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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.10.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041024013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904102401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904102401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-10
- Tag1904-10-24
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vrzngS-PrrlS Hl da Hauptrxprdttiov oder den» Au-gabe» stellen abgeholt: vierteljährliches.—, bet zweimaliger täglicher Zustellung tu» Hau« >ll 8.7b. Durch dir Post bezogen für Deutsch land ». Oesterreich vierteljährlich ^l 4.V0, für die übrige» Länder laut Zeitunq-prei-Itstr. Diese Nummer kostet auf alle» Bahnhöfen und III I bei den ZettungS-Berkäufern I* Redaktion uni» Expedition IbS Fernsprecher 222 JohauutSgasse 8. Ailtulexpedttiouea: Alfred Haha, Buchhandla„ Universität»str.E lFauspr. Nr. 4046), L. Lösche, Katharinen- strahe 14 (Fernsprecher Nr. 293Ü) u. König«- Platz 7 (Fernsprecher Nr. 7bOb). Haupt-Filiale Dresden: Marienstraße 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: EarlDuncker, Herzg l.Bayr.Hofb uchbandlg, Lützowslrahe lOKernsvreckerAmtVl Nr.4603). Nr. 5^3. Morgen-Ausgabe. MpMer.. TaMaü Anzeiger. Amtsblatt des ASniglichen Land- und -es Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Nates imd des Volizeiamtes -er Lta-t Leipzig. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Redaktionsstrich (4 gespalten) 7b nach den Familieuuach- richten (6 gespalten) bO Tabellarischer und Zissernsay entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Osfertenannahme Lü »4. Annahmeschlutz für Anzeigen: Abe ad-Ausgabe: vormittags lO Uhr. Morgen-AnSgabe: nachmittags 4 Uhr. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen »Ausgabe, ohne Postbefördernng ^l 60.—, mit Postbeförderung 70.—. Anzeigen sind stet- an dir Expedition zu richten. Die Erpedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig (Jnd. vr. V..R. L W. Klinkhardt). Montag den 24. Oktober 1904. 88. Jahrgang. Var Wichtigste vom rage. * Die Internationale Kunst- und Gartenbau- Ausstellung in Düsseldorf wurde gestern geschlossen. (S. Letzte Nachr.) * In Bialystock wurde in das dortige Polizeiamt ein G< schoß geworfen. Der Täter wurde getötet, mehrere Beamte verletzt. (S. letzte Dep.) * Als Mörder der Frau Konsul Dürfeld in Ham burg hat sich ein25Iabre alter Tapezierer namens Sievers begannt. (S. Letzte Nachr.) * Die Kundgebung der Sozialisten gegen Lueger vor dem Rathause in Wien verlief ohne ernste Zusammen stöße. (S. letzte Dep.) * In Christian!» und anderen Orten Norwegens wurden gestern nicht unerhebliche Erderschütterungen verspürt. (S. Letzte Dep.) ver 2u;ammen;chlu;; <ier ckeuttcben Ziaalzbabnen. Interessant ist es, einmal zu erfahren, wie man außer halb Deutschlands über den in der Heidelberger Minister konferenz geplanten engeren Zusammenschluß der deut schen Staatsbahnen denkt. Da kommt zunächst ein von offenbar sehr sachverstän diger Seite verfaßter Artikel des in Wien erscheinenden Oesterreichisch-Ungarischen Eisenbahnblattes in Betracht, der unter der Ueberschrift „Betriebsmittelgemeinschaft der preußischen und süddeutschen Eisenbahnen" folgendes ausführt: „Man ist jüngst durch die Mitteilung von Konfc- renzen überrascht worden, die zwischen den Ressort ministern Preußens, Bayerns, Sachsens, Württem bergs und Badens, sowie den beigezogenen Referenten -er respektiven Staatseisenbahnverwaltungen in Heidelberg stattfanden und den Zweck hatten, zwischen den Staatsbahnen der genannten Staaten eine Ge meinschaft anzubahnen, bezüglich deren Umfangs ur- sprünglich die Ansichten auseinandergingen. Eine Version wollte von der Anbahnung einer Betriebs gemeinschaft wissen, während eine andere das Gebiet der Gemeinsamkeit lediglich auf die Fahrbetriebsmittel beschränkt wissen wollte. Heute steht es nun fest, daß vorerst nur die Betriebsmittelgemeinschaft als das zu erreichende Ziel der im Zuge befindlichen Bestrebungen angesehen wird, eine Gemeinschaft, welche unter voller Wahrung der Selbständigkeit der respektiven der Ge meinschaft angehörenden Bahnverwaltungen etabliert werden soll, die aber vorläufig nur als eine Intention, als ein Projekt zu betrachten ist. ... Es bedarf keiner besonderen Darlegung, daß die Vorteile der Etablierung einer solchen Betriebsmittelgemeinschaft vom Standpunkte der Wirtschaftlichkeit für die in Betracht kommenden Bahnverwaltungen außer jedem Zweifel st ehen und sehr er heblich sind. Tenn im Falle dieser Gemeinschaft würden die Linien der derselben angehörenden Eisen bahnlinien, in Ansehung der Fahrbetriebsmittel, wie ein einheitliches Netz verwaltet werden.. . . Wenn man es auch zunächst mit einem Plane zu tun hat, der ledig- lich Erwägungen der Wirtschaftlichkeit entsprungen ist, so trägt derselbe doch die Ansätze einer Weiterentwick lung in sich, die ihn zu einer politischen Aktion empor zuheben geeignet wäre. Schon die bei den gegenwär tigen, der Betriebsmittelgemeinschaft geltenden Bera tungen in Aussicht genommene Uebereinstimmung der Personentarife bei sämtlichen der Gemeinschaft ange hörenden Bahnen stellt einen Keim dar, aus dem sich im Laufe der Zeit eine Betriebsgemeinschaft entfalten könnte. . . Doch ist dies ein Prozeß, der, wenn er sich vollzieht, nur allmählich zum Abschlüsse kommen kann. Er wäre aber von epockmler historischer Bedeutung. Denn er würde einen mächtigen Quader bar st ellenindemBaudesDeutschenReiche 8. Die Betriebsmittelgemeinschaft aber ist eine Maßregel der Oekonomie. Ob sie von allen Zweigen der Industrie freudig begrüßt werden würde, ist allerdings eine an dere Frage. Die Industrie, insoweit sie Verfrachter ist, kann die Betriebsmittelgemeinschaft, welche die Even tualität des partiellen und allgemeinen Wagenmangels wesentlich verringert, wenn nicht unmöglich macht, nur herbeiwünschen. Jene Industriezweige aber, welche sich mit der Herstellung von Betriebsmitteln befassen, dürften ebenso, wie die Waggonleihanstalten, dieser Maßregel mit gemischten Gefühlen gegenüberstehen. Denn der Abschluß der Betriebsmittelgemeinschaft wird, wenigstens in der allernächsten derselben folgen den Zeit einen Stillstand in der Bestellung von Fahr- betriebsmitteln seitens der Gemeinschaft zur Folge haben, da ja die rationellere einheitliche DiSponierung eine Verringerung des Bedarfes an Wagen und Loko motiven auf dem vereinheitlichten Betriebsnetze zur Konsequenz hat, so daß der gesamte, in ein einziges Reservoir geleitete Fahrpark höheren Leistungen ge wachsen sein muß, als die einzelnen selbständig ver- wendeten Kontingente. Für die preußischen und süd- deutschen Staatsbahnen und für das überwiegende Ge biet des Wirtschaftslebens in den respektiven Ländern wäre aber die Betriebsmittelgemeinschaft ganz un zweifelhaft eine Institution von der größten Gemein- nützigkeit." Sodann ist es nicht uninteressant, zu sehen, wie sich sachliche französische Stimmen zu den neuen Plänen einer deutschen Eisenbahn - Betriebsmittelgemeinschaft äußern. So widmet der „Temps" den Heidelberger Konferenzen und den deutschen Eisenbahnverhältnissen vom staatlichen verkehrspolitischen Standpunkte einen Leitartikel, in dem es heißt: Der deutsche Partikularismus war den Handels interessen der deutschen Staaten nicht sehr förderlich. An den Landesgrenzen mußten häufig die Güter um geladen werden und die Eisenbahnwagen leer zurück laufen. So fanden sich die Vorteile, die das Deutsche Reich aus der Tatsache hätte ziehen können, daß sein Eisenbahnnetz besser gestaltet war, als das vieler anderer Staaten, stark vermindert. Deutschland war lange Zeit betreffs das Baues von Schienenwegen zurück: das gestattete ihm, die in anderen Staaten, die ihm zuvorgekcmmen waren, gemachten Fehler zu vermeiden. Auch sicherte es, als es 1866 die Vervoll ständigung seines Netzes übernahm, viel besser als Frankreich den Dienst der Durchgangslinien. Es wäre gewiß übertrieben, zu sagen, daß die partiku- laristischen Forderungen ganz die Vorteile dieses Standes der Dinge unterdrückt haben, aber man muß zugeben, daß sie sie wenigstens ernstlich vermindert haben. Ebenso wie die politische Theorie, der wir bei uns die gemeinsame Richtung aller Linien nach Paris verdanken, der wirtschaftlichen Entwickelung und dem materiellen Wohlstände der mittleren und südlichen Gebiete Frankreichs bedeutend fändet, haben' poli tische Theorien das Deutsche Reich gehindert, allen möglichen Nutzen aus dem geschickten Plane zu ziehen, nach dem seine Eisenbahnen gebaut waren. Der „Temps" teilt dann die Grundlage und Folgen der Heidelberger Konferenz mit und erklärt, zu den: Ab kommen hätten alle betreffenden Staaten Zugeständ nisse machen müssen, auch Preußen. Die Heidelberger Verständigung würde demnach eine allgemeine Er- Mäßigung der Verwaltungskcsten der Eisenbahnen, eine große Vereinfachung im Personen- und Güter- verkehre und ein wahrscheinlich sehr merkbares An wachsen des Verkehrs auf den Bahnen und demgemäß der Einnahmen mit sich bringen. Zum Schluß wird ausdrücklich auf den Vorgang beim deutschen Zoll verein hingewiesen, der in ähnlicher Weise zustande gekommen sei. Aus diesem allen ergibt sich für un,s Deutsche das eine, daß wir auf dem richtigen Wege sind. ver Hutttanü in Zülstveztastika. Die Lage in Hanrernn. Vor einigen Tagen ist von uns eine Zuschrift an die „Köln. Ztg." abgedruckt worden, aus der eine ziemlich pessi mistische Auffassung von der Lage in Kamerun spricht. Hierzu wird der „Nat. Ztg." geschrieben: In der Gegend von Mubt ist, wie berichtet wurde, der Resident von Adamaua Hauptmann Thierry durch einen Pfeilschuh ge tötet worden, und dieser Unglücksfall lenkt die Aufmerksamkeit auf die Verhältnisse in Kamerun, denen mit Unrecht zur Zeit nicht die verdiente Beachtung geschenkt wird, wenigstens nicht in der Oeffent- lichkeit, die fortgesetzt nur durch die Völkererhebung in Südwest- asrika beschäftigt wird. An eine Katastrophe von diesem Umfange ist zwar in Kamerun nicht zu denken, da der Zusammenhang zwischen den Stämmen der großen Völkergruppen fehlt, aber ernste lokale Unruhen werden uns dort noch auf Jahre hinaus nicht er- spart bleiben, weil die deutsche Herrschaft höchsten» in den mohamme danischen Staaten, sonst aber fast nirgends als gefestigt gelten kann. Ter Tod Thierrys freilich wird Folgen von Belang nicht haben. Mubi ist ein vollkommen unter deutschem Einfluß stehende- Fulbe- sultanat, nördlich vom Benur an der englischen Grenze, und der tödliche Schuß ist offenbar im Gebiet eine» der dortffitzenden Heidenstämme ge fallen, die dem Sultan nicht unterworfen sind und die, seit langen Zeiten durch die Sklavrnjagdrn drr Fulbeherrscher heimgrsucht, verschüchtert und verbittert, vorläufig auch die durchkommenden Deutschen mißtrauisch und feindselig betrachten. Es kann auch schwerlich davon die Red« sein, daß, wie der Einsender der Zu schrift mit einem hier ganz unberechtigten Seitendieb auf die Mission meint, nnS gefährliche Stämme von unsern Verlegenheiten in Südwestafrika gehört haben und deshalb schwierig werden können. Trotzdem hat die Lage viel Unklare- und darum Bedenk liche«. Die Kolonialverwaltuug schweigt, der Gouverneur stellt alle« in rosigem Lichte dar, aber beunruhigenden privaten Nach richten kann der Weg nicht verstopft werden. Schon vor längerer Zeit ist behauptet worden, e« gäre im Sangha-Ngokobrzirk, dem I Au«beutllng«grbiet der Gesellschaft Süd-Kamerun, und die Kolonial- I abteilung sei im Besitz von Berichten, verheimliche sie aber. L« I ist möglich, daß hier Befürchtungen jetzt nicht mehr am Platze sind, I da zum Glück der sehr erfahrene Hauptmann v. Stein den Bezirk wieder übernimmt. Wie aber fsteht es mit dem Aufstand am Croßfluß? Daß daS dortige Gebiet sich noch im Aufstand befindet, läßt sich nicht wegstreiten; der verfügbare Teil der Schutztruppe ist dort noch immer in Anspruch genommen, was bei dem schwie rigen waldigen Gelände, der Zahl und Bewaffnung der Aufstän dischen — es sollen l 5—20000 Krieger sein — nicht wundernehmen darf. Warum vollzieht sich nun diese Bekämpfung des Aufstandes unter Ausschluß der Oessentlichkeit, warum hört man nichts da von? Seit mindestens sechs Monaten steht Oberst Müller, der Kommandeur der Schutztruppe, gegen die Stämme im Felde; er muß doch irgendwelche Vorgänge, Erfolge oder Mißerfolge be richtet haben. Aber das amtliche Kolonialblatt hat keine Zeile all' die Monate hindurch gebracht (mit Ausnahme einer nichts sagenden Bemerkung in dem Bericht über die Sitzung des Kolonial rats vom 1. Juli), die Kolonialverwaltung kann von ihrer Ge heimniskrämerei nicht lassen. Wohl lastet der Aufstand in Süd- westafcika schwer auf ihr, und deshalb mag sie es vorziehen zu schweigen. Aber in kolonialen Dingen ist dir Politik des Schweigens und Beschönigens noch stets rin Fehler gewesen. Man muß von der Kolonialabteilung eine wahrheitsgetreue Aufklärung über den bisherigen Verlauf des Aufstandes im Croßgebiet ver langen, jetzt, und nicht erst dann, wenn es sich für sie darum haudeln sollte, eine Verstärkung der Kameruner Schutztruppe durch zubrücken. Dar Gefecht am Waterberg. Von dem Gefecht am Waterberg kommen nun Einzel heiten zur Kenntnis, die deutlich zeigen, welchen hartnäckigen Gegner unsere Truppe zu bekämpfen hatte, und wie un richtig es ist, wenn man sich ihn in der Heimat als einen großen Haufen regellos darauf stürmender Wilden darstellt, der „einfach zusammengeschossen wird"! Im Gegenteil! Planmäßig und diszipliniert verfuhren die Aufständischen; einige ihrer Fübrer,allen voran der alteKajala, entwickelten nicht gewöhnliche, strategische Kenntnisse und verstanden es sehr gut, ihre Schaaren, den Geländeverhältnissen anpassend, so zum Angriff zu führen, daß es der höchsten Anstrengung unserer Soldaten, ter ganzen Entwicklung unserer modernsten Ge- schützc, Maschinengewehre in Verbindung mit der Anwendung von Helio- und Telegraphen, Funkentelcgraphen und Fessel ballons bedurfte, um de§i vorzüglich verschanzten, in sckier un durchdringlichen Buschwäldern lauernden HercroS beizukommeu. Sogar das zarte Geschlecht kämpft bei den Hereros aktiv nut, indem die Weiber, beulend wie Besessene, hinter der Front die Männer zum Vorgehen anfeuern und mit ihren langen und schweren Kopf-Kirris die etwa Zögernden un barmherzig schlagen! Wer einmal aus den Kehlen von ein paar Hundert wütender Herero-Weiber das mit dem Auniampfen der Füße und taktmäßigen Klatschen beider Hände begleitete Brüllen: „wbu!—mbu!" gehört hat, vergißt es nicht wieder: und wer einmal die schwarzen, meist nackten Teufel, schäumenden Mundes, stieren Auges, mit wahnsinnigem Schreien, waffenschwingend heranrasen sah, wird zugeben müssen, daß ihnen ruhig ent- geg nzusehen etwas ist, was starke Nerven verlangt. Wie gut die Hereros wissen, daß eine Truppe nur unter dec Führung umsichtiger, tapferer Offiziere den Sieg erringen kann, erhellt aus der Neigung, geradeaus die Offiziere in erster Linie zu feuern; so drangen auch am Waterberg die feindlichen Abteilungen unausgesetzt auf General von Trotha und seinen Stab ein und nöthigten diesen zum persönlichen Eingreifen in das Gefecht; nicht minder galt ihr Feuern der Bespannung der Maschinen gewehre und Geschütze, die sie wohl zu erlangen lofften, wenn die Zugtbiere tovt wären. — Wie schon 1896, so auch in diesem Aufstande ist die Tatsache festgestellt, daß hinter jedem gewehrtragendenHerero Krieger 3—4K>rriträger laufen; fällt der Schütze, so ergreift der nächststehende das Gewehr und den Patronengurt des Gefallenen und feuert weiter. Von unseren Verwundeten und Toten versuchen die HereroS ebenso Gewehr und Patronen zu rauben, wenn sie nahe genug herankommen können, ebenso deren Kleider; daß mit den Verwundeten dann kurzer Prozeß gemacht wird, ist eine be kannte Sache. Mitleid kennt der Eingeborene nicht. Lin englische» Märchen. Nach einem „Herald"-Telegramm veröffentlichen Londoner Blätter allen Ernstes aus Kapstadt das Märchen, die deutsche Regierung habe den früheren Burensübrern Dewet, Botha usw. den Vorschlag gemacht, bei der Niederwerfung des Hereroausstandes mitzuwirken. Es soll ihnen erlaubt worden sein, eigene Bataillone zu führen. Jeder Bur, der an dem Feldzug teclnimmt, werde später Ländereien zur Anlegung einer Farm erhalten. Diese Londoner Utopisten scheinen von der deutschen Kolonialpolitik eine etwas über spannte Meinung zu haben. Derbst der Berichterstattung. Der „Nein.-Westsäl. Zeitung" ist von verschiedenen Offi zieren mitgeteilt worden, es sei vor kurzem unter bober (Strafandrohung der Schutztruppe verboten worden, irgend etwas über den Feldzug zu veröffentlichen. DaS Blatt schreibt darüber mit nur allzu berechtigter Deutlichkeit: Wir bedauern den Befehl des Hauptquartiers lebhaft und richten an die maßgebende Stelle im Reiche die Aufforderung, ihn rückgängig zu machen. Sollte die» aber nicht geschehen, dann erwarten wir, daß sich nationale Abgeordnete der Sache im Reichs tage annehmen. Denn das deutsche Volk, das so viel Blut und Geld in Südwestafrika opfert, hat rin gute» Recht, ausführlich über alle Vorgänge auf dem Kriegsschauplätze unterrichtet zu werden. Man sollte deshalb die private Berichterstattung wieder vollständig frei geben und zugleich für eine schnellere ausführlichere amtliche sorgen. Zwei Gründe führt die Zeitung an, die Ueberzeugung daß die Kriegsleitung die breitestete Oeffentlichkeit nicht zu scheuen bat, und die Notwendigkeit, das deutsche Volk über koloniale Vorgänge besser zu unterrichten, es zu reiferem Urteil zu erziehen; jeder dieser Gründ« hätte allein genügt. ver rilrrizcb-iapanircde Krieg. Line Aeuherung -er Hanrburg-Ainerika-Linie. Die Direktion der „Hamburg-Amerika-Linie" schickt den Hamburger Blättern eine sehr lange Note zur Abwehr der böswilligen Meldungen über deutsche Lieferungen an Rußland, womit die englische Presse auszu warten gewohnt. Wenn zum Beispiel englische Lügen berichte eben noch davon sprachen, daß eine deutsche Reederei nicht weniger als 40 Schiffe an Rußland verkauft habe, die zu Kriegszwecken eingerichtet werden sollten, so weist die Hamburger Direktion darauf hin, daß den von deutschen Reedereien an Rußland verkauften 5 nordatlantischen Dampfern nicht nur ähnliche Verkäufe Englands an Ruß land gegenüberstebcn, sondern daß England außerdem mehr als 30 Schiffe an die Japaner verkauft hat. England liefert für Japan fast alles Kriegs material, welches man im japanischen Lande nicht selbst fabrizieren kann. Nur diejenigen Orders, die man in Eng land nicht oder nicht so gut unterbringen konnte, sind von den Japanern nach Amerika und Deutschland gegeben. Die Liebe für die Engländer gehl dabei japanischerseits so weit, daß ein deutsches Werk, welches einen nach vielen Millionen zählenden Auftrag lür gewiße Spezialartikel erbalten hat, die in England nicht so gut zu haben sind, gleichzeitig die Weisung erhielt, diese viele Schiffsladungen darstellenden Sendungen nicht etwa von Hamburg oder Bremen aus zu verschiffen, sondern sie nach London zur Verladung nach Japan zu schicken. Am wichtigsten ist aus der direktorialen Erklärung der Passus: Es ist erinnerlich, daß, als vor einigen Monaten Rußland durch die Kreuzer der Freiwilligen Flotte plötzlich deutsche und eng- lischt Handelsschiffe anbalten ließ, die englischen Reedereien sofort erklärten, daß sie angesichts dieser Gefahr die Fahrt nach Japan aufgrben müßten, während die deutschen Reedereien ihr Geschäft ruhig fortsetzten. Die Erklärung dieser Ungleichheit liegt auf der Hand. Die Engländer unterhielten einen so großen Transport in Konterbande, daß sie nicht fortlaufender Revisionen sich unterwerfen konnten, während die deutschen Reedereien diese Nachsuchungen nicht zu fürchten hatten. Daß die Engländer, wo die Handelsinteressen in Frage kommen, aber durchaus nicht parteiisch sind, hat die erst vor einigen Tagen erfolgte Beschlag nahme eines englischen Handelsdampfers durch die Japaner be wiesen, welcher versuchte, die Blockade vor Port Arthur zu brechen um den Russen Proviant und Munition zuzuführen. Zuletzt wird konstatiert, daß für die Versorgung der baltischen Flotte mit Kohlen zwar zum überwiegenden Teile England der Kohlenlieferant ist, daß aber für den Transport dieser Kohlen der Löwenanteil in der Stellung der Transportsahrzeuge der deutschen Flagge zugefallen ist, und neben der Hamburg-Amerika-Linie der deutschen Ost see-Reederei, welche unter der englischen Konkurrenz seit Jahren schwer zu leiden batte, einige Beschäftigung brachte. Die Fleischlieferungen an die baltische Flotte sind gänz lich den englischen Unternehmern anheimgefallen. Deutsches Keich. Leipzig, 23. Oktober. * Neue Militär- und Mariueforderungen. Die „Korr. für ZentrumSblätter", also auch die „Köln. Volksztg.", ver breiten die folgenden Auslassungen: „Zwanzigtausend Mann Erhöhung der Präsenzstärke der Armee sollen angeblich vom Reichstage gefordert werden, und einige behaupten, es sei noch mehr. Damit aber noch nicht genug — auf leisen Flügeln des Gerüchts dringt zu uns die Kunde, in der nächstfolgenden Session würde auch eine starke Flottenvermehrung auf der Bildfläche erscheinen, und alle Dementis dieser Nachricht seien nicht das Papier wert, auf dem sie gedruckt sind, denn man wolle zuerst die Armeevermehrung in die Scheuern bringen und nachher mit eben solcher Energie auf die Verstärkung der Marine dringen." Nachdem die Zentrums korrespondenz unter Berücksichtigung der Weltlage und der finanziellen Schwierigkeiten die Gründe gegen neue Heeres- und Marine forderungen auseinandcrgesctzt hat, weist sie darauf hin, daß es „nicht allein die Zahl ist, welche uns mit Vertrauen auf unsere Wehrkraft blicken läßt. Es muß vor allem in der Mann schaft der rechte Geist, der rechte Soldatenmut vorhanden sein. Was nützen uus Regimenter, die mit Widerwillen gegen den Militärdienst und das Kriegsühren erfüllt sind? Sie werden sicher nicht den Todesmut zeigen, den wir jetzt bei den Japanern bewundern." Die „Deutsche Tageszeitung" nutzt diese mißvergnügten Quänzeleien aus, um, zweifellos mit Nebenabsichten, die Hoffnung auszusprechen, „daß die neue HeereSvorlage keinen Anlaß zu einem Konflikte bieten werde." Das büntlerische Organ will die Flottenforderungen als „spätere Sorgen" verschieben; es zeigt sich damit genau so interessant wie die Zentrumökorrcspondenz, deren Quertreiberei zu bekämpfen sie sich anstellt. O Berlin, 23. Oktober. * „August Scherl und Dr. Cornelius Loewe, Lotterie und Sparkasse. Aklenmäßige Auseinandersetzung und Klarstellung über das sogenannte Scherlsche Sparsystem, seine Geschickte und Aussicht. Von Dr. jur. Cornelius Loewe." Das ist der Titel einer soeben im Pharus-Verlage erschienenen Schrift, in der der Verfasser behauptet, nicht Herr Scherl, sondern er selbst sei der Urheber des „SparsystemS" und der Schriften „Das Ministerium Eulenburg und das Scherlsche Sparsystem" und „Die Ausschreitungen der Spielsucht", Schriften, unter die Herr Scherl seinen Namen gesetzt habe. Herr Loewe, früher Mitarbeiter des Herrn August Scherl, behauptet, daß dieser das Sparsystem nachträglich verball- bornisiert und zu einer inS Ungeheuerliche übertragenen Lotterie, zu einem in« Uugemefsenr gesteigerten Lotterietaumel umgestaltet habe. Der „Bert. Lokal-An; " will diese Bro schüre nunmehr durch folgende- Edikt absertigen: Herr Dr. Corneliu« C. Loew«, rin früherer, im Jahr« 1897 an«g»scht«d,»»r Angestellter unsere« Verleger« Herrn Lugnft
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