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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.06.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040623017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904062301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904062301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-06
- Tag1904-06-23
- Monat1904-06
- Jahr1904
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Bezugs-Preis 1» der Haapterveditimi oder deren Artsgaba- stelle» abaeholt: vierteljährlich ^il S — bei jweimaltgtr täglicher Fafliliuaa fi,- Haus ^l».7v. Durch di« Vos« bezogen für Deutsch- land ». Oesterreich virrtelsährltch ^l 4.50, für die übrige« Länder laut geit»ng«prei«lsste. Aebattta», gohannttaafi, L Gtzrechfiavvei itz-0 tim Nach», yernsprecheei tb«. GUtedMau: gohanntügasse» Yen, sprechet: 8LL YUt-1er»e»M««ear Alfred tzaha.Duchbandla., UntversttütÜstr.S isternspr. «r. «04-1 L. Lüsche. Kathnrinev« straßr 14 (Fernsprecher Nt LS3ü> u. KSnIgs- platz 7 lyeniftmcher Nr. 7V0SX H««ptchUi-kr Dresden! Marienstraße 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale Vertin > TarlDuncker, Herza l.Bayr.Hofbuchbandla, Lützowstratzt lOsFernsprecherAmiVl Nr.4603.) Morgen-Ausgabe. MpMerJügMatt Anzeiger. Amtsblatt -es ÄSnigkiche« Land- und -es königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Rates und -cs Nolizeiamtes -er LtaSI Leipzig. Nr. 315. Donnerstag den 23. Juni 1904. Anzeigen-Preis die 6ge»paltene Peti^/ile 25 Neklamev «nt« de» Redavion-tzrich (4gespalten) 7V nach den Fomillennach- richten (S gespalten) SV >4- Tabellarischer und Zissernsatz entsprechend höher. — Gebühre« für Nachtvetiunge« und Osfertenannahm« 2K Ertra-Vrilagen (gefalzt), n»r «N der Morgen.Ausgabe, ob«« Pofibefbrderung SV.-, mit Postbesürderun- 70^—. «nnahmeschlntz für Abrrd-Ausgabe: ooruetitaaB IS Uhe> Morgen-AoSgabe: «achmmag» 4 Uhr. Anzeigen find fiel- an dieUxpeditt»» -«richten. Die SrpAsitlrm ist Wochentag» »nunterbevchen geöffnet «an mlh 9 bis abend« 7 Uhr. Druck and Verlag von G. Volz in Leipzig (Inh. vr. B„N.» «.KlivkhardO 98. Jahrgang. Var Aicbiigrtr vom rage. * DerKaiser ist gestern inKiel eingetroffen und wohnte der Enthüllungsfeier des Krupp - Denkmals bei. (S. Kieler Woche.) * Der König von England hat seine Teilnahme an der großen Flottenübung, die für den 27. Juni angesetzt war, abgesagt. * Den Großen Preis der Stadt Kiel gewann bei der gestrigen Regatta die Jacht „Wannsee". * Im preußischen Abgeordnetenhause erklärte gestern der Minister des Innern Frhr. v. Hammerstein, Feste, welche immer es seien, könnten ihn nicht veranlassen, bei Beratung wichtiger Gesetze zu fehlen. (S. Pr. Landtag.) * In der bayerischen Kammer der Abgeordneten brachten der Abg. Meinminger und andere Mitglieder der freien Bereinigung einen Antrag ein, an die Krone die Bitte zu richten, eine Aenderung der Verfassung in der Richtung berbeizufübren, daß die Regentschaft auch bei Lebzeiten eines andauernd willenlosen Königs ihr Ende finden könne. * In Stendal wurde eine BiSmarckgesellscbaft für Deutschland gegründet. (S. Dtsch. Reich.) * Auf der Strecke Lei nefeldc — Dreh sa ereignete sich gestern bei Homberg durch Entgleisung eines Giitcr- zugeS ein Eisenbahnunglück, bei dem der Heizer getötet, der Maschinen sührer schwer verletzt und die Strecke auf etwa 10«« Meter aufgerissen wurde. (S. Aus aller Welt.) * Der in Ehicago tagende Nationalkonvent der republikanischen Partei sprach sich zu Gunsten deS Schutzzolles als Grundprinzlp aus. (S. Ausland.) geaanirrn —«stier rnrrirchrn Latrisirn. Fürst Uctztoiiiskij', -er beknmile Herausgeber der „St. Pctersb. Wjcdomosti", bat seine Reise zmu Juteruatio nalen Preßkongreß in Zt. Louis dazu benutzt, um sich in einer Reibe von Artikeln über die gegenwärtige schwierige Lage Rußlands und sein Berbaltnis zum AuSlaude, namentlich auch zur ausländischen Preise ausgesprochen. So gibt ibm die Landung im Hafen von New L)ork An laß zu der folgenden Betrachtung. ,,Das kolossale Dampfschiff des Germanischen Lloyd „Wilhelm II." — eine ganze Stadt init zahllosen Kajüten und Unterabteilungen, ein Meerungeheuer neuesten Typus — kommt nach einer Reihe von Regentagen an New-Aork heran Der Lootfen-Dampfer bringt einen Pack Zeitungen mit, die bei den Passagieren einen reißen- den Absatz finden: sie hatten während der siebentägigen Fahrt keine politischen Nachrichten erhalten. In erster Linie stehen natürlich leidenschaftliche Erörterungen über den unglückseligen Krieg auf Grund von notorisch lügen basten Mitteilungen. In jedem Winkel deS Dampfers, auf dem Hauptdcck für Promenaden, in den Rauchkajllten, in den Salons und Cafes beurteilt die ganze zusammen gelaufene Nasse von fetten Bougeois, Abenteurern, Leu- ten ohne Vergangenheit und Zukunft, typischen Ver tretern deS vereinfachten Menschentums des 20. Jahr hunderts, fieberhaft und schadenfroh die letzten Depeschen, die den Untergang des schon genügend zertrümmerten russischen Kolosses prophezeien. Die be leidigendste«, Bemerkungen, Worte der Verurteilung, Be rauschung an den japanischen Spielzeugsiegen, Haß gegen Rußland in jedem beliebigen Ausdruck, in den Gesten, im Lächeln . . . alles das schneidet nur so das Osir, sticht mit stumpfem Messer direkt ins Herz .... Mit diesen Ge fühlen muß man durclxius rechnen: wir müssen uns volle Rechenschaft über den Umfang der gegen uns genährten tiefen Feindsctraft geben, müssen eine solche Stimmung des Weitens kund seit einiger Zeit auch des Ostens) ana- lysieren, um die Ursachen dieser Idiosynkrasie, eines sol chen ganz unnatürlichen Verhaltens gegen ein großes, friedliebendes, begabtes Volk herauszufinden, das vor anderen Rassen nur dadurch schuldig ist, daß es zur Grundlage seiner Politischen Eristenz nicht die bloße rohe Gewalt stabiliert hat. Man hat uns jetzt, gegen unfern Willen, in einen elementaren Kampf mit den feindlichen Prinzipien ge stoßen, die zur Zeit in den Insulanern mit gelbem Ge sichte personifiziert sind: ihnen klatschen die Amerikaner und zum Teil die Engländer von Herzen Beifall zu. Suchen wir also unsere Fehler und unrichtigen Hand lungen zu erkennen, aber prägen wir nutz auf Jahrzehnte hinaus fest ein, klon welch' einer Wand von Vorurteilen und Bosheit, von Verleumdung und Haß unser vielge prüftes Volk umgeben ist und von allen Seiten gefangen gehalten wird, berufen dazu, sich um den Preis von Blut abermals einer« ebrenolleu Platz auf dem Erdball zu er obern. Es werden ein, zwei Jahre vergehen, da werden wir als Sieger die schmeichelhaften Reden der Ausländer hören: prägen wir un-° aber fest ins Gedächtui: ein die Schärfe de« jetzigen historischen Moments, der Uebcr- zeugung davon, daß der Japaner dem Angelsachsen Bru der und Schwager ist, wir aber die Parias unter den zivilisierten Staaten, die Aschenbrödel sind, die an ein gleiches Leben mit ihren älteren Knlturschwestern gar nicht denken dürfen, die aus irgend einem Grunde nicht das Recht haben, sich in die Weite und Breite auszu dehnen, wie die andern kolonisierenden Staaten. Ein Hauptirrtum, z. B. bei der Würdigung der gegenwär tigen Ereignisse, wurzelt darin, daß wir das kleine Japan beleidigt, es au Händen und Füßen gebunden hätten, über den fernen Osten mit der ganzen Schwere unseres Riesenorganismus bergefallen wäre««. So denken nicht nur die unwissenden Leute im Auslande, sondern leider auch viele unserer eigenen Landsleute, die sich in dem Labyrinth der Fragen, welche sich auf unsere asiatische Politik beziehen, noch nicht zurecht gefunden haben. Die Macht sind dort jetzt die Japaner, ein 47 Millio nenreich, das sich an seiner Basis, in der Nähe seiner Häfen und Gewässer, bei Anwesenheit seiner glänzend ein gerichteten Flotte und einer vortrefflichen Land-Artillerie schlägt. Tic defensive Rolle Rußlands ist im gegebenen Moment rein evischen Charakters. Der Titan-Japan, eine große Schlange, würgt mit seinen Umschlingungen, mit feinen ungeheuerlichen Ringen den Wacht haltenden Krieger, der für sein Banner im fernen Grcnzlande stirbt: einst kommt doch die notwendige, längst ersehnte Unter stützung! Tie zivilisierten Nationen stehen mit gespann ter Neugierde im Kreise herum, freuen sich über das wilde Schauspiel, amüsiere«« sich ai« dein blutige«« Mahle. Und niemand will das Eine wissen: die Japaner hatten die Möglichkeit, während einer Reibe von Jahrhunderten, als noch an Rußland in« fernen Osten gar nicht zu denken war, Korea und China den Wohltaten der Kultur zuzu führen: aber sie haben ihren Nachbar«« niemals etwas ge geben als Räuberei und Bedrückung. Auch haben sie noch leh- Vic'--Lmc- aus»-denmu ihre Waghalsigkeit und Habsucht treibt sie aufs Festland. Ter Krieg ist eil« schreckliches Uebel — es gibt kein größeres auf der Welt. Aber nachdem man einmal durch «Herausforderung zum Kriege genötigt, nachdem man es einmal für zweckmäßig befunden hat, den schon fast er loschenen kriegerischen Geist im russischen Volke zu wecken, gibt cS kein Zuriickweicheu mehr — und um so schlimmer wird cs für die werden, die den Krieg begonnen haben." Es ist äußerst iustruktio, diese Gedanken eines russi sche«« Patrioten auch einmal daraufhin zu prüfen, ob sie den«« nicht ein wenig Anerkennung für die überaus wohl wollende Haltung Deutschlands, und zwar seiner Regie rung wie seiner politisch maßgebenden Bevölkerung, übrig haben Wir haben leider vergebens danach gesucht. Und doch ist es Tatsache, daß sogar das verbündete Frankreich vorläufig den Krieg ausschließlich als Gelegenheit be trachtet hat, sich Sondervorteile zu verschaffen. Wir meinen, ein klein wenig, wenn auch nur platonische Dank barkeit für unsere Haltung hätte dern russischen Patrioten nicht übel gekleidet. Aber wir wolle«« nicht mit ihm rech ten, sondern nur daran erinnern, daß im allgemeinen Sentiments bei andere«« Völkern in ihren Beziehungen zu«n AuSlande keine Nolle spielen. Der rurrircd-japanirchr Krieg. Di« neuen russischen Lrsatztruppen. Wie bereits gemeldet, ist General Dembowski, bisher zur Verfügung des Kriegsministers, zum Kom mandeur des 5. Stbirischen Armeekorps, und der Stabs chef des Moskauer Militärbezirks, Generalleutnant Sobolew, zum Kommandeur des 6. Korps ernannt worden. Da in Ostasien keine Truppenteile zur Bildung dieser beiden Korps verfügbar sind, so werde«« sie vor aussichtlich aus deu Reservebrigaden zusammeugestellt, zu deren Ergänzung ein kaiserlicher Erlaß die Reservisten einer Anzahl vor« Kreisen 18 verschiedener Gouverne ments einberufen hat. Sie liegen in den Militär bezirken Kasan, Kiew und Moskau. Nach den Er nennungen der Kommandeure zu schließen, die bekannt gegeben werden, handelt es sich um die 51., 54.- 58. und 61. Reserve-Jufanteriebrigade, die mobil gemacht werden, und um die ganz neu aufzustellenden Divisionen 68, 71—73 und 78. An Stämmen sind vorbanden die 51. Brigade (Regimenter 201—204) im Militär- bezirk Kiew im Verband des 10. Korps, die 54. (Re gimenter 213—216) und 61. (Bataillone 241 -244) iin Militär bezirkKasan, sowie die 55. (Regimenter 217—220) und 56. (Regimenter 221—224) in« Mili tärbezirk Moskau in« Verband des 17. Die 51. und 54.—56. Brigade haben je vier Regimenter zu zwei Bataillonen. Bei der Mobilmachung verdoppeln sich die acht Bataillone und es entsteht eine Division mit gleicher Nummer. Dieser Zusammenhang wird auch dadurch ausgedrückt, daß mit einer Ausnahme die bis- herigen Brigadekommandeurc den Befehl über die neuen Divisionen erhielten. Bei einem normalen Friedcnsstand von 40 Offizieren und Beamten und 830 Mann ist die Erhöhung auf Kriegsstärke von 70 Offiziere«« und 3011 Mann ohne die Trainmann- schäften verhältnismäßig einfach. Schlimmer steht es damit bei der Brigade 61, die nur vier Bataillone hat mit je fünf Kompagnien Oraanisotiansmäßm soll au:> den vier erncn Compagnien jedes Bataillons ei«« Regi ment zu vier Bataillonen, zu vier Kompagnien gebildet werden, somit eine Vervierfachung eintrcten zu einer so genannte«« Division erster Ordnung, während die fünfte«« .Kompagnie«« jedes Bataillons durch Verfechzehnsachung zu je einem Regiment auswachseu. Es gibt dies dann eine Division zweiter Ordnung, deren Nummern sich an die der im Frieden bestehenden Neservebrigaden an schließen. Hierzu gehören die Divisionen 68, 71—73 und 78. Es ist leicht zu ersehen, daß derartige Neu formationen nur eine«« bedingte«« Wert haben, und man kann daher annehmen, daß die Divisionen 61, 71—73 und 78 bestimmt sind, den Garnisondienst in der Heimat an Stelle der nach Ostasien gebender« Divisionen 51, 54 bis 56 zu übernehmen, welche zur Aufstellung von zwei Armeekorps ausreichen. LLriegrbrlefe der Aon Jaime von Vonrbsn. Don Jaime von Bourbon, der Sohr« des errigen Thronanwärters Doi« Carlos, der sich gegenwärtig in der Mantschurei im Heerlager des Generals Kuropatkin befindet, hat Briefe an Freunde in der Heimat gerichtet, die von eine««« französische«« Blatte im Auszuge wieder gegeben werden. Sie enthalten interessante Einzel heiten über die Schlacht an« Jalu, über Port Arthur, wo Ton Jaime mit den russischen Matrosen den japa nischen Brandern entgegenfuhr, über die patriotische Be geisterung der Japaner, über ihre Bemassung, über den Untergang des „Petropawlowsk" usw. „Wenn die Russen" — so schreibt Toi« Jaime — „sich deu Brandern näherten, so nahmen die Japaner, die an der« Masten des Schiffes standen, sich das Leben, indem sie sich er- schossen oder sich ins Wasser stürzten oder sich die Kehle durchschnitten, nur um sich nicht ergeben zu müssen ..." Ar« einer anderen Stelle heißt es: „Die kleinkalibrigen japanischen Gewehre machen meist nur wenig ernste Wunden. Nach der Jaluschlacht sah inan die meisten Verwundeten zu Fuß ins Hospital gehen. Die japa nischen Kugeln sind „menschenfreundlich": man wird ge tötet oder erholt sich rasch. Verwundete, die voi« sechs .Kugeln getroffen wurden, sind schon auf dem Wege der Besserung, unter ihnen ein Mann, der besonders schwer verwundet war: eine Kugel drang ibm durchs Ohr und kam an der entgegengesetzten Wange wieder heraus . . .." Anläßlich der Schilde««ma der Petropawlowsk" Kata stroplw cnmsitTon Jaime folgende abergläubische Ge schichte: „Ter Mai ineleutuant Knbe besuchte vor fünf Jahren ein Kloster, in dein Reliyuien aufbewahrt werden. Der Pope gab ihm beim Abschied eineu silbernen Ring, der mit den Reliyuien in Berührung gebracht worden war, und bat ibn, sich nie von diesem Ringe zu trennen, da er ibm Glück bringe«« «neide. Der Leutnant wurde später Flügeladjutant deS Großfürsten Kyrill. Zn Ostern wollte er, wie es bei deu Russen üblich «st, dem Großfürsten ei«« Geschenk machen. Ta er nichts anderes besaß, gab er den Ring hin. von dem er fick fünf Jahre lang nicht getrennt batte. Einige Stunde«« später wurde er ein Opfer der „Petropawlowsk" Katastrophe, während der Großfürst wie durch ein Wunder gerettet wurde." Deutsches Heid). * Berlin, 22. Juni. * Kommunaler Arbeitsnachweis in Preußen. Die Wirksamkeit der in Preußen vorhandenen kommunaler« oder mit kommunaler Unterstützung betriebenen allge meinen Arbcitsnachweisestellcn hat sich im abgelaufenen Jahre wiederum in erfreulicher Weise gesteigert. Es wurden Stellen . , angrboten gesucht vermittelt im Jahre 1002 1903 294 948 506238 219011 382 711 545 622 272 524 In der Zahl der Vermittelungen ist andauernd eine Zunahme zu verzeichnen: so wurden vermittelt in den Jahren 1897: 104 307, 1898: 122 120, 1899: 160 643, 1900: 185 681, 1901: 189 397, 1902: 219 011 und 1903: 272 524 Stellen. Mehr als 10 000 Stellen haben im abgelaufcnen Jahre vermittelt die Arbeitsnachweise in Berlin (46 675), Köln (28 810), Frankfurt a. M. (25 352) und Düsseldorf (11 640), mehr als 5000 bis 10 000 Stelle«« die Arbeitsnachweise in Wiesbaden (8820), Breslau (85071, Erfurt (8285), Posen (7750), Barmen (6728), Kassel (6306), Magdeburg (5914) und Kiel (5400). Die Zahl der bestehenden Arbeitsnachweise ist im letzten Jahre cbensalls weiter gewachsen: am 1. Januar 1904 waren 276 Nachweisestellen vorhanden gegen 263 nm 1. Januar des Vorjahres und 222 am 1. Januar 1902. Neu begründet sind Arbeitsnachweise- stellen u. a. in Zoppot, Gleiwitz, Halberstadt, Hameln, Hildesheim und Bochum, «nährend eine größere Zahl von Gemeinden die Errichtung eines Arbeitsnachweises» plant. Von den am 1. Januar d. I. nachgewiesenen 276 Nach weisestellen sind 189 kommunale Arbeitsnachweise: die übrige«« 87 Nachweisestelle«« werden mit kommunaler Un terstützung betrieben. Unter Beteiligung von Arbeit- geberu und Arbeitnehmern wurden verwaltet 55 Arbeits nachweisestellen. * S-ztaldemvkrattschc Ztaiibesschiitzung. An der Spitze der Rubrik „Parteinachrichten" teilt der „Vorwärts" ein „heiteres Stückchen" ans ter Gothaer Landtags Wahl init. Es handelt sich dabei nm einen Frankenhainer bei der Eisenbahn angestellten Klosetreiniger, der einen sozial demokratischen Stimmzettel mit den Worten: „Ich wähle nach meinem Stande" znriickgrwiesen »nd konservativ gewählt baden soll. Hat ter Eisenbalmaugestellte wirklich so gesprochen, so kann er damit gemeint haben, daß er als An gestellter der Eisenbahn seine Stimme nicht für einen Kan didaten der Uinsturzpartei abgeben dürfe. Hat aber der fragliche Eisenbabnangestelltc seine Berufstätigkeit für so vor nehm gehalten, daß er lediglich in der konservativen Abstimmung ein standesgemäßes Verhalten erblickte, so hat die Sozial demokratie nicht daS mindeste Recht, von ihrem grundsätzlichen ^taudviinstc anS den Frankenhainer Arbeiter zu verspotten. Tenn die sozialdemokratische Partei schätzt, wie sic bei jeder Gelegenheit verkündet, den niedrigsten Handarbeiter ebenso hock« ein wie den Kopfarbeiter, ja sie stellt sogar die Tätigkeit des Handarbeiter« oft genug über die de- Kopf arbeiters. Wie kommt also da- sozialdemokratische Zentral organ dazu, sich über ein etwa vorhandene- Selbst bewußtsein deS ManneS lustig zu machen? Die Antwort auf diese Frage gibt die Tatsache, daß jener Mann niHt sozial demokratisch gestimmt hat! Deshalb beim „Vorwärts" der Rückfall in Klassen- und Standesanschauungen, de-halb sein gruntsatzwidriger Seitensprung, dem Frankenhainer Wähler das durchbohrende Gefühl seines Nickt- vorzuhalten. * Flkischerci-Yeror-mmg. Es wird eine BundeSrats- verordiinng für das Fleischergewerbe nach Art derjenigen für das Bäckcrgewerbe erwartet. Im Zusammenhang dainit darf an die Erhebungen über die Arbeit-zeit der Gehülfen und Lehrlinge im Fleischergewerbe erinnert werden. E- war da- die erste Arbeit der neuen Abteilung für Arbeiterstatistik im reicks statistischen Amt, die sie von der früheren arbeiterstatistischen Kommission übernahm. Die Erhebungen, welche sich auf die Dauer der üblichen Arbeitszeit, Sonntagsarbeit und Ruhe pause«« erstreckten, wurden veranlaßt durch Klagen aus den Kreisen der Fleischergesellen. Die Untersuchungen wurden ausgedehnt auch auf die Wobnnng-- und LehrlingSverhält- ilisse. Es ward festgestellt, daß in einigen Betrieben bi- zu 14 Stunden gearbeitet wird, in den meisten lv—12 Stunden, nach Abzug der Pausen-, dabei ist zu bemerken, daß die Arbeitszeiten meist nicht streng eingebalten werden. In Be trieben, Vie auch Wurst bereiten, pflegt länger gearbeitet zu werden. Die Arbeitszeit der Lehrlinge weicht wenig von der der Gesellen ab, einige werden auch bis zu l4 Stunden be schäftigt. In Großstädten wird häufiger an Sonntagen ge arbeitet al« in kleineren Orten. In den meisten Füllen wird Kost und Wohnung den Gesellen und Lehrlingen gegeben. — Der Oberhofmeister der Kaiserin Freiherr von Mirbach hat Henle eine Dienstreise nach der Provinz Posen behufs Teil nahme an den Feiern der Einweihung eines unter dem Protektorate der Kaiserin stehenden Siechenhonses in Ävlffskirch und der Grund sleinlegung zu einer ebenialls unter dein Protektorate der Kaiserin zu erbauenden Kirche bei Posen angrlretrn. — Der zweite Vizepräsident des Reichstags, Geheim rat »>. Paaschc, beging hier heute mit seiner Gemahlin das Fest der silbernen Hochzeit. — Der 14. Bundestag der deutschen Bodenresormer ist ans den 1.5. nnd 16. Oktober d. I. nach Darmstadt einberusen. Tagesordnung: l) „Die Schwindsucht und die Wohnungsfrage." Referent: Pros I>r. Max Gruber ln München. 2> „Die Waner «raste die Bergwerke der Zukunft." Referent: Prof. Or. Schär in Zürich. :si „Bodenreform nnd Kvlonialpolitik." Referent: Admirnl I>r. BvterS in Ehnilvttenbnrg. — Ein graphischer Atlas der deutschen Arbeiterver- siehernng, welchem durch stalislische Tabellen und einen Quellen nachweis eine Erlüniernlig beigegeben ist, wird soeben vom Kaiser«. Statistischen Amt in Karl HchmannS Verlag veröffentlicht. Der Auas ist im Auftrage des Reichs Vcrsichernngsamts bearbeitet von Regie« nngsral I»r. Klein nnd verdankt seine Entstehung der Welt ausstellung in St. Cottis I!X>1. ans welcher die deutsche Arbeitrr- versicherniig, zumal auch in ihrer Statistik, vom ReichS-VersichernngS- amt nnd dem Kaiserlichen Statistischen Amt eingehend z«tr Darstellung gebracht ist. Die Abonnenten des Jahrgangs 1904 deS ReichS- ArbeitSblattS erhallen den Alla« kostenlos: der Einzelpreis im Buchhandel beträgt 50 Pfennig. * * Stendal, 22. Juni. Gelegentlich der gestern abend veranstalteten großartig verlaufenen Bi-marckseier, an der mehr als 2000 Personen teiluabmen, «vurde, wie der „Altmärker" melket, eine Bismarckgesellschaft für Deutschland mit dem Sitz in Stendal gegründet. Die Ziele der Gesellschaft erstrecken sich vor allem auf die Mehrung der Bestände ter Bismarckarchivs und -Museums, mit Schaffung von monumentalen Prachtgebäuden in Stendal zur Unterbringung der Bismarckschätze :c. In den Vorstand wurden n. a. gewählt: Oberbürgermeister Werner, Lank- gerichtSpräsident Clmckml, l)r. Scgelckcn. Namhafte Beiträge sind von Korporationen bereits zugesagt worden. * Marburg, 21. Juni. Hier wnrde die von Studenten und der Bürgerschaft errichtete Bismarcksäule heute eingewriht. XV. Stuttgart, 2l. Juni. Der König nnd die Königin begaben sich am Sonnabend von Bebenbansen direkt nach Friedrichshafen zum Sommeraufentbalt. — Minister präsident l>«. v. Breitling war letzter Tage abermals in Btbciihaiisen, um dem König über die politische Lage Vor trag zn halten. * Mülhausen, 2t. Juni. Die sozialdemokratische Mchrhcir ans Vein M ü l h a n s e r Rat Hanse bleib« be stehen. Der zweite Wahlgang hat den Sozialdemokraten einen vollen Sieg gebracht. Alle fünf Kandidaten ihrer Liste sind gewählt worden, nnd sie verfügen jetzt über 20 von 30 Go« meiiideratSiitzen. Wie bei dem ersten Wahlgange hat ihre Liste Vie meisten Stimmen ans sich vereinig«, der ziveitc Wahlgang hat ihr sogar noch einen Zuwachs von 500 Stimmen gebrach«. Erfolgreich waren auch die Jungklerikalcn, die vier Kandidaten in den Gemeinderat brachten. Ihre Liste erhielt 3800 Stimmen gegen ungefähr ltOO Stimmen der Sozialdemokraten. Die kiberal-demokraiische Partei und die konservativ-altklerikalen Elemente, die der Allgemeine Wahlvcrein znsainrncnfaßt, unter lagen gärrzlich-, die Kandidaten beider Parteien erhielten sogar weniger Stimmen als bei dem ersten Wahlgange, was haupt sächlich durch zwei sogenannte wilde Kandidatenlisten verschul det worden ist, durch die Verwirrung nnd Zersplitterung in die Reihen der Liberalen und des Allgemeinen Wahlvereins getragen wnrde. plle«trrir»el Lamltag. Abse-r-netenh«»-. * Berlin, 22. Juni. (Tel.) Noch Erledigung von RechnnngSsachen begründet Kreth ikons.) seine Interpellation: AnS welchen Gründen wird die in der Thron rede angeknndigte Vorlage betr. den Ausbau deS masurischen Kanals noch nicht rinaebracht? llnterstaatssekretär Schulz er- widert, der malnrisch, Kanal sei in die Kanalvorlage nicht aus genommen worden, «veil eine Klarlegung der finanziellen nnd wirtschostlichen Vnchältnisse bisher nicht zu erreichen gewesen sei. Die Stimmung für da« Kanalproiekt in Ost preussen selbst sei erst günstiger geworden, al« die Regierung mit dein Projekt eine« TriebwerkknnolS hervorgetreten sei, die Gtimmnng sei oncki setzt noch nicht enthusiastisch. Die Regierung habe e« für notwendig gehallen, zu ermitteln, ob durch die Verwertung der elrk- «riichen Energie Schleusen nnd Kanal wirtschaftlich günstiger zu ge- stnlten sind. Die Regierung werde e« sich angelegen sein lasten, die notwenvioen Ermittelungen schnellsten« zu beendigen und do« Uater- nehmen de« masurischen Eeekanal-, da- »ehr i* Angriff« da«
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