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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.08.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050801010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905080101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905080101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-08
- Tag1905-08-01
- Monat1905-08
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Oesterreich vtsteltLhettch u« »Sch ftt p«, vrtg« tzSÄ« laut JMu»«Sp««D». «es« »«»«« l»Wt 4/tzML «f «kle» V»d»h0l«i ,»p III Dl SMPe»8»lt»»«S-»«rMk>»^V ^1* Mtt G»EM, Morgen'Nudgave. Handelszeitung. Amtsökatt -es Lönigk. La«-- ««- -es KSnigk. Amtsgerichtes Leipzig, -es Nates ««- -es Nolizeiamtes -er Lta-t Leip>ig. «uzeignr-Vrei» Ue Saesvaltene Petitzeile »L Familie». tmd Etellen-Anzeigeu 20 Fk»--zte2« «o»etße^ GeichLst-a-t-t-«« «t« text ad« an pesouder« Stall« «ach Laris. Dia 4-espalte» NeNa»«»«tU 7b 4, »anadmeichintz Mr «nzei^n . Ubeud-LnSgab«: o«mMa«« tv llhr. Mor,e»-Au»gab« »achmMagS 4 Uhr. ftn» -rt» an dMLrpedttüni»« richt«. Wrtra-Vetla«e> in», «m »« -Large» LuSgad«) »ach besoader« varrtadaru»-. Li» »r»«»m«» kst »ocheutaaS «o»Ltertn»ch« aallffuet »a» früh 8 bi» abrndS 7 Uhr. Dnick und Vartaa »m» V P-U bi Leipzig (Jay. l)r. v, R. St v. Lltakdardt). Heran-grberr Dr» Vietnr All»khardt. Nr. 386. ssssssssss Var ViLtigrte vs» rage. D-r diesjährige d^utsch-sozial« Parteitag findet in den r^'xn vom 7. >"« S. Oktober -ter in Leipzig statt. * Die AnSsperr« »g in der Firbereidraache be* ''i NdOO Persoaeu. (S. Disch. Reich.) * Di« Meldvng ron der bevorstehenden Verlobung des Großherzog« «von Sachsen-Weimar mit der Prinzessin Hermine von Reuß j. 8. wird amtlich de meutiert. * Der Ort Vischbauseu im Kreise Eschwege steht in folge eiues Wolkea:ruche« in Ueberschwemmnngs- zefahr. (S. Vermischtes.) * Die Aufhebung und Beraubnug der deutschen Faktorei Miss»t»-Missum (Güdkameruu) wird amtlich bestätigt. («. D'.sck Rnch.) ' * Die der „Daily Telegraph- behauptet, wird, fall« die englische Regierung vor her Vertagung de« Parlaments nicht ein« neue Riederlag« erleiden wird, eme Auflösung de« Parlaweut« in diesem Jahre nicht stattfiadeu. * Di« „Königsberger Hartuagsche Zeitung- meldet au« Riga: Baron B.stram auf Nescheueaeu wurde gestern von anfrührerischeu Bauern erschossen. Die Aufrührer p.ündera die Güter. Au« Grob« wurden Dragoner abg^rndt. * ^-e kret«us1fcheu Aufständischen lehnten dm Aufruf er Geuerallonsulu der Schutzmächte Kreta« ab, die r^»sfeu «iedtrznlegeu and a« den Reformen im mitzuwirkeu.' 5krkv» i« prstertantirwer. in Deutschland (im schroffen Gegensatz zu F.nn. er UltramontantSmu» Siege erringt und 7. ra :' nnt. befindet sich der Protestantismus in 'rn'r n-ni-nk rr.reu u Lage, nrcht U»«r der anderen . gegenüber, sondern auch ün Hinblick auf seine eigene innere Verfassung. In Preußen verliert da« Kirchenregimewt immer mehr jenen leichten Anflug von Toleranz gegen freiere Richtungen, den e« noch wohl besaß. Der Kulturminister Herr v. Studt, anscheinend Willenlos in der befremdlichen Führung des Herrn Althoff, ist ganz auf orthodoxer Seite. Die Hochkirch- liche Richtung macht einen Vorstoß nach dem anderen und treibt mit ihren Siegen die Leute au« der Kirche hinaus, nicht nur auS dem GotteShause, sondern auch au« der ideellen Kirche. Auf der anderen Seite liefern unbesonnene Freischärler deS radikalliberalen Pro. testantiSmus der Orthodoxie neue Waffen, indem sie ohne alle Rücksicht auf die politischen Gesamjverhältnisfe Dinge unternehmen, die nicht nur in concreto gar nicht durchführbar sind, sondern die auch gemäßigtere liberale Elemente kopfscheu machen. Den äußersten linken Flügel der evan gelischen Kirche finden wir in Bremen, wo, wie schon früher an dieser Stelle auSemandergesetzt, kein Kirchenregiment, keine Synode, kein Konsistorium, kein Oberkirchenrat existiert, sondern nur souveräne Ge- meinden, orthodoxe und liberale, in denen jeder Protestant Prediger finden kann, die seiner Richtung entsprechen. Statt diesen erfreulichen Zustand zu hüten und zu schirmen, damit er für eine weitere Entwicke lung der Glaubensfreiheit vorbildlich werde, gibt eS dort unkluge und unruhige Elemente, die ohne Sinn für das Erreichbare vorwärts stürmen und das Be stehende gefährden. Ueber die Unbesonnenheit eines Predigers, auf eigene Hand die uralt herkömmliche Taufformel abzuändern, die mit einem sollen Rückzug und Wiederholung der Taufen in kirchen. echtlich korrekter Form geendet hat, haben wir an dieser Stelle eingehend berichtet: ebenso über den Versuch durch einen Beschluß der Bürgerschaft, den Senat zur Eröff- nung von Verhandlungen mit den anderen Regierungen L-er Zulassung von anderen Taufformeln aufzufordern, sich und andere über die vollkommene Aussichtslosigkeit dcr ganzen Geschichte zu täuschen. >dem hat eine kleine Mehrheit der Bürgerschaft, > ater dem Einfluß radikaler Dolksschullehrer jlosssn, den Senat zu Verhandlungen über Reform^ im Religionsunterricht der LolkSsi len eventuell über vollständige Auf ¬ hebung oeS Religionsunterricht» in den Schulen auf zufordern. Letzteres 'st dar eigentliche Ziel, das geht auS den Beschlüssen de. LolkSschullehrer, sowie auS der außerhalb betriebenen Agitation mit aller Deutlichkeit hervor. Die Urheber find blind gegen da« Dilemma, in das fie sich damit stellen. Sie wollen nicht sehen, daß mit Aufhebung deS Religionsunterricht- in den Schulen § ite Kreise der Jugend vom Christentum, auch von n inem unschätzbaren ethischen Gehalt, nichts mehr er fahren. Nun sagen fie freilich, der Religionsunterricht sei Sache de» Prediger», vollen fie diesen obligatorisch smachenl Da» wäre ja weit bedenklicher als der Zwang». Dienstag 1. religionSunterricht in der Schule, denn der Lehrer pflegt viel toleranter zu sein als der weit eher fanatisch buchstabengläubige Prediger; er pflegt weit leichter eine Brücke zu den Ergebnissen der Naturforschung hinüber schlagen zu können. Wohl gibt es auch Pastoren, die gegen letztere» nicht gänzlich unzugänglich sind, aber wie selten sind sie selbst in den Großstädten; in den Klein städten und auf dem Lande sucht man sie mit der Laterne vergebens. Ein Zwangsunterricht beim Prediger heißt nichts anderes als die Heranbildung der Anschauung über Schöpfung, Wunder, Christus einfach an die Orthodoxie ausliefern. Will man es aber den Eltern überlassen, ob sie die Kinder überhaupt zum Religionsunterricht des Predigers schicken, so bedeutet daS für einen erheblichen Bruchteil der deutschen Jugend den ersatzlossn Wegfall aller Einführung in die herrlichen Lehren deS Christentums. Wie uns aus Bremen mit geteilt wird, ist auch nicht der geringste Gedanke daran, daß der Senat hierauf eingeht. Schon das Gros der bremischen Liberalen scheint von der Aufhebung des Religionsunterrichts in den Schulen nichts wissen zu wollen. Tauchte fie ernstlich am politischen Horizont auf, so würde der kirchliche Liberalismus, falls er sie in sein Programm aufnähme, schwer diskreditiert werden und seinen Halt dort verlieren, wo er ihn jetzt hat, nämlich im hochgebildeten Bürgertum, ohne, ihn bei der Sozial- demokratie auch nur im allergeringsten Maße wiederzu- gewinnen. Auf diesen Abweg wird der Liberalismus sicher nicht singehen. Schade nur, daß aus dem sinnlosen Spektakel stück Kapital geschlagen wird, um Reformen im Religionsunterricht der Schulen zu verhindern. Wenn man weiß, wie arg dieser noch an dem SchöpfungSmärcken und den fiir uns wahrlich ganz gleichgültiger: Geschichten des Volkes Israel im Lande Kanaan klebt, so wi 5 man »8 als -m höchsten G?ade notwendig SSzc:chul.u, dag Wa.rLe. ge schaffen werde. Das Alte Testament sollte man in Kürze erledigen. Nach Salomo hört das Interesse an den Schicksalen der Juden so gut wie vollständig auf; höchstens kann noch kurz die assyrische und babylonische Gefangenschaft gelehrt werden, weil auf ihr die herr liche Poesie der Propheten beruht. Proben der Psalmen poesie sollten auch einem Volksschüler und vollends einem Besucher höherer Schulen nicht vorenthalten werden. Aber mit Tubalkarn, Methusalem, mit den Kämpfen gegen Ammoniter, Moabiter, Amalekiter usw., mit den Richtern, den späteren Königen, den Makkabäern sollte man gründlich aufräumen, um desto schneller zum Neuen Testament zu kommen. Und auch beim Unterricht hierüber sollte man nie daS Gedächtnis überfüttern, sondern stets nach seelischer Erhebung streben. Schon bei solchen Reformen ist man des fanatischen Widerstandes der Orthodoxie sicher. Je mehr sie fühlt, daß gegenüber den Fortschritten der Wissenschaft, namentlich der Naturwissenschaften, der Geschichte und der vergleichenden Textkritik, ihr Buchstabenstandpunkt un haltbar wird, desto ängstlicher klammert sie sich an daS Wunder, um dieses und damit zugleich auch den Buch staben zu retten. Eben jetzt, am 4. Juli, hat in Berlin ein Arbeitsausschuß getagt, den die große landeskirch liche Versammlung Pom 3. Mai d. I. niedcrgesetzt hatte. Die Matadoren des Ausschusses waren Stöcker und andere große Kirchenlichter, sodann Politiker wie Frei herr v. Manteuffel, Freiherr v. Durant, Generalleut nant v. Roon. Der Ausschuß hat eben jetzt eine Erklä rung erlassen, in der es heißt, daß alle, „die auf dein Boden der göttlichen Autorität der hejligen Schrift" (also auch des Alten Testaments, einschließlich der Schöpfungsgeschichte) „und auf dem Grunde des Glau bens an die Gottheit Christi, des für uns gekreuzigten und auferstandenen Heilandes, stehen", sich zusammen schließen sollen. Das ist natürlich ihr gutes Recht, nie mand denkt daran, es ihnen zu verkümmern. Leider bleiben sie nicht dabei; getreu dem Charakter aller GlaubenSfanatiker, wollen auch die Verfasser der Er- klärung, wollen alle Führer der Orthodoxie auch andere in die Enge ihrer Anschauungen hineinzwängen. Sie wollen „Irrlehren entschieden abwehren" und dem Un glauben nach Kräften entgegentreten. Sie wollen die Kirche für sich allein behalten und alles, was den Zu sammenhang mit der Kirche nicht lösen mag, in den Wunder- und Bu sstabenglauben zurücktreiben. Möchte da» alle» sein: sie selbst hätten am meisten darunter zu leiden. Denn, e Kirche, di« sich borniert gegen allLv versperrt, wa» die neuere Wissenschaft erringt, wird in einem so gebildeten, so tief denkenden Volke wie dem deutschen rapid an Anhang verlieren. Sogar in Frank reich va die katholische Kirche unangefochten herrscht, wo au» ihr keinerlei Reformbestreben hervorgeht und an ihr sich kein» vollzieht, hat die Unkirchlichkeit große Dimensionen angenommen. Die große Mehrheit der Wähler hat dort die Trennung von Staat und Kirche August l905. gutgeheißen. Natürlich verlangt kein Liberaler für die „Errungenschaften der Wissenschaft", mag man dieses Wort in seinem wahren Sinne oder ironisch nehmen, Unfehlbarkeit. Niemand denkt daran, sie der Kritik zu entrücken. Im Gegenteil: völlig bloß und wehrlos mögen sie allen Angriffen ausgesetzt sein. Widerlegt sie, und wir sind die ersten, sie über Bord zu werfen, das ist die einmütige Antwort aller ernsten Forscher, wenn man glaubt, ihre Ergebnisse als Kinder des Unfeblbarkeitsdünkels hinstellen zu können. Ueber die Begrenztheit und Bedingtheit alles menschlichen Wissens täuscht sich kein kluger Mensch, am wenigsten ein wahrheitsuchender Forscher. Deshalb beteiligen sich namentlich die Naturforscher so gut wie gar nicht an Angriffen auf die Orthodoxie. „Möge sie tun und lassen, wa» sie will; kann sie uns widerlegen, so leistet sie der Wissenschaft einen Dienst und wir werden e» preisen." Diese passive Haltung, dieses Vertrauen reichte auch vollkommen aus, wenn nur ein Punkt nicht wäre: die Schule. Ganz allmählich, lediglich durch die propa gandistische Kraft der Wahrheit hat sich die Wissenschaft auch dort einen Platz erobert. Auf den Universitäten herrscht die Gedankenfreiheit. Die hat die Orthodoxie noch nicht erschüttern können. Trotz der Anstellung theo logischer Strafprofessoren in Bonn, Greifswald usw., die nur nach ihrem Glauensbekenntnis ausgcwählt sind, hat noch nicht einmal die Theologie wieder in den Zwang deS alten Glaubens gebracht werden können, noch viel weniger aber die andern Studienzweige. Die Gymnasiallehrer sind getränkt mit dem Geiste der freien Forschung. Schwerer findet dieser Eingang in die VolkSschullehrersewinarien. Aber auch dort verstopft man vergeblich alle Poren gegen ihn. Die Dolksschul- lehrer verfallen früher oder später doch dem Streben nach Wahrheit, dem uneingeschränkten Wissensdurst. Begierde der OrU-oc^xic ist, die Schule ganz wieder unter die Bekenntnisformeln zu bringen. Mit dem Verlangen nach Ablegung des Bekenntnisses für alle Religionslehrer fängt sie an. Das ist schon für Gymnasien eine verhängnisvolle Forderung, denn mit ihrer Erfüllung werden viele freier gerichtete Philo logen geschädigt werden, weil mit dem Amte, auf das sie Anspruch machen, Religionsunterricht verbunden sein kann. Noch viel mehr gilt das von städtischen Volksschullehrern und vollends von Lehrern an Dorf schulen von einer Klasse oder von wenigen Klassen. Da heißt eS einfach: nur Orthodoxe können Dolksschul- lehrer werden. Also der ganze Volksschulunter, richt wird an die Orthodoxie auSge- liefert. Davor ober muß Deutschland sich hüten, denn das kön.nte seine geistige Kultur um zweihundert Jahrezurückschleudern. Der wrritch-lapanirche Weg. Ueber Siege der japanische« Sachalin-Armee wird amtlich aus Tokio berichtet: Die selbständigen Kavallerie-Streitkräfte, die am 27. Juli nachmittags in Luikow einrückten, zogen sich infolge derschweren Unruhen, die in der Stadt herrsch ten, in der darauffolgenden Nacht zurück. Der linke Flügel der Armee begann am 28. Juli um 3 Uhr früh gegen Luikow vorzugehen, um es in sein« Gewalt zu bringen. Die Vorhut und Kavallerie zogen, nachdem sie den Feind auf der Nordseite von Luikow angegriffen hatten, in die Stadt, wo es zu Straßenkämpfen kam. Um 8 Uhr vormittags war Luikow voll- ständig eingenommen. Der rechte Flügel der japanischen Sachalin-Armee hielt sich nach der Be siegung der russischen Infanterie- und Artillerietruppen bei Wedernikowski hart auf den Fersen des Feindes, dessen Hauptmacht sich seit der Nacht zum 28. Juli in Unordnung nach Süden zu zurückzog. Die zur Verfolgung abgesandten japanischen Truppen stießen am 28. Juli, 8 Kilometer südlich von Luikow, auf russische Infanterie in Stärke von 800 Mann, wovon 200 getötet und schließlich 500 Mann ge fangen genommen wurden. Der Feind, der unserem rechten Flügel seit dem 27. Juli gegenüberstand, bestand aus 3000 Mann Infanterie mit 8 Geschützen, während die feindlichen Truppen, die dem javanischen linken Flügel gegenübersdanden, aus 2000 Mann In fanterie mit 4 Kanonen bestanden. „ Gin Bericht Linjewitfch»? Nach der Petersburger Telegrapben-Ageutur meldet 8i»j«witsch unter dem 29. Juli: Die Armee hält die Gegend um Heilangtscheng besetzt. Am 23. Juli hatte die Armeeabteilung, d,e auf ein Defilee von Bangoulm vor gegangen war, al« sie sich am 24. Juli Ebrdago» in östlicher Richtung näherte, ein Gefecht mit Ehunchusea. Unsere Abteilung besetzte da« Dorf nach einem Feuer gefecht. Am 26. Juli rückte da« Detachement weiter vor, wobei e« sich beständig im Feuergefecht mit dem auf da« Dorf Maloogou zarückkehreadea japanische» Var post e» befand. Die westlich de« Dorfe« gelegenen Hügel waren vom Gegner besetzt. Nach Beschießung der i» mehreren Reihen angelegten Schützengräben gingen unsere Truppe» zum Angriff über. Sie erstürmte» gegen 6 Uhr abend« die japanische Stellung. Die Japaner zöge» sich »»ter beträchtlich«» Verlust«» z»rück. Nach Er 99. Jahrgang. füllung seiner Aufgabe trat da« Detachr.^,nt den Rück- marsch an. Witte. Nach einer Londoner Depesche sagte Witte au Bo» >> de« „Kaiser Wilhelm der Große" in einem Interview, da durch Funkentelegrarhie übermittelt wurde, sowohl IarunS Verirrter wie er selbst gingen ohne vorherige Vereinbarung einer gemeinschaftlichen Basis zur Konierenz. Er betrübte sich daher weniger als Unterhändler denn als Kurier, den sein kaiserlicher Herr entsandt habe, um die japanischen Bedingungen zu erfahren. Rußland werde nur Tatsache» in Rechnung nehmen und keine Voranschläge über mögliche Erfolge Japans, falls der Krieg fortdaure. veukrcher Keich. Leipzig 3l. Juli. * Ter Lohnkampf tn der FärberetSrauche. Die vou dem Sächsisch-Thüringischen Färberei-Ring au« Anlaß der Vor gänge iu Glauchau und Meerane angeküvdigte Schließung aller Betriebe ist zur Tatsache geworden. I» Gera, daS al« größter und bedeutendster Ort im Ring in Frage kommt, sind heute Montag die der Konvention au- gehörenden Betriebe geschloffen wordeu uud dadurch dort b'S jetzt 1900 Personen auSgesperrt worden. Auch in Weida erfolgte die Aussperrung der Arbeiter. Auf den Straßen, besonder» auf solchen, wo sich die Fabrike» befinden und deren Nähe, fanden in dm Morgen- und Vor mittagsstunden zitmliche Arbeiter- und Menschenansamm lungen statt. Nach und nach verlief sich »der die Menge wieder, da Niemand zu dm Fabriken Einlaß fand. Es^er- solgte alles in größter Ruhe. Die Schließung der Betriebe war den Arbeitern und Arbeiterinnen übrigen« teilweise noch am Sonnabend abend durch eine in den Etabliffement- auSgehängte Bekanntmachung mitgeteilt worden. Die Lage ist sehr ernst. Den Arbeitern in den Webereien ist mitgeteilt worden, daß ihnen am Freitag, 4. August gekündigt wird. Leute oder morgen halten die AuSgesperrtm und auch alle übrigen Textilarbeiter Versammlungen ab, um weitere« zu beschließen. Insgesamt beschäftigt der Färber-Ring etwa« über 11 000 Personen, die hmte alle ausgesperrt worden sind. In Fra-e kommen nächst Gera, Glauchau und Meerane nochG»eiz, Weida, MohlSoerf, Reichenbach i. B., Netzschkau, Mylau. Der Deutsche Textilarbeiterverband unterstützt vorläufig nur die Organisierten. In Gera sind 70 Proz. organisiert. In Reichenbach i. V. find heute Montag 1300 Arbeiter und Arbeiterinnen iu 3 Betrieben auSgesperrt worden. Die Streichgarn-Färbereim schließen die Betriebe am 7. August. Die anSgesperrtm Arbeiter zogm in Ruhe auseinander. Ein kleiner Teil von den Fabrikanten bestimmte» Arbeitern bleibt vorläufig noch in den Betrieben, um die notwendigsten noch in Arbeit befindlichen Waren vollend« fertig zu stellen. Am Donnerstag hält der Weberei verband in Greiz eine Sitzung ab, um über Maßregeln in diesen Betrieben zu beraten. * Jur Wiederkehr v»u vtSmarckS TsdeSt«« bringt die Wiener „N. Fr. Pr." folgende stimmungsvoll geschriebene Auslastung: „In den Hochsommer fällt BiSmarckS Todestag; in die Zeit der Rast, de« Urlaub«, de« JnnehaltmS. Der Schreiber dieser Zeilen denkt an den Juliabend, an dem in Kitzbühel ein Sommergast das Zeitungsblatt mit der Todesnachricht in die überfüllte Wirtsstube brachte und die nordtirolischen Bauern die Karten sinken ließen und erschauernd im Eindrücke deS weltgeschichtlichen Geschehnisses dasaßen, al» hörten auch sie da» Rau schen der Fittige deS Genin». . . . Treitschke behauptet einmal, Bismarck sei bei der Maste des Volke« eigentlich nicht beliebt gewesen; nur die denkenden Klaffen hätten die einzige Größe diese» Manne» begriffen. Ueber die Berechtigung des Ausspruches kann man verschiedener Ansicht sein. JedenfuAs haben die sieben Jahre, die seit dem Tode BiSmarckS ver strichen sind, manches geändert, und der BiSmarck-Kult, die Verehrung des Mannes, der daS Goethe-Wort, man könne sein Jahrhundert nicht verändern, aber man könne sich dagegen stellen und schöne Wirkungen wenigstens vorbereiten, über trumpft hat, ist seither verinnerlicht worden, zu den reinsten Empfindungen deutscher Nation emporgediehen.... Sieben Jahre erst, sieben Jahre schon! sagten wir weiter oben. Ein Blick in den Gothaifchen Hoskalender lehrt mit erschreckender Deutlichkeit, was seilher in der Familie Otto BiSmarckS ge schehen ist. Wieder steht ein Otto an der Spitze de« Abschnittes, der dem Geschlechte deS Altreichskanzler» ge widmet ist. Otto Christian Archibald; aber eS ist ein achtjähriger Knabe, dessen Lockenhaupt die großen, die historischen Traditionen deS Hause» verkörpert. Eine Ocster- reicherin, die jungverwitwete Fürstin Marguerite, eine ge borene Gräfin Hoyos, lenkt die Schritte de» Erben der BiSmakckschen Dynastie. Im kräftigen Mannesaller sind die beiden Söhne Otto BiSmarckS dabingegangen, kaum 55 Jahre alt Fürst Herbert, während Graf Wilhelm nicht einmal den Fünfziger erreichte. Der Reichskanzler ist 83 Jahre alt geworden, und genau dasselbe Alter erreichte sein älterer Bruder Bernhard. Unter den Ahnen de« Hause» ist nur einer älter geworden: Alexander Wil helm, der von 1704 bis 1793 lebte. Es ist eine Unter brechung in den Traditionen de« Hauses Bismarck ein- artreten. Zwischen dem Schwiegersohn de» Kanzlers, dem Grafen Kuno Rantzau, der iu deu letzten LedeaSjahreu Otto Bismarck- stet» um diesen geweten ist, und dem Fürsten Herbert bestand eine tiefgehende Spannung, und diese hat dazu geführt, daß nickt Graf Rantzau, sondern ein anderer Schwager Herberts, Graf Plestrn, der ebenfalls eine Gräfin Loyo» zur Frau hat, die Vormundschaft über Otto Bismarck, da» Kind, führt. Biele von denen um — und auch von denen gegen Bismarck sind in den sieben Jahren, die seit seinem Tode verstrichen sind, mS Grab gesunken. Zwei seiner Rachsolgrr sind seither gestorben, und da» Steuerruder de» von Bismarck geschaffene» Reiche« lenkt der Mann, per damals, als Pi« TodeSkunde eintraf, auf österreichischem Bode», am Sem- mering, Erholung von aufreibender Berns-arbeit suchte.... Caprivi und Hobenlobe find tot, Miquel und Waldersee, Le»- bach, d«r BiSmarck-Maler, und Mommse» desgleichen. A»ch Font»»«, der Lichter der warf, auf per die Helde»«eft»l1
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