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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.05.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-05-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040517012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904051701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904051701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-05
- Tag1904-05-17
- Monat1904-05
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Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 28 Reklamen unter dem Redaktion-strich (4 gespalten) 7K nach den Famtiiennach- richten (6 gespalten) KO „Z Tabellarischer und Ziffrrnsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Ofsertenannahme 25 Extra-Beilage« (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbtfbrderung ^l 60.—. mit Postbrsvrdrrung 70.—. Aunahmeschluh für »«zeigen: Abend-Ausgabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen.Au«gabr: nachmittag« 4 Uhr. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Pol; in Leipzig (Inh. I)r. V.,R. Sr W. Klinkhardt). Sir. 248. Var lvicdsigrle vom läge. * Der Abschluß de? deutsch-russischen Han- delSvertrages soll als gesichert anzusehen sein. , * An der Universität Jena wurde der t a u s e n d st e Student immatrikuliert. (S. Sachsen« Umgebung.) *Okahandsaist nach einer gestern eingegangenen Meldung deS Gouverneurs Leutwcin vom Feinde frei. (S. Aufstand der Herero.) * Graf GoluckiowSki gab gestern im Auswär ¬ tigen Ausschüsse der österreichischen Delegation das übliche Expose über die internationale Lage, die er in sehr günstigem Lichte darstellte. Den Han delsverträgen mit Deutschland und Jta- lien stellte der Minister ein günstige- Prognostikon, wenn auch noch Schwierigkeiten zu beheben seien. (S. Ausland.) * Eine neue S p i o n a g c g e s ch i ch t e, bei der es sich um den V e r k a u f vonPlänen derBrestcr undTouloner Befestigungen handelt, ist in Frankreich entdeckt worden. (S. Ausland.) * Der Vizekönig von Indien, Lord Curzon, ist am Montag in London cinge- troffen und hat sich auf Einladung des Königs un- mittelbar nach seiner Ankunft in den Buckingham-Palast begeben. * Die Arbeiter der Werkstätten der spanischen Südeisenbahn sind in den A usstand getreten. * Ein kombinierter Land- und Sceangrifs auf Port Arthur wird Ende dieser Woche er- wartet. (S. russisch-japan. Krieg.) 5ttalvoIIrug unä Zorialäemoßratir. Tie große Aktion, die seit Wochen uns die Bieder meier der sozialdemokratischen Presse ankündigten, hat nun stattgefunden: Im Reichstage hat die äußerste Linke die Frage des Strafvollzugs angeschnitten und an der Hand von Aktenstücken, deren Herkunft man wohl be- dcnklich nennen darf, darzulegcn versucht, daß in deutschen, vornehmlich preußischen, Gefängnissen und Strafanstalten Zustände herrschen, die seder Menschlich, keit Hohn sprächen und als schlimmste Barbarei zu be- zeichnen seien. Die Frage, ob diese Vorwürfe, die einige aus der Mitte der hoffentlich bald nur noch 78 Ragenden mit etwas aufdringlichem Pathos erhoben, — begründet sind, ist zu kompliziert und zu vielseitig, als daß man sie mit einem glatten: „Ja, ja!" — oder „Nein, nein!" — beantworten könnte. Der deutsche Strafvollzug ist ein Schmerzenskind nicht erst seit heute und gestern. Seit Jahrzehnten geht die Klage, daß da- System falsch sei, — und es läßt sich leider nicht bestreiten, daß diesen Klagen eine gewisse Berech tigung innewohnt. Irrende Menschen, die in der Er Dienstag den 17. Mai 1904. regung des Augenblicks oder aus Not eine leichte Ver fehlung begangen haben, die nicht eine elulose Gesinnung zeigt, werden gleich den Gewohnheitsverbrechern be- handelt, und, wo bisher nur ein einzelner Fehltritt vor. lag, den der Schuldige das eifrige Bestreben hat, durch Ehrlichkeit und Fleiß zu tilgen, sckxffft der Verkehr mit den im Gefängnis befindlichen bernfs- und gewohnheits mäßigen Verbrechern und die nach Verbüßung der Strafe in den meisten Fällen vorhandene Unmöglichkeit, in ehr- sicher Arbeit Lohn und Brot zu finden, bald auch den Rückfall nnd damit die Unmöglichkeit, je wieder in den Reihen der Gesellschaft Platz zu finden. Diese Tatsachen sind aber altbekannt, kein Verständiger, er mag noch so Weit rechts sitzen, hat sie je bestritten. Man gibt sie all gemein zu, und wer sich die Mühe macht, die einschlägige Literatur zu studieren und die verschiedenen Verord nungen zu prüfen, wird finden, daß dieser Erkenntnis auch von Seiten der Regierung Rechnung getragen wird, daß der Strafvollzug in den letzten Jahrzehnten nach und nach um vieles humaner und verständiger geworden ist. Vieles bleibt freilich noch zu tun übrig — auch das bestreitet kein Verständiger —, aber auf der andern Seite sollte'der- jcnige, der Nadikalverbesserungen am Strafvollzug heischt, auch den Schwierigkeiten Rechnung tragen, die zu über- winden sind, und statt deS beliebten Theaterdonners uns gefälligst die Mittel nennen, die den Strafvollzug bessern. Welchen Zweck sollte denn die Interpellation — wenn ihre Wirkung nicht nur „agitatorisch" gedacht war — haben? Was sollte mit dem reichen Requisitenaufwand, der fast die Wünsche des TheaterdircktorS ini Faust-Vorspiel er reicht, erzielt werden? — Eine neue Verordnung! Ein anderes Reglement! Dio verständigen Worte des nativ- nalliberalen Abg. Lucas treffen das Richtige: „Wenn wir die Resolution annchmen und sie vom Bundes rat auSgeführt wird, so werden dadurch die Mißstände nicht beseitigt, sie werden jpiederkehrcn. Wenn beschriebenes Papier eine Befserund zur Folge hätte, so müßte» Ivir in einem Ideal staat leben. Es kommt lediglich auf die Handhabung der bestehenden Vorschriften und auf die Pflicht treue und die gute Auswahl dcS Personals an. Eine Reform unseres Strafvollzugs ist unbedingt notwendig, oie Resolution aber schafft nur neue« gedrucktes Papier, und deswegen lehnen wir sie ab." Das, was die Sozialdemokratie angeblich mit ihrem Vorgehen bezweckte, wäre nichts als ein Schlag ins Wasser gewesen. Irgend einen greifbaren Erfolg hätte cs nicht gehabt — es sei denn denjenigen, die Frage noch mehr zil komplizieren und neue Rcibungsflächcn zwischen Be- amten und Gefangenen hervorzurufen. Eine wesentliche Verbesserung des Strafvollzugs kann nur durch eine gute Auswahl des Personals geschaffen werden. Es ist aber schwer abzusehen, wie diese erreicht werden kann, solange die Gehälter derartig sind, daß die Auswahl unter den brauchbaren Aspiranten für den schweren und verantwor tungsreichen Dienst in Gefängnissen und Strafanstalten nicht allzu groß ist. Wichtig wäre bei einer Reform vor allem eine weitcrgehende Individualisierung der Ge fangenen. Damit sieht es leider ja noch schlimm aus. Bekanntlich gibt — zur Freude des Herrn Ruhstrat — das Reglement nicht einmal die Möglichkeit, inhaftierte Literaten exzeptionell zu behandeln. Die Sozialdemokratie hatte anscheinend große Hoff, nungen auf die Debatte Uber ihre Interpellation gesetzt, und wer den letzten „Vorwärts" liest, weiß nicht, was er mit größeren, Staunen betrachten soll: die Wut über die Abfertigung im Reichstage oder den Reichtum an duften- den Invektiven, mit dem trotz des starken bisherigen Verbrauchs das Zentralorgan die bürgerlichen Parteien noch bedenken kann. Das Gebelfer ist geradezu grotesk, alle Parteien werden angepöbelt, und nur Benjamin Gerlach, den vielleicht Herr Singer — trotz des schlimmen Streiches, den ihm der Hospitant der Freisinnigen Ver einigung mit seinen Indiskretionen über gewisse galante Velleitäten gespielt hat — bald an seine Brust drücken wird, erhält eine gute Zensur. Die Aufregung des „Vorwärts" ist grundlos. Es mag sein, daß Herr Mugdan, der mit Recht über die Anpöbelungen des humanen und konzilianten Geheimrats Baer (Plötzen see) entrüstet war, ihnen etwas übel mitgespielt und sie zu wenig glimpflich behandelt hat, aber das haben sich die Sozialdemokraten selbst zuzuschreiben. Die un- angenehme Heuchelmcierei, mit der man sich dort als Gewissen der Nation spreizt, die vielen Lügennachrichten der sozialdemokratischen Presse und die zügellose, gerade zu ruppige Art, nut der dort Polemik geführt wird — müssen mählich den frommsten Bürgerlichen in Harnisch bringen, und wenn jetzt, bei der Interpellation über den Strafvollzug, wirklich die Sozialdemokratie — es klingt wenig glaublich — nur die Absicht gehabt haben sollte, Besserung schlechter Zustände zu schaffen, so stehen dem hundert Fälle ontgeaen, in denen sie offenkundig — trotz der treuherzigsten Leitartikel — nur Agitation ge trieben hat, in denen es ihr nicht darauf ankam, zu bessern, sonder,, zu Hetzen und zu reizen. Im all gemeinen wird der Recht haben, der den angeblichen Neformaktionen der Sozialdemokratie skeptisch gegen übersteht. „So füblt man Absicht, und man ist verstimmt." H. 4-. ver Aukland äsr Derer». A«s dem Norden de» Schutzgebiete» Vom Gouverneur Leutwein ist folgende, von» 15. d. Mts. datierte Depesche in Berlin eingegangen. Die Kolonne Zülow erreichte gestern Omaruru. Bei Lkambahe und Kawop, westlich von Omaruru, sind Hererobanden gemeldet worden, die in der Nacht vom 2. zum 3. Mai den Viehposten bei Okainbahe überfielen. Säuberung der Gegend angeordnet. Estorfs verlegte der Wasserverhältnisse wegen Teile seiner Kolonne nach Okorukambe. Okahandja ist vom Feinde frei; bei Engonda auf vereinzelte Herero gestoßen. Danach hat Oberleutnant v. Zülow, der mit 200 Mann, 3 Geschützen und 2 Maschinengewcbren zur Verstärkung der Streitkräfte im Norden abgegangen ist, die erst« größere Etappe 98. Jahrgang. auf seinem Marsche nach Outjo und Grootfontein erreicht. Major v. Estorfs steht dagegen in der Hauptsache noch still bei Onjatu, da die Verlegung einzelner Truppenteile nach Okorukambe nur einen Marsch von etwa 8 km in nordwestlicher Richtung bedeutet. Die Wendung: „bei Engonda auf einzelne Herero gestoßen" läßt erkennen, daß Major v. Estorfs seine Erkun dungen bis zu diesem, in der Luftlinie etwa 20 km nördlich von Onjatu gelegenen Orte ausgedehnt hat. Der Korrespondent de« „Berliner 8.-A." in Windhuk telegraphiert vom 15. Mai: Major v. Estorfs meldet ferner, Gefangene sagen aus, der Oberhäuptling Samuel Maharero mit seinen Leuten sitze bei Okatjiteru, 15 km südöstlich von Osire, dagegen seien Tedjo, Kajata, Mambo und Zacharias etwa 25 km südöstlich von Okatjuru. Esiorff setzt die Auf klärung des Geländes fort. Samuel soll einen Weißen ge fangen halten. Der regierungstreue Häuptling von Okonbast, Kornelius, der zahlreiche waffenfähige Männer zur Ver fügung der Truppen gestellt hat, erbat jetzt vom Oberst Leut- wem Hülfe, woraus der Gouverneur die Säuberung deS Bezirks durch Truppen anordnete. Die jetzt in Swakopmund angekommenen, auS Okambahe gestobenen Farmer Merker und Missionar Bauer erzählen, daß sie 15 bewaffneten Herero begegneten, welche ,n der Gegend von Okambahe 30 Wächter erschlugen, »achtem sie tags vorher bereits 3 Frauen und 1 Kind ermordet hatten. Gerüchtweise verlautet auch von weiteren Morden westlich Amcib, etwas nordwestlich von Karibik. Verlusittste. Ein weiteres Telegramm des „L.-A." aus Windhuk vom 14. Mai berichtet: Heute früh 4 Uhr 30 Minuten verstarb in Otjukaenena am Typhus, infolge eingetretener Verblutung und Entkräftung der Oberleutnant z. S. Mansholt; der einzige Offizier, der in dem Gefechte bei Owikokorero am 13. März unverwundet blieb und der auch daS Gefecht von Okaharui mit besonderer Auszeichnung mitmachte. Im hiesigen Lazarett verstarb heute vom Seebataillon Friedrich Bobbon. Ligen«» Rriegsgericht. Nach dem „B. T." wird mit den unterm Generalleutnant von Trotha nach Deutjch-Südwestafrika gebenden Truppen auch ein eigenes Kriegsgericht verbunden sein, dessen Vorsitzender der Gerichtsrat Dr. Corren vom 3. Armeekorps sein wird. Das gesamte Personal deS Gerichts ist bereits bestimmt. »er ruttkcd-japanircbe Krieg. Arthur. Das „Reutersche Bureau" meldet aus Tschifu vom l5. d. M.: Ein kombinierter Land- undSeeangrifjf auf Port Arthur wird zwischen dem 20. und 23. d. M. erwartet. Die Japaner hoffen Dalny in einigen Tagen zu besetzen, nach der Zerstörung der Minen in der Bucht von Talienwan dort weitere Truppen zu landen und mit dem Angriff auf Port Arthur zu beginnen. Ein japanischer Offizier hat erklärt, die Japaner wären bereit, 2000 Mann beim Angriff zu verlieren. Unterrichtete Chinesen sagen, die Einfahrt von Port Arthur sei nicht gesperrt. Die tage der russischen Streitkräfte. In bestunterrichteten militärischen Kreisen Petersburgs ist man nach der „Nat.-Ztg." der Auffassung, daß die Lage der Feuilleton. Theater. Die hteukralvcrsammlnng des Deutschen Bühnen- VereinS. Nach Vorberatungen am Donnerstag und Freitag sand Sonnabend, wie das „B. T." berichtet, in Bremen die Plenar versammlung des Deutschen Bühnenvereins unter den, Vorsitze des Generalintendanten von Hülsen und unter zahlreicher Be teiligung statt. Unter anderen waren Paul Lindau, Ernst v. Possart, Baron v. Putlitz, Baron Seebach und Direktor Löwe anwesend. Den Hauptpunkt der Tagesordnung bildete die Neugestaltung der Schiedsgerichtsordnung. Das Schiedsgericht soll jetzt eine gemeinschaftliche Einrichtung des Bühnen vereins und der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger werden, bei gleichmäßiger Berechtigung zu den einzelnen Aenstern. Drei Instanzen werden gebildet: erstens ein lokales Schiedsgericht, das obligatorisch für jede Bühne ist; zweitens die bisherige erste In stanz, die zur Berufungsinstanz mit dem Recht der Aufnahme neuer Beweise wird; die letzte Instanz bleibt die bisherige Rekursinstanz. Die dahin zielenden Anträge wurden einstimmig angenommen. Ein Antrag Putlitz, den schwäbischen Schiller-Verein durch Ehrentantiömen zu unterstützen, wurde gleichfalls angenom men. Eine Eingabe deS Goethe-BuudrS, den Volksschillerpreis zu unterstützen, wurde wegen nicht rechtzeitiger Einlieferung zurück gestellt. Der Ehrensold für die Witwe von Roderich Benedir wurde bewilligt. Die übrigen Punkte wurden unter Ausschluß der Oesfentlichkeit verhandelt. z Eine Komödie Friedrichs des (trotzen ging im Stadt- theater zu Heidelberg in Scene. Die Mitglieder der dortigen franzüsichen Kolonie unternahmen es, im Rahmen der Darbietungen des akademischen „Hebbel-VereinS", diese lttterarische Jugendsünde des leidenschaftlichen Verehrer- französischer Kultur vor Augen zu stellen. Die bi« tnS einzelnste stilechte Jnscenierung von „I-o «inx« ne l» mocke" vermochte der litterarischen Ausgrabung keine ästhetisch befriedigende Seite abzugewinnrn. Besser gefielen dir nachfolgend«» Flütensonnten des großen Preußenkönig«. Mit Molibres „sio mSäoein nustxrS iui'^ endet« der Abend. § Raymond Duncan beginnt nun auch eine Rolle zu spielen. Der Bruder der Isadora Duncan versendet an die deutschen Zeitungen ein Rundschreiben, in dem es heißt: „Abermals werden durch rinrn Test der brutschen Press« verlrumdrrisch« Gerüchte gegrn meine Gcbwektrr Miß Isadora Duncan au«grstrrut, nnd die«- mal werd«« Infamie« behauptet, über di« schw«ig»nd binweazugehen nicht mehr möglich ist. Wa« die Veranlassung zu solch«« Angriffen gegen eine fremde Dame und Künstlerin ist, ist un« unbekannt. Aber wir freuen uns, daß einzelne Blätter die Loyalität hatten, jede Be- itiliguug daran von voruhrretu abzulehurn und de« verleumderisch«« Artikel, anstatt ihn abzudrucken, uns zur Verfügung zu stellen, so daß wir endlich in der Lage sind, dir Verbreiter Vieser Gerüchte selbst zu fassen. Wir haben unserem Anwalt bereit« aufgetragen, gegen alle Blätter, die sich an der Verbreitung der Nachricht beteiligen, mit den schärfsten gerichtlichen Mitteln vorzugehen. Ich zweifle nicht, daß Sie diese Angriffe gegen eine junge Dame, der die Ausübung ihrer Kunst nur durch ihr Vertrauen in die Ritter lichkeit des deutschen Publikums möglich ist, nicht billigen können und ihr durch die Veröffentlichung dieses Schreibens zu Hülfe kommen werden." — Tas von dir,,Ritterlichkeit des Publikums" ist wohl nur als eine Schmeichelet aufzufassen. Wir haben uns von den widerlichen Anzapfungen gegen Miß Duncan, die in ihrer Art eben doch eine denkende Künstlerin ist, ferngehalten. In der Tat ging die feuilletonistische Autbeutung nach der scherzhaften Seite hin manchesmal doch etwa« z» weit. Ueber die Duncan zu ulken ist nur der berechtigt, der sie begriffen. Kunst. 0. b). Daniel Vierge Einer der besten und bekanntesten französischen Zeichner und Illustratoren^ Daniel Vierge, ist im Alter von 53 Jahren in Paris gestorben, nachdem er fast fünfzehn Jahre lang halbseitig gelähmt gewesen ivar. Vierge war im Jahre 1851 in Madrid als Sohn eines spanischen Vaters und einer französischen Mutter geboren und hieß eigentlich Urrabieta; Vierge war der Name seiner Mutter. Im Jahre 1870 kam er nach Paris und erregte durch seine Zeich nungen, die beinahe Gemälden glichen, bald solches Aufsehen, daß man ihn mit Gustave Dor« und anderen hervorragenden Zeichnern verglich. Seine ersten Zeichnungen brachte die „Monde Jllustre"; e« waren hauptfächlich Krieg-sbildcr un) Bilder von der Belagerung von Pari«. Line besondere Vor liebe für Massengruppierungen zeigte Daniel Vierge bis zuletzt; er zeichnete und malte daher vornehmlich Volksversammlungen, Stierkampfsccnen, Streitbilder usw. Bon der „Monde Jlluströ" kam er an die „Illustration". Vierge war in früheren Jahren ein unverbesserlicher Kunstzigeuner; er machte die Nacht zum Tage, schlief in den Kaffeehäusern und führte ein so lockeres Leben, daß seine Kräfte früh ausgebraucht waren. Nach dem er einen Schlaganfall erlitten hatte, der ihm die rechte Seite vollständig lähmte, kernte er mit zähem Eifer mit der linken Hand zeichnen. Gerade in diesen traurigsten Jahren seines Lebens hat er sein Bestes gegeben: Illustrationen ur mehrere«, Werken Victor Hugo« und vor allem geradezu klassische Illustrationen zu einer in Amerika erscheinenden Prachtausgabe des „Don Quixote". V. Ll. Farbige vhatagratztzteir. Wenn heutzutage in einem photographischen Verein daS beliebte und modern gewordene Thema der Farbenvbotogradhie angeschnitten wird, so pflegt man sich in der Regel weidlich in allerlei theoretischen Er örterungen zu ergehen und von einem sogenannten direkten und indirekten Weg zur Erreichung von farbigen Photogra phien zu reden. Obwohl auch einzelne dieser bisher einge schlagenen Methoden unbestreitbar bezeugen, auf welchen Bahnen der rastlos vorwärts strebende Geist die Erfüllung de« Wunsches nach echter Farbenphotoyraphie wird erwarten dür fen, so ist doch anderseits kein einziges Verfahren gefunden worden, das einfach und praktisch genug ist, um das photo graphisch« Abbild der Natur in lebendigen Farben mit aller Treue erscheinen zu lassen. Ta ist es nun, ganz abseits von den Wegen, welche Forscher wie Lippmann, DucoS du Hauron, Jvcs, Jolly, Vogel, Nenhanh, Selle, Lumierc, Sanger, She- pard, Miethe, Worel, Sczepanik eingeschlagen, dein öster reichisch-ungarischen Oberleutnant von Slawik gelungen, auf eine andere, ungemein leichte Art zum Ziele zu gelangen. Wohl entbehrt seine Methode zur Herstellung far biger Photographien, dre sich nicht als „Farben photographie" betrachtet wissen will, der Wissenschaftlichkeit, dafür erfreut sie sich aber des Reizes der praktischen Durch arbeitung. In der jüngsten Sitzung der Gesell schaftzur Pflege der Photographie in Leipzig hatten die Mitglieder derselben Gelegenheit, dieses neue Verfahren zur Herstellung farbiger Photographien in „«Wort nnd Bild" er läutert zu sehen. ES läßt, wie der als berufener Referent ge wonnene Herr Or. Adolf Hesekjel- Berlin demonstrierte, zu, daß man von jedem gelvöhnlichen Negativ durch einen einmaligen Kovierprozeß far bige Bilder in den zartesten natürlich erscheinenden Farb- niiäncen herzustellen vermag. Der neue Weg ist von ver blüffender Einfachheit. Man pflegt die Platte zunächst auf ein besonders vorbereitetes Pigmcntpapier zu kopieren. Letz teres, da? eine Anzahl eigenartig übereinander präparierter Farbstoffschichten, zu Unterst rot. dann grün, dann blau, trägt, wird einfach auf ein andere» Stück Papier abgezogen nnd dann, wie üblich, bei ganz beliebigem Licht mit warmem Wasser ent wickelt. Die auf dem ursprünglichen Papier unteren Farb stoffschichten werden nun die oberen. Ohne weiteres können setzt alle diejenigen Gelatineschicksten fortgcspült werden, die nicht durch die Licksteinwirkung unlöslich geworden sind — es bleibt da« farbige Bild zurück. Man erstaunt über die Klar heit dieser Methode. Sie ist faßlich und verständlich: die Farben der Natur .bringen im Verein mit dem Licht, das sie bestrahlt, auf dem Negativ differenzierte Silberablaaerungen zustande und da» Papier seinerseits trägt mit der Reihenfolge der darauf vrävarierten Karbschichien dielen mehr oder weniger lichtdurchläffigen Silberschichten Rechnung. Aunsikalender für trlpzlg. Theater. Leipziger Etadttheater. Im Neuen Theater wird heute Boieldien» samische ^ver ..Tie weiße Dame" gc geben, welcher ein Balleli T i v c r , i s s e m'e n r folg, Zur Arier de« 25 jährigen Dirigcnten-Jub,- läums Heinrich ZoellnerS geht morgen des Kom ponisten Musikdrama „Die versunkene Glocke" in Scene. An Stelle deS beurlaubten Herrn Schütz singt die Partie des Heinrich Herr Settekorn vom Herzog!. Hof theater in Braunschweig als Gast. -— Tas Alte Theater bringt heute Beyerleins Drama „Zapfenstreich" und morgen die Posse „Robert und Bertram". — In der Tragödie „R o m e a und Julia", welche^ Dcmner'smg neu cinstudiert als VIl. Vorstellung im Shakespearc- Cyklus zur Aufführung kommt, sind die Hauptrollen besetzt mit den Herren Hahn (Romeo). Hänseler (Mercutio), Bru now (Capulet), Walter (Tybalt), Stiehl (Lorenzo), sowie mit den Damen Richter (Julia), Schippang (Gräfin Eapulet, und Dalldorf (Julias Amme). Leipziger Schauspielhaus. Als dritte Vorstellung im Klassikcrcytlus geht am Dienstag Goethes „Egmont" mit «der Bcethovcnschen Musik in Scene. Mittwoch wird im 39. Mit, i tvochabonnement das beliebte Lustspiel „Tic Notbrücke" ! wiederholt, und Donnerstag gelangt im 38. Montagabonncment Sudermanns Schauspiel „Die Ehre" zur Aufführung. , Freilag werden im 39. Frcitagabonncmenr und als vierte Vor- ! stcllung im Klassikercyklus Shakespeares „Bezähmte W i d e r s p e n st i g e" und Goeihcö „Gcschwiste r" ge geben. Tic geehrten Frcitagabonnenten tverdcn höflichst ge beten, ihre AbonuementöbilletiS gegen die betreffenden Tages billetts an der .Kasse Donnerstag umzutausclnn. Als volks tümliche Vorstellung zu halben Preisen suchet am Sonnabend eine Wiederholung deS Schwankes „Der Hochlouri st" statt, t Die Direktion des Leipziger Sclstmsp,clhauses veranstaltet i am 18. Juni zum Besten der Pensionsaustalt der Genossenschaft Deutscher Bülmenangcbörigcr eine größere Festlichkeit, bestehend aus Aufführungen von Theaterstücken, Konzert und Teklamationsvorträgen usw. DaS genaue Programm wird noch bekannt gegeben. Schon heute kann verraten werden, daß auch Sercnissimus-Zwischenspielc mit in das Programm ausgenommen wurden und auswärtige Künstler ihre Mitwirkung zu der Festlichkeit bercitwilligst zugcsagi haben In den Zwischenpausen werden Verlosungen und Verkäufe in Basaren abgehaltcn, welche bei gutem Wetter in dem schönen und neuhergerichteten Restaurationsgarten stattfinden. * Zentraltheater. Tie Leipziger Zensur hat der Direktion de« Mehthaler-Lnsemble« Striedbergs naturalistische-s Trauerspiel „Fräulein Julie" zur Aufführung freige geben. Tic Aufführung dieses Werkes wurde kürzlich auch von der Berliner Zensur genehmigt, nachdem es längere Zeit dort verboten war. In Leipzig gelangt das Stück am Mittwoch, den 18 Mai, durch Las Mefsthaker-Ensemblc zur Aufführung.
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