Suche löschen...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 25.04.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19120425019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1912042501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1912042501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1912
- Monat1912-04
- Tag1912-04-25
- Monat1912-04
- Jahr1912
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 25.04.1912
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
ALrv srNgo Lefev, Mutmaßliche Witterung: Keine Witteruugsände- rung, aber Gewitterneigung. Der soeben erschienene Rechnungsabschluß der Stadtgemeinöe Dresden auf das Jahr 1911 hat ein außc r gewöhnlich g ü n st i g e s Ergcbni s. Der Verbaudsausschusi beb Z w e ck v c r b a n ö c s Großverlin beschloß die Anstellung eines Städte bauers für den Ziveckverbanö mit einem Gehalte von 15 909 bis 18 099 Mt. DaS Torpedoboot „Ist l l?>" ist bei einem Durch- bruchsmanüver mit dem Panzerkreuzer „Friedrich Karl" z u s a m m e n g e st o ß e n und wurde erheblich be schädigt. Alle italienischen .T ch i s s s d i v i s i o n e n haben sich von den Inseln zurückgezogen und das Acgäische Meer verlassen. Die Heizer der „O l y m p i c" sind wegen der unge nügenden Rettuugsausriistung des Schiffe» in den Streik getreten. Die Sammlung für die Hinterbliebenen der Opfer du „Titanics-Katastrophe erreichte fünf Mil lionen Mark. Bon der deutsch-englischen BerMdigungsaktitM ist es peinlich stille geworden. Als Here Haldaue, groß- b'ütannischer Kriegsminister, zu Anfang Februar den Staub der deutschen Reiche-Haupt,labt non den ,Lüsten ge schüttelt hatte, erging die offiziöse Versicherung, daß seine Mission insofern non Erfolg gekrönt gewesen sei, als die beiderseitigen Negierungen nunmehr den richtigen Fuß- pnnkt zur Einleitung vou Verhandlungen gewonnen hätten, die ein günstiges Ergebnis erhoffen ließen. In einem Teile der Presse wurde angedeutet, daß es sich um ei» Abkommen ans breitester Grundlage handle, durch das alle Neibungsslüchen zwischen Deutschland und England in der gesamten Wclrpvlitik beseitigt merden sollten: nach einer anderen weniger überschwenglichen Version sollte dagegen nur eine koloniale Vereinbarung in Betracht kommen. Allgeniein aber wurde die Auffassung vertreten, daß die Rüstungsfrnge auf jeden Fall aus den zu treffen den Abmachungen ausscheidcn müsse, wenn überhaupt be gründete Aussicht aus die Erzielung eines praktischen Er folges bestehen solle. Im ganzen zeigte die Ausnahme, welche die Angelegenheit bei der deutschen öffentlichen Meinung fand, daß wir aus unseren früheren Erfahrun gen mit England doch allerlei gelernt haben und nicht mehr so leicht wie ehedem geneigt sind, uns in Illusionen zu wiegen und das richtige Augenmaß für das wirklich Er reichbare zu verlieren. Es gab sogar genug Skeptiker auf unserer Seite, die das offen aussprachen, was sonst nur zwischen den Zeilen zu lesen war, daß nämlich die plötz liche Beflissenheit Englands, mit uns ans gütlichem Wege ins Neine zu kommen, von dem Hintergedanken geleitet werde, unsere neue > F-lottenvorlage zu durchkreuzen und darüber hinaus vielleicht auch zu einer vertrags mäßigen Beschränkung der Seerüstnngen zu gelangen. An diese damaligen Erörterungen wurden wir in sehr unliebsamer Weise erinnert, als jetzt ein englisches Blatt die Nachricht brachte, daß die deutsche Negierung in einem bestimmten Stadium der deutsch-englischen Vorbesprech ungen bereit gewesen sei. auf die F-lottenvorlage zu verzichten, sallS dafür von englischer Leite gewisse nicht näher bezeichnet Gegenleistungen gemacht würden, lieber diesen Punkt muß unbedingt volle Klarheit durch eine amt liche Berliner Erklärung geschaffen werden. Es genügt keinesfalls, Laß ein Berliner Blatt in einer an anderer Stelle mitgeiciltcn Auslassung, die sich den Anschein gibt, ans gutunterrichtetcr Quelle z» stammen, die Behauptung des englischen Organs dementiert. Die Sache erscheint um so gravierender, als das französische Ne gierungsorgan, der „Temps", die Mitteilung des eng lischen Blattes dahin ergänzt, daß es sich bei der von Deutschland verlangten englischen Gegenleistung um Gebietsabtretungen in Afrika gehandelt habe. Die englische Regierung habe sich jedoch geweigert, einen solchen Preis für eine Einschränkung der deutschen Klottenrüstun gen zu zahlen. Plan habe von London ans zu verstehen gegeben, daß die öffentliche Meinung Englands nicht zulasse, für ein vorläufiges Abkommen in bezug aus den Klottenbau, das in einigen Jahren wieder umgcstoßen werden könne, ein endgültiges territoriales Zugeständnis zu machen: cs könne daher nur ein gegenseitiger Gcbiets- austausch in Krage kommen. Nach dieser Darstellung wären wir also in London einfach „abgeblikt". Es liegt offenbar ein bestimmtes System in diesen nachträglichen „Enthüllungen". Wenn unsere leitenden Kreise überhaupt mit der Möglichkeit rechneten, die Klottenvorlage in der Mappe zu behalte», dann, so will man augenscheinlich von englischer Seite folgern, stellt sie auch keineswegs eine un bedingte Notwendigkeit zur Sicherung der deutschen natio nalen Verteidigung dar, sondern sic ist vielmehr ein Trutz- mittel gegenüber Großbritannien. Einer solchen agita torischen Ausbeutung dieser Falschmeldung — denn daß sie das ist, bezweifeln wir keinen Augenblick — muß von vornherein durch ein tlippes und klares deutsches Dementi begegnet werden. Es märe durchaus verkehrt, wenn eine hier durchaus unangebrachte Rücksicht auf England die nachdrückliche Klarstellung des Sachverhalts von amtlicher deutscher Sicllc hintanbielte. Es muß überhaupt bei dieser Gelegenheit klar inrü unzweideutig ausgesprochen werden, daß wir nachgerade auf dem Gebiete der Rücksichtnahme und des freuudwilligen Entgegenkommens gegen England genug und übergenug getan haben, und daß mir nunmehr im Interesse der eigenen nationalen Würde ein entsprechendes Verfahren von englischer Leite abwarten n»d »ns selbst ebenso zn- getnöpft verhalten müssen, wie die Engländer gegen unö sind. Unser letzter durch die Tat geführter Beweis von Nachgiebigkeit gegen Großbritannien war die Vermin dern n g ü e r A n s o rd e r n n g e ii in der neuen Klvt- tenvor läge, von der es jetzt nach den Erklärungen des Herrn v. Tirpitz im Reichstage fcststeht, daß sie sich innerhalb eines erheblich begrenzteren Rahmens hält, als das Reichs- marineamt ihn nach seiner pslichtmäßigen Uebcrzeugung für notwendig hielt. Und was hat uns diese abermalige Be kundung unserer allzu großen Loyalität gegenüber Eng land genützt? Rein gar nichts! Wir stehen vielmehr vor der Tatsache, daß die Verhandlungen aus einen toten Punkt gelangt sind, nachdem die Eng länder erkannt haben, daß ihre Liebesmühe, unsere Flottenvorlage ganz zu unterdrücken, vergeblich ge wesen ist. und nachdem die nationale öffentliche Meinung Deutschlands jedwede vertragsmäßige Feise- lung unserer selbständigen Entschließungssreiheit aus dein Gebiete der Scerüstung rundweg zurückgcwiescn hat. Es läßt sich also nicht behaupten, daß die Großschiffahrts politik des Herrn Ballin mit ihrem so pomphaft in Szene gesetzten Haldane-Bcsuch sich als nützlich für die deutsch- englischen Beziehungen erwiesen hätte. Im Gegenteil! Wenn eine solche Aktion im Sande verlaust und damit auch die an sic geknüpften politischen Hoffnungen zerrinnen, dann steht die ganze Sache zunächst schlechter als vorher, und es bedarf nun erst wieder besonderer Anstrengungen, um die Verstimmung über die getäuschten Erwartungen zu überwinden. Ans diese Weise gelangen wir nicht vom Flecke. Das Mißtrauen zwischen Deutschland und Eng land ist schon zu tief eingewurzelt, als daß es sich im Hand umdrehen auf vertragsmäßigem Wege beseitigen und durch ein freundschaftliches Verhältnis ersetzen ließe. Zur Er reichung einer dauerhaften Annäherung gehört Geduld, eine durch lange Zeit fortgesetzte ernstliche Arbeit aller aus beiden Seiten berufenen Elemente zur Ausmerzung des scindscligen Geistes und zur allmählichen Beseitigung der vorhandenen Ncibungsslächcn. In erster Linie muß die Rüstungsfrage, deren Aufwerfung nur immer wieder zur Verschärfung der Gegensätze beiträgt, völlig ans der Er örterung verschwinden und beiderseits streng der Grund satz befolgt merden, daß jeder Staat für sich allein in sou veräner Weise über den Umsong seiner Vcrtcidigungsmaß- nahmcn zu entscheiden hat. Tann wird sich auch die öffent liche Meinung beiderseits schließlich daran gewöhnen, nicht in jeder Verstärkung der Seerttstung eine Drohung des einen Staates gegen den anderen zu erblicken, und wenn außerdem eine ruhig und konsegnent im stillen arbeitende Diplomatie, die darauf verzichtet, den normalen Entwick lungsgang durch gewaltsame Bersöhnungskunststückc zu unterbrechen, in allen sich ergebenden Einzelsällcn der hohen Politik um ein srcundnachbarlichcs Zusammengehen beider Staaten bemüht ist, so wird alles geschehen, was zunächst vernünftigerweise für eine Besserung der dcutsch- ' englischen Beziehungen getan werden kann. Erst muß cm aus gegenseitige Achtung gegründetes Vertrauensver hältnis zwischen Deutschland und England hcrgcsieltt werden, ehe wcitausschauende Verträge in Aussicht ge nommen werden können. Lrahtmelduugen »01» 21. Avril. Deutscher Reichstag. Berlin. iPriv.-Tel.i Der Reichsiag setzte die Ve ratnng der Wehrvorlagen fort. — Abg. Dr. Gradnaner iTvz.i: Die bürgerlichen Parteien wetteifern in Be- willigungsbereilschast. Sic tragen ja die neuen Lgsten nicht. Wir stehen allein in scharfer Opposition. Wir sind die Minderheit. Aber des Verständnis ist nicht immer bei der Mehrheit zu finde». I-Hört. hort'.i Tic Armee ist ja alimählig zu einer Vcrsorgnngsansiaii für die Löhne der Besitzenden geworden. Ter Vorwurf der Vaterlands losigkeit läßt uns kalt, wenn er aus dein Munde der Kon servativen kommt. Kür sie ist die Vaterlandsliebe nur em Geschäft. Die NationalUberalen sind gleichsam die Vcftcr dieser Wehrvorlage». Das Zentrum teilte früher unseren Staiidpnntt gegenüber solchen Forderungen. Selbst aus dem lebhaften Wortseucrwert des Tr. Müller war die Bereitwilligkeit der Volk span ei herauszuhören, den Vor lagen zuzustimmcn. Redner erklärt, daß seine Partei mit der Beratung der Brautwcinstcuervorlage in einer bc sonderen Kommission einvcrsianden sei. Dort könne» auch neue Lieuervorschlüge gemacht werden. Redner schlägt eine F-i d e i k o m m i ß st e » e r vor und fordert die Fürstenhäuser aus, ans ihre Stencrprivilegten zu ver zichten. Herr Vasiermann habe in verklausulierter F-vnn Anträge ans Einsührnng der Erbschaftssteuer angekündigt. 11ns soll das recht sein. Wir werden mit Spannung sehen, wie sich die verschiedenen bürgeg'lichen Parteien dazu' stellen werden. Wir werde» daraus unsere Konieanenien zu ziehen wisse». -- Abg. Erzberger tZentr.j: Die Vorlagen sind von weltpolitischer Bedeutung und im Interesse des Friedens. Sie sind eine Lehre ftir das Ans land. Die miiftärisch politische Situation liai sich ftir uns außerordentlich erschwert. Bei diesen harten Tatsachen muß man fragen, oh die bisherige Rüstung ansreichr. Dennch land ist nicht der Störenfried. Bei iins siebt ei» Prozeul der Bevölkerung bei den Waisen, in Frankreich I.!5 Pro zcnt. Deutschlands Machtstellung muß unkcr allen Um stünde» ausrechlerhalten werden. >Bc:fall rechts und im Zentrum.i Das sicher! den europäischen Frieden. Wenn England ein Sftensiv und Deseiisiv-Bündnis mit un<-- haben wollte, dann hätte cs sicher keine Bedeuten gegen unsere starken Rüstungen. Es fehlt den anderen Staaten an dem ehrlichen Willen überhaupt, abzurüsten. Man denk:, das gutmütige Deutschland wird auj diese Idee herein fallen. Warum denken Sie denn nicht an eine Abrüstung der deutschen Gewerkschaften gegenüber den Arbeitgebern. Sic halten diese Kampfstellung in der inneren Poiilik sin absolut notwendig. Warum muten Sic denn in der äußeren Politik Deutschland zu, abznrüsten? Gewiß hat dos Zentrum früher gegen militärische Ncu- forderungen Opposition gemacht, zuletzt noch >999. Als dann der neue Block Fiasko machte, mußte das Zentrum die Karre aus dem Dreck ziehen. Wir prüfen in der Kommst sion und stimmen dafür, wenn wir überzeugt sind. Sie lehnen aber alles ab. Wo sind denn irgendwelche praktische Vorschläge von Ihnen? Sic klagen über die hohen Lasten. Aber würde das Milizsystem billiger sein? Nicht um einen Pfennig! Aber Sic wissen ja selbst, daß Sic allein sind. Sic erklären ja schon: Auch bei dem Freisinn ist Hopfen und Malz verloren. Der „Vorwärts" schreibt ia. der Freisinn klage in stillen Schmerzen nur noch darüber, daß der Sohn des schwerreichen Kommerzienrats Isidor Eohn noch nicht Leutnant bei den Gardehusarcn werden tann. «Große Heiterkeit,! Sehr interessant übrigens, diese starke antiscwi tische Ader im „Vorwärts" <Hört, hört! rechtst, die im Kon traft steht mit den Reden, die Sie hier halten, und mit den Rednern, die Sie ausgerechnet hier stellen. Aber ebenst' müssen wir protestieren gegen die immer schärfer anftretev den Treibereien von gewissen nationalen Vereinen, Inte, essenten und Ossizieren a. D. Seit 15 Jahren ist der Reichs tag überschwemmt mit Broschüren: Das Unzureichende in der Heercsvvriage, in der Flottenvorlage —, wann kommt denn ein Finanzverein und bringt uns eine Broschüre: Das Unzureichende in der Decknna. Ich freue mich, daß der Staatssekretär die Treibereien des Flottenverejiis abor lehnt hat. Die Vorlage ist das höchste Maß denen, was überhaupt verlangt werden kann. Wir haben einzelne Br denken, sind aber im allgemeinen z» der Borlage freund lich. Redner begrüßt die Förderung des Flugwesens und real au, aiisaedicnte Uuterosftziere aus den Domänen an zusiedeln. Das Marine-Preßburcan hat zwar nicht mit unlauteren Mitteln gearbeitet, aber ein einheitliches Preß bnrea», das direkt unter dem Reichskanzler steht, wäre besser. Redner spricht sich acacn den Vorschlag aus, die Branntweinsteuer in einer besonderen Komminwn zu be raten. Er erklärt sich auch dagegen, die Wehrvorlagen etwa ohne Deckung zu verabschieden. Die Fragen dürfen nicht auseiiiandcrgcrissen werben. sonst lowmi nichts zustande. Jetzt scheint cs Mode zu werden, daß Beamte a, T. zu den schwebenden Fragen ihres Ressorts Stellung nehmen. Jeder ci. D. will cs bester
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite