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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.12.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190612169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19061216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19061216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1906
- Monat1906-12
- Tag1906-12-16
- Monat1906-12
- Jahr1906
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-tnzeiqen.Preis Moraen-Arrsaabe 8 BkznaS-Prci- MiDiger TUtblalt Nr. 574 Sonntag 16. Dezember 1006. der des er- v/rc/ ^x/)ec//t/'o/r c/eL 7s§eL/stteL. 10V. Zahr^ancs * In der montenegrinischen Skupschtina ist ein Antrag auf Verlegung der Hauptstadt von Cetiuje nach Danilowgrav gestellt. (S. ÄuSl.) * In Riga ist die Polizei einer Verschwörung ^egen taS Leben des GeneralgouveraeurS v. Möller-Salo- monSli aus die Spur gekommen. * Die sranwsiscbe Kirchen-Vorlage sichert das Eigentum an den GotteSbäusern dem Staate, ihren Besitz der Ausübung des Kultus. (S. Ausl.) Haupt-Ftliale Berlin: TartD »ucker Herzg I.Bayr.Hofb uchhaudlg„ Lüdownraße lO <Te'»phou Vl, Nr. 4603). KM«l-Er»eVttion:DreSöen.Marienstr.3L * DaS Ministerium bat die Einverleibung Vororte Möckern, Stötteritz, Stünz, Probstheida, Dösen und Dölitz ab gelehnt. (S. Lpzg. Ang.) »e-attton uuo »r»eo»tt»nr Jobaooi«gasir 8. Televdou Nr. lüL «r. 22L Nr. 1173. Berliner Nedatttons-Burrau'. Balin biVV. 7, Prinz LouiS Ferdiuaud- Stra»e 1. Televdou 1. Sir. 0278. Var Aicbtigrte vom rage. * Die W äh l er l i st e n für die auf den 25. Januar 1907 amtlich leügesetzien Neuwadlen znm Reichstag müssen spätestens vom 28. Dezember an au«gelegt werden. Als Stichwahltag ist der 5. Februar in Aus sicht genommen. * Für den Transport von frischem Fleisch gelten vom 15. Dezember ab wie auf den preußisch-h-isischen, so auch auf den sächsischen unv bayerischen SiaaiSbabnen die Bestimmungen und Frachttätze des SpezraltarifeS für bestimmte Eilgüter. (S. DlschS. R.) * Der preußische Minister für Handel und Gewerbe bat die sänuOchen RegierungS- unv Gewerbeschul räte auf den 18. und l9. De,ember zu einer Konferenz nach B.rlin berufen, bei der Fragen aus dem Gebiete gewerblichen und kaufmännischen Schulwesens örtert werden sollen. Handelszeitung. Amtsblatt des Nates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig * Mohamed et TorreS hat eine Note an die europäische« Vertreter gerichtet, welche Kompetenzen Rarst» US abzugreuzeu versucht. Vie gk»r§r nationale «nü Ilbekales Partei jetrt oller nie. Was wir gestern nur unter kurzer Begründung als werbenden Gedanken in das deutsche Bürgertum getragen haben, das soll hier als Notwendigkeit erwiesen werden. Nur keine Täuschung: dieser Wohlkamps wird der schwerste werden, der das Deutsche Reich je aufgewühlt hat. Die Stunde hat geschlagen, in der es sich entscheiden muß, ob das Deutschland der Zukunft ein Land der Mucker oder der freien Geister sein wird. Ob wir vorwärts oder rück- wärts schreiten werden. Das Schicksal Spaniens dräut. Nun heißt es fechten. Das wissen die llltramontanen so gut wie wir. Und deshalb wird das Zentrum mit einer Energie und Zähigkeit kämpfen, wie man um seine Existenz kämpft. Gewaltige Machtmittel stehen ihm zu Gebote, Mittel, die chm der Staat selbst hat festigen und mehren Helsen. Der Staat hat die Kirche mit Autorität auch in weltlichen Dingen ausgestattet, sie als Behörde legalisiert, hat ihr Macht ge geben zum Lobe» und zum Aechten. DaS wird sich jetzt wider deu Staat kehren. Der Staat hat eS geduldet, gefördert, daß die Kirche ganze, große Gebiete in ihren politische» Besitz genommen hat. Er hat ihr die Jugend ausgeliesert und hat in seinen eigenen Schulen nichts getan, gar nichts, um das Volk über das Wesen d«S Staates, über seine Fundamente aufzuklären. Er hat seine Ziele mit untauglichen Mitteln zu erreichen versucht. Er hat mit der Kirche Waffen, mit dem bloßen Gefühl wirken wollen. Aber Patriotismus läßt sich nicht fertig präpariert einflößen. Und auswendig ge lernte Gedurtstagsdaten verbürgen noch lange keine Vater landsliebe. Tas alle- wird den Kampf erschweren. AuS seine» festen Sitzen wird das Zentrum in den kurzen Wochen nicht zu vertreiben sein. ES muß in den Grenz gebieten geschlagen werden, wo die Geister sich voneinander scheiden, wo das einige Zentrum bisher die uneinigen Gegner besiegt hat.- Noch ein Geständnis: Ter äußere Anlaß der Parla. mentSlrise ist Nicht günstig. Wir wisicu, cS geht gar nicht um die paar Millirncn NackrragSetat. Er. geh. nicht -'>s>- mal mehr um die Kolonien, sondern um dir Herrschaft im Deutschen Reiche. Aber die Gegner werden sich an den An laß und nicht an den eigentlichen tieferen Grund halten, und werden das Volk zu verwirren suchen, damit es nicht deutlich sehe, was aus dem Spiele steht. Fürst Bülow hat unmittel bar vor der Auflösung des Parlaments eine rein nationale Parole ausgcgeben: Um unsere Wassenchre, unser Ansehen in der Welt, unsere Kolonien! Auch darum gehl es. Aber nicht allein darum. Es geht auch um die Kultur des deutschen Volkes, um seine Seele. Die Regierung würde ihre stärksten Trümpfe nicht ausspielen, wenn sie den Kamps nicht auch unter diesem Gesichtspunkte aussaßte. Weshalb ist Dernburg heute einer der populärsten Männer Deutsch lands? Weil er zum ersten Male seit Jahrzehnten dem Zen» trum die Zähne gezeigt hat. Nicht dem kolonialseindlichen Zentrum, sondern dem kulturfeindlichen Zentrum. Wenn die Negierung also den Sieg über diese Macht will, so muß sie auch die Mittel wollen. So muß sie sich lossagen von ihrer Kirchenpolitik, von ihrem bisherigen Kultussystem, von ihrem preußischen Kultusminister. So muß sie ihren neuen Bannerträgern den kleinlichen Polizeigeist, den Nichtsnutz von Bureaukratismus opfern. So muß sie mit ihrer Vergangenheit brechen, auf daß das Wort vom Racker Staat verschwinde. Sie muß auch den Mut der Jnkonse- auenz haben, den sie ja schon beim Bruch mit dem Zentrum gehabt hat, und muß dem Lande erträgliche Nahrungsmittel preise verschaffen. Und das alles muß schnell und energisch geschehen. Keine Versprechungen — Taten. Die Zeit ist zu ernst, als daß man mit Worten Berge zu versetzen suchen sollte. Wer mit dem Liberalismus siegen will, der darf nicht selbst illiberal sein. Wir wollen keine liberale Parteiregie rung, wollen sie nicht geschenkt. Um der Negierung willen, um des Liberalismus willen nicht, der nur korrumpiert werden würde. Aber Männer ohne Vorurteil sollen in der Negierung sitzen, die nicht vor einem liberalen Gedanken er schrecken. Vor allem aber Männer, die auf eigenen Füßen stehen, die keine Nebenregierung dulden, keine klerikale, kein« konservative, keine liberale und keine höfische. Das ist die Vorbedingung. Aber auch das genügt noch nicht. Die Regierung allein kann gar nichts machen. Die schwerste Ausgabe haben die bis herigen Minoritätsparteien. Und von ihnen wieder die schwerste die Liberalen. Für sie ist eS Ehrenpflicht, den letzten Atemzug an das Zerschmettern des ZeatrumSblockS zu setzen. Denn sie haben lange genug ob der Zentrums liebelei der Regierung gezetert. Nun mögen sie zeigen, ob sie der Regierung «in national zuverlässiges Parlament schaffen können auch ohne daS Zentrum. Der Anfang ist gemacht. Der linke liberale Flügel ist eingeschwenkt wie eine Elitetruppe. Kein Mann hat versagt. Die nationale Platt form ist also da. Die liberale hat immer bestanden. WaS trennt denn nun noch? Die paar wirtschaftlichen Fragen, die in langer Zeit keine Nolle spielen? Nuancen in der Sozialpolitik? Solche Gegensätze hat es in der national liberale» Partei immer gegeben. Und cs ist keiu Geheimnis, daß manch« Gruppen der Nationalliberale« in manchen Fragen den Freisinnigen näher stehen als dem Gro» der eigenen Partei. Und sie haben doch immer tapfer und fest an der Stange gehalten, nicht zum wenigsten in der Er kenntnis, daß weitere Zersplitterung Selbstmord wäre, »nd i» der heimliche, Hoffnung auf die große liberale Partei, di« doch eiaeg Tage» komme» «ß. Der Lag ist da. Jetzt bie poliiiLcken macsien es für jecken national Eesinnten not- vencsig, eine Geltung ru abonnieren, csie in entschiede,, lideisler U/eise Stellung nimmt ru cken si-ragen unserer oeutscsien, sächsischen Politik. Im lckindiiclc aus csie bevorstehencken neuen keiekLlagLwaklen unck cken rcnsnen U/asillcsmps virck garv beson ders em 8>stt vitttcommen sein, ass eine eigene Neinung verlntt, über csie V/akstbevegung lischest bencmet unck eingesiencke, sachliche Zckitckerungen ormgt, vie ckies einer gross zügigen, mockernen Iagesreitung rulcommt. Vas l-eipHger- lagebkA ist nicht nur in politischer f-sinsickt, son dern such in Lerug auf cken allgemeinen, belehrencken unck unterkaltencken Teil bestrebt vom Eulen ckas 8este ru bieten, unck seinen Lbsralcter als ^amilienblatt für csie bürgerlichen Kreise immer mehr ru pflegen, so cksö es von keiner snckeren, tonangeben- cken Leitung übertroffen vercken kann. Der 8erugspreis, frei ins l-tsus gebracht, beträgt: monatlich 80 k'fg. für Ausgabe ff (l msl Uigiick) MOnailick 1 für Ausgabe 8 (2 msl ILgiieh). Mr lacken kost, rum 8eruge ein. 8e- stellungen nehmen unsere Trägerinnen, alle Mastanstalten unck 8riefträger entgegen. ^eo d/nrutreteove Abonnenten erbaten cksr 7sseü/stt so/ U^unLcd dir rum k. Januar tfoÄen/c>L Für da« Lr'chriaen an deutmmtea Tagen u. Plätzen wird krtae Garantie übernommen. di« <tgespaltene PetUzeUr ,ür Geschäft». Inserate an« Leipzig und Umgebung 25 Pf„ Familie»» Wohnung»-». Stelleo-Anzeigru, sowie La- und Verkante 20 Ps„ ftuanzlelle Lnzeigea 30 Pf., für Inserate von au-wSrl- 30 Pf. Reklamen 7b Ps„ an-wäriS l Mark. Beilage- gebügr 4 Mark p. Tausend erkt. Pvstgedüdr. Srfchästsauzeigeo an bevorzugter Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Taris. meine Aufmerksamkeit bald auf diesen, bald auf jenen unserer Diener, aber bei den Veruehmungen stellte es sich ledesmal heraus, daß seine Verdächtigungen Unbegründei waren. Wir hatten im August ein Wohnhaus gebaut mir drei Zimmern: rechts mein Schlafzimmer, in der Mitte die Messe und links mein Bureau. In einer Nacht erwachte ich und hörte, wie die ver- schlosscne Tür zur Messe gewaltsam geöffnet wurde. Ich ries, wer da sei, stand auf und sand, daß die Tür zwar er brochen, aber niemand zugegen war. Da das Einbrechen in mein Wohnhaus bei den damaligen Verhältnisse» eine Ge fahr bedeutete, ließ ich die Station alarmieren, um sofort testzustellen, wer der Einbrecher gewesen sei. Ich verkündete, daß er, wenn er sich freiwillig meldete, eine milde Strafe erleiden werde, daß ich ibn aber, falls er sich nicht melde, hängen laste» würde. Niemand meldete sich. An ernem der nächsten Tage blickte ich zufällig aus meinem Bureausenster über den Hosplatz vor dem Hause. Da sah ich meinen Diener Mabruk, eine Zigarette rauchend, Vorbeigehen. Ich rief ihn an. Im Nu war die Zigarette heruutergefalle» und von seinem rechten Fuß zwischen die große und die zweite Zehe genommen. Ich lreß durch eine» anderen Diener die Ziga rette au» seinen Zehen entfernen und stellte fest, daß eS eine der un» gestohlenen war. In diesem Augenblick war ich überzeugt, in ihm de» Dieb und den Einbrecher in unseren Meßraum sestgestellt zu habe». Ich ließ ihn also verhaften »ud in Untersuchung nebnren. Am 1. Oktober trafen wir wieder iu Mareale ein. Hier erhielteu wir die Mitteilung, daß die Expedition ZelewSki i» Uhehe uiedergemacht worden ^ei, »ud daß wir auf der Hut sei» müßten. Ich behielt 85 Man« zurück, die dem Le»tnaut Bronsart von Schellendorf unterstanden. Ende Oktober meldeten sich bei mir plötzlich die Weiber und teilten mir mit, sie wollten jetzt gestehen, daß Mabruk der Einbrecher gewesen sei. Bei dieser Meldung sah ich mit dem Freiherrn v o n P echman » auf der Veranda unseres Hauses, ließ sofort Mabruk, der noch in Haft saß, kommen und ihn mit den Weiber» konfrontieren. Er gestand sofort seine Schuld. Im Interesse de» deutschen Prestige und unserer gefährdeten Stellung am Kilimandscharo waren wir einstimmig der Ansicht, daß die von mir angedrohte Todesstrafe zu vollziehen sei. Am Morgen nach der Hin richtung trat Herr von Bronsart in» Frühstückszimmer und sagte mir: -Es war sehr richtig, wie Sie ver fahren s»nd, Herr ReichSkommifsar." Nach der Abreise BronsartS fand dann die Desertion der Weiber auS der Station statt. Als man sie mir gemeldet hatte, schickte ich zu Mareale mit der Anfrage, ob er wisse, wohin die Weiber gegangen seien. Er ließ mir antworten, er Wiste e» nicht, aber der Vater der Jagodja wohne beim Sultan Malamia. Am nächsten Morgen schickte ich zu der Residenz MalamiaS, mit dem Ersuchen, mir diesen Vat»» der Jagodja zu übersenden. Malamia antwortete iu frecher Weise, daß er dies nicht tun werde. Die Deutschen seien ja überhaupt Weiber. Selbst die Wahehe hätten sie geschlagen. Er riß dann die deutsche Flagge herunter, spie auf sie und begann in demonstrativer Weise den Kriegstanz tanzen zu lasten. Nach afrikanischen An- fchauungen war sein Verhalten eine Kriegserklärung frechster Art. Als wir beim Abendesten saßen, hatte er die weitere Dreistigkeit, eine Gesandtschaft zu mir zu schicken und mir sagen zu lasten, eS sei keine Kunst, von unserer Station aus Granaten zu werfen. Wenn wir Mut hätten, sollten wir ihn in seiner eigenen Residenz angreifen. Infolgedessen ließ ich seine Residenz angreisen und ver brennen. Die Anklage hat mir später diesen Vorgang als unberechtigte Kriegsfübrung vorgeworfen, und Herr Ge heimer Legatwnsrat Hellwig konnte sich nicht genug tun vor Entrüstung, als er in seiner Anklagerede daran auch nur dachte. Wenn ich aber eine derartige Provokation nicht sofort gerächt hätte, so wäre am Kili mandscharo eine Rebellion ausgebrochen, mit der verglichen der spätere Auf st and bloß ein Kinderspiel war. Am Morgen um 7 Uhr stand Malamias Residenz in Flammen, aber wir wußten noch nicht, wo die desertierten Weiber sich befanden. Gegen Mittag kamen sie auf die Station zurück. Da ihr Vorgehen uns einen Kriegsfall auf den Hals gehetzt hatte, ließ ich sie nach dem mir zustebendcn Disziplinarrewt »uspeitschen. Dann wurde ein Verfahren gegen die Jagodja eingeleitet, weil mir die Leute sagten, daß sie mit dem verjagten Häuptling in Ver bindung getreten sei, um unsere Station in der Nacht seinen Leuten auszuliefern. Deshalb verschanzte ich mich dort oben. Außer dem Stachel draht und den spanischen Gräben legte ich jetzt im November kugelsichere Schanzen an, in denen ich gewisse Wege für unsere eignen Leute offen ließ und durch Wegzeichen mar kierte. Wenn eine Angehörige der Station das Geheimnis preisgab, war unser Leben direkt gefährdet. Dies war der Fall, bei dem versuchten Verrat der Jagodja, die ich zu sechs Mvnaten Kettenbaft verurteilte. In dieser Situation hatte ich naturgemäß meine Aufmerksamkeit den Gefangenen zu schenken. Es wurde ihnen zweimal wöchentlich verkündet, daß jeder Versuch, auszubrechen, mit dem Tode bestraft werde. Anfangs Februar erhielt ich die Mitteilung, daß ich mich sofort an die Küste zu begeben habe. Zwei oder drei Abende vor meinem Abmarsch dabin wurde mir gemeldet, daß die Kettengefangene Jagodja entwichen sei. Ich erinnere mich, daß ich den bei mir sitzenden Herren sagte, ich hoffte, daß wir die Schwarze nicht wiederbekämen. Zu meinem eigenen tiefen Bedauern schickte Mareale die Entflohene zu uns zuruck. Meine Kameraden waren der Meinung, daß das allgemein angedrohte Todes urteil unter allen Umständen verhängt werden müsse. Ich persönlich sprach au-, daß wir in diesem Falle vielleicht davon obsehen könnten, wurde aber durch meine Beisitzer überstimmt. Die Hinrich tung der Jagodja war unS allenein im doch st en Grade peinlicher und schmerzlicher Akt. Diese Darstellung beseitigt zunächst endgültig die Legende, daß ich einen Diener und eine Konkubine am Kilimandscharo Hobe aufhängen lasten, weil sie miteinander verkehrt hätten. Die Hinrichtungen hatten nicht den gering st en Zu sammenhang und waren durch eine» Zeitraum von mindestens drei Monaten getrennt. Mabruk ist niemals im verdachte gewesen, die Jagodja auch nur berührt zu haben. — Soweit Herr Dr. Peter». Wir werden, wie eingangs be- merkt, eine» zweite» Artikel über diese Verteidigungsschrift i. Wir enthalten un» deshalb jedes Kommentar» AuSstihrusge» de» ehemalige» ReichslouuListar^ müssen die Liberalen. Wie die Negierung nach der Ab- Ahnung ihrer Vorlage gar nicht mehr anders konnte, als d-n Kamps mit dem Zentrum aufzunehmen, so schwer es ihr auch geworden sein mag — so müssen auch die Liberalen sich jetzt zusammenschließen, ob sie wollen oder nicht. Ganze Arbeit von vornherein wäre das Beste. Denn später kommen wieder die Sondermeier zur Geltung. Jetzt muß es ge macht werden. 'In der Erkenntnis der gemeinsamen Ge fahr. Wer jetzt gegen die Einigung der Liberalen ist. der ist ein Tor, der die Lage nicht ersaßt, oder ein Egoist. Nur der geeinte Liberalismus wird in diesem Kampfe siegen. Und nur in dieser Zeit der Not und deS Kampfes kann er geeint werden, wie daS Deutsch« Reich nur in einem blutige» Kriege zusammengeschmiedet werden konnte. Gibt e- Quer köpfe unter den Führern, so muß die Wählerschaft sie zwinge» oder beiseite schieben. Parteithröncheu dürft» der große» Sache nicht im Wege stehe». Kleinmut ist nicht am Platze Im Kampfe haben alle Bedenken zu schweigen, und hier können wahrlich Schwarzseher nicht geduldet werben. Ist denn nicht Wunderbare» genug geschehe» in diesen wenige» Tagen? Haben wir nicht gesehen, wie ein Man», ei» einzelner, in unglaublicher Kühnheit, mit fast rühreuber Zuversicht aus sein« gut« Sache den Kampf gegen de» schwarzen Goliath aufgenommen hat, wie er die Regierung, da» große deutsche Volk, gezwungen hat, sich für oder gegen den nationalen Gedanken zu entscheiden? Und da sollte bte Einigung der zur Kampfgemeinschaft so wie so gezwungene» Liberalen unmöglich sein? Wir antworten darauf: Der Liberalismus wird sich einigen, weil er muß. Die große liberale Partei ist nicht die Summe der eiu- zelnen liberalen Gruppen. Sie ist mehr. Da» Volk hat noch immer den Heißhunger nach echtem Liberalismus. Aber den kleinlichen Bruderzwist der Liberalen hat e» gründlich satt. Die große liberale Partei, die alle» umfaßt, was gut deutsch und freiheitlich gesinnt ist, alle- wa» im Mensche» den Menschen ehrt, was den Kops selbst hoch trägt im Be wußtsein seiner Menschenwürde, und wa» im Reich mehr al» ein Staatengefüge, wa» in ihm die notwendige Klam- > mer ök^tichen V /.kstum» sieht — diese Partei wird auf di« f Massen wirken wie ein gewaltiger Magnet. Jede einzelue der liberalen Gruppen hat ihre Sünde», ihre dunkle» Stellen, der Liberalismus als Idee nicht. Und die neue Gesamtpartei bat sie auch nicht. Ihr muß es gelingen, au» der ungeheuren Menge der Indifferenten ganze Scharen an die Urne zu bringen. Ihr werden unzählige Mitläufer der Sozialdemokratie zuströmen, die heute aus Aerger am libe ralen Porteigezänk, aus törichter SimplizissimuSstimmung der reichsfeindlichen Sozialdemokratie Hunderttausende von Wählern stellen. Wir alle wissen, wie der letzte Wahl kampf in unserer guten Stadt Leipzig verloren gegangen ist. Sollen wir abermals Herrn Julius Motteler in daS deutsche Parlament schicken? Muß unser Leipzig absolut durch diese geistige Null im Reichstag „vertreten" sein, bloß weil Herr Hinz und Herr Kunz sich nicht darüber einigen könn n, wo der allein echte Liberalismus ansängt, und wo er aushört? Und wie in Leipzig ist es in Döbeln, ist es in, ach, so vielen Wahlkreisen. Der geeinte Liberalismus braucht die Sozialdemokratie nicht zu fürchten. Und erst recht nicht, wenn die Negierung den gerechten Forderungen deS Volkes entspricht. Tann wird sich Herausstellen, daß daS deutsche Volk sich wohl verirren konnte, da ihm niemand den rechten Weg zeigte, daß es ober im Grunde seiner Seele sein Vater land lieb hat und daß ihm die ausgeklügelte», vernunft widrigen und reichsfeiudlichen Theorien nicht in- Herz ge gangen sind: Es gilt eine Tat: Liberale aller Parteieu verei»igt Euch! Än»tigen-rlanadme: Auguftnspla» v, bet lämllichra Filialen ». alleu Annonrea- Expeditione» de« I». und AuSlanve« ver fall Peters. Im Verlage von C. A. Schwetschke L Sohn in Berlin wird in wenigen Tagen eine Broschüre erscheine», in der der Abgeordnete von Kardorff durch eine Zu sammenstellung des vorliegenden Materials den Nachweis zu führen sucht, daß Dr. Peters zu Unrecht im Wege des Disziplinarverfahrens bestraft und ein Jahrzehnt hindurch von Bebel und Genossen als grausamer Henker ohne Grund geschmäht worden ist. Von einer Herrn Dr. Peters nahestehenden Seite wird uns die Möglichkeit gegeben, schon heule einen Teil der Darstellung zu veröffentlichen, die Dr. Peters Hern von Kardorff geschickt hat. Wir wählen für heute den Teil auS, der sich auf die Hinrichtung deS Dieners Madr»k und der Schwarzen Ja go d i a bezieht. Peter» sagt darüber folgendes: Ich wurde 1891 nach Ostafrika entsandt und erhielt deu Auftrag, das Kllimandscharogebiet für die Einfügung unter die deuliche Verwaltung vorzuberciten. Im Osten deS Kili mandscharo hatte der Häuptling Mareale die deutsch« Flagge angenommen, und im Norden war die Landschaft Usiri unter deutschem Schutze. Grenznachbar Mareale» war der Häuptling Malamia. DaS erste, was ich tat, war, eine zweite Militärstation im Osten des Berges, im Lande von Mareale, onzulegen. Ich hatte damals als meinen Diener einen Manyema, namens Mabruk, der 25 bi» 27 Jahre alt sein mochte. Der Mandara vouMoschi batte mir eine seiner Sklavinnen und eine andere dem Freiherr« von Pechmann als da» dort übliche Ehrengeschenk übergeben. ES war ferner ein Weib von Mareale, namens ÄaAvbja. auf unsere Station ent- laufen, welche ich sofort Mareale wieder auSlieferte, der sie aber -urücklandte^ mit dem Bemerken, sie hab« eine» schlechten Lharakter, wir konnte» sie behalteu. Al» ich vo» dem ersten Zuge »ach der Stativ» zurückkam, l «erkt, eiueu stellten wir wiederholt Diebstähle fest. Ich konnte deS I folgen lassen Diebe» sicht habhaft »erd«». Wei» Die»er Mabämk lenkte I z» de» Lu» für Leipzig »so Voiolte: I» Mr Haupt- Expedition ober derrn Aosgabrnellru ad- attzoU «onatttch: L»»gad» -1 (1 mal täglich) 70 Pf, Ausgabe ö !L mal täglich) 80 PO bei Zustellung in» Hau« Ausgabe X 80 Pf., Ausgabe v l Mark. Durch uni,re au», wattigen Ausgabestelle» »ud durch ki, Post bezogen ll mal täglich) für Deuiichland und Lcsterreich monatlich 1 Maik, für di» übrige» Länder lau« Zeitu«g»preisl'sl,. ries« Nummer tourt an» 4 ib ßttz alle» Bahudofe» »»b bei III den Zeitung«.Pertäuinm > * Nach Annahme de» bosnischen Okkupations kredites ist die öterreichisch: Delegation über Neujahr vertagt. (S. AuSl.) * Jniolae heftiger Schneeverwehungen find, wie autz München telegraphiert wird, im Bahnverkehr große» Störungen eingetreten. Fall» do» Schneetreiben LLhält, muß I der ALterverkehr eingestellt werde». I
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