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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.01.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190401311
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19040131
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19040131
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-01
- Tag1904-01-31
- Monat1904-01
- Jahr1904
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.01.1904
- Autor
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VezugS-PretS in der Hauptexpeditton oder deren Au-gabe- stellen avgeholt: vierteljährlich 3.—, bei zweimaliger täglicher Zustellv»a in» Hau» 3.7k. Durch di« Post bezogen für Deutsch land u. Oesterreich virrtrliährlich 4.K0, für die übrigen Länder laut Zeitung-Preisliste. Redaktion und Ex-edition! gohauni-gasse 8. Fernsprecher 1KS ». 2L3. SUt-kr-e-tttonn,: Llfredtzahn, Buchbandlg., Universttätsstr.3 lFernspr.Nr. 4048>, L. Lösche, -athartnru- sttahe l4 (Fernsprecher Nr A)3K> u. König-- Platz 7 (Fernsprecher Nr. 7KOS). Hanst-Ftliale Dresden: Marieustrahe 34 (Fernsprecher Amt l Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: LarlDuncker, tzerzgl.vayrHofbuckdandkg., Lützowstrahe iO(F«rusprrch«rLmtV1 Nr.4808.) MpMer.. Tageblaü Anzeiger. Ämtsbkatt des Lönigkichen Land- und -es Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Aales und -es Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Vnzetgen-Prets die 6 gespaltene Petitzeile SS ^f. Reklamen unter dem Redoktiousstrich (4gespalten) 7K vor den Famillrunach- richtrn (8 gespalten) KO Tabellarischer und Zissernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungeu uud Ofsertraannahme 2Ü Extra-Vetlagen (gesalzt), unr mit der Morgen-Äu-aab«, ohne Postbrförderung 60.—, mit Postbrsörderung ^l 70t—. «nuahmeschiuß sür Anzeigen: Abrnd-Au-gobe: vormittag- 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittag- 4 Uhr. Anzeigen sind stet- an dir Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi- abend- 7 Uhr. Druck und Verlag von D. Pol» ln Leipzig (Inh. Dr. R. L «. Kltakhardt). Nr. 55. Sonntag den 31. Januar 1904. 98. Jahrgang. Var Wchtigrir vvm Lage. * Der „ReichSanz." veröffentlicht einen sehr warm gehaltenen Dankerlaß de» Kaisers für die Glückwünsche zu seinem Geburtstage. * Der erste Nachschub von Truppen für Süd- «estasrika hat am Sonnabend mittag an Bord d«S Dampfers „Adolph Woermann" von Hamburg seine Ausreise angetreten. * Da» Befinde« de» an Diphtherie erkrankte« Erbprinzen von Neuß j. L. hat sich gebessert. * Unter ben Trümmer« von Lales« «L hat man Ueburest« mehrerer Verbrannter gefunden. * Nach amtlichen türkischen Meldungen plant da» aroßbulgartsche AgitatiouScomitS neue Dpnamitattentate. H«r ärr Asche. Mit einer Wärme wie kaum je zuvor ist Heuer Kaisers Geburtstag gefeiert worden. Da- war diesmal nicht der Tag einer unS Deutschen immer willkommenen causa didoodi, an dem, wenn'» seine Militärverhältnisse gestatten, auch der Bureaumensch sich stolz als Krieger fühlt und die wattierte Heldenbrust zur Parade führt — ein wirklicher nationaler Festtag war'S. In den langen bangen Wochen vor Weih nachten, da, uneingestanden oder nicht, die Angst uns allen au den Herzen nagte, hatten Kaiser und Volk, die ost genug in Denken und Fühlen auscinandergegangen waren, sich wiedergefunden. DaS kam in den Festartikeln der Blätter vielfach mit einem lyrischen Schwünge zu Tage, der von innerlichem Erleben zeugte, und das ward auch in den Reden offenbar, die bei den unterschiedlichen festlichen Mahlen gehalten wurden. Die eindrucksvollst« von allen hielt wohl der Präsident deS Deutschen Reichs tag». Schon darum die eindrucksvollste, weil Graf Ballestrem den Kaiser selbst reden ließ; weil er mit seiner ergreifenden Erzählung vom Empfange de» Reichstagsprä sidiums unS einen tiefen, tiefen Blick in die Seele deS Kaisers eröffnete. Wer, ungewiß, ob ihn nicht schon ein tückisches tätliches Leiden umschleicht, sich dazu zwingen kann, indes unsagbar traurige Familienerinnerungen ihm das Gemüt verdüstern, in Gelassenheit und Fassung di« Lasten einer mehrtägigen Zweikaiserbegegnung auf sich zu nehmen, in dem steckt Größe und der ist mehr als der landläufige „tapfere Mann*. So sind in diesen Tagen neue Bande geknüpft worden zwischen der Nation und ihrem obersten Re präsentanten und Liebe und Respekt sind in gleicher Weise gewachsen: unschätzbare Werte für den, der im Staate vor allem eine sittliche Institution sieht, die ethischer Stützen mehr bedarf als des Polizeiknüttels und der Ausnahme gesetze. Leider haben die schlechten Musikanten, deren einzige» Ach und Weh der Schrei nach dem Ausnahmegesetz ist, selbst am Festtage nicht Burgfrieden bewahrt. Schon in die Ge- burtStagSartikel der Blätter webten allerlei plumpe Hände die Sehnsucht nach einer neuen Umsturzkampagne hinein; wa» aber schlimmer ist: der Fürst zu Inn- und Klipp hausen, der an Stelle de» kränkelnden Fürsten zu Wied vor zwei Wochen zum Präsidenten des Herrenhauses erkoren ward, hielt es für zweckmäßig, beim Festmahl der Erlauchten und Edlen in einer mehr durch Schlagworte denn durch Gedanken ausgezeichneten Rede zur Bekämpfung des Umsturzes aufzufordern. Thron und Altar, Eigen tum und Leben ständen in Gefahr; darum ver lange er mit den anderen Hochgeborenen, daß eine „energische Regierung au Stelle der vielen Worte endlich Taten sehe*. Wenn man diesen Leuten doch einmal klar machen könnte, daß die größten Worthelden und Sprüche macher in Wahrheit auf ihren eigenen Bänken sitzen! Im Reichstage berät man seit Montag den Etat des ReichSamtS des Innern. In diese Beratung sind durch die erleuchtete Taktik deS Zentrums eine Unzahl sozialpolitischer Anträge und Resolutionen hineiugeschleudert worden, die das Parlament, wofern sie überhaupt ernst gemeint waren, hi» in den Hochsommer hinein beschäftigen müßten. Es braucht kein Wort darüber verloren zu werden, daß durch eine derartige Methode gerade die Sache einer besonnenen, aber stetigen Sozialreform geschädigt wird. Sozial politik, darin hat der verstorbene Präsident deS reichSstatistischea Amte» schon Recht, muß mit dem Herzen betrieben werden. Aber darum bleibt nicht minder wahr, waS Graf PosadowSky, der übrigen» auch mit dem Herzen bei der Sache ist, dieser Tage den ungestümen Drängern rntgegenhielt: Sozialpolitik kann nur schrittweise, nur in behutsamer Berücksichtigung vor handener Imponderabilien betrieben werden. Soviel kann man zugeben, ohne damit dem Standpunkte des freikonservativeu Herrn Gamp »ah« gekommen zu sein oder der platten Ober- slächlichkeit jener heiteren Knaben, die in ihren Blätter» mit ein paar mehr oder minder glücklichen Scherzen über diese Ding« hwweggleitea. Daß einmal im Jahre eine gründliche und grundsätzliche Aussprach« über die Probleme sozialer Politik stattfindet, wäre an fich durchaus zu wünsche« uud p» lob««. Nur hat es da» Geschick leider «eist so gefügt, daß dies« Uusstzrgch« «wehr i» di, Breit« als Vie angerebeime cagerreimng Leipzigs und (nach sertsteUung des Kaisers. HslUplzeitungsamtes in Berlin) eines äer an Tert unck Anzeigen umfangreichsten unck reichhaltigsten Organe Sachsens ist ckas --------- Leipziger Lageviatt --------- 6s ist cki« einzige Leitung Leipzigs, cki« tßgttcB Lwckl Mal erscheint. Das „Laipzigar ^ageblertt" bietet ckurch ckie Beiträge seiner hervorragenden Mitarbeiter unck vegen cker Lvverlässigkeit und Schnelligkeit seiner Berichterstattung ckem Lerer rnebr als irgend «tn anckar« Via« Sachsens. 6s Kat sich von jeher ckurch einen vornrKMckN Ton vor anckeren Organen ausgezeichnet. 6in tzvahrkatt gediegave» DckUNlelon, wie es kein andere« sächsisches Blatt besitzt, zeichnet ckas „Leipziger Tageblatt" aus. Sin guter Born an ist in cken Bugen jedes gebildeten Lesers cker Massstab kür ckie Güte eines Blattes. Vas „Leipziger Sägeblatt" hat kein« Opfer gescheut, seine Leser in diesem Punkt« völlig zu fried enzu stellen. Demnächst wird o. a. Wilhelm Jensens Boman „Lamms garten" zum Abdruck gelangen, «in ganr hervorragende» Werk, das cken Buf des ausgezeichneten Schriftstellers von neuem glänzend rechtfertigen wird. Das „Leipziger Tageblatt" Kat sich cken des Bomans gesichert ' Vas „Leipziger Tageblatt" wird in allernächster 2eit Umwandlungen erfahren, die der Bequemlichkeit und dem Butzen der Leser dienen »ollen. Wan abonniere <las bockangesekene „Leipziger Tageblatt". Das Abonnement kostet für die Monate februar unck März nur W. D. —, frei k)aus M. D SO s««i,°ng.n.«»mm >nig.,.n kxpelMaii le, Criprlgrr c-gedl-ner, k. i>s!r sämtlich« Teitungs-Speckiteure (llnk.dee: ve. V., k. u. «I. lilinkkarckt). sowie nachfolgende Ausgabestellen Ses Leipziger Sägeblätter r Hm Lantrum. c. .pk „ llr. Nrükt z», L. s. Schüben'» llschk-, liolonialvaeenkcklg. A»ti»»rinen»rr. ,4. L. törch«, (Ugsnenkcklg. 2-35 Ritt«r»1r. 4, Linckerche Leikdibliotkek unck öuchkcklg. Im Norden. 0«rd«r»tr. 8, ks. L. Kröger, Lvtterkckl-. 8-14 Oneioenaostr. iS, ö. üblich, l. sa. Oäa Hartmann, Pspierbälg. rbbrstr. 15, S. Hetzer, lkolonialvaeenkcklg. 474 H^orkotr. ar (Ecke Keriiner Str»»»«), f. Ä. liieff, lislonl»l«aeenkcklg. Hm Orken. Iobannlrgass« 8, ksavpterpeckition «2 0»tplatß 4, Zllkreck 6i»t«, Oigaerenkckl-. Nanft»ch« 0»»»« 6. f- fircher, Kolon lalvaeenkcklg. S<k«1,«n»tr. z. I. Schümichen, Kolonialvrenkcklg. ,178 Lauchaer Str.»», 6. li. Reichel, vro-enkcklg. 8,41 Hm Süden. Urncktstr. »A, 3. f. Lanit,. Kolonialvarenbälg. 3033 8ar«r»ch« Str. 45, fi.Neameirler Dachff., Liganenkckiz. 3484 ktönig»ptatz L Lö»ch«, Ligarrenkölg. 7505 Sternve»r1«n»tr. »4. Han, psklihrch, llolonialvkcklg. 2340 r«itzer Str. HZ, V. Küster, eigarrenkälg. Hm Westen. 8e«1bov«n»tr. 2», Lb. Veter. ltolonialvarrnbckl-. »-01 fr»nlefurt«r Str. r» (6ch« Malckrtt), L. Siever», klolonialvarenkcklg. Kanatäckter Stein vg e, O- Engelmann. Kolonialvkcklg. 215« walclstr. »y, 6. Vetterlein. Kolonialwaren kcklg. westplatz ,2. lll. L«i»»n«r, Ligarrrnkälg. 2402 Hn den vor» und Naehbarorten. c. n>>,»n Unger-Lrottenckorf, 8- sneckel, cigrrrenkölg., 2wei- naunäorker Sir. 6. O. Oekler, Zernkarclstr. 51. Lonnevvitz, fr»u fircher, fiermannrir. 23 „ rik. 8«u,»ing tLl,i,«nbau«,tr.2 (»m Kreu,), Slltilt;sch, Doritz ITöggeratk, Ligsrr«r.-6«sch.. l)e- liyrcher Str. 25 820 Saui,»ch. Job. kllolk, Ecke King- unck O«t,»ch»r Str. Gobl»a. Robert Zkltner Nachll., Linckentkaler Str. 6 S20 „ Paul Schmickt, 8rück«r»trs„« 8 klteinzschocher, 6. Grützmsnn, 2,choch«rrchr Str. 7» in L.-pls-«it, 258- Leutzach, Albert Lincknrr, kllettiner Str.51 in L.-Linck«nau Linctenau, Zklb.Lincknrr,tllettinerStt.zi in L.-Linckenau küöchern, Paul Schmickt, Zrückerstr. 8 in L.-6okli« D«u»ia«tt, Paul 8uch, Zknnonc.-6rp«ck-, 6i,«nbakn»tr. 1 ll«v»chönek«lck, Paul ltuch, Knnoncrn-Lrpeckition, Sisrnbaknrtr. > 0«1z»ch, Oarl Scheffel, 6ck» Ort- unck Mttelstr. -475 ptagvitz, S- Grützmann, 2»choch«r,ch« Str. 7a 2586 prob»td«i»L, Keinbarck Sach«, Zuchdinckergerchätt 8«u«tnitz, M sugmann, kllarschallatra,,« 1 ,g,tz ,, O. Schmickt, ltoklgarienrtr»»,« -7 1734 „ 8«rnk. llledrr, 6abel,b«rger»tra»« n Scht«U»»lg, 6. 6rüt,mann, 8Lnn«rit;,tra„« zö 2x86 S«tterbau»«n, 0. Pebler, ZInger-Oottenckort, 8«m- karckstrarse 51. pari. Stünz, O. Oekler.Zkngrr-Lrottenckork, krrnkarckrtr. 51, p. ^konderg. 8. ffäntach, lteittenkainer Str»»,« 58 Volbni»r»<tork, Paul Ruch. Ann.-6rprck., 6i«nbakn,tr., », 6«org lliemann, kkonrackatra»,« 5z (6cke 6>i»abelkrira,,«) wahren, Paul Schmickt, 8rück«rttr. 8 in L.-Sokli, in die Tiefe ging. Auch die diesjährige» sozialpoli tischen Erörterungen überschritten nur ein paar Mal das allzu solide Mittelmaß. Nicht gerade bei der Be sprechung der Crimmitschauer Vorgänge, obschon die wiederholt in die Diskussion gezogen wurden. Aber da« eine Mal, al» Graf PosadowSky das oft mißverständlich gebrauchte Schlagwort vom .Herrentum im eigenen Hause" durch die feine Bemerkung zurückwieS: ein unbedingtes Herren tum sei in unserer auf Vertragsfreiheit und Arbeitsteilung basierten Volkswirtschaft überhaupt nicht durchführbar. DaS andere Mal, da der überaus schlagfettige twmo novus der Freis. Bolkspartei, der Berliner Arzt vr.M u gd a n, da» aktuelle Thema „Krankenkassen und Aerzte" mit dem geschärften Auge de» Praktikers und langjährigen, auf diesem Felde sturm erprobten Kämpen betrachtete. WaS Dr. Mugdan aus dem intimen Leben der Kassenpaschas erzählte, war praktische Be kämpfung der Sozialdemokratie. Und wen» in Berlin die Aerzte sich zusammengeschlossen haben, um der Erdrosselung ihrer Persönlichkeit durch die Sozialdemokratie sich zu erwehren, und wenn den Kölner Aerzten ein Gleiche» bereit» gelungen ist, so fällt da» in da» nämliche Kapitel. Da» sind i» Wahrheit Taten; was die Lobredner der Umsturzgesetze uns immer von neuem Vorträgen, sind aber nur Worte, nichts als Worte . . . Aber eS ist nun einmal so in der Politik: von den fälsch lich so genannten „kleinen Mitteln" wollen di« Leute Nicht wissen. Das ist bei der Abweisung sozialdemokratischer lieber griffe nicht anders wie bei der Hülfe für di« Landwirtschaft. Ln dem ganzen Tarifwerke, das dieser Tag« doch selbst der sozialdemokratisch« out- kidsr Max Schippel ein „brauchbares Vertrags instrument" genannt hat (inzwischen hat er unter dem freundlichen Winken der sozialdemokratischen Fuchtel da« frei lich revocieren müsse»), a» diesem Tarifwerke hat man auf der äußersten Rechten längst keine reine Freude mehr. Die Verhandlungen dehnen sich den Herrschaften überhaupt viel zu lange und deshalb möchten sie die Sache lieber „drevi manu" erledigen. Eine schnelle und womöglich brüske Kün digung der laufenden Verträge, da» ist«, wa» neulich Graf Kanitz im Reichstage und nach diesem edlen Vorbild auch Graf Limburg-Stirum bei der preußische» EtatS- debatte verlangt hat. Graf Bülow hat ihm in seiner Eigenschaft als preußischer Ministerpräsident darauf eine sehr klare und deutlich« Antwort gegeben; nämlich gar keine. Im übrigen aber bat Graf Bülow sich sichtlich bemüht, die Streitpunkte zwischen der Krone und der Rechte» au» dem Wege zu räumen. Er will, so hat er auf Richters An zapfungen zur Kanalfrage erklärt, kein Konsequenzen reiter sein; will, wa» an ibm liegt, tun, das Verhältnis zu den „staatSerbaltenden Faktoren, auf denen die preußische Monarchie ruht", zu bessern. Mißlingt das, so soll die Verantwortung vor dem Lande und der Geschichte nicht ihn treffen. Man wird ohne weitere» zugeben können, daß da« gegenüber einer Pattei, die seit Jahren auf das ehrliche Mühen der Regierung mit Mißmut und gelegentlich auch recht feindseliger Kritik schaut, ein nicht unbeträchiliches Entgegenkommen bedeutet. Und der Minister des Inner», noch immer Herr v. Hammer stein, ist »och ganz anders in» Zeug gegangen. Der hat di« Zahl der drollig« Aussprüche, die di, Geschichte von ihm aufbewahrt, durch den lapidaren Satz ver mehrt: eS gebe kein andere» Wahlrecht, da» die VolkS- stimmung so getreulich Wiederspiegel« als da» ganz und gar konfuse, preußische Dreiklassenwahlrecht. Natürlich erscholl ihm darob von den Parteien, die dank diesem Wahlrechte beinah« die Mehrheit im Abgeordneten hause haben, brausender Beifall. Das war so da« rechte Wasser auf die Mühlen der Herren, die in der Absicht in die Session gekommen waren, den Nationalliberalen einmal recht tüchtig heimzu leuchten. Daß diese Absicht gelungen sei, werden aber wol nur konservativ« Stilisten behaupte» könne». In Wahrheit ist von nationalliberaler Seit« selten so erfrischend und mit so trefflichem Gelingen gekämpft worden wie dies mal von den Sattler, v. Eyneru uud vr. Friedberg. Und e» war wohl mehr al» ein« Eingebung des Augenblick», daß Dr. Friedberg mit besonderer Betonung auch ao dre fortschritt lichen Elemente im nationale» Liberalismus erinnerte. Mit den Polen aber ist in dieser Woche m der preußische» Landstube wie im Reichstage, wo Jung-Korf an ty mit einer gar nicht schüchternen Jungfernrede debütierte» manch kräftige» Wort gesprochen worden! Aber waS ist unser bißchen Partei- und Nationalitäteu- streit gegenüber dem unseligen Hader in der Habsburger Monarchie! Der treibt dort daS Werk der Zerstörung fort und leider sind die Deutschen in der Selbstzerfleischung obenan. Die Hoffnungen, die man eine Weile auf die Tätigkeit deS deutschen BolkSratS sür Böhmen setzte, wird man jetzt, wo die Alldeutschen sich weigern, selbst bei der Abwehr gemeinsamer nationaler Not mit den Christlich-Sozialen zusammenzustehen, Wohl einsargen müssen 2» Ungarn aber hat Tisza noch immer nicht die Obstruktion überwältigt, die schon hundertmal totgesagt war und noch nie sterben wollte. Nun hat man ja wohl endlich wieder drohende Worte gehört. Es hieß, daß jetzt doch noch die be rühmte „starke Faust" dreinsahren sollte. Man hat auch Herrn TiSza nach Wien zum Kaiser und wieder zurück zu den Seinen eilen sehen; kurz: man hat ein paar Tage hoher Spannung erlebt. Als aber die Sache zum Klappen kam, gab es wieder eine Enttäuschung, wieder matte Er klärungen und — die Herren von der katholische» Volks partei obstruieren weiter gegen den Ministerpräsidenten, in dem sie vor allem den Calviuisten hasse». Derweil aber be ginnen, wenn man'S amtlich auch leugnet, die nationalen Zu geständnisse der HerreSverwaltung schon ihr« zersetzende Wir kung auf den Organismus der Armee zu üben. . . . In England ist inzwischen der Kampf um die Chamber- lainsche Finanzpolitik wieder etwas heftiger entbrannt. ES sind Einzelentscheidungen bei den Nachwahlen zum Parlament gefallen; zum Teil für, zum Teil gegen Chamber lain. Aber immer unmöglicher wird die Taktik der Freihändler, die Chamberlain als lächerlichen Phantasten binstellen wollten. Immer deutlicher zeigt sich, daß Englands politisches Leben durch Chamberlains Finanzpläne in ganz neue Bahnen gelenkt wird, daß seine Ideen die alten Parteien von innen heraus auslösen und da» ganze politische England i» zwei Lager für und wider Chamberlain teilen. Und Ostasien? In den letzten Tagen der Woche hat nochmals eine englische Preßcampagne eingesetzt mit etwa» größerer Vorsicht als die früheren, aber doch mit dem offertt baren Bestreben, die Kriegsmöglichkeit zur Notwendigkeit um zulügen. Ob's gelinge» wird, kann man heute so wenig wissen als je. Deutsches Reich. * Leipzig, so. Iamrar. * Dr. Her«. Süchlt«-, der am 1. Avril 18S2 dir ver- antwortlich« Leitung deS politischen und K«S allgemeinen Teiles deS „Leip-. Taaebl." übernahm, gibt heute diese Leitung an seinen bisherigen Vertreter, Herrn Adolf Schiebt, ab und scheidet au» dem RedakttonS- verbandc, dem er beinahe zwölf Jahre lang angehörte. Allen, die ihn während diese» Zeiträume» mit ihrem Vertrauen beehrten und mit Rat und Tat unterstützten, spricht er hierdurch seinen verbindlichen Dank und di« Bitte au», die ihm bewiesene Gesinnung auf seinen Nach folger zu übertragen. Er selbst wird, wo immer er feine Tage beschließen mag, nie vergessen, wie reich an An regung und innerer Förderung die Leipziger Jahre für ihn gewesen sind. * BerU», M. Januar. * Dankerlaß des Kaisers. Der „Reichsan-.* ver- öffentlicht einen Daukerlaß de» Kaiser» vom 2V. Januar für die ihm zahlreicher denn j« zugegangeueu Glück- und Segenswünsche zu seinem Se-urt»- tagc, in denen namentlich die Kreude über die Ge nesung deS Kaisers und die Wünsche für ein fernere» Wohlergehen ausgedrückt werden. Der Erlaß betont, daß auch im AuSlande der Tag von den deutschen Angehörigen fremder Länder festlich begangen sei. „Durch alle diese Aeußerungen treuer Teilnahme und liebevoller Anhänglichkeit bin Ich", fährt der Erlaß fort, ^hochbeglückt worden. Dieselben trugen wesentlich zu Meiner Festesfreude bei." Bei der Unmöglichkeit, all« Glückwünsche einzeln zu beantworten, spricht der Kaiser allen, die seiner freundlich gehackt habe», seine« wärmsten Dank au». Der Erlaß schlief»: ^Lo lange Gott, der Herr, Mir Lebe» und Gesnnbhett schenkt, «erbe Ich nicht ausbören, Mein« Kräft« in de» Dienst de» Vaterlandes zu stellen und aas das Wotzlergvhe» des deuißchen ivaUe»
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