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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.06.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040625026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904062502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904062502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-06
- Tag1904-06-25
- Monat1904-06
- Jahr1904
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Anzeigm-Yret- tie 6 gespaltene Petitzelle 2S Nrklamea unter dem Siedokttousflrtch (4gespalteu) 75 «ach den Frviilieunach- richten (S gespalten) 50 ej. Tabellarischer und Zisfernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Ofsertenannahme 25 Extra-Beilagen (gesalzt), aur mit der Morgen.Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbeförderung 70.—. «lunahmeschlufz f«r Anzeigen: «bead-Au-gabe: vormsttaa« 10 Uhr. Morgen-Ausgab«: aachmUtag» 4 Uhr. Anzeigen stnd stet- au die Srpeditton zu richten. Die Expedition ist Wochentag» uauutrrbrocheu geöffnet vou früh 8 bi» abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von G. HtaU tu Leipzig (Inh. vr. B., R. L W. «ltakhardtX Nr. 32i). Sonnabend den 25. Juni 1904. 98. Jahrgang. Vas WMgtte vom Lage. * König Eduard VII. jst an Bord seiner Jacht „Victoria and Albert" gestern abend gegen 11 Uhr in Brunsbüttelkoog ein getroffen und heute früh 6 Uhr 20 Min. durch den Lianas weiter nachKiel gefahren. * Geheimrat Planck- Göttinnen erhielt anläßlich seines 80. Geburtstages vom Kaiser ein Glückwunsch schreiben, vom Prinz-Regenten von Braunschweig das Großkreuz des H e i n r i ch s o r d e n s. (S. DLsch. R.) * Der D i ch t c r W i l h e l m I o r d a n ist heute vor mittag in Frankfurt a. M. gestorben. (S. Feuill.) * Ueber die badische Vcrfassungsrcform soll eine Ver- sländjgung bevorstehcn. Tie Regierung hat einen neuen WablkrciSeintcilungs-Entwurf eingebracht. (S. Ttsch. R.) * In dem Torfe Großenbrode auf der Insel Fehmarn wütet eine gewaltige Feuersbrunst. * Perdicaris und Varleh sind gestern in Tanger eingctr offen. * Bei P o r t A r t h u r hat am Donnerstag ein für die Nüssen unglückliches Seegefecht stattgefunden. (S. Russ.-jap. Li rieg.) knglircbe pressstimmen rinn vesuche Isönig küusrcls. König Eduards Abreise nach Kiel war natürlich für die Presse seines Landes ein Ereignis, das sie nötigte, nach altem Brauche ein Festgeläute ertönen zu lassen. Es ist nun besonders in England üblich, bei solcher Ge legenheit nur angenehme und schmcichelhaste Dinge zur Sprache zu bringen. Da die Gewohnheit auch in England eine gewaltige Mawt ist, wird es manchem Blatte recht sauer, den Uebergang zu der jetzt benötigten und zeit- gemäßen böslichen und verbindlichen Tonart zu finden. Seit wahren bat man ja Deutschland gegenüber in Zungen geredet, die nicht gerade der Geist frcuudnachbarlicher Liebe regierte. Zn die „passenden Worte" der Gelegenhcitsartikel mischt sich deshalb, wie der Londoner Berichtcrstatt^ der „Köln. Ztg." treffend meint, so etwas wie ein verhaltenes Knurren. Der „Daily Telegraph", dessen sich ja nicht selten das englische Auswärtige Amt bedient, läßt fick also vernehmen: „Tie Kieler Begegnung ist zwar im Vergleich mit den Be inchen in der portngicsischen, italienischen und französischen Haupt stadt von einem ausfälligen Mangel an Formalität, sie muß aber doch, auch wenn man sic ganz von allem geheimnisvollen Beiwerk entkleidet, das festländische Zeitungen umdie Sache g ew oben haben, immerhin eine gewisse politische Wirkung haben. Tast Liese Wirkung aber einen wohltätigen Charakter haben möge, soweit sich überhaupt ihre Traaweite erstreckt, ist der aufrichtige Wunsch der Bevölkerung hierzulande. Tic öffentliche Meinung im Bereinigten Königreiche hat nicht den Wunsch, sich zur blinden Näherin unvernünftiger Vor urteile zu machen. Sic hat keine dauernden Feind- Feuilleton. Oie Entgleisten. Roman von Caroline Dentscb. Nachdruck vcrlwien. „Ich weiß cs, lieber, gnädiger Herr! ... Es ist dies eine Schuld, aber nickst seine allein! Und schwer hat er's selber in der Todesstunde empfunden. „Jauzsi", hat er zu mir gesagt, „ich verdiene nicht, daß mir mein Solm die Augen zudrückt, denn ich habe nicht meine Pflicht an ihm erfüllt." Er hat nicht gewußt, daß ich gleich in dec ersten Stunde telegraphiert habe, ich wollt's ihm vorher nicht sagen. Wenn der Sohn dann doch nicht kommt, dann verbittert's meinem armen Herrn nur noch mehr die letzten Augenblicke, hab' ich bei mir gedacht." „Ich habe die Depesche zn spät erhalten, ich bin um gehend abgereist", sagte Betlsten, wie sich entschuldigend, dann fragte er nach einer Pause wieder: „Was war die Krankheit, Znnzsi? War gleich Hülse zur Stelle und hast dn getan, was nötig war?" Ter alte Diener hob die trüben, umflorten Blicke. „Ter Herr Gras wird'« ia doch erfahren. Zcb wollt's schon ans dem Wege sagen, mir hat mir der Mut dazu gefehlt. . . . Aber die Gerichtskommission kann jede Stunde erscheinen, es kann dem gnädigen Herrn nicht er- spart bleiben. . . . Es war keine Krankheit, die der liebe Herrgott schickt mein unglücklicher Herr hat selber Hand an sich gelegt." „Jauzsi, was sagst du da?!" ries der Sohn entsetzt. „Zweimal hab' ich's in seinem Leben von ihm ab- gewehrt", berichtete der Kammerdiener mit zitternder Stimme weiter: „es hat ihm halt aber doch zn lang' ge- dauer) bis der Tod von selber kam, und da hat er's zum dritten Male versucht." schäften. Sie hegt keinen überflüssigen Haß. Sie trachtet auch nicht danach, eine ständige Politik der Herausforderung und de» Angriffs gegen irgendwelches ihrer Nachbarvölker zu verfolgen. Wenn des Kaisers Untertanen im allgemeinen eine ähnliche Denkweise zum Ausdruck bringen, so ist kein Grund vorhanden, warum König Eduards gutes Werk der Beschwichtigung internationaler Miß stimmungen nicht seinen Fortgang nehmen sollte. Wir bemerken mit Vergnügen die Besserung im Tone der Berliner Preßstimmen und die Anerkennung, daß dieBemühungen des KönigS ohne Hinter gedanken auf die Erhaltung des Weltfriedens gerichtet sind. Es hat zuweilen in den letzten Jahren eine Neigung geherrscht, im großen Namen des Eisernen Kanzlers einen wohlfeilen Macchia- velliSinns zu predigen, den der Gründer der moderne» deutschen Politik mit der Lange seines ganzen Spottes übergossen haben würde. In diesem Sinne war Bismarck kein Bismarckiancr von dem Typus, den man so oft unter den streitbaren Professoren der Studiersiubc findet, die nur spärliche Kenntnis von der praktischen Behandlung der Geschäfte besitzen. Deutschlands geographische Lage, inmitten der übrigen europäischen Mächte, ist eine derartige, daß gerade ihm, seiner industriellen Entwicklung und seiner politischen Sicherheit die Erhaltung des allgemeinen Friedens wichtiger ist als irgend einer andern Macht. Zwischen Deutschlands Diplomatie und der nnjrigcn herrschen weite Anschauungsverschiedenheitcn in mehr als ciner wichtigen Angelegenheit. Bei der gegenwärtigen Gelegenheit wird man aber ans beiden Seiten vorziehen, die Un höflichkeit zu vermeiden, auf streitige Einzelheiten cinzugehen. Die Kieler Begegnung an sich kann den Grnndcharakter der englisch deutschen Beziehungen nicht ändern. Sie kann aber wcnigstens den Ton verbessern, in welchem die beiden Völker der Erörterung pflegen. Aerger, hat inan sehr richtig bemerkt, ist der Feind der Politik und es ist nicht minder zutreffend, daß Höflichkeit eine BnndeSgenossin des Friedens ist." Recht gezwungen klingen die Töne, die die „Times", das olle ehrliche Eityblatt anschlägt. Man beachte die Wenn und die Aber. Davon nur eine kurze Probe: „Wenn die Beziehungen so gespannt wären, wie manche Organe der öffentlichen Meinung in Deutschland sich bemüht haben, es dar- znstellen, so könnte die Gelegenheit da sein für ein großes greif- bares Vcrjöhnungswerk, oder wenn die beiderseitige Stimmung so enthusiastisch wäre, wie bisweilen behauptet wird, so könnte ein solcher Zustand der Dinge vielleicht durch ein niufasscndcS Ein vernehmen gekrönt werden. Aber so liegen die Dinge tatsächlich nicht. Tie englisch - deutschen Beziehungen sind weder so erbittert, daß sie ein Abkommen dringend notwendig machen, noch sind sie so warm, daß sie von selbst zu einem Abkommen führen müssen." Der konservative „Standard" schreibt, als hätte er nie ein Wässerchen getrübt: „Nichts würde dem englischen Volk angenehmer sein, als das Wachstum einer srenndlichcrn Stimmung in deutschen politischen Kreisen zn beobachten. Mit dem Volk im ganzen hat eigentlich nie ein ernstes oder dauerndes Zerwürfnis geherrscht Tausende von uns sinken alljährlich in Deutschland das angenehmste der Reise- gebiete, und wir glauben, daß eS nach dieser Richtung hin nicht an Gegenseitigkeit fehlt. Wenn in diplomatischen Sphären bei gewissen Gelegenheiten oder in gewissen Fragen eine weniger liebenswürdige Stimmung geherrscht hat, so können wir mit gutem Gewissen behaupten, daß die Schuld nicht auf unserer Seite lag." Auffällig ehrlich äußert sich die „Daily RewS": „Wir haben keine Vorliebe für die Diplomatie oder die Ziele der deutschen Staatsmänner und wir Lenken daran, daß der letzte Besuch des deutschen Kaisers in Sandringham mit einer Bellsteii sank wie vernichtet auf einen Stuhl, dann aber sprang er wieder auf. „Warum bat er das getan, Janzsi? Was hat ihn zu diesem letzten, fürchterlichen Schritt getrieben? Was hat ihn überhaupt so heruntergebracht?" „Ter Trunk, gnädiger Herr, der Trunk, der zn einer schrecklichen Krankheit geworden war! In der Zeit, wo er Rnhe davor batte, bat er sich mit seinen Büchern be schäftigt oder in den Wäldern gejagt. Tann war das Uebel plötzlich wieder da, er lag in den Schänken Tag und Nacht herum, ein Hohn und Spott der Leute, oder er ließ sich den Branntwein ins Schloß bringen und trank tage- und wochenlang bis zur Besinnungslosigkeit, und hatte der Sturm ansgetobt, dann blieb Widerwille, Ekel, Todessehnsucht " „Tas war doch aber früher nicht", murmelte der Sohn in tiefster Erschütterung. Als ich noch zuletzt bei ihm war, hab' ich nichts davon gemerkt." „Es ist scholl damals gewesen . . . sogar schon ein paar Jahre früher, aber der gnädige Herr haben sich mit dem Herrn Grasen nicht viel beschäftigt . . . waren auch noch zn jung dazu, und es war erst der Anfang der .Krankheit . . . schrecklich ist sie erst in den letzten Jahren geworden. Und wer meinen armen Herrn früher gekannt bat! . . . O, du lieber Herrgott, wer ihn gekannt hat, so stolz, so stark, so gut, eine Freude für jedes Menschen auge!" Die Stimme des alten Mannes brach und er wandte sich ab, seine Tränen zu verbergen. „Er hat sich erschossen?" fragte dec Sohn leise. Ter Diener nickte. „Ec ist nicht gleich tot gewesen, hat fick« noch einen Tag und zwei Nächte guälen müssen. Und hier in diesem Zimmer, das er in dreiundzwanzig Jahren nicht betreten, hat er sterben wollen." „Es ist das Zimmer meiner Mutter, und auch sie ist hier gestorben?" „Tas Zimmer der gnädigen Fran ist's schon gewesen, höchst verderblichen Handlung unseres auswärtigen Amtes zusammenfiel. Wir glauben aber, daß der Unwillen des Landes über das venezolanische Abenteuer und den Plan der Bagdad-Eisenbahn zu ausgeprägt war und noch zu frisch in Er innerung ist, als daß eine neue Mesalliance möglich sein könnte... Wir sehen aber nicht ein, weshalb die positive Politik des Frieden», die von König Eduard und dem Präsidenten Loubet geschaffen wurde, nicht auch auf die Verhältnisse zwischen England und Deutschland ausgedehnt werden sollte, und wir hoffen, daß König Eduards Besuch von einem ähnlichen Resultate gekrönt sein wird." Am schlechtesten bei Laune ist die „Daily Mail": „ES ist wohl unnötig zu wiederholen, daß dieser Besuch ein Besuch der Höflichkeit und Freundschaft, privater und nicht politischer Natur ist und daß diejenigen, die ihm hohe internationale Bedeutung zuschreiben möchten, sich in grundlosen Spekulationen ergehen. König Eduard begibt sich nach Deutschland, um den ihm vom Kaiser 1902 in Sandringham abgestatteten Besuch zu erwidern. Allein es herrscht diesseits des Wassers ganz sicher nicht daS leiseste Ver langen nach einem Bündnis und es wäre fast ungehörig, unscrm Souverän einen derartigen Wunsch zuzuschreiben. Englands Politik findet ausreichende Sicherheit in dem trefflichen Einver nehmen mit Frankreich, das wir dem Besuche unseres Königs in Paris verdanken, und in der engen Freundschaft mit Italien und Oesterreich, die in den früheren Besuchen dcS Königs in Wien und Rom zum Ausdruck kommen. Wir können dem Besuche in Kiel keine andere Bedeutung beimessen als jeden anderen Akt inter nationaler Höflichkeit". Uns aber verbietet diese internationale Höflichkeit zunächst eine politische Auseinandersetzung und Abrechnung, solange König Eduard als Gast auf deutschem Boden weilt. Unter den Kronen ausgewachsener Hakjesdorne kann der Reiter sich bewegen: denn die Stämme haben unten selten Luerüste. Wehe dem Wagen, dessen Verdeck von zwei Seiten vom HakjeSdorn gepackt wird. Ich erlebte es, daß das Verdeck unserer Pferdekarre in einer Sekunde abge rissen wurde. Tie beiden daumenstarken eisernen Träger brachen glatt ab. In dichten jungen Dornbusch wagt sich weder Mensch noch Tier, nicht einmal Schlangen, höchstens Skorpione und Tansendfüße. Dicht stehender alter Dorn busch ist undurchdringlich. Die Stämme verschränken sich unten', und das Turchzwängen wird durch jungen Nach wuchs oder durch dornenbesetzte Oueräste ausgeschlossen. Solch dichter Tornbuschbestand ist ein schwereres Hinder nis, als der beste Astverhau. Kann man ihn wegen seiner Ausdehnung nicht umgehen, so wird es nötig, sich durch zusägen. Diese Arbeit ist sehr schwer; denn die Stämme sind eisenhart und so dick wie Gewehrschäfte. Selbstver ständlich kann inan den Busch in der trockenen Zeit ab brennen und sich dadurch Lichtungen schaffen. Zur Her stellung freier Stellen im Kampfe kann dies Mittel aber nur bei sehr günstigem Winde angewandt werden. Die Dichtigkeit dicken Tornbuschs ist natürlich nicht überall die gleiche. Er ist besonders dicht an den Rändern der Lichtungen, Flüsse, Wasserläufe und Wege, sowie in den Mulden. Weniger dicht steht er auf den Höhenlinien und in schlechtem, steinigem Boden. Dort befinden sich die Stellen, wo die Eingeborenen sich durch den Busch winden und ihre Fußpfade. Tie seltenen Fahrwege folgen viel fach dem Bett von Fluß- lind Bachrinnen. Liegt der Feind nur 20—30 Meter hinter dem Rande des Dornbuschs, kann man ihm nur mit der Kugel zu Leibe gehen, Bajo nettangriff oder Attacke zu Pferde sind ausgeschlossen. ver Huktana Ser Herero. Auf dornigen Pfaden. Zu den mancherlei Schwierigkeiten, die sich der Krieg führung unserer Streitkräfte in Südwestafrika entgegen stellen, gehören, wie schon öfter gesagt worden ist, die weit ausgedehnten Tornbuschfelder, die den Eingeborenen zum Versteck dienen. Ueber diese Dornbüsche bringt das „Militär-Wochenblatt" interessante ausführliche An gaben, denen wir folgendes entnehmen. Die Charakter pflanze der Tornbuschfelder ist der Wart en Beetje oder Hakjesdoru cklNineu*). Tas Dornbuschfeld weist noch andere Arten von Dornbüschen aus, aber der HakjeSdorn überwiegt. Von weitem sielst der HakjeSdorn ganz harmlos aus: jung wie ein Kartoffelstrauch, aus gewachsen, 4— 5 Meter doch, Ivie ein großer scbwarzgrüner Pilz, der von vielen dünnen Stielen getragen wird. Tas harmlose Aussehen täuscht. Man darf ihm nicht zu nahe kommen. Unterhalb der Blätter stnd die Aeste mit einer Anzahl von 3 Millimeter langen hakenförmigen Dornen bewehrt. Wer die Blätter streift, wird festgehalten. Faßt er zu, um die Aeste zur Seite zu bringen, so verletzt er sich die Finger und bleibt mit den Aermeln hängen. Müh- sam muß er dann einen Arm nach dem andern und schließ lich den Rumpf durch schraubenförmige Bewegung nach außen loSreißen. Durch niedrigen, dünnstehenden Hakjes- dorn, geht man am besten mit hochgehaltenen Händen. Steht der Busch dichter, muß man sich wie beim Tanz um die eigene Achse drehen. Geht das Pferd durch mittel hohen HakjeSdorn, kann dec Reiter vom Pferde gestreift werden und bleibt zwischen Himmel und Erde hängen. ver surrirch-iaprmirtbe Weg. Lin Seegefecht bei Port Arthur. * Tokio, 2». Juni. (AentcrmtldungZ Admiral Togo berichtet: Am TonnerStaa fand bet Port Arthur ein «efecht statt, bei dem ein russisches Schlachtschiff vom PcreSMjet-Typus gesunken ist, ein russisches Schlacht schiff vom Sebastopol-Typus und ein Kreuzer vom Tiana-Typus „efechtsunfähiy gemacht wurden. Die japanischen Schiffe sollen nur unwesentlich beschädigt worden sein. Vie Wahrheit über den „Vogatyr". Aus Petersburg wird der „Rhein.-Wests. Ztg." von berufener Seite genaues über den Unfall des Kreuzer „Bogatyr" mitgeteilt, über den die verschie densten Gerüchte im Umlauf waren. Am Morgen des 15. Mai lief der „Bogatyr" im dichten Nebel aus Wladi wostok aus, mit dem Kontreadmiral Jessen an Bord. Der Nebel war so dick, daß der Kreuzer jeden Augenblick an halten mußte. Gegen mittag bemerkte der wachthabende Offizier plötzlich, daß das Schiff sich nahe bei der Küste befinde. Die Maschine wurde sofort augehalten und Befehl zum Rückwärtsfahren gegeben. In diesem Augenblick lief das Schiff auf einen Felsen auf und barst am Vorderteil. Sofort wurde eine Dampfpinasse nach Wladiwostok geschickt. Die Nachricht von dem Unfall ver breitete sich mit der Schnelligkeit eines Blitzes. Man wollte nicht an den Unfall des schönen Schiffes glauben. aber gestorben ist sie hier nicht, wie überhaupt im Schlosse nicht." Betlsten erhob sich und faßte die Hand des Alten. „Ich frag' dich, nicht wie der Herr den Diener, sondern wie der jüngere Mann den erprobten Freund des Hauses: Warum hat mein Vater niemals von der Mutter ge sprochen? Warum ist er mir ein Fremder geblieben?" Gebeugt, in sich zusammengesnnken, stand Janzsi da. „Ich hab' kein Recht, von der Frau zu sprechen, die des Herrn Grafen Mutter ist", sprach er dann. „Ich hab' aber einen Brief an den gnädigen Herrn, darin wird vieles, darin wird alles stehen ... ." Er entnahm der Brnsttasche seines verschossenen Spensers ein großes, versiegeltes Schreiben und reichte es ihm hin. „Das soll ich dem Herrn Grafen von meinem seligen Herrn übergeben." Der Sohn griff hastig danach und trat an eines der Fenster, wo eS Heller war, umdenBriefzulesen; derDiener, der ihm aber gefolgt war, berührte bittend seinen Arm, und die treue Stimme sprach: „Nicht hier und nicht jetzt, gnädiger Herr! Es ist viel drin zu lesen, und die erste Stunde hier ist schon schwer genug gewesen .... Das Zimmer unten ist geheizt und das Frühstück steht auf dem Tisch." Es lag so viel rührende Sorge in dem ge furchten Antlitz vor ihm, daß der junge Mann den Brief ungelesen zn sich steckte. Das Parterrczimmer war angenehm durchwärmt. Auf dem weißgedeckten Tische standen Brot, Butter, Käse und die summende Teemaschine. Dieser Anblick und dec flackernde Schein der großen Holzscheite im altmodischen Kamin war das einzig Freundliche und Erfreuliche in dem großen, kahlen Zimmer. Die Einrichtung war ärm lich, und durch die gardinenlofen Fenster sah man auf den vernachlässigten Hof und ein Endchen des Parkes mit seinen entlaubten, geschwärzten Baumstämmen. Die vielen Bücherregale an den Wänden eine Reihe von Jagdgewehren über dem cijernen Bett, in einer Ecke ein Gestell mit Pfeisen, vor einem schmucklosen Schreibtisch ein noch einfacherer Lehnstuhl, zeigten, daß der Raum als Bibliothek, Wohn- und Schlafzimmer zugleich gedient hatte. Ter junge Offizier zog den feuchten Ueberrock ans und schnallte den Degen ab, und jetzt fühlte er erst, wie erstarrt vor Külte seine Glieder waren. Er saß im Lehnstuhl, und sein Blick streifte die Gegen stände, die sein Vater benutzt hatte. — Wie ein Bauer, wie ein halber Bettler hatte er gelebt und ihm, dem Leicht- sinnigen, Unersättlichen, hatte er mit vollen Händen ge geben! . . . ohne Vorbehalt und ohne Vorwurf, und nicht einmal aus väterlicher Liebe und Nachsicht gegeben! . . . Wie war das zn erklären? — Doch Betlsten Lavadi konnte nicht mehr denken. Eine bleierne Müdigkeit umfing ihn, die beschwerliche Reise, die seelischen Erschütterungen machten sich plötzlich geltend. Schwere Schlaftrunteubeit überfiel ihn, eine tödliche Er schöpfung, die Körper und Sinne in Fesseln schlug; ihm war, als löse sich Glied um Glied von ihm ab und als schwände er dahin in Erstarrung, in völlige Bewnßtlosig- keit. Mit Hülfe des Knechtes brachte ihn Jauzsi zu Bett, uud Betlsten schlief lange Stunden bis tief in die Nacht hinein, zur großen Genugtuung des alten Mannes; denn er verschlief das Erscheinen der Herren vom Gericht und entging dadurch all dem Peinlichen, das eine derartige Untersuchung mit sich bringt. IV. Später in der Nacht saß Betlsten wieder oben im Zimmer und hielt Totenwacht bei seinem Vater. — Jauzsi batte das Zimmer Heizen lassen und auch für ein kräftiges Nachtmabl gesorgt; denn der junge Mann hatte in viernndzwanzig Stunden nichts gegessen. Der lange Schlaf, so schwer und bleiern er auch gewesen, hatte dock' etwas die furchtbar seelische Erregung herab- gestimmt.
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