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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.02.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-02-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040218011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904021801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904021801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-02
- Tag1904-02-18
- Monat1904-02
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Amtsblatt See Königliche« Land- »nd des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Nates und des Nolizciamles der Ltadt Leipzig. vnzeigrir-PreiS die 6gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Rrdaktion«flrich (4grspatt«n> 7b nach den FamiUenaach- richte» («gespalten) bl) >4- Tabellnrischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Ossertenaanahm« 2b Gxtr<-Veik«»e« (gefalzt), nur mit da Morgen «Au«gabe, ohne Postbesbrdrrung >tl 60.—, mit Postdeförderung ^l 70.—. «„Lhmeschlutz für «nzeiGenr Abend'Au«gabe; »ormtttag« lO Uhr. Morgea.Au«gaber nachmittag« 4 Uhr. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richten. Dir Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abend« 7 Uhr. Druck und Berlaa von G. Palt in Leipzig (Inh. vr. R. » W. Kttnlhardt). Sir. 88. Var MGsigrte vsm rage. * Auch die gestern zwischen Vertretern der Leipziger Kassenärzte und der Ortskrankenkasse unter dem Borsitze des Kreisbauptmann« vr. v. Ehrenstein abgehaltenen Verhandlungen führten noch zu keinem Ergebniß. * Die Nachricht', es würden Uniformänderungen bei der preußischen Armee nach russischem Muster ge plant, wird dementiert. * InderBudgetkommission deS Reichstags wurden bei der Forderung von 10 Millionen Mark für die Fußartillerie auf Antrag des Abg. Roeren (Zentrum) 2 Millionen gestrichen. * Nach den neuesten Meldungen ist die Landung japanischer Truppen in Korea noch nicht abge schlossen. ver ttirrirch-japanirche Krieg uns Oie fianäelrpoMili. Am ersten Augenblicke der Verwirrung, die durch die Eröffnung der Feindseligkeiten auf der Reede von Port Arthur hervorgerufen wurde, schien eS, als sollte ein Welt brand entstehen. An "Frankreich grübelte man darüber nach, ob nicht der BündntSfall gegeben sei oder doch ein treten könne; auf englischer Lette wieder schien man nicht übel Lust zu haben, Len Aapanern Liebesdienste zu leisten, indem man die tibetanische Frage aufrollte. Dazu kamen die russischen Borwürfe gegen England, weil es angeblich den Aapanern in dem von ihm gepachteten" Weihaiwei einen Stützpunkt für seine Flottenoperationen gegeben und damit die Neutralität verletzt habe. Dieser allgemei nen Erregung entsprach die Panik der europäischen Bör sen im Anfang -er vorigen Woche. Die schwüle Stim mung schien sich in einem zwei Erdteile umfassenden Ge witter entladen zu sollen. Seitdem ist die Bc- sonnenheit zurückgekehrt. Die Börsen haben sich bevuhigt und die Kurse erholen sich. Auch die "Großmächte finden allmählich die Richtungslinien für eine allgemeine -Friedenspolitik. "Es ist wie bei einem Duell, bei dem gleichfalls der Kampfplatz abgegrenzt wird, während die Unparteiischen dafür zu sorgen haben, daß die Grenzen nicht überschritten werben. Das Ringen zwischen Ruß land und Japan mag sich dann noch so blutig gestalten, aber es wäre wenigstens dafür gesorgt, daß der Krieg auf Korea und die Manschurei beschränkt bliebe. Eine solche Lokalisierung -es Kampfes liegt tatsächlich im allgemeinen Interesse. Es muß zugegeben werden, daß China, wenn ihm die Mächte gleichsam seine Neutralität garantierten, eine gewisse Kräftigung seiner Politik, eine Sicherung seiner Unverletzlichkeit erhielte. Aber es sind ausschließlich Handelsinteressen, die bei China in Frage kommen. Deshalb mag eS immerhin vorteilhaft sein, einen Stützpunkt an der chinesischen Küste zu haben, wie wir ihn in Kiautschau besitzen, aber darüber hinaus weite Gebiete Chinas mit Beschlag zu belegen, das könnte Donnerstag den 18. Februar 1904. 98. Jahrgang. unter Umständen keine Stärkung, sondern eine erheblich« Schwächung deS betreffenden Staate» bedeuten. Selbst Rußland, bei dem fa die Dinge anders liegen, hat, wie man jetzt sieht, die Mandschurei noch lange nicht verdaut. Die übrigen Mächte haben jedenfalls solche Tendenzen nicht. Für sie liegt thr Interesse im Osten in der „offenen Tür". Sie wollen China für ihren Handel aufschließen, um aus dem Warenaustausch und dem Seeverkehr mit dem ungeheuren, an Naturschätzen überreichen himmlischen Reiche dauernden Nutzen zu ziehen. Man muß zugeben, daß eine Neutralisierung Chinas diesem Zwecke dienen würde, da dieser Grundsatz, nachdem er einmal anerkannt ist, nicht so leicht wieder rückgängig gemacht werden kann. Aa, man darf sogar sagen, daß -er russisch-iapantsche Krieg dem Prinzip der „offenen Tür" neue Anerkennung auch für die Mandschurei verschaffen wird. Rußland war be kanntlich schon im Begriff, trotz aller Versprechungen die Tür -er Mandschurei dem fremden Handel vor der Nase zuzuschlagen. Jetzt kann man hoffen, wie immer auch der AuSgang des Krieges sein mag, -aß der Grundsatz -er offenen Tür auch für die Mandschurei Geltung erlangen wird; denn selbst wenn Rußland schließlich einen völligen Sieg über die Japaner -avonträgt, wird eS sich doch wohl beim Friedensschlüsse die Oeffnung der Mandschurei für den internationalen Handel gefallen lassen müssen. Boll« ends aber könnte Japan keine Vorteile erlangen, die eS nicht mit -en übrigen Großmächten teilen müßte. Darf man -eshalb von dem russisch-japanischen Kriege, wenn feine Lokalisierung auch im wetteren Ver laufe aufrecht erhalten wird, einen Vorteil für die Freiheit deS Handel» im fernen Osten er- warten, so hat der Krieg für das deutsche Reich vielleicht noch eine günstige Nebenwirkung. GS wäre zum minde sten nicht außerhalb -es Bereiches der Möglichkeit, daß unsere Handelsvertragsverhandlungenmit Rußland dadurch neu belebt würden. Gs ist ein offenes Geheimnis, -atz diese Verhandlungen auf -:ru toten Punkte angekommen waren. Man hat sie zwar nicht direkt abgebrochen, aber, wie erzählt wird, haben die rufst, schen Unterhändler den Darlegungen -er deutschen Ver- treter zuletzt kaum noch zugehört. Jedenfalls dachte die russische Regierung nicht daran, sich mit den deutschen Ge treide- und Viehzöllen einverstanden zu erklären. Ob Deutschland auf dem Umwege über Oesterreich und Italien wirklich weiter gekommen wäre, ist gleichfalls noch sehr die Frage. Jetzt haben sich die Verhältnisse in einem für Deutsch land günstigen Sinne geändert. Zweifellos hat die Reichs regierung nicht bloß der russischen Regierung strikte Neu- tralttät während de» Krieges zugesichert, sondern zugleich auch Beweise ihrer Freundschaft gegeben. Der eigen händige Brief des Kaiser» an den Zaren, ver dieser Tage in Petersburg überreicht worden ist, bürste sich in dieser Richtung bewegt haben. Daß man in Rußland dieser freundschaftlichen Haltung volles Vertrauen entgegen, bringt, ergibt sich schon auS der Entblößung der russischen Grenze von größeren Truppenmassen. Das wäre nicht geschehen, wenn man besorgen müßte, daß Deutschland sich das Engagement Rußland- im Osten irgend wie zu Nutze machen würde. Diese Erwärmung dir deutsch-russischen Beziehungen ist ja zunächst insofern für uns wertvoll, als die französisch, russische Klammer, die uns seit zehn Jahren einengt, sich gelockert hat und schwerlich in absehbarer Zeit uns be drohen wird. Die Lage dürfte aber auch für unsereHandelS- beziehungen zu Rußland von Vorteil sein. Nicht, als ob wir von dem jetzigen Stande der Dinge Wunder wirkungen erwarteten. Aber Rußland hat natürlich ge rade jetzt ein starkes Interesse daran, sich die deutschen Sympathien nicht zu verscherzen. ES kommt dazu, daß es nur zu bald Geld brauchen wird, wobei eS den deutschen Markt kaum umgehen kann. Vielleicht liegt hier der Aus weg aus einer verfahrenen Lage, so daß der Optimismus des Grafen Bülow, -er in der letzten Zeit nicht immer auf festen Füßen stand, schließlich doch noch triumphierte. Soweit sich bisher die Dinge entwickelt haben, kann man sagen, daß die neutralen Mächte im allgemeinen und Deutschland im besonderen die politische Lage geschickt im Sinne der Handelsfreiheit ausgenützt haben. Man darf auf eine weitere günstige Wirkung de» Krieges in dieser Richtung hoffen. Deutschland ist nach seiner wirtschaft lichen Lage auf den Welthandel angewiesen. Es wird auch weiterhin seine Interessen am besten vertreten, wenn eS den Handel fördert, im fernen Osten wie an der russischen Grenze. "-<rü- Der russisch-japanische Arieg. Di« Kämpfe bei Port Arthur. * AuS Tokio, 17. Februar, wird uns depeschiert: Nach einer Aussage eines fremden OifisierS, der sich in Port Arthur vom 8. bis 12. Februar aufbielt, lag zur Zeit der „Retwisan", auf einer Untief« aus gelaufen, im inneren Hafen. Der „Zäsarewitsch" wurde in den Hasen einaebracht. Der ,?Pallada" war auf- aelausen an der Einfahrt. Sämtliche Schiffe sind außer Gefecht gesetzt. Durch die Beschießung am nächsten Morgen wurde der „Novic" schwer beschädigt, während der „Askold", „Diana" und „Poltawa" bloß leichtere Beschädigungen erlitten. Weiter wurde unterm 17. gemeldet und zwar von der offiziösen „Russiichen Telegraphenagentur", nach dem Kampfe bei Port Arthur habe sich das japanische Geschwader mit einem Lerlust von drei Schiffen nach Süden zurück gezogen. — Weicher Kampf ist gemeint, der vom 8. und S., oder der vom 14. ? Hoffentlich geben die nächsten Telegramme Aufschluß. Japanische Landungen. * Die „AgenceHavaS" berichtetauSTokiovom 17. Februar: Drei Transportschiffe, auf denen sich Kulis und Kriegs material befanden, sind in der vergangenen Woche von Nagasaki abgegangen und löschten ihre Ladung in Tschemulpo. Acht Dampfer mit Truppen und eine gewisse Anzahl anderer Fahrzeuge mit Kriegsmaterial sind gleichfalls mit der Bestimmung für die Westküste von Korea abgeganßen. Kavallerie-Patrouillen landeten bereits in Wlju. DaS Gefecht bei Tschemulpo. „Daily Telegraph" bringt den ersten unabhängigen Bericht über den Seekampf bei Tschemulpo, dem der Be richterstatter als Zuschauer an Bord des Dampfers „Ajax" beiwohnte. Danach erschienen am vorigen Montag nach mittag um 4V» Uhr fünf japanische Kriegsschiffe und sieben Torpedoboote nebst drei Transportdampfern mit 2500 Mann Truppen im Hafen und begannen unverzüglich die Landimg der Truppen, die bei Tagesgrauen am 9. Fe bruar allesamt in der japanischen Niederlassung einquar tiert waren. Dann verließen die Kriegsschiffe den Hasen. Um 1» Uhr kündigte der japanische Konsul an, daß der japanisch« Admiral dem russischen Kommandeur bis mittag Zett gegeben habe, auS -em Hafen herauszukom men, widrigenfalls die Japaner zum Angriff schreiten würden. Acht japanische Fahrzeuge kamen bann den Russen entgegen, ignorierten das kleine Kanonenboot „Korjez" und vereinigten ihr Feuer gegen die ,^Varjag". Der erste Schuß fiel gegen 11 Uhr 40 Minuten vormittags. Die „Warjag" drehte sich fortwährend im Kreise, er widerte abwechselnd mit beiden Breitseiten, schoß jedoch an scheinend schlecht. Die Japaner schlossen allmählich den Kreis enger. Da» Schlachtschiff „Mtkasa" hatte den Haupt anteil am Feuer und richtete den Hauptschaden an. Kurz nach 1 Uhr stockte das Feuer, die „Warjag" kehrte in den Hafen zurück und nahm mit der Korjez" Platz -wischen den fremden Kriegsschiffen. Einer von den Kesseln der „Warjag" war beschädigt, außerdem war auf dem Hintern Teile Feuer ausgebrochen, das aber durch Einlaufen von Wasser in eine Abteilung gelöscht wurde. Der Komman deur weigerte sich, seine Verluste anzugeben. Die Ja- paner hatten sich zurückgezogen und bi» 4 Uhr Wartezeit gegeben Auf einmal wurde die Stille durch einen furcht baren Knall unterbrochen. Die Russen hatten die ,Forjez" in die Luft gesprengt. Man sah ihre Bioote auf die „Warjag" zurudern, während man in einer schwindenden Rauchwolke die Schlote und Masten der Korjez" noch eben Über dem Wasser aufragen sah. Es war genau vier Uhr, als diese Explosion eintrat. Sine halbe Stunde später, al» die japanische Flotte wieder herandampfte, sah man auf dem Hinterteile -er „Warjag" wieder Feuer, da» langsam um sich griff. Die Japaner stellten das Feuer ein, die „Warjag" begann überzuneigen und sank kurz nach 0 Uhr mit einem dumpfen Kollern in die Tiefe. Im Lause deS Tages gingen 1500 Mann japanische Truppen nach Söul, der Rest blieb in Tschemulpo. Die Depesche wurde in Nagasaki aufgegeben. Deutsche Spionage z, Gunsten der Nüssen. Herr Ernest Brindle, Korrespondent der „Daily Mail" in Tschifu, kabelt seinem Blatte von dort, den 13. Februar: „Vier russische Kriegsschiffe und drei Kreuzer verließen gestern Port Arthur, um das japanische Geschwader zu suchen, da« südwärts am Mittwoch abend signalisiert war und nicht weit von Tschifu gesehen wurde. Der Kapitän eines britischen Dampfers passierte die deutsche „TbetiS" etwas vor Wei-hai-wei und bemerkte dann, wie sie bald einen entgegen gesetzten Kurs einschlug, den sieben (russischen) Kriegs schiffen signalisierte und dann nach Tschifu zurück- kehrte." Ein anderer, ungenannter, Korrespondent derselben Blattes meldet offenbar zu derselben Sache: „Wei bai-wei, 13. Februar: Zwei japanische Scklachischiffe und vier Kreuzer kreuzen außerhalb des Hafens hier. Ein deutsche» Schiffs, das zusah, wurde von ihnen gejagt." Stimmung in Frankreich. „Figaro" bezeichnet, wie der „Voss. Ztg." aus Paris depeschiert wird, Combes' Erklärung, daß Frank- reich keinen Schritt tun werde, ohne -aß die Volks vertretung befragt wird, als bedauerlich, -och glücklicher, weise vereinzelt, und fährt fort: ,^Wenn Japan England, und infolgedessen Rußland Frankreich anruft, was würde geschehen, falls wir den Fehler begehen würden, uns unseren Pflichten zu entziehen, wie cs uns vor einigen Tagen kurzsichtige Politiker rieten, deren Stimme übrigens von vaterländischen Verwahrungen erstickt wurde? ES ist nur zu leicht, dies vorherzusagen. Sofort Feuilleton. Ueichstagskrrrrst - Glo sterr. Abg. Henning spricht Wer nicht ehrt den Fleiß und die Gesinnung, Sündigt an der großen Künstlerinnung. Gerne seh ich neue Kunst, doch gern» Unfern guten alten Herrn von Werner. Denn der neue Künstler, fürcht' ich, ist Meistens ein verkappter Nihilist. Unter uns gesagt, ich hab' von Kunst Und von sojchen Dingen keinen Dunst, Orientiert hab ich mich nur nä boo, Darum find ich Manet höchst barock. Da« moderne Bild scheint mir ein Kleck«: 8alu» pudiic» suprvwa 1er. An Anton tzon Werner. (Guter Rat.) Nur nicht zu verwegen sein Im Gespräch und Brief, Anton, steck' den Degen ein, Sonsten geht eS schief. x. Graf Pofadow»ktz» Klag«. Das kommt davon, wenn man stets willig ist Zur Behandlung deS dornigsten Falle«, Wo guter Rat nicht billig ist — Nun bin ich Mädchen für alle«! Wa« bab' ich nicht alle» berichtigt und wa» Hab' ich nicht alle« bekräftigt. Am liebsten hielt ich gänzlich den Mund — Doch Bülow ist gar zu beschäftigt! Ich sitze und schwitze bi« spät in die Nacht, Um Gründe zusammenzuklauben. Warum wir «S so oder anders gemacht — Wenn es die Leut« nur glauben! An den Abgeordneten Spahn. Du wackrer Mann zitiertest mutig Muther Und ließest neu erworbenes Wissen funkeln, Doch eins bedrückt mich: Sage mir, mein Guter, Hörst Du nicht hinter Dir die Dunklen munkeln? Ich fürchte sehr, sie zeigen Dir die Zähne, Weil Du Dich kühn al« Freund der Kunst betätigt, So daß da« alte Sprichwort sich bestätigt: Wo Holz gehauen wird, da fallen Spä(h)ne. NooN «io I^ipei^r. Mustk. — Catulle Menpss -ber Richard Wagner. In einem vor trage, den der bekannte französische Schriftsteller MendLs, einer der Pioniere der Zukunftsmusik in Frankreich, dieser Tage in Wien hielt, erzählte er einige interessante Einzelheiten über sein Zusammentressen mit dem Bayreuther Meister. Er hatte ihn schon einmal flüchtig in Pan» getroffen, in der Rue d'Aumale, kurze Zeit vor der Erstaufführung de« „Tann häuser". Damals war Wagner schrecklich aufgeregt und die Zeit, die Bekanntschaft enger zu knüpfen, schlecht geeignet. Einige Jahre später besuchte Catulle Mendts den Meister in Triebschen bei Luzern. Mendt« machte die Reise mit VillierS de l'Jsle-Adam, und beiden schlug das Herz hoch und heftig, als sich der Zug dem Ziele näherte. „Kaum waren wir aus dem Waggon gestiegen so erzählt Mendt«, „als wir eines großen Strobhute» ansichtig wurden. Unter diesem Hute sahen wir ein bleiches Gesicht mit Sugrn, die sehr schnell nach rechts und links blickten, al« suchten sie etwa». Das war Er. Lin- geschüchtert standen wir da und wagten keinen Schritt vor wart». Er war klein, mager, ganz eng eingewickelt in einen braunen Tuchrock, nur der ganze, schmächtige, wenn auch viel leicht kräftige Körper — ein Bündel federnder Nerven — bebte in der Spannung der Erwartung. Aber da« Gesicht bewahrte einen prachtvollen Ausdruck deS Stolzes und der Klarheit. Der Mund mit den sehr schmalen, bleichen, fast unsichtbaren Lippen war zu einem bitteren Lächeln geschürzt, aber die schön« Stirn unter dem nach hinten geschobenen Hute, die schöne, große und klare Stirn zeugte vom unerschütterlichen Frieden rrgtnd eine» unendlichen Gedanken«, und in den Auge», Augen «ine« Kindes oder einer Jungfrau, lebte in naiver Reinheit die ganze Schönheit eine« unberührten und Unberührbaren Traumes Kaum hatte uns Richard Wagner erblickt, al» er vom Kopse bi« zu den Füßen zuckte wie von einem Pizzicato geschüttelt. Er warf seinen Hut in di« Luft mit «in«m laut«». fast närrischen Rufe, sprang uns an den HalS, faßte uns unter di« Arme, und so gepackt, geschoben, getragen, sortgerissen in einem Wirbel von Gesten und Worten, gelangten wir in den Wagen, der uns zum Hause des Meisters führen sollte." Im Hotel, wo MendeS, sein Freund und eine Dame, die mit ihnen reiste, abgestiegen waren, erwies man den schlichten Fremden ungeahnte Ehren. Wirt und Personal erschöpften sich m Bück lingen, und eine ganze Eskorte von Engländern folgte allen Ausfahrten und Ausgängen. Das Mißverständnis wurde erst später aufgeklärt: man hatte Mende» für den König Lud wig von Bayern, Villier» für einen bkgleitenden Höfling und di« Dame für die Patti gehalten. Hugo Faitzt, der bekannte Förderer Hugo Wolffcher Schöpfungen, hat, wie uns aus Stuttgart geschrieben wird, fein lebhafte» Kunstintereffe auf« neu« in hochherziger Weise dadurch bewiesen, daß er den Witwen- und Waisrnkassen der Stuttgarter Kgl. Hoftapelle und Hofbühne den reichen Beitrag von ÜOOO -ck spendet«. * vpernstatifttk. Nach der vom Deutschen Bühnenverein angelegten Statistik über die Zahl der im Jochre 1V02/03 auf geführten Opern und Operetten stand an der Spitze der Opern Bttet« „Carmen" mit 293 Aufführungen. Ihr folgen „Lohe na rin" mit 284, „Tannhäuser" mit 283, „Freischütz" mit 234, „Cavalleria" und „Trou badour mit je 22ö, „Mignon" mit 210, „Der Bajazzo" mit 189, die „Meistersinger" mit 176, „Margarethe" mit 178, „Fidelio" mit 167, „Zar und Zimmermann" mit 168, „Undine" mit 160, „Walküre" mit 148, „Luftige Weiber" mit 141, „Waffenschmied" mit 189, „Zauberflöte" mit 138, „Hänsel undGretel" mit 129, „Aida" mit 123, „Figaro mit 121, „Siegfried" mit 116, „Bar bier von Sevilla" mit lOti, und „Fra Diabolo" mit 109 Aufführungen. Bon alten Operetten haben die höchste AuffüyrungSzahl „Fledermaus" 886, „gi- geunerbaron" IS«, „Geisha" 165 Kunst. " Sine kaiserliche Widmung. Der Kaiser Hal für di« Deutsche Gruppe der internationalen Ausstellung in Wien — April bis Mat 1904 — sein Bild, eigenhändig mit Unter schrift und einem aus die Bedeutung des Kartossrlbaue» bezüglichen Merkwort versehen, gewidmet. Da« Portratt wird die flanstisch- wissenschaftlichr Abteilung der Deutschen Ausstellung ziertn. * Hohe» Protektorat. Se. Majestät der König Georg hat das Protektorat über die vom Sächsischen und Thü ringischen Photograph«,Gunde galant« «rst« Ausstellung des photographischen Kunstgewerbes und der photographischen Industrie übernommen. Die Ausstellung wird vom 1. Oktober bi» 15. November d. I. in den Räumen des Buchgewerbehauses zu Leipzig srattfinden. ** ViickltaS Bild „Bon Piraten in Brand gesetzte Burg" ist für 6b 000 vom Wallras-Richartz-Museum in Köln an gekauft worden. Die Geldsumme ist zum Teil durch hohe Zeich nungen seitens Kölner Bürger aufgebracht worden. — Sin neugefundenes Jugendbildms Goethes. Der letzten Nummer der „Lhronik des Wiener Gocthe-vereinS" liegt die Wiedergabe eine« neugefundenen Bildnisse« de- jungen Goethe bei. Da» Original gehört zu dem kunsthistorischen Fideikommis de» österreichischen Kaiserhauses, ist aber bisher so gut wie un bekannt gewesen. Da» Bild ist eine kolorierte Kreide zeichnung. Der Kopf de» jungen Goethe ist trefflich dar gestellt, zeigt aber nach der Nasenspitze zu eine etwa« ungoetbifche Verlängerung. Die blonden Haare sind im Nacken gebunden und wallen frei auf den roten Rock, dessen Kragen umgclegt ist, hernieder. Ein hervorragender Kenner der Goethe-Bild- niffe, Geheimrat Vr. Karl Ruland, meinte: „ES kann die ver schollene Zeichnung von Schmoll sein, nach der die ersten Goethe- Porträt» radiert worden sind." Diese Ansicht RulandS wird von der „Chronik deS Wiener Goethe-Verein»" geteilt. Danach wäre daS Bild auf der denkwürdigen Rheinrcise entstanden, aus der Goethe von LmS aus in Gesellschaft von Larater, Basedow und Schmoll die Lahn hinabfuhr. /v Sine be«erkn»»werte Versteigerung. Au» Par i» wirdverichtet: Die Säule de» Schlangenkönigs oder vielmehr de» Königs Za ber ersten Dynastie der ägyptischen Pharao» der Thinit-Epoche, die 5000 bis 6000 Jahre vor Chnsti Geburt angesetzt wird, bildete bei der Versteigerung der Sammlung Amelineau den Gegenstand eine» heftigen Wettbewerb» zwilchen dem Vertreter der Berliner Museen und dem de» Pariser Louvre. Diese Säule wird als da» schönste Denkmctt de» ältesten Aegypten bezeichnet und geht auf eine Zeit zurück, in der noch nicht einmal Pyramiden bestanden. Obgleich der Ver treter des Berliner Museum« mit seinen Geboten sehr hoch ging, wurde da» Werk schließlich dem Louvre für 94 OOst Franken zugesprochen. Wllseuschatt. Ueber Geheimrat Robert Kochs Rücktritt sind i» letzter Zeit wiederum Gerüchte aufaetaucht, nach denen er ami«« müde sein und sein Abschiedsgesuch eingercicht Haden soll. Man ist sogar so weit gegangen, ihm schon einen Nachfolger in der Leitung de» Instituts für Infektionskrankheiten zu geben, und zwar in Professor von Behring, wa» dieser jedoch in-
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