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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.12.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041202027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904120202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904120202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-12
- Tag1904-12-02
- Monat1904-12
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Bezugs-Preis in d« Hauplrxpedttion oder deren SluScabe- stellen ab geholt: vierteljährlich 3.—, bet zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau» 3.7b. Durch die Post bezogen für Deutsch- land u. Oesterreich vierteljährlich 4.50, für die übrigen Länder laut Zeitung-Preisliste. Diese Nummer kostet auf allen Bahnhöfen und III I bei den ZritungS-Verkäufern " > * Redaktion und Srpeditioa: 153 Fernsprecher 222 JohanntSgasse 8. Haupt-Filiale Dresden: Marienstrahe 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: CarlDuncker, Herza l.Bayr.Hofbuchbandlg, Lüyowstraste 10 (Fernsprecher Amt VI Nr. 46031 Abend-Ausgabe. MMcr TagMaü Anzeiger. ÄmtsVlatt des Hömgkiche« Land- und des Hönigtichen Ämlsgerichles Leipzig, des Aales und des Notizeiamtes der Ltaöl Leipzig. Nr. 614. Freitag den 2. Dezember 1904. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 28 Reklamen unter dem RedaktionSstrich (4 gespalten) 75 -H, nach den Familirnnach- richren <6gespalten) 50 -H. — Tabellarischer und Ziffernsay werden entsprechend höher be rechnet. — Gebühren für Nachweisungen und Osfertenannahme 25 Auuahmefchlutz für Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittags 4 Uhr. Anzeigen sind stet- an die Expedition zu richten. Srtra-Vetlageu (nur mit der Morgen- Ausgabe) nach besonderer Vereinbarung. Die Srpedtttan ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von 8. Polz in Leipzig (Inh. ttr. B., R. L W. «linkhardt). 98. Jahrgang. Var MÄligrte vom rage. * Da die russische Regierung gewünscht bat, daß die Friedenskonferenz bis zum Schlüsse des Krieges ver schoben werden müsse, wollen die Vereinigten Staaten augenblicklich weitere Schritte nicht tun. (S. russ.-jap. Krieg.) * Die Kommission zur Russifizierung der Gesetze Finlands hält heute in Petersburg ihre erste Sitzung ab. (S. Ausland.) * In Bradford, im ehemaligen Oranjefreistaat, ist ein Kongreß der Burgber gegen die englische Verwaltung eröffnet worden. (S. Ausland.) * Englische Goldgräber aus Neu-Guyana wurden auf venezolanischem Gebiet von Grenzwächtern an gegriffen; emer soll getötet worden sein. (S. Ausland.) * Ja Tanger sind gestern abend einige Schiffe ein getroffen, die znr Ergänzungsdivision der baltischen Flotte gehören. -(S. russ.-jap. Krieg.) Vie hanaelrvemagttnste. Der Mißerfolg der Wiener Reise des Grafen Posa- dowsky mutz insofern befremden, als hier vor einigen; Wochen in den leitenden Kreisen der Abschluß des Handelsvertrages wie eine feststehende Tatsache be handelt und für die bevorstehenden Rsichstagsdebatten bereits zu Gunsten der Machtstellung des Kanzlers cs- komvtiert wurde. Mau hat sich augenscheinl'ch über die Widerstandsfähigkeit Oesterreich-Ungarns getäuscht. Man lxtt irrtümlich geglaubt, daß die Monarchie jeden Han delsvertrag ohne Rücksicht auf seinen Inhalt annchmen werde, um das Verhältnis zwischen Oesterreich und Un garn durch diese Annahme zu konsolidieren. Indessen zählte sine Wendung, wie sie eiugetreten ist, vor allen Dingen mit Rücksicht auf die Persönlichkeit des Grafen Tisza und die innere Lage ir. Ungar», nicht zu den un glaublichen Ereignissen. Graf Tisza kann dem unga rischen Reichstage keinen auch nur einigernraßen un günstigen Vertrag vorlegen, und er Pflegt die Erkennt nis, die er einmal gewonnen hat, mit ungewöhnlicher Energie in Taten umzusetzen. Wir gehen wohl in der Annahme nicht fehl, daß der Widerstand der Monarchie in dem Grafen Tisza den stärksten Rückhalt gefunden hat. Die Politik der Monarchie, vor allem ihre Handels politik. wird ja im wesentlichen durch Ungarn bestimmt und dies ist heute noch West mehr als sinkst der Fall, weil eben die Persönlichkeit, die in Ungarn an der Spitze der Geschäfte steht, besonders scharf ausgeprägt ist. Daß Ungarn ein entscheidendes Wort mitzusprechcn hatte, war ja auch durchaus gerechtfertigt und selbstverständlich, denn die Differenzen lagen in erster Linie auf agrarischem Gebiete und durch eine Nachgiebigkeit wären — wir stellen uns auf den Standpunkt des Gegenkontrahenten — in erster Linie ungarische Interessen geschädigt wor den. Die Behauptung, die auch in deutschen Blättern Feuilleton. Die heilige Caecilie. lef Roman von Marie Bernhard. Nachdruck verraten. „Wie man nun bloß wieder aussieht!" schmollte Anne marie und trat vor den hohen Spiegel. „Dabei er- warten wir heute deine Eltern und Schwestern zu Tisch, und ich habe mich noch umzukleiden, zu frisieren und die Takel herzurichten. Ich gehe jetzt ins Schlafzimmer, Toilette machen. Daß du hier bleibst, — bei meinem Zorn! Ich kann dich für die nächsten anderthalb Stunden nicht brauchen, — ab—so—lut nicht brauchen, sag' ich dir? Mach' kein so bankerottes Gesicht! Was du an sangen sollst? Und das fragt ein Mensch, der den schönsten Beruf unter Gottes Sonne hat: die himmlische Kunst! Nimm die Violine, und geige dir eins, oder setz' dich hin, und komponiere, — höchste Zeit ohnehin für dich, endlich etwas zu tun! Keine Lust? Ja, wann wird sie dir kommen? Darauf wär' ich begierig! Während unserer Brautzeit hast du sträflich gefaullenzt, — jetzt soll das so weiter gehen? Das seh' ich mir nicht mehr lange ruhig an, mein Freundchen! Ich will arbeiten, und du sollst es auch, — zur ewigen Turteltaube bin ich nicht zu haben!" Lachend ward es gesprochen, die großen Augen sprühten mutwillige Funken aber ein Unterton von Energie war doch in den leichthinqeworfenen Worten, und ebenso energisch wehrten die Händchen jede weitere Liebkosung ab. Wie ein großer weißer Schmetterling wirbelte die junge Frau davon; in der Tür wandte sic sich noch einmal zurück. „Ich schick' dir den Portier und seinen ältesten Sohn herauf, Pauline wird es ihnen bestellen. Du kannst ihnen Bescheid sagen wegen der Heiligen Cäeilia! Natür auftauchte, es hätten die Schwierigkeiten, die zum Schei- tern der Verhandlungen führten, auf industriellem Ge biete gelegen, wird sich gewiß als unzutreffend erweisen. Zur Hoffnungslosigkeit hinsichtlich der Gestaltung unserer Beziehungen zu der österreichisch-uugarischen Monarchie liegt unseres Erachtens noch kein Grund vor. An einen Zollkrieg ist vor der Hand noch nicht zu denken, denn bis znm 31. Dezember 1905 können in der Beurteilung der Sachlage auf beiden Seiten Wandlungen eintreten, die sich noch gar nickst voraussehen lassen. Selbstverständlich wird der Vertrag am 31. Dezember 1904 gekündigt werden, und die Regierung wird jede andere Regelung, wie z. B. die Gewährung der Meist begünstigung, von der Hand weisen, denn sie mutz natür lich das Ziel im Auge behalten, ein dauerndes Vertrags- Verhältnis zu Oesterreich wieder herzustellen. Auch von einer mechanischen Lösung des Problems, von der ein fachen Verlängerung des bestehenden Handelsvertrages kann nicht die Rede sein, denn wiy müssen den verschie denen Staaten gegenüber mit gleichem Maße messen und können unmöglich Oesterreich Rußland gegenüber eine durch nichts gerechtfertigte Vorzugsstellung cmräumen. Wir gestehen aber, daß wir den Eindruck haben, als sei auf deutscher Seite der Bogen doch etwas überspannt worden, besonders auf dem Gebiete der Deterinärkonven- tion. Indessen ist es natürlich unmöglich, in diesem Augenblick Bestimmtes darüber zu sagen. Was man über den Inhalt der Verhandlungen weiß, ist ja nur „durchgesickert" und kein authentisches Material, und auch der Augenblick ist zu einer unparteiischen Betrachtung wenig günstig. Die Erregung, die in den beteiligten.' Kreisen entstanden ist, muß erst wieder ein wenig ab flauen. Jetzt bezeichnet die „Neue Freie Presse" durch die Aufstellung eines Zahlenverhältnisses von eins zu sechs den Abstand der österreichischen Forderungen von den deutschen. Daß dieses Zahlenverhältnis ganz will kürlich ge'.vähll ist und g4:n.chts berveist, weil ss seine innere Notwendigkeit nicht zu beweisen vermag, ficht das sonst so maßvolle Blatt nicht an. Die Hitze des Ge fechtes macht solche Uebertreibungen begreiflich und sie fehlen auch auf unserer Seite nicht: denn einer der deut- schen Delegierten versichert, Deutschland habe außer ordentlich viel geboten und „einen solchen Vertrag be kämen die Oesterreicher nicht wieder". Die Oesterreicher ihrerseits aber erklären, die Annahme der deutschen For derungen würde geradezu ein nationales Unglück be- deuten. In einigen Tagen wird der Ton der Debatte sicher ein erheblich ruhigerer sein. Wenn wir auch den — freilich nicht sicher kontrollier baren — Eindruck haben, daß unsere Forderungen allzu agrarisch gefärbt sind und daß vielleicht Nachgiebigkeit hier und da möglich gewesen wäre — eine Nachgiebigkeit, die freilich dann auch den anderen Staaten gegenüber betätigt werden müßte — so möchten wir doch gegen die in österreichischen Blättern geäußerte Ansicht protestieren, als ob wir mit Rücksicht auf unsere politischen Bezieh lich kommt sie hier an die freie.Wand, seitwärts vom Klavier! Deine Mutter wird Augen machen, wenn sie das Bild sieht! Ich habe eine Scene mit ihr gehabt deswegen, sie hat getan, als glaubte sie mir nicht. Ich hoffe, sie wird nicht heute zum zweiten Male der Zank- apfel werden, die geliebte Heilige!" Uebermütig lachend, nickte sie dem Bilde, über die Schulter gewendet, zu, — gleich darauf war die weiße Schleppe verschwunden. Oswald stand und sah ihr nach, dann drehte er sich nach dem Gemälde um. Ein Kunstwerk, ohne Zweifel, — mit großem Talent gemalt, frappant ähnlich, glücklich aufgefatzt indessen Ein Mißbehagen, dessen er nicht Herr zu werden ver mochte, hatte ihn gepackt. An der Unterlippe nagend, die Stirn gesenkt, so schaute er von unten her zu der schönen Heiligen hinüber, deren unschuldig-holdes Antlitz ihm zugcwcndet war. Sie war als Schutzpatronin für ihn und seine Ehe wie geschaffen .... würde sie das werden oder Er stand so lange in Sinnen verloren, bis er die schweren Schritte der Männer, die das Bild an der Wand befestigen sollten, draußen auf der Treppe hörte. Da gab er sich einen Ruck und ging den Leuten entgegen. Sechstes Kapitel. «Es ist wie ein Wunder, — positiv, Kinder! Die ganze Geschichte ist wie ein Wunder!" Es war auf dem Familientag bei Geheimrat Wessel, es war zu Ende Januar. Die Berliner Saison ging in hohen Wogen, — wer jung und lebenslustig war, oder auch nur letzteres, und über einen gefüllten Beutel ver fügte, der schwamm vergnügt im Strom mit, hatte aber einen guten Atem nötig, sich über Wasser zu halten. Frau Babette Ringhaupt hatte die Lebenslust, den Geldbeutel und den guten Atem zu dem allen gehabt und ausgiebigsten Gebrauch davon gemacht. Seit langen ungen zu der österreisch-ungarischen Monarchie gewisser maßen moralisch verpflichtet wären, einen ungünstigen Vertrag zu unterzeichnen. Die österreichische Politik der letzten Jahre war nicht dazu angetan, uns eine der artige Rücksichtnahme nahe zu legen. Der Nachgiebigkeit, mit der man den ungarischen Forderungen in Bezug auf die Nationallisierung der Armee begegnet ist. hat in allen einsichtigen Kreisen Deutschlands arg verstimmt. Wir können uns keiner Täuschung darüber hi'ngeben, daß der Bündniswert der Monarchie durch die Zerreißung des Armeeverbandes, die schon begonnen hat und bald vollen det sein wird, sehr wesentlich beeinträchtigt worden ist. In Ungarn selbst hat die Deutschenverfolgung ihren ge- hässigen Charakter bisher nicht abgelegt. In Oester- reich steht man den deutschen Interessen formell korrekt, aber kühl bis ans Herz hinan gegenüber. Diese Tat- fachen werden in Deutschland meist freundlich ver schwiegen, aber von Zeit zu Zeit müssen sie betont wer den, damit nicht hüben und drüben falsche Vorstellungen entstehen. Wenn die „Neue Freie Presse" für uns bereits eine Lebensmittelteuerung Voraussicht, die die Ursache zu „Straßenkämpfen in den großen Städten" werden soll, so möchten wir die Kassandra aus der Fichtegasse daran erinnern, daß vom Erhabenen zum Lächerlichen nur ein Schritt ist. Tatsächlich liegt die Sache so, daß Oester reich auf uns weit mehr angewiesen ist, als wir auf Oesterreich. Tie österreichische Ausfuhr nach Deutschland betrug im letzten Jahre 1008 Millionen Kronen, die Ausfuhr Deutschlands nach Oesterreich 695 Millionen Kronen. Diese Zahlen beweisen, daß die Interessen beider Staaten außerordentlich stark engagiert sind, daß aber von einer Unentbehrlichkeit Oesterreichs für uns nicht die Rede sein kann. Interessen von solcher Wucht setzen sich von selbst durch und bald wird es hoffentlich wieder auf beiden Seiten heißen: „Vernunft fängt wieder an zu spreche» und Hoffnung wieder an zu blüh'n!" ver rurrizch-Iapanischr Flieg. Rossevelt» vavläusiae Resignation. Das amerikanische Staatsdepartement will seine Bcvormundungsmanöver zunächst nicht fortsetzen. Es teilt in einem Kommunique an die Presse im Zusammen hang mit der russischen Antwort auf die Ein- laüung Roosevelts zu einer Friedenskonferenz mit, daß angesichts der ablehnenden Haltung Ruß- lands, welches den jetzigen Augenb.ick zur Ein berufung einer Konferenz als ungeeignet erklärt, die Vereinigten Staaten sich vorläufig jedes weiteren Schrittes in dieser Sache enthalten müßten. Das ge naue Motiv lautet: „Da Rußland nur unter solchen Ein schränkungen an der Konferenz teilnimmt und in Anbe tracht der Tatsache, daß verschiedene andere Mächte ihre Zusage zu der Einladung des Präsidenten Roosevelt zurückziehen würden, falls Rußland nicht ver treten wäre." Jahren hatte „man" sie überall gesehen, wo „man", das heißt die obern Zehntausend, sich zusammcnfand: im Sommer in allen möglichen fashionablen Badeorten, im Winter in jeder großen Finanz-Reunion, in jeder Premiöre, in jedem namhaften Konzert. Kein irgendwie feiner Bazar, kein Wohltätigkeits-Unternehmen, kein vor nehmes Dilettantentheater ohne Frau Bankier Ring haupt, — als Vorstandsdame, Mitwirkende, Zahlende! Noch im letztvergangenen Sommer hatte man sich herrlich amüsiert. Man war in Biarritz gewesen, dann in Ostende, hatte sich die verheirateten Kinder dorthin kommen lassen, hatte die schönsten Ausflüge gemacht, allerlei Pläne geschmiedet, wie man einander im Februar von neuem an der Riviera treffen könne, — in Bor- dighcra, in Condamine, vielleicht in Nizza! — Kaum heimgekehrt, hatte man Oswald Mentzels Braut, Annemarie Lombardi, ins Haus genommen, hatte ihr die Aussteuer gekauft, die Hochzeit ausgerichtet. Das war für die gutherzige und zerstreuungsbedürftige Frau Babette ein hübscher Sport gewesen, eine nette Ab- Wechslung, — und kaum damit fertig, da setzte die Saison ein. und zwar diesmal, wie Bankier Ninghaupt meinte, „mit Pauken und Trompeten": Familientag, — Prome- nadenkonzert, — Oswalds Debüt in der Dcherwitz-Oper — erster Hausball bei Freiherrn und Freifrau von Basse witz — Premiören »'n Schauspielhaus, im Lessingtheater, m der Oper, — Konferenzen mit Schneiderin und Putz- macherin, — eS wollte kein Ende nehmen, und der Wochcnkalender, der die Beschäftigungen deS Tages nannte, war immer von oben bis unten mit Notizen und eingeschobenen Bemerkungen vollgestrichelt, — drei Unternehmungen an einem Tage wollten nicht viel be deuten; meist gab es deren vier und mehr. Frau Babette Ringhaupt hatte das alles „immer" ge leistet, wie sie lachend behauptete, — sie hatte nur die eine wichtige Tatsache dabei vergessen: daß sie nämlich nicht jünger, sondern älter wurde. Man stürmt nicht in General Grlpenberg ist. wie aus Mukden gemeldet wird, am 19. November auf dem halben Wege zwischen Werchneudmsk und dem Orte Tschita angelangt. Er hat die Bahn um den Baikalsee benutzt. Die japanischen Unternehmungen gegen General Rennenkampf galten noch nicht als beendet. Man erwariet eine Wiederholung des An- griffs mit stärkeren Kräften. Der französische Militär- attachce, dessen Abberufung angelündigt war, erhwlt den Befehl, vorläufig zu bleiben. Ein Lolegramm des Hauptquartiers der japanischen mantschurischen Armee vom 29. November me.det verschiedene klerneSchar mützel, in denen die Japaner die Angriffe der Russen regelmäßig abschlugen und der russischen Infanterie, welche nördlich Schentzulrsi erschien, einige Verluste beibrachte. Vsm japanischen Hauptquartier vor spart Rrthur wird gemeldet, daß General Shukja und Generalmajor Nakamura verwundet worden seien. Letzterer er hielt eine Verwundung der Beine als Führer der japa nischen Schwertmänner beim Angriff am letzten Sonntag. Hauptbesesiigung oder Schanzrverke? Das „Echo de Paris" meldet aus Petersburg: An amtlicher Stelle ist bisher noch keine Bestätigung über eine Besetzung des 203 Meter hohen Hügels durch die Japaner emgegangen. Aus Port Arthur liegen keinerlei Nachrichten vor. Im Generalstab erklärt man nur, daß es sich höchstwahrscheinlich nicht um die Ein nahme der Hauptbefestigungswerke handele, sondern nur umLeiledervorgescho denen Schanz, werke. Die Londoner Blätter melden, die Russen hätten bei der Eroberung des Forts auf dem 203 Meter-Hügel mehrere Schnellfeuergeschütze und 15-Zenti- meter-Canetgeschütze im Stich gelassen. Das Fort besteht hauptsächlich aus Felsen und großen Fels- stücken, die besonders an der westlichen Seite die Ver teidigungswerke bildeten. Bei den Angriffen mußten die Japaner eine Reihe gepanzerter Deckungen nehmen, die den Hügel an seiner Spitze umgeben. Die Unterkünfte «n- Verpsiegnng -er Japaner. Die japanischen Truppen am Schaho haben sich für den Winter eingerichtet. Eine Viertelmillion Soldaten ist auf einem Raum zusammengedrängt, in dem nicht für den vierten Teil genügende Ortsunter- kunft vorhanden ist. Da die Japaner erwarteten, bereits Mitte Oktober Mukden zu besetzen, so wurden nicht ge nügende Hütten für die Truppen beschafft. Tie Zelte, mit denen die japanische Infanterie ausgerüstet ist, bieten, wie der „N. Fr. Pr." gemeldet wird, keinen ge nügenden Schutz gegen die Kälte. Schneehütten können nicht gebaut werden, denn während die Kälte sehr stark ist, fällt nur Schnee in mäßigen Mengen. Zuerst bauten sich die japanischen Soldaten Hütten aus Kiaoling- stengeln, die mit Wolldecken oder Zeltleinwand bedeckt wurden. Mit zunehmender Kälte gewähren diese Hütten nicht genügenden Schutz, und die Japaner ^bauen jetzt so genannte Erdhütten, das heißt unterirdische Räume, die fiir je sechs Mann eingerichtet und mit Stroh, oder Rohrmatten überdeckt werden. Die Ven tilation wird auf ein Minimum reduziert. Die Sol daten schlafen in diesen Höhlen dicht zusammengedrängt reifen Jahren blind und toll d'rauf los, wie eine Zwanzig- jährige. Schon im frühen Herbst, die letzte Zeit in Ostende, hatte die lebensfreudige Dame zuweilen un behagliche Empfindungen verspürt, dieselben aber mit anerkennenswerter Selbstbeherrschung unterdrückt, als „Unsinn" beiseite geschoben. Ein paar Wochen war es auch noch in Berlin „gegangen", wenngleich schon mit Aufbietung äußerster Willenskraft. Eines Tages aber „ging" es eben nicht mehr. Es kam ein bedenklicher Ner venanfall, es kamen böse, hysterische Zustände, absolute Schlaflo.sigkcit, beängstigende Depressionen im Gemüt... und was sonst noch die „Opfer der Geselligkeit" auszu halten haben! — Der Bankier war ganz verzweifelt. Abgesehen davon, daß er seine Gattin wirklich lieb hatte, unglaublich an sie gewöhnt war, sie gar nicht entbehren zu können meinte, es war seit undenklichen Zeiten da?> erste Mal, daß sic „etwas hatte", — und zwar etwas, das ihm in sehr bedenklicher Form aufzutreten schien und keineswegs rasch aus der Welt geschafft werden konnte! Denn das sagten ihm die Aerzte, deren er, außer seinem alten, bewährten Hausarzt, gleich drei zu Rate zog, übereinstimmend: dies sei ein Nervenleiden, und das dauere lange! Absolute Ruhe, — Regelmäßigkeit in der Lebensweise, — Langeweile, — Abwarten. Em Programm zum Verzweifeln! Es hätte sich allenfalls durchführen lassen, wenn die arme Patientin nicht so viel zu leiden gehabt hätte. Aber sie litt, — litt unsäglich unter quälenden Angstzuständen, peinvollen Vorstellungen, die sie selbst als krankhaft empfand, aber nicht zu unterdrücken vermochte, — vor allem unter einer Schlaf- und Ruhelosigkeit, die aller an- gewendeten Mittel spottete und darin waren ihre Aerzte einig: Schlaf und Ruhe brauchte sie am dringendsten. Man mühte sich redlich, ihr beides zu ver schaffen, aber man mühte sich umsonst, und die Uek»
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