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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.04.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040420019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904042001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904042001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-04
- Tag1904-04-20
- Monat1904-04
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Anzetgen-PretS die 6gespaltene Petitzeile 2S Rellamen unter dem Redaktwn-strich (4 gespalten) 7b H, nach den Familieuuach- richten (6 gespalten) b0 >4- Tabellarischer and Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren jur Nachweisungen und Ossertenannahme 25 Extra-Beilagen (gefalzt), nur mü der Morgeu-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbefürderung 70.—. Annahmeschlutz sür Anzeigen: Abeud-AnSgabe; vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: uachmtttag» 4 Uhr. Anzeigen sind stet» au die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet vou früh 8 bis abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Pol» in Leipzig (Inh. vr. B., R. L W. Kliukhardt). Nr. ISS. Mittwoch den 20. April 1904. S8. Jahrgang. Var Aichtigrie vom Lage. * Der Ausschuß des z. Zt. in Leipzig tagenden 21. Kon gresses für innere Medizin spricht den Leipziger Aerzten in ihrem Kampfe gegen die Ortskrankenkasse seine vollste Sympathie aus. * Der Leipziger Arbeitslosenversicherungs verein hat seine Auflösung beschlossen; die Fort führung des Vereins in anderer Form mit Unterstützung durch die Leipziger christlichen Arbeitervereine ist sichergestellt. * Der Kandidat der demokratischen Partei für die nächste Präsidentenwahl in den Vereinigten Staaten, der Oberrichter des Appellhofes im Staate New Aork, Parker, wird jetzt auch vom Staate Albany unterstützt. * Admiral Skrydlow, der Nachfolger Makarows, wurde gestern mit großer Begeisterung in Petersburg empfangen. Unleiirclirche siewalten. Durch nichts wird die politische Lage besser charakte risiert, als durch das Wiederaufwachen der Propaganda der Tat Der Anarchismus, gegen den sich die Regie rungen mit solchem Ingrimm zur Wehr setzen, ohne ihn doch ausrotten zu können, ist ja überhaupt keine isolierte Erscheinung; man versteht ihn nur, wenn man ihn zum Teil als Reflexwirkung der öffentlichen Zustände ansieht. Deshalb ist es auch so schwer, etwas gegen ihn zu tun. Es ist, wie wenn die Polizei auf den Krater des Vesuvs eine Warnungstafel setzen wollte: „Rauchen verboten!" In Spanien ist über Nacht der Anarchismus wieder auf den Plan getreten. Glücklicherweise ist der junge Alfons XIII. dem gegen ihn gerichteten Bombenanschläge entgangen, und auch der Ministerpräsident Maura ist wie durch ein Wunder vor dem Dolche des Mörders bewahrt geblieben. Aber auf die Wirkung kommt es ja bei solchen Anschlägen anarchistischer Natur überhaupt nicht an; genug, daß das Sicherheitsventil nicht mehr genügend funktioniert. Und wer wollte sich verhehlen, daß gerade jetzt wieder in Spanien die Dinge auf die Spitze getrieben erscheinen? Zu der inneren Misere kommt das englisch französische Abkommen, das mit einem Federstriche auch die letzten spanischen Hoffnungen abtut. Nach dem Kriege Amerikas gegen Spanien, der den Verlust der spanischen Kolonien in der neuen Welt zur Folge hatte, war Marokko die letzte koloniale I'nta morgens spa° nischcn Volkes. Nun haben England und Frankreich die Welt neu verteilt und Frankreich hat Marokko erhalten, ohne daß Spanien überhaupt gefragt wurde. Noch immer ist in Spanien die Erinnerung lebendig an die große Zeit, da in dem von Karl V. beherrschten Reiche die Sonne nicht unterging. Längst schwand ein Stück der Kolonialherrlichkeit nach dem andern, aber daß Frankreich, ohne sich um Spanien überhaupt zu be kümmern, grundsätzlich wenigstens die Hand auf Ma rokko legen darf, das gibt doch dem spanischen Stolze einen tödlichen Stoß. Als Alfons vor zwanzig Jahren ge boren wurde schrieb ein französisches Blatt boshaft: Wie der ein Prinz, der nicht zur Regierung kommt. Er ist doch zur Regierung gekommen; aber das englisch-franzö sische Abkommen könnte allerdings, sofern es nicht auf dem Papier stehen bleibt, den Thron des jungen Königs ernstlich gefährden, auch wenn er für seine Person von weiteren Angriffen verschont bleiben sollte. Man sicht hierbei zugleich eine neue Probe der eng lischen Freundschaft. Spanien sowohl als Portugal zählen zu den englischen Schützlingen. Sie glaubten sich in diesem Schutze sicher genug vor unangenehmen Ueber- raschungen. Aber England verfolgt auch diesmal wieder die Politik des krassen Egoismus. Wenn es sich einen Prosit verspricht, dann gibt es seine intimsten Freunde skrupellos preis. Und es hatte diesmal wirklich ein großes Ziel; galt es doch, das Band zwischen Frankreich und Rußland Zu lockern, galt es doch vor allem, das Deutsche Reich zu isolieren. So zahlte es Frankreich einen könig lichen Preis — natürlich aus fremder Tasche. Spanien aber sieht hülflos zu, wie auch sein letztes Schutzgebiet in frenrde Hände übergeht und wischt sich den Mund. Kein Wunder, wenn die politische Unzufriedenheit sich explo sionsartig eutradet. Auch in Rußland ist jetzt wieder die revolutionäre Be wegung erwacht. Nicht bloß, daß die schönen russischen Linienschiffe eins nach dem andern den japanischen Minen zum Opfer fallen, sondern auch in Petersburg ist schon die erste Dynomitbombe explodiert. Sie hat diesmal ihren eigenen Herrn geschlagen, aber der revolutionäre Nachwuchs wird sich durch solchen Mißerfolg schwerlich ab schrecken lassen, neue Blutopfcr zu fordern und zu bringen. Hat doch auch in Rußland die politische Spannung einen so hohen Grad erreicht, daß sie irgend einen gewaltsamen Ausweg suchen muß, zumal da es die Ventile dec Kultur staaten, Parlament und freie Presse, in Rußland nicht gibt. Welche Konsequenzen die revolutionäre Bewegung in Rußland zeitigen wird, das hängt freilich davon ab, wie die russische Londarmee in Ostasien abschneiden wird. Die russische Kriegsflotte hat versagt; daran ist kein Zweifel. Auch der Tod des russischen Seehelden Makarow war nicht sehr rühmlich; denn schließlich ist er, wie der Bericht des Admirals Togo ergibt, einer japanischen Kriegslist zum Opfer gefallen. Die Seeherrschaft liegt jetzt im Osten bei den Japanern; auch dürften die Russen kaum einen Versuch machen, etwa die baltische Flotte nach Ost asien nachzuschieben, da ihre Erfolge höchst zweifelhaft wären. So kommt es jetzt nur noch auf die russische Land armee an. Und hier erwarten wir allerdings, daß sich das Blatt wenden wird. Man darf sich in dieser An nahme durch die Teilerfolge der Japaner in Korea nicht irre machen lassen, da die russische Mobilisierung sich bei dem einzigen Schienenstrange der sibirischen Bahn nur langsam vollziehen konnte. Aber im Mai dürfte Kuro- patkin genug Mannschaften in der Hand haben, und dann ist der erste Schlag zu erwarten. Wie er aus fällt, das ist natürlich nicht vorauszusagen; doch sind bis her keine Tatsachen bekannt geworden, welche gegen die russische Ueberlegenheit zu Lande sprächen. So ist es immer noch möglich und wahrscheinlich, daß die Rusten die Schlappe zur See durch das Uebergewicht zu Lande ausgleichen. In diesem Falle aber wäre trotzalledcm ein Ausgang des Krieges zu erwarte», bei dem Rußland nicht bloß keine Einbuße, sondern eine Steigerung seines Prestiges erfährt. Sollte es anders kommen, sollte Japan auch zu Lande standhalten, dann allerdings inuß mit einem gewaltigen Anschwellcn der revolutionären Strömung auch in Ruß land gerechnet werden. Steht doch England schon in Tibet auf dem Sprunge, um im günstigen Augenblicke einen Keil in die russische Interessensphäre zu treiben. Auch auf dem Balkan, wo jetzt leidliche Ruhe eingekehrt ist, dürften dann plötzlich neue Störungen sich geltend machen. So ist cs nicht unberechtigt, wenn die Augen der ganzen Welt jetzt an den Ufern des Jalu hängen. Denn von dem Ausgange der dort eingelciteten militäri schen Operationen wird es abhängen, ob das Gleich gewicht in Europa einigermaßen sich aufrecht erhalten läßt, oder ob auch hierher die vulkanische Erregung sich verpflanzt, eine Erregung, deren Wirkungen zweifellos auch im Deutschen Reiche stark gefühlt werden dürften. Soviel ich vor zwei Monaten erfahren konnte, ging es allen gut. Die Herero haben sich vermutlich nach Süden zurückgezogen, so daß ein Angriff auf Grootfontain wohl nicht zu befürchten ist. Aus geschlossen ist er jedoch nicht, da der Feind die Linie des Omuramba Omatako gegebenenfalls zur Flucht nach der Kalahari benutzen und daun den Platz von der Seite überfallen konnte. Die Kolonne v. Estorffs sollte den Norden säubern und die Verbindung über Outjo nach Otawi und Grootfontein Herstellen, es ist jedoch infolge der Bewegungen des Feindes zu einer Schwenkung nach Süden gekommen, so daß bei dem Mangel an Truppen für den Norden die genannten Plätze immer noch gewissermaßen in der Luft schweben. Der in Outjo zurückgebliebene Teil der 4. Kompagnie ist zu schwach, um ein Unternehmen nach Osten wagen zu dürfen. Es wäre sehr zu wünschen, daß Grootfontein entsetzt würde, was allerdings bei den großen Entfernungen nur durch berittene Truppen geschehen könnte. Aber es sind kaum Pferde genug vorhanden, um die im Mittlern Teil des Schutzgebiets stehenden und kämpfenden Truppen beritten zu machen". 4- * Kriegskarte. Die bereits neulich empfehlend erwähnte Kriegskarte von Deutsch.Südwestafrika «Verlag von Dietrich Reimer in Berlin) ist nunmehr bereits in 3. Auslage erschienen. Nach der Drucklegung der 2. Ausgabe de» Blattes Windhoek der Kriegskarte in 1 :800 000 ging bei der Kolonial-Abteilung des Auswärtigen Amts eine Reihe von Berichten und Skizze» von Beamten, Offizieren (Wauemann, Streitwolf, Bottlin u. a. m.) und Missionaren (Bernsmann, Eich, Jree, Richmann) eiu, die namentlich sür den mittleren Teil des Kartenblattes wertvolle Er gänzungen brachten und die bei der Wichtigkeit der militärische» Vorgänge gerade in diesem Gebiet die Neuherausgabe des Blatte» Windhoek notwendig machten. ver Huktana der Herero. Au» Srootfontetn. DaS amtliche Kolonialblatt veröffentlicht einen Nachtrag zur Verlustliste. Darin werden nach Privatnachrichten als vermißt genannt die Farmer Hartmann, Günther loder Güth), Zipplit und der Reiter Piepho. Dazu bemerkt die „Köln. Ztg." „Wie es scheint, sind noch keine amtlichen Nachrichten aus dem Bezirk Grootfontein nach Windhuk und Deutschland gelangt. Unsere Angaben, die in einem Telegramm vom 13. Februar aus Outjo zusammengestellt sind, beruhen auf Nachrichten, die der Groot» sonteiuer Distriktschef Anfang Februar nach Outjo gelangen ließ. Danach waren am 30. Januar mit der kleinen Besatzung von Kuansas nach Grootfontein unterwegs die Farmer Hartmann, Günther, Küpler ans Gnntsas, Zipplit und ^hlauke Es ist bis ans weiteres anzunehmen, daß sie glücklich in den, befestigten Grootfontein angekommen sind. Ter Reiter Piepho, der in Otjituo am Omuramba Omataka mit in ein kleines Gefecht ver wickelt war» in welchem der Farmer Wittmer und der Reiter Kolberg fielen, wird allerdings vermißt. Es ist bedauerlich, daß seit drei Monaten nichts zur Befreiung von Grootfontein geschehen konnte. Wenngleich der dortige Distriktschef Oberleutnant Bolkmann als ein tüchtiger Mann bekannt ist, wenn auch Proviant genug am Orte vorhanden war, als die Einschließung begann, so ist doch die Lage der 200 dort weilenden Flüchtlinge durchaus kritisch. Bon aller Welt abgeschnitten, zu einem aufreibenden Wacht» dienst genötigt, von der Sorge um die Angst ihrer An gehörigen in Europa geplagt, in unbehaglichen Lebensver» hältnissen zusammengedrängt, haben sie ohne Zweifel viel zu leiden. Unter den Eingeschlossenen befinden sich der Besiedelungs kommissar vr. Paul Rohrbach und der Geometer Heimsoeth. Der ktittiE-japanirche Weg. rnakav»«»» Nachfolger. Nikolaj Iwanowitsch Skrydlow, der an Makarows Stelle zum Kommandierenden der Flotte deS Stillen OzeanS ernannt wurde, gilt in Rußland nicht nur als hochbegabter Seeoffizier, sondern auch als geschickter Diplomat. Skrydlow, 1844 geboren, erregte zuerst die Aufmerksamkeit seines obersten Kriegsherrn, damals Alexander II., als er tm russisch-türkischen Kriege mit seinem Kutter „Schutka" ein türki sches Panzerschiff übersiel. Für diesen tollkühnen Uebrrfall erhielt er das Georgskreuz. Kaum von seiner Verwundung wieder- hergcstrllt, kehrte er auf den Kriegsschauplatz zurück und beteiligte sich an dem Kriege in hervorragender Weise. Nach Beendigung des Krieges wurde Skrydlow zum Linien schiffskapitän befördert, mit dem Wladimirorden dekoriert und zum ältesten Offizier auf der Fregatte „Swetlana" ernannt. I» An erkennung seiner besonderen Leistungen wurde er 1886 zum Kapitän zweiten Ranges und Kommandanten der Fregatte „Dmitrij DonSkoi" ernannt. In dieser Stellung blieb er bis 1889, in welchem Jahre er ,mm Kapitän ersten Ranges befördert und mit dem Kommando deS Panzerschiffes „Gangut betraut wurde. Während des russischen Be suches der französischen Geschwader in Kronstadt im Jahre 1891 war Skrydlow dem Admiral Gervais zugeteilt. Im Jahre 1893 wurde er zum Kontreadmiral befördert und ein Jahr später zum General inspektor des Minenwesens ernannt In dieser Stellung hat Skrydlow Hervorragendes geleistet, u. a. in der russischen Flotte die Torpedo bootzerstörer eingeführt. Der feierlichen Eröffnung des Nvrd- ostseekanals wohnte Skrydlow als Vertreter Rußlands bei und wurde Labei voin Kaiser Wilhelm II. vielfach ausge zeichnet. Im Jahre 1896 war Skrydlow Chef der Marine- sektion auf der Ausstellung in Nischnij - Nowgorod und 1897 wohnte er als Vertreter Rußlands dem Regierungsjubiläum der Königin Viktoria bei. Im Jahre 1898 zum Ches des Geschwaders im Mittelländischen Meere ernannt, leistete Skrydlow auf dem Gebiete der Pazifizierung der Insel Kreta hervorragendes. Mit viel Takt verstand er es, Vas Vertrauen des Chefs des internationalen See« detachementS zu gewinnen und die Kreter zu beruhigen. Die Stadt Feuilleton. Wissenschaft. A Knochenplombierung. Das Bestreben, Knochenstücke, die durch Krankheit oder Operation verloren geS""lwn sind, er setzen, hat zu einer Reibe absonderlicher Behandlungsmerhoden geführt, die in der „Deutschen medizinischen Wochenschrift" von vr. Brüning einer kritischen Besprechung unterzogen werden. Man hat auf dem Wege des Tierexperiments und am .Krankenbett selbst gefunden, daß eine Knochenlücke nicht nur durch frischen Knochen von demselben Menschen ersetzt werden kann, sondern daß auch Tierknochcn — vorausgesetzt, daß sie sortfälrig für diesen Zweck präpariert sind — und selbst tote Körper wie Elfenbein, Schwämme, Jodoformgaze, Eisen ohne Störungen cinHeilen. Manche dieser Methoden haben aller dings auch Mißerfolge gezeitigt: man hat daher bis in die jüngste Zeit hinein weiter nach Stoffen gesucht, die zur Aus füllung von Kuockenlücken und Anochenhöhlen verwendet wer den können. >So hat man entkalkten Knocken in feine Streifen geschnitten, peinlich desinfiziert und in die Änochenhöhle hinein gepreßt. Neben diesen Knockcnspänen ist Kolophonium mit GwSbrei, Sublimatsand, Zahnzemeru, Paraffin und Kuvfer- amalgam zur Plombierung empfohlen worden. Neuerdings ist von vr. Hackmann ein neues Plombenmatcrial angegeben worden, das aus Walrat, Scsamöl und Jodoform besteht. Die Masse ivird erwärmt in die desinfizierte Höhle hineiugegossrn und erstarrt hier binnen wenigen Minuten. Liese Plombe füllt die Lücke glatt aus, sic bröckelt nicht und wirkt obcncin noch antiseptisch durch ihren Jodosormgehalt. Die Bchand- lungsdauer tvird durch eine solche Plombe erheblich abgekürzt. Im günstigsten Falle kann ein Patient schon zwei bis drei Wochen nach der Operation mit einem gebrauchsfähigen Bein die Klinik verlassen. * Der Besuch der französischen Universitäten weist für das abgclaufcne Semester die Gesamtzahl von 30 405 Studieren den auf. Paris steht hierbei natürlich an der Spitze mit 12 948 Studierenden, d. i. zwei Fünfteln der (Gesamtzahl. Ihm folgen die anderen Unwersiiüteu mit folgenden Zahlen: Bordeaux 2320. Toulouse 2191, Montpellier 1707, Naney 1327, Rennes 1190, Lille 116-1, Aix- Marseille 1080, Dijon 880, Poitiers 863. C a e n 732,, Grenoble 705, Bcsan>.on 333 und schließlich Clermont mit nur 2V9 Studierenden. Len einzelnen Fakultäten nach verteilt sich die Gesamtzahl mit 10 972 auf ate juristischen, SS86 auf die medizinischen, 4765 aus die natur wissenschaftlichen und 4334 aus die philosophisch-philologischen und 3014 auf die pharmazetttischen Fakultäten. Die Aus länder sind mit gegen 2000 an der Zahl vertreten. Von ihnen marschieren die Russen mit 450 an der Spitze, und ihnen folgen merkwürdigerweise die Perser mit 200, fast sämtlich Mediziner. An dritter Stelle stehen die Rumänen mit 173, dann folgen die Deutschen mit 165, wovon 142 bei den philosophisch-philo logischen Fakultäten eingeschrieben sind. Ten Reu bilden 109 Bulgaren. 113 Türken, 83 Aegypter, 57 Amerikaner, 35 Eng länder.^ Tas schöne Geschlecht endlich ist in der Gesamtzahl mir 1125 Studentinnen vertreten, wovon 677 Französinnen und 448 Ausländerinnen, letztere fast sämtlich Russinnen, sind. Wenn an den Zahlen etwas Besonderes auffällt, so ist es der Besuch von Paris mit seiner fast sechsmal höheren Zahl gegen über der nächstfolgenden Universität Bordeaux. Paris bewäbrt also auch hierin seine dem Allgemeinwohl keineswegs vorteil hafte Kratt her übertriebenen Zentralisation, die in dein Ucbcr- maß ihres äußeren Ausdrucks übrigens auch die Uebcrlcgcnbcik seiner wissen,chaftlichcn Bedeutung gegenüber den anderen Universitäten in demselben Verhältnis imderspicgell. Zn be achten ist übrigens noch, daß in der obigen Ausstellung der Bestich der freien und theologischen Fakultäten nickt einbe griffen ist. 0. 8. Peavys Polarexpedition ist anfgegebcn. Aus Washington schreibt man: Der Polarforscher Pearn hat die Hoffnung, in diesem Sommer eine neue Fahrt zur Auffindung des Nordpols anzutreten, ausgegeben und zwar, weil es an den nötigen Geldmitteln fehlt. Die Subskriptionen sür die geplante Polarfahrt gingen langsamer und weniger reichlich ein, als Pearn gehofft batte, und wenn nicht in den nächsten Wochen noch ganz beträchtliche Summen einkommen, wird Pearn das Unternehmen aus das nächste Jahr verschieben. In diesem Jahre wird dann nur eine kleine Expedition ausgesandt werden, um eine Kohlennirdcrlage an der Küste von Grönland, Kap Sabine gegenüber (wo Peary aus seiner vorigen Reise einmal überwinterte', nnzulegrn. Das zu erbauende Schiss soll ungefähr 1400 Tonnen Wasserverdrängung haben und so stark wie möglich gebaut werden, stärker als irgend ein Schiff, das bis jetzt zu einer Polarfabrt denntzt worden ist. Das Schiss soll fick durch eine besonders starke Maschinerie anszcichnen und soll gleichzeitig als Segler ausgerüstet werden, sodaß es, falls die Kohlen ausaehrn, unter eigenen Segeln das Eis durchbrechen kann. Die Wände des Sckiffes werden schräg zulanfen, sodaß das Schiff, wenn es in dickte Eismassen gerät, von diese» in die Höhe gehoben und nicht eingedrückt werden kann, wie dies bei anderen Polar schissen, welche perpendikuläre Wände hatten und deshalb den Eis druck nickt ansdalten konnten, der Fall war. Die Kosten des Sckiffrvanes werden nach Pearys Veranschlagung ungefähr 10000» Dollars betragen. ie Neue Spenden für Sie Wisstnschafl Die Goldschmicdc- Geselkschaft (Goldsmikh's Company) in London hat der dortigen Royal Society eine Summe von 20 000 über wiesen, die als Fonds zur Unterstützung der Radiumforschung dienen soll. Der Vorstand der Royal Society hat die Ver waltung der Stiftung übernommen und ein Programm für ihre Verwertung entworfen. — DaS Institut de France Hai vou JeanDebrousse ein jährliches Legat von 30 000 Fr. erhalten, 'das tm allgemeinen Jntereste der Literatur, Wissen schäft und Kunst verwendet werden soll. Bei der letzten Ver sammlung -des Instituts ivurde beschlossen, zunächst die Summe von 500 Fr. aus dieser Spende für die Veröffentlichung vou Mondtafeln zu bewilligen. — Es dürfte noch nicht allgemein bekannt geworden sein, daß in dem neuen deutschen Etat eine Bewilligung von 16 000 vorgesehen ist unter dem Titel: ^Förderung wissenschaftlicher und besonders ethnologischer Studien in China". Die deutsche Regierung hat erkannt, daß mit der zunehmenden Eröffnung Chinas eine genauere Er forschung der Individualität der ostasiatrscken Völker eine dringende Notwendigkeit geworden ist. Es soll daher ein mir der Völkerkunde und der chinesischen Sprache woblvertrautcr deutscher Gelehrter ständig in China sich aufhalten, um die dortige Kultur durch dauernden Verkehr mit der Bevölkerung und durch andere Forschungen zu erkunden. ES braucht nicht gesagt zu werden, daß eine derartige Maßnahme von außer ordentlichem Wert nickt nur für die Chinaforsckung im -allge meinen, sondern auch sür die Stellung Deutschlands zu China werden würde, da die Euroväer im Verkehr mit diesem men würdigen und vou unserer Empfindlings- und Denkungsart so weit entfernten Volk eine durch einen Sachverständigen gc gebcne Richtschnur gar nickt entbehren können. Weratrrr. 0. k Dsfip schubm in Amczfka. Aus Nc w Z) o r k wird berichtet: Zwei Vertreterinnen deutsckicr Kunst die" Schwestern Ossip Schubin und Marie Kirschner, sind auf dem Dampfer „Prinzeß Irene" hier cingetroffen. Fräulein Marie Kirschner kommt als Mitglied der deutschen Reichtzkommissiou zur St. Louiscr Weltausstellung, während ihre Sckivcster Lola Kirschner, besser unter dem Pseudonym Osstp Schubin bekannt, fick, studien halber hier aufdaltcn und Stoss für einen neuen Roman sammeln wird. „Nm meine Sympathien für das Land und Volk, die mich vou jeher interessiert haben, zu erweitern und dao Land des geraden Rückgrats nüber lcnnen zu lernen, bin ich nack Amerika gekommen'' erwiderte Ossip Sclyckin einem Ver treter der „New Aorier Staatszeitung", der sic nack dem Zweck der Reise fragte „Ich werde wahrend meiner Anwesenheit in den Vereinigten Staaten soziale Studien mackicu. In meinem neuen Roman möchte ick nämlich meinem Helden eiu neues Rückgrat einsehcn lassen, denn sein Rückgrat ist :hm im Verkehr mit Fürsten abhanden gekommen. Ich habe Amerika bisher nur durch amerikanische Literatur und im Verkehr mit Eurova reisenden kennen gelernt und wünsche mich durch Augenschein von den Fortschritten der Amerikaner auf sittlichem Gebiete sowohl als auf geschäftlichem zu überzeugen. " Die Sö^ift- stellerin zollte (odann der amerikanischen Weiblichkeit hohe An crkennung. Während der Ueberfahrt hatte sie Gelegenheit, mit jungen Amerikanerinnen näher bekannt zu werden. „Die Fraucncmcmeipation hat in Amerika nicht die unsittlichen Folgen, die sich in Europa bemerkbar machen", sagte sie. „Erne Lebensfreude, die bei uns fast unbekannt ist, findet man bei den Amerikanerinnen. Ein objektiv dreinschauender Europäer muß frappiert sein, nicht nur ob des Geschäftsgeistes, sondern auch über die Lebensführung des Amerikaners. Ich hoffe, daß der amerikanisckn: Einfluß, ivaS Sittlichkeit betrifft, sich in derselben Weise wie der Geschäftssinn in Europa geltend machen Wird." Ebenso fesselnd plauderte Frl. Marie Kirschner, die vou der deutschen Regierung mit der Leitung der kunstgewerblichen Ab teilung für Frauen auf der St. Louiser Ausstellung b-aufkragt worden ist. „Die Regierung hat dieser Abteilung große Auf mcrksamkeit gewidmet", sagte sic. „Die Ausstellung soll eiu an sckaulicheS Bild ocS Fortschrittes der deutschen Frarren auf den« Gebiete des Kunstgewerlvs geben. Wie man Wohnräume schmückt und Farbe und Form der Hausgeräte zu harmonischer Wirkung bringt, soll gezeigt werden Tic deutschen Fabrikanten waren zuerst nickt geneigt, sich an der Ausstellung zu beteiligen, da sie die amerikanische Konkurrenz fürchteten Die Regierung bat jedoch diese 2*edcnkcn bcsckwicktigt und den Ausstellern so große Zuvorkommenheit gezeigt, daß die Beschickung eine starte sein ivird." Wie ihre Schwester Ossip Schubin auf dem Ge biete der Literatur, so nimmt Pkarie Kirschner im Reiche der an gewandten Kunst eine geachtete Stellung ein. Sie war zuerst Malerin von Landschaften und Blumensiticken, versuchte fick dann als Stickerin und verlegte jick schließlich aui die Ausschmückung der Wohnräumc. Eine interessante Schilderung entwirft sie von ihrem Werdegang als Künstlerin. Meine Mutter war fest entschlossen, ihre Töchter nickst zu verheiraten", erzählte Frl. Kirschner. „Die Begabung, die Euck zuteil geworden ist, tvird Euch durchs Leben helfen und Euer Interesse -un Leben rege lnrltcn", sagte die Mutter, und so wurden meine Schwester und ich schon vou der Wiege au für den ledigen Stand erzogen. Ich besaß anfangs leine Neigung zum Studium der Kunst, dock wurde ich dazu anaevattcu. Eines Tage- betrachtete ich in einer Ausstellung ein Bild von Fules Dupre, und dieseS Gemälde wirkte wie eine Offenbarung. Ick wußte plötzlich was Kunst ist Die Erlaubnis zum Kopiere» des Gemäldes konnte ick nickt erhalten, und so bestach ich die Diener, die mir dann den Zlttritt zu der Ausstellung in den Morgenstunden gewährten. Auf meiiicu Knien arbeitete ick vor dem Gemälde, bis ick eine Kopie augeterligt hatte. Bald darauf ging ich nach Paris und wurde Herrn Dupre vorgeitelll; al» ick ihm meine Arbeit zeigte, sagte er: „Vlon Dien, Mademoiselle, das ist die beste Kopie, die ich gesehen babe!" Ich wurde von ihm al« Schülerin angenommen,
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