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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.06.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040622022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904062202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904062202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-06
- Tag1904-06-22
- Monat1904-06
- Jahr1904
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Anzeigen-PreiS -ie 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Redaktionsstrich («gespalten) 75 nach den Familiennach- richten (6gespalten) 50 Tabellarischer und Zisserniatz entsprechend hoher. — Gebühren für Nachweisungen und Ossertenannahme 25 i^xtra-Beilagen .gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poftbesördcrung 60.—, mit Postbeförderung 70.—. Annahme,chlutz ,ur Anretgrn: Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittags 4 Uhr. Anzeigen sind stet» au die Expedition zu richten. Tie Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polj tu Leipzig (Inh. Dr. V., R. L W. Kltakhardt). Nr. 314. Mittwoch den 22. Juni 1904. 98. Jahrgang. Var Wichtigste vom Lage. * Der Kaiser ist an Bord der „Hohenzollern" deute früh 8l/i Uhr im BrunSbütteler Hafen eingetroffen. * König Georg hat seine Kur in EmS begonnen. Prinzessin Mathilde ist zum Besuch ihres Vaters beute in EmS eingetroffen. (S. Sachsen.) * Die Leipziger Ortsgruppe des Deutschen Vereins für Volkshygiene beabsichtigt, in Leipzig ein BolkSbad zu errichten. Die Kosten sind auf 23000"" Mark veranschlagt. Kanada und der Krieg in vstasirn. Aus Montreal wird uns geschrieben: Die Wirkungen des russisch-japanischen Krieges lassen sich auch in Kanada mehr und mehr verspüren, je länger sich der Kampf in Ostasien hinzicht. Diese Wirkungen sind bis jetzt teilweise gewissermaßen erfreulicher Art, in sofern, als Kanada von der Pacific-Küstc aus beträchtliche Mengen Mehl, Fleisch- und Fisch-Konserven, sowie Pferde nach Japan sendet und sich dadurch einen Markt eröffnet hat, der vor dem Kriege noch gar nicht, oder doch nur in sehr beschränktem Maße bestand. Schon etwas weniger erfreulich sind die Rüstungen und Armierungen, welche England an den beiden Kriegs häfen Kanadas, Halifax am Atlantischen und Esquimalt am Stillen Ozean, mit gerade fieberhafter Eile vorgc- nommen hat. Beide Häfen stehen im Kriegsfälle unter ausschließlich englischem Befehle und sind mit englischen Truppen besetzt und in beiden ist die Arbeit jetzt so weit beendet, daß sie nach der Ansicht von Sachverständigen als uneinnehmbar gelten diirfen. Die soeben fertiggcstelltc Legung von 200 Sceminen bei Halifax war das letzte, was zur Sicherstellung dieses wichtigen Hafens geschehen ist. Es darf nicht vergessen werden, daß von Halifax aus eventuell die Beförderung englischer Truppen auf der kanadischen Pacific-Bahn nach Vancouver, welches durch Esquimalt gedeckt ist und von dort nach Ostasien geschehen müßte; diese Route ist zuverlässiger und kürzer, als dnrch den Suez-Kanal. Natürlich gilt das nur unter der Voraussetzung, daß sich Amerika im Ernstfälle auf Seiten Englands holten wird; andernfalls wäre es für ersteres eine Kleinigkeit, die im Nordwesten nahe der amerika nischen Grenze entlang führende kanadische Pacific-Babn an vielen Stellen zu zerstören, denn bei aller Sorgfalt und Energie unserer kanadischen Miliz würde sie doch viel zu schwach sein, um nur die Prairic-Scktion der Bahn von Winnipeg bis Calgarv, 840 englische Meilen, erfolg- reich gegen Angriffe verteidigen zu können. Die Stellung der kanadischen Be völkerung zumKricge hat sich ziemlich geklärt und im allgemeinen darf woh^ gesagt werden, daß die Feuilleton. 4, Der Fall Milverton. Don A. Conan Doyle. Uebersetzt von O. Leinitz. (Schluß.^ Das also war die Erklärung für die unverschlossene Tür und für das späte Ausbleiben Milvertons! Aus dem Rascheln der Kleider konnte ich schließen, daß der späte Besuch eine Dame war, denn den Gardinenspalt hatte ich sofort zngcmacht, als Milverton sich umgcdrcht hatte. Jetzt aber setzte er sich wieder hin, und so wagte ich denn aucb, die Vorhänge wieder ein wenig zu öffnen. Tie Cigarre hing ihm noch genau so nachlässig wie vor hin im Mundwinkel. Ihm gegenüber, von dem elek trischen Lichte hell beschienen, stand eine große, schlanke, dunkle Dame, tief verschleiert, die Figur in einen langen Mantel gehüllt. Ihr Atem ging schnell und heftig und jeder Zoll ihres geschmeidigen Körpers zitterte in fieber hafter Erregung. „Nun, liebe Frau", meinte Milverton, „Sie haben mich um ein gut Teil meiner Nachtruhe gebracht. Hoffentlich lohnt sich «nein Ausbleiben Konnten Sie denn nicht ein bißchen früher kommen?" Die Frau schüttelte den Kopf. „Wenn es nickt ging, dann ist natürlich nichts zu machen. Und wenn Ihre Gräfin eine so skrenge Herrin ist, so haben Sie ja jetzt die beste Gelegenheit, sich dafür zu revanchieren. Fa, aber warum zittern Sie denn jo? Ach was. Sie müssen sich znsammennehmen? So geht's schon, nickt wahr? Na, und jetzt an unser Geschäft." Dabei Nahm er ans der Scknblade des Schreibtisches ein Blatt. „Also Sie besitzen Briefe, die die Gräfin d'AIbert stark kompromittieren? - Sie möchten sie verkaufen, ich will sie kaufen. So weit wären wir einig. Bleibt nur noch der Preis. Natürlich muß ich die Briefe zuerst sehen. Wenn französischen Kanadier „hie Rußland", die Engländer „hie Japan" als Losungswort angenommen haben. Unsere liebenswürdigen Franzosen sind in dieser Be ziehung so ziemlich einmütig, während dies aber bei den Engländern durchaus nicht der Fall ist, da bei ihnen Sonderinteressen mitspielen. Ein Beispiel dafür ist die Provinz Britisch-Kolumbia, in welcher von den in ganz Kanada wohnenden 4738 Japanern nicht weniger als 4597 leben. Hier fürchtet man nicht etwa die „gelbe Ge fahr",fondern man weiß aus bitterer eigcnstcrErfahrnng, daß sie in der Tat besteht! Vergebens bat die Provinz bisher darum ersucht, die Japaner bei der Einwanderung nach Kanada ebenso wie die Chinesen zu behandeln, d. b mit einer Kopfsteuer von 500 Dollars zu belegen; in Ottawa hat man dies verweigert und die Gesetze, welche die Regierung von Britnch-Kolumbia dann in der Wut auf eigene Faust erlassen hatte, wurden durch das ent schiedene Dazwisckentreten des japanischen Generalkonsuls als nicht konstitutionell für ungültig erklärt! Hier herrscht also keine Liebe für Japan, man lebt im Gegenteil unter der Befürchtung, daß sein Sieg die Herren Japaner veranlassen wird, immer mehr von seiner Bevölkerung nach Britisch Kolnmbia abzuladen. Chinesen und Japaner werden in dieser Provinz gleich niedriger bewertet, beide kommen nur, um den Weißen den Ver dienst zu nehmen oder zu schmälern! Dann haben wir noch die Nationalisten-Partei, deren Führer der von uns wiederholt erwähnte, stramm anti- imperialistische Abgeordnete Bourassa ist; diese Partei, deren offenes Ziel immer größere Selbständigkeit und mehr Unabhängigkeit von England ist, gewinnt sichtlich an Ausdehnung; in der großen Mehrheit gehören fran zösische Kanadier zu ihr, aber auch Engländer, die sich vernunftgemäß als hier Geborene mehr als Kanadier, denn als Engländer fühlen schließen sich ihr an. Wie die Nationalisten über den Krieg denken, möge folgende Unterhaltung, welche Schreiber dieses kürzlich mit einem ihrer Mitglieder hatte, erläutern. Wir sind, sagte der Herr, im Grunde genommen, weder für Rußland, noch für Japan; als Kanadier wollen wir mit beiden in fried- lichem Handelsverkehr leben, uns geben die Streitigkeiten nichts an, wir verabscheuen jedes Hineinziehen dieses Landes in dieselben, unserer Entwickelung würde dadurch ein schwerer Schaden zugcfügt werden. Immerhin läge eS in unserem Interesse, wenn Japan unterliegen, Ruß land als Sieger aus dem Kriege hervorgehen würde, denn dann würde unseres Erachtens England geschwächt werden, während das Gegenteil ini Falle des japanischen Sieges eintreten würde. Ein starkes Rußland ist aber, wie wir glauben, stets ein Dämpfer auf etwaige Ueber- grifse Englands gegen Kanada. Vie Kaiserrede aiik der „vruttcdland". * Cuxhaven, 22. Juni. Ter Trinkspruch des Bürgermeisters Dr. Möncke- berg bei dem heutigen Tiner auf der „Deutschland" lautete: „Mit Lw. Majestät gnädigster Erlaubnis ergreife ich das Wort, um Namens des Norddeutschen Regattavereins unseren tiefgefühltesten Tank dafür auszusprcchen, daß Ew. Majestät auch in diesem Jahre wieder uns die hohe Ehre erwiesen, an der Elbsegclregatta teilzunchmen und als Gan in unserer Mitte zu erscheinen. Der letzte Jahresbericht des Norddeut schen Regattavereins beginnt mit den Worten: Ein Jahr ruhigen Fortschritts, gedeiblichcr Entwickelung liegt hinter uns. Damit ist sehr viel gesagt. Ini Leben der Völker, wie des einzelnen kann man der verflossenen Periode kein schöneres Zeugnis aus stellen, als wenn man von ihr sagt: sic ist eine Periode ruhiger, d. h. nicht sprungweise cinsehcndcr und absetzender, sondern gleichmäßig weiter arbeitender, fortschreitender Entwickelung gewesen. Und wenn wir das von dem Norddeutschen Regatta verein sagen dürfen, dann darf ich es aussprechen, gilt cs auch auf dcm ganzen großen Gebiet des Sportwesens in Deutschland. Wenn wir uns heute vergegenwärtigen und vor dem geistigen Auge vorübcrziehcn lassen alle sportlichen Veranstaltungen der letzten Zeit: Wettrennen, Wettrudern, Wettradeln und die letzte bedeutsame, für den Sport wie die Industrie bedeutsame wichtige Form des Sports, die Automobilwettsahrt, so können wir es ruhig aussprcchcn, daß diese friedlichen Wettkämpfe im modernen Teurschland eine ähnliche Rolle zu spielen ansangen, wie die öffentlichen Spiele des Altertums. Wie einst die Grie chen mit Wagen und Gelingen nach der Corinthus-Landesenge zogen, so ziehen heute alljährlich immer größere Scharen von Teutschen nach Kiel zur Kieler Woche, um dort unter den Augen Euerer Majestät sich an dem Wettkampf der Segler zu erfreuen. Aber man darf sagen: Gott sei Dank, nicht nur auf dem Gebiete dcS Sports sehen wir einen derartigen gesunden Fortschritt in Deutschland, wohin wir blicken. Aus allen Gebie ten dcS öffentlichen Lebens, in der Kunst und Wissenschaft, im Handel und in der Industrie, überall sehen wir das Bild ern- stezi Vorwärtsstrebcns und mit schönem Erfolg gekrönter Arbeit. Das Schiff, auf dem wir uns befinden, führt den Namen „Teulschland". Lassen Sic uns die Gläser erheben und in ein Hock, einstimmcn auf das Wohl des deutschen Kaisers, der das Steuerruder des Deutschen Reichs in fester Hand führt. Möge cS Euerer Majestät vergönnt sein, Deutschland durch alle drohenden Gefahren glücklich hindurchzuführen auf der Bahn stetigen Forschritts zu immer wachsender Kraft und Blüte. Sc. Majestät der Kaiser Hoch! Hoch! Hoch! Tic Rede, mit der der Kaiser den Trinkfprnck des Bürgermeisters 4>r. Mönckeberg beantwortete, hat fol genden Wortlaut: „Euer Magnifizenz danke Ich von Herzen für den freund licken Willkommen, den Sie uns soeben geboten haben. Ich danke Ihnen, Meine Herren, daß Sie es Mir vergönnt haben, wieder einige Stunden unrer Ihnen als Ihr Kamerad und Mit- scgler zu verweilen. Ein herrliches Bild haben Euer Magni fizenz soeben von unseren sportlichen und unseren sonstigen Fortschritten im Lande entworfen. Ich kann es nur aus vollem Herzen unterschreiben. Ein jedes Wort, was hier gesprochen ist, war Mir aus der Seele gesprochen. Ich glaube, Ich kann hier zufügen, daß jedem objektiven Beobachter der Vorgänge auf unserem Erdenkreis die eine Beobachtung sich aufdrängen muß, daß allmählich die Solidarität unter den Völkern der Kulturländer unstreitig Fort schritte macht aus den verschiedenen Gebieten, und diese Gebiete erweitern sich. Diese Solidarität geht unmcrklich, aber unwiderstehlich in das Programm sowohl der Staatslenker Uber, wie in die Gedanken der sich selbst regierenden freien Bürger. Diese Solidarität wird genährt und gepflegt auf ver schiedene Weise, sei cs in ernster politischer Beratung, sei cs auf Kongressen, sei es im Wettkampf und Spiel. Und in die ser Beziehung kann man Wohl sagen: Es liegt ein tiefer Sinn im kindschcn Spiel. Nun, Meine Herren, wir sind hier zusam men, um auf dem Spiel der Wellen uns zu messen, die Kräfte, die Geister, die Mannschaften und unsere Boote. Wir per- einigen in wenigen Tagen fast alle Flaggen der Kulturvölker. Es wird neben unseren Farben wehen Englands Flagge, das Sternenbanner, die Trikolore in friedlichem Wettstreit und damit auch im Verein. Ich glaube bestimmt. Meine Herren, daß niemand unter Ihnen ist, der nicht mit Mir die Ansicht teilt, daß auch in der Kieler Woche diese Soli darität, von der Ich vorhin sprach, gepflegt, gehegt, fester ge schmiedet und fester geknüpft wird. Dieser Solidarität ver dankt cs der Kaufmann, der Industrielle, der Ackerer, wenn er in ruhiger Arbeit sich fortschreitend entwickeln kann. Denn er hat auf die Zukunft Vertrauen und das ist die Hauptsache. Ich, Meine Herren, sehe mit absoluter Ruhe und Vertrauen in die Zukunft, fußend auf das Bild, das uns soeben entworfen wurde. Und in diesem festen Ver trauen erhebe Ich Mein Glas und trinke auf die Zukunft, das Blühen und Gedeihen der Stadt Hamburg, des Norddeutschen Regattavcreins und aller Jachtklubs. Die Stadt Hamburg Hurra! Hurra! Hurra!" vrr rnrrirck-iapanirckr Krieg. rNeldung -er Adnriralr Skrydlsrr». Ein Telegramm des Admirals Skrydlow vom 2l. Juni meldet: Am 12. Juni ging eine aus dem Kreuzer „Rossija", auf dem Vizeadmiral Besobrasow die Flagge gehißt hatte, sowie den Kreuzern „Gromoboi" und „Rjurik" bestehende Kreuzer abteilung in See, um Angriffe gegen die Schiffsverbindungen der japanischen Armee zu unternehmen. In der Nacht auf den 20. Juni kehrte die Abteilung nach Wladiwostok zurück Am 15. Juni morgens sichtete das Geschwader in der Sch imon osch i-Straße zwei Dampfer, die es zu verfolgen begann. Der bloßen Entfernung wegen gelang es nicht, die Dampfer einzuhole». Gleichzeitig wurde ein drittes Schiff, die „Jzumi Maru", gesichtet. Trotz aller Auf forderungen seitens des „Gromoboi" machte die „Jzumi Maru" nicht Halt, bis sie von mehreren Geschossen getroffen ward. Die Mannschaft begann über Bord zu springen. Die übrigen verließen auf Befehl des „Gromoboi" den Dampfer in Booten. Die im Wasser schwimmenden Leute wurden an Bord des „Gromoboi" gebracht. Die „Jzumi-Maru" wurde darauf in Grund gebohrt. Darauf wurde die „Sado-Maru" und „Hitachi-Maru" gesichtet und von dem „Rossija" und dcm „Gromoboi" eingeholt. Die „Sado-Marn" hatte außer Kriegsmaterial Telegraphen- sie wirklich für mich Wert haben Gerechter Gott, S i e sind eSÜ?" Die Frau hatte, ohne ein Wort zu sagen, den Schleier zurückgefchlagen und ihren Mantel von den Schultern genonimcn. Es war ein dunkles, hübsches, edel geschnittenes Gesicht, das Milverton ansah, ein Gesicht mit fein gebogener Nase, mit starken dunkeln Augen brauen, die ein Paar kühn blitzende Angen beschatteten, und einem strengen Munde, dessen schmale Lippen ein Unheil kündendes Lächeln umspielte. „Ja, ick bin es", gab sic zur Antwort, „ick, die Frau, die Sic zu Grunde gerichtet haben." Milverton lachte, doch aus seiner Stimme hörte inan deutlich die Angst heraus. „Sie waren aber auch zu dick köpfig", erwiderte er. „Warum haben Sie mich denn bis zum Aeußersten getrieben? Ich kann Ihnen versickern, ich würde keiner Fliege etwas zu Leide tun, aber jeder Mensch hat doch sein Geschäft, was blieb niir also anderes übrig? Ich hatte einen Preis gefordert, der durchaus nickt übertrieben hoch war, aber Sic wollten ja nicht zahlen." „Und da schickten Sie die Briefe an meinen Gatten; und er, der beste Mensch, der je gelebt hat, ein Mann, dessen Schuhe zu küssen ich nicht wert war, er starb an gebrochenem Herzen. Erinnern Sie sich noch, wie ich in der Nacht vorher hierher zu Ihnen kam, wie ich um Er barmen flehte und bettelte, und wie Sie mir statt dessen ins Gesicht lachten, so wie Sie auch jetzt gern lachen möchten, nur daß sich Ihre erbärmliche Feigheit an dem Zucken ihrer Lippen verrät. Nicht wahr. Sic haben kaum erwartet, mich jemals wicderzusehen? Aber seit jener Nacht habe ich an nichts anderes gedacht, als daran, wie ich Sie wieder einmal allein treffen könnte! Nun, Charles Milverton, was haben Sie mir darauf zu er widern?" „Bilden Sie sich bloß nicht ein, mich einschücktern zu können", antwortete er und erhob sich, „Ich brauche doch nur den Mund aufzumack»en und meine Dienerschaft zu rufen, und man würde Sie augenblicklich verhaften. Ver lassen Sic also augenblicklich mein Zimmer, so wie Sie kamen, dann soll die Sache erledigt sein." Die Frau stand da, die eine Hand an ihren Busen ge preßt, und ein totkündendes Lächeln schwebte auf ihren Lippen. „Du wirst niemand mehr so zu Grunde richten, wie du mich zu Grunde gerichtet hast, du wirst niemand mehr so quälen, wie du mich gequält hast. Ich will die Welt von dir giktigem Scheusal befreien! Ta, du Hund, nimm das und das und das und das und das!" Sie hatte einen kleinen blitzenden Revolver hervor geholt und feuerte aus einer Entfernung von zwei Fuß Kugel aut Kugel ab. Milverton schwankte nnd stürzte über den Schreibtisch. Er kenchte entsetzlich nnd seine Hände wühlten krampfhaft in den Papieren. Dann richtete er sich noch einmal taumelnd in die Höhe, wieder tra' ibn ein Schuß und er stürzte zu Boden. „Gut — ge troffen", röchelte er, dann war er still. Die Frau betrachtete ihn aufmerksam, trat mit dem Fuß in das ihr zugewandtc Gefickt und betrachtete ihn abermals; kein Laut war zu hören, nichts rührte sich . . Ich vernahm ein eiliges Rascheln, die küble Narhtlnft drang in das heiße Zimmer; die Rächerin war ver schwunden. Auck ein Eingreifen von unsrer Seite hätte Milver ton nickt vor seinem Schicksal zu bewahren vermocht, dock wie ihm das Weib Kugel auf Kugel durch den Leib jagte, da war ich nahe daran, aus meinem Versteck hervorzu springen, aber Holmes hielt mein Handgelenk mit eiser nem Griff umklammert. Ick verstand, daß er damit sagen wollte, es sei nicht unsre Sache, dem Schicksal in den Arm zu fallen, wenn einen Schurken die gerechte Strafe ereilt, daß wir vielmehr an uns selbst zu denken und keinen Augenblick zu verlieren hätten. Die Fran war kaum gegangen, so eilte Holmes mit leisen, raschen Schritten zur gegenüberliegenden Tür und schloß sie ab. In diesem Augenblick wurden im Hanse auch schon Stimmen laut und man hörte eiliges Hin- und Herlaufen; offenbar hatten die Revolverschüsse die Dienerschaft ermuntert. Mit größter Kaltblütigkeit ging Holmes an den Geldschrank, nahm beide Arme voll Briefe nnd schmiß sie ins Feuer. Das wiederholte er so lange, bis der Schrank leer war. Jemand drückte auf die Klinke und klopfte an die Tür. Holmes blickte sich ruhig im Zimmer um. Ter Brief, der für Milverton zum Todesbotcn geworden war, lag blutbefleckt auf dcm Tisch. Holmes warf ibn ebenfalls in den Ofen. Dann zog er den Schlüssel der Veranda-Tür ab, ließ mich vorangehen und verschloß die Tür von außen. „Das ist der Weg", meinte er, „von hier ans können wir über die Gartenmauer klettern." Der Alarm hatte sich merkwürdig rasch verbreitet. Wie ick mich ninblicktc, sah ich das ganze Hans bell er- leuchtet, das Hanvttor war geöffnet und eine Menge Leute eilten geschäftig hin nnd her. Auch der Garten war sckon «oll von Menscken, ein Bursche bemerkte uns, wie wir von der Veranda herabsprangen, er ließ ein lautes „Halloh" hören nnd folgte uns dickt ans den Versen. Holmes aber schien das Terrain genau zu kennen, er nahm seinen Lauf rasch durch eine Pflanzung von kleinen Bäumen, ick folgte nnd unser Verfolger immer hinterdrein. Eine.sechs Fuß Hobe Mauer sperrte »ns den Weg; Holmes mit einem Satz binauf und ans der andern Seite bernnter. Wie ick springe, vackt jemand meinen Fuß, ick aber macke mich frei und gelange glücklich a»f die mit Glasscherben bestreute Manerkappe. Beim Ab sprung falle ick mit dem Gesicht ius Gebüsch, dock Holmes bringt mich gleich wieder auf die Beine nnd nun rennen wir. was wir nur können über die weite Fläche von Hampstead Heatb. Wir mochten ungefähr zwei Meilen ge laufen fein, ehe Holmes Halt machte und aufmerksam umherfpähtc. Ringsum war lautlose Stille; die Ver folger hatten unsre Spur verloren, wir waren gerettet!
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