingungen zu stellen versucht, mußte aber davon zusückkommen, al« der deutsche Kanzler aus un veränderter Erneuerung de« Vertrage« bestand. Daß die Freundschaft dadurch nicht g»mind»rt worden ist, konnten wir i« vergangenen Frühjahre beim römischen Besuch, Kaiser Wilhelm« wahrnehmen, wie auch der neu« Minister de« Auswärtigen Littoni in seinen ersten Kundgebungen den Dreibund ausfallend in den Vordergrund seines politischen Programm«gestellt hat- Nicht minder haben zu Wien im Herbste die beiden Kaiser in Toasten wie in der herzlichen Bezeugung ihrer persönlichen Gefühlt ihre Anhänglichkeit an das nun schon in seinem flinfundzwanzigsten Jahre stehende Bündnis bekundet. Gefahr,«, di« ihm etwa drohen möchten, liegen weder bei den Monarchen, noch b»i den Diplomaten, sondern nur in den Extravaganzen de« Nationalismus, wie ihn Irredentisten, Magyaren, Kroaten und Tschechen in dir ungebundensten Form darstellen. Gar kein Hindernis für di« Pfleg« der Bundesgenossen schaft ist dagegen in Oesterreich-Ungarn« guten Beziehungen zu Rußland zu erblicken, um so weniger, al« auch da« deutlche Reich seit Jahren zum Zarenreiche nicht so freundschaftlich gestanden hat, wie gerade jetzt. Zwar Slawophilen und Trager der russisch-englischen Verständigungs-Idee Hetzen nach wie vor gegen alle« Deutsche, ob e« sich nun um die Balkan wirren oder die Bagdadbahn handelt. Tie haben eine Pause nur in den Tagen derDarmstädter Begegnungeintreten lassen und waren wohl auch Veranlasser der damaligen Pariser Reis« des Grafen Lambsdorff. Aber es bleibt trotzdem dabei, daß wir keine Gründe zu Differenzen mit Rußland haben, so sehr auch Bebel sich über die Herrschaft der Knute aufregen mag, so be dauernd wir auch den antifinnischen und den antisemitischen Excrssen gegenüberstehen. Niemals hat der Zar dem Zwei bunde eine antideutsche Tendenz gegeben, und die Schied«- gericht«v»rträge, so nichtig ihr völkerrechtlicher Inhalt ist, dürfen al« Symptome einer Abschwächung de« in der Entstehung der beiden Haupt-Bündnisse begrün deten Gegensatzes angesehen werden. Al« Instrumente zu, Beseitigung ernsterer Machtstreitigkeiten werden st« sich dagegen trotz der enthusiastischen Erwartungen »ine« d'Estour- »elle« nicht bewähren. Sie reichen nicht au«, die marokkanische Frag« im Sinn« der französischen Wünsch« zu regeln, und werde« auch sicht die Annäherung England« an Rußland vl» Pari« zu Stand«-bringen. Nicht «inmal im Orient ist der alt« russtsch-euglische Gegensatz geschwuüd«. Lllerdwg- hat sich dort daS Bild seit dem Kongreßjahre erheblich ge wandelt. Heute geht England dem Sultan zu Leibe, den mit der Betonung von der Integrität der Türkei der Za, schützt, indem r» die Balkanstaaten mit seine» starken Hand von Angriffen gegen den Türken zurückhält. Vit viel schärfer aber ist der Gegensatz in Asien! Die persisch» Riis« des indischen VuekönigS Lord Curzon halt« eine au«gesprochrn antirussische Tendenz. Die Expedition gegen Tsbet wird vp« d»n russischen Zeitungen mit dem größten Mißtrauen beobachtet. Im fernen Osten ab»» ist England nur äußerlich in die zweite Linie getreten, Japan die Aufgabe überlastend, den vollen Anprall deS russischen ExpanstonSdrangeS auözuhalten. Wie vor dreißig Jahr«» Pa« schwache Dänemark in dem Wahn« gehalten wurde, e« würde England aus seine» Seit« finden, wenn t« für die Erhaltung der Herzogtümer das Schwert zöge, so hat den Japaner Pa« IstOL ab geschlossene englisch« Bündnis in »ine durch England ¬ heutige Haltung nicht gerechtfertigte Sicherheit gewiegt. Heute gäbe man an der Themse ftohl viel darum, wenn man diese- Bündnitl nicht abgeschlossen hätte, ha« damals al« s» be sonder« stattlicher Erfolg auSgegebe» wurde. Englisch« Diplomaten lachen laut auf bei dem Gedanken, ein« Ver bindung China- oder Korea« mit Rußland zum Kampfe gegen Japan könnte von diesem als oasn» tavckorw geltend gemacht werden. Und doch hat sich England 1902 verpflichtet, dem Japaner zu Hülfe zu eilen, den Krieg mit ihm gemeinsam zu führen und nur in wechselseitigem Einvernehmen Frieden zu schließen, fall« „irgend eine" Macht sich etwaigen Feind seligkeiten Rußlands gegen Japan anschließt. Jetzt zeigen in London wie in Paris die Diplomaten äußerst pronvnzierte Abneigung dsgrgen, sich in einen russisch-japanischen Krieg hineinziehe» zu lasten. Freilich wird eintr«t»,d-^ Falle» England sich sagen müssen: tu» rve ogitur. Es könnte picht ruhig mit »»sehen, daß Japans ostasiatisches Prestige von Rußland vernichtet würde. In dieser Erwägung liegt aber zugleich einer der Gesichtspunkte, unter denen wir trotz d«» Schärf« der Krisis noch immer an der Hoffnung auf Erhaltung de« Frieden« festhaltrn können. Da e« weiß, was auch für die eigene Weltstellung auf dem Spiele steht, p,»wendet sich England jetzt in Tokio äußerst lebhaft für eine Abminderung der japanischen Forderungen, zumal für eine möglichst konziliante Form hei deren Geltend machung. Ebenso wirkt in St. Petersburg Frankreich für eine den Frieden erhaltend» Nachgiebigkeit de» russischen Diplomatie. Um ein« Beseitigung der Streitfragen kann eS sich hier allerdings ebensowenig handeln, wie etwa 1885 zwischen Rußland und England in Afghanistan. Aber wie e« damals, man kann sagen sm Vorabende der Kriegserklärung, doch noch zu einer Vertagung kam, die sich nun schon in das neun zehnte Jahr erstreckt, so könnte auch zwischen Rußland und Japan jetzt, etwa in Form einer Demarkationslinie auf Korea, eine momentane Verständigung erzielt werden, wenn auch nur für den Augenblick. Dagegen bleibt in der Tat da- Problem bestehen, wie Japan« wirtschafts politisches Interesse an der Integrität Chinas und an der Hegemonie über Korea sich in Einklang setzen lassen soll mit der seit Jahrzehnten unter enormen Opfern an Geld und Blut inaugurierten Expansionspolitik Rußlands. Es kann hier keinen Schritt zurück tun, ohne alle diese Leistungen in Frage zu stellen. Damit wird allerdings Niemand sagen wollen, daß diese Expansionspolitik den wahren Interessen des russischen Reiches von Anfang an entsprochen habe. An deutungen über di« Disharmonie zwischen dem Notstände Rußland« und seinen weltpolitischen Ansprüchen hat nicht einmal der Rotstift de« Zensor« in den russischen Blättern gänzlich zu unterdrücken vermocht. Ueber die Verwahrlosung de« Schulwesen« klagend, äußert die Zeitung „Rußkaja Mystl" (der russische Gedanke) folgendes: „Wenn man annehmen könnte, daß da« Staatsbudget größere Summen al« bisher für die Landschulen aussetzte, so würde eine solche Lösung die befriedigendste sein. Ist nun aber anzunehmen, daß »in solcher Umschlag »intritt? Schwerlich. Lassen die Verwicklungen im Osten nicht eher da« Gegenteil erwarten? Man denke nur an dir Zeit de- chinesischen Krieges, da all« Ausgaben unter Hinweis auf denselben nach Möglich keit beschnitten und auf da« Notdürftigst» beschränkt wurden." Leider sind das nicht di« Gedanken der maßgebenden Staatsmänner Rußlands. Sir wünschen den Krieg nicht. Sie haben auch keinen Anlaß, ihn zu beginnen. Denn dort, wo sie sein wollen, sind sie bereits- Aber das Kriegsfieber der Japaner, für die es sich um Ehre nicht minder, als um di« Macht handelt, bat schon zu unmittelbaren Mobilmachungs vorbereitungen geführt. Jeder Tag kann den Ausbruch berbeiführen, w«nn nicht Japan schließlich doch die Gefahren seiner Isolierung den Au-schlag geben läßt. Wie von England, s» wird eß auch vo» den Bereinigt,« Staaten im Stich« gekäst««, trotz de, große« Phrase von Amerika« Herrschaft über de» Pazifischen Ozean. Präsident Roosevelt ist längst zu der Erkenntnis -«lange, daß mit Rußland sich nicht umspringen laßt, wie etwa mit Panama. Für da« jetzige zweit» Ersuchen der New Iorker Israeliten zu Gunsten ihrer Kischinewer Glaubensgenossen hat er nur taube Ohren. Was hat unter solchen Umstände» Japan zu hoffen? Äus den Zugkndbriesen ttudols v. Lenniysens. <s. Im Januarheft« bar „Deutschen Rsoue" beginnt -er Berliner Hiftvrster HermannOnckep seine höchst be achtenswert« Publikation aus -en Jugendbriesen Rudolf p. Bennigsen«. Bennigsen hatte Ostern 1845 tn Hannover daS erste juristisch« Examen bestanden und wurde alsbabd dem Amte Lüchow als Amtsauditor zur «eiteren Ausbildung überwiesen. Die Beaurtenlaufbahn aber sagte ihm durchaus nicht zu. Er hatte das juristische Studium gewählt, weil es ihm al« hannöverschen Adligen, -en -er Lolbatenstanb in Frivüenszeiten nicht anzog, saft al« das einzige sonstige Fach erscheinen mußte. Indessen da- „Einerlei eines ewigen Schreibens", -er „gerade in Hannover sehr fühlbare 'Mangel an aller geistigen Regung", di« Gefahr, der Regierung nicht nur di« geistige Kraft, sondern auch „Charakter und Ehve" verkaufen zu müssen, verleideten Bennigsen die eingeschlagene Laufbahn derart, daß er den Plan eines Berufswechsels mit seinem Vater eingehend erwog. Und zwar hatte Bennigsen den Wunsch, die akademisch« Laufbahn einzuschlagen und als Dozent -er Staatswissenschaften sein Heil zu versuchen- Auf diesem Boden wollte er -en Grund zu einer gedeihlichen volttischen Wirksamkeit legen. „Tie Wissenschaft", so schrieb er hierüber am 28. September 1846 seinem Vater, „muß sich vom Schulstaube immer mehr befreien und nur in einer höheren Auffassung und Ge staltung des Lobens ihr Ziel suchen, dann hört sie aber von selbst auf, reine Theorie zu sein, und wird gewiß im edleren Sinne eine praktische genannt werden können als die ge samte Beamtenschreiberei. Und sollte einmal ein« größere Zeit für Deutschland kommen, sollte der Sturm, der alle europäische» Verhältnisse »ufzuwühlen droht, wirklich (.eraufziehen, so würden die Männer, die an dem all gemeinen Merke Mitarbeiten helfen werden, einerseits zwar aus -en von unserer sogenannten- Cioilisation nicht depvaoierten, noch kräftigen und gesunden Teilen des Volkes, auf der andern Zelte aber auch zum großen Teile aus der in den Wissenschaften eine neue Gestaltung für das Lebe» suchenden Klasse, aus den in der Wissenschaft sich mit Bewußtsein für das Leben Aus-bildenden hervorgehen. Unsere Beamtenhierarchie, die bis jetzt im Vergleiche mit England und selbst mit Frankreich wohl Minister, aber keine Staatsmänner hervorgebracht hat; .... trägt zu einer künftigen Gröhe Deutschlands, zu einer glücklichen Bewättigung de« furchtbaren Gespenstes, an dem die Kultur des IS. Jahrhunderts abermals zu scheitern droht, wohl die wenigsten tauglichen Elemente in sich." Bennigsen wollte zunächst seine akademlsckxn Studien in Heidelberg bei Gevvinus, Schlosser, Mittermayer, Mör stadt fortsetzep un- deutete dadurch unverkennbar auf die liberale Richtung seiner Ideen hin. Ein einsähriger Ur laub sollte die Einleitung seines Berufswechsels werden. Dieser Urlaub aber wurde abgeschlagen; und ob wohl Bennigsens Vater, freilich nicht ohne ernste Bedenken gegen -en entwickelten Plan, seinem Sohne das Aus scheiden aus dem Staatsdienst« freistellte, entschloß sich der damals -2jährige Amtsauditor, fürs erste die Beamten laufbahn fortzusetzen. Dem Rate seines Vaters folgend, ging Bennigsen bald von -er Verwaltung zur Justiz über. Doch der Bruch mit -er hannoverschen Reamtenkarriere blieb ihm nicht erspart: als er 1855 für Aurich in die zweit« Kammer gewählt war, -versagte ihm die Regierung die Erlaubnis zum Eintritt und zwang ihn dadurch, auS dem Staatsdienst auszutreten. Den oben angezogenen Brief Bennigsens vergleicht Oncken mit dem Briese eines andern Zwoiundzwanzig- jährigen, Otto o. Bismarcks, der einer Cousine mit ähnlicher Rechenschaft über sich selbst die Gründe vortrug, weshalb er den Staatsdienst verläßt und unabhängiger Gutsbesitzer wird. Beide Briefe enthalten sehr ähnliche Gedankengäng«, aber auch die tiefgreifende« Unterschiede, die für die Entwicklung der zwei Männer charakteristisch sind, sind unverkennbar. Was bei Bismarck realistisch ge dacht ist, erscheint bei Bennigsen idealistisch geformt, und dex Velden gemeinsame politische Ehrgeiz erscheint bei -em einen al- der 'Machttrieb einer Natur, die für die Dauer nur an erster Stelle stehen kann, bei dem andern als das schwungvolle Streben, die Summe seiner Fähigkeiten für ein Ideal «inzusetzen. Deutsches Reich. * Verlt«, r. Januar. Ueber di« Wechselwirkung zwischen Reichstag und preußischem Landtag wird der „Köln. Ztg? da« folgende geschrieben, das die volle Be- herzigung der preußischen Regierung und der freikonsrrvativen Frakfton de« Abgeordnetenhauses verdient: So verschieden die Zusammensetzung de« Reichstag« und de- preußischen Land tag« ist, entsprechend den grundverschiedenen Wahlgesetzes, au« d«nen di« beiden Parlamente entstanden sind, so ver schieden ferner ihre Verhandlungen sich nach Inhalt und Form gestalten, so wenig läßt sich doch verkennen, daß sie in einer innern Wechselwirkung zueinander stehen. Da- hängt einmal mit den Parteiverhältuissen zusammen. Die letzten Wahlen haben zu einer Zusammensetzung de« Reichstag« geführt, di« den Einfluß de« Zentrum« »och größer gemacht hat, al- er früher schon war. Auf der einen Seite kann e« mit den Sozialdemokraten gegen jede Regiemngsvorlage eine Mehrheit bilde», da sich ibnen, wenn es sich um die Opposition handelt, »sturgrmäß die Welsen und di« Polen ansebiießen werden. Ein« unmitttlbar» Folge davon ist, daß di« frühere Kartell- mibrhkit a«a«n da« Zentrum jetzt nicht mehr möglich ist. Diese« wird daher hei irver positiv«, Gesetzgebung mehr noch al« früh« uamttLihrüch fei». Da «S bi« Sachlage gemu» kuutt und im übrigen nicht blöde ist, wird »« seine Forderungen danach einrichten. Seine Wünsche liegen aber zu einem großen Teil auf dem Gebiete der Kirche und Schule, werden also im Abgeordnetenhaus« erledigt. Die groß» Gefahr der gegenwärtigen Lage besteht also darin, daß man im Land tag dem Zentrum noch mehr als früher entgrgentommen werde. Die Aufgabe der liberalen Parteien wird eS sein, solchem weitern Vordringen des ultramontanen Einflüsse- nach Kräften entgegenzuarbeiten. So wichtig diese Aufgabe ist, ebenso schwierig wird sie sein. Die Regierung bat oft gezeigt, daß sie dem Zentrum gegenüber wenig Widerstandskraft besitzt, und welchen Weg die Konservativen «inzuschlagen gedenken, dürste nach den Vorkommnissen der letzten Zeis auch nicht mehr zweifelhaft sein. Der Einfluß der nattonaftiberalrn Partei im Reichstage hat, wenn auch Pie Sttmmenzahl dieselbe geblieben ist, eine Stärkung erfahren. Eine klerikal- konfervaftve Mehrheit ist im fetzigen Reichstage kaum noch möglich. Rechnet man zum Zentrum und zu den Konservqtspm noch die Reichspartei, die Bündler und die Antisemiten, so kommt man jetzt auf ein« Zahl von 194 Abgeordneten, während diese in der vorjährigen Session 201 betrug. Zu einer Mehrheit von dieser Art gehören also noch die Welten, die Polen oder die Elsässer, was in der vorjährigen Session nicht nötig war. Es wird daher nicht an Gelegenheiten fehlen, in denen man im Reichstag die Rationalliberalen für eine Mehrheitsbilduna nötig hat. Wir möchten dies be sonder« Herrn v. Zedlitz zu bedenken geben, der «S darauf abgesehen hat, die nationaltiberal« Partei im Land tage gänzlich beiseite zu schieben. Wenn nicht bestritten werden kann, daß die Verhältnisse im Reichstage den Landtag stark beeinflussen, so ist doch auch das Umgekehrte der Fall. Die Beschlüsse des Landtags sind eS meist, die der Opposition Stoff für ihre Angriffe geben, denn die Beratungen und Beschlüsse des Landtags, die sich auf die innere Gesetzgebung beziehen, sind ihrer Natur nach dazu angetan, die Stimmuna der Wähler entscheidend zu beeinflussen. Da- Beisviu Sachsens, aus das schon so oft hingewiesen ist, redet hier eine deutliche Sprache. Auch für die preußische Regierung und für den preußischen Landtag liegt darin eine ernst« Warnung. So lange im Reiche das allgemeine Wahl recht herrscht, wird ein ausgesprochen reaktionär «- Regiment in Preußen ein ständiges Wachsen der sozialdemokratischen Opposition im Reich-Igg« zur Folge haben. * Berlin, S. Januar. Mst -em soziqkßemp» kratischen Bils«, aus dessen Broschüre hie „Ger mania" so interessante Schilderungen des Lebens und Treibens in der sozialdemokratischen Partei rnntgeteilt hat, glaubt der „Vorwärts" leicht fertig werden zu können. Er bezeichnet die von Otto Goerke in 'einer Broschüre geschilderten Vorgänge als höchst nebensächlich« und rein persönliche Ang<legelrheiten, die vv» bürgerlich«» Blättern ausgebauscht und entstellt worden seien. Ein Ausbruch persönlichen Mißmutes un- überreizte Empfftvdlichkeft — sonst nichts, gar ncchts. Ja, Goerke habe sich bereits wie der Slun Eintritt in den sozialdemokrati, chen Wah verein Ch-arlottenburg gemeldet und die Einsetzung eines Schied-- gerichts beantragt, um die Streitpunkte zu klären. Tqs erscheint zunächst kaum glaublich, denn Goerke hat in seiner Broschüre gesagt: „Lieber total- Partei- sklavederSozialdemokratie". Wer sp schreibt, denkt schwerlich an Unterwerfung, und sollte er wirklich klein beigeben, so würde Las auf den Charakter dieses „Genossen" ein Licht werfen, bas der „VovwärtS" doch ebenso scharf betrachten sollte, wie er jedes ungünstig« Licht scharf betrachtet, in das ein „Bourgeois" durch Wankelmut sich setzt. Aber „Genosse" nnd ,Bourgeois", das sind eben für den „Vorwärts" Dinge, die nichts mit einander ge mein haben und daher ganz verschieden behandelt und be trachtet werden müssen So sagt denn das sozialdemo kratische Zentralorgan weiter: „CL mag schon sein, daß ihm mehrfach Unrecht geschehen ist, aber auch lver die tatsächlichen Angaben GoerkeS auf ihre Richtigkeit nicht prüfen sann, muß sehen, daß sie in jedem Punkte den Aerger eines erregten Menschen verrann un- an vielen Stellen die Uebcrtreibung ohne weiteres erkennen lassen. Mag ihm also Unrecht widerfahren sein, so tut er durch feine Darstellung der Vorgänge anderen nicht minder unrecht. Bei ruhiger Ueberlegung hätte Goerke sich sagen müssen, -ah «r durch sein Verfahren weiter nichts erreicht, als sehqssigim Gegnern Stoff zu Verdrehungen zu bieten." Wie anders würde der „VovwärtS" schreibe», wen« ein Mitglied der bürgerlichen Parteien aus persönliche« Mißmut nnd überreizter Empfindlichkeit seine ganz« Partei beschuldigte und kompromittiert«l Die «« Mitglied würbe zweifellos nicht imr als schofle- Subjekt an den Pranger gestellt, sondern obendrein al- „würdige« Glied der ganzen korrumpierten Bande" bezeichnet wer den. Der „Genosse" darf unter allen Umständen auf die Zubilligung mildernder Umstände rechnen, drnn er hat unter allen Umständen einen nicht unlöblichen Zweck lm Auge gehabt, und der Zweck heiligt bet den Sozialdems- kraten die Mittel ebenso wie bei den Jesuiten. (-) Berlin, 2. Januar. (Telegramm.) Heute mergm unternahm der Kaiser mit dem Prinzen Heinrich eine» Spaziergang im Tiergarten, hatte eine längere Unterredung mit dem Reichskanzler Graf v. Bülow m dessen Palai« und hörte sodann im königl. Schlosse die Vorträge dr« Staatssekretärs de- ReichS-Marine-ÄmlS und de« Ehestz d«« MarinelabinettS. O Lchmeri», L Januar. (TeKgravmF Dar Groß Herzog ist am NeujahrStage vom Kaiser zum Generalmajor ernannt worben. (Politische Folga-- rungen wegen der kürzlich erfolgten Verlobung öe- Groß» Herzog- mit einer Dockster des Her-og- von Sumberlontz an diese Ernennung zu knüpfen, tyirb wohl van tntev- rsierter Seite versucht werden, Hat aber Mir ESe« müßiger Kombination. Beb.j * Lar«fta»t, 1. Januar. Di« Nachträgliche ffeie» des Geburtstag« ve« Großh«r»»a« wurde beut« i« ve» ü-üch«» Forme», tz-ch recht still »egaage». U» Ui Utz,
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