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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.12.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041216018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904121601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904121601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-12
- Tag1904-12-16
- Monat1904-12
- Jahr1904
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Anzeigen-VreiS die 6 gespaltene Petitzeile 28 Reklamen nnta dem Redaltionistrich (4gespastru> 75 >iL, nach dea Familiennach- richten <Kgespalten) 50 -H. — Tabrllonscha und Zisserusatz werden entsprechend höher be- rechnet. — Gebühren für Nachweisungen und Ossertenannahmr 25 -H. Annahmeschluh für Auzetaeu. Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgea-AuSgabe: nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen sind stet» au die Expedition zu richten. Extra-Beilagen (nur mit da Morgen- Ausgabe) nach besonder« Vereinbarung. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abend» 7 Uhr. Druck und Verlag vou G. Pol- tu Leipzig iJuh. vr. B, R. L W. »ltukhardtl Nr. «38. Freitag den 16. Dezember 1904. 88. Jahrgang. Var AiÄtigrte vom läge. * Der Reichstag hat sich gestern bis zum 10. Januar vertagt. * Der Bundesrat stimmte gestern der Vorlage über Beibehaltung des bisherigen Brenn st euervergütungS- satzeszu. * Im ReichSamt des Innern fand gestern eine Konferenz wegen der Pensionsversicherung der Privatangestellten statt. (S. Dtsch. Reich.) * Der Gesetzentwurf über Rechtsfähigkeit der Berufsvereine soll dem Reichstage noch in dieser Tagung zugehen. (S. Dtsch. Reich.) * Die gestrige Sitzung des ungarischen Abgeord netenhauses wurde nach einer Rede Tiszas abermals unter wüstem Tumult dreimal hintereinander aufgehoben. (S. Ausland.) * Nach einer Meldung aus Tschifu haben die Japaner Geheimagenten und Marineoffiziere dem russischen Ge schwader in die südchinesischen Gewässer ent- gegeogesandt. (S. russ.-jap. Krieg.) * Wie aus Port Arthur gemeldet wird, haben die russischen Torpedobootszerstörer Befehl, bei der ersten Gelegenheit nachts zu entweichen und nach neu tralen Häfen zu flüchten. (S. russ.-jap. Krieg.) vor böre flottenverein. Nock» bat der Reichstag nach seinem letzten Zu sammentreten nicht lange „gearbeitet", noch ist der Marine-Etat nicht zur speziellen Debatte gekommen, und schon hat der Teutsctic Flottenverein zweimal die Ehre gehabt, im Plenum unzweideutige Aeußerungen des Mist- vergnügens über seine Existenz und Wirksamkeit hervor zurufen. Zuerst war es Herr Storz, Mitglied der deutschen Volkspartei und .Handelskammersekretär (!), der die Regierung ermahnte, dem Drängen des Flotten- Vereins nach schleuniger Revision des Flottengesctzes nicht nachzugeben, sondern an diesem überall als verfehlt an gesehenen Gesetz« festzuhalten, eine Mahnung, die gerade aus dem Munde eines Handelskammersekretärs einen sehr sonderbaren Klang hat. Denn cs dürfte wohl nicht viele Handelskammern in Deutschland geben, die nicht bereits sehr deutlich den Wunsch zum Ausdruck gebracht haben, daß die patriotischen Bemühungen des Flotten vereins recht bald zum Wohle des Ganzen von Erfolg ge- krönt sein möchten. Erst vor wenigen Tagen hat unsere Handelskammer in Leipzig eine ähnliche .ibundgebung verlauten lassen. Diesem Volksvertreter folgte nun, und das ist uns schon weit verständlicher, der Zcntrumsabge- ordnete Herr Heim mit dem Hinweise, daß eine Ver einssteuer schon im Hinblick auf den Flottenverein dem Reiche beträchtliche Mittel einbringen würde. Selbstver ständlich ist das kaum ernst gemeint: das Wort hat weiter keine Bedeutung als die eines Fußtrittes, den man statt eines ehrlichen Kampfes bei einem bestimmten Er ziehungsgrad dem unbequemen Gegner versetzt. Es ist aber für die Bewertung des Zentrums nicht unwichtig, aus solchen und schon früheren Aeußerungen dieser größten Partei im Reichstage die Gegnerschaft des Ultra- montanismus gegen den rein nationalen, von aller Parteipolitik freien Deutschen Flottenverein unzweideutig hcrvortreten zu sehen. Was entfacht nun den Groll dieser Parteivertreter gegen den Deutschen Flottenverein? Wenn wir uns in aller Kürze vergegenwärtigen, was dieser Verein für die deutsche Seemacht erstrebt, so ist es folgendes: schleunige Revision des von zahlreichen maßgebenden Autoritäten als fehlerhaft und von den politischen Ereig nissen der letzten Jahre als gänzlich ungenügend nach- gewiesenen Flottengesctzes, schnelleren Ausbau der durch dieies Gesetz bewilligten zwei Doppelgeschwader und Schaffung eines dritten Toppelgeschwaders bis 1912. Zur Begründung dieser Forderung würde für jeden weit- schauenden Politiker schon allein die Tatsache genügen, daß die Vereinigten Staaten in den nächsten fünf Jahren mehr als 1'/.. Milliarden Mark für den Bau einer Riesen- flotte ausgeben werden. Diesen und den außerordcnt- lichen Anstrengungen anderer Staaten gegenüber, muß es für Deutschland heißen- Vickaant coimulos! Daß die Reichsfinanzen sich in so trauriger Lage be finden, ist gewiß bedauerlich und erschwert die Sorge für die Deckung wesentlich: nie und nimmer aber kann eine momentan ungünstige Finanzlage die verantwort lichen Stellen von der ausreichenden Fürsorge für ge nügenden Schutz des Reiches nach außen entbinden. Wenn diese Sorge auch nur auf kurze Zeit nachläßt, so bat das Volk das Recht und die Pflicht, seine warnenüc und fordernde Stimme zu erheben. Diese patriotische Pflicht erfüllt gegenwärtig, ohne durch die uninteressierte Haltung der Regierung entmutigt zu werden, oer Teutsche Flottenverein, fern von aller Parteipolitik, nur von rein nationalen Beweggründen geleitet. Wenn ein Mitglied einer freisinnigen Gruppe, wie Herr Storz, diesem Bestreben cutgegeuzntreten müssen glaubt, so beweist der Herr Abgeordnete hiermit, daß ec sich weit von den rein demokratischen Gesinnungen entfernt hat. Es wäre ihm dringend zu empfehlen, die Aufsehen erregende Schrift „Weltpolitik und Flotten pläne" Dr. LulNvig Flataus, eines durch und durch frei sinnigen Mannes, aufmerksam zu studieren. In ihr ist an der Hand historischer Dokumente die Haltung der reinen Demokratie des Frankfurter Parlaments zur deutschen Flottenfrage dargestellt, es ist nachgewiesen, wie die Flotte gewissermaßen ein Kind der Demokratie war und bei ihr die bereitwilligste Förderung fand. Tellkampf tat am 16. Juni 1848 sogar den Ausspruch: „Es sind die für eine Flotte erforderlichen Geldmittel, so bedeutend sie sind, dennoch geringer, als die Vorteile sür unser materielles Wohlergehen und für politische Kraft und Freiheit." Die Linksliberalen sollten gerade in dieser Frage doch den tieferen Sinn des agrarischen Ausspruches von der „gräßlichen Flotte" zu erfassen suchen. Tann würde ihnen ihre eigene Stellungnahme klar vorgezeichnet sein. Denn eins steht fest: Seeherr schaft ist auf die Dauer unvereinbar mit Reaktion. So urteilte die alte Demokratie im Gegensatz zu dem modernen demokratischen Epigonentum, dessen Blick durch die kurzsichtige Parteiparole von den weiten Gesichtspunkten abgelenkt und dadurch ihrer entwöhnt worden ist. Und doch fordert unsere Zeit, die eine hochernste Entwickelungsperiode in der Umgestal tung der politischen und kommerziellen Beziehungen der großen Mächte zu einander ist, den weiten Blick von allen, die die Geschicke des Reiches mit bestimmen helfen, dringender denn je. Nicht in der Opposition gegen die Flotte wird der moderne Freisinn sein gesunkenes An sehen wieder festigen, sondern dadurch, daß er sich auf die ehrwürdigen Traditionen dec alten Demokratie, aus der er hervorging, wieder besinnt und an sie wieder an knüpft. ' Solche großen nationalen Erinnerungen kann man in einem Mitgliedc des Zentrums natürlich nicht wach- rufen: denn das Zentrum blickt auf keine nationalen Traditionen zurück, sondern verdankt seinen Ursprung und sein ganzes Dasein römischen Einflüssen und römisch-kirchlichen Interessen. Wenn sich dennoch das Zentrum der Flottenfrage bemächtigt hat und iffre Ge schicke im Parlament beherrscht, so geschieht dies beides nicht vom rein nationalen Standpunkte aus, sondern sie bildet ein ergiebiges Handelsobjekt für die speziellen Parteiwünsche, die mit dem nationalen Empfinden des deutschen Volkes oft in schroffem Widerspruch stehen. Weil sich die Flottensrage für das Zentrum als ein sehr gutes Handelsobjekt bewiesen hat, so betrachtet die Partei natürlich jeden, der ihr dieses Objokt streitig machen will, als ihren Gegner und sucht ihn und seine Tätigkeit niederzukämpfen, sei es mit großen, sei es mit kleinen Mitteln. Tas hat der Flottenverein vom Beginn seiner Agitation empfinden müssen, das wird er auch fernerhin noch schmerzlich genug empfinden: denn leider ist Zentrum noch immer Trumpf, nicht zuletzt in der Flottenfrage. Das deutsche Volk aber sollte die Beweg gründe des Zentrums durchschauen und zu seinem eigenen Besten die große Bewegung unterstützen, die, wenn sie gelingt, nicht allein der Allmacht des Ultramontanismus einen empfindlichen Schlag versetzen, sondern auch gleichzeitig eins der wichtigsten Lebensinteressen des Volkes vom nationalen Standpunkte aus fördern wird. Soll aber unbedingt nach einer neuen Abgabe gesucht werden, so dürfte es sich empfehlen, daß der Staat den Zehnten von allen den „freiwilligen" Spenden einzöge, die in Deutschland für ultramontan-klerikale Zwecke (ein schließlich den Peterspfennrg) alljährlich gesammelt werden und der nationalen Wohlfahrt verloren gehen. Da dürfte Wohl noch mehr herauskcmmen, als durch die Ver einssteuer, die besonders durch den nationalen Deutschen Flottenverein ergiebig gemacht werden soll. 6. K. L. ? . f Vie Ssrialckemolrrstte am bucker. (Non unserm Münchener 88-Korrespondenten.) * München. 15. Dezember. Wenn man die Tiraden liest, mit denen die Führer der Sozialdemokratie den Massen gegenüber die Not wendigkeit zu begründen suchen, daß an Stelle der „korrumpierten bürgerlichen Parteien" in Verwaltung und Negierung endlich die Sozialdemokraten zu setzen seien, so ist man versucht, zu glauben, daß die Sozial demokratie tatsächlich auch in der Lage sei, praktisch ihre Theorie zu betätigen. Wie weit aber Theorie und Praris in dieser Beziehung auseinander liegen, das beweisen die geradezu heillosen Zu stände bei der fast ganz unter sozialdemokratischer Leitung stehenden Münchener Ortskrankenkasse, die danl der herrschenden Mißwirtschaft ein Defizit von 700 000 den überraschten Mitgliedern präsentiert. Für dieses Riesendefiztt. das die unentwegten „Ge nossen" den Mitgliedern als Weihnachtsgeschenk be scherten, müssen natürlich in erster Linie dieAr beiter aufkommen, sie trifft es am härtesten, denn sie spü ren die Kürzung des Krankengeldes und die Erhöhung der Beiträge, die durch das Defizit notwendig geworden sind, am eigsnen Leib. Die Stimmung rn den Arbeiterkreisen ist denn auch begreiflicherweise sehr erregt, und was man zu hören bekommt, selbst von den Parteigenossen, das sind durchaus keine Schmeicheleien kür die sozialdemokratische Verwaltung der Ortskranken kasse. Da, wo die Herren Sozialdemokraten also hätten zeigen können, wie sehr sie berufen sind, den bürgerlichen Parteien das Ruder aus der Hand zu nehmen zum Wohl und zur Förderung der Arbeiter, haben sie kläglich Fiasko gemacht. Wie feststeht, ist das Defizit mit durch die außer gewöhnlich hohen Verwaltungskosten ver ursacht worden. Während sich bei der Gemeindekranken versicherung die Verwalttmgskosten pro Kopf und Jahr auf 1,64 stellen, betragen sie bei der Ortskrankenkasse 2,58 also fast eine Mark mehr, ein Unterschied, der schwer in das Gewicht fällt. Aber was tut das! Den angestellten Genossen hat es jedenfalls nichts geschadet. Ein Offiziant war früher Ausgeher, ein anderer Zinn gießer, der Verwalter der Lungenheilstätte Kirchseern war, ehe er dazu ausersehen wurde, Leiter einer Heil anstalt und damit gewissermaßen Vorgesetzer von Aerzten zu werden, ein Schreinergeselle und später Wirt und sozialdemokratischer Agitator. Diese Liste läßt sich leicht vervollständigen, wir meinen aber diese wenigen Stich- vroben genügen, um die Zustände zu beleuchten, die in der Münchener Ortskrankenkasse unter sozialdemokra tischer Leitung herrschen. Man wird den ganzen Sach verhalt erst vollständig würdigen können, wenn man weiß, daß die in Frage kommenden Stellen mit einem Mindestgehalt von 2160 .4! und einem Höchstgehalt von 3600 .4! dotiert sind, Summen, die den vom Kranken kassentag festgesetzten Gehaltssatz für Beamte der Krankenkassen von 1000—2340 erheblich überschreiten. Recht bezeichnend für das, was die Geschäfts leute erwartet, wenn die Sozialdemokratie einmal auch in anderen Verwaltungszweigen ans Ruder kom men sollte, ist die Tatsache, daß bei Vergebung von Liefe- rungen, oder bei Bezug von Krankenartikeln zumeist nur sozialdemokratische Firmen berücksichtigt worden sind. Von diesem Gesichtspunkte aus haben die betrübenden Vorgänge in der Münchener Ortskrankenkasse eine Be deutung, drc weit über den Burgfrieden der bayerischen Hauptstadt hinausreicht Man sieht setzt wenigstens mit erschreckender Deutlichkeit, wohin wir steuern würden, wenn unsere heutige Sozialdemokratie wirklich ans Ruder gelangte, am meisten würden darunter Wohl die Arbeiter zu leiden haben. Der Nuktanck in Zückmrtafrilra. Die nrilitärisehe Lage. Die Verhältnisse auf beiden .Kriegsschauplätzen, dem nördlichen sowohl wie dem südlichen, lzaben eine erfreu liche Klärung erfahren. Im Norden steht es nunmehr fest, daß die Herero- Häuptlinge sich vorderhand der Macht der deutschen Waffen insofern entzogen haben, als sie an den äußersten östlichen Grenzen des Schutzgebiets an einem Punkte sitzen, der vor Anbruch der nächsten Regenzeit für unsere Truppen, d. h. von Westen her, nicht mehr erreichbar ist. Daß die Häuptlinge mit der sich zweifellos in ihrer Begleitung befindlichen stärkeren Anzahl von Kriegern diesen Marsch durch die tvasserlose Omaheke nur unter großen Verlusten durch Hunger und Durst bewerkstelligt haben, ist sicher. Ebenso sicher ist, daß die jetzt in großer Zahl von Osten nach Westen zurllckflutenden kleinen Rebellenabteilungen nur noch die erbärmlichen Reste der einst so mächtigen Herero sind, an denen das „Sandfeld" gewissermaßen das letzte Richteramt für ihre Schandtaten ausgeübt hat. Immerhin aber kann der Krieg — das wollen wir heute nochmals betonen — erst dann als voll ständig beendet angesehen werden, wenn die Häuptlinge in unserer Hand sind. Zweifellos beabsichtigt General von Trotha einen erneuten Vorstoß zu diesem Zweck, so bald rzach Eintritt der ersten Niederschläge — also etwa im Januar — das Sandfeld wieder gangbarer sein wird als wie heut in der Zeit der höchsten Trockenheit. Er schwerend wird hierbei in Frage kommen, daß auch die noch in der Omaheke sitzenden Neste dec Herero dann wieder größere Bewegungsfreiheit erlangen. Bemerkenswert ist die von neuem auftauchende Mel dung, daß sich auch bei den aufständischen Hottentotten zahlreiche Herero befinden. Die „Dtsch. Kol.-Ztg." weist hierbei auf einen seinerzeit veröffentlichten Privatbrief hin, nach dem schon im Juni und Juli Hereropatrouillen im Süden beobachtet sein sollen. Im Groß-Namalande hat Oberst Deimling starke.und hocherfreuliche Erfolge gegen die Witbois erzielt. Selbst wenn deren Verluste an Menschenleben nicht besonders große gewesen wären, so muß doch die Einbuße des wohl zum größten Teil geraubten Viehs in einer so bedeuten den Kopfzahl (12 000!) ein außerordentlich schwerer Schlag für sic sein. Die Fluchtrichtung der Rebellen (Osten und Südosten) scheint auf dic Absicht einer Ver einigung mit Morengas Banden hinzudeuten. Wenn die „Südwestafrikanische Zeitung" schreibt, daß ein Teil der Betbanier-Hottentotten abgefallen sgi und sich dasselbe für Teile der Veld'choendrager, Bcrsebaer und anderer vermuten lasse, so entspricht diese Ansicht ganz dem, was wir bereits mehrfach geäußert hatten. Es ist gewiß von Wert, daß die Häuptlinge -der Veld- schocndrager, von Bcrscba und Bethanien ihre Treue er klärt und bisher gehalten traben — man darf jedoch nicht annehmen, daß die Loyalität des Häuptlings und seiner Verwandtschaft auch die des ganzen Stammes bedeute. Sind doch seinerzeit beim Beginn des ersten Witboi- Krieges im Jahre 1893 sogar Teile der Bastards in dem Augenblick zum Gegner übergegangen, in den« der Häuptling der Bastards von Reboboth, Hermanus van Wisk. den, damaligen Reichskommissar Hauptmann von Francois seine BundeSgenosscnschast bestätigte. M't derartigen Verhältnissen muß im Groß Nama- landc dauernd gerechnet werden. Ein für uns ungiin- stiges Gefecht würde uns Hunderte von neuen Gegnern erstehen lassen. Umso höher ist die Schnelligkeit und Wucht des Eingreifens des Obersten Deimling einzu schätzen. vrr ruttizcb-tapanttcbe Weg. Den russischen Schiffen entgegen. Aus Tschifu kommt die Meldung, daß die Japaner eine Anzahl Geheimagenten und Marineoffiziere in die süd chinesischen Gewässer zum Empfang des russischrn Ost seegeschwaders sandten. Sechs Dampfer nahmen in Shanghai Kohlen und Borräte ein, um sie den russischen Schiffen zu- zujühren. Abfahrt von Dschibuti. Nach einer Meldung der „Agence HavaS" ist das russische Geschwader vorgestern abend von dort in See gegangen. Angliederung der Mautfchurei au Japan. Die Londoner Morgenblätter veröffentlichen ein Telegramm aus Tokio, wonach Osama die südliche Mantschurei vor läufig an Japan an gegliedert habe. Die 4>e»cad»re» al» Stützpunkt. Die „Daily Mail" erfährt aus, wie sie angibt, zuver lässiger Quelle: Das japanische Hauptquartier ermittelte, daßsdas russische Ostseegeschwader beabsichtige, sich auf den Pescadores in der Straße von Formosa einen Stütz punkt zu schaffen. Dieser Plan wurde von den Japanern lofort vereitelt, indem sie schwere Geschütze und andere Rüstungen dorthin sandten. Arn Ausgang be» Hafen» von ^»rt Arthur. Wie ein Telegramm des „Standard" aus Odessa meldet, hat die russische Admiralität die Nachricht erhalten, daß von dem russischen Geschwader im Hafen von Port Arthur das Schlachtschiff „Sewastopol" unweit Mantaushan in einer Stellung ankere, wo es durchaus sicher vor jeder Gefahr sei. Die Torpedobootzerstörer haben angeblich Befehl erhalten, bei der ersten Gelegenheit nachts aus dem Hasen von Port Arthur zu entweichen und in neutralen Häfen Zuflucht zu juchen. Nach einem Tele gramm aus Port Arthur, das gestern um 3 Uhr nachmittags in Tokio ausgegeben wurde, ist der „Sewastopol" flott, aber anscheinend beschädigt. Von» 20L-Meter«Hüael au». Der Korrespondent des Reuterschen Bureaus bei der Armee des Generals N o g i meldet von gestern: Vom 203 - Meter - Hügel ist die gesamte Stadt Port Arthur und der H a f e n zu überblicken. Die Straßen sind verlassen. Tie japanischen Bomben fallen in alle Teile der Stadt und des Hafens. Ter große Ver - lust an Menschenleben, den die Einnahme des Hügels gekostet hat, wird ausgewogen durch die voll ständige Zerstörung der russischen Flotte. Tie japanische Flotte wird jetzt nach Japan zurückkehren, um ins Dock zu gehen. Tie Japaner gehen allmählich amUfer der Taubenbucht entlang auf verhältnismäßig ebenem Terrain gegen die Forts Taijangkan, Jtzeschan und Antseschan vor. Da» Schicksal der Besatzung. Der Korrespondent der „Birshewija Wiedomosti" nieldet ans Tschifu: Personen, die mit den örtlichen Verhältnissen Port Arthurs gut vertraut sind, erklären die Behauptung, die Besatzung müsse jetzt Schutz in Liau tisch an suchen, für lächerlich. Bevor die Besatzung hierzu genötigt werden würde, müßten die Japaner im Besitze der Forts- um Wallung sein. Dies werde noch viel Zeit und gewaltige Opfer erfordern. Deutsches sieich. Leipzig, 15. Dezember. " Herr Barklay über Deutschland und England. Ter englische Industrielle Thomas Barklay ist in den politischen Kreisen Teutschlands verhältnismäßig wenig bekannt geworden, höchstens, daß inan ihn als einen eifrigen Vorkämpfer einer englisch-französischen Ver ständigung hat nennen hören. Jenseits des Kanals spielt er dafür seit einiger Zeit eine um so größere Rolle, da dort der politische Einfluß noch mehr als anderswo von der finanziellen Macht abhäugt. So erscheint es denn keineswegs auffällig, daß ihn ein konservatives Londoner Blatt, der „Standard", über seine Meinung von dem Verhältnis zwischen England und Deutschland lzat befragen lassen, und daß Wolffs Bureau seine Auseinandersetzungen verbreitet. Wenn Barklay aus der Familie der bekannten Porter Brauer stammt, so ist ihm ein Urteil in der Frage wohl zuzu trauen, da ein großer Teil seines Exports nach Deutsch- land geht und bei uns auch gebührend geschätzt wird, zu mal in Norddeutschland. Barklay begann mit der Erklärung, daß dic Stim- mung gegenüber England in Deutschland nicht so schlimm sei. wie sic die Presse beider Länder darstelle. Zwischen England und Frankreich sei die Stimmung im Jahre 1900 sc schlimm wie möglich gewesen. Beide Länder hätten dicht vor einem Kriege gestanden, und trotzdem habe man die Annäherung zustande gebracht. Auf die Frage, ob er es für möglich halte, durch einen Appell an den Geschästsinstinkt Englands und Deutsch lands auch für diese Länder ein ähnliches Einvernehmen zustande zu bringen, antwortete Barklay durchaus be- iahend. Die Spannung sei geringer als die, die zwisclwn England und Frankreich war. Man urteile in England zu sehr nach der Haltung Berlins. Weder London noch die Londoner Prelle könnten beanspruchen, sür England ;n sprechen: und dies treffe in noch größerem Maße für Berlin zu. Die Stimmung Ber lins repräsentiere nicht Deutschlands Empfinden. Berlin und London seien Mittelpunkte der Diplomatie
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