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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.06.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040608014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904060801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904060801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-06
- Tag1904-06-08
- Monat1904-06
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Bezug--Prei- i» bea Vauptqwedtttou oder deren Au«gabo- stelle» avgrholt: vierteljährlich S.—, bei zweimaliger täglich« Znflelluag tu« Han« S.7L. Durch di« Post bezog» für Deutsch. laud u. Oesterreich vierteliahrlich 4L0. sä, die übrige« Länder laut ZettvngSpreirltst«. N«A«ktt»»r gohaaatsaastr S. Sprechstuuder I>—6 Uhr Nach». Fernsprecher: 153. Er-eVM««r Johanai-gaffr L Fernsprecher! 222. Alltalezwe-ttlonen: Alfred tzah»,Buchhaadlg.,Uatv«rsttSt«str.S (Fernfpr. Nr. 4046), L. Lösche, Katharinen« strahe 14 (Fernsprecher Nr 8835) u KvntgS- pla- 7 (Fernsprecher Nr. 7505), Haupt-Kisiale Dresden: Marienstratze 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Ktltal» Berlin: TarlDnncker,Hrrzgl.Bayr.tzofbuchbandla., Lützowstraßr 10(FernsprecherAmtV1 Nr.4603.) Nr. 287. Morgen-Ausgabe. MpMerTaMall Anzeiger. Amtsblatt -es königlichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Nates «nb -es Volizeiamtes -er Ltadt Leipzig. Mittwoch den 8. Juni 1904. Anzeigen-Vrei- die -gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Redakttontprich (4gespalten) 7b -H, nach deu Familtennach« richten (6 gespalten) 50 Tabellarischer und Ztssernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Ossrrtrnannahme 2Ü -H. Grtra-Vetlage« (gefalzt), nur mit der Morgen.Ausgabe, ohne Postbeförderung ^tl 60.—, mit Postbrförderung ^l 70.—. A»»«tz»eschl»d für Anzeige«: Abend.AuSgab«: vormittag« 10 Uhr. Morgen-AuSgaber »achmmag« 4 Uhr. Anzeigen sind stet« an die Expedition zu richten. Di« Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet »on früh 8 bi« abends 7 Uhr. Druck and Verlag von G. Polz in Leipzig (Inh. Or. V..R. L W. KltukhardtX 88. Jahrgang. Var Wichtigste vsm Lage. * Wie Gouverneur Leutwein meldet, stand die Kolonne Estorfs am 1. d«. bei Okamatanaara, die Haupt abteilung bei Otjosasu und die Kolonne Zülow in Naidau«. (S. Aufstand d. Herero) * Al« Nachfolger des verstorbenen schweizerische» Ge sandten in Berlin, vr. Roth«, wird Herr von Klapaude, zur Zeit Vertreter der Schweiz inWien, genannt. (S. Schweiz.) * Präsident Roosevelt soll die Absicht haben, dem nächst Europa zu besuchen. Eine Zusammenkunft mit Kaiser Wilhelm und König Eduard soll sehr wahr scheinlich sein. * Nach Meldungen aus Tschifn soll im Golf von Petschili eine große Seeschlacht stattgefunden haben. (S. ruff.-jap-. Krieg.) Var Wieüemsvacheil China;. Eine uns soeben zugebende, in Schanghai erscheinende englische Zeitung besaßt sich ausführlicher mit einem, der chinesischen Regierung unterbreiteten amtlichen Schrift stücke des Hauptvcrwcsers der chinesischen Einsubrzöllc, Sir Robert Hart. Der Verfasser geht von der Ansicht aus, daß China unter allen Umständen von dein Ausgange des Kampfes zwischen Japan und Rußland in Mitleidenschaft gezogen werde, möge nun Japan oder Rußland als Sieger hcrvorgcheu. Daher sei cs unbe dingt erforderlich, daß das Reich der Mitte beizeiten Vor kehrungen treffe, um sich gegeu fremde Anmaßungen zu schützen und seine Stimme bei den Fricdensvcrhandlun- gen in die Wagschale zu werfen. Diese Vorkehrungen be- ständen vorerst in der Erhöhung der Staatseinnahmen, von der Weiteres abhängig sei. China habe augenblick lich keine verfügbaren oder flüfsigcn Fonds, seine jähr- lichen Einkünfte belaufen sich nur auf 80 bis 90 Milli, onen Taels, von denen die weitaus größere Hälfte be nötigt werde, um die auswärtige Schuld abzutragen. Der Schluß liegt nahe, daß die Regierung nach neuen Hülfsquellen suchen müsse und von diesen verspreche eine erhöhte und verbesserte Grund- und Bodensteuer den besten Erfolg. Diese schätzt Sir Robert auf 400 Millionen Taels jährlich ein und er stützt sich dabei auf das Gutachten des verstorbenen Li Hung Tschang, daß zwei Drittel des chinesischen Bodens be steuert werden könnten. Als durchaus notwendig be zeichnet Sir Robert Hart daneben Reformen in der V e r w a l t u n g, die er in der Weise durchgeführt sehen will, daß zunächst zehn vertrauenswürdige und mit dem europäischen Verwaltungssystem vertraute Beamte einen gewissen Bezirk und dessen Einkünfte überwachen bezw. dem Verantwortlichen Mandarinen in dem Reformwerk zur Hand gehen. Die erhöhten Einkünfte sollten nach der Ansicht des britischen Administrators für die Neugestaltung des Heeres und der Flotte bestimmt werden. Er schlägt vor, vier Armeekorps zu bilden (für Tschili, Liangkiang, Hukwang und Liangkwang), jedes 50 000 Mann stark. Die Ausgaben dafür berechnet er auf 27!/2 Millionen Taels. Er empfiehlt ferner die Er richtung von vier Kriegsakademien und wirft für sic in dem Kostenanschläge 2 Millionen Taels jährlich aus. Waffen- und Munitionsankäufc dürften nach seiner Ueberzeugung jährlich etwa 3 Millionen Taels ver schlingen. Alles in allem berechnet er das chinesische Hccresbudgct auf jährlich etwa 32^2 Millionen Taels. Daneben will er nach Ablauf einer bestimmten Dicnstdaucr die Mannschaften in die erste und später in die zweite Reserve versetzt wissen, so daß nach Ablauf von 10 Jahren China eine halbe Million Reserven zur Ver- fügung hat. Was die Flotte angeht, so hält er die Errichtung von drei Geschwadern zunächst für ausreichend. Er will sic im Norden, im Süden und im Zentrum der chincsi- schcn Küste konzentriert wissen. Jedes Geschwader sollte aus 10 Schlachtschiffen und Kreuzern 1. Klasse, 10 Kreuzern 2. Klasse, 10 Torpedobootzerstörern und 5)0 Torpedobooten mit einer Mannschaft von 10 500 Leuten bestehen. Die jährlichen Ausgaben für die drei Geschwader sctiätzt er auf etwa 5 Millionen Taels, bei Hinzurechnung der Kosten für den Ankauf der Schiffe, die Errichtung von drei Admiralitätvkollegien und -1 Arsenalen auf 40 Millionen Taels. (Bei der Ein- Schätzung dieser Summe ist zu berücksichtigen, daß der Betrag für die Schiffsankäufe auf 10 Jahre verteilt ist.) Die Ausgaben für die C i v i l v c r w a l t u n g schätzt Sir Robert auf 160 Millionen Taels, diejenigen für das Schulwesen auf 10 Millionen Taels, die Zuschüsse an die Vostvcrwaltung auf 1 Million Taels (nur während der Verfuchszeit), desgleichen für Telegraphen auf 5 Mil lionen TaelS, Apanagen u. dergl. fiir die kaiserliche Familie auf 10 Millionen Taels jährlich. Sir Robert ist augenscheinlich vorsichtig, denn er macht in seinem An schläge einige Zugeständnisse, die das chinesische Budget unter den vorbeschnebenen, veränderten Umständen auf 326 Millionen Taels bringen. Da er die neue Grund- steuer auf 400 Millionen jährlich veranschlagt, würde ein Ueberschuß von 74 Millionen Taels zu verzeichnen sein, welche Summe als Reservefonds zu Gunsten des Reiches der Mitte benutzt werden sollte. Aus den Ei n - fuhrzöllen und der Salzsteuer hofft er weitere 40 bis 50 Millionen Taels zu erzielen, die zur Tilgung der auswärtigen Schuld benutzt werden müßten. Die von Sir Robert Hart veranschlagte Summe für die Grund- und Bodcnstcucr stellt das Dreizehnfachc der gegenwärtigen Einkünfte aus diesem Verwaltungszweigc dar. Sir Robert berechnet den versteuerbaren Boden besitz auf nahezu 2 Millionen englische Ouadratmcilen, während andere Sachverständige ihn auf 300 000 Quadratmeilen bemessen. Dieser Unterschied ist be sonders auffallend und macht es fraglich, ob sich die be absichtigten Reformen selbst im günstigsten Falle aus führen lassen. Der Gedanke, Reformen im chinesischen Verwaltungswesen einzufllhren, liegt wohl am nächsten, werden doch manche chinesische Taotais auf jährliche direkte und indirekte ld. h. gesetzwidrige) Einkünfte in Höhe von 500 000 bis 600 000 Taels geschätzt. ver Hukrtana aer Herero. Ver Vormarsch -er Vauptkolonne. Die telegraphische Verbindung mit Südwestafrika, die einige Tage infolge Bruches eine« Kabels unterbrochen war, ist wiederbergestellt, und Gouverneur Leutwein konnte infolge dessen nach mehrtägiger Pause wieder etwas von sich hören lassen. So meldet er denn unterm 31. vorigen Monats aus O kahandja: Am 31. Mai sind bei Outje in einem Patrouillengefecht zwei Herero gefallen und mehrere verwundet worden. Die Heliographen stationen Etaneno und Okowakuatiwi wurden durch Hererobanden bei Otjikango und Otjipane bedroht, beide Posten wurden durch die Kompagnie Welck verstärkt und die Wasserstellen daselbst verschanzt. Am 1. Juni stanv die Kolonne Estorfs 25 km nordwestlich von Okamatangara. Samuel soll bei Okahitua am Omuramba- Matako mit versammelter Macht sitzen. Osire wurde von ihm wegen Wassermangels verlassen. Die Hauptabteilung hat sich am 5. Juni bei Otjosasu gesammelt. Die Kolonne Zülow war am 25. Mai in Naidaus. Otjosasu, das über zwanzig Kilometer'östlich von Oka- handja liegt, war bekanntlich auch die Operationsbasis der deutschen Streitkräfte, als Leutwein seinen Vorstoß gegen daS Onjatigebirge unternahm, der zu den Gefechten von Ongan- jira und Oviumbo führte. Es ist zu hoffen, daß die Haupt abteilung, die schon vor bald sechs Wochen „verwendungs bereit gestaffelt an der Regierungsbahn" stand, jetzt endlich nach dem Waterberg aufbncht. Vie Typhur-Lpi-einie. Ueber die Typhusfälle bei der Ostabteilung unseres südwestafrikanischen Expeditionskorps entnimmt die „Kreuzztg." einem Privatbriefe folgendes: „Das Schlimmste auf dem Kriegsschauplatz sind die Verluste durch Typhus. Schon im Februar und März war diese Krankheit in Omarura, Karibik und Okahandja aufgetreten, aber dort konnte man ihr in Lazaretten mit guter und gründlicher Pflege begegnen; sie forderte daher wenig Opfer und trat verhältnismäßig leicht auf. Bei der Ostabteilung waren wir bis Ende März völlig frei von Tvphus trotz der sehr großen Märsche und Anstrengungen, trotz der knappen Verpflegung. Wir blieben von Krankheit verschont, so lange wir marschierten. Während des Stillliegens in Ovingi, Okarosomisse und Kandouve traten bei einzelnen Verdauungs störungen und auch Fieber auf; von 500 Mann wurden jedoch nur 2 Fieberkranke von dort nach Seeis zurückgeschickt. Aus dem weiteren Marsche fuhren zwar einzelne Leichtkranke auf den Wagen, aber der Gesundheitszustand im allgemeinen konnte als vorzüglich bezeichnet werden. Wie überall waren auch im Lager Onjatu, das die Truppe am 12. März nachmittags erreichte, alle Maßregeln getroffen, um die Wasserstelle sauber und gesund zu er halten. Es waren dort mehrere Wasserlöcher von etwa 2 m Tiefe in einer Kalkpfanne hergerichtet. Hier wurde aus einem Loche das Trink» und Kochwasser für die Leute genommen, aus einem anderen das Waschwasser: ein drittes Wasserloch diente zum Tränken der Pferde. Die Ochsen wurden etwa '/« Stunde entfernt an einem Bley getränkt, das nur trübes Wasser enthielt. Alles Trinkwasser mußte vorher abgckocht werden, und wurde dann meist als.'„Kaffee" getrunken, nicht abgekochtes Wasser zu trinken war schon seit Betreten des Landes verboten. Trotzdem war natürlich nicht zu verhindern, daß einzelne Leute in unbewachten Augenblicken vom Durste getrieben auch solches Wasser tranken. Im allgemeinen war dieses Wasser auch gut und gesund. Eine Gefahr entstand erst durch das lange Liegen größerer Abteilungen an demselben Fleck. Besonders sollte vermieden werden, daß die Leute Kleidungsstücke oder sich selbst an der Wasserstelle wuschen; sie mußten dazu immer weit vom Wasser fortbletbrn, damit nicht da« gebraucht« schmutzige Wasser zurücklaufe .... Alle Abfälle von geschlachtetem Vieh usw. wurden weit ab vergraben, ebenso dir Latrinen in genügender Entfernung angelegt. Trotz dieser Vorsichtsmaßregeln hat sich die Epidemie eingestellt: Sie ist zurückzuführen wohl darauf, daß bei der großen Trockenheit der Staub überallhin ver- weht wurde und di« starken Regengüße End« März dann Schmutz und Unrat in die Wasjerlöcher brachten und Liese so infizierten.... Der erste, welcher an Typhus erkrankte, war I ein Gefreiter MorvinSki, der mit Hauptmann Lieber das Nosobtal I auswärts gezogen war. Zwar war Typhus bei dem Fehlen der I hierzu nötigen Hulftmitlcl nicht sicher festzustellen; e« wurde nur hohes Fieber konstatiert und der Mann als verdächtig isoliert. Dieser, sowie ein weiterer typhusverdächtiger Scesoldat, der auch mit einer Proviantkolonne von Süden her zur Abteilung gestoßen war, wurden am 26. März nach Windhuk zurückgcschickt. Zum heftigen Ausbruch kam die Typhusepidemie erst gegen Mitte April . . . Sie forderte anfangs viele Opfer, da es nicht möglich war, die Leute draußen im Felde in Zelten genügend zu pflegen; auch waren Eier, Milch und andere Stärkungsmittel gar nicht, oder doch nicht in genügender Menge vorhanden. Die Ver pflegung war sonst in dieser Zeit besser alS sie vorher zeitweise ge wesen war; aber mit Ochsenwagen fast 200 km von Windhuk lassen sich 500 Mann eben schwer verpflegen. Dazu waren die Proviant kolonnen durch den Gegner in den Onjatibergen dauernd gefährdet und konnten den Weg am Daobisberg vorbei nur unter starker Bedeckung machen. (Das Gefecht von Okaharni scheint dadurch ent standen zu sein, daß die Hereros einer entgegenkommenden Proviant kolonne auflauerten.) Daß den Kolonnen nie etwas passiert ist, ist hauptsächsich auf die Untätigkeit der Hereros in dieser Richtung zurückzuführen. ver ruttirch-iapanirctze Isrieg. Japanischer Fanatirinu». Ein Arzt, der in Port Arthur weilt, teilt in einem Schreiben an die deutsche „St. Petersb. Ztg." zwei Beispiele von japanischem Fanatismus mit, die sich während des Angriffes der japanischen Brander auf Port Arthur er eigneten. Er schreibt: „Auf einer der von den Unseren erbeuteten Schaluppen befand sich unter anderen auch ein japanischer Ofsizier, der, sobald er seinen Fuß auf das Land setzte, blitzschnell einen Revolver hervorzog und auf den mit einem kameradschaftlichen militärischen Gruß an ihn herantretenden Kapitän M. zwei, glücklicherweise sehlgehende Schüsse abgab. Im selben Moment schon nahm ihn ein Matrose auss Bajonett. Zweien unserer Soldaten, die am Ufer pa trouillierten, gelang es, einen ans Land geworfenen Japaner ins Leben zurückzurufen; nachdem sie ihn noch mit ihren Kleidern bekleidet, geleiteten sie ihn in die Kaserne; plötzlich warf sich der Japaner wie ein wildes Tier dem einen, nichts ahnenden Soldaten an die Gurgel und versuchte ihm mit seinen scharfen Zähnen diese durch- zubeißen; auch er sank von Bajonettstößen durchbohrt, ein Opfer seines wütigen Fanatismus, entseelt zu Boden." . Wenn diese Schilderung zutreffend ist, dann muß man sich auf schreckliche Dinge gefaßt machen; sobald es zu Nah kämpfen kommt. Gerüchte von einer Seeschlacht. Tfchifu, 7. Juni (Reuter). Man glaubt hier, daß gestern abend im Golf von Petschili eine Seeschlacht stattgefunden habe. Dampfer berichteten, daß sie ein heftiges Feuer hörten; ähnliche Berichte kommen auch aus anderen Quellen. Die Bewohner der Hügel um Tschifu hörten eine Kanonade und sahen von der See her ein heftiges Aufflammen. In Talienwan erkält sich das unbestätigte Gerücht, daß das Schlachtschiff „Haschima" auf eine Mine ausgelaufen und ge sunken sei. Vie Lage in jsssrt Arthur. Der Sonderberichterstatter der „Times" an Bord des Dampfers „Haininn" drahtet am K. Juni vm Wei-Hai-Wei: Die Japaner haben ermittelt, daß die Hafeneinfuhr von Port Arthur von allen Hindernissen gesäubert ist. Doch ist nicht hinreichend Kohle im Hafen vorhanden, um die Kriegsschiffe von großem Tiefbange zu befähigen, in See zu stechen. Der Wei-hai-weier Berichterstatter des „Daily Expreß" meldet, ein chinesischer Kaufmann, der au« Port Arthur entkommen ist, sage, daß dort Proviant und Munition überaus knapp sei. Au» -em russischen Hauptquartier * London, 7. Juni. Der Kriegsberichterstatter des „Daily Expreß" im russischen Hauptquartier meldet aus Liaujang vom 6.: Kuropatkin hat in den letzten 4 Wochen seine Armee gründlich reorganisiert. Die Truppen sind bei ausgezeichneter Gesundheit und siegesbewußt. Der Vormarsch steht augenblicklich bevor, da die fremdlän dischen NationalattacheeS die Weisung empfingen, sich für den 9. reisefertig zu halten. rva» ift geschehen? Paris, 7. Juni. „Es ist geschehen", diese Worte tele graphierte, nach einem Bericht aus Petersburg, Kuropatkin gestern an den Zaren. Man glaubt, daß eS sich dabei um die Erfüllung eines von Kuropatkin gegebenen wichtigen Ver sprechens handle. Deutsche» Deich. * Vertin, 7. Juni. * A«tS««»ef Nach einer Berliner Meldung der „Ostpr. Ztg." soll Graf Goeyen, der Gouverneur von Deutsch- Ostafrika, amtsmüde sein. Ganz abgesehen von der Arbeitslast und den außerordentlichen Schwierigkeiten, die die Stellung mit sich bringt, spreche auch der Wunsch der Gemahlin de« Grafen mit, die gern nach Deutschland zurück kehren möchte. Al« sicher sei, wenn auch nicht in nächster, so doch in nicht allzuferner Zeit der Rücktritt de« Kolouialdirektor« Stübel anzusehen, und man halte e« für möglich, daß Graf Goetzen dessen Nachfolger werde. Verlautbarungen über Stübel« Rücktritt sind, wie erinnerlich, schon mehrfach aufgetaucht, bisher aber immer dementiert worden. * Aesandtenwechsel. Die schon vor einiger Zeit al- be vorstehend gemeldete Ernennung de« bisherigen deutschen Gesandten iu Mexiko, Frhrn. von Heyking, zum Ge sandten in Belgrad, soll jetzt erfolgt sein. * Zum „Matin"-Vcrdot. Wir berichteten neulich darüber, daß der Pariser „Mann" für Elsaß-Lothrinaen ver boten worden sei. Auf die erste Nachricht hin erschien un« das Verbot insofern als unklug, als ja bekanntlich durch solche Maßregeln lediglich die Neugier de« Publikums an gereizt wird und man die Verbreitung, die man einschränken möchte, wider Willen auSdehnt. Wir sind auch nicht dafür, daß man, um mit Friedrich dem Großen zu sprechen, die „Gazetten geniere"; indessen bat die Rücksicht aus die Frei heit des Wortes doch ihre Grenzen. Der I„Matin" hatte in einer aus Elsaß-Lothringen herruhrenden Artikelserie wilde Schmähungen gegen den deutschen Kaiser veröffentlicht und den Namen einer Dame beschmutzt. Unter solchen Umständen war das Verbot natürlich durchaus am Platze. »Der Arbeitgeberverband der deutschen Textilindustrie hat am Dienstag in seiner ersten Hauptversammlung die Satzungen einstimmig genehmigt und beschlossen, die Mit gliedschaft der Hauptstelle deutscher Arbeitgeberverbände zu erwerben. In das Präsidium wurden berufen Fabrik- besitzer Eduard Meyer-Aachen, Vorsitzender; Direktor Stark-Chemnitz, 1. Stellvertreter des Vorsitzenden; Kommerzienrat D i e r i g - Langenbielau, 2. Stell- Vertreter des Vorsitzenden; in die Geschäftsführung Handclskammersyndikus Dr. Lehmann- Aachen. Im Hinblick auf die zahlreiche Arbeiterschaft, welche die deutsche Textilindustrie beschäftigt, repräsentiert dieser Arbeitgeberverband eine der machtvollsten Arbeitgeber organisationen des Deutschen Reiches, die für die Ent- Wicklung der Arbeiterverhältnisse von maßgebendem Ein- flusse werden wird. * Zum Militärpeusionsgesktz. Nachdem der Reichstag einstimmig die möglichst baldige Vorlegung der Abänderung des MilitärpensionsgesetzcS begehrt hat, besteht mindesten« bei einem Teil dcS Bundesrats die Neigung, die Einbringung der Reform im Reichstage noch vor der Vertagung zu er möglichen. Es würde dann vor der letzteren noch die erste Lesung und die Kommissionsverweisung stattsinden können. Mit Rücksicht auf die Finanzlage im Reiche gilt es nicht für wahrscheinlich, daß die Reform der Militärpensions gesetzgebung schon im nächsten Etatsjahre in Kraft treten könne. * * Vraunschwctg, 7. Juni. Der Landtag hat heute das neue Handelstammergesetz vollständig abgelehnt, da über einzelne Fragen eine Einigung nicht erzielt werden konnte. * München, 6. Juni. Bei Beratung des Etats der Erb schaftssteuern hatte der sozialdemokratische Abgeordnete von Haller eine hohe Erbschaftsbesteuerung für die Hinter lassenschaft reicher Leute an ihre nächsten Hinterbliebenen (Deszendenten, Aszendenten, Ehegatten), die bisher von der Erbschaftssteuer frei sind, und eine Abstufung der Erbschafts steuer nach oben hin verlangt. Der Fiuanzminister erklärte, er werde die Anregung im Auge behalten. Bekanntlich wurde schon wiederholt eine Erbschaftssteuer für das Reich angeregt. flotte. * Schiffsbcwegungcn. Der Ablösungstransport für S M. S. „Cvndor" ist mittels Reichsposldampser „Gera" am 6. Juni in Adelaide iSüdauslralien) eingetroffen und bat am 7. Juni die Reise nach Melbourne fortgesetzt. S. M. Flußkanonenboot „Vorwärts" ist am 6. Juni in Kiukiang am Pangtse eingetroffen. S M. S. „ M 0 ltke " ift am 4. Juni in Swinemunde eingetroffen und geht am 10. Juni nach Saßnitz. S. M. S. „Hyäne" ist am 6. Juni von Cuxhaven in See gegangen. DurlanÄ. Frankreich. * Paris, 7. Juni. Der „Matin" erfährt: Der russische Botschafter Nelidow soll nächstens von Paris ah- berufen werken und durch Sinowiew, den derzeitigen Bot schafter in Konstantinopel, ersetzt werden. Belgien. * Wirkungen des WadlauSfales. So sehr die klerikale Presse sich bemüht, den Eindruck des Wahlausfalles vom 29. Mai abzuschwächen, so ist doch nicht zu leugnen, daß die Stellung des Ministeriums DcSmet ke Naeyer erschüttert worden ist. Dazu trägt auch die Veröffentlichung der amt lichen Wahlziffern bei, aus denen hervorgcht, daß die Oppo sitionsparteien im ganzen Lande Kl 1000, die Regierungs parteien aber nur 501000 Stimmen erhalten haben. Die Opposition hat also einen Vorsprung von 110000 Stimmen, was natürlich nicht geeignet ist, daS Ansehen der Regierung zu erhöhen und andererseits die Frage auftauchen läßt, wie es kommt, daß die klerikale Partei trotzdem am Ruder bleibt. Dies kommt davon, daß am 29. Mai nur die Hälfte der Abgeordneten und Senatoren der Neuwahl unterlag, dann aber hauptsächlich von der verschiedenen, den klerikalen Parteiinteressen günstigeu Einteilung der Wahlbezirke, und schließlich auch von der nicht ganz einwandfreien Anwendung der Minderheitvertretung, durch die die Oppositionsparteien ebenfalls beeinträchtigt werden. Obwohl also die klerikale Partei die Kammermehrhrit noch behauptet hat, kann man sich des Gefühle« nicht erwehre», daß sie sich zur Zeit nur noch durch künstliche Mittel aufrecht zu halten vermag. Unk gerade da« ist es, was da« Ansehen de« Ministeriums unter gräbt und den Ausbruch einer Minister- und Parla mentskrise in nächster Zeit erwarten läßt. Schweiz. * Ter Nachfolger vr. Roth«. E« sind schon mehrere Wochen verflossen, seitdem der schweizerische Gesandte in Bersin, f>r Arnold Roth, gestorben ist, aber noch immer ist kein Nachfolaer ernannt worden. E« fehlt durchaus nicht an geeigneten Kandidaten, wohl aber an der Lust dieser Kan didaten, kiese Stellung anzunehmen. Denn da« Gehalt be trägt nur 40 000 und damit kann natürlich ei» Gesandter in I Bersin nicht auskommen An cincErböhungde-Gehalte« ist nickt I zu tcnkcn, da di.se der Volksabstimmung unterliegt und da« I Volk die Summe natürlich völlig ausreichend findet. Da
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