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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.04.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040427027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904042702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904042702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-04
- Tag1904-04-27
- Monat1904-04
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Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem RrdaktionSstrich («gespalten) 75 nach den Familiennach. richten <6gespalten) 50 -H. Tabellarischer und Ziffrrnsatz niljprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertrnannahme 25 Extro-Veilagen (gesalzt), nur mit der Morgen »Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbeförderung .X 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend»Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittags 4 Uhr. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richte«. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Truck und Verlag von G. Poll in Leipzig (Inh. vr. V., R. L M. Klinkhardt). Nr. 213 Mittwoch den 27. April 1904. 98. Jahrgang. Var Wchligrte vsm Lage. * Der Leipziger Ortskrankenkasse war auf ihr Ge such, betreffend die Fristverlängerung für die von ihr geforderte Anstellung von 98 Aerzten, bis heute mittag eine Entscheidung der Königl. KreiShauptmannschast nicht zugegangen. * Eine neue deutsche Flottenvorlage ist nach einer anscheinend offiziösen Auslassung nicht vor dem Jahre 19 06 zu erwarten. * Das neue MilitärpensionSgrsev wird in aller nächster Zeit im Bundesrat zur Verhandlung kommen. * Die amtlichen russischen Stellen in Berlin erklären die Nachricht, der Zar beabsichtige, sich nach dem KriegS- jchauplatze zu begeben, für unglaubwürdig. * Mr. Watson, der Führer der australischen Arbeiter partei, wurde von dieser ermächtigt, bei der Bildung des Ministeriums auch andere Parteien zu berücksichtigen. Nuzgttlaltung Sei Urheberrecht;. Nachdem durch das Gesetz vom 19. Juni 1901 das Urheberrecht, soweit es sich auf Werke der Literatur und der Tonkunst bezieht, neu geregelt worden ist, hat bei dem nahen Zusammenhänge der Materien und angesichts der aus den beteiligten Kreisen laut gewordenen Wünsche auch an die Revision des Gesetzes, betreffend das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste vom 9. Januar 1876 und des Gesetzes betreffend den Schutz von Photo- graphien gegen Nachbildung vom 10. Januar 1876 herangetreten werden müssen. Die Klagen, daß das gegen- wärtige Recht den veränderten Bedürfnissen des Rechts und Vcrkehrslebens nicht mehr entspreche, richten sich hauptsächlich gegen das photographische Schutzgesetz. Es erschien deshalb zweckmäßig, zunächst die Revision dieses Gesetzes In Angriff zu nehmen. Der Entwurf eines neuen Gesetzes, betreffend das Urheberrecht an Werken der Photographie, ist im Jahre 1902, nachdem er mit Sach» verständigen beraten war, der Öffentlichkeit bekannt ge geben. Demnächst ist auch der Entwurf eines neuen Kunstschutzgesetzes aufgestellt und gleichfalls der Beratung mit Sachverständigen unterzogen worden. Schließlich sind beide Entwürfe, da sie gleichartige Verhältnisse regeln und, wie sich ergeben hat, in der Mehrzahl der Vorschrift ten übereinstimmen, nach dem Vorgang ausländischer Gesetzgebungen in einen einheitlichen Entwurf zusammen» gefaßt worden. Der Entwurf ist kürzlich den Bundes- regicrungen mitgeteilt worden und soll demnächst samt den dazu gehörigen Erläuterungen veröffentlicht werden, nm den beteiligten Kreisen Gelegenheit zu bieten, ihre Anschauungen und Wünsche kundzugeben. Im einzelnen hat, wie die „Erläuterungen" ausführen, die Neuregelung für das Gebiet der bildenden Künste zunächst die urheberrechtliche Gleichstellung der Werke der angewandten Kunst und der Baukunst mit den übrigen Werken der bildenden Kunst im Auge. Ferner handelt cs sich um die Beseitigung oder Abänderung verschiedener Bestimmungen des geltenden Rechtes, welche die Befug» nisse des Urhebers zu sehr beschränken oder nach der Heuti. gen Rechtsauffassung entbehrlich sind. Einzelne Vor schriften sollen die ideellen und persönlichen Interessen des Schöpfers eines Werkes in weitergehendem Maße gegen Mißbrauch schützen. Auch in Ansehung der photo graphischen Erzeugnisse soll der Schutz nach verschiedenen Richtungen hin verstärkt werden. Es kommt hier haupt sächlich in Betracht die Verlängerung der Schutzdaucr, das Verbot der Nachbildung, auch wenn sie auf anderem als mechanischem Wege erfolgt, sowie die Beseitigung der Be schränkung, welche sich aus der Freigabe der Benutzung von Photographien ergibt, die mit industriellen Erzeug- nissen in Verbindung stehen. Auch die Beseitigung der urheberrechtlichen Verpflichtung zur Angabe des Namens und Wohnortes des Verfertigers und des Kalenderjahrs des Erscheinens gehört hierher. Für beide Gebiete ist ferner neu eine Einschränkung der Befugnisse des Ur hebers durch Einführung eines Schutzes des Abgebildeten gegen Verbreitung und öffentliche Schaustellung des Bildnisses. Im engen Zusammenhangs mit dem Urheberrechte steht das Verlagsrecht. Gleichzeitig mit den Entwürfen neuer Kunst- und Photographieschutzgesetze ist deshalb auch der Entwurf eines Gesetzes über das Verlagsrecht bei Werken der bildenden Künste und der Photographie aufgestellt und der Beratung mit Sachverständigen un- terzogen worden, nach dem Ergebnis dieser Beratungen erscheint es indessen, wie die „Erläuterungen" feststellen, nicht angezeigt, die Angelegenheit schon jetzt weiter zu ver- folgen. Die auf dem Gebiete des Kunstverlags in Bc- tracht kommenden Verhältnisse sind nach den Darlegungen der Sachverständigen so mannigfaltig, daß eine einheit- liche, allen Ansprüchen gerecht werdende Regelung zur Zeit kaum möglich ist. Die großen Schwierigkeiten einer Regelung werden noch dadurch vermehrt, daß beim Kunst verlage die mannigfaltigsten Vervielfältigungsartcn in Betracht kommen und daß gerade gegenwärtig die Ver vielfältigungstechnik in stärkster Entwickelung begriffen ist. Die überwiegende Mehrheit der Sachverständigen war deshalb der Ansicht, daß es sich empfehle, zunächst die praktische Bewährung des neu gestalteten Urheber rechts abzuwarten, die verschiedenartigen Handels gebräuche zu sammeln und so die Grundlage für eine spätere gesetzliche Ordnung des Kunstverlags zu schaffen. vrr Humana aer Herero. Die Rückkehr -er Obersten Dürr. Es wird unS auch von Kiel bestätigt, daß Oberst Dürr Südwestafrika verlassen hat und schon mit einem der nächstfälligen Postdampscr in Deutschland zurückerwartet wird. Es heißt, daß er die Rückreise krankheitshalber angetreten hat, koch ist hierüber keine amtliche Verlaut barung erfolgt. ES kann unter solchen Umständen nicht überraschen, daß die Rückkehr desjenigen Offiziers, der unter allen seit Ausbruch des Aufstandes HinauS- gesandten den höchsten Rang einnahm, überrascht und vielfach erörtert wird. Man will nicht recht an die Krank heit glauben und neigt vielmehr der Ansicht zu, daß eS zwischen ihm und dem Gouverneur Leutwein zu Mißbellig- keiten gekommen sein könnte. Unter allen Umständen ist es im hohen Grade auffallend, daß die Oeffentlichkeit auf amt lichem Wege nicht das geringste über die Abreise eines Offiziers gehört hat, der erst vor ganz kurzem nach der Kolonie hinauSgesandt wurde und seiner Rangstellung nach ru einer hervorragenden Rolle im Kampfe gegen die Herero berufen war. Lyphrr» in der Rolonne Glasenapp Um zu vermeiden, daß unsere in Südwestafrika kämpfenden Truppen in weiterem Umfange von ansteckenden Krankheiten, speziell TypbuS, heimgesncht werden, würde eS sich, wie die „K. Ztg." anregt, dem Vorbilde der Engländer aus dem Transvaalkriege entsprechend empfehlen, die noch als Ersatz hinauszusenvenden Mannschaften während der Seereise gegen Typhus immun zu machen. Die Immu nisierung könnte im Einvernehmen mit dem Berliner Institut für Infektionskrankheiten veranstaltet werden. Die augenblickliche Einimpfung ist zwar unbehaglich, es stellt sich auch starkes Fieber ein, doch tritt nach einigen Tagen wieder der normale Zustand ein. Man sollte jedenfalls die Immunisierung an den Mannschaften vornehmen, die als Ersatz für die Kolonne Glasenapp bestimmt sind. Wie übrigens der Berliner „L.-A." mitteilt, ist auch unter den übrigen Marinetruppen der Typhus in bedenk lichem Umfang ausgebrochen. Um so mehr muß man wünschen, daß möglichst bald eine genaue, namentliche Lifte der von der Krankheit dahingerafften Personen ver öffentlicht wird. Militärische Kritik der bisherigen Operationen. Eine interessante Kritik der bisherigen Operationen vom Standpunkt des Militärs aus bringt die neueste Nummer des „Militärwochenblatt". Einzelne Stellen daraus seien nachstehend mitgeteilt: Gefecht bei Okaharui. Der erste Osterfeiertag, 3. April, sah die Abteilung Glasenapp auf dem Marsche von Okaharui nach Ot» jikuara. Der meist sandige Weg führte über flachwelliges Land durch Dornwald mir dichtem Hagedornunterholz mit nur wenigen lichteren Flächen. Drei Kilometer nordöstlich Okaharui beginnt ein besonders dichter Dornbuschwaldbestand von etwa 4 Kilom. Breite. Diese Stelle hatten sich die Herero zum Ueberfall ausgesucht. Major v. Glasenapp hatte die Berittenen, nur noch 21 Pferde, zur Erkundung der schwierigen Wegestrecken nach Otjikuara voraus geschickt Vortrupp und Nachtrupp werden über vier Kilometer auseinander gewesen stin. An Flankensicherung war wegen be dichten Dornbusches wohl kaum zu denken. Ohne daß die Ab teilung Glasenapp sie bemerkte, scheinen die Herero von Okaharui aus mit starken, zum Teil (berittenen Kräften gefolgt zu sein. Sobald die ganze Kolonne in dem dichten Dornbusch war, wurde um 8'/- Uhr vormittags der Nachtrab unter Leutnant Nörr über raschend von hinten unter starkes Feuer genommen. Dann um faßten die Hereros die hinten marschierende Kompagnie Fischel scheinbar in der Absicht, sich der Proviantwagen zu bemächtigen. Sie müssen dazu schmale Fußpfade im Dornbusch benutzt haben, die mit dem Hauptwege nicht in Verbindung waren. Die Kompagnie Fischel dagegen war zusammengedrängt auf dem schmalen Wege, konnte weder rechts noch links heraus und befand sich in diesem Kampfe auf nächste Entfernungen in verzweifelt schwieriger Lage. Sie verlor den Leutnant der Reserve Nörr, 3 Unteroffiziere, 29 Mann tot, 2 Unteroffiziere, 6 Mann ver wundet. Hoffentlich hat sie keine Gewehre und Munition eingebüßt. Erst nach längerer Zeit konnte ihr Unterstützung gebracht werden. Die gegenwärtigen Operationen Leutweins. Am 14 April wird Oberst Leutwein wieder in Otjosasu gewesen sein. Nach einer Nachricht, die aber nicht amtlich ist, soll er beabsichtigen, nach Seeis zu marschieren. Alle Absichten, die in Südwestafrika ausgesprochen werden, sind in kurzer Zeit Freunden und Feinden bekannt. Es scheint also, daß die Herero veranlaßt werden sollen, den Busch zu verlassen und ihm zu folgen. Möglicherweise ist folgendes ge plant: Oberst Leutwein geht bis zum 22. April nach Otsi- tuesa, macht Kehrt und treibt die Herero langsam nach Norden. Major von der Hepde ist mit 13 Offizieren, 3 Aerzten, 400 Mann am 14. April in Swakopmund eingetroffen. Er konnte am 18. April spätestens in Okahandja sein. Er wird vielleicht angewiesen sein, am 21. von Okahandja anzutreten, den Feind aus Onjati zu treiben und die Pässe bei Onganjira zu sperren bis nach Otjitasu bin. Major von Glasenapp wird angewiesen sein, am 20. abends von Onjatu anzntreten, den Feind in der Richtung aus Onjati zn treiben und das Tal des Kaparaka bei Otjitasu -Erindi zu sperren. Die Grgetmiffe «er Gefechte haben in der Heimat vielfach enttäuscht. Es unterliegt aber keinem Zweifel, daß die Gefechte bei Okaharui, Onganjira und Okatumba als erfolgreiche angesehen werden muffen. Sic schwächen die Kampfkraft der Herero; ihre Toten und die verschossenen Patronen sind unersetzlich, und an ihrem Mute zum Widerstande wird gerüttelt. Die drei letzten Gefechte zeigen aber auch, daß die Herero nicht gewillt sind, «ebne weiteren Widerstand die Landschaften um die Onjati- und Ondrohnnguberge aufznaebrn. Größere Gefechte sind erst zu erwarten, wenn feststeht, wo die Herero Widerstand leisten wollen. Die Erwartung auf entscheidende Schläge sollte nicht zu hoch gespannt und beständig ausgesprochen werden. Ge legenheit znr Ausführung solcher bieten die Herero nur selten. Auch wird man mit einigen entscheidenden Schlägen, wie viel fach angenommen wird, der Herero nicht Herr werden. Sie sitzen in zu vielen einzelnen Banden im Lande zerstreut. Und jede einzelne Bande wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach erst auf Gnade und Ungnade ergeben, wenn die Männer zusammengeschmolzen, die Patronen ausgeaangrn sind, die Nahrung knapp geworden, daS Vieh weggenommen ist und damit der Widerstand unmöglich wird." DaS sind keine erfreulichen Aussichten. Andererseits aber ist diese Darlegung geeignet, dem Mißmut entgegenzuwirken, der in manchen Kreffen wegen der anscheinenden Langsamkeit der Operationen ausgetreten ist. ver ktirskch-japanirche Weg. An» Niutsch«»ang meldet Reuters Bureau: Zwei Iapaner, die auf einem von der Presse gecharterten Boot gefangen genommen waren, sind, nachdem sie zwei Wochen in Haft behalten und von den russischen Militärbehörden einem Verhör unterworfen waren, in Freiheit gesetzt und heute nach Tschifu gebracht worden. Die diesigen Behörden erklären, eS seien keme neuen Kämpfe am Jalu vorgekommen außer der Zerstörung einiger japanischer Dschunken durch russische Freiwillige. Keine große japanische Truppenabteilung fei am Jalu angekommen oder habe^ihn an irgend einem Punkte überschritten. Die Russen halten alle früher besetzten Punkte westlich vom Jalu. General Kuropatkin war der Plan eines Rückzuges auf Föna- bwang-tschöng und Liaujang zugeschrieben worden. Diese Annahme ist aber unbegründet. Japanische Kiele. Die „Deutsche Japanpost" teilt eine Rede mit, die der japanische Handelsminister Kyoura vor einiger Zeit in der Handelskammer zu Kebe gehalten hat. Zu Nutz und Frommen unserer Japanschwärmer bringen wir daraus einige Stellen zum Abdruck: „Es ist ja gerade der Endzweck dieses Krieges, unserem Handel und unserer Industrie in China und Korea neue, große Absatz gebiete zu sichern. Wenn nun während dieses Krieges der Handel in den beiden Ländern nicht durch die Hände der japanischen Kauf leutr geht, so werden sofort kluge ausländische Kaufleute in unsere Interessensphäre rindringrn und uns mit absoluter Gewißheit unseres Handels berauben. (I) Wir müssen daher auch zur Kriegszeit dafür Sorge tragen, daß uns unser Handel nicht entrissen wird. Das Ministerium wünscht deshalb mit Ihnen als den Männern des Handels und der Industrie zwecks gegenseitigen Meinungsaustausches in Verbindung zu treten. Dir Mitglieder des Ministeriums werden rastlos bestrebt sein, Sir mit den weitgehendsten Ver günstigungen in Ihrem Bestreben zu unterstützen. Darum dürfen Sie den fremden Kaufleuten keine Gelegenheit gebe«, in die Interessensphäre des japanischen Handels einzudringen, und das Ministerium wird Sie hierbei mit allen ihm zu Gebote siebenden Mitteln unterstützen." Wer nun noch von einem Siege Japans etwa Vorteile für die deutsche Ausfuhr erhofft, der muß ein unverwüstlicher Opti mist sein. Feuilleton. 28j Das Testament des Lankiers. Roman von A. M. Barbour. Nachdruck verboten. „Ah so!" höhnte sie mit blitzenden Augen und wollte gleich weiter sprechen, da hob er jedoch warnend die Hand und rief gebieterisch: „Still! In meiner Gegenwart dulde ich kein Wort gegen ihn! Nur eins will ich dich noch fragen, bevor ich gehe: War deine mir eben gegebene Er klärung dein letztes Wort? Uebcrlcge noch einmal." „Ich habe nichts zu überlegen", grollte sic verächtlich. „Du bist, wie alle Mainwarings, die ich gekannt habe, wenn du denkst, Geld und Obdach, wie du cs jedem abge dankten Dienstboten zuwerfcn würdest, könnte mir die Stellung und Ehrerbietung ersetzen, die du mir schuldest." „So lehnst du also ein fljr allemal jeden Beistand ab?" „Jeden! Unterstützen lasse ick mich von keinem Main- waring — selbst nicht von dir." „Gut; dann lebe wohl!" Sie wandte ihm stumm den Rücke«», und er ging. Er schritt rasch den Korridor hinab, den Kopf leicht ge beugt, weder rechts, noch links blickend, aber sein Gang zeigte eine Elastizität, die er seit Wochen nicht besessen hatte, und wäre jemand neben ihm gegangen, würde er das leise „Gott sei Dank" vernommen haben, das seiner Brust entstieg. Als er den Wagen erreichte, befahl er dem Kutscher: „Nach dem Hotel, rasch!" Und die ungeduldigen Rosse trugen ihn schnell davon. Jnzwischez» stand in dem Zimmer, das er eben ver lassen hatte, die Unglückliche, die durch Heuchelei, Treu losigkeit und Stolz selbst ihr Verderben herbeigefnhrt hatte, und horchte auf die sich entfernenden Fußtritte; sie horte sic verhallen, störte die Wagenräder rasch die Straße hinabrollen, dann sank sie mit einen» Schrei der Ver zweiflung auf einen Sessel. „Mes vorbei!" stöhnte sie. „Verloren? Das Spiel ist aus! O schreckliches Ende!" Ein Schauder durchflog sie. Nach einiger Zeit stand sie inüde auf und klingelte. Sie bestellte ein leichtes Mahl und fügte hinzu: „Ich will dann nicht mehr gestört werden, da ich noch Besuch er warte." Eine Stunde später glitt Hobson der» Korridor entlang an die Tür und klopfte. Da er keine Antwort erhielt, öffnete er leise, fuhr aber nach dem ersten Blick entsetzt zurück. Vor dem Kamin, auf eine Chaiselongue hingcstrcckt, matt beleuchtet von den Kerzen zweier auf dem Kamin sims stehender Armleuchter, lag Frau La Grange in dem eleganten Anzuge, den sie für die Unterredung mit Harold Mainwaring angelegt hatte. Ihr Gesicht war kaum blasser als wenige Stunden vorher, jetzt aber im Tode erstarrt. Ans dem Tische neben ihr stand unberührt das ihr gebrachte Abendbrot, während eine geleerte kleine Phiole, die die Etikette eines der tödlichsten Gifte trug, den Vorfall erklärte. Unter der Phiole lag ein mit Blei stift beschriebener Zettel: „Ich habe meinen letzten Wurf getan — und verloren! Das Spiel ist aus!" Vor Schreck wie gelähmt, starrte Hobson auf die Leiche, dann aber ermannte er sich und hielt kurze Umschau. Schnell entschlösse»» nahm er der Toten die funkelnden Juwelen ab und schlich, so leise wie er gekommen war, hinaus. Unbemerkt erreichte er die Straße, wo er bald ii» der Dunkelheit verschwand. Vater und Sohn. Ein paar Stunden später saßen Ralph Mainwaring, sein Sostn und Wbitneh in Ralphs Wohnzimmer. Sie hatten gemeinsam das Mahl eingenommen, ohne dabei viel Worte zu verlieren. Auch jetzt schleppte sich die Unter haltung. Hugh besonders war sehr einsilbig. Auf ei»» mal sprang Ralph von seinem Sitze auf, sein lang ver- haltcner Grinin» kam zum Ausbruch. „Zum Teufel, Whitney, mit allen» Gerede über Tinge, die unsere Sachen nicht betreffen! Wir haben keine Zeit zu verlieren. Sprechen Sie! Was sollen wir zunächst tun?" Der Rechtsanwalt zog die Augenbrauen hoch und strich langsam die Asche von seiner Cigarre. „Sie wollen es also doch noch auf einen Prozeß ankominen lassen?" „Selbstverständlich Glauben Sie, ich lasse mich ins Bockshorn jagen? Nein, bei meiner Seele, auf Tod und Leben will ich kämpfen. Ich erhebe Protest gegen das Testament; ich fechte seine Echtheit an. Setzen Sie sich ungesäumt an die Arbeit. Ich will sic bald haben. In zwischen werde ich zu Ihrer Hülfe noch den besten juristi schen Beirat annehmen, der für Geld zu erlangen ist. Auch Grastam, den Sachverständigen für Handschriften und alle Arten von Fälschungen, werde ich gewinnen, denn vor allem muß der Beweis geführt werden, daß das Testament eine Fälschung ist. Wenn das geschehen ist, stürzt das ganze Gebäude dieses schlaue»» Betrügers über den Haufen. Damit aber lasse ich ihn noch lange nicht los. Das ist erst der Anfang. Dann werde ich erst zeigen, wer er ist." „Wie meinen Sie das? Sie beabsichtigen doch nicht, nach -en unwiderleglichen Beweisen, die er geliefert hat, seine Identität zu bestreiten?" „Ach was, Identität! Ich kümmere mich keinen Stroh halm um seine Identität. Mag er der Sohn von Harold Mainwaring oder von Frederick Skott sein — das ist mir gleichgültig. Beide wäre»» heimatlose Vagabunden. Nein, »nein Bester", lachte er teuflisch auf, mit gehässigem Glitzern in seinen stahlgrauen Augen, „ich habe eine ganz andere Uesterraschnng für den Burschen. Er soll noch als Mörder Hugh Mainwarings verhaftet werden!" Hugh sprang auf und begann im Zimmer stürmisch hin und her zu schreiten, während der Anwalt ausrief: „Herr Mainwaring, Sie setzen mich in Erstaunen! Ich vermag wirklich nicht zu verstehen, wie Sie den jungen Mann in Beziehung zu den» Morde bringen wollen. Eine solche Tat wäre doch für ihn ganz zwecklos gewesen. Mit -em von ihn» aufgesundcncn Material hatte er cs ja ganz in der Hand, seine Forderungen von Hugh Mainwaring auf dem Wege des Vergleichs oder der Klage zu er- zwingen." „So, meinen Sie? Na, dann haben Sie eben Hugh nie gekannt. Der, und sich ins Bockshorn jagen lassen durch solche Schliche und Kniffe! Ha, ha! Nein, Der- ehrtester, der Mann war er nicht! Er würde einfach die ganze Geschichte für Betrug erklärt haben. Und tat er ck nicht auch? Erinnern Sie sich doch der ersten Vernehmung Hat diese nicht fcstgestellt, daß er zwanzig bis dreißig Mi nuten vor seinem Tode tatsächlich jemand anschrie: „Sie sind ein Lügner und Betrüger!" Paßt daS nicht für meine Behauptung? Und bei dem weiteren Zanke nannte der andere ihn einen „Dieb" und sprach irgend etwas von den Wildnissen Australiens. Stimmt das nicht alles aufs Haar? Ich sollte »ncinen, kein Mensch, der bei gesundem Verstände ist, könnte danach noch Zweifel hegen, daß diese Worte von dein Mörder Hugh Mainwarings gesprochen wurden, und ich denke, wir haben damit einen sicheren An halt für dessen Persönlichkeit. Also, Herr Whitney, zu nächst leiten Sie das gerichtliche Verfahren wegen Feil fchung und Betrug ein " „Vater", sagte Hugh rüstig, „in wessen Namen sott dar geschehen, in deinem oder in meinem Namen?" Der Vater sah seinen Sohn überrascht an und er widerte spöttisch: „Ich wüßte nicht, daß es für dich einen besonderen Unterschied machen könnte, in wessen Namen es geschieht, da es zu deinem Besten ist." „Bitte um Verzeihung, ich finde, es »nacht eine»» be- deutende»» Unterschied. Und ich erkläre hiermit von vorn herein, daß ich nickt will, daß gegen Harold Maimvaring, weder in meinem Namen nvch zu meinem Vorteil, irgend ein gerichtlicher Schritt unternommen werde. Harold Mainwaring ist keil» Betrüger Die heutige Gerichtsver- lrandlung laßt nicht den geringsten Zweifel übrig, daß er der einzige Erbberechtigte ist. Ebensogut wie ich, weißt d»i schon seit Jahren von deinem eigenen Diener, Jost»» Wilson, daß Ralph Maxwell Mainwaring ein zweites Testament gemacht hat, und so haben wir allen Grund,
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