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01-Vorabendblatt Dresdner Nachrichten : 30.08.1921
- Titel
- 01-Vorabendblatt
- Erscheinungsdatum
- 1921-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19210830014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1921083001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1921083001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1921
- Monat1921-08
- Tag1921-08-30
- Monat1921-08
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Dvrabenö-Mall 55. Jahrgang. ZK 40«. Dienskag. S0. August 1S21. Gegrün-ek 185« Drahtanschrift: Nachrtchl»» V»rnspr»ch»r.Eamm«Inumm«r SV 241. Nur sür N-chlgrlprLche: SO Oll. in Dreadm und Vororten d»t lilgllch «velmalioer Jutraauna. durch die Po» -i-^gUgS-WevUyr bei NlgUch »»»lmallgrm Versand monaMch 6,« M.. vlerteljithrUch l»^0 M. , -- DI» NpaMa» 37 inru drei!« Zelle 2 M. Aus ffamlllenanzKgen, Anzeigen unler Stellen- u. Wobnunnsmarkl. I lvallig» An. u. Verdiluse 25°'^ Vorzuosplätz» laut o ^ I Tarls. Auswiirl.Auftrilge geg.Dorausbezahl. Einzelpreis d.Dorabendblolles 20 Ps. Nachdruck nur mU deullicher vuellenangad, t.Dreedner Nachr."> zuliiMg. — Ilnverlangle Schrislsliicke werden nichl ausdewahrl. Schrislleilunq und Kauvlqelchiislsftell«: w-rienslr-b- 28,40. Druck». Verlag von vlepsch L Vclchardl ln Dresden. Polticheck-Konlo 1083 Dresden. Präsiöent unö Reichskanzler zur Lage. Der Frieüensverlrag — eine Keraus- sor-erung der Demvkratte. «Eigner Drahlbertchl der „T r e S d ». Nachrichten".« Paris, 29. August. Reichspräsident Ebcrt gewährte de« Vertreter der „(Chicago Tribüne" eine neue Unter redung, worin er sagte: Nach unserem militärischen Zu sammenbruch haben die Deutsche» mit wenige» Ausnahmen in einer demokratischen Regierung die einzige Hossnnug siir eine« dauerhasten Frieden und sür die Rettung Deutsch lands erblickt. Das srühcre RcgieruugSsystem machte Bankrott. Mau hasste deshalb, dasj die Demokratisierung Deutschlands in Amerika beifällig aufgeuommcn wlirüc. Der Waffenstillstand war aus Grund der 14 Punkte Wil sons geschlossen worden, aber der FriedcnSvertrag bedeutete eine grobe Enttäuschung sür alle »lassen in Deutsch land und eine Heraussorderuug der Demo kratie. Die Reaktion, die nicht mehr gehasst hatte, ihr Haupt zu erheben, konnte dick aber tun, nachdem der Fric- »eosoertrag die junge dcuische Republik vor die grössten Schwierigkeiten gestellt hatte. Die Reaktion macht nunmehr die demokratische Regierung siir alle diese Schwierigkeiten verantwortlich. Ebcrt führte ferner aus, das, die Demo kratisierung Deutschlands vollkommen sei. Das einige dcutsche Volk ist von dem Wunsche geleitet, Dentschland wieder auszubaucu. Hu Deutschland haben die Frauen die gleiche« Rechte wie die Männer, alle Schichten habe» die gleichen Rechte. Aus dem Gebiete der sozialen Gesetzgebung seien gröbere Fortschritte gemacht worden. Der Achtstunden tag sei überall durchgcsührt. Die Sorge für die jungen Mütter uud Kinder sei der Regierung am Herzen gelegen. Die Negierung bekümmere sich namentlich um die Kontrolle der Häuser, in denen die Arbeiter wohnen. Die Arbeiter schaft habe das Recht zur Organisation. Der gröbte poli tische Erfolg aber sei die Ausrechterhaltung der Einigkeit Deutschlands. Die Entente hatte immer wieder erklärt» das, der Kampf gegen die Burcaukratie und sür das Recht der Selbstbestimmung gewesen sei. Bis seht sei davon nichts -n merke» gewesen, denn Deutschland habe einen Friedens- Vertrag, der für jedermann eine schwere Bürde sei. „Die Republik in Gefahr." «Eigner D r a l, l l> e r i ch l der ,. Dresdn. Nachrichten".» Frankfurt a. M. 2». August. Während des Aufent haltes des Reichskanzlers in Frankfurt hatte der Vertreter der „Frankfurter Zeitung" Gelegcnluut, Tr. Wirth zu sprechen. Dreier äußerte sich dabei über die Lage. die im Innern durch die immer weiter um sieh greifende Stimmung zum Streik geschaffen ist. Der Reichskanzler betrachtet die Lag« als sehr ernst. Die Republik sei in Gefahr. ES sei di« Ausgabe derjenigen. die vor allem unseren Staat zu schüven berufen sind, der verhebenden Demagogie mit der größten Entschiedenheit entgvgenzutretcn. Dies wird auch bald geschehen. Beschlüsse des Kabinetts stehen bevor. Die stürmische Bear Übung, die dem Reichskanzler hier auf dem Katholikentage zuteil geworden ist. nicht nur bei seiner Rede, sondern auch bei der bloßen Erwähnung seines Namens in der gestrigen öffentlichen Versammlung läßt er kennen. daß Tr. Wirth die gvoße Masse 'einer Partei genoffen hinter sich bat. Der Reichskanzler auf dem Aialhoiikeniage. Frankfurt, 28. August. In der heutigen Versamm lung des Katholikentages tm Hippodrom ergriff auch der Reichskanzler das Wort zu einer Ansprache, worin er u. a. aussührte: Wir müssen es mit allen Mitteln verhindern, daß in Deutschland der politische Kampf statt mit geistigen Waffen mit Dolch und Revolver auSgcsochten wird. Die Verfassung will den Geist der Freiheit und dcS Rechts erneuern und dem Frieden dienen. Es gilt, unser Volk, die Arbeiter und Angestellten gegen den politisclzen Mord der letzten Tage aufzubieten, wenn wir nicht in ein neues Zeit alter reaktionärer Bewegung hincinkommen wollen. Der Reichskanzler schloh mit den Worten: Wir wollen arbeiten, so Gott will, nicht nur zur Rettung Deutschlands, sondern der ganzen Welt. Lassen Sic den Mut nicht finken. Wer mutig und arbeitsam ist. dem wird auch der Erfolg nicht fehlen. «Brausender Beifalls tW T.B.s Sitzung des Aeia,skabinetls. Berlin, 29. August. Das R c t ch s k a l» i ne t t ist heute vormittag zu einer Sitzung znsammcngctrcten, in ocr Reichspräsident Ebert den Vorsitz fuhrt. Reichskanzler Tr. Wirth ist heute früh vom Katholikentag in Franksurt znrückgckehrt, um an der Sitzung tcilzunohmcn. Von den Ministern befinden sich der Reich,.mnnisvor dcS Innern Tr. Gradnaner. der Arbcitsmmister Dr. Brauns aut Urlaub, Reict>spostmini!ter Giesberts zur Beerdigung in Bieberach un-d Dr. Rathcnau hat sich von Wiesbaden nach dem Engadin begeb-m. Dagegen ist der NeichSjustizminisdcr Schisser heule nacht zurückgekehrt uud mit den übrigen Ministern in der Kabiuettssihung erschienen. Auf der Tagesordnung des Kabinettsratcs steht die Besprechung der politischen Gcsamtlage. Im Vordclgrnrrd der Erörterungen werden die Ereignisse von Griesbach und Potsdam stehen. Ter Bericht über die Verhandlungen, die der Ntcderansbaumintlier Dr. Ralihenau mit Loncheur u, Wiesbaden gcsülirl, wird heute »och nicht zur Besprechung komme,! obwohl der daran beteiligte ReichSkommissa: T''. Guggcnhcimer bereits in Berlin eing-trossc» ist. Man erwartet, daß drc 'Beratungen des Kabinetts über die inncr- volltischen Spannungen längere Zeit tn Anspruch nehmen werde». Auf -er Suche nach -en Attentätern. «zigner Drahtbertcht der „DreSdn. Nachrichten".» Karlsruhe, rs. August. In der Mordsache Erzberger «are» bis gestern abend iu Baden und Württemberg 29 vorläufige Festnahmen erfolgt, ohne daß die, selbe« aufrechtcrhalten werden konnten. Alle bisher ver» folgt«« Epnrsn habe» sich als irrig erwiesen. Ebenso habe« Li. «-«»-» H»«r di. Sr«, nn» das Ge»» »er Mörder sich als osscnbar falsch hcrausgestellt. Die Behörde vcrsolgt seit gestern eine ganz neue Spur. Tie Ermitt lungen werden jedoch, wcun sie zum Ziele führen sollten, mehrere Tage dauern. Das Amtsgericht Obcrkirch hat gestern die weitere Verfolgung der Mordtat dem zuständigen Landaericht Osseuburg abgegeben. Ossenburg, 2». August. Die Staais.-nivaltschai't Ofsen- burg hat das Vorverfahren wegen Mordes an dem Neichs- tagsabgeordneten Erzbcrger gegen Unbekannt erösfnct. Tie von Frau Erzberger überreichten Drohbriefe, die ihr Mann seit Wochen erhalten hak, sind größtenteils mit der Schreibmaschine geschrieben, was gleichfalls die Verfolgung erschwert. Der Inhalt der Drohbriefe läßt nicht ohne weiteres an nehmen, das, cs sich um einen politi schen Mord handelt. Die Feststellung muß erst den weiteren Ermittlungen des Landgerichts Vorbehalten bleibe». Basel. 29. August. Der „Vasl. Anz." läßt sich aus Karls ruhe melden, das, die Obcrstaatsanwaltschaft sich nicht ein seitig auf die Frage eines politischen Mordes an Erzberger sestlegen will. Sie hält ebensogut die Möglichkeit eines persönlichen Gefühlen entsprungenen Ver brechens siir gegeben. Sie wird ihre Ermittlungen ob jektiv nach beiden Richtungen hin sortsetzcn. Ein Voraus greifen der Resultate der Untersuchung liegt nicht im Inter esse des Ansehens der Rechtspflege. Klage -er -eulschnat onalen Dolkspariei gegen „Die Freihett". Berlin, 27. Slug. Di? Parteileitung Ser deutschnatio nalen Voll spartet hat gegen die Schriftlcitung der „Frei heit" ein Strafverfahren anhängig gemacht wegen der Behauptung, das, in der Leitung der dcntschnationalen Volkspartei die Anstifter des Mordes an Erzberger säßen. Die Ansprachen bei der Trauerseier. tDrahtmeldung unsrer Berliner Schristleitung.s Berlin, 29. Ang 'Bei der gestrigen Trauerseier sür Erzberger in Lppenau sprach als Vertreter der Neichs- regicrung Minister GieZbcrtö zugleich im Namen des Reichskanzlers Wirth den Hinterbliebenen das Beileid de» Ncichsregtcrung aus. Man könne noch nicht wissen, sagte er, ob das Verbrechen nicht die Einleitung neuer poli tischer Unruhen in Deutschland sei. Tic Reichsrcgie- rnng werde nichts unversucht lassen um endlich den politi schen Morden ein Ende zu machen. Gicsbcrts rühmte die Bedeutung Erzbcrgers als Staatsmann. Erzberger habe es als seine Hauptausgabc angesehen, Dentschland aus seinen Wirrnissen zu einem demokratisch-republikanischen Snstcm zu führen. Namens des deutschen Reichstags widmete der frühere Reichskanzler Iehrenbnch Worte des Gedenkens. Er schildert Erzberger als einen leiden schaftlichen politischen Kämpfer, der der Infamie, dem Haß und der Unwahrheit zu>» Opfer gefallen sei. Das Volk habe einen echten Patrioten verloren, wie es wenige 'besitze. Für die badische Zcntrnmspartei sprach Abgeordne ter Sch cüe r. Es folgte die Niedcrlegnng einer großen > Anzahl von Kränzen durch die Vertreter der Reichs- und Staatsbehörden und sonstigen 'Abordnungen. Unter den er schienenen Drauergästcn befand sich auch der unabhängige Neichsiagsabgeordnete Adolf Geck aus Osseuburg. Von Berlin ans sind die abgcjauLten Polizei - beamten in Oppenau einqetroffcn. ES sind insgesamt 30 an der Zahl, dir mit Polizeihunden die Arbeit aus genommen haben. Sie wenden von badischen Sichcrheits- bcaintcn unterstützt. Noch gestern wurde eine Streife durch die Waldungen inrd >n dle weitere Umgebung veranstaltet. In dem etwa U Stunde von Griesbach entfernten Orte Peterstal wurde ein Mann anfgegrUfen. der wichtige Be kundungen machen konnte, die auf eine neue Spur leiten. In Berlin "ield?Icn sich gestern eine Reihe von Leuten, die Bekundungen über Auseinandersetzungen machten, die Erzberqer ivegen privater Aiigclegenh.iten mit verschiedenen Personen im Laufe der letzten Zeit harte. Restlose Zahlung -er Gol-milliar-e. «Eigner Drahtbericht der ,2vrc»Ln. Nachrichten"., Gens, 29. August. Der „Matiu" meldet, Latz die deutsche Goldmilliarde am Sonnabend vollzählig nud ord nungsgemäß zn Hände« der ReparatiouSkommission ge zahlt worden ist. Paris, 2«. August. Die „Chicago Tribüne" meldet aus Neunork: Deutschland habe alle Anstalten getroffen, am 31. Slugust tn der Lage zu sein, den Nest der einen Milliarde Goldmark an die Alliierten zu bezahlen. Die Bankiers Deutschlands in Ncunork versichern, daß jetzt nichts anderes z» «un übrig bleibe, als die hinterlegte Summe zu übermitteln. Es wird ferner erklärt, daß die Bezahlung der Milliarde die Kredite Deutschlands tn den Bereinigten Staaten nicht erschöpfen werde, die sich rasch anhüufen und gröbere Ausmaße annehmen, als man tm allgemeinen glaubte. Die Bedeutung dieser scharf offiziellen Mitteilung, sagt der Bericht, liege in der Tatsache, daß wahr scheinlich kein Sturz der auswärtigen Werte mehr erfolgen werde, wie er während de? früheren Zahlungen stattsand. Ein deutsch-italienisches Wirtschaftsabkommen. Berlin, 29. Augnst. Gestern nachmittag 5 Uhr wurde im Auswärtig«« Amte ei» Wirtschaftsabkommen mit Italien unterzeichne«. Das Abkommen wird heute verösfentlicht werden. Der künftige Vertrag mit Amerika. «Eigner Drahtbertcht der „Lresdn. Nachrlchte n".l Rotterdam, 29. August. Die „TimcS" meldet aus Neu- »ork: Im SenatSausschuß iu Washington teilte Staats sekretär Colbn mit, baß der F r c u n d sch a s t S° und Handels vertrag mit Deutschland im Oktober dem Kongreß zugehen würde. Die Vorbesprechungen seien be reits tn öierlin ausgenommen und würden voraussichtlich tm vorbst ivcrd«. . Dr. Slresemaim über den Werl mittel- ständischer Arbeit. In der Rede, die der 'ReichLtagsabgcordnete Dr. Sireie» man» am Donnerstag aus dem Verbandstage des Verbandes der Handclsschuv- und Rabattsparvereine Deulichlandd hielt, führte er etwa folgendes aus: Der Friede mit den Vereinigten Staaten von Amerika beendet auch den Kriegszustand mit dem letzten Staate, mit dem wir noch nicht in normalen Beziehungen waren. Da mit wird formal der Friede der Welt hcraeitcllt. Kann man aber nach dem Diktat des Friedens von Versailles wirklich von einem Weltfrieden sprechen? Politisch ist namentlich im Osten »och alles in Gärung. In der Weltwirtschaft ist alles aus den Kops gestellt. Tie Sicaerstaaten leiden unter den Wirkungen der Umkehrung der Währungsverhültniss« wirtschaftlich, ebenso wie wir. Wir können im Ausland nicht zahlen, ohne unsere Finanzen zu zerrütten, und das Ausland kann gegen unsere Ausfuhr nicht anlämpseu infolge seiner hohen Währung. Wenn englische Schriftsteller davon sprechen, daß Deutschland nach einem Jahre nicht mehr in der Lage sein werde, die Zahlungen aus dem letzten Ulti matum zu erfüllen, so steht dabei neben diesen finanzielle« Betrachtungen wohl die wirtschaftliche Erwägung, daß die weitere Entwertung der Mark, die mit den deutschen Gold zahlungen verbunden ist. äußerst schädigend aus den Welt handel der Staaten mit hoher Valuta wirken muß. Wer die Weltwirtschaft wieder in normale Bahnen lenken will, damit ivir nicht in ein wirtschaftliches Ehavs geraten, der muß zunächst die Unmöglichkeiten des Versailler Diktats beseitigen und Deutschland zur Wieder- geiun>öun,g verhelfen. Tenn nur ein wirtschaftlich und poli tisch gesundes Deutschland kann den Damm bilden acaen die Walmsinnstlui des Bolschewismus, die von Rußland heranrollt. Jenem Rußland, das der Welt gerade in der Gegenwart das tragische Beispiel eines Staates gibt, der durch lebensfremde Theorie politischer Demagogen in de« Abgrund gerissen wird. Die heutigen wirtschaftlichen Verhältnisse in Deutsch land erscheinen vielleicht dem oberflächlichen Beobachter als Wohlstand, in Wirklichkeit ist dieser Wohlstand ein trügerischer. ES fehlt uns der feste Untergrund normaler wirtschaftlicher Verhältnisse. An die Stelle ord nungsgemäßer Kalkulation tritt bei schwankenden Devisen kursen naturncmäs; Spekulation. Der neue Reichtum, der In Deutschland entstanden, beruht nicht aus der Lebensarbeit eines Geschlechts, sondern viclsach aus skrupelloser Ausnutzung von Koninnktnrmöalichkeite». Die Entwertung unseres Geldes hat die besten Teile des Volkes, nämlich den geistigen Mittclstand. in seiner Lcbensmöglichkcit bis znr bitteren Armut herab» gedrückt. Csttistiger und werktätiger Mittelstand stehen in inniger Wcchselwirknna. Ans der praktische» Lebensarbeit der Väter, aus ihren durchwachten Nächten und ersparten Groschen baute sich einstmals die Möglichkeit des Studiums der Söhne und Enkel ans. Dieser acsnnde lkcbcraang. diele Erneuerung der Blntzufuhr im Nolkokörper droht heute z« fehlen, wo die Möglichkeit der Einzelcristenz durch Staats, Wirtschaft, durch Verbraucher-Zusammenschluß und Kapitals, konzentration immer msbr eingeengt wird. Wir müssen ver hüten. baß ein Dentschland entsteht, in dem es nur den kon, zentrierten Großbetrieb ans der einen Seite und abhängige Eristenzcn aus der anderen Seite gibt. Auch die genialen Führer der dcntschen Wirtkckmst sollten sich vor einer lieber» lvannnna dieser Konzentration hüten, dnrch die auch in der Industrie der Pcrsönlick'kcitsgedanke acgeniibcr der srül»e, ren Sclbsiändiakcit der Leiter der Unternehmungen immer mehr hcrabnedrückt wird. Dr. Stresemann sprach dann von der Bedeutung deS alten Geistes des -Handwerker- und Mittelstandes sür die Erziehung dcS Voltes: über die Ucbcrwindung gesellschaft licher Vorurteile durch den Grundsatz der Achtung jeder schassenden Persönlichkeit, oft unter Hinweis aus Aussprüche unserer Dichter und Denker, namentlich auS GoethcS Wil- heim Meisters Wanderjahren, und führte dann zum Schluß aus: Die Gegenwart ist bitter und trübe, aber wir sollen nicht in Resignation l>erfallen. Die Männer, die in Eiicnach den Nationalverein für Deutschland begründeten, konnten auch nicht wissen, daß ihrem Sehnen nach deutscher Einheit einstmals Erfolg bcschiedcn sein würde, und trotzdem hielten sie an ihrer Idee fest, die dnrch Bismarck so starke Erfül lung fand, daß selbst der Ni'ederbruch im Weltkrieg den Gedanken der Reichscinsteit nicht zu erschüttern vermochte. Seien wir uns aber auch darüber klar, daß wir den Wieder aufstieg Dentschlgnds nur erlebe» werden, wenn wir die Gegensätze in unserem Volke zu ü b e r b r ü ck e >« vermögen. Die Sicherung der deutsche» Zukunft wird nickt das Werk einer einzelnen Partei sein, sondern nur ge lingen können, wenn alle staatserhaltcnden Parteien unter Znrückstelluna dessen, was in künftigen ruhigen Zeiten auS- gesockten werden kann, sich zunächst einmal die Hand reichen zur gemeinsamen Arbeit. Dr. Stresemann schloß nrit einem Hoch aus die ehrliche deutsche Arbeit i» Stadt und Sand, in bas die Versammlung einstimmte, die alSdann spontan in stürmische Zustimmungs- kunggebungen auSbrach und das Dciitichlaudlied sang, «vtb.s Die VegriHung -er Dölkerbnn-srals- mttglie-er. «Eigner Dra-Ibtrickl der „DreSdn. Nachrichten"., Basel, 29. August. Ans «Kens wird gemeldet: Sonn« tag nachmittag 4 Uhr fand eine inoffizielle Be» grüßung der Mitglieder des VölkerbnndöratcS beim Präsidenten Grasen Ishii statt. Gras Ishis hielt laut „Ionrnal" eine kurze Ansprache, die ans eine längere Dauer der Tagung vorbereitete. Der polnische Gesandte in Paris ist in Genf elngctroffe», »ahm aber nicht an der Be» grüßnng teil. Nach einer Meldung de- „Matt»" aus Genf findet die Eröffnungssitzung des Völkerbundes über die Besprechung der oberschle fischen Krage um 4 Uhr nachmittags statt. lW- L B.)
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