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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 21.03.1928
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1928-03-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19280321019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1928032101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1928032101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1928
- Monat1928-03
- Tag1928-03-21
- Monat1928-03
- Jahr1928
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 21.03.1928
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72. Jahrgang. sk IS» MMwvch, 21. Mürz ISA» Gegründet 1838 »«chrtchte« ree»»«, Uemlvreckier-Lommelnummer: 22 241 Ittu ILl R-chta^prLch«: 20 011 > Mark. ^o,„o«:-lAol,Hl,i- von, >«- b>« n>. MLr, ,»r» bei liali» »Ivrtmoliner ZuNelluna Ire« Sau» l »0 1 4>"äUg5-iNbi)Ul)r Postbe,ug»vret« sür Monat MLr, » Marl ohne Post»u!teU»nösgebi!hr. «injelmunuicr 10 Pirmiig. «uherhatb Lreeben, »» Pteimt». rie «meinen werben na» st!oldmark berechnen die einlpalllne »0 mm breite Zeile Ksnrase»onKK»-oiso' 2» «in.. INr auSwSrl« io Pik,. NamMcnaiveiae» und Slelienaeiuche ohne Rabatt "»<Zi.iiji.tt'-Pli-IIL« ld Pin-, anherhalb r» Bin., die bn mm Kreil« IN«llame»ei>e 2cn> Psa.. auhcrkaib 2»o Pin. Otiertengebühr »0 Pi». AuSwirttae AuitrLne gecien Borausbezahlunn. Echristleitung und lk>auvtt,esch»i««sterle: Maricnstratze LiS/42 Truck und «erlan von rieulch L «eichnrdl i, Iretdcn Pohicheck-Sonto 108S »rr»»e» Nachdruck nur Vit deutlicher OneNenanoabe t.rreddnei «achr."> -tckiillin - »nvrrlnnn,, werden nicht nirtbewahrt. Mit Gummiknüppeln gegen die Bauern. Sine Zwangsvollstreckung in Schlesien verhindert. Polizei treibt die Menge auseinander. Ernsle Zwischenfälle in LangenölS. Nimptsch. 20 März. Der „Landömann" meldet: Alltäglich der gestern nachmittag in LangenölS, Kreis 'Nimptsch. ver anstalteten Zwangsversteigerungen aus landwirt schaftliche» Betrieben hatten sich etwa 1000 Bauer» and den Kreisen Rcicheubach und Nimptsch angesammelt, die durch Singen vvn Lieder» ans den Berstetgerungsplützeii die Ab gabe von Geboten zu verhindern luchten. Der Landrat des KretkeS Nimptsch hatte ein ScluitzpolNeikommaiido vvn zwanzig Mann nach LangenölS entsandt, die mtt dem Gummiknüppel gegen die Bauern vvrgtnge». Cs gab mehrere Leichtverletzte. Als sich der Tumult immer mehr steigerte, weil ein bekannter Führer der Land >irte vchastct werden sollte, liest der beichlShabendc Offizier die Maschinen, gcwchre ausahrcn und die Karabiner l'dcn. Angesichts d'eser ernsten Lage wurden die weiteren Z'vanasverstei"e »n^cn abgebrochen. Nur dem besonnene» Verhalten deS Osfiziers und dem Eingreifen der anwesenden Landbnndliihrcr ist es zu verdanken, daß noch im letzten Augenblick ein Blut vergießen vermieden wurde. Zu den Ereignissen in LangenölS berichtet die „Schlesische Zeitung" noch, daß zu den Versteige rungen zahlreiche Erwerbslose abgeordnet worden seien, «ns ein Schwein wurde von den Landwirten kein Gebot abgegeben. Als nun ein Erwerbsloser kill Mark da für bot. brach die Erregung unter den Bauern los. Die Vorgänge ln LangenölS haben begretsltcherwctse bei de» zentralen tandmirtschastliche» Stellen in der Reichshaupt-- stadl daS größte Aussehen erregt Die „Deutsche Tages- Leitung" kvmmentiert den bisher einzig in seiner Art da- skehendcn Zwischeniatl mit solgenden Worten: Nun ist es dank dem brüsken und tolpatschige» Eingreiien der zuständigen Ne gierungsorgane wirklich soweit gekommen, daß ernste Konflikte drohen! Wir haben immer und immer wieder dringend davor gewarnt. Verzweifelnde mit Gewalt zur Ruhe bringen zu wollen. Statt dessen hat eine weile Negierung mit gerunzelter Stirn die Bauern barsch zurückgewicicn und ihnen die geballte Faust vor Augen gehalten. Dabei steht selbst nach dem amt liche» Bericht unzwcisclhast iest. daß die Bauern keinerlei Ge walt gegen die Schupo anzuwendcu versncht haben, sondern von dieser gleich i« der brutalsten Weise mit dem Gummiknüppel mißhandel« worden Nnd. Erst dann kam es z«m Tumult, der vsscnbar spontan einsetzte. Während die Landbnndsührer be ruhigend aus die Menge einzuwirken iuchicn. will man dieser Tatsache gegenüber immer noch das Märchen aufrcchlerhalten. der Bauer sei ruhio. werde aber von seine» Führern aukgehetzt. Die Vorgänge in Nimptsch werden wie ein Alarmrns wirken, wenn man nicht schleunigst den Bauern die Gewißheit z» ver schaffen weiß, daß er nicht zwangsweise um Hab und Gut ge bracht werden soll. Die „Germania" nimmt, wie schon in den letzten Tagen in steigendem Maße zu beobachten war. gegen die elementare Baucrnbeivegung Stellung und halt eS für ge schmackvoll genug, vvn „nnverantwortlichem Treiben" und dergleichen zn orakeln. „Das ist das Ende vom Lied." schreibt das Blatt „Den Bauer» ist damit nicht geholten. Sic haben höchstens das Nachsehen davon, während Hilfe nötig ist. Die intellektuellen Urheber aber verstehe» sich im Hintergrund zu halten." Daß die „Germania" damit den Neichslandbnnd meint, steht außer Frage. Wer aber kann besonders nach der io besonnenen Nede des Grafe» Kalckrcnth noch mit gutem Gewissen von „intellektueller Urheberschaft" im Sinne der „Germania" sprechen? Eine amlliche Erklärung. BreSlau, 20. März. Nach amtlicher Feststellung hat zwar die Schutzpolizei von Gummiknüppeln Gebrauch machen müssen, aber Verletzte hat es nicht gegeben. Ma schinengewehre hat die Schutzpolizei überhaupt nicht mitgcsii^t» sondern eö sind vielmehr lediglich die Uara- binergcladcn worden «nd die Maschinenpistolen. Re gierungspräsident Reinäcker hat sich gleich nach Bekanntwerdcn der Ereignisse an Ort und Stelle begeben, »m mit de» maßgebenden Persönlichkeiten des Landbundeo die Situation zu besprechen und dafür Sorge zu tragen, daß eö morgen bei einem in LangenölS anberaum ten Versteigerungstermin nicht abermals zu Un ruhen kommt. Der Regierungspräsident hat den Landrat des Kreises Nimptsch. Scibold, der zurzeit an den Beratungen des StaatSrateS in Berlin teilnimmt» telephonisch zurückgerufcn. Eine bayrische Dauernkundgebung. München. 20. März. In der von der oberbanrische» Krcisbaucrnkammer etnbcruscncn Versammlung der Bauern schaft im Zirkus Krone, an der etwa 7000 Personen teil- nahmen. nahm nach einem Vorträge des Bezirksdirektors der oberbanrische» Krctsbancrnkammer Oekonomterat Rcisinger auch Ministerpräsident Dr. Held bas Wort. Eine Wende sür die Landwirtschaft könne unr kommen von einer anderen Gestaltung der Handelspolitik. Die bagrtsche Rcgiertzng habe beim Reich getan, was Ne konnte. Ucber daS, was da» Reick, in Aussicht stelle, hinan», werde die bayrische Regierung im Nahmen -es Möglichen das ihrige tun. Schrille -es Relchslan-bun-es beim Aeichsfinanzminisler. iDrohtmeldung nnlerer Berliner Lchriktlettung.I Berlin, 20. März. Die gestrigen scharfen Wendungen, die der Neichsfinanzmtnister Dr. Köhler im Reichstag gegen die Bewegung des Landvolkes für richtig hielt, haben dazu geführt, daß heule in den späten Nachmittagsstunden führende Persönlichkeiten des Reich ölandbundes, unter ihnen der Präsident He pp. beim NeichSfinan;minister Köhler im Reichstag persönlich vorstellig wurden. Bei dieser Gelegenheit haben die Herren des NeichslandbundcS. wie wir bö^cn, ener gisch gegen gewisse Unterstellungen der landwirtschastsetnd- lichen Presse und der hinter ihnen stehenden politischen Kreise Einspruch erhoben. DerKauplausschutzaegenZumugspsänduirgen Berlin. Lv. März. Der Haushaltausschuß dcö Reichstages nahm in seiner Abendsitzunq den Rest deS Etatgesetzes sür das t a n d w i r t s ch a s t l i ch e Not programm an. ES wurde noch eine Entschließung ge nehmigt. die Rcichsrcgicruna zn ersuchen, sofort die notwen digen Maßnahmen zn ergreifen, um weitere Pfändungen »nd Zwangsvollstreckungen bei mit Noggcuhypo- thekcn belasteten bäuerlichen Klein- und Mittel betrieben aufzn halten und die Bermittlungöstcllcn anzuwciscn, sofort die notwendigen Mittel aus dem der Rcichsrcgirrung znr Brrsiianng gestellten Fo«ds zwecks Um schuldung der hoch belasteten bäuerlichen Betriebe cinzu- fordcrn. Slreikabslchten bei den Eisenbahnern. Die Schiichtungsverhandlungen vertag!. Berlin, 20. März. Die Schlichtungsvcrhandlungen wegen der Lohndifsereuz mit den Rcichsbahnangcstcllten sind hcnte abend aus morgen vormittag All Uhr vertagt worden. Berlin. 20. März. Im Zusammenhang mit den heute stattgesundenen Schlichtnngsverhandlnngen im Lohnkonilikt mit den Ncichsbabuarbeitcr« wird ein Rundschreiben des Sozialistischen Einheitsverbaudes der Eisenbahner bekannt, in dem cS wörtlich heißt: „Die Stellungnahme der Bcrwaltung (gemeint ist die Eiscnbabnverwaltnngs wird nnd muß einen Sturm der Entrüstung im ganzen Lande auslösc». und wir lehnen es ab. die entsprechende Erbitterung nnd Streik« stimm un« in irgendeiner Art einzudämmcn Am 1. April mnß die gesamte Mitgliedschaft znr Aktion bercit- stclicn. Welche Teile in dem wahrscheinlich nicht zu vermeiden den Kampf grnorscn werden, hat der Beirat zn entscheiden, der voraussichtlich acaen Ende März dieses Jahres einbcrnlcn wirb." — An« dicken Ausführungen craibt sich, daß die sozia listischen Elkenbahnergewerkschakten trotz deS Schlich tungswesens aus einen Streik hinarbeite«. Verschiebung -er Deamkenumgrupplerungen Berlin. 30. März Wie in parlamentarischen Kreisen vcr- lautet, sollen sich die Partetlührcr bet der heute abend statt- gesunben"n Besprechung mtt dem Finanzminister dahingehend geeinigt haben, bgß die Dnrchktihrung der in den Reichstags- entschließ»»»«« voraelchencn Beamtcnumgrnvpternngcn auf »tuen späteren Zeitpunkt verschoben werben soll. Es sollen setzt nur diejenigen Umstufungen zur Ausführung kommen, die im Gesetz über die Besoldungsreform ausdrück lich vorgesehen sind. Der Aussetzung der in den Reichstags- cntschlicßungen vorgesehenen Umgruppierungen soll, wie ver tontet, deshalb von den Parteiführern zugcstimmt worden sein well cs sich dabei im ganz?« um 12V0Ü bis IN VON Rcicks- beamte handelt. Allein bei der Post sollen dabei etwa 7500 Beamte in Frage kommen. Auch die Reichsbahn würde da von betroffen mcrdem Zur Durchführung dieser großen Um, stusungcn wäre eine neue nmsangreiche Gcsetzesvorlagc nötig, die aber infolge der vielen damit zusammenhängenden Fragen vorläufig nicht verabschiedet werden könne. Kabinellsral über -le Amiln-erung -er Aenlenbank-Are-ilanilall. «Drabtmeldungunterer Berliner Lchrlftlettnng.l Berlin. 20. März. Das RetchSkabinctt hielt heute abend eine Sitzung ab, in der cs sich, wie es in der von der zu ständige» Stelle darüber gemachten Mitteilung heißt, neben „kleineren Spczialfragen" auch mtt der Umänderung der Rentcnbank-Kredits» st alt befaßte. Diese Um änderung basiert bekanntlich darin, daß die Rentenbank« KreditanstaN die Möglichkeit erhalten soll, mit den bestehenden gcnossenschastltchcn Organisationen in unmittelbar« Geschäfts- Verbindung zn treten und neue genosseuschaftltche Organi sationen znm Zwecke der Absakrcgulterung zu errichten. Das Kabinett scheint jedoch noch zu keinem endgültigen Beschluß über bas Gesetz zu dieser Umänderung gekommen zu sein.— Man kann aber nur wünschen, baß sich die Regierung auch dnrrb den Widerstand der LinkSkrctse von ihrem durchaus begrüßenswerten Vorhaben nicht abbringen läßt. Agrarpolitik gegen die Lan'wirl'chasl. Die vielen und gewaltigen Kundgebungen, mit denen die Landwirtschaft die deutsche Oeffcntlichkcit über die kata strophale Notlage des Nährstandes anszuklärcn versucht, haben in den letzten Tagen einen agrarscindlichc» Gegenstoß der Linksparteien auögelöst. dessen Ziel es ist. die breite» Kon- >..mentenmassen gegen die Landmirlschast und ihre Führung anszuhctzen. Sei cs nun die Enttäuschung darüber, daß bas Nvtprogramm der Reichsrcgicrung noch einmal gerettet worden ist, oder seien es wahlagitatvrisch begründete Besorg, nisse: jedenfalls, die Stimmung ist plötzlich nmgcschlagen. An Stelle der mitleidsvoll hinhaltenden Vertröstungen, die man eine Zeitlang zu hören bekam, ist eine ausgesprochen feind liche Tonart getreten. Landbundagitalion, Landbundhetze und Landbiinddemagogie heißt man es jetzt, wenn die Bauern ihr Lcbensrecht geltend machen. Das Signal hat natürlich wieder der preußische Ministerpräsident Braun gegeben mit der sonderbaren Begründung, die er seiner Weigerung, eine pom- mersche Laiidbundabvrdnung zu empfangen, beigesügt hat. Es hieß da nach langen Erläuterungen, die den gegen die preu ßische Negierung erhobenen Vorwurf der „Bauern'eindllch. keit" entkräften sollen, daß Herr Braun es ablehnen müsse, den von Parteipolitik diktierten Wunsch des Land- bundcs nach einem Empfang zu erfüllen. DaS also ist deS Pudels Kern. Wirtschaftliche Tatsachen, auch wenn sie sich noch so gebieterisch aufdränge», werden beiseite gesetzt, und es ivird ein parteipolitischer Gegner gesucht, dem man mit parteipolitischen Waffen zu Leibe rücken kann. So nebenher läßt dieselbe preußische Regierung kein Mittel ungenützt wie eben wieder die Verhandlungen iin Ncichsrat gezeigt Häven —, um die Pläne des NcichSernährnngsministers Schiele zu durchkreuzen. Auch hier wieder das ausgesprochen Partei» politische Ziel, der Neichöregierung Schwierigkeiten zu be reiten, ganz gleich, ob es auf Kosten der Wehrkraft oder auf Kosten der Landwirtschaft geht. Dieselben roten und rötlichen Parteipolitiker, die so skrupellos mit dem Schicksal des deutsche» Volkes spielen, scheuen sich aber nicht, den Bor- w»rs parteimäßig begründeter Hetze gegen die um Ihr nackte» Leben kämpfende Landwirtschaft zn schleudern. Und nicht genug damit, Im Namen der „Staatsantorität" verlangen sie Pvlizcimaßnahmen gegen die „drohende Bancrnrevolution". Gummiknüppel und Maschinengewehre scheinen ihnen die wirksamsten Mittel zur Behebung der Not der Landwirt schaft. Die Borgängc in LangenölS sind ein sprechendes Beispiel dafür. Natürlich kennt die Preußenregierung in solcher Lage von selbst ihre Pflicht, und so ist denn auch schon ein Erlaß ergangen, der von den Regierungspräsidenten so etwas wie einen Fcldzugöplan für den Ernstfall cinfordert Aber auch die Ncichsregierung. die nicht so auf der Höhe ist und von Herrn Brau» immer erst auf dem W.'g über das Zentrum an ihre Pflichten erinnert werden muß, soll in dem gleiche« Sinne cingreifen. Darum ist es gar nicht so unwahrscheln- lich, wenn es auch paradox klingt, daß das Reichskabinett, das ans der einen Seite mit Not noch ein paar Wochen zusammen gehalten wird, um die dringendste» Hilfsmaßnahmen für die Landwirtschaft durchzusühren, aus der andere» Seite mit Vorschlägen befaßt wird, die sich „gegen den Steucrstreik und die Steuersabotage in der Landwirtschaft" richten. Was ist denn nun eigentlich vorgcfallcn, daß so starke Worte und so scharfe Maßnahmen gerechtfertigt wären? Tie Not der Landwirtschaft Ist keine Frage mehr, sondern eine harte, unerbittliche Tatsache, die nur mehr engstirniger Partei- und Klassenegoismus ableugnen kann. Sie datiert nicht von heute und gestern, sondern sie schleppt sich von Jahren her und ist jetzt nur auf einem Höhepunkt angelangt, wo es um Biegen oder Brechen geht. Nachdem aber bis her alle Vorstellungen. Eingaben und Appelle ungchört ver- yallt waren, hat die Bauernschaft nach dem Borbilde anderer Berufsstäiiüe demonstriert. Sic hat in die Welt hinauS- gcschrlen, so daß es jede Schlafmlltze hören mußte, wo es fehlt. Ueberall in ganz Deutschland, in gewaltigen Massen, knndgebungen. Ist bas Hetze oder Demagogie? Dann ist auch jede Arbclterdemonftration Hetze, dann war auch jene Beamtenkundgebung auf der Dresdner Elbwiese Demagogie. Oder soll etwa behauptet werden, daß das „Recht auf die Straße" nur den Industriearbeitern zusteht nnd zu einem Verbrechen wird, wenn es von Bauern ausgeübt wird, die trotz Ihres Besitzes an Grund und Boden ebenso ..proletarisch" leben müssen wie jene. Das wäre zweierlei Maß. wie eS im freien Volksstaat am wenigsten geduldet werden dürste. Es Ist nur natürlich, baß bei solchen Gelegenheiten tn einer kräftigen Sprache geredet wird. Sonst würbe der Zoeck ver. fehlt. Und die Bauernsprache Ist von jeher urwüchsig derb; sie hat nichts gemein mtt dem Diplomaten- oder Kanzleistil. Alles wird gerade heraus gesagt, wie es gemein: ist. Wohl möglich deshalb daß manche Wendungen in diesen Reden von ängstlichen Gemütern als Drohungen au'gesaßt werden konnten. Aber die Erklärungen de» Präsidenten beö ReichS- lanbbundes dürsten sie inzwischen beruhigt hoben, daß keine Banernreoolution geplant ist. Der Landbnnd hat keine Anhänger fest in der Hand, und nicht das. was der einzelne tn der Erregung sagt, ist maßgebend, svndern der Wille der Führung. In diesem Sinne sind auch die viel-
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