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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.01.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-01-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19060102020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1906010202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1906010202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1906
- Monat1906-01
- Tag1906-01-02
- Monat1906-01
- Jahr1906
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riMcr TaMM Nr. 3 1VV. Jahrgang Dienstag 2. Januar 1906. SSSSSSSSSSieWSSSMWS Mit -MWW-S k der Han-texpeditto« vd« tzee« Ausgebs- ilrllen abgrdolt: vierteljädrUL 8.40, bei ^glich zweimaliger Zustellung ins Haue vierteljährlich g.—. Durch unsere au», ivärtigen Ausgabeslellen und durch die Pos» bezogen für Deutschland und Oesterreich vierteljährlich 4.50, für die übrigen Länder laut ZeitungspreiSliste Anzeigen und lrrlrabeilagru nur in der Murgen-Aus,atze Schluß der Annahme nachmittag» 4 Uhr. Redaktion und Expedition: Iohannisgasse 8. Lelephou Nr. Ib3, Nr. 222, Nr. 1173. Berliner Redaktion»»vurean: öerlin LNV 7, Torotheenüraße 83. Tel. I, Nr. V275. Tredvner RedakttonS-vurean: Lr «sden.A., Üöuneritzstr. LS, Tel. I, Nr. 4L8L. Handelszeitung. Ämtsölatt des Mates und des Molizeiarntes der Ltadl Leipzig »i» ka-ioatton« HetlizeUe fett Leivzig und UNtgänng Lt> Hf., für au»würt» tzO Ofg. Aamiitra- Äahnuugl- und GiUle»- Anzeigen 80 Pf. ^inaujieU«Auzeigen,<ittschLst<anz«ige>auul«e Dezt oder au l-esanderer Stelle nach Tarif. Für da» Erscheinen an bestimmten Tagen u. Plätzen wird teiue Garantie übernommen. Aujeigea-Annahmr: Mu,uftu4platz 8, Ecke JohauniSgaff«. Hanpt»Kilt»le Berlin: EarlDnnikr r,Hrrzglävayr^ofbuchh«adlg, Lützowftraß, 10 OZernsprecher Amt VI Nr. 4308). -iltal-Erpeditton: Dre-Len.Marieiiftcut«. Diese Nummer kostet auf .4 /I ttztz L allen Bahnhöfen und bei III rNkR den Zeitung»-Verkäufern Var Äicbttgrle vom Lage. ' Las kaiserliche Hoflager ist am 1. Januar dvn Pottzdani nach Berlin verlegt wurden ' Der wegen Weinfälschuug zu 3000 oerur- lrtUe Reichstagsadgeordnete Sartorius Hut beim Reichsgericht Revision gegen das Urteil an gemeldet. ' Die österreichische Post erhöhte, wie die , Zeit" meldet, ad 1. März 1906 das Briefporto für den Verkehr zwischen O e st e r r e i ch > U n g a r n und Deutschland von 10 auf 12 Heller und gleich zeitige Herabsetzung des lokalen Tariies für Postkarten. * Ter mit Truppen inLioland eingetroffene neue Generalgouverneur trifft sehr energische Maßregeln gegen die Revolutionäre. (S. Auslands * Der A u s st a n L im Uralgebiet hat einen sehr großen Umfang und einen gewalttätigen Charakter angenommen. (S. Letzte Dep.) * Bulgarien und Serbien haben mit einander eine Zollunion abgeschlossen (S. Ausl.) polilircdr Lagesscbali. Leipzig, 2. Januar Zum huudrrtjährigru Köuigreichsjnbiläuui in Württemberg. (Von unserem Stuttgarter W - K o r r e j p o u d.j Da die Erhebung Württembergs zum Königreich mit Dvutschlandö tiefster Erniedrigung und mit der Unter drückung der altwllrttembergischen Verfassung zusammen hangt, so haben König, Regierung und Volksvertretung von einer offiziellen Feier des denkwürdigen Tages «1. Januar 1806/1906) Abstand genommen. Aller laute Fubel unterblieb. Das Jubiläumsjahr soll darum aber keineswegs ignoriert werden. König, Negierung und Volksvertretung gedenken es vielmehr auf besonders würdige Weise auszuzeichnen, und zwar dadurch, daß sie IN diesem Gedenkjahr dem Land und Volk auf gesetzgebe rischem Wege eine Reihe von wichtigen Fortschritten sichern. Obenan steht eine den neuzeitlichen Verhältnissen entsprechende Reform der aus dem Jahre 1819 Nammenden V ecfa s s u n g in der schon mehrfach er wähnten Richtung: Umgestaltung der Zweiten Kammer ^ur reinen Volkskammer und Erweiterung der Standes- berrenkammer zu einem Oberhause, in dem außer dem Adel auch Kirche, Wissenschaft und Kunst, Landwirtschaft, Gewerbe und Handel vertreten sein sollen. Die Krone und ihre Ratgeber, sowie die Mehrheit des Parlaments haben den festen Willen, das schon mehrmals versuchte Werk in diesem Jubiläumsjahr endlich zum Ziele zu führen. Außerdem soll das Jahr 1906 noch bringen eine verbesserte Gemeindeordnung und die Ent scheidungen in den Fragen der Anlage eines neuen H a u p rb a h n h o f e s und der Erbauung eines neuen Hostheaters in Stuttgart In nächster Woche wird der Landtag seine außergewöhnlich wichtige Tagung be ginnen. Mit der Königswürde erhielt Kurfürst FrieSrich 11. i-'-lb auf Betreiben Napoleons I. zugleich eine Gebiets erweiterung von 120 000 Seelen, vorwiegend aus Kosten Oesterreichs, das auch aus die bisher besessenen Anwart» ichafto nnd Lehensrechte auf Württemberg verzichten mußte. Am Neujahrsmorgen 1806 erschien in Stuttgart ein Adjutant Napoleons mit der Nachricht, daß auch Kaiser Franz die neue Würde anerkannt habe. Kanonen donner und Glockengeläute verkündeten die Botschaft so gleich der Landeshauptstadt und ein Herold, von Trom petern begleitet, rief sie in allen Straßen aus. Ein feier licher Gottesdienst folgte, der Hof und das Militär brachten ihre Glückwünsche dar und der neue König er teilte etlichen Deputationen Audienz. Festbeleuchtung der Stadt, Freitheater und Redoute beschlossen den Tag. Am 2. Januar verkündigte dann ein k. Reskript allen Untertanen die durch die Erlangung der Königs würde und der Souveränität herbeigeführte Verände rung der bisher bestandenen Ordnung der Dinge und gab ihnen die Versicherung, daß der König nach seinen huldvollen Gesinnungen diesen Zuwachs an Würde und Macht ganz allein zum wahren Wohl des Einzelnen und des Allgemeinen anwenden, besonders die persönliche Freiheit und das Eigentum eines jeden unter seinen Schutz nehmen, die bisherige Rechtspflege ungestört und fest handhaben werde. Er versprach feierlich, jeden rechts mäßigen Erwerbszweig zu fördern und -aS Beste seines Königreichs unverrückt vor Augen zu behalten. Nach Napoleons Sturz bot König Friedrich seinem Volke eine neue Verfassung an: erst seinem Nachfolger Wilhelm!, gelang es jedoch, den Ausgleich zustande zu bringen. Unter Wilhelm II soll nun das JubiläumSjahr 1906 eine zeitgemäße, berechtigten Volkswünfchen entgegenkom mende Reform der veralteten Derfassungsbe- stimmungen von 1819 bringen. Tas englische Einwauderungvgesetz. Am 1. Januar ist das vom englischen Parlamente ge nehmigte Freniden-Einwanderungsgesetz, dem bekanntlich seit Jahren heftige, in gewissem Sinne jingvlstisch zu nennende Agitation ooranging, in Kraft getreten. Mit dieser neuen, die Abweisung unwillkommener Gäste ermöglichenden Vorschrift beginnt ein frisches Kapitel in der Geschichte des Verkehrs des Jnselreiches mit fremden Völkern. Das Fremden-Einwanderungs- gesetz wurde, wie erinnerlich, eingebracht, um dem unbe schränkten Zustrom gänzlich subsistenzloser, gleich oder bald dem Gemeindesäckel zur Last fallenden Elemente aus fremden Ländern Einhalt zu gebieten und auch um die desolaten Verhältnisse im englischen Arbertsmarkt, vor allen, bi.' Arbeitslosigkeit, zu verminoern. Das Gesetz, den inländischen Arbeiter vor der maßlosen Kon kurrenz durch massenhaft in Len Arbeitsmarkt ein strömende, auf Hungerlöhne angewiesene Einwanderer zu schützen, ging unter konservativer Patronanz durch, trotz der Opposition der Liberalen, die nicht bloß fürchteten, daß in dem Bestreben der Aernhaltung fremdländischer Arbeitskonkurrenz auch wünschenswerte Zuwanderer aus geschaltet würde«, sondern auch, daß durch eine solche Ein schränkung eines der Grundprinzipien englischer Auf fassung unbeschrankter Freizügigkeit und Gastfreundschaft anderen Völkern gegenüber durchbrochen wurde. Eng land, bisher das Asyl aller politisch und konfessionell Be drückten, sollte dieses geschichtlichen Ruhmestitels durch eine Maßregel reaktionären Charakters nicht verlustig gehen. Die in dieser Beziehung sehr feinfühlige Auf fassung wirklichen Freisinnes wendete sich gegen das Gesetz, dessen in mancher Hinsicht wünschenswerte Wirkungen man auch in diesem Lager nicht in Abrede stellte, im ganzen, da es die Gefahr in sich zu bergen schien, in einzelnen Fällen mißbräuchlich angcwendet zu werden, insbesondere in Fällen, in denen politische Flüchtlinge in Betracht kamen. Diesen Besorgnissen wurde, soweit sie nicht von vornherein genügend berück sichtigt waren, denn auch Rechnung getragen. Aus Lon doner Depeschen, die wir im heutigen Morgenblatt ver öffentlichten, geht hervor, daß das Gesetz besonders in bezug auf die pvUtpchen Flüchtlinge aus Rußland, auch wenn sie mittellos sind, durchaus liberal gehandhabt wird. Das Gesetz schließt, kurz in seinen Hauptpunkten zu- sommengefaßt, alle jene von der Einwanderung in Eng land aus, welche im Auslande wegen eines Verbrechens bestraft wurden oder verfolgt werden, aus welches nach den Staatsverträgen in England die Auslieferung steht, ferner Personen, die wahnsinnig, blödsinnig oder mit an steckenden Krankheiten behaftet sind und endlich solche, welche nicht nachweisen können, daß sie gegründete Aus sichten auf einen ausreichenden Erwerb haben, und sich nicht im Besitze von Subsistenzmitteln — 100 Las Familienhaupt und 40 jedes weitere Familienmit glied — befinden. Der Familicn-Einwanderungsinspek- tion werden folgende Häfen unterworfen sein: Cardiff, Dover (der Hauptpassagierhafen vom Kontinent her), Folkestone, Grangemouth, Grimsby, Hüll, Harvich, Leith, Liverpool, London, mit Einschluß von QueenSborougk,, Newhaven, Southampton, und die Tynekäfen, einschließ lich Newcastle und North- und Jüdshtelds In allen anderen Häfen muß der «chiffskapitän mit feilten Passa gieren eine Art sehr genauen Protokolls aufnehmen be züglich ihrer Nationalität, Reiseziel», Tauer des Aufent haltes in England usw. Reisende, welche entweder sich weigern, Angaben zu machen oder falsch aussagen, unter liegen einer Gefängnisstrafe. Zn den Cinwandererhäfen selbst werden die Passagiere des Zwischendecks durch In- spettionsorgane im Sinne der früher erwähnten Ein- wanderungserfordernisse geprüft, doch ist Veranstaltung getroffen worden, daß diese Inspektion so rasch als mög lich vor sich gehe, damit der Weiterverkehr nicht allzu großen Aufschub erleide Alle Reisenden, welche nicht erster Klasse reisen, oder solche zweiter Klasse, die sich nicht eine Zusatzkarte erster Klaffe für die- Schiffsüber fahrt besorgen, werden als Zwischendeckspassagiere aufge faßt, doch ist anzunehmen, daß die ganze Untersuchung mit Milde und zusammenfassender Raschheit vorge- nommen wird, wobei im Auge behalten werden muß, daß sich verschiedene Möglichkeiten selbst für Reisende dritter Klaffe ergeben, sich von der lästigen Inspektion zu be freien. Es bedarf wohl keines besonderen Hinweises, daß alle äußerlich sich gut repräsentierenden Reifenden von den behördlichen Organen, wenn überhaupt, wenig be lästigt werden dürften, wie ja im allgemeinen der amtliche Usus in England ^ei weitem rreie? ist, ul-1 überall sonst in der Welt Sogar Befreiungen von der Untersuchung in Bausch und Bogen sind in der Durchführungsverord nung vorgesehen für Schiffs- nnd Transportgesellschaften, welche gewisse Bürgschaft leisten für die Oualität ihrer Passagiere. Also viel Schwierigkeiten nach Art der amerikanischen Eitiwanderungsbehörden dürften die Ein wanderer besserer Art nicht zu gewärtigen haben. Deutscher «reich. Letpzig, 2. Januar. * Der neue Ches des Generalstade» der Armee, Helmutb Johannes Ludwig von Molike, ist am 28. Mai 1848 zu Gerfrorfj in Mecklenburg geboren Er absolvierte in Rendsburg das Realgymnasium. Am 1. Apml 1869 trat er als Fahnenjunker beim Schlesw.-Holst. Füsilier-Regiment Nr. 86 ein. Am 12. September 1872 wurde er Leutnant, nahm mit Auszeichnung ^Eisernes Kreuz zweiter Klaffe) am Feldzug teil, vom Juli 1872 war er beim Ersten Garveregi- ment zu Fuß, dann 187^-1879 zur Kriegsakademie kom mandiert, 1877 wurde er Oberleutnant und dem Großen Generalstab aggregiert: 1881 Hauptmann, 1882 zweiter Adjutant seines Onkels, des Generalseldmarschalls, 1883 Major und nach dem Tode seines Onkels 1891 diensttuender Flüäeladjutcmt des Heeres. In dieser Stellung rückte er 1893 zum Oberstleutnant aus, wurde 1895 Oberst und Kom mandeur des Kaiser Alexander-Garde-Neaiments Nr. 1. Seine weiteren Beförderungen waren: 1899 Generalmajor und Kommandeur der 1 Garde-Jnsanteriebkigade, Iv22 Generalleutnant und Generaladjutanr, Kommandeur der 1. Gardedivision, seil 18 Februar I9V4 wieder zum General stab der Armee kommandiert und Generalquarnerineister. — Sein Vorgänger im Amt, Graf Schliessen, war 1883 geboren und reit 1854 im Dienst der Armee. Er war 1888 zur Verfügung des Generalsrubes gestellt und wurde am 1. April 1889, als die drei Ouartiermeisterstellen geschahen wurden, an die Spitze einer von diesen gestellt. Am 4. De zember 1888 wurde er Generalleutnant, am 27. Januar !89/. Generaloberst. — Bekanntlich zog sich Graf Schliessen im Sommer eine schwere Verletzung des Unterschenkels durch den Hufschlag eines Pierdes zu. Obgleich die Heilmag eine ziemlich günstige war, blieb der Chef des Generalstabes 'ehr leidend, so daß er sich beim Kaisermanöver durch den der zeitigen Oberquartiermeister Generalleutnant v. Moltke ver treten lassen mußte. — Gras Schliessen beabsichtigt, wie der „L.-A meldet, seinen Wohnsitz ,n Berlin zu nehmen. * Der neue Gouverneur von Deutsch-SLdwestasrika o Lindeouist ist nach allen Berichten begeistert empfangen worden, sein Einzug in Windhuk im sechsspännigen reich geschmückten Wagen war glänzend. Ganz Windhuk war au, dem Bahnhof, als Herr v. Lindequist ankvm. Polizeirat Bösel, welcher jetzt Bezirksamtmann in Windhuk ist, nachdem er früher in Berlin und Rixdorf sich um die Enthüllung an archistischer Umtriebe verdient gemacht, hielt eine sehr warme Ansprache; das tat auch Herr Gustav Voigts namens der Bürgerschaft. Herr v. Lindequist erklärte, daß er bewegten Herzens den Windhuker Boden betreten habe, aber trotz aller Gesährnisie sei die Stadt fortwährend gewachsen. Nun, man muffe jetzt ein neues Gebäude in gemeinsamer Arbeit aufrichten, aber nicht aus Fachwerk solle dasselbe bestehen, sondern es müsse ein massives sein, das aus festes, Fundamenten ruhe. Deutsch - Südwestasrika müsse das Rückgrat und der Hort des Deutschtums in Süd - westafrika werden. Er, der Gouverneur, hoffe, daß in gemeinsamer Arbeit hier ein Vau aufgeführt werden könne, welcher unserem Mutterlande Ehre mache und Südwestasrika als eine der besten und wichtigsten deutschen Kolonien er scheinen lasse. Tie Deutschen könnten kolonisieren, das habe er in Britisch-Südafrika gesehen, mit Bewunderung spreche man hier von den Deutschen. Er sehe nicht «in, warum man hier, in einer deutschen Kolonie, nicht zum mindesten dasselbe sollte erreichen können, warum Deutsch-Süd- westafrika es nicht mit der Zeit den älteren benach barten Kolonialländern gleichtun, wenn nicht so gar sie übertreffen sollte. Der Gouverneur dar dann, stets nationale und partiotische Gesinnung zu pflegen und unverbrüchlich zu Kaiser und Reich zu halten. Der Gouverneur hat sodann einzelne Farmen besichtigt, so Oka Kongo, es ist eine cer schönsten, alles war in Blüte. Jeden falls sind die Ansiedler dem neuen Gouverneur mit aller Hcrzenswärme entgeaengekommen, sein erstes Auftreten Hal die Hoffnung verstärk^, daß dem so schwer geprüften Land jetzt bessere Tage kommen werde«. , * Puttkamer» Ende. Wie mau uns aufs Neu« von koiv- niasir Seite berichtet, wird der zwecks Berichterstattung nach Berlin befohlene Gouverneur von Kamerun JeSko von P.uttkamer auf seinen alten Posten nicht mehr zurück- lehren, auch sonst in Kolonialdiensten keine Verwendung mehr finden. Als sein Nachfolger dürste Geheimer Legationsrat S e l tz, letzt in der Kolonialabteilung, nach Kamerun gehen. Puttkamer wird Ende Januar in Berlin eintresten und sich sofort über seine Reglerung»maßnahmen zu verantworten haben, das gegen ihn eiiMleitende Disziplinarverfahren wird rm Reichstage noch ein Nachspiel haben. Der jetzig« Kolonialleitcr wird im Falle Puttkamer nicht» verschlmern und selbst dann, wenn aus dem Falle Puttkamer ein Kolo nialskandal sich entwickeln sollte, dem Reichstage in allen Punkten Rede und Antwort stehen — Allerdings werden von verschiedenen Testen Versuche gemacht, Puttkamer noch einmal zu retten, bei seinem großen Sündenkonto dürste di« aber vergebliche Liebesmühe sein * Reichspoftftatisiik. Die Gesamtzahl der im Jahre 180t durch die Reichspost beförderten Sendungen betrug 0235 Mil lionen gegen 5904 Millionen Stück im Jahr« 19LP, hat sich also um 331 Millionen oder LF v. H. vermehrt. Darunter befanden sich 4282 (4245) Mill. Briese, Postkarten, Druck sachen usw., 166 i159) Mill. Postanweiiungen, v,W (L.47) Mil lionen Postauftraasbriese, 1344 11259) Mill. Zeitüngsnum- mern, 229 (233) Mill, außergewöhnliche ZeitunaSbeüaoen, 198 (191) Mill. Pakete ohne Wertangabe, 3,62 (3,54! Mill SuSSS Feuilleton. Oatt lieben können cvn eher als ihn erkennen väer tturch äie Sprache nuettrücken. Untt ttoch hülle man lieber niemals tturcch Wissen gefunden, var man luchte, als äurcch I-iede äus besitzen, iva» ohne Olede äocch vergebens gefunden vüre. t'ls» a«>l« lwriniivt«. Henrietta Sontag. Wer Henriette Sontags, der späteren Gräfin Rossi, Uebensgcjchichle erzählen will, flößt zunächst aus einige Schwierigkeiten Nicht, daß sich sieben Städte um die Ehre ülltten, der Künstlerin Wiege in ihren Mauern gehegt zu haben So genau wir aber auch wissen, daß Henriette in der Rbein-Moselstadt Coblcnz geboren wurde, betreffs des Zeitpunktes, da sie das Licht der Welt erblickte, lauten die Angaben recht verschieden Die einen (und das sind wohl die meisten) bezeichnen als Geburtstag den 3. Januar des Wahres 1806 — seitdem würde also jetzt ein Säkulum verstrichen sein. Ändere lassen zwar den 3. Januar als Geburtstag gelten, nennen aber als Geburt»,abr 1824, t803,*> ja sogar 1800. Galanter ist Mendcl-Reißmanns Musikalisches Konversationslexikon, es berichtet. Henriette Zontag sei 1805, aber am 13. Mai, geboren. Man sagt, Saß Künstlerinnen beim Zähle» ihrer Lebensjahre zu Rechen fehlern neigen. Vielleicht hat ein solcher auch die im vor liegenden Falle bestehende Unklarheit verschuldet. Gleick, Wilhelmine Schröder-Devrirnt entstammte Hen riette Sontag einer Schauspielersamilie. Als Kind schon zerriß „Jetierl" die ersten Büdnenschuhe. Ihr Vater soll besonders für komische Charakter« «in trefflicher Darsteller *) Für dieses Jahr hat sich Karl Soniag, Henriettens jüngerer Bruder, ausgesprochen. gewesen sein. Als er (in Mainz) gestorben war, zog die Mutter mit den Kindern nach Prag. Hier fand Henriette im Konservatorium Aufnahme. Ihre gesangliche Bildung förderte am meisten Frau Czeska, im Klavterspiel unter richtete sie der altere Pixis, in Dkusiktheorie Triedensee, der ein recht derber Herr war und Henriette einst bei einer Probe tief gekränkt hat. Als sie ihren Part nur markieren wollte, rief er ihr nämlich aufmunternd zu: „Dumme Gan», jperr's Maul aus, daß mer hört, was an deinem Gesang vran iS!" Nachdem dte junge Novize bei einer Aufführung von Boieldieus „Johann von Paris für die erkrankte Dar stellerin der Prinzessin rejolut einaefprungen war und er- folareich bestanden hatte, fand sie vatv danach Engagement in Wien, dort abwechselnd an der deutschen und an der ita lienischen Oper singend. Eigentliches Aufsehen soll sie in der Donaustadt noch nicht gemacht haben. Immerhin muß sie schon weit mehr als eine ntilitö gewesen sein, da Car, Mama von Weber, der sic von Prag her kannte, ihr die Titelrolle in „Euryanthe" kreiren ließ und da man sie auch bei der Erstaufführung von Beethovens Neunter Symphonie mit dem Sopransolo betraute. Daß die Wiener sie sehr gern hatten, beweist übrigens ein Vorgang bei eben jener ^Euryanthe"-Premiere, die Weber persönlich leitete. Der Vorhang hob sich zur zweiten Hälfte des ersten Akte», Euryanthe trat auf. Mar Maria von Weber hat darüber in der Biographie seines Vaters berichtet: „Henriette Son tag, in der Blüte ihrer Schönheit, im kleidsamsten Kostüme, so daß sie unwiderstehlich an Giulio Romano» Beatrice Cenci erinnerte, wurde aus beispiellose Weise empfangen" — fast fünf Minuten durchdröbnte donnernder Applau» da» Kärntnerthor-Theater. „Ei, et," meinte Weber mit Bezug auf die Beifallspender zu dem neben ihm siebenden Byrowetz, „sie verschießen ihr Pulver." Dreimal wollte die Künstlemn mit der Kavatine „Glöcklein im Tale" ansangen und drei mal mußte sie es ausgeben. „Mit den graziösesten Nei gungen" dankte sie „für üen Sturm zu ihrer Ehre". Von Wien wandte sich Henriette noch Lrivzsg, wo so wohl ihr« Euryanthe wie ihre Agathe sehr gnielen. Eine Kr,tik der „Allg. Lripz. mus. Zeit/' vermißt allerdings noch „innere Darme", spricht auch von „Detonieren". Schon damals scheint dir Leipziger Oper da» Mißgeschick gehabt z» haben, daß ihr di« begabtesten Mitglieder durch Anträge anderer Bühne« weggelockt wurden Aut Berlin kn« der n Uly verliebt, ihr einen HeiratSanlrag machte, gluckt« es ihm weniger, da^bekam er, wie so viele andere auch, «in zarte» von leri. geisterung, wurde vom „ __ engagierte war Gegenstand allgemeiner Bet Auftreten in jeder neuen Parti« bedeutete ein Ereiant», zu dem man sich drängen und beizeiten mit Duett» versehen mußte. "" " " dichte. Der " Lebhaftigkeit de» damalige geeignetsten Platz für ihre BegeisterungsfShigkett ansahen. Ohne Zweifel auch wai Henriette Sontag zur Zeit ihrer Berliner Triumph« bereit» eia« vorzügliche Sangemn. Leicht stieg ibr Sopran in süßen Tönen für Hob«, war ehr bieg sam, für alle Rouladen und Fipritnren besten» geeign«», von bestrickendem Kauber war ihre rosero voos-Kunft. Sehr wird auch die Gründlichkeit ihrer musikalischen Bi düng, di« ihr sogar da» Komponieren möglich macht«, gerühmt, und viel Schone» wird von ihrer äußeren Erscheinung wie von ihrem Charakter gesaat. „Sie war da» böseste, Iieben»würdiastr, einfachste deutsche Mädchen, von Mittlerer Größe und zier lichstem Wuchs«, mit einem runden. lachenden Gesichtchen, blauen, sanften, lebhaften Augen, blondem Haar »nd ge winnendstem Wesen, st«t» heiter, voll Laune und Mutwillen, aber von den Grazien umweht in jeder Bewegung: dav«, mit dem besten Herzen begabt, stet» zu Heiken bereit, immer wvhltät'.g, freundlich, zuvorkommend und liebreich" Kein Intendant der königlichen Theater, Graf Brühl, herüber, hörte Henriette und wollte sie engagieren. Doch nicht ihm, sondern dem Beauftragten des kaum erst eröffneten König städter Theaters gelang es, das immer mehr Aufsehen machende Gesangstalent (nebst Mutter und jüngerer Schwester Nina) zu gewinnen. Der geschickte Unterhändler war — Karl von Holtet. Später, als er, in Henriette sterb lich verliebt, ihr einen HeiratSanlrag machte, glückt« es ihm weniger, da bekam er, wie so viele andere auch, ein zarte» Körblein. In seinen „Vierzig Jahren" hat der Dichter da- sehr büosck erzählt. Schnell stieg nun der jungen Kunst- t RuhmeSstern zum Zenilh. Berlin geriet in Helle Be- l „Dontagsieber" drallen. Die Neu- Bewunderung, ihr ... E» regnete Blumen, Kränze, Ge- Enthufiasmus nahm «ine fast südliche _ an, die mit dem sonstigen Charakter de» damaligen Spreeathens, mit seiner teil» rationalistischen, teil reaktionären Atmosphäre, schwer in Einklang zu bringen war. Und doch mochten gerade die Unerfreulichkeiten des politischen Leben», die Enttäuschungen, die auf die Jahre der Freiheitskriege gefolgt waren, dazu beitragen, daß die phan tasiebegabteren Köpfe sich künstlerischen Interessen um so eifriger zuwaadten und insonderheit das Theater al» den lianetsten Platz für ihre Begetsterungsfähigkeit ansahen. Ohne Zweifel auch war Henriette Sontag zur Zeit ihrer »rzügl'cbe Sängerin. Leicht für Hob«, war sehr bteg- «sten» gee gnet, von w»LLo vovs-Kunft Sehr musikalischen Bildung, die b macht«, gerühmt, und viel Wunder, Laß solche junge Künstlerin die Herzen von Hoch und Niedrig im Sturm eroberte, zumal sie, wenn man ihr im Leben näher trat, genau so reizvoll blieb wie aut der Bühne. Daß Henriette sich mit dem glücklichen Tak:e ange borener Sicherheit auch auf dem ipiegelglatrey Parier: aristokratischer SalonS zu betragen wußte, bat natürlich ihre gesellschaftliche Position und damit auch ihr« Erfolge seh, gestärkt Freilich, wo Begeisterung und Verehrung «in« ge wisse Höhe überschreiten, werden dadurch leicht dr» Gegen kräfte der Satire und Parodie ausgelöst. So auch hier Zu dem BewunderungSbymnu», der Henriette Sontag um brauste. trat plömich ein herber Kontrapunkt »ine miß- tönige Stimme. Frelniund Zuschauer nannte sich her Per- w^ene, der 1826 ein Büchlein .Henriette oder die schon- Sängerin, eine Geschichte auö unseren Tagen" erscheinen ließ. Ob de» darin enthaltenen Spottes waren der Künst lerin Verehrer und Verehrerinnen (denn sie hat keinriwcge nur von den ersteren genabt) höchlich eimüstet. „Destraski sei der Bösewicht" erscholl e» von allen Seiten, der Jude'.- aeiang wurde für eimae Zeit zum Rachechor. Henrietta selbst Yatte nur einige Nadelstiche abbekommen, übler war etnigen Typen der Berliner Gesellschaft mitgespirlt worden. Und wohl hauptsächlich deswegen faßte man ven Uebeltäter, der in Winliwkeit Friedrich Ludwig NEtab hieß und Kri tiker der Lossischen Zeitung" war, b«im Kri^ra, Auch gegen Maestro Tpontini, der zwei Jahrzehnte Mrjukgebielender von Berlin war, Hal Nellstab «ine aar zu aggressive Brv'chüre gerichtet. Sur beide Veröffentlichungen mutzte er mn Festungshaft büßen In demselben Jahre wagte Henriette riu Gastspiel in Par,S. Schon un Lause des ersten Abend» siegte sie bei dem anfänglich kühlen Publiftrm Sie gab die Rosin« im „Varbier von Sevilla", und namentlich dte i« zweiten Bst« al» Einlage gesungenen Bariatsonen von Rode erregten all- seitige» Eatzücken. Biele waren nun grneiat, „m vmit» eU«manäe" über dir Catalan, zu stellen. Erfvla reiht« sich an Erfolg Ja, man erzählt von einem Opernbesachtt. der. eine wunvetliche Art von Chauvinist, eine» Abend», al» ge rade der BeifallSMrm sich sachte zu legen begann, heftig durchSLHeatrr rief: „Nicht de» Rheine» wegen - um H°n- riette Zontag zu erobern muß man dem Konsig von Preußen den Krieg mttläreir!" Rach den Anstrengung«!-. di''er ^r st»
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