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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.11.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-11-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190411067
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19041106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19041106
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-11
- Tag1904-11-06
- Monat1904-11
- Jahr1904
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.11.1904
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Vez«s»-Vrets k« der Lauptexvedition oder deren Ausgabe- stellen avgeholt: vterteljü-rltch S.—, det »wetmaltgrr tLaltcher Zustellung in« Han« » S.7S. Durch die Post bezogen für Deutsch, land «. Oesterreich virrteljLhrlich 4.L0, für dir übrigen Ander laut ZettunqD-retßltste. Diese Nummer tostet 4 aus allen Bahnhöfen und III I bei den ZeitungS-Vertäufern NetzuMo» u«tz Grpe»itiom 1K3 Fernsprecher 222 Johanni«gafse S. Filtalerpedtttoue«: Alfred Hahn, Buqhandla.,UntversttSt«str.S (Fernspr. Str. 4046), L. Lüsche, Katharinen« itraße 14 (Fernsprecher Nr. 293S) u. Üünig». platz 7 (Fernsprecher Nr. 7V05). Haupt-Filiale Dresden: Marienstrab» 34 (Fernsprecher Amt INr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: CarlDuncker, tzerzgl.Bayr.Hofbuckbandlg^ Lützowsttatze lOlFrrnsprecherAmtVI Str.4608). WpMr. TagMM Anzeiger. Ämtskkatl ves Königliche« Land- und -es Königliche« Amtsgerichtes Leipzig, -es Nates ««- -esc Nokizeiamtes -er Lta-t Leipzig. »«zelgm-Preis die 6gespaltene Petitzeile LS Reklamen unter dem Redaktion«strich («gespalten) 7Ü nach den Jamkliennach- richten (6 gespalten) bO Tabellarischer und Zisfernsatz werden ent. sprechend hvher berechnet. Gebühren für Nachweisungen und Offerten- aunahme 2b Smeahmeschluss fiir «uzei^n . Li«ad« Ausgabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-LvSgabe: nachmittag« 4 Uhr. Anzeigen sind stet« an die Elpebiti on zu richten. Exlra-Veilaaeu inur mit der Morgen- Ausgabe) «ach besonderer Lereinbarung. Die »rpe»tti»u ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abend« 7 Uhr. Druck und vertag von G. Paiz in Leipzig (Inh. Or. 18., R. L ». «linkhardt). Sir. 586. Sonntag den 6. November 1904. 98. Jahrgang. Var Mchtigrte vom rage. * DieBedenken desKaiserS gegen die Reichstag«« diäten sollen überwunden worden sein. (S. Dtsch. R.) * DaS Befinden des Prinzregenten von Bayern ist, wie auS München gemeldet wird, noch immer nicht be friedigend. Auf Anraten der Aerzte hat der Prinzregeat sein Erscheinen bei der morgigen Einweihung der wieder- hergestellten LudwigSkirche abgesagt. * Zur Deckung der bisherigen Kosten deS Feldzuge« in Deutsch-Südwestafrika werden, einer Preßmelduug zufolge, zunächst 86 Millionen Mark vom Reichstag ver langt werden. * Die Schutztruppe in Kamerun soll nun doch ver stärkt werden. (S. Dtsch. Reich.) * Der bayrische Minister des Innern, Frhr. v. Feilitzsch, soll demnächst zurücktreten wollen. (>v. Dtsch. Reich.) * Im gestrigen österreichischen Ministerrat ist die Verhängung des Belagerungszustand«« über Inns bruck erwogen worden; Dr. v. Koerber begab sich mittags zum Kaiser. (S. Ausland.) politische Wochenschau. Der Rücktritt des bayerischen Finanzministers Frhrn. v. Riedel ruft uns von neuem in das Gedächtnis zu rück. was das Reich an diesem Manne so viele Jahre be- sessen hat und nun verliert. Wir haben nicht diele Staatsmänner vom Range Riedels, die mit einer treuen Anhänglichkeit und Fürsorge für ihren Heimatsstaat die unbedingte Treue zum neuen Reich so glücklich zu ver binden wissen. Wenn eS auch zu viel gesagt wäre, wollte - an behaupten, daß Riedel am Zentrum starb, da selbst ->v en urkräftigen Deutschen die Bürde des Amtes all- michlich zu drücken begann, so ist doch so viel richtig, daß inn «.er partikularistisch-konfessionelle Zug, den die Zen- lrumSmehrheit in die bayerische Kammer brachte, die letzten Jahre seiner Ministertätigkeit mehr und mehr er schwert hat. Aufrchtig wird man dem scheidenden Staatsmanne ein langes atlum enm cklzraitkte gönnen können; er hat. wie Friedrich der Gröhe vom alten Ziethen sagte, lange genug für das Wohl seiner engeren Heimat und des Reiches gewacht. Glücklicherweise darf man hoffen, daß Riedels Nach folger Ritter v. Pfaff trotz seines ominösen Namens im gleichen Sinne seines Vorgängers, dem er lange Jahre ein treuer GehÜlfe war. in liberaler und natio naler Richtung wirken wird. Nur muß man leider be sorgen, daß diese neue Herrlichkeit nicht lange dauert. Mit dem Ncgentschaftswechsel in Bayern dürfte dort ein neuer Kurs gesteuert werden, den mitzumachen liberale Männer kaum die Entsagung haben werden. Glücklicher ist in dieser Beziehung Württemberg daran, das noch aus lange Jahre hinaus auf die Stetig keit einer volkstümlichen Negierung rechnen kann, wenn gleich auch dort bet einem Regierungswechsel der Kleri- kalSmuS sein Haupt erheben dürfte. Vorläufig aber bewegt man sich dort in gut liberalen Bahnen. Die Thronrede bei der Eröffnung des neuen Landtages hat gezeigt, daß die Regierung entschlossen ist. den Widerstand der reaktionären ersten Kammer zu brechen. Der Ent schluß, gleichzeitig für die Wahlen zur zweiten Kammer das Reichstagswahlrecht einzuführen, beweist überdies, wie grundverschieden man im Süden und im Norden des Reiches über die Dolksrechte denkt. Das liegt natürlich zum Teil an den verschiedenartigen sozialen und wirt schaftlichen Verhältnissen diesseits und jenseits des Mains. Es enthält doch aber zugleich für die Nord staaten die dringende Mahnung, den reaktionären Bogen nicht zu Überspannen, weil sie sonst das Band immer mehr lockern, das beide Teile umschlingt. In Preußen will man freilich von solchen Mah nungen nichts wissen. Alec plätschert man fröhlich im reaktionären Wasser umher, und selbst ein Kulturwerk wie der Mittellandkanal soll den Agrariern zu Liebe durch das Schlepvmonopol des Staates verunstaltet werden. Daß dabei der Wille des Volkes nur in sehr geringem Maße beachtet wird, ist nur eine notwendige Konseguenz der herrschenden Regierungsgrundsätze. Das sah man bei der Mirbach-Jnterpellation, die trotz des einmütigen Volksvotum« fast in eitlen Triumph de« Frhrn v. Ham merstein auSlief. DaS hat man setzt wieder bei der Er- örterung de- ebenso eigennützigen wie unpraktischen Scherlschen Sparlotto- gesehen. Umsonst, daß die liberalen Anträge auf das bestimmteste „jede« den Charakter des Lotteriesviels tragende Prämiensystem" verwarfen, umsonst auch, daß die Vertreter der national« liberalen und freisinnigen Partei noch einmal alle Gründe gegen da- TcherNche System, an dem bekanntlich Herr Lr. Cornelius Löwe den „Löwenanteil" hat, zusammen- faßten: Frhr. v. Hammerstein blieb von alledem unbe rührt, ja nach seiner Rede zu schließen, ist die Regierung eigentlich traurig darüber, daß man ste an der glatten Durchführung der Scherlschen Idee verhindert hat. Man kommt nach alledem um die Annahme kaum herum, daß die Regierung nur auf eine günstige Gelegenheit wartet, um Herrn Scherl doch noch den kleinen Gefallen zu tun und sein Werk inS Leben zu rufen. Jedenfalls dürfen die Gegner des Sparlottos nicht in ihrem Eifer erlahmen, wenn sie nicht eines Morgens von seiner Einführung überrascht sein wollen. Daß bei diesen in Preußen herrschenden Tendenzen nicht viel Lorbeeren zu holen sind, sieht wohl auch Graf Bülow ein. Er vermeidet eS deshalb auch nach Tun- lichkeit, im preußischen Landtage zu erscheinen. Dafür hat er in der letzten Zeit um so intensiver für den Ab - schluß der Handelsverträge gearbeitet. Und hier muh man zugestehen, daß das Glück ihm hold ge wesen ist. Graf Bülow versteht es zweifellos besser als der auch in handelspolitischen Dingen herzlich ahnungslose Caprivi, das diplomatische Register zu ziehen. Ob einem dabei die „fanze Richtung" unserer Handelspolitik paßt oder nicht, das kommt bei der Anerkennung dieser diplo matischen Geschicklichkeit nicht in Frage. Jedenfalls ist nicht anzunehmen, daß auch diesmal wie vor zwölfJahren die fremden Unterhändler wieder eine Reihe von Kommis sionen mit nach Hause nehmen, die sie schon in der Tasche hatten. Was auf dem langweiligen Instanzenwege nicht gelingen will, das sucht Graf Bülow durch seine persön liche Einwirkung zustande zu bringen. Bei Rußland und Rumänien war ihm das gelungen. Auch mit der Schweiz ist jetzt auf dise Weise eine Einigung herbeige- sührt worden. Nun ist auch Oesterreich-Ungarn an die Reihe gekommen. Die R e i s e des Grafen Posa- dowSky nach Wien war eine Ueberraschung. Ganz plötzlich wird die Freundschaftstrommel gerührt. Der Stellvertreter des Kanzlers wird fast mit UeberschwLnq- lichkeit in der schönen. .Stobt an der blauen Donau '?m- Pfangen. Der Kaiser weist in seinem Empfange auf die freundschaftlichen Bande zwischen den beiden Reichen hin und die österreichischen Minister nehmen ihn wie einen Kollegen in ihrer Mitte auf. Ob diese demonstrative Betätigung des Völkerbundes nicht noch höhere politische Zwecke hat, mag hier auf sich beruhen bleiben; daß aber die Tage von Wien nicht mit einem Mißklang schließen können, daß jetzt der Handelsvertrag mit dem so eng befreundeten Reiche auf jeden Fall fertig werden muß, liegt auf der Hand. Tie Sache wird auch hier gemacht werden, und da auch der Reichstag nicht anders kann, als dem Gesamtwerke seinen Segen zu geben, so rückt der Fürst Bülow in immer greifbarere Nähe. In dem Konflikt zwischen England und R ußland hat die verflossene Woche gleichfalls eine günstigere Wendung gebracht. Noch hält eS zwar Eng land für geboten, gelegentlich ein wenig mit dem Säbel zu rasseln; aber in Rußland weiß man ganz genau, daß es den Säbel nicht aus der Scheide zieht, oder höchstens, um ihn mutig wieder einzustecken. Tie internationale Untersuchungskommission, die einem Schiedsgericht so ähnlich steht wie ein Ei dem andern, dürfte ihr Urteil mit jener salomonischen Weisheit fällen, die keinen Teil ins Unrecht seht, sondern beide befriedigt. Und damit wäre dann diese mehr lärmende als gefährliche Episode beigelegt. Rußland konnte froh sein, wenn cs auch mit Japan so rasch fertig würde. Hier aber winken ihm noch immer keine Erfolge. 'Am Schaho stehen sich die beiden Völker heere. bis an die Zähne bewaffnet, noch immer gegenüber. Keins von ihnen wagt den ersten Angriff; keins aber will weichen. Diese Stellung Brust an Brust ist in der moder nen Kriegsgeschichte unerhört. Daß der Zustand nicht von Dauer sein kann, ist klar. Ebenso aber auch, daß die Japaner auf keinen Fall weichen werden, wenn sie nicht müssen. So gewinnt es fast den Anschein, daß Kuropatkin auch diesmal als der Klügere nachgibt und sich nach Tieling zurückzieht, den Japanern Mukden über lassend. Die Japaner müssen ihre Position um so mehr behaupten, als Port Arthur noch immer nicht gefallen ist. Die Hoffnung he« Mikado, an seinem Geburtstage den festen Hafen in seins Hand zu bekommen, hat sich wieder als trügerisch erwiesen. Japan muß aber Port Arthur haben, wenn nicht der Siegespreis dieses ganzen Feldzuge« verloren sein soll; deshalb muß auch Marschall Oyama seinem Gegner Kuropatkin Schach bieten, selbst wenn der herannahenb« Winter den Aufenthalt in den Tchanzgräben für seine Truppen immer ungemütlicher macht. Dem französischen Ministerium Com- Ves ging es in der letzten Woche recht schlecht. Was immer man zur Begründung des Spioniersystems de« Kriegsministers Andr6 sagen mag, so kann doch nicht bestritten werden, daß i dia mit Hülfe der Freimaurer ausgeübte GesinnungS- I schnüffelst im französischen Volke und in der französischen l Kammer einen sehr schlechten Eindruck gemacht hat. Ge wiß haben es die klerikalen Gegner nicht besser gemacht, als sie in der Wolle saßen. Nur wird dadurch an dem moralischen Urteil über dieses System der Spionage nichts geändert. Nur durch die todesmutige Hülfe des Sozialisten Jaurös konnte Combes gerettet werden; und wenn auch die Gegner ihre Angriffe wiederholen, so darf man annehmen, daß Herr Combes noch eine weitere Frist zur Durchführung der Trennung von Staat und Kirche beschicken sein wird. Aber es ist eine Galgenfrist, nichts weiter; und die Füße derer, die ihn hinaustragen werden, sind schon vor der Tür. In den Vereinigten Staaten nimmt die für nächsten Dienstag bevorstehende Präsidenten wahl alles Interesse gefangen. Herr Roosevelt hat noch im letzten Augenblicke eine neue Friedenskonferenz vorgeschlagen, um sich den Amerikanern in der Rolle eines Weltfriedensrichters zeigen zu können. Der Coup war nicht schlecht und hat die Wahlaussichten des jetzigen Präsidenten wohl noch weiter verbessert. Parker, der demokratische Kandidat, hat ihm gegenüber einen schweren Stand. Aber es ist ein Kampf um das Futter, und die hungrigen Wölfe sind an tapfersten. tzuickana. ver mttsicd-iapsnircde isrieg. Vom aufgelösten Stabe be« Statthalters Alexejew sind, wie der „Hamb. Corr." aus Mulden meldet, die Ge nerale L-chilinski und Pflug hier eingetroffen. erwarten angeblich K o m m a u x ri bei der Armee. Die Beförderung rcS^ Mischtschenko zum Generaladjutanten entspräche der erhöhten Bedeutung diese« 'kwährten Reilerführer« für den Winterseldzug. Voraus »cV-ch werden ihm so starte Reit er massen unterstellt werdcu, wie noch niemals unter einem Kommando vereinigt waren. In Bezug auf die stärke der Japaner sind i» Mulden trotz der Er- Isahiuilgen der letzten Schlachten die Ansichten un verändert geblieben, wie in meinem Telegramm vom 5. Ottober angegeben. Man ist überzeugt, daß die Japaner im Osten nnr ganz geringe Kräfte hatten, die jedoch wegen ihrer geschickten Gruppierung dort die russische Offensive zum «scheitern brachten. Di« Russen können im Gebirge ihre große Ueberzahl nicht zur Geltung bringen; sie besaßen auch keine Uebung in großen Offensiv operationen, aber auch beim Zentrum wurde die russische Offensive in der Schahoschlacht durch den japanischen General angriff erfolgreich beantwortet. Nene» von ber ^rsnt. Die „Ruff. Telegr.-Agentur" meldet aus Dadsipu, südlich von Mukden, vom Freitag: Täglich finden unerhebliche Artillerietämpfe statt. Die beiden Heere stehen in un mittelbarer Berübrung vor dem Dorfe Nanganza. Die Japaner errichteten eine Scheinbattcrie. von L)ort Arthur. Während des DienStagSbombardementS trafen japanische Granaten drei im Hafen von Port Arthur liegende Dampfer, die zu Grunde gingen. Am Mittwoch wurde ein russisches Kanonenboot ebenfalls in den Grund gebohrt. Große Lagerhäuser in der Nähe von Peiyuschan uebst den daselbst liegenden Forts wurden von den Japanern in die Lust gesprengt. Deutsches Keich. Berlin, 5. November. * Eine Festschrift des Ostmarkenvereins. Zehn Jahre waren am L. November seit der Gründung des Deutschen Ostmarkenvereins verflossen.. Aus diesem An lasse wird demnächst eine Festschrift vcn Professor Dr. Heidenhain in Marienburg erscheinen (Buchsruckerei „Die Post", Berlin 1904), in welcher die Entwickelungs- gcschichte dieses von den Herren v. Hansemann, Kenne- mann und v. Tiedemann begründeten Vereins dar gestellt wird. In einem vorliegenden Ausschnitte aus diesem Werke wird daraus hingewiesen, daß in Posen schon im Anfangs der sechziger Jahre ein „Verein zur Förderung deutscher Interessen" bestanden hat, der von einsichtigen Männern zur Abwehr des Polentums be gründet war. Aber als die großen siegreichen Kriege ge schlagen und Deutschland jäh zu einer ungeahnten Macht emporgestiegen war, da schienen die meisten die polnische Gefahr nicht mehr ernstlich zu fürchten. Das hat sich dann leider nicht bestätigt. Insbesondere nach dem Rück tritte des Fürsten Bismarck, nach der Beförderung des Herrn v. Stablewski zum Erzbischof von Posen und zur Zeit der Gunststellung des Herrn v. Kcscielski in Berlin unter dem neuen Kurse brach sich die Ueberzeugung immer mehr Bahn, daß von deutscher Seite etwas ge schehen müsse. Noch stand unter der jüngeren Gene ration einer der Vorstände aus dem Vereine der sechziger Jahre, der Großgrundbesitzer Kennemann, da, welchem trotz seiner Weißen Haare noch ein jugendlich heißes Herz in der Brust fclffug. Im Verein mit den Herren v, Hansemann und v. Tiedemann ries er dann alsbald den Verein in« Leben, von dem die Festschrift rühmt: „Die Gründung des Deutschen Ostmarkenvereins hat in den Kampf ein höheres Leben getragen. Freudigeres Seltbstvcrtrauen erfüllt dort heute die Deutschen, fester alS f« sieben sie und halten die Wacht über den ihnen anvcrtranten Gütern. Angesichts der gegenwärtigen gehobenen Stimmung fällt eS schon schwer, sich in die Verzagtheit der trüben Tags hinein- zudenien, die der Gründung de« Deutschen Ost- markenverains vorau-gingen. Daß diese Zeit erst zehn Jahre hinter uns liegt, dünkt unS kaum glaub- lich: so gewaltig ist der Abstand. Und er zeigt am besten, wie viel wir den Männern verdanken, die uns den Ostmarkenverein schufen." . Bekanntlich erhielten die national-deutschen Be- strebungen in der Ostmark dann durch den Empfang durch den Fürsten Bismarck die höhere Weihe. In der Schrift heißt es davcn: „Aus dem Varziner Tage selber wird noch unseren Enkeln Segen sprießen: so gewaltig, so tief und fromm war, was der geistes- und taten gewaltige Mensch, an dessen Lippen die deutschen Männer dort gespannten Auges hingen, zu seinen Landsleuten jprach und womit er sie aus der Sorge und Furcht des Tages aus d e hohe Warte seiner Betrachtung emporhob." Am Schluffe heißt es in den« ersten Abschnitte der - Festschrift: „Zehn Jahre sind vergangen; jedes hat den, Ver- eine wachsenden Aufschwung gebracht, seine Tätigkeit erhöht. Darf er dieser Tätigkeit sich rühmen, so wird er doch nicht vergessen, daß er seinen besten Erfolg Len Männern verdankt, die ihn ins Leben gerufen uns ihn gefördert haben, sei es in führenden, sei es in äußer lich minder hervortretenoen, aber nicht weniger arbeits- und mühevollen Stellungen als Berater des Hauptvorstandes, Vorsitzende und werbende Mit- glieder von Ortsgruppen; dankbar wird er besonders immerdar des Dr. Ferdinand v. Hansemann gedenken, der, in der Kraft seiner Jahre mitten aus weit tragenden Entwürfen und nie rastender Arbeit ab gerufen, schon unter dem grünen Rasen ruht." Möge die Publikation in allen deutschen Gauen Be geisterung und Teilnahme entflammen für -re gute Sache des Deutschtums in der Ostmark. * ttcichstagSviätcn. Die Bedenk-« des Kaiser« in der Frage derNeichslagSdiäten sollen nach den „Deutschen Summet" des xaljMg.chbpralen Abgeordneten Portzig über wunden Worten sein. -Die'Zustimmung de« Kaiser- zur j VersasiungSändezung solp erfolgt sein, aber — so fügt die „'^r. D'LK. Pp/ hinzu «- Kompensationen glaubt inan lodern 'tpaken. * GcwerveordnungSnovelle. Dem Vernehmen der „Hamb. Nachrv'1 nach wird an den zuständigen behörd lichen Stellen ^einL Novelle zur Gewerbe ordnung vorbe!Ätet, die verschiedene Punkte der letzteren, namentlich auch die G a st w i r t s ch a f t s - konzossionen, betrifft. Die Arbeiten sind soweit vcrgcschritten, daß, wenn die sonstigen Geschäfts dispositionen dies zulassen, die Vorlage der Novelle an Bundesrat und Reichstag noch in dem nächsten Tagungs- abschnitte des letzteren erfolgen kann. * Verstärkung der Lchutztvuppc tu Aaiucrnu. Entgegen anderslautenden Meldungen finden, wie die „Tägl. Nundsch." hört, Beratungen Uber eine weitere Vermehrung der dem Gouverneur von Kamerun zur Verfügung stehenden Macht mittel statt. DaS Ergebnis dieser Beratungen wird in den nächsten Tagen bekannt gegeben. * Ter NeichSctat für Es ist anzunebmrn, daß die einzelnen Reichsetats für I905> und die Endziffern deS Ge- samtelats, wie in den letzten Jahren, so auch diesmal, noch vor dem Zusammentritt des Reichstage- halbamtlich werden veröffentlicht werden, sobald der Bundesrat, der damit in der nächsten Woche beginnt, die einzelnen Etats genehmigt haben wirb. Inzwischen verlautet nach der „Flft. Ztg.", daß ber Fehlbetrag dieses Etats, das sogenannte Defizit, d. h. die Summe, um welche die Ausgabe die Matrikular- beiträgc über die Ueberweisungen hinaus belWet, größer sein soll als je zuvor. Man er zählt, eS sei der schlechteste Etatsabschluß seit sieben Jahren, obwohl gleichzeitig versichert wird, daß in allen Ressorts, auch der HeereS- und Marineverwaltung, man die Ausgaben auf das Aeußerstr beschränkt habe. Unter diesen Umständen wird natürlich wieder zu einer Zusckuß- anleihe gegriffen werden, die so doch sein wird, daß sie sich nicht wie im Vorjahr durch Veränderungen der Etats anschläge vermeiden läßt. Die Notwendigkeit der Reichs- finanzreform, d. h der Erschließung neuer Steuerquellen, wird daher bei den nächsten Etatsberatungen eine noch größere Rolle spielen, als in den letzten Jahren. Dabei ist aber an eine Inangriffnahme dieser sog. Steuerreform vor dem In krafttreten der neuen Handelsverträge und bevor man einen UM; für sichre Abonnenten! Mehrfacher Anregung aus unseren Leser- kreiselt folgend, haben wir von unserem künstlerisch ausgeführtsn Plakat Rathausturnr (Pleißenburgturm) entworfen vom Leipziger Kunstmaler 8«nü«f I einen Neudruck veranstaltet. wir stellen hiervon Interessenten Lxem- ' plare zum Aushang in Geschäftslokalrn, Aontorräumen w. sowie als Limmrrrchmuek zur Verfügung und bitten solche in unserer Hauptrxpiditi««, 8, zu verlangen.
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