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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.02.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-02-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040220026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904022002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904022002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-02
- Tag1904-02-20
- Monat1904-02
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BezugS-PreiS in der HanptexpMtton oder deren Anrgab- siellen ai,«h,lt: vierteljährlich S.-^ bei zweimaliger täglicher Zustillnna in» Hau» .X 8.7b. Durch di« Post bezog«» für Deutsch land u. Oesterreich vierteljährlich ^l 4.50, für die übrigen Ländrr laut ZeltungtpretSltste. Nrdaktin« und Er-rditi«»: Johannisgasse 8. Fernsprecher 188 u. 822. -ilialerbediti»««»: Älfrrdtzahn, Buchbandla.. UniversltätSftr.S ^ernspr. Nr. 4046); L. Losch«, Kathacintn- skraße 14 (Fernsprecher Nr. 2935) u. Königs platz 7 (Fernsprecher Nr. 7800). Havtzt-FUial« Dresden: Mari«straß«84 (Fernsprecher Amt INr. 171V, Havpl-Filiale Berlin: EarlDunckrr, Herzgl.Bayr.Hofbuchbandla., Lützowstraße 10(AernsprechrrAmtVl Nr.4603.) Abend-Ausgabe. MpMer TaMaü Anzeiger. Amtsblatt -es Königliche« Land- «nd des Löniglichen Amtsgerichtes Leipzig, des Nates «nd -es Valizeiamtes -er Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petttzeile 25 ^f. N«klamrn unter dem R«dnUio»»strtch (4gespaltru> 75 nach den Faimlccnnach- richten (6 gespalten) 50 Tadellarischei und Zlffernsatz entsprechend höher. — Gebühre» für Nachweisungen und Osfertenannahine 25 ^z. Grtra-Veilagrm -gesalzt), nur mit der Morgra-Ausgabe, ohne Postbeförderung >4 SO.—, mit Postbeförderung 70.—. Annahmeschlutz für Anzeigen: Ab«nd-Ausgab«: vormittags 10 Uhr. Morgen-Au-gabe: nachmittags 4 Uhr. Aazngen sind stets an dir Lzpedition zu richten. Di« Eiprdition ist wochentags ununterbroch«n geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Pal- in Leipzig jJnh. vr. B., R. Sr W. Sitnthardt). Nr. S3 Sonnabend den 20. Februar 1904. s 98. Jahrgang. Var Aichstgrte vom Lagt. * Der König besuchte heute vormittag die Vor lesungen der Professoren Zimmern und Mayer undreiste U Uhr iS Min. nach Dresdenzurück. * Die Poftreformen, von denen Staatssekretär Kraette im Reichstage sprach sollen in einer Ber- billigung-er Bestellgebühren bestehen. * Im Reichstage wird von Nation« 2» liberaler Seite angeregt werden, den ruinierten Farmern in Südwestafrika durch einstweilige Regierungs-Kredite Hülfe zu leisten. vle Otuttcbe« Ztsatrlstterien. Der dem sächsischen Landtage vorliegende Gesetzentwurf üb« die Beteiligung an außersächsischen Lotterien, noch mehr aber der Bericht, den di« Gesetzgebungsdeputation der Zwriten Kammer über diesen Gesetzentwurf erstattete, hat die Aufmerksamkeit weiter Kreise auf das Lotteriewesen im allgemeinen gelenkt. Hierzu haben namentlich die Zahlen Anlaß gegeben, di« in dem erwähnten Bericht veröffentlicht worden sind, obwohl sie keineswegs als ein erschöpfende» Material angesehen werden können- Es wird deshalb interessiren, wenn wir der ganzen Frage näher treten und die Leser an der Hand der Lotteriepläne über die deutschen StaatSlotterien unterrichten. Die Zahl der StaatSlotterien, die in Deutschland anzu- lreffen sind, beträgt sieben. Bon diesen sind fünf, nämlich die Hamburgisch«, Mecklenburgische, Prrußische, Sächsische und Braunschweigische, schon seit vielen Jahrzehnten, ja ein zelne seit über 100 Jahren im Betriebe. Neueren Datums sind nur die Hessisch-Thüringische und die Lübeckische Staats- lotterie. Die äußer« Einrichtung der genannten Lotterien ist aus folgender Uebersicht zu ersehen: Preis g der Gesamtzahl des Gewinne der Lose Boll- jm auf je Loses ganzen lOOLose Sächsische Lotterie ... 100 000 250 5 50000 80,0 Preußisch« - ... L24 000 200 - 5 100000 44,6 Braunschweigische Lotter«, . 100 000 144 - 6 50000 50,0 Hessisch-Thüringische - . 100 000 168 . 6 40 500 40,5 ^amburgiiche Lotterie . .111000 144 - 7 53795 48,5 Mecklenburgische - .. 60 000 144 . 6 26800 48,8 Lükxckisch« - .. 50 000 144 - 7 28000 46,0 Aeußerlich am ähnlichsten sind sich die Sächsische und die Braunschweigische Lotterie; sie weisen übereinstimmend 100 000 Lose und 50 000 Gewinne auf. Die anderen Lotterien sind in der äußeren Organisation ziemlich stark voneinander unterschieden. Es würde jedoch zu weit führen, an dieser Stelle auf Einzelheiten (wie z. B. auf das System der sogen. „Freilose" in Preußen) einzugehen. Nur so viel sei er wähnt, daß die LübeckischeLotterie bei jeder HalbjahrS- auSspielung nur in halben Losen gespielt wird, und daß die Hamburgische Lotterie jedem Spieler, der in der letzten Klasse nicht herau-kommt, ein Freilos für die erste Klaffe der nächsten Lotterie gewährt. Von großem Interesse für die Allgemeinheit ist die Beantwortung der Frage: Welchen Betrag der geleiste ten Einzahlung erhalten die Spieler wieder zu rück? Hierüber sei Folgendes mitgeteilt. Cs beträgt bei jeder halbjährlichen Ausspielung: der Barpreis die Auszahlung für alle Klassen an die Spieler kttchstsche Lotterie 23 250 000 16073 500 ^-69.13°/, Preußische - 40 880 000 - 28 l 76 253 - — 68,92 - Braunschweigische. 12 960000 - 8721000 -- 67,30 - Helsilch-Tbüriaa. - 15 456 000 . 10109 057 - — 65,40 - Hamburgische . 14 029 600 . 9081380 - — 64,75 - Lübeckische - 3 292 000 - 2100460 - — 63,81 - Mecklenburgische . 7 608 000 - 4 5648M - — 60,00 - Summa: 117 478 600 78 826 450 ^-67,10»/, Die vorstehende Summe stellt den Betrag der Ausspielung für em halbes Jahr dar. Für das ganze Jahr ergibt sich also die geradezu ungeheure Summe von 234 V51 200 Mark, die in drn StaatSlottrrien eingesetzt wird. Hiervon gelangen 157 652 900 in die Hände der Spieler zurück. Von dem Reste — rund 76,3 Millionen Mark oder 19 Mill. Mark mehr, als alle sächsischen Staats steuern einbringen — entfallen 39,16 Mill. Mark auf den Reichsstempel, während 37,14 Mill. Mark (also nur die kleinere Hälfte) auf die unternehmenden Staaten und die Kollekteur« kommen. UebrigenS möge erwähnt sein, daß von größeren deutschen Privatlotterien (zu denen ja auch unsere Bölkrrschlachtdenkmal-Lotterie gehört) im Jahre 1903 rund 6 600 000 Lose zum Gesamtpreise von 13,2 Mill. Mark ausgegeben wurden. Die Zahl aller Gewinne betrug 200 000, im Betrage von 5 267 000 also nur 40 Proc. deS ein gezahlten Betrages. Die vorstehende Ueb«rsicht lehrt uns aber weiter, daß die Sächsische Lotterie die günstigste aller deutschen StaatSlotterien ist. Keine andere Lotterie gewährt den Spielern so viel von ihrem Einsätze zurück wie unsere ein heimische Landeslotterie. Wenn daher von Sachsen au« in auswärtigen Lotterien gespielt wird, so handeln die Betreffenden gegen ihr eigenes Interesse. Die Kollekteure der Sächsischen Lotterie würden es deshalb auch am liebsten sehen, wenn im Deutschen Reiche vollständig« Freiheit für den Vertrieb von Losen deutscher StaatSlotterien herrschte, denn sie brauchen die Konkurrenz anderer Lotterien nicht zu fürchten. Nur der Umstand, daß andere Staaten das Spielen fremder, also auch sächsischer, Lose verbieten, zwingt Sachsen ebenfalls jetzt zu gleicher Absperrung. Diese „Absperrung", die wir eben erwähnten, ist übrigens eine der merkwürdigsten Eigentümlichkeiten. DaS Reich erhebt nämlich eine 20prozentigc Stempel gebühr vom Nettopreise deS Loses (das ist der 6. Teil des Kaufpreises), aber obwohl ein Reichsstempel entrichtet wird, darf daS Lo» selbst keineswegs im Reichsgebiete gespielt werden, son dern nur im Landesgebiete oder noch in denjenigen Staaten, in denen der Verkauf der betreffenden Lose ausdrücklich zu« gelassen ist. Zuwiderhandlungen werden ziemlich hart bestraft, ja «S ist sogar in Preußen der — allerdings erfolglose — Versuch gemacht worden, einen etwaigen Gewinn aus dem Spielen in einer fremden Lotterie als „aus einer unmoralischen Handlung herrührend" für den Staat in Anspruch zu nebmen. Wie vorteilhaft die Sächsische Lotterie anderen Lotterien gegenüber eingerichtet ist, möge ein Vergleich mit der Braun schweigischen Lotterie zeigen, die ja, wie wir schon oben erwähnten, der sächsischen äußerlich am ähnlichsten ist (100 000 Lose, 50 000 Gewinne und 15 Proz. Gewinnabzug), Die Abzüge sind b«i beiden Lotterien folgind«: Sächsische Braunschweigisch« Lotteri« Lotterte Reichsstempel 3 875 000 2160 000 Schreibgebühr der Kollekteure . . 465 000 ,, 540 000 „ 15 prozenttger Gewinnabzug . . . 2836 50Q ,,1539000 „ Zusammen: 7176 500 4239 000 Obwohl die Braunschweigische Lotterie nur 12 960 000 vereinnahmt, gegenüber 23 250 000 der Sächsischen Lotterie, so sind, wie ersichtlich, die Schreibgebühren der Kollekteure doch beträchtlich höher. Die Braunschweigische Lotterie stellt sich dadurch in der Auszahlung an die Spieler fast um 2 Prozent schlechter als die Sächsische. DerStaatSgewinn in unserem Sachsen würde, wenn der Gewinnabzug zugleich Reingewinn wäre, jährlich 5 673 000 4k betragen. Hiervon geben aber Verwaltungskosten und andere Ausgaben ab, und im Jahre 1902 betrug der wirkliche Ge winn fast genau 4 300 000 .E Dieser Betrag ist immerhin noch höher als der gesamte Grundsteurrertrag im Lande, der sich 1902 auf rund 4 179 000 stellte. Eine Abschaffung der Staatslotterie würde also, um den Ausfall der Staats einnahmen zu decken, eine Verdoppelung der Grundsteuer oder einen lOprozentigrn Zuschlag zur Einkommensteuer (nach dem neuen Tarif) zur Folge haben müssen. b. Der russisch-japanische Krieg. In Petersburger militärischen Kreisen hält man an der Annahme fest, daß der Statthalter Alexejew beab- sicbtige, daS vnfstfch« Lfauptquantte» von Port Arthur nach Mukden und die mobile Armee intendantur nach Charbin, also erheblich weit nach Norden zu verlegen. Der Kriegsminister sei nunmehr rum Oberbefehlshaber ber mobilen Landarmee in Ost- asien ernannt; er werde in den nächsten Tagen dorthin ab reisen. Der GcneralstabSchef Sacharow werde ihn hier vertreten. * Petersburg, 19. Februar. (Rufs. Telegr.-Agentur.) Der Grneralquartiermeister Pflug telegraphiert aus Port Arthur: Die Kundschafter des Tschilasckcn Regiments berichten aus Sontschou.datzsieauskeineJapaner gestoßen seien. Ts heißt, daß auch in Pin g-jang (nördlich von Tschemulpo nach der mandschurischen Grenze zu) k«tne Japaner seien. Dir Bevölkerung ist gleichgültig gegen unS- Das Et« deS Ialu wird am Ufer geringer. Man glaubt, daß bei starker Hochflut in fünf Tagen Eisgang eintritt. Ein Teil des Westens der Halbinsel ist in einem Umkreise von zwei Werst mit Lis bedeckt Bewegungen der seindlichen Schiff« wurden nicht beobachtet. Ein neuer Angriff auf di« Eisenbabnstrecke hat nicht stattgrfunden. — Der russische Gesandte in Peking, Lessar, telegraphiert, daß Jnanschikai beabsichtige, 10 000 Mann mit Artillerie mit der Eisenbahn von Paotjng-fu nach Gchanhaikwan zu senden. Notenwechset ,mische» China ans Japan. D«r chinesische Gesandte bat der japanischen Re gierung am 13. Februar folgende Note überreicht: Japan und Rußland haben ihre friedlichen Beziehungen abgebrochen Da aber China mit den beiden Staaten auf freundlichem Fuße steht und sein« Regierung großen Wert darauf legt, die guten nachbarlichen Beziehungen weiter zu erhalten, bat dieselbe, in Ausführung d«r kaiserlichen Befehle, Schritte anaeordnet, um die Gesetze der Neutralität zu beobachten und Verfügungen getrosten, daß die Behörden sämtlicher Provinzen diese aufrecht erhalten. Die botaldrbörden sind ebenfalls angewiesen worden, in ihren resp, Distrikten die Ruhe aufrecht zu ««halten und den Handelstreibenden und der christlichen Bevölkerung Schutz zu gewähren. Pa in Mukden und in Hsing-ting das kaiserliche Mausoleum und die kaiserlichen Paläste belegen sind, wurde der General, gouverneur mit genauen Instruktionen versehen, diese Bauten mit der größten Wachsamkeit zu schützen, ebenso die Städte, Dörfer und amtlichen Gebäude in den drei östlichen Provinzen, sowie die Privatpersonen und deren Eigentum, damit dieselben knnen Schaden leiden. Die chinesischen Truppen, welche in diesen Provinzen stehen, werden Pie Truppen der kriegsührruden Staaten nicht an greifen; desgleichen soll den letzteren nicht gestattet sein, die früheren Garnisonen, welchk per Peiiang-Kommissar auch den Distrikten westlich des Liao gelegt hat, anzuareifeu- In der äußeren und inneren Mongolei sollen eben falls die Gesetze der Neutralität befolgt werden derart, daß die Truppen der beiden triegführenden Mächte sich keinen Eingriff erlauben dürfen, und falls dieselben die Grenze überschreiten sollten, wird China Maßregeln zur Zurückweisung dieser Truppe» treffe«. Solche -schritte China» sollen jedoch nicht als Bruch der freundschaft lichen Beziehungen betrachtet werden. In der Mandschurei aber sind noch Plätze, die von fremden Truppen besetzt sind und wo die Anwendung der Neurralitätsgesetze außerhalb der Macht Chinas liegt. Die drei östlichen Provinzen sowohl als auch die dort bestehenden Rechte sollen der chinesischen Souveränität unterworfen bleiben, ohne Rücksicht darauf, welcher Seite der Sieg zufallen wird. Die japanische Regierung hat darauf dem chinesischen Gesandten in Tokio am 17. Februar folgende Note übergeben: Die Kaiserliche Regierung, von dem Wunsche beseelt, soweit wie möglich, eine Stüruog des friedlichen Zustande«, welcher jetzt in Lhiua herrscht, zu vermeide», wird in allen Teile» des chinesische» Territoriums, mit Ausnahme desjenigen, das von Rußland besetzt ist, die chinesische Neutralität respektiere», solange Rußland «in gleiches Berfahren anweodet. Di« Krie-Sgesrtze, nnlche de» kaiserlich japanischen Truppe» im Feld« zur Richtschnur dienen, verbieten eine unberechtigte Zerstörung des Eigentum«. Jnfolgedeffe» kann die kaiserlich chinesische Regierung darüber beruhigt sein, daß das Mausoleum und di« Paläste in Mukden und Hsiing-ting, sowie di« öffentliche» Gebäude überall gegen Beschädigungen gesichert sind, soweit dieselben nicht durch eine russisch« Aktion veraulaßt würde». Ferner werden dir Recht« der chinesischen Beamten und Ltnwobuer Feuilleton. 101 Lin angenehmes Erbe. Roman von Viktor von ReiSner. Nachdruck verboten.) Nach einigen Minuten zog alber doch ein leicht spöttisches Lächeln über feine Lippen, und er kounte sich nicht enthalten, zu sagen: „Die Sache klappte ganz samoS — bis auf eines." „Nanu, und das wäre?'^ fragte der Graf. „Pir Kerle haben ja vergessen, die nötigen Befehle ein. zuholen — sie würben also im Notfälle gar nicht wissen, wohl» sie reiten follen." ,,Das ist ja eben die telegraphische Kürze" — belehrte ihn her Graf mit pfiffigem Schmunzeln — „jeder hat von vornherein sein« bestimmten GutShofe — einer von ihnen di« Stabt, wo unsere Ulanen liegen. Pfeife ich also, da gM eS kein weitere» Fragen, sondern aufs Pferd, Gruß bestellt und wieder weiter auf den nächsten Gutshof." Dem Major dämmerte Schreckliches, und nichts weniger als erfreut, sagt» epr „Gie werden doch jetzt nicht im Ernst bi« ganz« GutS- Nachbarschaft zusammengetrommelt Haden. DaS wär« mir peinlich, wir sind noch fremd . . . / „Dann lernen Sie wenigstens alle auf einmal kennen." ,Mir Hache» auch noch gar kein« Besuche gemacht." „DaS «können Sie später uachholen, «vir nehme» -aS nicht so streng." „Ader, verehrtest«! Herr -Graf" — rafft« sich der Major zu einem letzten Proteste auf — „wer weiß, wann die letzten Herrschaften kommen, wir können -och gar nicht so lange bleiben, „Hch denke, -atz -les endgültig erledigt ist" — wider, sprach ihm dieser —-Sie bleiben, so lange e» Ihnen ge fällt, und glauben Sie, wir werden schon dafür sorgen, daß eS Ihnen auch gefällt! Warten Sie, morgen werben Sie mir recht geben." Der Major glaubte nicht richtig verstanden zu haben. „Movgen?" srngte er. „Natürlich, morgen. Oder denken Sie -vielleicht, baß wir unS mit einem eintägigen Vergnügen zufrieden geben? Da lohnt« es gar nicht, erst anzusangen." Der Major ergab sich nun stillschweigend in daS Un vermeidliche und war nur auf das «Gesicht seiner lieben Eoeline begierig, wie sie diese unerwartete und höchst selt same Freudenbotschaft aufnehmen würde. Erna, welche glücklich von Mamas Seite echappiert war, freute sich „diebisch" auf «die bevorstehende Uober- rasHung, vvn welcher sie ihre «beiden Ritter im ersten un beobachteten Augenblick unterrichtet hatte. Wie auf dem -Sriegspsab befindliche Indianer schlichen die drei zum schnellen Einverständnis gelangten Ver schworenen zum Talon hinaus und waren, ehe noch Mama ihr Angstkind vermißte, imr Ponywagen den Gästen entgegengefahren. Unterwegs stellten sich allerdings bei Erna Gewissens bisse und Beklemmungen ein, die -sie aber, um nichts von ihrem Prestige einzubüßen, tapfer bekämpfte. „WaS kann mir denn auch weiter geschehen" — sprach sie sich selbst Mut zu — „'bis wir nach Hause fahren, wird MamaS erster Zorn hoffentlich schon verraucht sein. Und dann, sie ist ja mit ihren Vermahnungen wegen meiner gestrigen grenzenlosen Unschicklichkeit" doch noch nicht zu Ende — -a geht es wenigstens in einem hin." W-ie ein Pudel die Schläge, schüttelte sie die letzten Be denken von sich ab und ermunterte bi« beiden Jungen, die sich ohnedies in ritterlicher Galanterie überboten, der art, daß der armen Mama, wenn sie -teS hätte hören können, himmelangst geworden wäre. Ohne im geringsten auseinander eifersüchtig zu sein, wetteiferten die Brüder in ber Darbringung ihrer Hul digungen. für welche Erna, wie sie selbst gestand, sehr empfänglich war. „Oh, wir ahnten eS" — rief da Dinko in höchster 'Begeisterung — ^daß Sie e» nicht verschmähen würden, unsere Herzen als Fußschemel Ihrer alles be. siegenden Schönheit zu benutzen!" Bewundernd schaute Mirko AU dem Bruder auf — ihm wär« «ine solch geistreiche Wendung, di« ja ihren Eindruck gar picht verfehle» konnte, nie im Leben eingefallen! Und Erna, berauscht von de« Weihrauch, den man ihr freiwillig streut«, schaute bald -en einen, bald den andern mit ihren verliebtesten Augen an und lispelte errötend: „Nicht doch, da» darf ich ja picht hören — wir kennen uns doch nur k«rz« Zeit." — Da aber di« -beiden Ritter ihren Befehl zu sehr respektierte» und ihre» Gefühlen tat sächlich Zwang aptaten, so fühlte sie sich veranlaßt, sofort ermuntern» hi»zuzus«tztn: „Gegen mein« Lebensretter darf ich aber natürlich nicht »» streng fei» — da» wär« ja undankbar und — und undankbar sollen Sie mich uie finden — nie!" „Siehst du, Mirko" — rief Dinko glückselig — „ich habe eS dir gleich gesagt, daß sie die Seele von eiuom Weibe ist!" „Nein, das habe ich gesagt" — widersprach ihm der Jüngere. „Aber, meine Herren, Sie beschämen mich ja" — wehrte Erna mit züchtigem Augenniederschlag. ,Mir halben uns auch gleich zu Ihren «tttern auf geworfen" — fuhr Dinko voll edlen Feuer» fort — „und wie dies« im Mittelalter die Farbe ihrer Dame am Herzen trugen, so haben auch wir uns eine« TaltSmanS von Ihnen bemächtigt, der fortan unser hehres Panier sein soll!" „Ja, wa» haben Sie denn nur?" fragte Erna neu- gierig. „Ihre — Strümpfe haben wir" — riesen beide gleich, zeitig und zogen triumphierend die im Morgentau ge suchten und glücklich gefundenen -Beinumspanner ans Helle Tageslicht. Erna wurde feuerrot vor Scham. „Die — die — die müssen Sie mir geben!" pro- testierte sie. „Um keinen Preis der Welt" — verteidigten die beiden ihre Trophäe. „Ich will Ihnen ein paar andere -asür schenken" — stotterte Erna hülflos — „ein Paar noch nicht getragene." „Die haben keinen Wert, erst Ihr — Hauch— Dinko kam nicht weiter, denn in der Hitze der Debatte hatten sie gar nicht -en Pfarrer -eransahren gesehen, der nun auf einmal vor ihnen hielt. „Na, wa» habt Ihr denn da" — fragte er lachen- — „Las Fräulein soll euch wohl eure Strümpfe stopfen?!" „Da» Kränlei» ist eine Dame" — belehrte ihn Dinko — „und wir. . . ." „Und ihr sei- ein paar Affen" — schnitt ihm -er Pfarrer das Wort ab, bann wandte er sich an Erna — „Sie sind natürlich die kleine Höchstseld, kommen Sie, «ein Kind, steigen Sie bei mir «in, Ihre Eltern werde» Sie wahr scheinlich lieber unter meinem Schutze sehen, »l» unter dem dieser höchst ehrenwerten, aber sehr »»nützen Jünglinge." <kna war bi» in -i« tiefst« Tief« ihr«r Seel« empört. Vi, kam denn Vieser simple Landpfarrer dazu, sie al» „kleine Höchstseld" und „mein Kind" an,ur,d«i! Na, st« wollte ihm gleich zeigen, daß sie aus civilisiertem Lande stamme, wo man nicht auf der Landstraße und noch dazu in dieser formlosen Weise Bekanntschaften schließt. ,/Sie sind wohl -er Dorfgerstliche" — sagte sie so von oben herab, wie sie eS schon oft von ihrem Papa gehört hatte — „ich danke für Ihre Begleitung, ich fahre nicht mit Herren, die mir nicht vorgestellt sind." Der Pfarrer wischte sich mit seinem großen karrierten Taschentuche den Staub -vom Gesicht und fing herzhaft zu lachen an. „I poy Blitz" — rief er — ,cha werde ich daS Ver säumte wohl schnell uachholen müssen" — und sich mit ernst haftester Reverenz vor tbr verneigend, nannte er seinen Name» — „Adam von Nenadovic." Die nickte kaum merklich mit dem Kopse und ignorierte ihn bann. „Und nun Sie mich kennen" — fuhr er trotzdem spöttisch fort — „darf ick wohl, aus dem schon vorhin angeführten Grunde, um die hohe Auszeichnung Ihrer Gesellschaft bitten." Da- machte Erna noch wütender, und trotzig und ohne an die möglichen Folgen zu denken, entgegnete sie: ,-Meine Ellern werden mich in der Gesellschaft Lieser Herren jedenfalls lieber al» in -er Ihren sehen." — Einen Moment wetterleuchtete es über die Züge des Pfarrers, dann siegte aber doch sein Humor. „Sie scheine» ja ein netter kleiner GraSteufel zu sein" — sagte er — „da hat mich ja der Himmel gerade zur rechten Zeit her-geschickt, euch drei auseinander zu bringen, eh« noch «ine Dummheit geschah. Also, mein Sind, keine Sperenzchen gemacht und rasch eingcstiegenl" — und er gestikuliert« dazu so energisch, daß Erna völlig willenlos nachgab. Damit war für den Pfarrer die Sache abgetan, und al» ob er gar kein« Ahnung von seiner wenig cheoale- re-ken Vergewaltigung hätte, versuchte er mit Erna ganz harmlos zu plaudern Sie war sprachlos über dies unglaubliche Benehmen und würdigte ihn keine! -Antwort. Aus di« D«uer brachte st« e» aber doch nicht ßüfta»d«, stumm wie «ine Pagode dazusttzen, und nachdem sie di« ersten, noch zögernden „ja" und „nein" gelispelt hatte, legte sich ihre Entrüstung ein klein wenig, wurde nach und nach milder und milder, und »IS sie endlich a»f d«m GutShofe einfuhren^ waren sie in solch eifriger Unterhaltung, daß st« bi« Herrschaften, di«
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