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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.05.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040514016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904051401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904051401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-05
- Tag1904-05-14
- Monat1904-05
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Reklamen unter dem Rrdaktionsstrich (4g«spaltrn) 7K nach den Famtliemeach- richten (6 gespalten) KO >4- Tabellarischer und Zisfernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und vssertenaunahm« LV Grtra-VrUageu (gefalzt), nur mit d« Moraea-AuSgabe, obn« Postbtfdrderung ^l M.—, mit Postbeforderung 70.—. AnnahMtschlutz für Anzei,e». Nbend««u»gabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen.Ausgabe: nachmittag» 4 Uhr^ Anzeige» sind stet» an dir Expedition zu richten. Di« Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abends 7 Uhr. Druck und Verlag von G. P«lz in Leipzig (Inh. l)r. «., R. är W. Kiinthardt). Nr. 243. Sonnabend den 14. Mai 1904. 88. Jahrgang. Var MOligrte vo« Hage. * Oberst Leutwein hat nach amtlicher Mitteilung auf eine an ihn ergangene dienstliche Anfrage erklärt, er «erde Generalleutnant v. Trotha redlich zur Seit« steheu. (S. Aufst. d. Herero.) * Der Rsichstaa hat gestern die Vorlage, betr. Tat« schädigung sür unschuldig erlittene Untersuchung»« haft mit gerrugen Abänderungen aegenüber den Beschlüssen zweiter Lesung angenommen. (T. Reich«tag«-Bericyt.) * Da« preußisch« Abgeordnetenhaus lehnte Frei tag einen Antrag Kreitling, betr. Einführung der fakultativen Feuerbestattung, ab. (S. Landtag-bericht.) * Bischof Venzler-Metz hat dem Kaiser schriftlich aaaezeigt, daß er das Interdikt über den Kirchhof in Fameck zurückgezogen habe. * Di« dritteJahresversammluna derBtreiaigung d«utsch«r Rahrungsmittel-Ehemrkrr wurde Freitag in Stuttgart eröffnet. (G. „Lus aller Welt"). * Der flüchtige Ex Minister Nasi soll sich nach einem in Mailand verbreiteten Gerücht im Graubündener Dorf Vico Soprauo aufhalten. * Eine japanische Landung bei Wladiwostok steht allem Anschein nach bevor. steicbrpolililr im preurrircben herrenbaure. Biele sind berufen, aber wenig« find auSerwählt. In das preußische Herrenhaus werden die Mitglieder berufen. Ja diesem hohen Hause fand am Mittwoch «ine große Debatte statt, was schon daran« hervorgeht, daß sie in einer leidlich objektiven Korrespondenz soviel Raum füllt wie der Reichstag. Da« Herrenhaus wird nicht wenig stolz gewesen sein ob dieser Tatsache, vielleicht ebenso stolz wie auf die andere, daß der Reichskanzler Graf v. Bülow den Resonanz boden für seine Rede über die innere politische Lage diesmal im Herrenhause suchte. Die HerrenhäuSlrr haben nämlich auch einen Vorzug gegenüber den gewählten Abgeordneten: sie stehen den Ministern unbefangener gegenüber; an Stand fühlen sie sich ihnen gleich oder überlegen, und der Stand gilt bei ihnen viel, sogar noch mehr. Zur Debatte stand der preußische Etat, weshalb man sich zuerst über die Aufhebung de« 8 2 deS IesuitengesetzeS, dann über die Zulassung der Marianischen Kongregationen und schließlich über die Handelsverträge unterhielt. Natürlich spricht man im Herrenhause sehr abgeklärt, wo durch eS nicht mal als Ironie oder Ulk erscheint, wenn Eminenz Kopp und Prof. Loning einander warm die Hände drücken. Aber, wie so häufig, verwechselt man auch bei der Gelegenheit Ton und Richtung. Weil beide, Kopp und Loning, höchst gemäßigt und mit der üblichen Versicherung größter BersöhnUchkeit sprachen, so hielt man sich durch den Ton für gebunden, auch die Sache milder zu betrachten, d. h. auf evangelischer Seite; auf der anderen sorgt im übrigen schon da« System dafür, daß die persönliche Wirkung der Suggestion nicht der Sache schade. Und die Sache ist und bleibt immer die Machterweiterung der Kirche. Nachdem so im Herrenhause di« Harmlosigkeit de« Zuvorkommen« der preußischen Regierung mit dem Kanzler Präsidenten an der Spitze bei römischen Wünschen genügend festgestellt, wie überhaupt der ganze Konflikt zwischen ultra montaner und weltkinderhafter Auffassung von den Zwecken de« Staate« sür alle Zeiten gelöst und auf di« unver ständigen Uebertreibungen der vollkommen Unbeteiligten, nämlich der Staatsbürger, zurückgeführt war, fingen Frei herr v. Manteuffel und nach ihm Gras Mirbach an zu reden. Natürlich von den Handelsverträgen. Wovon soll man denn sonst überhaupt reden östlich der Elbe. Wenn di« Handels» verträg« gekündigt würden und der frische, fröhliche Zollkrieg mit aller Welt endlich auSbräche, so könnte wohl weder der Einzug sämtlicher Jesuiten, noch die Errichtung Marianischer Kongregationen an sämtlichen preußischen Gymnasien die Gemütsruhe der Kreise stören. Der Bund der Land wirte, dies« Inkarnation der im Herrenhause verschämt vor getragenen Gefühle, hat es in seiner allumfassenden Liebe ja bereits zur schönsten Kulturblüt«, der Duldsamkeit, gebracht, d. h. wenn der „Andre" nur gut agrarisch ist. Graf Mir bach ist nicht für den Ausbau der sozialen Anstalten; sie reizen nämlich die Begehrlichkeit! vixit! Und dann endlich kam der Ministerpräsident Graf v. Bülow zu Worte. Er fing mit einer Betrachtung der Unzufriedenheit an, deren Schädlichkeit er schlagend nach- wie«. Schon zu Bismarck« Zeiten sei man unzufrieden gewesen, das sei ein deutscher Charakterzug, den die Sozial demokratie auf dem Gewissen habe. Man kann für diese Entdeckung in den weitesten Kreisen gar nicht dankbar genug sein. Da Haden wir ja nun das lange gesucht« Kräutlein gegen die böse Krankheit am sozialen Körper, so man Sozialdemokratie nennet. Wir brauchen nur alle, alle zufrieden zu werden, und die Sozialdemokratie ist erledigt, die soziale Frage ist gelöst. Und wer ist daran schuld, daß sie noch nicht gelöst ist? Auch da- ist uns nun gesagt worden: „Kreise und Personen und publizistische Organe", die auf nationalem Boden stehen wollen und trotzdem nicht mit der Regierung einverstanden waren. Und besonder« auf dem Gebiete der au-wärtigea Politik waren sie e« nicht. „Der unglückliche Leser, der nur solche Blätter liest, muß sich geradezu einbilde», daß seine Regierung au diese oder jene fremde Macht oder gar an den Jesuitenorden verkauft wäre." (Heiterkeit.) Wenn e« erlaubt ist, dem gegenüber den „glücklichen" Leser zu schildern, der seine politische Weisheit au« den RegierungSorganen bezieht, so müßte er ungefähr so auS- sehen : „Also die Franzosen haben sich wegen Marokkos mit England „verständigt". Bravo! Wie glücklich sind wir, daß nicht wir uns „verständigt" haben, denn dann müßten wir über daS balkenlose Wasser fahren. Und wie rücksichts voll ist man dabei gewesen! Nicht einmal gefragt hat man uns wegen der Sache — mau wollte uns sicher nicht stören. WaS sind wir doch sür glückliche Leute! Diese „glücklichen" Leser könnten den Herrschaften paffen. Sie haben nur einen Fehler: Sie sind fast gänzlich au«gestorben. Aber dem Grasen Bülow können wir e« nicht übel nehmen, wenn er diese Leute lieber hat oder hätte: sie sind so hübsch bequem. Und wem die Natur nicht die Gabe ders Initiative verliehen, der empfindet jede« spornende Wort al« Störung und — fast als persönliche Beleidigung. Zumal wenn ihm kräftig sekundiert wird. Wenn dies von dem gewerbsmäßigen Offiziösen- tum geschieht, so weiß man wenigstens noch wieso und wozu. Aber dann kommen auch noch liberale Parteiorgane und predigen die Lehre vom geruhigen Lebenswandel in der äußeren Politik. Auch die nationalliberale Partei ist vor kurzem ernsthaft ermahnt worden, ihren „besten Tradi tionen" treu zu bleiben und wie bisher ihre Handlungen von „ernsteren Erwägungen und größerem Verantwortlich- keit-gefühl" al« die politischen Outsider« leiten zu lassen. Schlaf, Kindchen, schlaf! O wie müssen sich diese Leute freuen, daß ein Mann wie Professor Hasse nicht mehr im Reichstage sitzt! Der preußische Ministerpräsident sprach im preußischen Herrenhause dann auch noch über da« Reichstag-Wahlrecht und schloß diesen Abschnitt mit den programmatischen Worten: ,,Wrnn dl« deutschen Wähler von dem bestehenden Wahlsystem keinen richtigen Gebrauch zu machen wissen, so werden sie sich auch nicht wundern können, wenn früher oder später da« Dilemma entsteht, ob der Zukun ftSstaat mit seiner Zuchthau-ordnung und seiner Güterteilung etabliert, oder ob daS bestehende Wahlrecht durch ein anderes ersetzt werden soll." Man kann auf da« Reichstag-Wahlrecht so hoch halten, wie man will und man muß da» schon au« Gründen der inneren staatlichen Sicherheit, so ist doch da« eine gewiß: Mit einer sozialdemokratischen Parlamentsmehrheit ist in unserem Staatswesen nicht zu regieren. Und daS gibt der Regierung ein Recht, auch an solche unwahrscheinliche Möglichkeiten zu denken. Der Ministerpräsident ließ «S nicht beim Denken. Da es im preußischen Herrenhause üblich ist, einander Verbeugungen zu machen, so sei noch zum Schluß konstatiert, daß Graf v. Bülow den Konservativen wegen de« Treibens im Wahlkreise Frankfurt a. O. in« Gewissen redete. Schade, daß diese Ermahnung nicht daS Ende der Rede bildete; es wäre ein hübscher Abgang gewesen. 8. der -lukrtaml «ler Herero. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Auf eine Anfrage an Gouverneur Leutwein wegen der ihm in ZeitungStelegrammen au« Windhuk zugeschriebenen Absicht, beim Eintreffen de« Generalleutnant« v. Trotha nach Deutschland zurückzukehre«, hat Oberst Leutwein in einer hier eingegangenen dienstlichen Meldung erklärt, er habe keine Aeußerung über die Absicht einer Rückkehr nach Deutschland getan; er werde da« in ihm gesetzte Vertrauen auch fernerhin zu rechtfertige» suchen und Generalleutnant v. Trotha redlich zur Seite stehen. Diese Antwort de« Obersten Leutwein, die an Klarheit nicht« zu wünschen übrig läßt, entspricht durchaus den Er wartungen, die man von ihm, als einem braven und be währten Offizier, hegen durfte, und sie wird hoffentlich den auf seine Beseitigung hinzielenden Quertreibereien ein für allemal ein Ende bereiten. V«r Stab der General» v. Lrotha. Ueber den Stab des neuen Oberkommandierender: der deutschen Truvpen in Südwestafrika werden die verschieden artigsten Gerüchte verbreitet. Die Bewerbungen um die be treffenden Posten sind allerdings zahllos, und oft genug ist eS passiert, daß Offiziere sofort nach erfolgter Bewerbung in der Presse mit positiver Sicherheit als dem Stabe ange hörig benannt worden sind, während in der Tat an ihre Entsendung nach Südwestafrika garnicht gedacht wird. Die Meldung de« „L.-A.", wonach für den Stab allein 300 Pferde notwendig seien, ist irrtümlich, es steht da jedenfalls eine Null zu viel, und selbst dann erscheint die Zahl noch zu hoch gegriffen. Der rurrlrchjapakltchr Weg. Var Schauplatz -er nächsten Aäinpfe. Es wird immer klarer, daß der Schauplatz der nächsten Kämpfe die Gegend von Liaujang sein wird. Wie Lon doner Blättern gemeldet wird, sind bereits 10 000 Japaner in Haitschönz angelangt. Drei andere Divisionen sind eben falls dahin auf dem Marsche. In wenigen Tagen wird ein großes Treffen unweit Liaujang erwartet, wo KO 000 Russen 70 000 Japanern gegenüdersteben. Die Russen er richten dort außerordentlich starke Befestigungen. Es sind um die Stadt herum 12 große Schauren gebaut und auf beiden Seiten der Bahn schwere Geschütze ausgestellt. Die Eisenbahn von Kintichou nach Wusangtien ist nach dem „L.-A." auf drei Meilen vollkommen zerstört, besonders auch die eiserne Brücke, Unter den Russen soll eine Panik au-gebrochcn sein. Alle Russen sind von Wusangtien schon nach Niutschwang zurückbeordert worden. DaS russische Kanonenboot „Siwutsch" soll bei der Annäherung der Japaner in die Luft gesprengt werden. Arthur «n- Dalny uufgegebsn? Nach einer Petersburger Depesche de« Berliner „L.-A." meldet General Kuropatkin, daß er durch Boten dem Kommandanten der Halbinsel Liautang, General Stößel, und dem Platzkommandanten von Port Arthur Weisungen zu kommen ließ wegen der Zerstörung der LandungSquais von Dalny und Talienwan, sowie der Aufgabe der von diesen beiden Plätzen abzuberufenden Garnison. Kuropatkin beauftragt mit der Führung der Vortruppen seiner Armee zwei Generale. Dem Petersburger Korrespondenten der „Nat.-Ztg." wird von kompetentester militärischer Seite versichert, daß von einer Aufgabe Port Arthur« oder gar einer Zer störung der Flotte keine Rede ist und auch keine Rede sein kann. Augenblicklich liegt durchaus keine Veran lassung vor, die erwähnte Zerstörung in« Werk zu setzen. Wenn die erforderlichen Vorbereitungen rechtzeitig getroffen werden, kann die Vernichtung im äußersten Augenblick bewerkstelligt werden. Admiral Togo meldet übrigens, daß die Explosionen, die seit einer Woche von Port Arthur vernommen werden, noch immer sortdauern. Japanisch» Landung -ei rvladirvoftchk bevor stehend? Eine Depesche aus der Posstetbai, welche in Liaojang ein getroffen ist, besagt, nach der „Boss. Ltg.", daß in der Nacht zum 12. Mai japanische Torpedoboote und Transport schiffe auf der Reede von Pallada an der Ostküste von Korea erschienen seien. Man glaubt, »inige davon zur Lan dung einer japanischen Armee bei Wladiwostok bestimmt. Verkauf deutscher Schiffe. Der Verkauf des deutschen Schnelldampfers „Calum- bia" bestätigt sich. Das Schiff hat bereits am Mittwoch abend I I V2 Uhr Hamburg verlassen, ohne daß ein Bestim- mungsort angegeben ist; es heißt in der amtlichen Mel dung, wie in solchen Fällen üblich, einfach „nach See". Es befindet sich aber noch die deutsche Besatzung an Bord, und so ist anzunehmen, daß der Dampfer mit versiegelter Ordre abgegangen ist. „Auguste Viktoria" wird in diesen Tagen ebenfalls die Flagge wechseln, das Schiff ist bereits ganz vom Fahrplan der Hamburg-Amerrka-Linie ge strichen, die auf den 2. Juni angesetzte New Aorker Reise wird die „Hamburg" machen, und auf der Fahrt nach Spitzbergen wird „Blücher" die „Auguste Viktoria" der- treten. Auch der vom Norddeutschen Lloyd wegen un- genügender Fahrtleistungen an die Schichau-Werft zurück- gegebene Dampfer „Kaiser Friedrich", der seit dem 4. No- vember 1900 behaglich im Hamburger Hafen lag, hat jetzt von seinem bisherigen Liegeplatz verholt und Dampf auf gemacht. Zu ihm hatte vor mehreren Jahren die Russische Freiwillige Flotte eine stille Neigung gefaßt, die aber Feuilleton. Das lenkbare Luftschiff. Don S. Hartmann. Nachdruck verbot»». Uralt ist der Menschen Sehnen, gleich den Vöglein die Lüfte zu durchfliegen. Seit altersher, in den Religionen Indiens wie im Christentum, in der altgriechischen und römischen Mythologie wird die Fähigkeit, zu fliegen, als göttliches Attribut angesehen. Als vermessen und frevelhaft galt es, wenn Menschen- linder ein Gleiches erstrebten. Trotzdem und trotz aller Mißerfolge haben bis auf den heutigen Tag Tausende und Abertausende Gesundheit, Leben und Vermögen jener Zdee geopfert, meist nur Spott und Hohn einer törichten Menge erntend. Als Montgolfier zuerst mit seinem mit warmer Luft erfüllten Ballon sich in die Lüste hob, glaubten ja viele, das Ziel schon crreicbt zu baden. Aber eS ist eben ein großer Unterschied: „Schweben", d. h. mit Hülfe leichter Gase sich ins Luftmeer emporzuheben, uno „Fliegen", d. b. das tragende Gefährt dem Willen dienstbar zu machen und es dorthin zu lenken, wohin man will. Wie der einfache Kahn im treibenden Wasser willen- lo« getrieben wird, ko auch der Luftballon, und gelang es auch, durch ein Steuer die Richtung etwas zu beein flussen, um senkrecht zur oder gegen die Luftströmung zu sichren, bedurfte es künstlicher Kraftmittel, und wie beim Schiff, kam man bald auf die Idee, die neuzeitlichen Kraft maschinen zu verwenden. Sie hatten nur einen großen Nachteil; sie waren im Verhältnis zu ihren Leistungen viel zu schwer. Selbst wenn man die Ballons mit dem leich testen aller Gase, dem Wasserstoff, füllte, war der Au- lrieb gering, der eirkuln* vitiasnp begann: je größer der Ballon, desto stärker muß die Maschine sein, je stärker diese, desto schwerer, je schwerer, desto größer der Ballon usw. Durch Bau langgestreckter, schlanker Ballons einer- seits und Konstruktion immer leichterer Maschinen anderseits ist es schließlich gelungen, ein bei Windstille lenkbares Fahrzeug zu bauen. Die Versuche Zeppelins und Saint Dumonts gehören hierher. Wenn aber ein nur mäßiger Wind beginnt, geschweige denn ein Sturm! Hat schon gewöhnlicher Wind eine Ge schwindigkeit von etwa 5 Metern in der Sekunde (Pferde- galopp), so steigt diese bei Sturm auf das Sechs- bis Zehnfache. Dagegen anzzukommen, gehören Maschinen von solcher Größe und Stärke, daß ihre Verwendung ausgeschlossen erscheint, zumal, wie erwähnt, die Trag- kraft des Ballons nur durch seine Vergrößerung erhöbt werden kann. Er, der Träger, bildet überhaupt das größte Hindernis Lurch die enorme Fläche, die er dem Winde bietet. Und deshalb hat man auch ihn wieder zu beseitigen versucht. Man nahm Ikarus' Idee mit den künstlichen Dogelflügeln wieder auf, ohne jedoch bisher zu nennens werten praktischen Ergebnissen zu gelangen. Anderseits versuchte man es mit der im Schiffbau zur Fortbewegung so bewährten Schraube (die überdies auch von den lenk- baren BallonS als Triebmittel benutzt wird). Sie soll das Gefährt in die Luft heben und ist an sich dazu völlig geeignet, existieren doch schon seit Jahren Spielzeuge, die auf diesem Prinzip beruhen Diefe letzten Versuche, zu denen Ganswindts Experimente gehören, scheitern aber nur eben auch an der Maschinenfrage. In „Robur der Sieger" hat ja auch Jules Vernes' Phantasie den gleichen Weg beschritten. Theoretisch liegen gegen ein bei mäßigem Winde lenk- bares Luftschiff keine Hindernisse mehr vor, praktisch aber liegt die Lösung in den Händen des Maschinen-JngenieurS und vor allem des Hüttentcchnikers: ein leichtere«, dauer haftes und widerstandsfähige» Material zum Maschinen bau zu beschaffen oder eine anders geartete, leichtere Kraftquelle tzu entdecken. Doch angenommen, wir hätten sie, diese Ideal maschine, die bei einigen Kilogramm Gewicht 100 Pferde stärken leistet, wir hätten das lenkbare Luftschiff, was dann? Gegen einen wirklichen Sturm werden auch solche Fahrzeuge nicht ankommen, sie müssen in einem Maße von der Gunst des Wetters abhängig bleiben, daß sie für Handel und Verkehr, wo Zuverlässigkeit und Pünktlich, leit eine unbedingte Forderung bilden, nie ernstlich in Frage kommen. Für wissenschaftliche Zwecke dagegen, wie auch für Heeresdienste und schließlich auch als Vcrgnügungssport werden sie dienstbar zu machen sein. Und geziemt es unS, einerseits überschwengliche Phantasien zu bekämpfen, so müssen wir uns anderseits hüten, Erfindungen und Er- sinder zu höhnen oder als Querköpfe zu betrachten, weil ihnen nicht gleich der erste Wurf gelang. Derartige Probleme zu lösen, kostet Geld, und wer es hat, mag cs ruhig geben, er trögt dann auch seinerseits bei, wenn nicht die Lösung zu finden, so doch ihr näher zu kommen. * Mnstk. — Mftr» «etsnemeer, der berühmte Pianist, Lehrer am Letpziaer Konservatorium der Musik, ist soeben von seiner großen Amerikafahrt hier wieder eingetroffen. Sein Aussehen beweist, daß ihm die Strapazen der langen Sev- und Landfahrten in keiner Weise geschadet haben. Rrisenauer bereiste den gauzen Osten Amerika«, der westlichste Punkt war die Mormonrnstadt Salt-lak- city. In New Port spielte Reisenauer u. a. die beiden Liszt» Konzerl«, da« in ^-ckur in der Philharmonie, da« in La-ckur an deutschen Liederkranz. * »er T-akimftler Corl «chartz Juch« ist soeben vom be- drotendfteu Männrrgesang-Lerein Ostpreußen«, der Melodia in Königsberg, uuter mehr al« 40 Bewerbern nach erfolgreichem Probedirigieren zu ihrem Dirigent« gewählt worden. Herr Fuchs« übernimmt auch die Künstlerklasse für Klavierspiel am Königs berger Konservatorium der Musik. Fuchs, ein geborner Grazer, war Schüler der Herren vr. Wild. Kienzl und Hoskapell- meister Carl Pohlig, sowie des Leipziger Königl. Konservatoriums sür Musik. Als Pianist und Dirigent war derselbe erfolgreichst tätig, und r« hat besonder- unser altrenommierter „Leipziger Sängerkreis" den Verlust dieses hervorragenden Chorleiters zu bedauern. Kunst. Leipziger rtunftverein. Max Slevogt. Frankreich ist der klassische Boden für die moderne Malerei. Von Courbet und Millet ist den Malern der Blick für die Wahrheit gegeben worden, Millet und Rousseau haben zuerst die Größe der Landschaft entdeckt. Manet hat uns die Kunst des Impressionismus gegeben. Volllicht-Jmpressionismus wäre vielleicht der bessere Titel, denn den Problemen des Lichtes und der Farbe mit all ihren Zwischentönen und Reflexen gilt die Auf merksamkeit der Manetschen Kunstübung in erster Linie. Liebermann und Slevogt sind die konsequentesten Der treter des Impressionismus in Deutschland. Liebermann ist, ohne seine Eigenart aufzugeben, dem groß en Fra» zofen am nächsten gekommen. Liebermann und Slevogt werden hier nebeneinander genannt werden, dennocki existiert ein bedeutender Abstand zwischen diesen beiden Malern, der weiter unten klar werden wird. So hätten wir also endlich auch einmal in Leipzig eine Kollektiv-Ausstellung des viel gepriesenen und viel ae schmähten Max Slevogt. Sicher ist er ein großer Künstler, aber er hat seine Schrullen, willkommene An griffspunkte für seine prinzipiellen Gegner. Jedenfalls hat er, wie wenige, daS Wesen des Impressionismus er faßt, und auch Werke geschaffen, deren die Geschichte der Kunst sich mit Freuden annehmen wird Welch ein herr liches Gewoge von Licht und Aarbe gibt er in seinem „Sommermorgen", einem Stück Park, in dem unter
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