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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.04.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-04-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040414022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904041402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904041402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-04
- Tag1904-04-14
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Abend-Ausgabe Bezugs-Preis land u. Ortzrrrrich vierteljährlich ^l 4.50 dl« übttg«LLuder laut Zettnngspreisl 98. Jahrgang. Nr. 189 Donnerstag den 14. April 1904. Das beim Der- führte. Die Truppe ist für zwei Monate mit Lebens versehen, die auf Ochsenwagen mitgeführt werden Mn jedes dieser schwerfälligen Fahrzeuge ist mit Ochsen bespannt, die nur langsam sich vorwärts können und von Treibern geführt werden, welche vrr MÄligrte vom (agr. * Die Erste Kammer des sächsischen Landtages bewilligtes 600 000 zur Erbauung des Betriebs- Elektrizitätswerkes für die Leipziger Bahn- hofSanlagen. * Eine internationale Arbeiterschutz konferenz wird für Mai 1905 geplanr. * Während russische Meldungen daran festhalten, daß der Panzer „Petropawlowsk" lediglich verun glückt sei, soll nach Telegrammen über London eine großeSeeschlacht stattgefunden haben. »er ssukiana arr Herero. Von den Schwierigkeiten, mit denen die Abteilung des Majors v. Glasenapp zu kämpfen hat, entwirft die „Braunschw. LandeSztg." folgendes Bild: ES ist jetzt offenbar geworden, daß Major v. Glasenapp, dessen militärische Bravour und Umsicht von allen, die ihn kennen, als über jeden Zweifel erhaben gerühmt wird, vom Oberkommando an gewiesen war, nachdem er auf seinen forcierten Märschen den Feind immer weiter westlich vor sich hergetrieben und von der Ostgrenze abgeschnitten hatte, ihn im Rücken zu umgehen, um dann gemeinsam mit der von Okahandja aus auf Otjosasu- Onganjira operierenden Hauptabteilung einen Hauptangriff zu unternehmen. Das Ziel, auf das Major v. Glasenapp mit seiner Abteilung hinzustreben hatte, war Oujati, ein Punkt, an dem die Straßen süd-, nord- und ostwärts sich kreuzen und der den Weg zur Umgehung des Feindes markiert. Da in jenem Gelände viel dichter Dornbusch dem Feinde Bersteck bietet Imd außer- dem auch ' klippenreiche Erhebungen Deckung gewähren, so hatte» sich hier Herero-Haufen verborgen, die jedenfalls von der Marschrichtung der Deutschen durch Spione Kunde erlangt hatten, und suchten nun, als die deutsche Truppe in ihren Bereich gekommen war, die Nachhut zu über fallen, zumal diese die Munitionskarren und Proviantwagen, in einer Ausdehnung von 2,4 km Weges sich vorwärts bewegend, mit sich Mitteln müssen. 15 — 20 bewegen eine besondere Kunst, die Tiere vorwärts zu bringen, besitzen. Wenn man erfährt, daß diese Abteilung eine ganze Anzahl solcher Ochsenwagen mit sich führt, die absolut unentbehrlich sind, so be greift man die Schwierigketten, mit denen das Borrücken einer Marschkolonne in diesen bergigen Gegenden verbunden ist, und wie leicht es die Feinde haben, einen solchen Transport, der den Nach trab bildet, anzugreifen, wenn sie sich in de» dichten Buschwälderu, die wegen der dornigen Beschaffenheit der Gesträuche für Reiter so gut wie unzugänglich sind, verborgen halten. In Südwestafrika selbst wußte mau übrigens schon Mitte WWM.TaMaü Anzeiger. Nrntsölatt -es Königlichen Land- und -es Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Aales und des Volizeiamtes der Lta-t Leipzig. Erbe von Hugh Mainwaring erhoffte. Der Name, den er seinem Sohne gab, war der erste Schritt, den er auf dem Wege zur Erreichung dieses Zieles tat." „Hm — ja — ich verstehe. Bitte aber, gnädiges Fräulein, Sie sprachen eben von einem Bruder Hugh Mainwarings. Schon in dem Verhör wurde ein Bruder erwähnt, ich hielt dies aber für einen Irrtum. Hatte er in der Tat einen Bruder?" „Gewiß, und zwar einen älteren Bruder. Dieser muß wohl nicht so viel Wert auf Geld gelegt haben wie die an deren, denn er opferte seiner Liebe sein Erbteil. Es war der richtige Roman, wissen Sie! Beide Brüder lieb ten dieselbe Dame. Der Vater wollte die Heirat nicht zu- geben. Er stellte den Söhnen die Wahl zwischen ihrer Liebe und ihrem einstigen Erbe. Hugh wählte das Geld, und Harold, der ältere, die Dame seines Herzens. Da wurde er enterbt. — Es wundert mich übrigens, daß Sic von der ganzen Geschichte nichts wissen, und Hugh Main waring, da Sie doch so intim mit ihm waren, nie zu Ihnen von seinem Bruder gesprochen hat." „Ja, das erscheint mir jetzt allerdings auch sonder bar. Was wurde aus -em Bruder?" „Er begab sich nach Afrika, um sich dort ein Vermögen zu erwerben, und kam auf der See um. Bei einem Sturme ging das Schiff, worauf er die Reise unternahm, mit Mann und Maus zu Grunde." „Und was wurde aus seiner Familie?" „Kinder hatte er nicht, und von der Frau hat niemand mehr etwas erfahren. Ich hätte gar nicht geglaubt, daß sich in dieser prosaischen Mainwaringschen Familie ein so hübscher Roman abspielen könnte. Er endete ja freilich sehr traurig, trotzdem hat er mir aber sehr gefallen, und -en Helden — den Harold — habe ich immer bewundert. Wissen Sie, wenn mir einmal solch ein Mann begegnete, der könnte mir gefährlich werden." Sehr amüsiert entgegnete Herr Whitney: „Ich dächte, es spielte sich eben wieder ein Roman in der Familie ab." „Sie meinen zwischen Hugb und Edith Thornton? Na, daS ist mir der rechte Roman. Nein, die Gorte liebe ich nicht. Wo steckt denn da die Romantik, wenn zwei schon in der Wiege Brautleute werden? Natürlich auch ein Machwerk Ralphs, denn die Braut ist eine unermeßlich reiche Erbin. Das ist die ganze Romantik bei der Sache. Nein, wenn ich jemals einen Roman erleben sollte, so März. 6. Beschießung von Wladiwostok. 7. Die Russen zersprengen japanische Vorpostenketten in Nordkorea. 10. Seegefecht bei Port Arthur. Russen und Japaner behaupten, je ein feindliches Torpedoboot zum Sinken ge- bracht zu Hatzen. 21. Die Japaner bombardieren Port Arthur. 27. Die Japaner unternehmen einen neuen Versuch, den Hafen von Port Arthur zu sperren. Einige der Brander werden durch russische Torpedos unschädlich ge- macht. Der japanische Kommandeur Hirose findet dabei seinen Tod. 28. Die Kämpfe in Korea beginnen. April. 1. Niutschwang wird von den Russen in Be lagerungszustand versetzt. 4. InKorea befinden sich nun 260 000 Mann japa nischer Truppen indrei Armeen geteilt. 7. Der Petersburger „Regierungsbote" meldet: Der Schutz der Interessen der russischen Untertanen, der Ge bäude der Gesandtschaft und Konsulate in Korea ist zeitweilig infolge der Abreise der russischen Agenten den diplomatischen und Konsularvertretern Frankreichs übertragen worden. 8. Nach Meldungen über Petersburg sollen die Russen amIalu einige japanische Dorpostenabteilungen nieder- gemacht haben. In der Mandschurei ist der Verkehr durch große Ueber- schwemmungen unterbrochen. 13. Untergang des russischen Panzerschiffes „Pe- tropawlowsk". Tod des Admirals Makarow. Zum Untergang öe» ,^etr«xa«>lom»k". Auf russischer Seite hält man an der Darstellung sest, nach welcher das Schiff nicht in einem Seegefecht zu Grunde ging, sondern während eines Manövers, bei dem es auf eine Mine geriet. Ist diese Auffassung richtig, dann scheinen allerdings die Russen ihr schlimmster Feind zu sein; denn der Untergang des „Petropawlowsk" wäre dann schon das dritte selbstverschuldete Unglück, das die Russen zur See betroffen hat. Gleich zu Anfang des Krieges flog das Minenschiff „Jenissei", ein Wunder- werk der Schiffsbaukunst, infolge Auffahrens auf eme Mine in die Luft, und später ein Torpedoboot. Für Ruß land ist es ein schwerer Schlag, eins seiner besten Panzer schiffe auf solche Weise verloren zu haben. Auch die Ver luste an Menschenleben sind außerordentlich schwer. Admiral Makarow ist tot. Don den Geretteten sind, wie schon gemeldet, die meisten verwundet. Genaueres wird man erst durch den Bericht des Kontreadmirals Fürsten Uchtomski erfahren, -er das Kommando des Geschwaders übernommen hat. Feuilleton. Das Testament Les Bankiers. Roman von A. M. Barbour. Nachdruck verboten. „Walter, kein Wort weiter! Du bist Hugh Main- Warinas Sohn, und ich war seine Frau. Ich werde die Menschen schon noch zwingen, mich als solche anzuerken- neu, nur mußt du " „Bitte, beantworte mir nur eins", unterbrach er sie. „Wenn ich wirklich Hugh Mainwarings Sohn bin, warum führte rch dann nicht seinen Namen? Und dann — wenn du Hugh Mainwarings richtige Frau schon warst, was bedeutete dann der Herratsantrag, den du ihm vor noch nicht ganz drei Monaten machtest?" Sie wurde leichenblaß, er aber schien sich an ihrer Ver- Wirrung zu weiden und wiederholte höhnend: „Ja, es war an dem Abend, an dem er dir das Halsband schenkte, -aS ich neulich verkaufen mußte. Du gingst damals dem Alten gehörig zu Leibe und drohtest, irgendein von ihm begangenes Verbrechen zu verraten. Ich hörte zufällig alles, und nun, da du das weißt, wirst du mir Wohl nicht noch länger Weismachen wollen, ich wäre Hugh Main- Warings Sohn. Wenn du die begonnene Komödie noch Wetter spielen willst, so tue es, auf meine Unterstützung dabei darfst du aber nicht rechnen." Trotz dieser vernichtenden Sprache des Sohnes gab das charakterlose, ränkesüchtige Weib das Spiel noch nicht auf. Mit eiserner Willenskraft ihre Selbstbeherrschung bewahrend, entgegnete sie leise: „Undankbares Kind! Schämst du dich denn gar nicht, deine Mutter in solcher Weise zu beschimpfen und sie vielleicht dem Gerede horchender Dienstboten prciszugeben? Hüte deine Zunge. Nun ja, ich will eS vor dir nicht weiter verhehlen, daß ich — wie du eS zu nennen beliebtest — Komödie spiele, aber ich muß meine Rolle nun auch durchführen. Wir find Der- wandte von Hugh Mainwaring und haben ebenso gut Ansprüche an sein Erbe, wie die anderen. Welche Aus sichten würden wir aber diesen habsüchtigen Menschen gegenüber haben, wenn es mir nicht gelänge, die gericht- liche Anerkennung dieser Ansprüche zu erkämpfen? Nur klleiy da» kann uns helfen, und deshalb bin ich ge- versinkt. Verlust: 1 Offizier und 40 Mann Tote, 2 Offiziere und 64 Mann Verwundete. Die Ueber- lebenden werden von französischen, englischen und ita lienischen Kriegsschiffen ausgenommen. Der Kreuzer „Korejez" (Koreitz) wird von der Mannschaft ge sprengt und versenkt, um ihn nicht in die Hände des Feindes fallen zu lassen. - 10. Japanische Truppen besetzen Söul, die Haupt stadt Koreas, und den Hafen Masampo. 11. Die Großmächte erklären ihre Neutralität, russische TorpedofahrFeug „Jenissei" wird Minenlegen bei Ta-lien-wan in die Luft gesprengt, lüft: 96 Mann. 14. Japanische Torpedobootszerstörer unternehmen abermals bei Port Arthur nachts während eines Schnee sturmes einen Angriff. Mehrere russische Schiffe, beson ders der kleine Kreuzer „Bojari n", werden beschädigt. Die Japaner entkommen. In Port Arthur herrscht große Verwirrung, da die japanischen Granaten die Stadt er reichen. 15. Die neuen japanischen Kreuzer „ Nishin " und „ Kashaga ", von Genua kommend, treffen ein. 23. Die Japaner versuchen den Ausgang des Hafens von Port Arthur zu sperren, indem sie alte Kauffahrtei- schiffe versenken. Die Russen geben dies Manöver zu nächst für einen erfolgreichen Angriff auf die japanische Flotte aus. Japan schließt mit Korea einen Vertrag, der letzteres tatsächlich unter japanische Schutzherrschaft stellt. 26. Die Russen räumen Dalny. 27. Ein beschädigtes japanisches Torpedoboot geht unter. zwungen, meine Behauptung aufrecht zu erhalten, daß ich Hugh Mainwarings Frau war und du sein Sohn und gesetzlicher Erbe bist." Einen Augenblick sah Walter seine Mutter überrascht und unentschlossen an, dann aber erwiderte er in höhni- schein Tone: „Wenn du mit deiner Geschichte Glauben gefunden und ein Vermögen errungen haben wirst, will ich mich melden: denn was auch immer ich für Zweifel in anderer Richtung hege, du bist meine Mutter und somit ver- pflichtet, mir zu geben, was mir zusteht. Vorläufig aber werde ich meinen bisher geführten Namen La Grange wciterführen, obwohl ich vermute, daß auch dieser mir nicht zukommt!" Damit wandte er sich, ohne eine Erwiderung abzu- warten, der Tür zu. Mutter und Sohn sahen sich nicht wieder. Ein leises Stöhnen entfloh den Lippen der Unglück- lichen. Zu stolz, den Davonschreitenden zurückzurufen, sank sie kraftlos auf das Sofa und weinte bitterlich. Als die Herren und Damen des Hauses vom Begräb nis zurückgekommen waren, vereinigten sich alle in der großen Halle, um die Hinterlassenschaft Hugh Main warings einer nähren Prüfung zu unterziehen. Die beiden Vettern, Ralph und Thornton, nahmen Papier und Bleistift, berechneten eifrig den Betrag der vor- handenen Wertpapiere und schätzten ab, was nach Ankauf des alten Stammgutes davon noch übrig bleiben würde. Frau Mainwaring nahm inzwischen ein Verzeichnis der Möbel, Gemälde und all der alten Stücke auf, die vielleicht in dem Landschlosse Verwendung finden könnten. Herr Whitney, der als Junggeselle und intimer Freund Hugh Mainwarings viele angenehme Stunden in den schönen Räumen, die jetzt überall durchstöbert wurden, verlebt hatte, fühlte sich von dem pietätlosen Gebaren der Verwandten in hohem Grade angewidert. Er gab nur kalt und kurz die gewünschte Auskunft und verließ dann die Halle, um sich auf die Veranda zu begeben. Dort fand er zu seiner Uetzerraschung Fräulein Carleton, die dem Treiben der andern entschlüpft war und ziemlich gelang weilt aussah. „Ist es nicht geradezu scheußlich? Finden Sie daS nicht auch?" redete sie ihn an. Ihre Worte trafen so vollständig sein eigenes Emp- vrr wrrirÄ-lspiwirGe firirg. Arieg»tageb«ch bi» r«nr sfL. April. Juni 1903. 23. Im Staatsrat zuTokio wird die Aufmerksam kett auf sehr ernste Meinungsverschiedenheiten mit Japan gelenkt. Oktober. 30. Japan drahtet nach Petersburg einen Vor schlag, nach welchem jede der beiden Mächte das Recht haben soll, zum Schutze der Eisenbahnen Polizeimann schaften in der Mandschurei und auf Korea zu halten. Dezember. 22. Japan schlägt ein Uebereinkommen vor, in welchem es daS offene Tor, sowohl in der Mandschurei, als auch in Korea, fordert. 30. Japan kauft die Kreuzer „Rivadavia" und „Mo re na", gebaut in Genua für die argentinische Republik. Januar 1904. 6. Rußland wiederholt seine Forderung einer neu tralen Zone. Februar. 6. Japan bricht die diplomatischen Beziehungen mit Rußland ab. 8. Der Krieg beginnt. Der erste Schuß fällt von dem russischen Kanonenboote „Koreje z" bei Tschemulpo. 8. /9. Japanische Torpedoboote greifen das russische Geschwader bei Port Arthur an und machen drei russische Kriegsschiffe kampfunfähig, nämlich: 1) „Zarewits ch", Linienschiff, 13 100 Tonnen, 16 Kanonen, 16 Knoten Geschwindigkeit; 2) „Retwisan", das Schwesterschiff von „Zare witsch". 3) „PaHadia", Kreuzer, 6630 Tonnen. 9. Vormittags heftige Kanonade zwischen der japa nischen Flotte unter Vize-Admiral Togo und der r u s s i s ch e n, die von den Strandbatterien unter stützt wurde. Vier russische Schiffe werden derart be schädigt, daß sie in den Jnnenhafen geschleppt werden müssen: das Linienschiff „Poltaw a" und die Kreuzer „Dian a", „Askol d" und „Novi k". Die japanische Flotte muß 2 Schiffe ans Schlepptau nehmen. Zwei in dem neutralen Hafen von Tschemulpo von den Japanern Vorgefundene russische Kriegsschiffe wagen einen Verzwerflungskampf. Der Kreuzer „Warja k" gerät durch die Beschießung in Brand und finden, daß er leicht errötete und mit einem verlegenen Lächeln erwiderte: „Allerdings, dem Unbeteiligten kommt eine solche Ueberstürzung etwas sonderbar vor, indessen darf man sich wohl kaum darüber wundern." „Nein, beidenen nicht, da haben Sie recht", stimmte sie in beinahe wegwerfendem Tone zu. „O, ich beabsichtigte mit meiner Aeußerung durchaus nicht persönlich zu werden", beeilte er sich zu bemerken. „Ich bezog meine Worte lediglich nur auf die menschliche Natur im allgemeinen." „Nein, da habe ich doch eine bessere Meinung von der menschlichen Natur im allgemeinen. Es wäre ja schauder haft, wenn in jedem Menschen solche Hab- und Geldgier steckte. Denken Sie doch", fuhr sie mit einer plötzlichen Schalkhaftigkeit fort, „da könnte ja niemand ruhig sterben. Man will doch auch nach seinem Tode noch gern geliebt und nicht gleich vergessen sein. Ich wenigstens möchte das, und sehen Sie, deshalb habe ich mir vorge nommen, mein Hab und Gut niemals den Mainwarings zu vermachen. Bei diesen bin ich dann ganz sicher, daß sie mich in alle Ewigkeit nicht vergessen, und bei denen, die ich unverhofft glücklich mache, stifte ich mir ein liebendes Ge denken. — Was meinen Sie dazu? Ist das nicht klug?" Der Anwalt mußte lachen, als er dem lieblichen Mäd chen in die schönen Augen sah, aus denen der Kobold so lustig blickte. „Ich hätte Ihnen, gnädiges Fräulein", ent- gegnete er, „doch nicht eine solche überlegte Bosheit zu- getraut!" „Was wollen Sie denn, ich bin nicht boshaft — ich sage nur die einfache Wahrheit. Daß die Mainwarings geldgierig und habsüchtig sind, habe ich immer gewußt, daß sie aber auch ebenso herzlos und undankbar sind, habe ich erst in den letzten Tagen erkannt." „Na, na, sind Sie denn gar so streng?" erwiderte Herr Whitney, von neuem belustigt. „Das klingt ja, als ob Sie den ganzen Stamm in Ihr Urteil einschließen wür den, und Sie sprechen doch gewiß nur von einem Cha- rakterzugc de- hier befindlichen Familienzweiges?" „I bewahre", lachte sie. „Ich spreche von allen Mainwarings. Ralphs Liebe zum Gelde ist aber gerade zu schon eine Monomanie. Sett langen Jahren — schon seit der Zeit, wo Hugh Mainwarings Vater seinen ältesten Sohn enterbte — spukt in seinem Kopfe die fixe Idee mit dem alten Familiengut, dessen Erwerbung er durch das März, daß bei den Onjatibergen die Ansammlung der Herero erfolgte und die Entscheidung zu erwarten wäre. Die „Deutsch- Südwestafrikanische Zeitung" schreibt: „Am 7. März hatte Samuel Maharero seine Großlente mit Gefolge nach Otjizazu zusammengerufen, um über die Antwort auf einen Brief zu beraten, der vom Gouverneur an ihn gekommen war. Es scheint, daß die Umgegend von Otjizazu zum Haupt- fammelplatze aller Herero bestimmt ist. Hier in den Bergen bei Otjizazu wird voraussichtlich auch der Hauptschlag geführt werden." Vielfach bestand vor etwa einem Monat die Ueberzeugung, daß die Herero weiter nach Osten ausweichen würden, um der englischen Grenze nahezukommen. Warum das nicht geschehen ist, dafür bringt dieselbe Zeitung eine Erklärung. Sie schreibt: „Im Gegensätze zu den Verhältnissen in anderen Teilen des Landes, hat es im Distrikt GobabiS in diesem Jahre nicht sehr reichlich geregnet, so daß die Herero beim Treiben des Viehes an die Wasserplätze und die Flußtäler gebunden sein würden, was unsere Aufgabe wesentlich erleichtert." Nachdem die Hauptmasse der Hereros geschlagen ist, wird sie sich wahrscheinlich in einzelne Gruppen auslösen, deren Verfolgung nicht geringe Schwierigkeiten machen wird. Doch werden die Viehherden eS verhindern, daß die Flüchtige» den verfolgenden Truppen entgehen und über die Grenze gelangen. Von großer Bedeutung ist, daß schon in wenigen Tagen der erste Teil der neuen Ergänzung der Schutztruppe dort an langt, dem in acht oder vierzehn Tagen dre anderen Nach schübe folgen. Diese Verstärkung ist vollkommen nötig, um der werteren Aufgabe zur völligen Unterdrückung des Auf stände- gerecht zu werden. Die Niederlage der auf 3000 Mann geschätzten Hauptmacht der Herero wird von großem moralischen Eindruck nicht nur auf diese, sondern auf alle Stämme in Südwestafrika sein. Ihre Menge, ihre Be waffnung und die Verluste, die sie einzelnen Abteilungen der Schutztruppe beigebracht hatten, mußten ihr Selbstver trauen erhöhen. In den Kommandoverhältnisseu in Südwest afrika scheinen gewisse Veränderungen bevorzustehen. Nachdem gestern das allerdings wenig wahrscheinlrche Gerücht auf staucht ist, daß Oberst Dürr wegen Krankheit Ende diese- Monats nach Deutschland zurückkehren werde, wird der „T. R." ans Swakopmund telegraphiert, daß Gouverneur Leutwein wegen eines BeinleidenS ein Urlaubsgesuch eingereicht habe. Wir halten die Nachricht mit der Einschrän kung für wahrscheinlich, daß eS sich um einen nach der Nieder werfung desHereroaufstandeS anzutretenden Urlaub handelt, im gegenwärtigen Moment auf Urlaub zu gehen, daran wird Leut wein selbst nicht denke». Schon als im Dezember vorigen Jahres im Bezirk Warmbad unter den Bondelzwart-Hotten- totten Unruhen auSgebrochen waren, hieß eS, Oberst Leut wein werde seinen jetzigen Wirkungskreis sehr bald verlassen. Damals wurde gegenüber solchen Ausstreuungen darauf hin gewiesen, daß Leutwein nicht der Manu sei, der in kritischen Zeiten die Flinte ins Korn werfe. Heute aber sind die Zeiten für unser Schutzgebiet weit kritischer als damals, wo es sich um die Unterdrückung der ausständigen Bewegung unter den BondelzwartS handelte. Als Vorläufer einer nahen Verabschiedung darf demnach daS Urlaubsgesuch um so weniger angesehen werden, als den Gouverneur das erwähnte Bern leiden schon seit Monaten plagt. Eher darf man den Schluß daraus ziehen, daß Leutwein eine baldige Beendigung de« HereroaufstandeS erwartet. Daß im Schutzgebiet selbst ebenso wie hier in der Heimat weite Kreise dre Zeit nicht erwarten können, wo Leutwein aus seinem jetzigen Wirkungs kreise scheidet, ist bekannt. Die Beweggründe, die hierbei Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem RedaktionSstrich (4 gespalten) 75 »ach de» Familrearrach- richten («gespalten) 50 -4- Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachmessungen und Offrrteuannahme 25 -4- Ertra-Veil«ge« (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbeförderung 70.—. Am»«h«eschlutz für Anzeige«: Abend-AuSgabe: vormittags 10 Uhr. Morgerr-AoSgabe: nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen si»d stet« a» die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi- abends 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Pol) in Leipzig (Inh. vr. B.,R. L ». Klinkhardt). IohamssSgasst 8. Fernsprecher 153 «. LLS. Ftlt»ler»editt««e»: Alfred Hahn, Buchhandlg., UuiversitätSstr. 8 (Fernspr. Nr. 4046), L. Lösche, Katharinen« Maß« 14 (Fernsprecher Rr. 2935) ». Königs« Platz 7 (Fernsprecher Rr. 7505). Heulpt-Ktlwle Dre»»«: Marienstraße 84 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Hiucht-FtU«1le v erlt«: EarlDancker, Herzgl.BaqrHofbnchbandlg, Lützowstraße 10(Fernsprecher«mtVI Nr.4«L)
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