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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.08.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050814022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905081402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905081402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-08
- Tag1905-08-14
- Monat1905-08
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»5. «d«»t Kerle!. ü«. 77) 7«7 , 7S,1 m. , 20. ^kdr- uxl. 8LcLs. >poter unä tsi» gültig. wort >0.1»«. roll. , Stere. 8M. »»5« ^1l»U8tlL. rtllllu«. >8. "" riixlieli. LLor, l»t. oanab. ,S^U. 4«7t amvs^ Bädrr. «xn k«ut«. Zoollt.- Llxtt. Bezugs-Preis k» L« Hauplrxpeditto» od« der« Au»-«v» stelle» «bgiholt: vierteljährlich L.—, bei tweimaliger täglicher Zostell»»» tv« Ha»s ^l S.7L. Durch die Post bezog« für Deutsch- loud a. Oesterreich vierteljährlich 4L0, sür die übrig« Länder laut Zettung-pretlltste. Diese Nuunver tvstet 4/^ ML auf all« Bahuhvf« m» III bei d« ZettuogS-Berläuseru -- " I * «eHaltiv» m» GrpeStttv« ILL Ferusprecher 222 JohanuiSgass« S. HtMht-KUtale Dre»d«m Marirustraße 84 (Fernsprecher Amt I Nr. LTISst Hauttt-KUta», vertt», LarlDuncker, HerzatLSaqr^ofbuchhaudl^ Lützowstraße 10 (Fernsprecher Amt VI Nr. 40081» Nr. ill. Abend-Aus ki ab e. MpMer TllgMM Handelszeitung. Äattsvlatt des HSnlgl. Land- ««d des ÄSnlgl. Amtsgerichtes Leipzig, Ses Aales «nd Ses Volizeiamtes -er Stadt Leipjig. Montag 11. August t90S. Vuzetgeu-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 2S Familien- und Stelleu-Anzeigen 20 Finanzielle Anzeige». GeschäftSau,eigen unter Text oder an beiouderer Stell, nach Laris. Die 4 gespaltene Reklamezeile 7K Auuahmeschtutz für Auxeigeur Abend-Lusgad« vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgab« nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen find stet» an di« Expedition p» richte». Ertra-Betlagen mnr »U der Morgen- Auügabe) »ach besonderer Brretubaruu-. Die ErpedMo« w Wochentag«» naunterbrochea geäsfurt von früh ü bi» abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Vvh in Leipzig (Inh. vr. «, R. L ». «li»khardk LerauSgeberr vr. Victor Mtukhardt. 98. Jahrgang. Var Mcbtigrte vom läge. * Die Ankündigung einer Zusammenkunft zwischen Kaiser Wilhelm und König Eduard scheint tatsächlich nur eine Zeitungsente zu fern. (S. Letzte Dep.) * Witte erklärt einem Interviewer, Rußland und England könnten sich miteinander nur verständigen, wenn die Verständigung ihre Spitze nicht gegen Deutsch, land richte. (S. Letzte Dep.) * Die Tourenfahrt in der Herkomer-Konkurrenz hat heute früh in München begonnen. 79 Wagen nahmen an ihr teil. Der Wagen von HanS Roth in München wurde von der Konkurrenz ausgeschlossen, weil an dem- selben nach der Plombierung ein Teil ausgewechselt worden war. Auch der ihm zuerkauute Schöaheitspreis geht dadurch verloren. (S. u. Sport.) * In Barmen begann heute der internationale Schachkongreß. Für die Turnierspiele find mehrere Wochen in Aussicht genommen. * DaS ganze norwegische Volk ist, ww die Volks- abstimmung ergibt, sür dne Trennung von Schweden. * Wegen Verdachts der Bestechung wurden in Kon stantinopel knapp vor Ankunft eines Messageriedampfers alle sieben zur Bewachung des Schiffes bestimmten Polizisten von einem höheren Beamten verhaftet. * Nach Pariser Meldungen von dem Kongo ist im Uellegebiet des belgischen Kongo staalS der Aufruhr allgemein. Alle Transporte sind unterbrochen; die Einge borenen haben sich wegen der Gummisteuer erhoben. * Das Bureau Reuter meldet aus Tokio, daß sich die Russen über den Tumenfluß zurückziehen und eine Schlacht in Nordkorea vermeiden würden; eine Be stätigung dieser Melvung liegt nicht vor. * Nach einer Meldung aus Tokio sind die letzten russischen Gefangenen aus der Mantschurei nach Moji gebracht worden. MiltrManärkeinSr. Tie neugegründete Mittelstandsvereimgizug will, so he^ßt es, nicht als politische Partei auftreten, überhaupt Leine Parteipolitik treiben. Der Entschluß mag gelten, soll er aber ernstlich eingehalten werden, so ist der Ver einigung dringend zu raten, ihr Werk nut dein Spruch zu beginnen: Gott schütze mich vor meinen freunden. Wissen sie zur Einleitung der Sache wirklich nichts Besseres zu tun, als eine regelrechte Hetze gegen die politischen Parteien, vor allem gegen den „Liberalis mus" zu veranstalten? Während jetzt nichts not wendiger wäre, als durch bestimmte Fassung des Pro gramms den Beweis zu liefern, daß nmn sich über Mittel und Wege klar ist, füllen sie die Presse mit alten Schlag worten und schießen unter Halli und Halloh auf die „Feinde", die nichts sind als die von ihnen selbst ins Feld gestellten Spatzenschenchen. Das Vergnügen ist ihnen zu gönnen, allein, nützlich ist es doch, wenigstens an einem Beispiel zu zeigen, was von ihrem Gelärm zu halten ist. Wir finden im „Döbelner Anzeiger" einen aus der Leipziger Zeitschrift „Hamme r" abgedruckten Aufsatz über die „Mittelstandsfrage", der typisch ist für die Art, wie manche Mittelstandspolitiker den Kampf sür ihre Sache führen zu müssen glauben. Der Ver fasser wendet sich gegen die „Mittelstands- feind e". Wo sind sie? Es sind für ihn kurzweg „die alten Parteien". Irgendwelche Unterscheidung erspart er sich zunächst, dafür wirft er die Frage auf: ^Wer hat nur eigentlich das frivole Wort erfunden, daß der Mittel, stand keine Daseinsberechtigung mehr Habel?" Ge- spannt harrten wir der Antwort, war doch nach dem ganzen Zusammenhang zu erwarten, daß der Verfasser diese frivole Persönlichkeit oder Partei genau kenne und ganz der Mann sei, sie rücksichtslos an den Pranger zu Leuilleton. Die beiden Hallermunds. Von A. Dom. Nachdruck verbot«. Und Während er, dem Gebot der Herrin folgend, den Rückweg antrat, lief die Baronin in nervöser Hast und Erregung, den geraden, gepflegten Parkwegen folgend, dem Schlosse zu, nur das eine Ziel vor Augen, ihren Sohn zu sehen, ihn in die Arme zu nehmen und an das hungernde Mutterherz zu drücken. Denn jetzt, da sie sich dem Kinde so nahe wußte, war die Liebe zu ihm, die in der Fremde zum Flämmchcn heruntergebrannt, nun wieder zur Hellen Flamme geworden. In dem leidenschaftlichen Innern dieser Frau wohnten nur Extreme, der Augenblick riß sie fort zu Entschlüssen, über deren Tragweite sie kaum nachdachte. Madame Ferrare war der Herrin gefolgt, jetzt, da sie die schlanke Gestalt so in fliegender Eile davonlaufen sah, trat auch sie auS ihrem Versteck und ging, langsam, aber resolut ansschreitend, ihr nach. Um den Diener kümmerte sie sich weiter nicht, der mochte seines Weges gehen. Auf einmal stockte ihr Fuß, für einen Moment auch das Blut in den Adern, sie fühlte einen Schreck durch alle Glieder, und zitternd bekreuzigte sich die fromme Katholikin. stellen. Aber wir lesen und lesen — die Antwort bleibt aus. Statt die selbst aufgeworfene Frage zu beant- Worten, macht er sich eifrig daran, jene frivole Behaup- tung zu widerlegen, und mit erneuter Heftigkeit wendet er sich gegen die „alten Parteien", die, wie er behauptet, die neue Mittelstaudsvereinigung aus Angst um ihre „Phrasenherrschaft" anfeinden. Wir verstehen endlich: Ter Verfasser weiß selbst nicht, wer das „frivole Wort" gesprochen, einfach, weil niemand so dumm war, es auszusprechen — weder die konservative, noch die natw- nalliberale, noch eine der freisinnigen Parteien. In keiner ihrer Kundgebungen wird man jene Behauptung finden, wohl aber bei allen die Versicherung, daß sie für den Mittelstand einzutreten gewillt sind. Warum führt also der Verfasser jene Behauptung an? E'nsach, weil er eine Spatzenscheuche braucht. Es polemisiert sich für ihn ja viel schöner, wirksamer, und was die Hauptsache ist, bequemer, wenn er den „alten Parteien" ein „frivoles Wort" in den Mund legt, als wenn er sich an Tatsachen halten müßte. Doch sein Zweck wäre nur halb erreicht, wollte er die „alten Parteien" in Bausch und Bogen abtun, ohne die eine oder andere zum Gegen- stand speziellen Mißfallens zu erküren. Der Uebergang ist leicht gefunden; er schreibt: „Be sonders von liberaler Seite wird man nicht müde, die Mittelstandsbewegung mit allen nur möglichen Mitteln zu verdächtigen." Um diese Behaup tung zu erhärten, verweist er auf Aeußerungen, die der Generalsekretär der nationalliberalen Partei, Herr Breithaupt, jüngst auf dem Parteitage in Schles wig-Holstein über die Mittelstandsvereinigung getan hat. Die „Verdächtigung" bestand darin, daß der Redner auf den Zusammenhang zwischen dem Bunde der Landwirte und der neuen Mittelstandsgcündung zu reden kam. Die Leitung der Vereinigung hat daraufhin jede Abhängigkeit vom Bunde der Agrarier bestritten. Nichtsdestoweniger bleibt es Tatsache, daß nach der am 1. Mai in der Generalversammlung der Mittelstands vereinigung zu Hannover von dem Vorsitzenden M. Küster abgegebenen Erklärung eine Wahlabmachung ge- troffen worden war, wonach die Vereinigung sich zur Unterstützung des Bundes der Landwirte bei der Reichs- tagswahl in Hameln-Springe verpflichtete, unter der Voraussetzung, daß der Bund in drei Jahren eine Kandi- datur der Mittclstondsvereinigung in gleicher Weise zu der soiuen mache. Auf dcutsch."KuhhandelI Auf andere Vorkommnisse, die auf eine sehr lebhafte Anteilnahme des Bundesdirektors Tiederich Hahn an den Lebeusäuße- rungen der neuen Mittelstaudsvereinigung schließen ließen, gehen wir hier nicht ein; jedenfalls flogen die Weberschifflein gar munter hin und her, und wenn aus der Mittelstaudsvereinigung selbst Einspruch gegen das Getriebe erhoben wurde, so bestätigt das nur, daß Gene- ralsekrekär Breithaupt recht hatte, wenn er die Katze eine Katze nannte. Läßt sich die kaum gegründete Mittcl- standsvereinigung zu Wahlgeschäften mit dem Bunde der Landwirte herbei, so ist es einfach naiv, sich über ein „feindseliges Verhalten" der nationalliberalen Partei zu beklagen. Sag mir, mit wem du umgehst, so sage ich dir, wer du bist. Umso mehr wäre der neuen Mittel- standsvcreinigung Vorsicht im Umgang anzuratcn ge- wesen, als sie wissen mußte, daß die „Mittelstands politik" des Bundes der Landwirte seine Leitung nicht abhält, zahlreiche Bezugsgenosscnschaften, Verkaufs stellen usw. zu gründen, was in der Theorie wie in der Praxis auf die Ausschaltung des Zwischenhandels, also nach der üblichen Auffassung der „Mittelstandsfreunde" auf eine Schädigung des Mittelstandes hinausläuft. — Hält sich die Mittelstandsvereinigung an ihre Aufgabe, für wirtliche wirtschaftliche Bedürfnisse einzutreten, ihre Berechtigung und die Zweckmäßigkeit und Erfüllbarkeit ihrer Forderungen nachzuweisen, so hat keine Partei Grund, sic feindselig zu behandeln, am wenigsten die nationallibcrale Partei, die seit Jahr und Tag kein Programm erscheinen ließ, ohne für die Er haltung des Mittelstandes in Stadt und Land ihr Wort einzulegen. Läßt sich die neue Gründung dagegen von Sie hatte den gellenden Schrei eines Weibes ver nommen, — das klang so entsetzlich durch den stillen Wald. Und die Töne waren von oben, von dem Hügel gekommen. — Ohne Zögern, trotz ihres Grauens, er klomm sie den Pfad, der nach aufwärts führte. Lautes Hundegebell, bald verschwindend, bald wiederkchrend, schien ihr die Richtung anzugeben. So schnell sie ver mochte, klomm sie höher, und als sie atemlos oben stand, sah sie einen Mann, — mit allen Zeichen des Entsetzens im Gesicht und da — dort, wo am Felseneck das Gitter fehlte, sie hörte Steine rollen, Zweige knacken, — und da unten — — barmherziger Gott, was war das? Das dunkle Gesicht der Frau wurde erdfahl, und ebenso entsetzt, wie der Mann, starrte sie mit weiten, leeren Augen, am ganzen Leibe zitternd, in die Tiefe. Ihre ganze Willenskraft mußte sie zusammennehmen, denn die zitternden Knie wollten kaum mehr gehorchen. Aus ihrem qualvollen Sinnen hatte die Fürstin sich endlich mit Gewalt gerissen. Noch wirkte das unheilvolle Bild der Vergangenheit in ihr nach, die Qual der Erinnerung wich nicht so schnell aus den trüb gewordenen Sinnen. Bei all der wärmenden Frühlingssonne fror sie und sie schauderte fröstelnd zusammen. Sie erhob sich. — Nur nicht länger allein sein, Menschen mußte sie sehen, ihre wärmende, schützende Nähe fühlen, den kleinen Ditti holen —l Sie horchte auf. — „Ach, — die Hunde — sie kommen, sie haben mich erspäht ." In mächtigen Sätzen strebsamen Politikern schon in Beschlag nehmen, ehe sie noch recht weiß, was sie will, so wird sie statt den Mittel- stand zu retten, gar bald mit der eigenen Rettung ihre liebe Not haben. , Der ruzrircb-japanircbe Krieg. Witte über Japan, -ie Union und England. Die Londoner „Morningpost", die soeben Portsmouth und die deutsche Regierung in Verbindung gebracht hat, ver- össenlticht die folgenve Depesche: In einer Unterredung gab Minister v. Witte die Gründe an, die nach seiner Meinung die Sympathie Amerikas für Japan erklären: Erstens habe Japan Amerika veranlaßt, zu glauben, daß es ebenso sehr sür Amerika als für sich selbst kämpfe; der zweite Grund sei, daß Rußland unterlassen habe, seine Angelegenheit vor das Forum der ganzen Welt zu bringen, der dritte die russische Judenfrage, die die Juden in Amerika sich zu nutze machten, um die Sympathie der Amerikaner für Rußland zu zerstören. Witte fügte hin zu, in der amerikanischen Presse würden in der nächsten Zeit eine Reihe Artikel veröffentlicht werden, die im Laufe von wenigen Tagen die amerikanische Oesientlichkeit über die ganze Frage ausklären sollten. Er werde mit her vorragenden Vertretern der jüdischen Rasse zusammentreffen, um den Gegenstand mit ihnen zu besprechen. Aus die Frage, ob es möglich sei, zwischen Eng land und Rußland ein« Verständigung herbeizu führen, erwiderte Witte: „Ja, das gegenseitige Vor urteil kann beseitigt werden, wenn beide Länder willens sind, einzusehen, daß sie beide das Recht haben, den Anspruch darauf haben, geachtet zu werden." Die Konferenz. Ein Telegramm vom Sonntag besagt: Heule sand keine Sitzung des Friedenskongreffes statt. Gestern besprach der Kongreß, ohne jedoch einen Beschluß zu fassen, die Bestimmung, nach der der überwiegende Einfluß Japans in Korea von Rußland anerkannt werden soll. Nach der vorgestrigen Sitzung hat Witte erklärt: „Ich darf nichts über die Beratung mit den Japanern sagen, aber ich will verraten, daß die Verhandlungen fort dauern." Als Witte später im Hotel Wentworth ankam, sprach er sich aus: „Ich habe keine Antwort von den Japanern erhallen, Wohl aber Gegenvorschläge. Die Forderungen sind Punkt für Punkt zu erörtern. Da es zwölf Punkte sind, so wird die Konferenz mindestens drei Wochen dauern. ll>n Irrtümer tnchtigzustellen, bemerke ich, saß van mir oder überhaupt von russischer Seite niemals das Bestreben bekundet worden ist, «inen Waffenstillstand zu erlangen." Der Ausfall der Sonntagssitzung wird damit begründet, daß Witte vorgestern abend 9 Uhr Komura eine schriftliche Mitteilung machte, die noch von den Japanern erwogen werde. Zum Beweise, daß die Russen mit der Ab tretung der südmantschurischen Eisenbahn an die Japaner rechnen, erzählt ein amerikanischer Beamter, daß die russische Botschaft unlängst im Washingtoner Archiv nachlestn ließ, welche Summe Frankreich von den nach dem Frankfurter Frieden bezahlten Milliarden sür Bahnen im Reichslande gutgeschrieben wurde. — Der Petersburger Korrespondent des „Echo de Paris" bestätigt, Witte habe keine endgültige Antwort auf irgend eine japa nische Bedingung gegeben. In einem Telegramm an den Zaren habe er diese Absicht mitgeteilt und um die kaiser liche Zustimmung gebeten. Der Zar habe nicht einmal einen Ministerrat zusammengerufen, sondern zustimmend geant wortet, nachdem er mit dem Grafen Lambsdorff Rück- spräche genommen habe. — Nach einer Meldung des „Herold" wäre die japanische Nachgiebigkeit auf England zurückzuführen; allerdings habe man die beiden schwierigsten Hauptfragen, die Gcldentschädigung und die Abtretung Sachalins, zurückge stellt. Aus letztere Bedingung be- stehe das sapanische Volk. Nach einer Pariser Meldung aus Petersburg glaubt man dort nicht, daß vor Ende August die von Witte gewünschte Basis sür ernste Friedensunterhandlungen sich werde finden lassen. Man rechnet in Petersburg stark aus den Einfluß des Londoner russischen Botschafters Bcncken - dorff, welcher mit König Eduard und Lord Lans- downe angelegentliche Unterredungen hatte, die sich auf die Konsequenzen einer Fortsetzung des Krieges bezogen. In maßgebenden Petersburger Kreisen wird die Drohung Les Erscheinens einer japanischen See- macht in europäischen Gewässern zwar immer noch nicht ernst genommen, doch liegen an zuständiger Stelle Geheimbrrese vor, wonach neuerdings der japa- nische General st ab eine eigene siechste) Abteilung zur Bearbeitung einer Europa-Epedition errichtete. Ueber -en gegenwärtigen Znftan- Wladiwostok» entnimmt Danzers Armee-Zeitung der „Raswjädlschik" die folgenden Angaben: Die Festung ist gänzlich umgestaltet. Sie ist von einem dreifachen, an' einigen wichtigen Stellen sogar vierfachen Gürtel von Befestigungen umgeben, deren Errichtung und Vervollständigung seit dem Beginne des Krieges mit größter Anstrengung ununterbrochen betrieben werden. Der äußerste Gürtel ist bis 14 Kilometer dem Noyau vorgeschoben, so daß dessen Gefährdung aus dem Vor- selde gänzlich ausgeichlossen erscheint. Auch auf der Insel an der Südseite des Hafens liegen starke Befestigungen in drei Linien hintereinander. Fünf starke, mächtige Forts halten we ^chlunelpunkic des Gürtels im Norden, -Wei solche im Süden auf der Insel fest. Tie Besatzung Wladiwostoks beträgt 83 000 Mann, die Armierung über 2000 Geschütze und Mitrailleusen. In der Ausrüstung sind 400 Millionen Gewehr- und Mitrailleufenpatronen und 1000 Schüsse pro Geschütz vorhanden. Die Verpflegsausrüstung ist für zwei Jahre ausreichend. Gegen die See können 7 schwer armierte Forts und 34 schwere Küstenbatterien jeden Augenblick ihr Feuer eröffnen. Im übrigen Gürtel sind 200 schwere Batte- rien stets feuerbereit. Wollte Japan Wladiwostok be- lagern lassen, so müßte es wohl eine Armee von 200000 Mann damit betrauen. Das dürfte auch der Grund sein, warum Japan mit dieser Aktion so zögert. poMirchr Lagerrchau. Let-xts, 14. August. Die Gnesener Kaiserrede uud der Alerikalismus. Eine mittelbare Zurechtweisung bemerkenswer tester Art lassen offizielle Organe der Zentrumspartei in Bayern und Württemberg der tonangebenden Preu- bischen ZentrumsprZse zuteil werden. Sie geben nämlich die Mitteilung des Kaisers von dem Versprechen Leos HII., oaß alle Katholiken Deutschlands treue Unter tanen des Kaisers seien, und die Aufforderung des Kaisers an das Gnesener Domkapitel, das Wort des Papstes wahr zu machen, mit der Bemerkung wie der: «Dem kann niemand widersprechen, Kai ser Wilhelm hat das Recht, zu fordern, waS er hier aus spricht", Hierzu paffen die Kommentare der „Köln. Volksztg." und der „Germania" wie die Faust aufs Auge. Beide Blätte- haben widersprochen- die „Köln. Volksztg." zweifelte sogar die zutreffende Wiedergabe der Papstwvrte ourch den Kaiser an und erklärte das Domkapitel für außer Stande, die Erfüllung jener Bürgschaft zu über nehmen, die „Germania" aber ließ den Papst des „Zusam menhanges" wegen um eine gleiche und gerechte Behandlung auch der katholischen Polen bitten. Wird jetzt die führende Zentrumspresse Preußens durch ihre Gesinnungsgenossen in Süddeutschland in Bezug auf eine bedeutsame Angelegenheit rektifiziert, so sorgt die „Köln. Volksz t a." selbst dafür, die klerikale Polenpolitik als Ganzes in das richtige Licht zu rücken. Tenn in einem Artikel über die poli tischen Verhältnisse Tirols schreibt das Polenblatt am Rhein am 12. August d. I.: „Alle Deutschen in Tirol müssen auch mit den italienischen Landesgenossen rechnen. Hat sich im ita lienischen Tirol in den letzten paar Jahren auch eine tatkräf tige katholische Partei gebildet, so ist doch ein Zusammengehen mit derselben nur von Fall zu Fall möglich, da sie durchaus national, landesfeindlich und zum Teil auch irredentistisch gestimmt ist." Tie „Köln. Volksztg." spricht mit diesem völlig zutreffen den Urteil über die Politik, welche die Deutschen Tirols gegenüber den italienischen Katholiken befolgen sollen, der Polenvolitik des deutschen Zentrums ein vernichtendes Ur teil. Sind doch die preußischen Polen ganz wie die italieni- scheu Tiroler „durchaus national, landesfeindlich und zum Teil auch irredentistisch gesinnt." Trotzdem unterstützt das Zentrum grundsätzlich die Polen, trennt sich von den Polen nur in ganz seltenen Ausnohmefällen. So wird im Verhältnis zwischen Zentrum und Polen zur Regel, was in Tirol im Verhältnis zwischen den deutschen und italieni schen Katholiken unter vollkommener Billigung, der „Köln. Volksztg." die Ausnahme ist. Kann es eine schärfere Kritik der klerikalen Polenpolitik geben, als diese Billigung der von den Tiroler Katholiken befolgten Politik durch die „Köln. Volksztg."? kamen die Prächtigen Tiere heran, und Carola, die Warnung des Wächters ganz vergessend, steht mit dem Rücken an der gitterlosen Ecke, aber doch immer noch genügend Raum zwischen ihr und dem Abgrund. Winselnd in ihrer Freude, kriechen die Hunde ihr zu Füßen, sie beugt sich hinab, um den einen zu liebkosen, und in täppischer Eifersucht springt der andere an ihr hoch. Sie taumelt, sie greift mit den Händen nach einem Halt, sie findet ihn nicht, und, einen gellenden Angstschrei ausstoßend, stürzt sic rücklings nieder in die Tiefe. Der Wächter unten, der nicht imstande gewesen war, den rasenden Lauf der Hunde zu hemmen, war ihnen nachgcstürzt. Er hörte den Schrei und sah den Sturz und konnte das Schreckliche nicht mehr verhüten. Ein vorspringender, scbrägliegender Felsblock, auf dessen Oberfläche eine alte Niesentanne ihre Zweige aus breitete, hatte verhütet, daß Carola bis in die unterste, jähe Tiefe gestürzt war. Auf den Zweigen lag der Körper regungslos, die Last zog das Gezweig noch tiefer, aber hier und da schnellten die Neste in die Höhe, und diese stark ziehenden Büsche konnten in jedem Augenblick die Lage des Körpers gefährden, ihn in die Tiefe schleudern. Diese grausige Gefahr erkannte die Ferrare sofort. Sie besann sich nicht lange. Die Tischdecke aus dem Tcmpelchen holte sie, die langen, blau- und wcißgc- streiften Schuhgardinen riß sie mit einer Gewalt herunter, daß es an den Gardinenhaltern nur so krachte. Und endlich verstand auch der Mann. Seinen Stock «OE»»»«« > I » »I«»W?7»»ML«»M> knotete er an die Tischdecke, diese wieder an die Vor hänge, Madame Ferrare befestigte ein Ende an eins der Säulchen, das andere Ende schlang der Mann sich um die Hüften. Und nun, Gestein und Gebüsch und Wurzel- werk behutsam benützend, kletterte er mühsam hinab, während die Frau das improvisierte Seil langsam mit Aufbietung aller ihrer Kräfte dem Kletternden nach- rutschen ließ. Als er glücklich an dem Felsen angclangt und cs ihm mühsam gelungen war, der bewußtlosen Frau eine weniger gefahrdrohende Lage zu geben, warf Madame Ferrare alles, was sie an weichen Kissen und Decken im Tcmpelchen finden konnte, hinunter, und der Mann schob nun, so behutsam er cs vermochte, die Kissen unter Kopf und Rücken der armen Frau, hüllte sie in die wärmenden Decken und band nun den bewußtlosen, ganz bewegungslosen Körper mit einem der langen, noch vor handenen Lcincnvorhänge fest und sicher an den Stamm der Tanne. Erst dann kletterte er mit Madame Ferra- reS Hülfe wieder empor. „Und nun, so schnell Sic können, in s Schloß!" drängte die Frau, „nur Hülfe — und Leitern, Stricke, Matratzen! Alles mitbringen — nur jetzt keine Fragen — kein Zögern, eilen Sie — jede Minute ist kostbar." Und er flog mehr als er ging den Berg hinunter, die heulenden Hunde vor sich, hinter sich, ihn aufgeregt um kreisend. „Ich glaube, sie lebt, der Atem ging ganz leise!" DaS hatte ihr der Mann noch gesagt, ehe er davonsprang, und nun saß die Ferrare und starrte in die Tiefe, immer nur den regungslosen Körper vor Augen und fest da»
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