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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.06.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040607012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904060701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904060701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-06
- Tag1904-06-07
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Anzeigen-PretS die 6 gespaltene Petitzeile 28 Reklame» unter de« Redaktionsprtch («gespalten) 7L nach de» FamUirunach- richte» (6 gespalten) KO Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend Häher. — Gebühren für Nachweisungen »ad Offertenaunahm« 2K Extra-veUa-eu (gefalzt), »nr mit der Morgen-An«gabe. ohne Postbefärderuug SO—, mit Postbefärderung ^l 70.—^ Annahmeschluß für Auzeigeu: Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittag« 4 Uhr. Anzeigen sind stet« m die Expedition zu richten. Dir Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet »»» früh 8 bi» abend« 7 Uhr. Druck und Verlag vou G. Palz in Leipzig (Juh. vr. R. L W. Lltukhardth Nr. 285. Dienstag den 7. Juni 1904. 98. Jahrgang. Var Aichtigrle vom Lage. * Im Befinden des König« war bis Schluß der Re daktion keine Veränderung emaetreten. Geheimrat vr. Curschmann ist hierher zuruckgekehrt. (Vgl. „Sachsen".) * In Bad Tuff er bei Cilli (Steiermark) kam eS Sonntag anläßlich der Ankunft de« Fürstbischofs zu argen Ausschreitungen der Slovenen gegen die Deutschen. * Dem ungarischen Abgeordnetenhause ging eine Vorlage zu betr. Verlängerung der Indemnität um zwei Monate bis Ende August. * Der spanische Ministerpräsident Maura erklärte, da« Geschwader, das sich bis jetzt in Malaga befand, werde nicht nach Tanger, sondern nach Cadix geben. * Der erste Jahrestag der Ermordung deS früheren serbischen KönigSpaareS, II. Juni, wird von Belgrader Offizieren durch ein großes Konzerts!) gefeiert werden. * Auf der Endstation der Florence- uud Cripplecreeke- Eisenbahu in Colorado explodierte unterhalb des Bahn steiges am Montag morgen eine beträchtliche Menge Dynamit. IS Personen wurden getötet. (S. Aus aller Welt.) Umtvertungen. Wir sind heute fast überall im Begriff, umzulernen und umzuwerten. Auch wer Nietzsche nicht folgen mag, der unsere ganze Moral über den Haufen werfen und auf einer neuen Grundlage errichten wollte, der wird sich doch nicht der Notwendigkeit entziehen können, die hergebrach ten politischen Begriffe einer gründlichen Revision zu un- terziehen. Denn soviel ist wohl sicher, daß die Werte, mit denen man sich zu rechnen gewöhnt hatte, bei der prak tischen Probe nicht stimmten. In gewissem Sinne kann man sagen, daß als Konsequenz des ostasiatischen Krieges durch die Hülle der konventionellen politschen Moral das instinktive politische Gefühl der Völker sich neue Bahn brach. Es schien alles so schön geordnet, als der Tanz um Korea losging. Rußland und Frankreich auf der einen Seite, Japan und England auf der anderen, dazwischen, das Gleichgewicht herstellend, der Dreibund. Aber so sahen die Dinge nur in der Theorie aus: in der Praxis stellten sie sich ganz anders dar. Man hat eigentlich nicht einmal bemerkt, daß Frankreich und England einen Augenblick geschwankt haben: sie waren offenbar von vornherein entschlossen, sich nicht in den russisch-japani- schen Krieg einzumis^en. Daß sie den verbündeten Mäch ten bis zu einem gewissen Grade Kredit verschaffen, will nicht viel besagen, zumal sie ihre Freunde recht knapp halten und nur das allernotwendigste zugestehen. Dafür aber rühren sie auch keine Hand, um den Bundesgenossen sonstige Vorteile zuzuschieben. Es ist von diesem Stand punkte auS eine wahre Freude, zu bemerken, wie ehrlich Frankreich wie England die Neutralität in Ostasien be obachten, so ehrlich, daß sie. die eigentlich Gegner sein soll ten, sich gerührt in die Arme sinken und Feste der Freund- schäft feiern, bei denen die Rechnung von den umliegen, den Mächten beglichen wird. Diese neutrale Haltung ist schwerlich bloß aus dem Be dürfnis nach Frieden oder aus der Furcht vor gefährlichen Komplikationen hervorgcgangen. Tenn England wenig- stens hat sich durch solche Rücksichten gewiß noch nicht be- cinflussen lassen, und gerade an seiner fetzigen Regierung klebt das Blut des Burenkrieges. Es macht sich ja auch gar kein Gewissen daraus, in diesem prekären Augenblick einen Krieg in Tibet zu führen, der immer deutlicher darauf hinausläuft, auch diesen innerasiatischcn Zankapfel der englischen Kontrolle zu sichern. Wenn sich England und Frankreich trotzdem so gut vertragen und immer näher zusammenrücken, so zeigt sich darin nur, daß die konventionelle politische Moral die wirkliche Lage nicht richtig aussprach. Viel wirksamer als die geschriebenen Bündnisse erwies sich die Zusammengehörigkeit in kul tureller Hinsicht, die Gemeinsamkeit der großen politischen Ideale: das demokratische Gefühl des Westens revoltiert gegen den autokratischen Osten. Das kommt natürlich nicht rein zum Ausdruck, ist auch mit mackchem egoistischen Nebensinne belastet, weiß sich aber doch auch in der prak tischen Politik Geltung zu verschaffen. Insofern sieht man auch die Zusammenhänge zwischen innerer und äußerer Politik. Denn die Entfremdung zwischen Frank- reich und Rußland hängt aufs inniaste mit der freiheit- lichen Politik CombeS' zusammen, hinter der, wie man jetzt sieht, die große Mehrheit des französischen Volke« steht. Da« Deutsche Reich wieder steht dem Esel Buridans gleich zwischen zwei Heubündeln. Die Neigungen de- Volkes gehen zweifellos nach Westen, die Nei gungen der Regierung ebenso zweifellos nach Osten. Und da bei uns die Regierung wenigsten« die auswärtige Politik nach eigenem Gutdünken macht, so ist eS nur natürlich, daß unsere Neutralität Rußland gegenüber sehr wohlwollend ist und mit jedem Tage mehr wird. Ob daran die Ueberredungsgabe Onkel Eduards auf der Kieler Reede viel ändern wird, muß billig bezweifelt wer den. Wir haben nun einmal die Antipathie. Jedenfalls ist nicht ausgeschlossen, daß die Umwertung der politischen Werte sich in der Linie entwickelt, daß England, Frank- reich und Italien sich näher rücken, während auf der an dern Seite die drei Kaiser-Mächte wieder innigere Füh- lung suchen — eine Konstellation, die in der heiligen Alliance ihr Vorbild hat. Leider ist dabei nur der eine große Haken, daß man auch eine Umwertung des Urteils über die Leistungsfähig keit der russischen Armee vornehmen muß. Auch bei den Japanern hat manches nicht geklapvt: sie hatten es auch näher zum Kriegsschauplatz, als die Russen, denen nur eine endlose eingleisige Bahn zur Verfügung stand. Immerhin haben die Japaner wenigstens begriffen, daß man den Feind schlagen muß, wenn man mit ihm zusam mentrifft. Und da nach der Theorie des alten Fritz der liebe Gott immer mit den stärksten Bataillonen ist, so hatten sic immer im entscheidenden Augenblicke die stärk sten Bataillone. Nun sagen freilich die Russen, die bis- kerigen Niederlagen wollten nichts besagen. Wir wollen eS ihnen glauben, aber den Gegenbeweis können wir ihnen nicht ersparen. Je eher sie ihr führen, um so besser ist es für sie selbst. So lange die Dinge in der Schwebe sind, werden wir uns zu hüten haben, uns nach der einen oder anderen Seite zu binden. Denn schließlich ist die Politik kein Metier, das nach der Melodie geht: Ueb' immer Treu und Redlichkeit. Ter Staatsmann hat zu fragen: Wie nütze ich am besten meinem Lande? Und gerade das Deutsche Reich hat endlich wieder einmal Lust nötig, um frei atmen zu können. In dieser Richtung hat unsere Politik zu arbeiten, welcher Mittel sie sich dabei zu bedienen hat, das hängt von den Umständen ab. Aber nach der alten Schablone geht es nicht weiter. Dazu ist die Umwertung der politischen Werte schon zu weit fortgeschritten. Der MMana «er Herero. Lin Lehrer auf Vorposten. Ein in Windhuk stationierter Lehrer, der zur BesatzungS- kompagnie von Windhuk eingezogen ist, schildert in einem Briese an seine Angehörigen in Hannover ein Rekontre, das er dort auf Vorposten mit den HereroS batte, und das ihm beinahe das Leben gekostet hätte, folgendermaßen: „Von einer wunderbaren Errettung kann ich sprechen, die ich beim letzten Zusammentreffen mit Herero am 17. April erlebte. Ich stand aus Posten beim Pulvermagazin außerhalb Windhuks, wo die Oberfeuerwerkerei liegt. Am Wege dorthin liegen die ver schiedenen Gebäulichkeiten, am entgegengesetzten Ende der Pulver schuppen, der von einem Erdwall umgeben ist. Durch den Wall führt ein Durchgang zur Tür des Pulverschuppens. Damit der Wall dort nicht einrntscht, sind rechts uud links starke Klippen mauern aufgebaut. Um halbzwöls Uhr nacht- hörte ich ein Ge räusch, als ob nach dem auf dem Hofe weidenden Pferde geworfen wurde. Ich ging hinzu, sand aber nichts. Dann hörte es sich so an, als ob am Erdwall des Pulverturms etwas rutschte. Ich ging auf den Wall, konnte aber nichts entdecken, und ging vom Wall wieder hinab, in dem Glauben, daß das Geräusch vom Pferde verursacht sei, wollte aber noch zur Vorsicht durch den Durchgang um den Pulverschuppen gehen. Als ich fast durch war, erhielt ich von link« hinter der Mauer her einen Schlag mit einem Kirn, zn dessen Kopf rechtwinklich ein Stemmeisen steckte. Das Eisen ging durch die Hutkrempe, streiste die linke Backe und den Trag riemen meines Patronengurtes bis auf die Schnalle. Fast gleich- zeitig fiel ein Schuh. Die Kugel schlug auf meine Patronentasche, die auf dem Tragriemen in der Herzgegend sitzt, ging durch das Leder und schlug auf die zwei Patronenrahmen, drückte hier die Patronen zusammen und wurde von den Kugeln aufgehalten. Drei Stahlmantelgeschosse wurden aus den Hülsen gedrängt; ein Stahl mantelgeschoß war gebeult. Ich fand die Kugel später zerstückelt in der Patronentasche. Ich hatte gleich den Revolver zur Hand und schoß. Die drei Räuber entkamen aber, da ich keinen ernstlich traf, weil sie durch die Mauer geschützt waren. Ich nehme aber an, daß einer am Ann verwundet wurde, denn er ließ den Kirri zurück. Durch das Schießen veranlaßt, kam dann eine stärkere Patrouille, mit der ich das Gebäude absuchte. Wir fanden aber weiter nicht« al« meinen Hut, den Kirri und umgebrochenen Draht zaun. Ich trug nur eine Schramme an der Backe und einen tüchtigen blauen Fleck auf der Brust davon. Ich nehme an, die Kerle wollten Pulver stehlen, da« Pferd nehmen und al» gute Bei- gab« mein Gewehr und den gefüllten Patronengurt. Ter Schuß kam au« nächster Nähe, wie ich aus den eingebrannten Pulver körnern annehmrn muß. Ich glaube, in Deutschland werden die Herero al« Feinde unter- schätzt, umso «her, al« man dort zumeist wohl keine Ahnung hat von dem dornigen und klippigen Gelände, in dem die Feinde bis aus wenige Meter herankommen können, ohne gesehen zu werden. Daher auch die furchtbaren Verluste, die wir haben. Zudem kämpfen wir gegen eine SO fache U rbermacht. Die Herero find tollkühn im Draufgehen. Einer von ihnen schießt und zwei bi« drei sprinaeu mit Kirri« hinzu, schleppen einen der Unser« in« Gebüsch, schlagen ihn tot und nehmen seine Waffen. Fall« sie selbst Lote und Ver wundete haben, schleppen sie diese auch fort. Sie haben nicht den Begriff von Leben und Lod wie wir. Den Tod manche« Freunde«, mehrerer Bekannter und Väter meiner Schalkin der habe ich zu be klagen. In meiner Schul« hab« ich jetzt 4K Kinder. Ich habe jetzt einen zweiten Lehrer zu Hüls«, der auch Soldat ist. . Arlegshrinde. Der neulich erlaßene Ausruf zur Spendung von Liebes gaben in Gestalt von Kriegshunden für das im Lager bei Munster befindliche 2. Feldregiment für Südwest afrika hat den überraschenden Erfolg gehabt, daß mehr als zweihundert Angebote bei der Sammetstelle eingegangen sind. Fast alle Hunde wurden dem „Hannov. Cour." zufolge unent geltlich angeboten, sogar „frei ins Haus", aus allen Teilen des Reiches. Von Kolmar i. Elsaß schickte das 14. Jäger bataillon zwei wertvolle, fertig ausgebildete Kriegshunde, von denen der eine noch kürzlich beim Aufsuchen eines er schossenen Försters erfolgreiche Hülfe geleistet hatte. Arm und reich, alle Stände, vom General und Großgrundbesitzer bis zum armen Schäfer im weltfernen Haidedorfe waren unter den Spendern vertreten. Der Bedarf ist überreich ge deckt, auch in Rücksicht auf voraussichtliche starke Ausfälle während der Uebersahrl und während des Krieges. Verlustliste. Der Kommandeur des II. SeebataillonS in Kiel macht bekannt, daß in O kahandja der Seesoldat Kind gestorben ist. Kriegsgeschichte. Die Herausgabe eine« Generalstabs- werkes über die Herero-Expedition ist geplant. Die nach Südwestafrika entsandten Leute sind privatim ausgefordert worden, sich nach Möglichkeit, wenn sich passende Gelegen heit bietet, genaue Notizen über Ereignisse besonderer Art zu machen, um sie später dem Kommando zur Verfügung zu stellen. Bei der Expedition nach China war dieselbe Auf forderung an die Mannschaft ergangen und es ist von dem so erhaltenen Material der weitestgehende Gebrauch gemacht worden. vei rurzizch-japaniscde Weg. Das „Aanjs" der Japaner. Die in Japan gültigen Bestimmungen zur Ausstellung des „Kanjo", der Dank- oder Anerkennungsschreiben für mutige Taten, enthalten die nachstehenden Paragraphen: tz 1. Der Oherkommandierende der Armee, ieder selb ständige Divisionskommandeur, Flotlentommandant und selb ständige Truppenführer, sowie sämtliche Kommandeure, welche dem Großen Hauptquartier direkt unterstellt sind, haben das Recht, auf dem Kriegsschauplatz in einem der uachgenannten Fälle daS Kanjo zu erteilen: a) Für eine ausgezeichnete Tat vor dem Feinde, die als Vorbild dienen kann. d) Für Ausführung eines besonders gefahrvollen Auf trage«, durch den der Sieg mit herbeigeführt wurde. c) Für Befreiung eines Vorgesetzten aus ernster Ge fahr, für Gefangennahme eines feindlichen Generals (Admirals) oder Eroberung einer feindlichen Fahne im Gefecht. ck) Für sonstige tapfere Taten vor dem Feinde. tz 2. Für den Fall, daß sich ganze Truppenteile, die Flotte oder die Torpedoflottille in vorstehend ausgeführter Weise ausgezeichnet haben, wird diesen das Kanjo zuerteilt. § 3. Die Erteilung des Kanjo wird durch Armeebefehl bekannt gemacht. tz 4. Wenn jemand das Kanjo bekommen hat und sich nachher einer ehrlosen Handlung schuldig macht, verliert er das Recht, es weiter zu behalten. Z 5. Die Erteilung des Kanjo erfolgt vor versammelter Mannschaft durch denjenigen Kommandeur oder Vorgesetzten, welcher die Befugnis hat, es zu erteilen. Der Kommandeur hat auch das Kanjo eigenhändig zu unterzeichnen. tz 6. Von der Zuerkennung des Kanjo in der Armee hat der Kriegsminister, in der Marine der Marineminister Sr. Majestät dem Kaiser Meldung zu erstatten; dasselbe hat zu geschehen, wenn der Inhaber des Kanjo vcsselben für ver lustig erklärt werden muß. Die „Internationale Revue" fügt diesen Bestimmungen die Bemerkung hinzu: Die Erteilung des Kanjo ist auch von historischem Interesse. Zum ersten Mal wurde es im ersten Jahre Genreki (vor etwa 700 Jahren) vom damaligen Shogun Aoritomo dem tapferen General Sasaki Moritsuna zuerlannt, als dieser den Meerbusen von Fujise, nahe der Insel Kojima in der Provinz Bizen, zu Pferde durchschwamm. In diesem Kanjo schreibt Horitomo: „Seit alters her hat es mutige Leute gegeben, die zu Pferde Ströme durchschwommen haben, aber zum ersten Mal höre ich, daß jemand über den Meer busen geschwommen ist; diese tapfere Tat muß besonders an erkannt werden." Die Lage auf -er Awantung-Halbinsel. * Tfchifu, 6. Juni. (Rentermeldung.) Ein aus Dalny hier eingetroffener Brief eines Japaners bestätigt die Be richte auS chinesischer Quelle über den Vormarsch der Japaner, sagt aber zugleich, daß die Entfernung der japanischen Armee von Port Arthur l5 Meilen betrage. Die Armee rücke längs der beiden Küsten der Halbinsel vor, die Ostdivision sei am 3. d. M. 15 Meilen von Port Arthur mit dem Feinde zusammengestoßen, das Ergebnis der Kämpfe sei bisher nicht bekannt. Eine Dlchunke, welche am 3. und 4. d. M. bei Port Arthur lag, hörte die in dem amtlichen Bericht erwähnten Explosionen nicht, wohl aber ein unregelmäßiges Gewehrfeuer am 4. morgens. Dasselbe Schiff bemerkte fünf japanische Tor pedobootzerstörer und hörte, als diese sich entfernt batten, eine gewaltige Explosion, die davon herrühren konnte, daß ein Torpedobootzerstörer auf eine Mine geraten war. Am 3. nacht- bemerkte man große Flammensäuleu in der Richtung auf Dalny. Dir Haltung der Chinesen. Leatze«, «. Juni. Der Petersburger Berichterstatter der „Morning Post" will wissen: Die Ruffen treffen Vorberei tungen, um einem ernsten Einfall der Chinesen in die Mantschurei begegnen zu können. Ehnrdi«, 6. Juni. Der Geist der russischen Truppen ist ungebeugt. Zahlreiche Verwundete vom Jalu sind wieder gesund geworden und kehren zur Front zurück. Die Haltung der Chinesen ist verdächtig. Untergang eine» russischen Aanenen-eote». * Tokio, 6. Juni. (Reuter.) Die Torpedojäger, die Port Arthur an der Ostküste bewachen, berichten über den Unter gang des russischen Kanonenbootes vom Typ „Gyljak", es sei am Sonnabend abend in der Nähe vou Chintao- schan gesunken. DaS Kanonenboot sei mit einem anderen Kanonenboote, einem Torpedojäger und anderen Dampfern damit beschäftigt gewesen, die in der Reede gesetzten Minen zu zerstören. Als die Explosion erfolgte, beeilten sich die übrigen Schiffe, den Hafen zu erreichen. Admiral Togo sprach die Ansicht aus, die Explosion sei einer japanischen Mine zuzuschreiben. Der Name des zerstörten Schiffes ist unbekannt. weitere Nachrichten. * Vertin, 6. Juni. Das „B. T." erhält von seinem Kriegsberichterstatter in Mukden folgendes vom 4. Juni datiertes Telegramm: DaS japanische Hauptheer ver schanzt sich in der Gegend von Föngwangtschöna. An geblich sind die Japaner von Kintschau in nördlicher Richtung zurückgegangen. Jedenfalls ist ein Umschwung derKriegS- lage cingetreten. Es sei, als ob an verschiedenen Punkten des Kriegsschauplatzes die Vorbewegungen des russischen Heeres begonnen haben, dessen Lage sich täglich verbesserte. Die Verluste der Japaner in den Kämpfen von Kintschau waren außerordentlich hoch und betragen angeblich 15 000 Mann. * Tokio, 6. Juni. < Reuter). Eine Anzahl Beförderungen unter den höchsten Offizieren des Heeres und der Marine wegen verdienstvoller Leistungen im Kriege wird jetzt ver öffentlicht. Deutsches Deich. * Berlin, 6. Ium. * Tie Sieter Monarchenbcgegnuug ist, wie die „Nordd. Allg. Ztg." offiziös mitteilt, ohne jeder politischen Bedeutung zu entbehren, doch von beiden beteiligten Seiten nicht zu besonderen neuen Abmachungen bestimmt. * Ter ttaiser ist Montag abend von der Trauerfeier für den verstorbenen Großherzog von Mecklenbnrg-Strelitz nach den. Neuen Palais zurückgekchrt. In Neustrelitz hat der Kaiser verschiedene Ordensdekorationen ausgcteilt. Es wurde verliehen der Kronen-Orden I. Klasse dem Oberhosmarschall v. Maltzabn, der Kronen Orden II. Klasse mit Stern dem Oberstallmcifter v. Boddien, der Kronen-Orden II. Klaffe dem Hausmarschall v. Dewitz und Kabinettssekretär v. d. Wense, der Kronen-Orden III. Klasse dem Oberhof prediger Horn und dem Leibarzt Sanitätsrat Or. Ahrens. * Zur Mitttärpensionsrcform. Der Entwurf eines neuen Militärpensionögesetzes, seit Jahren vom Reichstage ein stimmig gefordert und von den verschiedenen Vertretern der Heeresverwaltung zugesagt, ruht noch immer in den zu ständigen Ausschüssen des Bundesrats. Tatsächlich handelt es sich allerdings nicht um einen Entwurf, sondern um drei Entwürfe, die sich auf die Angehörigen des LandheereS, der Marine und der Schutztruppen beziehen. Aber da diese drei Entwürfe im wesentlichen gleichlautend sind, hat man sich gewöhnt, von dem Entwurf zu sprechen. Selbst wenn der BundeSrat, der jetzt wieder seine Plenar sitzungen aufnimmt, nun endlich die so notwendige Revision der Militär - Pensionsordnung verabschieden sollte, und wenn die Vorlage alsbald dem Reichstage zugehen würde, ist nicht daran zu denken, daß sie hier in den wenigen Wochen, die noch vor der Sommervertagung zur Verfügung stehen, erledigt werben könnten. Immerhin wäre es ichon ein Gewinn, wenn noch jetzt die erste Lesung stattfände, damit die Kommission im Spätherbst sofort an die weitere Beratung gehen könnte. Nur so wäre es möglich, die neuen Pensions- jätze noch für den nächsten Etat von 1905 zu berücksichtigen. Wenn jetzt die Angelegenheit wieder auf die lange Bank ge schoben würde, wäre keine Aussicht vorhanden, die Wohltaten dieser Reform schon im nächsten Jahre für die Beteiligten nutzbar zu machen. * Ter Kampf nm die preußische Volksschule. Die Herren Friedberg und Genossen verteidigen bekanntlich den national- liberal-könservativen Schulantrag in erster Linie mit dem Hinweis darauf, daß die konfessionelle Schule in den meisten preußischen Landesteilen geschichtlich und rechtlich geltendes Schulsystem sei, und daß mithin der neue Schulantrag einen Fortschritt insofern bedeute, al« er die Anerken nung der Simultanschule, wenn auch in beschränktem Maße gesetzlich festlege. Dieses Argument ist durchaus un zutreffend und es lassen sich dagegen die gewichtigsten Zeugnisse inS Feld führen. Zunächst hat Gneist eS noch im Jahre 1892 in der Schrift: „Die staatserhaltenden Fragen des preußischen Bolksschulgefetzes" ausgesprochen, daß da« noch heute geltende preußische Landrecht keine konfessionelle Schule anerkennt. Nach einer landrechtlichen Bestimmung gibt es nur eine gemeinsame Schule der weltlichen Gemeinde mit Parallelklaffen für den Religionsunterricht der verschiedenen Konfessionen. Während die heutigen Bestrebungen davon aus- gehen, die ganze Schule „konfessionell zu durchdringen", ist nach der Auffassung Gneists in der Schule „nichts konfessionell zu gestalten außer dem Religionsunterricht." Dies ist auch der ^Standpunkt, auf dem wir stehen, und den wir einzig und alles, als den liberalen bezeichnen können. Am 12. Mai 187K erstattete die Kommission des preußischen Abgeordnetenhauses für das UnterrichtSwesen einen Bericht, in dem dasselbe Thema erörtert wurde. In diesem Bericht heißt eS: „Das allgemeine Landrecht kennt keine sogenannte Konfessions schule. Es kennt nur in dem Namen des Staates errichtete, unter Aufsicht des Staate« verwaltete, von allen Hausvätern zu unterhaltende, allgemeine Volksschulen ohne Rücksicht auf die Verschiedenheit des Glaubensbekenntnisses. Schulen für die Einwohner verschiedenen Glaubensbekenntnisses sind nicht als Regel, sondern prinzipiell nur als Ausnahme zuge lassen." So ist daS geltende Recht des Lande« beschaffen und eS kann gar keine Rede davon sein, daß die Konfessions schule rechtlich und praktisch anerkannt sei. WaS n»n die preußische Verfassung anbetrifft, so sind ihre einschlägigen Artikel bekanntlich bi« zum Erlaß eines Unterricht-gesetzen suspendiert. Der Artikel 2 t der Verfassung, daß bei Einrichtung der Volksschulen die konfessionell« Ber-
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