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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.10.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19061016028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1906101602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1906101602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1906
- Monat1906-10
- Tag1906-10-16
- Monat1906-10
- Jahr1906
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Beilage- gebühr 4 Mark p. Tausend exkl. Postgebühr. Äeschäftsanzeigen an bevorzugter Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Tarif. Anzeigen-Annabme: AnguftttSplatz 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Expeditionen des In- und Auslandes. Handelszeitung. Amtsblatt des Rates und des Volizeiamtes der Ltadt Leipzig. ür das Erscheinen an bestimmten Tagen u. lätzen wird keine Garantie übernommen. Haupt-Filiale Berlin: CarlDuu cke r,Herzgl.Baqr.Hofbuchhandlg., Lüyowslraße 10 lTelephon VI, Nr. 4603). Filial-Expedition: TreSSe,i,Mariensrr.34 Dienstag 16. Oktober 1906. 100. Zabrsiailg. Vas Neueste vom Tage. (Die nach Schluß der Redaktion eingegangenen Depeschen stehen auf der 3. Seite des HauptblatteS.) litönia Friedrich August in Cuxhaven. König Friedrich August von Sachsen traf beute früh 6 Ubr in Altona ein und fuhr mit dem sür die Teilnehmer der Probefahrt dcS Doppelschraubcndampsers „König Friedrich August" der Hamburg-Amerika-Linie bestimmten Sonderruge um 9 Uhr 5 Mm. vom Hannöverschen Bahnhofe nach Cux haven ab. Der Streik auf der «lbe. In einer gestern abend in Magdeburg abgehaltenen Ver sammlung der organisierten Bootsleute im Clbverkehr wurde beschlossen, heute früh in den Ausstand zu treten. Heute morgen stellten die Organisierten in Hamburg, Magde burg und Aussig die Arbeit ein; die anderen Plätze werden voraussichtlich im Laufe res Tages folgen. Die Schiffahrts gesellschaften sind entschlossen, den Betrieb mit Hilfe der Nichtorganisierten Mannschaften nachMöglichkeit durcbzusühren. Aus Dresden wird noch gemeldet: Heute haben die Bootsleute und Heizer aller Schleppschiffahrtsgesellschaften auf der Elbe, welche den Frachtverkehr von Hamburg auf wärts bis nach Böhmen vermitteln, ihren Dienst nickt aus genommen, so daß der regelmäßige Betrieb ins Stocken geraten ist. Die Sächsisch-Böhmische Dampfschiffabrtsgesell- fchast wird von dieser Störung nicht betroffen. Der regel mäßige Betrieb dieser Gesellschaft bleibt aufrecht erhalten. Morgen findet in Berlin eine Besprechung statt. Tie Bergarbeiterbcwcgung. Im Neuroder Kohlenrevier beschloß, wie uns ein Breslauer Privattelegramm meldet, eine Bergarbeiter-Versammlung, ebenfalls die löprozentige Lohnerhöhung zu fordern. Gegen die Fletschnot. Im Anschluß an die Tagung der städtischen Behörden in Frankfurt a. M. nahm gestern das liberale Bürgertum in einer stark besuchten Versammlung, die von dem Vorstände des demokratischen Vereins, der Fortschrittspartei und den Nationalsozialen einberufen war, Stellung zu der immer unerträglicher werdenden Fleischnot. Auch viele Frauen waren erschienen. Nach einem Referat des Landtagsabge- ordneten Oeser wurde eine Resolution auf Oeffvung der Grenze, Aushebung der Einfuhrzölle für Vieh und Fleisch und Beseitigung der Zölle auf Futtermittel angenommen. TaS rote Grotzhcrzogtum. Wie die „Köln. VolkSztg." erfährt, ist die Bestätigung des lozraldemokraiischen Stadtverordneten Eißaert zum un- desoldeten Beigeordneten der Stadt Offenbach geben den Willen des Ministeriums geschehen. Daraus würde sich also ein Konflikt zwischen Großherzog und Ministerium not wendigerweise ergeben. Major Fischer. Der „Dortm. Ztg." wird aus Berlin gemeldet, der Reichskanzler bat die umgehende Einreichung der Akten zu dem Kall Fischer vom Gerichtsherrn der Garce-Kavallerie» Division gefordert. Der Ehrenrat der Stabsoffiziere der Gardekorps ist mit dem Verfahren gegen Fischer beaustragt worden. Teutsche Kabel. Der Kabeltelegraphenverkehr über Emden ist, wie uns ein Emdener oä-Priva'trlegramm meldet, in dem verflossenen Zeitraum vom 1. Oktober 1905 bis 1. Oktober 1906 aus 5'/, Millionen Stück Kabeltelegramme gestiegen. Der Kabeldepeschenverkehr über Emden hat dadurch eine Höhe erreicht, durch die die Linie zur zweitgrößten der Welt geworden ist. Tie vertagten Kretkonservattven. Der Parteitag der deutschen Reichspartei (Freikonservative), der in diesem Monat in Breslau stattfinden sollte, ist im letzten Augenblick auf unbestimmte Zeil vertagt worden. Tie Wechselprotestreform. Wie die „Frkf. Ztg." aus Berlin meldet, verlautet dort aus bester Quelle, daß in Bundesratskreisen beabsichtigt wird, bei der in Aussicht siebenden Wechselprotestreform die Zu- ständigkeit der Amtsgerichte bis zu einem Streitwert von 1200 zu erweitern. Genesung Erzherzogs vtto. DaS Befinden des Erzherzogs Otto ist andauernd be friedigend. Die Temperatur ist normal, doch besteht noch starker Husten und AuSwurf. Ter Patient darf schon einige Zeit außer Bett zubringen. Castro im Sterben. Der Gesundheitszustand Castros hat sich wieder ver schlimmert. Man befürchtet eine Katastrophe und im An schluß daran eine Revolution. Verstärkung des TcutschtnmS in der Süp-Uuion. Das „Bcrl. Tagebl." meldet aus New Bork: Die Deutsch amerikaner der Südstaatcn veranstalten nächsten Montag in Atlanta eine Konferenz zur Beratung der Frage, wie die deutsche Einwanderung nach dem Süden der Union anzuregen sei. Viele Süvstaaten, besonders Texas, weisen große deutsche Kolonien auf, die geschlossene Sprachinseln bilden. Billige Bodenpreise bei mildem Klima erleichtern die Niederlassung. Bon bemittelten Farmern, Gärtnern und Viehzüchtern in Nashville werden demnächst die Gouverneure sämtlicher Süd staaten im Interesse der Einwanderung eine Versammlung abhalten, wozu sie Roosevelt cinluven. Sie erblicken in der geplanten Novelle eine Beeinträchtigung des Südens und eine ungerechte Begünstigung der neuenglischen Textilindustrie. Aufruhr in Turkestan. Wegen bedeutender Unruhen in Turkestan in der Gegend an der Zentralasiatischen Bahn ist in den Städten Kras- nowodSk, Kisilarwat, Ascbabav, Merw, Tscharvschuji, Neu buchara, Sarmakand, Taschkent und anderen Orten der Zu stand des außerordentlichen Schutzes verhängt worden. Tie Explosion in der Winqate-Grube. Ueber die Explosion in der Wingale-Grube, in der eng lischen Grajschast Durham, einer der größten der Kohlen gruben von Süd-Durham, liegen noch folgende Einzelheiten vor: l500 Männer und Knaben arbeiten abwechselnd in der Grube. Die Explosion sand gestern um Mitternacht statt, als sich ungefähr 300 Mann unten befanden, und sie war von so furchtbarer Gewalt, daß Z>ie Dächer der Maschinenhäuser fortgeblasen und der schacht ver stopft wurde. Die Rettungsarbeit war daher sehr mühsam; schließlich aber erreichte man die Eingeschloffenen durch einen zweiten Schacht. ES stellte sich nun heraus, daß die Anzahl der Todesfälle sehr groß war; allmählich brachte man viele lleberlebenve zur Oberfläche, aber auch eine erheb liche Anzahl Leichen. Eine vielhundertköpsige Menge, An gehörige und Freunde der Verunglückten, umstanden die Schachtöffnung und begrüßten die Lebenden mit Jubel, während sich herzzerreißende Szenen beim Heraufschaffen der Opfer abspielten. polnisches. * Tic Hohculohcschen Memoiren tu Rußland. Aus Petersburg wird Wiener diplomatischen Kreisen gemeldet, die Enthüllungen des Fürsten Hohenlohe haben auf den Zaren einen liefen Eindruck gemacht. Er habe sich in diesem Sinne gegenüber dem Minister des Aeußern v. Iswolsky, der bei ihm vor seiner Abreise nach Tegernsee in Abschieds audienz erschienen war, geäußert. Da jedoch gegenwärtig sowohl zwischen dem Kaiser Wilhelm und dem Zaren, als auch zwischen Deutschland und Rußland die freundschaftlichsten Beziehungen bestehen, sei eine nachteilige Rückwirkung der Enthüllungen des Fürsten Hohenlohe auf dieses Freundschaftsverhältnis in keiner Weise zu befürchten. Dies beweise auch der Umstand, daß der Minister von Is wolsky während seines Aufenthaltes in Deutschland Gelegen heit haben werde, mit dem deutschen Reichskanzler Fürsten Bülow zusammenzutreffen und mit ihm mancherlei wichtige politische Fragen zu beiprechen. Es verlautet sogar, daß der russische Minister des Aeußern von Kaiser Wilhelm in Berlin in Audienz empfangen werden würde, um sich eines Auftrags des Zaren zu entledigen und ein Handschreiben von ihm dem deutschen Kaiser zu überreichen. * Ter sächsische Laudeskulturrat trat am 15. Oktober mittags in Dresden zu seiner 44. Gesamlsitzung zusammen. Der Vorsitzende, Geh. Oekonomierat Hähnel-Kuppritz, hob in seiner Begrüßungsansprache hervor, daß die Landwirtschaft nach mehreren Richtungen hin vor einem Abschluß mit der Vergangenheit stehe, der mit freudigen Gefühlen vollzogen werden könne. StaatSminister Graf Hohenthal betont, daß er der Landwirtlchafl das größte Interesse entgegen, bringe, ihrer politischen und wirtschaftlichen Bedeutung wegen. Er wies dann auf die Wichtigleit eines dauernden Arbeiter standes hin, wobei er der Ansicht war, der Grund sür die Abwanderung vom Lande liege bei den Arbeitern im Zuge nach der Stadt, obwohl Bezahlung und Behandlung auf rem Lande oft besser seien. — Es folgten Berichte über die Re- gistranden-Eingänge und Rechnungsablagen. Dann wurde über die Umgestaltung des Landeskulturrats gesprochen und im großen und ganzen dem Vorschlag des Ausschusses zuge stimmt. Schließlich wurde in einem Referat die Bekämpfung der Krähen behandelt. * Ter Landtag in Sachsen-Weimar. Der 30. ordentliche Landtag des Großherzogtums ist, wie uns unser Korrespondent telegraphiert, heute mittag nach kurzer Sitzung durch den Staatsminister von Wurmb geschlossen worden. Im Verab- schiedungSdekret wurde dem Landtag die Mitteilung gemacht, daß in Sachen der LandgerichtSgcmeinschaft mit Reuß jüngere Linie sich die Regierung, da eine Einigung mit dem Landtag nickt zu erzielen war, weitere Entschließungen vorbehält. Wahrscheinlich wird das jetzige Verhältnis als Provisorium vorläufig weiter bestehen. Staatsminister Rothe wohnte der Schlußsitzung nicht bei. Er bleibt voraussichtlich im Amt. nie. Abg. Erzbcrgcr, der in den verflossenen Tagen seinen heimatlichen Wahlkreis bereiste, wußte zwar wiederum viel von Kolonial-Slandalen zu erzählen; aber über seine eigene, leichtfertige Anklage gegen zwei Berliner Blätter, die von der Kongoregierung bestochen sein sollten, schwieg sich der rede- und schreiblustige Zentrumskämpe aus. Nach Hinwegräumung des Erbprinzen Hohenlohe-Langenburg scheint das Zentrum jetzt geneigt zu sein, ein selbständiges Kolonial-Amt zu be willigen. Das läßt sich wenigstens aus den Andeutungen Erz- bergerS entnehmen. * Ter Gouverneur von Kiautschau, Konteradmiral Truppe!, ist am 3. September abends nach fast zweijähriger Abwesenheit in Tsingtau wieder eingetroffen unv von der Bevölkerung warm begrüßt worden. Die „Tsingtauer Neuesten llkachrichten" schrieben am Vorabend seiner Wieder kehr: »Wenn je ein Mann Mit voller Hingabe seiner ganzen Persönlichkeit mit der Kolonie verknüpft ist, so ist es Gou verneur Truppel. Wir dürfen daher sicher sein, daß unser Gouverneur heute mit froher Zuversicht auf eine lange, glück liche, gemeinsame Arbeit an die Spitze des Gouvernements, aber gleichzeitig auch unter uns, tritt. Gelettet von vielen guten Wünschen und mit der aufrichtigen Hoffnung auf ein Wiedersehen ging Gouverneur Truppel vor nunmehr fast zwei Jahren von uns; heute, am Tage seiner Wiederkehr, schlagen ihm aller Herzen freudig und voller Vertrauen entgegen, der beste Wlllkommensgruß, den die Kolonie ihrem Gouverneur bieten kann." O * Die blauen Briefe nach Sem Boeren-Kricgc sind jetzt ausgegeben. Laut Mitteilung des englischen Kriegsmioiste- riums sind die Schlußfolgerungen aus dem Berichte der Kommission für die Untersuchung der die südajrikanischenKriegS- vorräte betreffenden Angelegenheit nunmehr gezogen worden. Man ist zu dem Beschluß gekommen, daß kein Grund vorliege, gegen irgend einen General vorzugehen. 12 Offiziere sind gemaßregelt worden, davon 4 unter Verlust ver aus ihrem Dienstatter sich ergebenden Rechte; 6 wurden mit, einer ohne Pension verabschiedet. Außerdem sind 10 Unteroffiziere aus dem Dienste entlassen worben. Alle diese Militärs gehören dem Train an. * Ter Lardmayor in Paris. Gestern abend wohnten der Lvrdmayor und die Abordnung der Stadt London einem ihnen zu Ehren von den städtischen Behörden veranstalteten großen Bankett bei. In zahlreichen Trinksprüchen wurde auf die freundschaftlichen Beziehungen ver beiden Völker bin- gewiesen, durch die der Weltfrieden gewährleistet sei. Unter anderem trank Ministerpräsident Sarrien auf das Wohl der königlichen Familie und des Volkes von Großbritannien. * Heiliger Krieg in Marokko. Das französische Kriegs- Ministerium hat, dem „Petit Parisien" zufolge, eine Depesche Feuilleton. Wie isfft' ich mich suf in cker bischt, in cier bischt Unci fühlte mich fürcier gezogen. Pisten. Vie bischt Hst elcvss unglaublich 8üpe§. Vie Heilern Icieen unci vilcier nehmen einen fsnftern, scchünern, in cier Ist seelenvollen Ton sn; cisbei ist es, sls od msn sie inniger genösse, cis in cier Stille nichts, nicht einmsl ciss Vicht sie stört. wilbelm von fiumdolctt. Urnste, milcke, träumerische. Unergründlich süfle bischt! . lienou. Die Fraternität vom Jahre ,624. Von Volkmar Müller (Leipzigs. Es ist eine alte und vielfach geglaubte Sage, daß d i e älteste Gesellschaft Leipzigs, die Fraternität (krs- tl-rnit.^ notal-im-rkrn et Utteraco,,iin>, UN Jahre 1621 infolge einer damals grassierenden epidemischen Krankheit, der Pest, entstanden sei. Man habe, so heißt es, aus Furcht vor An- steckung sich gescheut, an den Leichenbegängnissen teilzu nehmen, und es habe infolge dieser Furcht selbst oftmals an Lerchenbestattern gefehlt. Das ist jedoch entschieden falsch. Tie Veranlassung zur Stiftung der Fraternität war eine andere, und zwar eine doppelte. Einmal war es der in den Anschauungen jener Zeit beruhende lebhafte Wunsch, sich selbst und seinen nächsten Angehörigen (Gattin und Kindern) cin „ehrliches", d. h. anständiges, durch möglichst zahlreiche Begleitung gehobenes und solennes Begräbnis zu sichern, denn man sah die Begleitung einer Leiche als ein „dc-nv- kicinm" an, das man dem zu Bestattenden gewährte. So- dann war zu bemerken gewesen, daß die verstorbenen Ge lehrten und deren Angehörige minder anständig und mit ge ringerem Komitate begraben wurden als die Verstorbenen anderer Stände, welche sogenannte „Leichen-Communen" bildeten, und dies legte dem Gelchrtenstande den Wunsch nahe, für eine feierliche Bestattung seiner Mitglieder zu sorgen. So vereinigte sich eine größere Anzahl von Männern, die studiert hatten, vorzugsweise Juristen lNotare, d. h. Advokaten), indem sie sich durch Unterzeichnung eines Statutes gegenseitig verpflichteten, ihre Verstorbenen zu Grabe zu geleiten oder die Leiche.! dahin zu tragen. Sie nannten den Verein „I'rntornit.".^ notoriorum vd lieta- rutornrn", wobei man unter „littarsti" solche verstand, welch« studiert, gelehrte Studien gemacht hatten. Der Gründer de. Verein» war Laurentius Nitzka, auch Nitzkau bisweilen ae- nannt (Loren, NitzsLke), „Thuringo - Wickerstadtensis, konvent gaffe (nachher H 1 Taler eryc' Feist Rind!" von Rebhül,.... zen, Hecht mit Sauce, Kompvt v-m D ' zählen von ähnlichen Speisekarten, enthalten aber nichts Erhebliches. Erst am 6. April 1764 wird wieder ein Konvent mit Mittagsmahl im Martiusschen Hause gehalten. Der Wirt Hoh Ado Wölbling tut sein Möglichstes (Chy-Suppe mit Laucischcn, Frisch Rind- und Pökelsleiich mit Bohnen, Kohl und Sauce, Frischer Lachs, Schöpsenbraten, Rcbwildpret, Pastete mit Jricandos, Schinken, zwei Rindszungen, zwei Biskuittorten. Süßes und Salate, vier Kannen alter Wein zu dem lsstsundheitstrinken, Kaffee und Sahne, Bier, Toback und Pfeiffen). Im Konventsmahle am 9. Dezember 1772 werden den Teilnehmern unter anderem zum ersten Male Schinken mit Maronen und Klösergcn vorgesetzt. Die Klöße (Kraut- klöße) finden so großen Beifall, daß sie von da an bis heute stehendes Gericht bei den Konventen bleiben. Wie steht es denn nun beute mit dem Menu? Es gibt auch früheren kulinarischen Genüssen nichts nach, wie die Speisenfolge des Vorjahres zeigen mag: Russische Vor speisen, Klare Hübner-Suppe, Schinken in Burgunder mit Kartosselklößen und gefrorenem Meerrettich, Stettiner Zan der im Ofen nach Toulouse! Art, Glae. Bröschen — Lamm kotelettes. Stangcnspargel, Junge Vierländer Gans, Kom- pot und Salat, Halbgefrorenes — Mandelberg, warme Käseplatte. vivium im Quartal vom 3. Mai 1652 14 Thlr. 9 Gr. 6 Pfg., am 22. Oktober 26 Thlr. 22 Gr. 4 Pfg., und die Speisung am 21. April 1653 zählt 7 alte Hühner, 15 Pfund Hechte, 7 Paar lunge Hühner, 5 saure Braten, Krebse, Zugemüse, Brot und Semmel auf. Die Mahnung von Mitgliedern, daß „die Herren Fratres nicht so stark zehren und sich mit 3 oder 4 Gerichten be gnügen möchten", wirkt nicht lange nach. Schon nach vier Jahren überschreiten sic die bis dahin eingehaltencn Grenzen, wie die Rechnung über die im Hause Christian Königs (lluri.-i prm'ticnrs und Obcrhofgerichts-ProtocoUant) ausge richtete Speisung am 2. November 1657 es auswcist, indem sie 24 Kranitsvögel, eine Schöpsleule, eine gemästete Gans, 4 alte Hühner, 8 Pfund Karpffen, einen Hasen, eine ge räucherte Zunge, einen sauren Braten, Brot und Semmeln, eine Pastete, 50 Buttcrbretzeln, 1 Prophetcnkuchcn, 1 Viertel Cylenburgisch Bier, 2 Schock Schnecken, 2 Schock Glasbirn, 1 Schock Borsteräpfel, Nüsse aufzählt. Mäßiger geht es wieder her im Quartal Crucis 1658, wo in kisoa 72 Thlr. 4 Gr. 2l4 Pfg. bar verbleiben, und ver hältnismäßig noch einfacher im Quartal Trinitatis und Creucis 1659, wo 39 Mitglieder in Laur. Niskens Behausung versammelt waren, sowie im Quartal 9. August 1660 bei Notar Christof Laub. Bei allen diesen Konventen werden außer Bier nur Butterbrezeln oder Martinshörner genossen. Der Quartalsschmaus im Jahre 1688 bringt an neuen Gerichten: Spanferkel, Lerchen, einen großen Wildpret- braten, 2 Kannen Schmerlen samt Tihsche dazu, 9 Rebhühner samt Horlitzkcn (Corneliuslirschen) zur Tihsche. 1720 beruft man einen Konvent „zu Henn im Großen Joachimsthal" ein und ersucht^mit Truthühnern, Wildbraten, Forellen, Krametsvögeln und Schweinskopf vorlieb zu nehmen. Zur Feier des Säkularsestcs, das aus den Tag Petri und Pauli 1724 siel, wo man als Ehrengäste den Gouverneur der Stadt General Graf von Flemming, Bürgermeister Hof rat Sieger, Hofrat Bastineller in Dresden, Gras Sparr, Baron von Schwendendörüer, Stadtrichter Dr. Romanns, Syndikus Dr. Mylius, Prof. Jäbnichen, Jacult. philos. Decanus, M. Gottsched, :lct. Hiller, Geo. Gottfried von Rohscheid, Hofmeister des Grafen Sparr sah, schlug der Gast wirt ein opulentes Mittagscffen vor: einmal Junge Hühner mit Allerlei, Forellen, Rehbraten, Schöpskcule mit Po^ meranzenbrühe, Hecht mit guter Brühe, Gebackene Kapaunen oder iuna« Truthühner, Krebse oder Erdtschocken (Arti schocken), dann Konfekt, Torten, Spiehkucken. Schinken, Ein gemachtes, Sa-lot, Apfelsinen, Zitronen, frisches Obst, Pro- phetenkvchen. Im Jahre 1751 speisen die Confratres zum Michaelis- konvent im Saale des Ärtopäischen HauseS auf der Kloster- «affeZ nach her Hotel de Saxeß bei I. Hcinr. Martins. Für erhalten sie Suppe mit Angeschlagenem, sileisch und Pöckelfleisch, nebst Zugemüse, Pastete hnern, Forellen, Rcbwildpret, Carvenat mit Pil- . t Lauce, Fasanen, Gans L I» ckob«, (cksube), Kompot v-m Quitten, Schinken und Rindszunge, BiSkuit- torte und Pafti»torte, Frischei» Obst. Süße« und Salate,,.. Raspel, Semmel und Brot. Außerdem aenießt man Kaffee, i zu Braun- und Löbejüner Bier. Di« nächsten Konvente er- > H llurib prsoticus und Oberhofgcrichts-Agent", nachmals zwölf maliger Praepositus der Fraternität. Ausdrücklich wurde bestimmt, daß ein Standesunterschied unter den Mitgliedern nicht stattfinden, vielmehr alle als gleichberechtigte Brüder sich betrachten, auch kollegialisch, d. h. gemeinschaftlich, nicht mit anderen, dem Vereine nicht Angehörigen, im Leichenzuge gehen sollten. Die Konvente der Fraternität waren im Anfänge viertel jährlich. Erst vom Jahre 1686 an wurden alljährlich zwei abgehaltcn. Mit ihnen hängt die Geschichte der Fraternität eng zusammen, oder vielmehr sic und ihre Beschlüsse bilden die eigentlichen Beschlüsse des ehrwürdigen Vereins. Aus ihnen tritt uns cin Bild von dem Leben und Treiben des Standes, welchem die Fratres angehötten, entgegen, und wenn hier der Ausspruch gelien mag, den Sein in Schillers Wallenstein tut: „Mein Sohn, nichts in der Welt ist unbedeutend!" so spielen auch die Konventschmäuse in dieser „stracornitn-c" eine nicht unbedeutende beachtenswerte Rolle. Schon bei einem zweiten Konvent (Quartal Trini tatis 1626) halten die Brüder eine trockene Sitzung nicht aus, und cs wird cin Konvivium gehalten. Es sind jedoch nur 2 Tblr. „der Frau Tihmann" (Gattin des ersten Prävosi- tus der Fraternität, in dessen Wohnung sich die Mitglieder versammelt hatten, wie denn überhaupt die ersten Konvente in der Wohnung der Brüder gehalten wurden) „für ihre ge habte Mühe zur Verehrung" und „8 Gr. für zerbrochene Gläser" berechnet. Das Konvivium fand Beifall, und im Quartal Trinitatis 1625 findet ein solches abermals bei Titz- mann statt. Diesmal sind berechnet 14 Thlr. 5 Gr. für ein Faß Bier so lauter abgewogen 34114 Kannen gab, 1 Thlr. Trinkgelder und 2 Thlr. für Frau Tihmann. Die nächsten Konvente bieten nichts besonders Merkwür diges; nur wird aus ihnen allmählich mehr aufgcwendet. Auf dem Konvivium Trinitatis 1626 reichen 368 Kannen Torgisch Bier nicht aus, und es wird noch für „4 Gr. nach geholt . Gläser werden zerbrochen für 1 Tylr. 1627 wird das Konvivium (au drei Tagen!) bei Lauren tius Niska gehalten. Diesmal kommen zueßtt Musikanten vor, und die Rechnung nennt 1 Kufe Torgffch Bier sür 18 Thlr. Im November 1631 kostet das bei Lorenz Niska ausae- richtete Konvivium noch 47 Thlr., in den Quartalen 1632 be gnügt man sich aber mit Kuchen und Bier für 2 Thlr., was wahrscheinlich wegen der Kriegsstürme geschah. Am Termin Crucius des Jahres 1636 genießen die Brüder nur: Martinshörner und Borsdorfer Aepft-l, 1 Thlr. 18 Gr., Bier 20 Gr. Auf dem übrigens frugalen Termin Luciae 1637, wo Kuchen und Aepfel mit 2 Thlr. 18 Gr. berechnet werden, kommt zum ersten Male Wein vor; es wird berechnet „für Bier und Wein 3 Thlr. 14 Gr.". 1638 wurde im Termine ReminiScere 1 Duc. oder 1 Thlr. 2? Gr. berechnet. Im Jahre 1645 findet am 27. November «n Konvivium statt, für welche» 3 Thlr. 3 Gr. 6 Pfa. für Gebratene» Salat und Brot, 28 Gr. 72 Pfg. für 18^ Pfund Karpfen und 8 Thlr. 15 Gr. 8 Pfa, für vier berechnet sind. 1SK2 und 1858 absorbieren di« Speisungen den Fi»ku» bi» I aus den letzt«« Pfennig. 27 Mitglieder brauchen »um Kon» Dichterische Arbeit und Alkohol. Das zweite Oktoberhcst des „Literarischen Echos" (heraus gegeben von Dr. Joses Ettlingcrj wird zum größten Teile angefüllt von den Ergebnissen einer Rundfrage über das Thema „Dichterische Arbeit und Alkohol", die Dr. C. F. van Bleuten veranstaltet hat. Obne für überzeugte Alko holisier! oder Antialkoholisten Parteistcllung einzunehmen, »ino ir» ittucffo und lediglich um authentisches Material für die Forschung über Wert und Unwert de« Alkohols zu ge winnen, legte er bundertundsünfzig deutschen Dichtern und Schriftstellern die folgenden Gewftsenssragen vor: „1) Nehmen Sie regelmäßig vor der künstlerischen Arbeit Alkohol in irgend einer Form zu sich, und welche Wirkungen schreiben Sie dem zu? 2) Haden Sie, falls Sie nicht regelmäßig Alkohol vor der Arbeit nehmen, es aber gelegentlich doch einmal getan haben, dann eine Steigerung oder eine Hemmung Ihrer Ar beitsleistung beobachtet? 3) Sehr dankenswert wäre eine Mitteilung Ihres Stand punktes zur Alkoholtrage im allgemeinen, besonders aber Ihrer Beobachtungen über die Wechselwirkung zwilchen Al kohol unt Dichtung." Darauf sind nicht weniger als hundertundsünszehn Au toren in ost ausführlichen Antworten als Bekenner aus getreten. lieber neunzig Prozent davon erklären, daß sie vor und während der Arbeit den Weingeist meiden, aber auch ie kalten ihn zumeist in den der Arbeit folgenden Feier- tunden für ein durchaus brauchbares Mittel, um sich zu er- rischen und gelegentlich von Erdenresten, zu tragen peinlich, zu befreien. Uebriaen» ist festzustellen, daß, während sich her der lungeren Schriftsteller-Generation vielfach «in« Neigung rr Abstinenz bemerkbar macht, manch« würdiae Ktne zerren noch am r-eften ein Ltärcken am GchreibtAch fstr
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