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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 18.12.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-12-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19121218012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1912121801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1912121801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1912
- Monat1912-12
- Tag1912-12-18
- Monat1912-12
- Jahr1912
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 18.12.1912
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Aüi? oilrgs Aesev. Mutmaßliche Witterung: Wolkig, mild, zeitweise Niederschlag. Aus Anlaß des Landtags > chl u sscs wird Freitag vormittag in der Evangelischen Hofkirche ein Gottes dienst und Freitag abend im Königlichen Schlosse eine Landtagstafcl stattfinden. Die E r st e Kammer erledigte gestern sämtliche Petitionen — mit Ausnahme der Beschlüsse über die Amtsgerichte — in llcberciiistimmnng mit der Zweiten Kammer. Die Zweite Kammer trat in der Schlußberatung des Kirchen- und S ch u l st e u c r g e s e tz e s in einigen Punkten den Beschlüssen der Ersten Kammer bet, blieb aber im übrigen bei ihren früheren Beschlüssen stehen: dann be antwortete Kultusminister Dr. Beck die freisinnige Inter pellation über die L c h r c r m a ß r e g c l u n g e n. Die B o t s ch a s t c r k o n f e r c n z wurde Dienstag nach mittag im Auswärtigen Amte i«,London eröffnet. An der Einfahrt in die D a r d a n o l l e n hat nach einer Nachricht auS London gestern früh ein neues Gefecht zwischen der türkischen und der griechischen Flotte be gonnen. Nach Meldungen aus Saloniki fanden dort S t r a ß c n k ü m p f e zwischen Griechen und Bul garen stattr ein Grieche soll auf den bulgarischen General Andrejcw geschossen nnd ihn lebensgefährlich verwundet haben. Der Prozeß gegen den A bgeordnetcn Kovacs, der feinerzcit auf den Präsidenten Tiszg schoß, endete gestern mit der Freisprechung des Angeklagten. Der für Montag geplant gewesene französische Generalstreik ist vollständig gescheitert. Ae französische Präsidentenwahl steht augenblicklich im Zeichen der bestimmten Ablehnung, die der Arbeitsminister Leon Bourgeois den Sircnenlockungcn der Republikaner entgegengesetzt hat. Es besteht kein Zweifel darüber, das Bourgeois einer der fähig sten Köpfe ist. über welche die französischen Republikaner zurzeit verfügen. Seine staatsmännischc Begabung hat er lange Jahre hindurch bei der Verwaltung der verschieden sten Ressorts -in mehreren Kabinetten bewiesen: auch war er Vertreter der dritten Republik ans der Haager Friedens konferenz und erregte damals durch seine glänzende Be redsamkeit Aussehen. Der hervorstechendste Zug seines Wesens ist aber eine Neigung zu abstrakter wissenschaft licher Betätigung, und da zugleich sein Gesundheitszustand ihm die Pflege einer ehrenvollen Muße rötlich erscheinen läßt, so wird man wohl den Gerüchten Glauben schenken dürfen, die ihm einen Sitz in der Acadsmie Franxaisc und damit das Ende seiner politischen Laufbahn überhaupt in Aussicht stellen. Nach ihm drängt sich in erster Linie der Name Poincarö für die Kandidatur um die Präsidentcn- würdc in den Vordergrund. Eine Zeitlang konnte man mit seiner Wahl als einer starken Wahrscheinlichkeit rcch- ncn,.iudesscn ist seine Beliebtheit sehr zusammengeschmolzen. seit die hohe Politik ihm durch die empfindliche Nieder lage. die er mit seinem Vorschläge über die orientalische ,Desinteresscments"-Erklärung der Mächte erlitt, so übel mitgespielt hat. Außerdem kommt die Verschlechterung seiner Stellung hinzu, die mit den Kämpfen um die Wahl rechtsreform verbunden gewesen ist. Herr Poincarä ist bekanntlich der geistige Urheber der Vorlage über die Ein führung der Verhältniswahl, die durch Berücksichtigung der beachtlichen Minderheiten dem parlamentarischen Kor- ruptionssnstcm des Radikalismus einen Damm entgegen setzen soll, und die iu der Kammer von der Regierung mit einem großen Auswande von zielbewusster Energie durch gedrückt worden ist. Die radikalen, von der Angst um ihre Mandate und ihrer parlamentarischen Vorherrschaft geleite ten Gegner der Reform haben aber inzwischen zum Sturm aus der ganzen Linie geblasen und wirklich im Senat einen so starken Heerbann anszubringen gewußt, daß die Annahme der Vorlage durch die Erste Kammer der Repu blik zweifelhaft erscheint. Es ist daher auch anzunchinen, daß die ^radikalen alle Hebel iu Bewegung setzen werden, um die Erhebung eines Mannes, in dein sich der ihnen verhaßte Gedanke der Verhältniswahl verkörpert, aus den Präsidentensessel zu verhindern. Da die Frage der Wahl- rcsorm gegenwärtig in der inneren Politik der dritten Republik die Gemüter außerordentlich erregt und da die Radikalen alles ausbieten. um die Verhältniswahl zu Fall zu bringen, so läßt sich dem Präsidenten des Senates. worden. Sogar Frack und Zylinder des Präsidenten müssen sich kritische Ausstellungen gefallen lassen, und cs mehren sich die Stimmen, die cs „entwürdigend" finden, daß das Oberhaupt der dritten Republik bei den Besuchen von Mon archen ohne jede Uniform erscheint. Es steckt eben den Franzosen noch eine tüchtige Dosis Vorliebe für höfischen Glanz und Prunk im Blute, trotz aller republikanischen Gleichmacherei, die wohl äußerlich betrieben wird, aber nicht einer festgewurzelten inneren Ueberzcuguug cnt- ! spricht, wie bei dem schlichten schweizerischen Naturvolkc, das iu Wahrheit für die Republik geboren ist, während sic bei den Franzosen nur als eine künstlich ausgepfropste Ltaatsform gelten kann. Es wird interessant sein zu beobachte», ob cs dem Teil der össcntlichen Meinung, der eine stärkere Beton u n g der Präsiden tiellcn Selbständigkeit fordert, wirklich gelingt, sich durchzusetzen. Zur Erreichung dieses Zieles bedarf cs durchaus keiner neuen Bestimmungen. Tie bestehende Pcrfaisung gibt vielmehr bereits dem Prä sidenten das Recht die Kammern anszulvsen, gegen parla mentarische Beschlüsse sein Veto cinzulcgcn, seine Minister nach eigenem Belieben zu wählen und dem Parlamente seine Anschauungen und Wünsche in der Form von Bot schaften kundzutnn. Die ersten beiden Präsidenten der dritten Republik, Thiers und Mac Viahon, unternahmen den Versuch, von den bezcichuetcn Rechten Gebrauch zu machen, verschwanden aber alsbald iu der Versenkung, und seitdem hat kein französisches „Staatsoberhaupt" das gleiche Wagnis vollstthrt. Tic gedachten Versassungsvorschriften stehen seitdem bloß auf dem Papiere, und der Präsident der dritten Republik führt ein Scheindasein, während der eigentliche Inhaber der obersten Gewalt der jeweilige Ministerpräsident ist. Ob cs anders werden wird unter dem kommenden Manne, den die Nationalversammlung in Versailles am 17. Januar 101N auf den Schild erheben wird? Herrn Antoine Dubvst, als ausgesprochenem Gegner des „Proporzes", ein günstiges Horoskop stellen, wenn natürlich auch nicht ausgeschlossen ist, daß im entscheiden den Augenblicke ein „ckurst Iror-s". wie der Amerikaner bei seiner Präsidentenwahl zu sagen pflegt, eine eigentlich gar nicht in Aussicht genommene Persönlichkeit, als Kompro- mißkandidat das Feld behauptet. Für Herrn Dubvst würde übrigens auch noch eine bereits wiederholt be obachtete Tradition sprechen, nach welcher dem Senatspräsi denten die erste Anwartschaft auf die Präsidentcnwürde zukommt: so sind zum Beispiel Loubet und Fallisrcs vom Palais de Luxembourg ins Elysöe übergesicdelt. Die öffentliche Meinung Frankreichs beschäftigt sich diesmal mit der Wahl des Staatsoberhaupies, die ver fassungsgemäß für einen Zeitraum von sieben Jahren gültig ist. etwas lebhafter als gewöhnlich. Bemerkenswert ist namenlich die von Blättern der verschiedensten Richtun gen ausgestellte Forderung, daß der Präsident mehr als bisher eine selbständige Figur machen solle. Demnach scheint die geradezu marionettcnhaste Art. wie die französi schen Präsidenten ihres Amtes zu waltcu pflegen, den Franzosen allgemach aus die Nerven gefallen zu sein. Das „Oberhaupt" der dritten Republik ist in Wirklichkeit nichts als eine Drahtpuppe in der Hand des jeweiligen Minister präsidenten, der ganz nach Belieben mit dem Präsidenten umspringt. Es soll manchmal zu Szenen gekommen sein, die. vom Standpunkt der Autorität und Souveränität be trachtet, jeder Beschreibung spotten und einen blutigen Hohn aus den Begriff des Staatsoberhauptes bilden. Der französische Präsident, wie er sich bisher in der 42 jährigen Geschichte der dritten Republik betätigt hat, dient zu weiter nichts als zu repräsentativen Zwecken. Er fährt gewissen haft von einer Ausstellung im Lande zur anderen, enthüllt die unwahrscheinlichsten Denkmäler, nimmt an allen mög lichen festlichen Veranstaltungen sonstiger Art teil und hält bei allen dcartigen Gelegenheiten Ansprachen, die dem Kabinettschcf um so besser gefallen und um so „gnädiger" von ihm zensiert werden, je farbloser und nichtssagender sie sind. Das paßt nun einem großen Teile der Franzosen nicht mehr. Sie sebncn sich schon längst nach einer faszinie renden Persönlichkeit, die in das ewige Einerlei des Präsi- dcntenfracks und der Verleugnung jeder eigenen Indivi dualität etwas Abwechslung bringt und dem öffentlichen Leben der Republik durch Anklänge an die Allüren eines „starken Mannes" einige Aufmunterung verleiht. Ter „unpersönliche" Präsident ist den Franzosen und vor allem den Parisern einfach langweilig gc- Wir schließen a» die vorstehenden Ausführungen fol gende Pariser Meldung: Trotz der Weigerung Leon Bourgeois' fahren mehrere radikale Blätter fort, dessen Kandidatur für die Präsidentschaft der Republik eifrig zu befürworten. Der unabhängige Sozialist Breton fordert im „Evenement" Bourgeois auf, den Bitten seiner zahlreichen Freunde nach- zugcben, da nur durch seine Kandidatur gegenwärtig das Einvernehmen aller l i n k S r e p n b l i k a n i s ch c n Parteien erzielt werden könnte. Die Balkankrise. Die Friedenskonferenz hält ihre nächste Sitzung am Donnerstag ab. Der Fall Prochaska. Das l. k. Telegraphen - Korrespondenz - Bureau gibt folgenden Bericht aus: „Die vom Ministerium des Aeußeren in der Angelegenheit des Konsuls Prochaska in Prizrend durch den von Wien entsendeten Delegierten gepflogene Untersuchung, die sich infolge der großen Entfernungen und der durch die Kriegslage geschaffenen Verhältnisse einiger maßen in die Länge zog, ist nunmehr abgeschlossen. Aus Grund ihrer Ergebnisse kann erfreulicherweise kon statiert werden, daß die im Umlaufe gewesenen Gerüchte, wonach Konsul Prochaska serbischerseits auf seinem Posten förmlich gefangen gehalten, ja sogar mißhandelt wor den wäre, jeder Grundlage entbehren. Die seinerzeit von der serbischen Regierung gegen den genannten Konsularfunktionär mit Ersuchen um dessen Ersetzung er hobene amtliche Anschuldigung, daß beim Einzuge der ser bischen Truppen in Prizrend aus dem k. u. k. Konsulat geschossen worden wäre, hat sich als vollkommen grundlos erwiesen. Dagegen haben sich die serbischen Militärbehörden in Prizrend allerdings unserem dortigen Konsulat und dessen Leiter und Personal gegenüber vom völkerrechtliche» Standpunkte aus mehrfach ins Unrecht gesetzt. Tie in dieser Beziehung vor- gckvmmencn Verstöße werden der serbischen Regierung mit dem Begehren nm entsprechende Genugtuung bekannt- gegeben werden. Es ist kein Grund 7«r Annahme, vorhanden, daß die serbische Regierung, welche sich der Mission des Delegierten des Ministers des Aeußeren gegenüber durchaus entgegenkommend zeigte, diese Genug tuung verweigern werde." Die Wiener Presse zur Lage. Bei Besprechung der Londoner Friedenskonferenz er klären die Wiener Blätter: Die allgemeine Hossnung Europas sei darauf gerichtet, daß die Gegensätze nicht un überbrückbar sein möchten. Ein baldiger Friedens schluss set nicht nur für beide Parteien von grobem Vor teile, sondern auch im allgemeinen Interesse gelegen. Sämtliche Blätter sprechen ihre lebhafte Genugtuung aus. daß die ursprünglich wegen der Angelegenheit Prochaska gehegten Befürchtungen nach der amtlichen Darstellung unbegründet erschienen, und geben der Zuversicht Ausdruck, daß die Angelegenheit eine günstige Erledigung finden werde. Eine serbische Beschwerde in Wien. Die Wiener „N. Fr. Pr." meldet aus Belgrad: Anläß lich der sich häufenden Beschwerden serbischer Bürger über das Verhalten der ungarischen Grenzbehörde» erteilte die serbische Negierung dem Wiener serbischen Gesandten den Auftrag, bei der österreichisch-ungarischen Ne gierung vorstellig zu werden. Oesterrcichischc Ilohlcnbcstcllungcn. lieber die Meldungen von bedeutenden Kohlcnbcstcll- ungen Oesterreich-Ungarns im Auslände wird von zu ständiger Stelle erklärt: Die Kohlcnbestellnngen sind teils auf der Grundlage des verspätet bewilligten Budgets für 1012, teils aus Grundlage des Budgets für 10i:i, iu das ein größerer Betrag als bisher für Kohlen eingestellt wor den ist, gemacht worden. Die eiugeleiteten Lieferungen sind also als die normale Ergänzung anzusehen. Griechische Angriffe auf Mytilene. Wie ein Telegramm des Kommandanten des türkische» Detachements aus Mntilenc, Abdul Ghani, meldet, er schienen drei in Kriegsschiffe verwandelte griechische Dampfer vor Molivo, forderten die Schisse aus, sich aus dem Hasen zu entfernen, und bombar dierten. als sic sich weigerten, den Hafen. Das Gebäude der Tcttc Publiguc, das Zollgcbäude, zwei Läden, eine Backerei, zwei East-s und ein Hotel gingen in Flammen aus. Einige Häuser erlitten Beschädigungen. Menschen leben sind nicht zu beklagen.
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