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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.11.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041122010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904112201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904112201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-11
- Tag1904-11-22
- Monat1904-11
- Jahr1904
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Bezugs-PretS t7> der Hauptexpedstlon oder deren Ausgabe« stellen ab geholt: vierteljährliches.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Haus >s 8.75. Durch dir Post bezogen für Deutsch land u. Oesterreich vierteljährlich ^l 4.50, für die übrigen Länder laut ZeitunqsprriSltste. Liese Nummer kästet 4^ ML auf allen Bahnhöfen und III ^Ist I bet de» ZrttungS-Brrkäufrrn I * »etzsttts« «rpe-ttt-m 158 Fernsprecher 222 Johauuisgaflr 8. -«»pt-SUtale Dresden: Martenstratze 84 (Fernsprecher Amt I Nr. 1718). Haupt-Atltale Berlin: TarlDuucker, Hrrza l.Bayr.Hofbuchha»dlg^ Lützowstrahe 10 (Ferusprechrr Amt VI Nr. 4608). Morgen-Ausgabe. KiWM.Tügcklltt Anzeiger. Ämtsökatt des KSniglichen Land- und -es Lönigkichen Amtsgerichtes Leipzig, des Aales und -es Nokizeiamtes -er LtaSt Leipzig. Vnzetgen-PretS die 6gespciltene Pctitzeile 28 Reklamen unter dem Redaktionsstrich lsnrspaltrn/ 75 nach den siamiliennach- richte» ivgeipalten) 50 <Z. — Tabellarischer und Ztffernsav iverden entsprechend döher be rechnet. — Äebübren für Nachweisungen und Ossertenannahme 2b Annahmeschluh für Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittags 4 Uhr. Anzeige» sind stets an die Expedition zu richte». Extra-Beilage« (nur mit der Morgen- Ausgabe) nach besonderer Vereinbarung. Die Expeditim» ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig (Inh. vr. V.,R. L W. Klinkhardt). Sir. 594. 98. Jahrgang. Dienstag den 22. November 1904. Var Lttchtigrtr vom läge. * Die Vereidigung de- lippischen Truppen kontingent- auf den Graf-Regenten Leopold hat gestern stattgefunden. (S. Dtsch. Reich.) * Dem preußischen Abgeordnetenbause ging der Gesetzentwurf betr. Beteiligung des Staate- an der BerawerkSgesellschaft „Hibernia^ zu Herne zu. (S. Dtsch. Reich.) * Auf den Talautinseln (nordöstlich von Erlebe-) verursachte eine Orkan eine große Ueberschwemmung, wodurch 3000 Menschen obdachlos geworden sind. (S. A. a. Welt.) * In Pest haben die Studenten oppositionellen Pro fessoren lärmende Kundgebungen dargebracht. (S.Ausl.) * Die durch da- Moskauer Komitee einberufene Beratung der LandschaftSvertreter hat am Sonntag statt gefunden. (S. Ausland.) * Im Haag ist gestern der SchiedSgerichtShof für den Gebaudesteuerkonflikt zwischen Japan und den europäischen Mächten zusammengetreten. (S Ausland.) *AuS Vigo und Canea wird gemeldet, daß die Di-ziplin unter der Mannschaft des baltischen Geschwaders sehr schlecht sei, und daß sich im Hafen von Canea wüste Szenen ereignet hätten. (S. russ.-jap. Krieg.) r«ei Propheten. Im „Courrier Europäer,", der nach häuslichen, Krieg vom Pariser „Europäer»" abgeschwenkt ist, soll ein Aufruf des Herrn Björnstjerne Björnson erscheinen; gestern hat den verdeutschten Text da- „Berliner Tage blatt" mitgeteilt. Der Dichter behandelt die „Friedens heuchelei"; den Novikow und Genossen, mit denen er gerade an der Wochenschrift der französischen Kosmo politen zusammengcspannt war, wirft er sie vor. Aber dies ist nur der Vorwand für eine der großen politischen Expeditionen, die Björnson seit 1882 nicht unterläßt. Herr Georg Brandes, der doch mit stärkerem Vermögen als irgend wer dem norwegischen Laienprädikanten nach gestiegen ist, hat vor seinen „Kannegießereien" gewarnt und erzählt, daß Björnson einmal dem Papste den Neber- tritt zum evangelischen Bekenntnis angeraten habe, weil der Katholizismus doch nicht mehr zeitgemäß sei. Er hat sehr scherzhaft des Dichters Agitation für die Re publik, für die männliche Jungfräulichkeit, die reine Flagge, norwegische Rüstungen gegen Schweden, Physik logic in den Mädchenschulen, für Dreyfus und den Zaren geschildert und so glossiert: „Wer Björnstjerne Björnson im Konzertpalast in Kopenhagen vor fünfhundert nicht jungen Damen, die eben vom Strickstrumpf losgekommen waren, über den Weltfrieden reden hörte, hörte, wie er sie eindringlich anrief, ihre wilden, kriegerischen Nei gungen aufzugeben, ihnen versicherte, daß es weh tut, sogar so weh, im Kriege verwundet zu werden, und daß eine Wunde außerordentlich übel riecht, wer ihn gesehen hat, wie er (zum zwanzigsten Mal) zufällig einen Brief in seiner Tasche fand — „ich glaube, ich habe ihn bei mir" —, der etwas von dem Gesagten bekräftigte, und wer den Eindruck empfunden hat, den er hervorbrachte, — wer da sah, wie sein vorher augenscheinlich rein kriegs- wütigeS Publikum den Saal so friedliebend wie eine Schar Lämmer verließ — wer all dies gehört und ge- sehen hat, kann sich eine Vorstellung von dem Effekt dieser Vorträge überhaupt machen." Auch in dem Ar tikel deS „Courrier Europsen" hat derjenige Björnson <daS Wort, der sich nach seinem eigenen Geständnis „mit tausend Freunden und hundert Widersachern um sich" am wohlsten fühlt. Er schreibt von der jungen Kirche der Friedensfreunde, von der ganz pressanten Aufgabe, den „Egoismus zu unterdrücken", von dem Aberglauben der Staatsraison, von der verbrecherischen Saat LeS Klassenkampfes, die er jedoch nur haßt, weil in einer solchen Atmosphäre der Krieg nicht aussterben könne, und endet bei Kirchturmsinteressen; denn er ärgert sich über das norwegische Storthing, welches den bösen Schweden die Generalvormundschaft in Sachen des Nobelpreises eingeräumt habe. In loser Verknüpfung mit dieser Partie steht eine erste Hälfte des Artikels, deren Thema abermals Rußland ist. Vor zwanzig Jahren hat Björnson dem Zarenreich einen norwegischen Verkehrs- weg und einen eisfreien norwegischen .Hafen angeboten; heute dagegen ist er ein Feind der Macht, der zu Liebe er sein Vaterland in den Neutralitätsrang hatte hinab drücken wollen. Er seufzt um die französischen Milliar- den, um den französischen Champagner, der auf den französischen Schlachtfeldern vergeudet werde, und äußert, nur die russische Verschlagenheit habe die gelbe Gefahr erfunden: „Tie russischen Diplomaten haben unS die Pfeife gestopft; sie haben sie angezünhet, und wir den Mund aufgeblasen". Da- Frgppierendste aber ist noch zu erwähnen. Björnstjerne Björnson reibt sich an dem Sohne des Dichters und Denker- von JaSnaia Poljana, am Sohne des Grafen Leo Tolstoi; al» da» Gefährlichste von allem nagelt er das imperialistische Bs- kenntnis an, das dieser „gegen den Willen seines Vaters, und infolgedessen der Zustimmung der leitenden Kreise um so sicherer", in der „Nowoje Wremja" veröffent licht hat. Die Polemik ist keine zufällige, sondern eine sehr bewußte; ganz genau weiß der Mitarbeiter des „Courrier Europ-en", daß er an die schmerzlichste Erfahrung des Zweiundachtzigjährigen gerührt hat. Um Björnson sind noch immer viele geschäftig, um den Propheten, der in hoher Zeit die „Anna Karenina" schuf, ist es einsam ge- worden; das haben, so geschwätzig sie auch sein mochten, sämtliche Berichte Neugieriger ober Gläubiger, die in den letzten zwei Jahren von den Bahnhöfen Tula oder Zasseika zum Gut der Familie Tolstoi gefahren sind, dar gelegt. Dor zwei und einem halben Jahre war der Pa triarch in der Krim schon dem Tode nahe: und kürzlich starb sein Brüher, der Graf Sergei. Wie sehr ihn, dessen Werk ohne hie Bedingung quälender Todesfurcht nicht denkbar wäre, dieses Erlebnis geängstigt hat, ist von verschiedenen Leuten bestätigt wovdcn. Aber fast ebenso stark hat ihn die bloße Tatsache des ostasiatischen Krieges erschüttert. Zum russischen Bildhauer Günzburg hat er geäußert: „Ich begreife gar nicht, wieso eine solche Ab scheulichkeit Interesse wecken kann. Heute wird gemeldet, daß so und so viel Japaner, morgen, daß so und so viel Russen getötet worden. Ist eS denn nicht abscheulich?" DaS Buch „Lo äeontant Tolstoi" des Pariser Journalisten Georges Bourdon (Paris, Eugdne Fasquelle) gibt ähnliche Impressionen. Jedoch ist die Schrift des Weisen über die kriegerischen Wirren bei gefügt, und er hat diesem Besucher, der im März ihn ausfragte, als eben Kuropatkin von Moskau nach Chardin unterwegs war, in langen Gesprächen seine Stimmungen geosfenbart. Seither hat er befohlen, daß über den Krieg in seiner Gegenwart niemand spreche; er bietet das Schauspiel eines Wanderers, vor dem, als er bereits zum Ziele gedrungen zu sein glaubt, ein Abgrund sich auftut. Es ist seltsam, wie dieser Geist, der von seiner „Wahrheit" nur dadurch Besitz ergriffen hat, daß er den Zweifel Verbannte, nun seinen chiliastischen Selbst betrug auch im Sonderfall wiederholt. Er dekretiert den Krieg aus der Welt, mit der naiven Vermessenheit des rationalistischen Dogmatikers, der er nxird, als er Turgenjews Flehen, er solle doch wieder der Dichter der russischer Erde sein, mißachtete.' Er will Jesaias sein, ein Gewaltiger, der die Finsternis verscheucht, und ist doch, wenn er wegen «des „Bankerottes -er mensch lichen Vernunft" zürnt, außerstande, irgend einen Zu- kunftspfad zu zeigen, der durch Taten hilft. Daß Be amte, Offiziere und Rekruten dem Willen der „Ver brecher" den Gehorsam aufkündigen sollten, ist die ein zige Losung dieses quietistischen Theosophen, der niit einem Durchschnittsschriftsteller der aufklärerischen Wissenschaft wie Flammorion in beneidenswertem Dilettantismus die Derfügungsfreiheit des Einzelnen über sein Leben als selbstverständlich betrachtet. „Was daraus wird, weiß ich nicht", war schon früher seine Ant wort'; sie soll auch diesmal gelten, während Situationen entstanden sind, aus denen es kein Entrinnen durch die Verneinung mehr gibt. In das Groteske sind Tolstois ungeheuerliche Abstraktionen umgeschlagen; man ge wahrt, wie er um die vorgefaßten Gedanken mit ver zweifelter Erstarrung kämpft. Er läßt sich von dem Pariser Interviewer, der ihn bewundert, der liebens- würdig, aber nicht ohne List ist, verleiten, politische und volkswirtschaftliche Daten über die ostasiatische Macht krisis zu hören. Vorher gab er den Japanern Recht, weil sie sein Waldensersystem nicht stören, obwohl auch einer von den Buddhistenpriestern, Soyen Shakru, in zwischen den Mord sanktioniert hat: „Wenn die Koreaner protestieren, so werde ich auf ihrer Seite sein; aber was sollen diese Spitzfindigkeiten? All diese Erwägungen über das Was und Wie sind für mich sekundär." Und indes das feudale Japan expansionistischer als irgend ein europäischer Staat sich geberdet, schlichtet Tolstoi den Streit mit der TageSordre, wir hätten die Pflicht, die Gelben zur Nächstenliebe zu erziehen. Es ist bezeichnend, daß auch Herr Bourdon «die Ergänzungen dieses Bildes nicht vergessen darf; und wir lernen die Heimlichkeiten kennen, die der Philosoph verbirgt. Wir sehen einen Leo Tolstoi, der altrussisch ebenso gegen den „Ausländer" Nikolaus Romanoff, gegen den „Ausländer" Diebitsch, den General von 1880, eifert, der in seinem Zimmer gesteht, daß er „atavistische" patriotische Anwandlungen habe, der die Dreyfuspropaganda ablehnt; der in fliegen der Eile nach Tula sich aufmacht, um die letzten Krieg»- telegramme zu erhaschen. Wir schen denselben Tolstoi, auf dessen Gram Björnstjerne Björnson die Aufmerk, samkeit lenkte, den Vater Andr6 Tolstois, der in den Krieg zieht, den Vater Leo Tolstois, der -en Bruder zum Kriege begleitet und in der „Nowoje Wremja" von einer Wiedergeburt, von Siegen Rußlands zu sprechen wagt. Und Bourdons Berichte lassen uns glauben, daß auch der Zweifel von neuem in der Brust des Sewastopol- kriegers erwachte; er zweifelt, ob er wirklich „daS Letzte", die endgültige Wahrheit, erobert hat. Trifft das zu, so läge in dem Vorgang nichts Trauriges oder Niedriges, sondern versöhnende Menschlichkeit. ^V. ver Mkrtanck in Ziiaivertattilra. Die Strandung de» Dampfer» „Gertrud woermann". Der Dampfer „Gertrud Woermann", der, wie bereits kurz gemeldet, im Nebel sieben Seemeilen nörd lich von Swakopmund gestrandet ist, war am 26. Oktober von Hamburg abgegangen und am 4. dsS. Mts. Teneriffa passiert. An Bord befanden sich ein Feldvermessungstrupp, die 4. Ersatzkompagnie und die 4. Ersatzbatterie, zu sammen 24 Offiziere, 382 Mann und 300 Pferde, ferner eine Anzahl Fähnriche, die zur Ablösung für die in den afrikanischen Gewässern stationierten deutschen Kriegsschiffe bestimmt sind. Erfreulicherweise sind bei dem Unfall keine Menschen zu Schaden ge kommen, vielmehr wurden die Passagiere des Dampfers, die Fähnriche und das gesamte Expeditionskorps von dem zu Hülfe gekommenen deutschen Kreuzer „Vineta" an Bord genommen und nach Swakopmund gebracht. Von Bord der „Gertrud Woermann" wird versucht, zunächst die Pferde und dann die Ladung an Land zu bringen. Leichter und Damvssabrzeuge sind in genügender Anzahl vorhanden. Wenn Vas Wetter gut bleibt, wird voraussichtlich der größte Teil der Ladung geborgen werden, während die „Gertrud Woermann" selbst wohl verloren ist. Verlnftttste. Nach amtlicher Meldung sind Gefreiter August Specht, geb. 27. Oktober >878, früher Husarenregiment 7, am l8. d. M. in Otjimbinde, Reiter Erhard Reseck, geb. l 8. Dezember 1885, früher Lustsckifferbataillon, am 18. d. M. in Karibik am Typhus gestorben. Reiter August Kulse, aeb. am >2. Februar 1883, früher Felrartillerie-Regiment Nr. 57, am 14. November in Epukiro; Reiter Ehrich Becker, geb. am 20. Januar 1882, früher Feldartillerie-Regiment Nr. 53, am 17. November in Okahandja; Reiter Anton BabilaS, geb. am 20. November 1880, früher Infanterie- Regiment Nr. 51, am 16. November in Waterberg. ver s«55i;ch.>svani5cbe Krieg. Die verinitzten Marineattachö». In Kronstadt ist, wie aus Petersburg gemeldet wird, ein Ingenieur aus Port Arthur eingetroffen, der erzählt, daß der deutsche Marineatlacke Hentschel von Gilgenheimh mit dem französischen Attache Cuverville zusammen Port Arthur in einer Dschunke verlassen hätten, bevor noch In struktionen von der deutschen Regierung ergangen seien. Kapitän Hoffmann leistete der Ordre Folge und wurde daraufhin von den Japanern anstandslos durch gelassen. virziplin bei der russischen Geschwaverinannschast. Dem „Daily Expreß" wird aus Kanea depeschiert: Während des Ausenthaltes der baltischen Flotte im hiesigen Hafen fanden dort empörende Svenen statt. Offiziere und Mannschasten trieben sich in wüster Betrunkenheit auf den Straßen umher, insultierten die Einwohner und griffen sie tätlich an. Bei einer solchen Rauferei haben sie wenigstens fünf Personen getötet. Einige 40 Matrosen sind desertiert; sie erklärten offen, daß sie kein Vertrauen zu ihren Olfizieren hätten. Die Disziplin ist auf allen Schiffen äußerst mangel haft, Vie meisten Schiffe sind von veraltetem Typ und der Reparatur bedürftig. Schlechtes Wetter verhinderte die auf beute angesetzte Abfahrt nach Port Said; auch sämtliche Kohlenschiffe liegen noch im Hafen. Hierzu wird dem „B. L.-A." aus Vigo gemeldet, daß die russischen Schiffe, als sie sich dort aufhielten, einen durchaus günstigen Ein druck gemacht hätten, daß aber die Ausbildung der Offiziere und Mannschaften, insbesondere die Disziplin, sehr viel zu wünschen übrig gelassen hätte. Von -er Front. Die Russische Telegrapben-Agentur meldet auS Huanschan: General Linewitsch besichtigte dieser Tage die ihm anver trauten Truppen der vier ostsibirischen Korps. Au» Mukden meldet dieselbe Agentur: Nach einem mißglückten Versuch, den Putilowbergkegel zu besetzen, zogen sich die Ja paner nach Scheischakaste zurück und befestigten sich auf der ganzen Linie. Es verlautet, der Feind dehne sich in einer nicht dichten Linie aus, mit dem linken Flügel sich auf den Liauho stützend, und auf dem reckten bei Bensihu sich konzentrierend. Die „Birsbewija Wjedomosti" meldet aus Mukden vom Sonntag abend: Auf den Stell ungen ist alles ruhig. Der Artilleriekampf dauert seit vorgestern, wird aber in der Nacht ein gestellt. Das Wetter hat sich verschlechtert. Die Truppen erwarten einen neuen ernsteren Angriff. Ein Offizier, der von der äußersten linken Flanke der Russen hier eingetroffen ist, berichtet, daß die Japaner kleine Abteilungen an die Jalu-Quellen bis nach Tunghuansian entsenden, um sich zu verproviantieren. Da- Land dort ist bisher noch ver- sckont geblieben und ist reich an Vorräten, die billig ver kauft werden, während in Mukden unerhörte Preise gefordert werden. von Port Arthur. Eine Tokioer Drahtung der „Time-" besagt, nichtamtliche aber augenscheinlich zuverlässige Berichte lassen ersehen, daß die Japaner am 17. November die Kontreescarpen der Forts Erhunglanschan und Sungschuschan in die Luft sprengten, aber nicht die Mine am nördlichen Kikwan- schan-Fort entzündeten, da der Feind die dortige Kontrr- eScarpe-Galerie nicht geräumt hatte. T)iese Explosionen richteten viel Schaden an und verursachten starke Verluste, aber den erwähnten Berichten zufolge sind die genannten Fort» noch un ringen ommen. — Aus Tschifu hatte das „Bureau Reuter" gemeldet, nach Aussagen von au» Dalny kommenden Passagieren sei der allgemeine Angriff auf Port Arthur am 18. oder 19. November wieder ausgenommen worden. Dies wird von derselben Agentur, die sich hier auf einen mit Passagieren aus Dalny eingetroffenen japanischen Beamten beruft, in Abrede gezogen. Die bezüglichen Gerüchte aus Dalny seien dadurch entstanden, daß frische Truppen, darunter die jüngst gelandete 7. Division, zur Front gesandt werden. Japanische ^arteipolitik. Nach Meldungen aus Tokio herrscht in dortigen chauvi nistischen Kreisen Unzufriedenheit über die auswärtige Politik der Regierung. Die antirussische Liga, welche kürz lich eine Sitzung in Tokio abhielt, nahm eine Resolution an, daß, obwohl der Krieg mit stetigem Erfolge geführt werde, die auswärtige Politik in Verbindung damit keines wegs befriedigend wäre. Die japanischen Staats männer hätten nicht verstanden, die Lage in Korea richtig zu behandeln. veutscher beicft. * Leipzig, 21. November. * Ter Kaiser sah zur gestrigen Abendtafel an Bord des LinienichiffeS „Kaiser Wilhelm II" vor Kiel Prinz Heinrich von Preußen und Admiral von Tirpitz bei sich. Heute vor mittag von 10 Uhr ab hörte der Kaiser die Vorträge des Chefs des CivilkabinettS von Lucanus und besichtigte später die kaiserliche Werft. Die Kaiserin, die heute früh 7 Uhr von Kiel und Ploen auf der Station Wildpark bei Potsdam wieder eingetroffen war, begab sich später mit der Prinzessin Viktoria Luise ins Mausoleum und legte am Sarkophage der Kaiserin Friedrich, deren Geburtstag heute ist, einen großen Lorbeer kranz mit Marschall - Nielroscn und einen Fliederstranß nieder. Nach kurzer Andacht begab sich die Kaiserin mit der Prinzessin in das neue Palais zurück. * Tie Bcretpigung »es lippischen Truppenkontingenis auf den Grasregenten erfolgte heule vormittag in Detmold. Oberst v. Strubberg hielt eine Ansprache und brachte ein Hoch auf den Regenten aus. Der Grafregent telegra phierte an Oberst v. Strubberg: „In dem Augenblicke, wo ich in rin persönliches Verhältnis zn den Truppen des Kontingents trete, ist cs mir ein Bedürfnis, die Offiziere, Sanitätsoffiziere, Mititärbeamte und Mannschasten herzlich zu begrüßen. Aus treuem deutschen Soldatenherzrn rufe ich mit ihnen allen: „ES lebe der oberste Kriegsherr, Seine Majestät der Kaiierl Hurra! l,eop«>lck." * Graf Bülow al» Verteidiger der iKinzclftaatcn. Aus Müncken erhalten wir folgende, in der Fassung leider un vollständige und deshalb nicht ganz klare Drabtmeldung: Wie die „Münchener Allg. Ztg." berichtet, hat der bayrische Bundesratsbevollinächtigte dem Reichskanzler den Tank der bayrischen Regierung für die bundrssreundliche Haltung und das Eintreten für die einzelstaatlichen Rechte ausgesprochen. Demselben Blatte zufolge soll auch der bundesratliche Vertreter des Königreichs Sachsen diese Empfindungen auch seitens seiner Regierung zum Ausdruck gebracht haben. Worauf sich dieser Dank im speziellen bezogen bat, wird in der Meldung nicht gesagt. Sollte eS sich um die Hal tung deS Reichskanzlers in der lippischen Ange legenheit handeln, so würde hier eine hochpolitische und hocherfreulicke Kundgebung vorliegen. * Ter Bundesrat hat in feiner vorletzten Sitzung, wie nachträglich verlautet, der Reickstagsresolution wegen Selbstbeköstigung von llntersuchungögefangenen und solchen Strafgefangenen, deren Tat nicht eine ehrlose Gesinnung bekundete, die Zustimmung versagt. Dagegen wurde eine andere Reichsiagsresolntion wegen einheit licher Bestimmungen über Zuchthaus- und Ge fängnisarbeit in den Einzelstaaten dem Reichskanzler überwiesen. Nack dem „L. Ä." hat der Bundesrat die Ver abschiedung deS Gesetzentwurfs eines neuen Militär pensionsgesetzes deshalb so sehr beschleunigt, damit die dadurch verursachten, auf 6'/, Millionen veranschlagten Mehrausgaben noch in den Etat für HeeresauSgaben und Marine auf das Jahr 1905 eingestellt werden können. * Tie dcutsch - österreichischen Handelsvertragsverhantz- lungen. Der „Voss. Zrg." wird aus Wien gemeldet: Die deutsch-österreichischen Handelsvertragsverhandlungen schreiten jetzt günstiger fort. Graf Posadowsky dürste am Donnerstag abreisen; man glaubt, der Vertrag werde in zwei bis drei Wochen abgeschlossen und gegebenenfalls noch in diesem Jahre den Parlamenten vorgelegt werden können. * Ter Reichshaushaltsetat für 190K. Den „B Pol. Nachr." zufolge ist Aussicht vorhanden, daß dem Reichstag der gesamte ReichShausbaltSetat für >905 mit allen seinen Anlagen gleich oder kur; nach seinem Wcederzusammen- tritt vorgelegt werden wird. * Tic neuen Militärgesetze. Das OfsizierSpension-- und Mannschaftsversorgungsgesetz soll nach dem „B. T." dem Reichstage gleichzeitig mit dem Gesetz über die neue Festsetzung der Friedenspräsenzstärke zugehen. * Tie Hibernla-Vorlagc. Nach tz 1 des den, Abgeord netenhaus« zugegangenen Gesetzentwurfes betr. die Be teiligung des Staates an der BcrgwerkSgesell- schast „Hibernia" wird die Staatöregierung ermächtigt, von der Dresdner Bank zu Berlin Hibernia-Aktien nn Nominalbeträge von 27 552 800 -» zu erwerben und zu diesem Zwecke bis zu 69 500 000 zu verausgaben. Durch K 2 wird der Finanzminister ermächtigt, zur Bereitstellung der erforderlichen Geldmittel Staatsschuldversckreibungen aus zugeben, an deren Stelle vorübergehend Schatzanweisungrn treten können. Weiter trifft 8 2 die näheren Bestimmungen über den Fälligkeitstermin, die Einlösung, Verzinsung usw. Mit der Ausführung deS Gesetzes werden nach 8 3 der Finanzminister und Handelsminister beauftragt, tz 4 setzt für das Inkrafttreten des Gesetzes den VerklindignngStag fest. * Tie Welugart-Frage, r>e jctzt wirrer Staub auswirbelt, ist, wie dem „B. T." aus Osnabrück geschrieben wird, in ein neue- Stadium «»getreten. Bei den am Sonntag vor»
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