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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 16.05.1924
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1924-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19240516010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1924051601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1924051601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1924
- Monat1924-05
- Tag1924-05-16
- Monat1924-05
- Jahr1924
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 16.05.1924
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Jas Reichskabinett bentt nicht an Riilttritt. Scharfe offiziöse Auslassung gegen -ie Deutschnationale Dolksparlei. Sabotageakte in Oberschlesien. - Gras Kanih über -ie Not -er Lan-wirlschasl. Der Kampf zwischen Regierung un- Deutschnationaler Volkspartei. Berlin, 15. Mai. Die NcichSregieruug ist. wie das W T. B. erfährt, auch anacsichts des Beschlusses deö Vor standes der Deutschnationalen Volkspartct entschlösse», Pflicht aemäst die ihr übertragenen Rcgicruugsgcschäste nicht vor dem Zusammentritt des Reichstages aus der Hand zu «eben. Sie hat nicht nur daS Recht, sondern auch die Pflicht, Deutsch land in den Verhandlungen Uber die Sachverständigengut achten zu vertreten, und die zur Durchführung der «Gutachten erforderlichen Gesetzentwürfe vorznbereitcn, sowohl im Ein blick auf die immer bedrohlicher werdende Kreditkrise, di« finanzielle» und wirtschaftlichen Erfordernisse Deutsch lands, die ohne jede» Aufschub befriedigt werden müssen, wie aber auch in dem Bewusstsein, dadurch dem Willen der Mehrheit des deutschen BolkcS und der Mehrheit des neuen Reichstages zu entsprechen. Der von der Reichsrcgiernng vertretene Standpunkt hinsichtlich der Sachverständigengutachten svird nach den eigene« Erklärungen geteilt von der Sozialdemokra tische« Partei, von der Zentrnmspartei, von der Deutschen BolkSpartei und von der Bayrischen Bolks- partei, die auch im neuen Reichstag ans jeden Hall über eine weit größere Stimmcnzahl verfügen, als eine etwaige gemeinsame Opposition der Deutschnatio nalen BolkSpartei. der Kommunistischen Partei und der Völkischen Hreiheitspartci. Bei dieser Sachlage erachtet die Reichsrcgiernng den Beschluß der Deutschnationalen BolkSpartei als nicht im Einklang stehend mit den tatsächlichen Verhältnissen, wie sie sich nach der Willenskundgebung des deutschen Volkes in den ReichS- «agSwahlen ergeben haben. Die Reichsregiernng sieht in dem Beschluß deö ParteivorstnndeS der T.-N. V.-P eine ernste Gefährdung der deutschen Interessen in der Außenpolitik. Ueber die «Gründe, die die Reichsrcgicrung zu ihrer Stellung nahme zu dem Sachverständigengutachten gezwungen haben, sind Parteiführer der Dcutschuationalen BolkSpartei von seiten der Neichsregicrung eingehend unterrichtet worden, ohne das, es gelang, die deutschnationalen Vertreter zu einer positiven Erklärung zu bewegen. Auch sonst liegt immer noch keine klare und bindende Erklärung der Dcutschuationalen BolkSpartei darüber vor, wie sie sich die Regelung der Sach verständigengutachten denkt, vielmehr wächst von Tag zu Tag die Unklarheit über ihre Absicht hinsichtlich der Sachver ständigengutachten, die zum Kern- und Angelpunkt der deut schen Politik geworden sind. Die schnellste Klärung der poli tischen Lage konnte die Deutschnativnale BolkSpartei selbst schassen, wenn sie Antwort geben wollte auf die fortgesetzt an sie gestellten Fragen, wie sie denn zum Gutachten und zu wichtigen Etnzelfrnge» der deutschen Außenpolitik steht. Loyale Mitarbeit, aber keine Beteiligung an -er Regierung. Paris, IV Mai. Zur Frage des Eintritts der Sozialisten in die Regierung schreibt der linksrndikalc Pariser „Soir". es scheine, daß der ablehnende Standpunkt LSon BlumS die Zustimmung der großen Mehrheit der Sozialistischen Partei finde. Die Verbände des Nord Departements. deS Depar tements Haute-vicnnr und des Sciuc-Dcpartemcuts teilten ihn. Der außenordentlictie .Kongreß vom l. Juni werde ihn höchst- ivabrscheinlich sanktionieren. Die Lage, die durch die Ab lehnung der Sozialisten entstehe, werde Ing für Ing eine Wiederholung derjenigen von IE sein. Als Eombes an die Stelle von Waidcck-Rosscau trat, habe er den Sozialisten kein Portefeuille angeboteu. Nichtsdestoweniger hätte Iaiirös und seine Gruppe ihn drei lange Jahre ional unterstützt. Dank ihrer aktiven und uneigennützigen Unterst' "ng liabc CombcS die schwierige Sozialgesetzgebung durchführen können. tW. T. B.I Aerriot wirbt bei Maedonat- für Frankreich. England soll den „Verleumdungen" über französischen Militarismus keinen Glaube» schenken. London, I->. Mai. Im Lause einer Unterredung mit dein Korrespondenten der „Mornina Post" gab H crrivt svlgendc Erklärung ab: Frankreich muß nnd will, wenn wieder ein dauernder Friede hergestcllt sein soll, seine Bündnisse ans der Kricgszeit a u s r c ch t er h g l t c n. Die Entcnae ist heute notwendiger als damals nnd sollte halt barer als jemals sein. Wenn Frankreich energischer als ander.« Nationen aus der E n t w a s s n u n g D e n t s ch l a n d S nnd aus dem Wiederaufbau besteht, so geschieht das deshalb, weil cs durch die Gesahr stärker bedroht wird nnd weil cS stärker durch den Krieg gelitten hat. England darf deshalb den Bcrlcumdungc», die vom französischen Imperialismus reden, keinen Glauben schenke«. Anderseits muß Frankreich verstehen, daß England infolge seiner Wirtschaft» Das wäre auch die beste Vorbereitung der bevorstehenden Regierungsbildung. Für die NcichSrcgieruug wäre cs unver antwortlich, wollte sie aus innerpolitischen Gründen die außen politischen Interessen Deutschlands aufs Spiel setzen. Der Deulschnalionale Standpunkt zum Dawes-Programm. Basel. 15. Mai. Die „Baseler Nachrichten" veröffentlichen einen Artikel von Prof. Hoctzsch über Reichstagsneuwalil und Außenpolitik. Die bisherige große .Koalition, heißt cs in diesem Artikel, Hütte eine ganz knappe Mehrheit, ebenso eine Rechtsregicrung der staatsbürgerlichen Kräfte von den Deutschnationalcn bis zum Zentrum und der Bäurischen BolkSpartei. Doch würde eine solche Regierung unter Füb- rnng der Rechten geschlossener sein. Die Deutschnationalen seien für die Regierungsbildung gerüstet. Tic verlangten auch heute eine neue Grundlage für die Nevarationspolitik mit einer endgültigen Regelung. Der Eintritt Amerikas in die Sanierungsaktion werde voll gewürdigt und begründet. Eine etwaige Negierung mit Einschluß der Deutschnationalen gehe mit freien Hände» an das Expertengutachtcn. Anzu- crkennen sei bei den Expertenberichten ihre Rücksichtnahme auf die Stabilität der deutschen Währung und des deutschen Staatshaushaltes, aus die Bedeutung der Wiederherstellung der Neichseinbeit. ihr« Zusage einer Anleihe und die Tranö- fermcthvdc. Einwände gegen die Erpcrtcnvorschlüge seien hinsichtlich der außerordentlich hohen Lcistungssummcn und des Ko»trolls»stcnis zu erheben. Eine on l,Io<-Annahme deS Gutachtens im Sinne des „TimcS"-Artikcls vom 7. Mai lehn ten die Dcutschuationalen ab. Gälten die Ervertenvorschläge als unteilbares Ganzes, so müßten mindestens alle Z weiset üDcr ihre Auslegung beseitigt werden, insbesondere bezüglich der Auslegung des Ka^-''—'Nktcs. daß die fiska lische und ökonomische Einheit des Reiches wicderl>ergestellt werden müsse. Hier bestehe eine Differenz zwischen der Ab- sicht der Sachverständigen einerseits, PoincaräS und derRcpko anderseits. Eine ähnliche Unklarheit bestehe bezüglich der Sanktionen. Der Artikel streift ironisch die Hrage, ob die Militär» kontrolle etwa auch gleich zusammen mit dem Gutachten ange nommen werden solle. Schließlich betont der Artikel, daß die Deutschirglioualen im Gegensatz zu der bisherigen Regierung unbedingt sich für die Erfüllung der bekannten Ehrenpunkte tAmnestie der Verurteilten des Nubrgebietes, Rückführung der Beamten, Arbeiter usw.j entsetzten. Im Schlußabsatz wird betont, daß die Tcutschnationalen eine KriegSentschädi- g u n g s v e rp f l i ch t u n g für den verlorenen Krieg nie- m als grundsätzlich abgelehnt haben, jedoch könnten sie Verpflichtungen nur für erfüllbare Leistungen ein- aehen. tW. T. B.j lichcn Schwierigkeiten genötigt ist, zuerst au seine eigenen Interessen zu denken. Znm Schluß tritt Hcrriot dafür ein daß Staatsmänner beider Länder sich auf ein gemeinsames Vorgehen einige«, »m den Irieden gemein sam zu gewinnen, wie sic gemeinsam den Krieg gewönne« haben. Die Deutsche Sprache in -er Kammer offizieN zugelassen. Paris, 15. Mai, Bei dem Zusammentritt der neuen fran zösischen Abgeordnetenkammer wird die deutsche Sprache offiziell zugclasscn werden. Der neue kommunistische Abgeordnete aus dem Elsaß H u ch c r beabsichtigt, seine erste Rede in deutscher Sprache z» halten. Hucher, der wahrschein lich nur von einer geringen Zahl seiner Kollegen in der Kammer verstanden werden wird, behauptet, die deutsche Sprache wäre die einzige, die er gründlich kenne, und er sei nicht imstande, an einer Debatte in französischer Sprache tcil- zunchmen. Der Aepko-Derkeler im In-uslrie-Ausschuh Paris, >5. Mai, Der von der Reparationskommission zum Mitglied des Organisationsausschusses für die deutschen Industrie-Obligationen bestimmte italienische Sachverständige Alberto Pirclli hat diesen Auftrag abgelchnt. Er ist durch de» italienischen Vertreter im Ftna»,za"^''nß des Völkerbundes Bianchinc ersetzt worden. tW. T. B.l Paris, 15. Mai. Staatssekretär Bergmann, der mit Staatssekretär Vogt Deutschland bei dem Organisations ausschuß für die Ncichseiscnbahugescllschast vertritt, traf heute vormittag in Pari s ein, um F- ü h l un g mit den alliierten Vertretern im Ausschuß Acwvrth und Levsrvc zu nehmen. In den der Repko nahestehenden Kreisen hofft man, daß der Organisationsausschuß bald mit seinen Arbeiten be ginnen kann. tW. T. B.l D'Sstsurnelles -e Lsnstant -j- Paris. 15. Mai. Senator dEstournelleS de Co»- sta «tist beute gestorbc«. lW. T. . Der Tag -er Ieanne - Arc. Als Erinncrungstag an seine Naiioualhcldiu. die cinit iu der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts das schwer bedrängte Orleans vor dem Ansturm der Söldnerscharen des englischen Heerführers Talbot und des Grasen von Sussolk errettete, und die mit dieser Tat die Befreiung der nordsrnnzösischeni Provinzen von englischer Lberherrschast einleitetc, beging ganz Frankreich in diesem Jahre den 11. Mai. den vergan genen Sonntag, an dem sich das Schicksal der Rcpublik durch die gleichzeitig slatts'"^endcn Wahlen entscheide» sollte und an dem es sich, wenn auch in völlig anderem Sinne, als all gemein erwartet wurde, tatsächlich entschieden hat. Schon lanoe vor dem Beginn der Wahlhandlung, der aus l t Uhr an gesetzt war. durchslutetcn ungeheure Menschcnmassen die Straßen der Hauptstadt und am Place des PnramideS, ivo sich das Standbild der geheiligte» Lothringer!» erhebt, stauten sic sich zu Mauern, um dem sehenSwürdigcn Schauspiel beizu wohnen, das die französische Regierung nach echter Tribunen« art der ewig sensationslüsternen Pariser Bevölkerung bot. Dos Denkmal versank in einem Hain von Blumen und Kränzen, über denen ei„ Gewinde aus Hortensien und weißen Lilien, gehalten von einem Band in den Farben -er Trikolore mit der Aufschrift: „Ter Präsiden' der Republik", besonderes Aussehen erregte. In der zehnten Stunde erschien der Minister des Inneren, de LelveS, und feierte das Ge dächtnis der Heldin in einer Ansprache, an die sich der Vorbei marsch der berittenen republikanischen Garde und zahlloser anderer Truppen anschloß. Auch in der Provinz, lo'-r in de» afrikanischen Kolonien, ist dieser Tag festlich begangen worden, und wenn hier noch eine Einzelheit Erwähnung finden darf, so sei cs die, daß ein förmlicher Strom inter nationaler Fremder sich nach jenem Wunderbaum in der Nähe Domrcmns ergoß, unter dem die Iungsrau ihre Visionen gehabt haben soll. Es war sicher kein Zufall, daß diese pompös aufgezogene Nativnalseier mit dem Mahlgang zusammensiel. In Deutsch land lmt man immer gemeint, daß die wiederholte Ver schiebung des französischen Wahltags lediglich mit der Fest setzung des NeichstagswahltcrminS zusammcnhinac und daß es der Pariser Regierung nur »m die Erlangung einer zug kräftigen Wahlparole zu tu» gewesen wäre, die der Ausfall der deutschen Wahlen abgcben sollte. Zweifellos lag in dieser Annahme viel Richtiges. Aber der allciniae Gmnd shr die Verlegung der Kammerwahlen auf den ll. Mai ist daS sicher nicht gewesen. Ausschlaggebend hat die geplante große Nationalfcier für die Befreierin Frankreichs mitaewirkt, die nach dem Willen der Millerand. PoincarV Daudet. Tardieu usw. dem französischen Wähler vor und ans seinem be deutungsvollen «Sange zur Urne noch einmal nachdrücklichst die Macht der Grande Nation und die Vaterlnndsbeaeisieruna ihrer augenblicklichen Führer vor Augen stellen sollte. Der französische Politiker arbeitet mit solchen Mitteln, weil er die Empfänglichkeit der breiten Volksmasscn für glänzende äußere Eindrücke recht cinscbätzt. Und wen» vor einigen Wochen das rumänische Königsvaar mit einer ganz außer gewöhnlichen Reih? von Festen in Paris begrüßt und unter halten wurde, wenn weiter die Vorbercitunacn für den in diesen Tagen geplanten Empfang des Prinzrracnten von Artbiopien. der Kaiserin Zavditu und ihrer vier Untcrkönige alles Dagcwrsene übersteigen und in gar keinem Verhältnis zur wirklichen Bedeutung dieser Herrscher mehr stehen, so spielt dabei ganz entschieden ei» ansehnliches Maß gewollter Volks- becinflnßung eine Rolle, die die Position der Sachwalter der Nepnblik. also der Eligue Millcrand-PvinearS befestigen soll oder wenigstens befestigen sollte. Allein diesmal haben die sinnigen äußeren VehelfSmittel zur Gewinnung der Volksgunst zu keinem Erfolge geführt. Die Aura popularis. die von den Zeiten des Mittelalters an bis heute nirgends so wandelbar war nnd ist wie in Paris und in de» wenigen anderen französischen Großstädten, hat sich durch den Pomp der nationalen Feiern für Icannc d'Are nicht i» dem erhofften Maße beeinflussen lassen. Menschlich verständlich ist daS auf alle Fülle. Denn der französische Steuerzahler wird sich, gerade weil er vom Gastmahl der Auge» in die ernste Schlichtheit des Wahllokals eile» mußte, gefragt haben, was dieses Blumenmcer, diese Paradeuniformen kosten mögen nnd wer sie eigentlich bezahlen muß, und er wird sich in zahlreichen Fällen entschlossen haben, denen, die mit Staatsgcldern so verschwenderischen Aufwand treiben, seine Stimme zu versagen. Eine seltsame Tragik für die bis- herigen Spitzen der französischen Republik, die sich von ihrer Kleinpolitik deS Stimmenfangs durch Aeußerlichkcttcn etwa» ganz anderes versprachen, eine Enttäuschung für sie, die «och dadurch besonders gesteigert wurde, baß st« stch mit ihre« «»k Regierungsscheu der französischen Sozialisten.
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