Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.04.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040422013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904042201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904042201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-04
- Tag1904-04-22
- Monat1904-04
- Jahr1904
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
BkzugS-PrrtS k» der Hauptexpedition oder deren Aurgabe- stellen aogeholt: vierteljährlich 3.—. bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Hau» 3.75. Durch die Post bezogen für Deutsch land u. Oesterreich vierteljährlich X 4.80, für die übrige» Länder laut ZritungSpreiSliste. Ped«tttou «ad Expedition: Jobannt-gasse 8. Fernsprecher: RedaMon 183. Expedition 222. Ailialerpedtttanen: Llfredtzahn, Buchbandlg., UntversitSt-str.S (Fernspr. Nr. 4046), L. Lösche, Katharinen- sirahe 14 (Fernsprecher Nr. 2938) u. Köntg»- platz 7 (Fernsprecher Rr. 7808). Haupt-Filiale Dresden: Marienstratze 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale verltu: TarlDnnck e r, Herzgl.Bayr.Hofbuchbandla., Lützowstraßr 1O(FernsprecherAmtVINr.46O3.) Morgen-Ausgabe. UpMer. TaMM Anzeiger. Nmtsklatt des Königlichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Nates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-'Preis die «gespaltene Petitzeile 28 Reklamen unter dem RrdoktionSflrtch (»gespalten) 78 nach den Fomiliennaih- richte» (6gespalten) 80 /H. Tabellarischer und Ziffernsatz rutspreche»d Häher. — Gebühren für Nachweisungen und Ossertrnanuahmr 28 -H. Gxtra-Vetlagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Au-gabe, ohne Postbeförderung ^lt 60.—, mit Postbeförderung .St 70.—. Annatzmeschluß für Anzeige«: Abend-AuSgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: nachmütog» 4 Uhr. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet vou früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Brrlag von 8. Polz in Leipzig (Inh. Or. B., R. L W. Llinkhardt). Nr. M. Freitag den 22. April 1904. 98. Jahrgang. gesucht ein Virmarch lür verterreich. Am 19. April ist in Oesterreich der Reichsrat wieder zusammengetreten. Gleich die erste Sitzung hat deutlich gezeigt, wa8 der Staat von seinem Parlament zu erwarten hat. Dasselbe traurige Schauspiel der Selbst. Vernichtung, das wir seit drei Jahren betrachten, wird sich auch jetzt wieder vor Europa abspielen. Dringlich, keitsanträge, namentliche Abstimmungen und all der andere obstruktionistische Plunder wird auf der Tages- ordnung des Parlaments stehen. Dazwischen werden einige Kurpfuscher ihre beliebten Allheilmittel anpreisen; der Abgeordnete Grabmayr wird alles von einer Neuordnung der Gcschäftsbehandlung, von einer stram meren Disziplinierung des Hauses erwarten. Prinz Liechtenstein wird wieder dafür schwärmen, den Ballast der Konstitution über Bord zu werfcln und einem politischen Kavalier die Regierung zu übertragen. Herr Kramarsch wird uns schwören, daß die Monarchie ge- rettet ist, wenn die Tschechen eine slawische Universität in Brünn und dis innere tschechische Amtssprache für Böhmen und Mähren erhalten. Der Minister von Koerber wird mit Heiterkeit verkünden: „Was sich liebt, das neckt sich", und er wird mit Pathos von Oesterreichs Zukunft, von der Unzertrennlichkeit und Unzerstörbarkeit der habsburgischen Lande sprechen. Und während alle diese schönen Reden sich zum Himmel emporschwingen, wird der 8 14 alles das beschaffen, was man mit einem echt österreichischen Worte „Staatsnotwendigkeiten" nennt, und Oesterreich wird sich von Tag zu Tag weiterschleppen, in jener Stimmung, die einst Friedrich von Genz in den oft zitierten Worten charakterisierte: „Mich und Metter nich hält's noch aus!" Für uns Deutsche ist der Anblick deshalb besonders peinigend, weil sich natürlich in unS der Wunsch regt, den Var lvichtigrie vom rage. * Bon der Kolonne Glasenapp ist Nachricht ein gegangen, »ach der sie am l5. d. M. in Onjatu stand. * Em Verstärk» vgStranSp ort von 20 Offizieren und 132 Mann geht am 30. d. M. von Hamburg nach Swakopmund ab. * DerKaiser hat den Prinzen Ludwig vonBavern aufgefordert, die Taufe de» kleine« Kreuzers „H" in Bremen zu vollziehen. * Nach einer X-Drabtnachricht der „Times" auS Tokio sollen 50 000 Russen sich dem Ialu nähern. * Nach einer Meldung aus Chardin verurteilte ein russisches Kriegsgericht zwei japanische Offiziere, einen Obersten und einen Hauptmann zum Tode, weil sie angeblich als Chinesen verkleidet die Bahnlinie zu zerstören suchten. Deutschen Oesterreichs zu helfen, weil dieser Wunsch auch in der habsburgischen Monarchie sehr oft leise und bis weilen laut geäußert wird und weil doch leider so gar keine Aussicht vorhanden ist, daß er sich erfüllen könnte. Denn einmal vorausgesetzt, daß Oesterreich sich wirklich auflöste, so könnten wir doch an eine territoriale Ver einigung für die Deutschen Oesterreichs und uns kaum denken. Sie wäre schwerlich, wenn sie wirklich je erfolgen sollte, ein Glück für das Deutsche Reich, denn der un- geheure politische Machtzuwachs, der durch sie dem Kleri- kaliSmus zufallen würde, müßte einen unabsehbaren Umgestaltungsprozeß in dem deutschen Geistesleben Hervorrufen, das freie Denken und Forschen durch den Dogmenglauben erdrücken, die Fenster in das Neuland der Entdeckungen und Erfindungen vermauern. Die Los von Rom-Bewegung wird dem Katholizismus in Oesterreich nicht allzuviel anzuhaben vermögen. Es erscheint uns daher sowohl im reichsdeutschen als im österreichisch, deutschen Interesse wünschenswert, daß die österreichisch, ungarische Monarchie der Welt erhalten bleiben möge. Diese Hoffnung ist aber ganz sicher eitel, wenn es nicht einem providentiellen Manne gelingt, Oesterreich zu ver jüngen und dem Staate eine Gestalt zu geben, in welcher die Völker nebeneinander gruppiert und nicht gegen einander gruppiert sind, wie dies leider heute infolge der Aufrechterhaltung der sogenannten „historischen Jidivi- dualitäten" der Fall ist. Die heutigen Königreiche und Länder schließen meist zwei oder drei Nationen in sich, und hierin liegt der Keim zu immerwährenden Streitig, keiten. Das böhmisch-mährische Problem steht im Vorder gründe des Interesses, aber auch die übrigen nationalen Streitfragen erheischen dringend eine befriedigende und endgültige Antwort. Napoleon I. schrieb einmal: „Die Natur hat die Schweiz zum Föderativstaate gemacht; die Natur zu besiegen, versucht kein vernünftiger Mann!" Gerade dieser Versuch ist abür in Oesterreich immer aufs neue gemacht und hartnäckig ausgebaut worden. Schon im Jahre 1849 sagte Palacky, der Vater der tschechischen Nation, im Kremsierer Verfassungsausschuß: „Eine unnatürliche Ehe trug nie gute Früchte, deshalb ließ man die Ehescheidung zu. Ebenso ist die unnatürliche Länder verbindung ein Fluch der Menschheit." Wenige Jahre später schrieb Franz Schuselka in dem Buche „Das provisorische Oesterreich": „Jeder Denker sieht ein, daß Oesterreich einer originellen Bereinigung des Föderativ- und ZentralisationSsystems bedarf. Oesterreich soll eben ein Reich werden, das heißt, es soll auS vielen selbständig lebenden politischen Organismen bestehen, die in höchster Potenz zusammen und ineinander leben. Oester reich soll ein Bölkerstaat werden, ein Staat, in welchem verschiedene Völker für da» geschichtliche Leben eine politische Nation darstellen. Unser Ministerium dagegen weiß nichts zu organisieren, als den alten Beamtenstaat mit neuen Namen und Formen." So waren westschauende Männer schon vor einem halben Jahrhundert darüber einig, daß Oesterreich noch nicht die Organisation gefunden habe, die seinem eigenartigen Wesen frommt. Seitdem ist viel experimentiert worden, aber dis Krone hat keinen festen Standpunkt zu gewinnen ver mocht und der Bismarck Oesterreichs ist noch nicht er standen. Oesterreich braucht aber nicht unterzugehen, es muß sich nur zu der ihm allein eigenen Lebensform durch, ringen. In unserer Zeit, die in jedcim Sinne auf Groß staatbildung hinstrebt, ist es nicht wahrscheinlich, daß die einzelnen Nationen Oesterreichs ihre politische Un abhängigkeit erhalten, die sie auch gar nicht wünschen sollten. Ter Jrredentismus ist ungefährlich. Es handelt sich bei ihm im wesentlichen um die deutsche, die tschechische und die italienische Erscheinungsform. Daß der Pangerma nismus ein Traum ist, und nicht einmal ein schöner, haben wir bereits nachgewiesen. Für eine wirkliche Annäherung der Tschechen an Rußland wäre der Uebertritt zur ortho doxen Kirche und die Annahme der russischen Sprache und Schrift unerläßliche Bedingung. In Rußland aufgehen, hieße auf die Freiheit, die Nationalität und die Ver gangenheit verzichten. Das absolute Rußland wird auch schwerlich die Hände nach einem zum extremsten Konstitu- tionalismus herangereiften Volke ausstrecken, um der Ne- volution Tür und Tor zu öffnen. Und die Träume der Hussitenenkel zerschellen auch an der geographischen Glie- derung Europas. Die Tschechen können nicht über die Polen hiuwegspringen, die Polen aber wollen von der russischen Universalmonarchie nichts wissen, sie haben dazu ihre guten historischen Gründe und leben in Oesterreich als verhätschelte Stützen des Thrones weit besser, als dies im Lande des weißen Zaren jemals möglich wäre. Von allen Spielarton der Jrredenta in Cisleithanien hat die italienische allein einen bedrohlichen Charakter. Hier handelt es sich um eine hochentwickelte Nation, die an dem geschlossenen Ganzen, zu welchem sie hinstrebt, einen starken natürlichen Rückhalt hat. Im allgemeinen aber verlangt das Interesse der einzelnen Nationalitäten eben so sehr wie das Interesse Europas die Fortdauer Oester- roichs. Oesterreich muß leben, weil es nicht untergeben kann, und wir sehen nicht sowohl dem Todeskampfe eines Staates, als vielmehr dem Ringen nach einer verjüngen- den Umgestaltung, einer Uebergangsperiode zu, aus der hoffentlich neues und fruchtbares Leben erblühen wird. 6. Der Humana aer hetero. Na«hri«ht v»« der Aolanne Slasenapp. Endlich hat die Kolonne Glasenapp das sehnlichst erwartete Lebenszeichen von sich gegeben. Wenn die Nachricht auch insofern nicht gerade günstig lautet, als sie wieder mehrere Todesfälle infolge des Klimas oder der bei Okaharui er littenen Verwundungen meldet, auch von 42 Kranken be richtet, die in Windhoek eingetroffen sind, so zerstreut sie doch wenigstens die Gerüchte, die schon von einer vollständigen Niedermetzelung der Kolonne durch die Hereros sprachen, und läßt zugleich erkennen, daß die Kolonne Glasenapp am 15. d. M. noch in Onjatu stand, sowie daß inzwischen weitere Gefechte nicht stattgesunden hatten. Das Telegramm lautet: * Berlin, 21. April. Aus Windhaek »erden unter dem heutigen Tage noch folgende nachträgliche Todes fälle der Kolonne Glasenapp aus Lufatu gemeldet: Von der Kompagnie de» Leebataillon» Einjährig-Fret- willtg-GefreUer Johannes Schmidt am 16. April in folge der bei Okaharui erlittenen Verwundung; Unter offizier Max Kiesstg am 11. April an ThPhuS; See soldat Dietrich am 14. April an Herzschwäche; von der 1. Kompagnie des 2. Teebataillons Seesoldat Gustav Lelke am 11. April infolge der bet Okaharui erlittenen Verwundung; vom Ersatztransport Winkler Netter Alois Wolff am 15. April an Herzschwäche. Ferner wird gemeldet, daß am 20. April ei« Transport von 42 Kranke« der Kolonne Glasenapp unter Führung des Hauptmanns a. D. Fromm in Windhoek eingetroffen ist. Zur Orientierung sei nochmals bemerkt, daß die Kolonne Glaienapp, die nach dem Gefecht bei Owstokorero in südöst licher Richtung auf die Onjatuberge verrückte, bei Otjikurko auf die unter Tjetzo stehenden Hereros traf und sie am 2. April bei Okaharui angriff. In diesem Gefecht wurden die HereroS in nordöstlicher Richtung auf Otjikuner zurück geworfen und darüber hinaus bis nach Onjatu verfolgt. Hier hat Glasenapp Halt gemacht und befand sich am 15. April noch dort. Verbesserung de- Nachrichtenwesen-. Für Südwestafrika steht eine Neuerung im Verkehrs wesen bevor, die von großer Bedeutung nach allen Rich tungen hin ist. Die drahtlose Telegraphie soll zunächst in dem Aufstandsgebiete eingeführt werden. Schon beim Beginn der Unruhen, als die Heliographen-Verbindung zwischen den Stationen unterbrochen war, wurde vom Gou vernement der dringende Wunsch laut, daß dort die Funken telegraphie erngeführt würde. Erst wenn es möglich ist, über alle Hindernisse hinweg, zu allen Tageszeiten und bei jedem Wetter sich zu verständigen, ist der Kommandeur wirklich im stände, die tatsächliche Oberleitung über alle auch noch so weit getrennten Abteilungen zu führen. Gerade in dem jetzigen Zeitpunkte, da eine unleugbare Beunruhigung über die Lage der Abteilung Glasenapp entstanden ist, tritt der Wert der Funkentelcgraphie scharf hervor. Die Berichterstattung würde dadurch auch eine viel raschere werden. Außerdem sollen Fesselballons mit nach Süd- wcstafrika genommen werden, mit denen die Stellungen der Hereros genau festzustellen waren. Selbstverständlich wird man die Einrichtung der Funkentelegrapbie nicht auf Zeit und Raum beschränken, sondern sie später nach Unter drückung des Aufstandes beibehalten und nach dem Süden und dem Norden, wie über das ganze Schutzgebiet aus dehnen. Auf diese Weise erhalten wir ohne große Kosten eine telegraphische Verbindung nach allen Seiten, die bisher fehlte. Hoffentlich gibt daS auch den Anstoß zur Einrichtung desselben Systems in anderen Schutzgebieten, z. B. in Ostafrika, wo die Herstellung des Draht-Tele graphen sehr viel Zeit in Anspruch nimmt und größere Kosten verursacht. Wir brauchen uns dann auch nicht in dem weit ausgedehnten Gebiete auf eine Linie zu beschränken und können ferner nach allen Grenzen hin solche Verbindungen schaffen. Der Kongostaat hat schon seit mehreren Jahren Feuilleton. Ein Glücklicher. Bon GeorgBötticher. Nachdruck verboten. Glückselig der, dem das Geschick beschert Ein liebes Weib und einen trauten Herdl Wenn er am Lage redlich sich geplagt Und abends heimkehrt, müd und oft verzagt. Wie schön ist'S dann, wenn eine linde Hand Die Stirn ihm kühlt, von Sorgen heiß entbrannt, Tin weicher Arm ihn zärtlich-fest umschlingt Und der Geliebten Stimme ihn umklingt: „Du Guter! Mußt dich immer, immer mühen! Nun ruh und laß die schlimmen Sorgen ziehen." Wie blickt im Nu sein Auge frohgemut, Sr küßt die Liebste: nun ist alle» gut! Frei fühlt er wieder die bedrückte Brust, Fühlt sie durchströmt von neuer Schaffenslust, Das Schwerste dünkt ihn leicht jetzt zu vollbringen, Wa» eS auch sei, für s ie wird er e» zwingen. Und nieder sitzt er zum bescheidnen Mahl: Zufriedner tafelt keins im KönigSsaal. Beständig klingt'» ihm wie ein schöner Reim Am Ohr: Du hast ein Weib! Du hast ein Heim! * Theater. I-. Hebbel» »Hrrphe» und Maria»««" »r»ielte auch bei der zweiten Ausführung im Leipziger Schauspielhaus« am Mittwoch abend vor einem dicht besetzten Hause einen großen und tiefgreifenden Erfolg. Die Wucht des un heimlich heraufwachsenden und schließlich furchtbar sich entladenden G^chicke» zweier Menschen gina auch bei der Mw Beifall und Ergriffenheit wuchsen wie der der Vrv- miere nach dem Schlüsse zu mächtig an. Die Aufführung dieses Werkes ist eine literarische Großtat des Leipziger Schauspielhauses, dem unser Theaterpublikum seine nach haltige Anerkennung ganz gewiß nicht versagen wird. Frau Clara Salbach und Herr Lothar Meh ner t stellten wieder mit reifem scHmspielerischen Können die in ihrer Art so scharf umrissenen, das ganze Stück tragenden Figuren der Mariamne und des Herodes auf die Bühne. Die sympathische Gestalt des mitfühlenden Römers TituS wurde von Herrn Ernst Bornstedt mit Ruhe und treffender Reserve sehr gut wiedergegeben. Herr vonGerwitzals SameaS hatte in seinem letzten Auftritt gute Momente. Die drei Könige aus dem Morgenlande batten sich recht gut der Stimmung des fünften Aktes einqefllgt. Ganz vergriffen hatten sich da gegen Fräulein KatharinaWinkler und Fräulein Marie Eisenhut. Diese bat ihre Salome als keifende Zigeunerin aufgefaßt, jene ließ die Größe der Alexandra m einem äußeren Pathos untergehen. Die beiden der Willkür de» HerodeS erliegenden TodeSkandi- daten Joseph und SoemuS wurden von Herrn Otto Mauren und Herrn Jean Hofmann dargestellt, von denen der letztere als Regisseur zugleich für eine ge schmackvolle Ausstattung des Werke» gesorgt hatte. Daß die Spieldauer am zweiten Abend schon um mehr al» eine halbe Stunde verringert wurde, ist der Vorstellung nur von Vorteil. 6. L. Anton Tschechen»» „Kirs»gnrteu" wurde dieser Tage in Petersburg von der Gesellschaft de« ,:l>w-k.uicr Künst lerischen Theater«'' zum «rsten Mal« aufgrfülwt und Hali« -inen große» Erfolg, obwohl diese« Stück di« p»ss'mi'tischjten oller Humoristen »och «»dramatischer ist al« d,e früheren Erzeug- nisi« seiner dramatischen Muse. Ein alte» Gui-be'itzeröa'iS mit Möbel» au« dem 18. Jahrhundert. Aprilnah,. Dur.ü die Fenster sieht man sinen ,n vollster Blüt« prangenden Kirsch aorten. der so berühmt ist, daß er sogar im Ilouseraatio»«- lexikon erwähnt wird. D>« Herrin det Hause«, Ljubow An drejewna Ran»w«kajo, ist soeben au» dem Ausland, zurück- gekehrt. E>e mag bl, Vierzig überschritten habe» ?chr Monn ist „an Edampaaner" gefiorpin. Li« hat sich dao i e>««m In genieur hing«gebrn, «tnem moralischen Lumpen, mit bem ff, fünf sichre lan» in Pari» Gejubelt und ihr ganze« Vermögen per- sudelt hat. Mit ihr kommt auch ihr« Rechter Anm, ein keuscher Lnael, der rein und underührt geblieben ist im sumpf« de» newskaja, Warja, ein „tiefangelegtes" Wesen, der Bruder der Ranew-kaja, Leonid Andre,ewilsch Gaiew, ein bankrotter Epikuräer, der beständig Billardausdrücke gebraucht, der „ewige" Student Profimow uno der Kaufmann Lopachin. Der letztere ist in dem Hause ausgewachsen als Sohn eines Leibeigenen und hat sich durch seine Intelligenz aus der niedrigen Bauern sphäre emporgeschwungen. Er ist nicht abgeneigt, die ihn liebende Warm zu heiraten. Die Ranewskam steht vor dem Ruin, und e» gibt für sie, nach Lopachins Ansicht, nur eine Rettung: sie muh den mächtigen Kirschgarten fällen lassen und den Boden parsellenweise zur Errichtung von Landhäusern ver kaufen. Doch davon wollen Schwester und Bruder nichts wissen. Und so kommt denn das Gut unter den Hammer und wird um SO 000 Rubel von Lopachin erworben. Warja geht ins Kloster. Der Student und Anja reisen ab, um ein „neues" Leben zu beginnen. Gajew nimmt eine Stelle an einer Bank an und die RanewSkaia geht zu ihrem Liebhaber nach Paris. Moral: „DaS Alte stürzt, und neues Leben blüht aus den Ruinen." Das von frischem Blut durchpulste, tatkräftige Bauerntum triumphiert über den entnervten, verkommenen Adel. In der Verwendung der technischen HülfSmittel d:S Drama» ist Tschechow noch weit zurück. Die Gestalten, die er auf die Buhne stellt, sind nicht neu, und einem im zweiten Auf zuge auftretenden „Barfüßler" hätte Maxim Gorki, der der Aufführung beiwohnte, als einen lieben Bekannten freundlich zunicken können. Der Erfolg de« Stückes wurde hauptsächlich herbeigeführt durch die JllustrationSstimmung, die Spiel und Jnscenierung de» „Künstlerischen Theaters" dem Drama zuteil werden ließen. Kunst. vo« »en Shakeipeare-FeterliÄttiken in Weimar. Wie di» „Weimarische Itg. meldet, ist für di« Festlichkeiten an läßlich der Enthüllung de» Shakespeare-Den k- mal« nachstehendes Programm festgesetzt. Am Abend des 22. Apnl wird als Festvorstellung im Hoftheaier „Hamlet" in L<«n« sehen mit Josef Kainz vom k. k Hofburg, theater in Wien m der Titelrolle. Hu dieser Vorstellung sind dl« Teilnehmer an der Feier als Gäste de» Großherzogl. Hof- lhcater» Ungeladen. — Tonnabend, d«n 28. Apnl, vormittags loz» Ubr, ttm die Shakespeare-Gesellschaft IM Armbrustfaql» zu ihrer Generalversammlung Zusammen, s.üf der TaaeSordnuna sieht: 1) Eröffnung der 'Sitzung durch den Präsident»» Prof. vr. Brandt-Berlin und Erstattung des Jahresbericht». S) Festvortrag de« Professor» vr Ko-pp»l- Etraffvura Über .Konfessionell« Strömungen in d«r dram«, Aschen Dichtung de« Aeualler» Inr Herden ersten Stuartkönige. 3) ReckmungSobleauna und Entlastung de» Schatzmeister». 4) Anträa« und Wümcha d«r Mitglieder, ö) Wahl de» Orre« der nächsten G««vaP«efa«M»G. Aeich»«ttag« » vhr v«r- sammeln sich die mit Fefttarten Versehenen auf dem Denl- malsplatz. Die Enthüllungsfeier beginnt mit einer Ansprache des vr. inx. W. v. Occhelhäuier, Berlin. Nach einem Gesang folgt eine Rede des Prof. vr. Brandt -Berlin, dann die Enthüllung. Ein Gesang schließt die Feier. Ilm 4 Uhr Fest essen im „Erbprinzen". K Große KunstanssteUung Dresden 1904. lieber 1600 Ein ladungen zur Eröffnung der Kunstausstellung am 30. April mittags 12 Uhr sind in diesen Tagen abgcgangen. Die Einladungen er gingen an die Herren und Damen der Dresdener Hofgesellschaft, an dir Minister und die in Dresden beglaubigten Gesandten und diplomatischen Geichäftsträger, an die Generalität und Kommandeure der dortigen Regimenter, an die Spitzen der kaiserlichen und königlichen Behörden, an den Rat und die Stadtverordneten zu Dresden, die Professoren der Hoch schulen, an die Vertreter der Finanzwelt und der Presse, sowie an weite mtt der Kunst in Beziehung stehende Kreise. Die Eröffnung wird sich diesmal besonders glänzend vollziehen. Der bohr Pro- tektor der Ausstellung, Se. Majestät der König, wird mit Ihren Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen, dem Prinzen und der Prinzessin Johann Georg und Prinzessin Mathilde zur Eröffnung der Ausstellung erscheinen. Die Eröffnungsrede bält der erste Vorsitzende der Kommission, Professor Gotthardt Kuehl, der mit seltener Arbeitskraft auch diesmal da» groß« AuS- slellungSwerk erfolgreich durchgesührt bat. 8 Friedrich Preller sen. Am 25. April ist der hundertste Jahrestag der Geburt dr« großen deutschen Malers Friedrich Preller «en. Am bekanntesten wurde von ihm sein Odysser-Eytlu«, welcher sich im Museum zu Weimar befindet, dir Kartons hierzu im Leipziger Museum. Ferner befinden sich eine Anzahl Werke diese» Meister», meisten» die Odpssee-Saae behandelnd, in dein Römische» Hause »u Lripzig. Aus Anlaß des hundertsten Geburts tage» diese» Künstlers hat dir Kunsthandlung von Pietro Del Vecchio in ihrem Schaufenster eine Ausstellung von farbigen Reproduktionen de» Odvssee-Eqklu» veranstaltet. O L. Die Tell-Ausftellnng in Zürich Tie vom 8. bis 29. Mit im Kunstgowerbemuscum (Scknvcizerisches Landes museum) in Zürich stattfmdendc Tell-AuSitcllung verspricht die Jahrhundertfeier von Schiller« unvergänglicher Dichtung in künstlerischer und literarischer Hinsicht würdig zum Abschluß zu bringen. Die Ausstellung soll folgende Abteilungen um fassen : I. Literarische Abteilung: 1. Briefe und Handschriften 2 Tell-Vibliothek: Ausgaben und Ueber- setzunaen von Schiller» Tell; andere Tell-D'chtunaen, Y. Büb ,n«N-^chicht«: Theaterzettel, Dekorationen. Figur««. Bildniffe von Darstellern, Beruhte über Erstaufführungen. 4. Boll» oufführungen in der «bweiz: Bühnenbilder, Modell« und l Pläne von Festspielhäusern v. Schilber» Test in der Miffik: Partituren, stnmpasttionen ««»«Ine« Lieder und SesLu».
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite