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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041022019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904102201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904102201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-10
- Tag1904-10-22
- Monat1904-10
- Jahr1904
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Bezugs-Preis Morgen - Ausgabe 904. Nr. 5N Jahrgang. Sonnabend den 22. Oktober 1904. 158.75 k. 100,60 ML SS.— c. 216.10 ) 76 .76 > s. >>. s e. e. s v. c. ü v. ». ü. 2. S. llnnavmeschlutz für Anzeigen: Abrnd-Au-gabe: vormittag- 10 Uhr. Morgea-Au-gabrr nachmittag- 4 Uhr. > 194.10 »,144.26 270.26 > 119. W 2 Dos offiziöse „Journ. de St. Petersb." hat trotzdem neuerdings mit aller Bestimmtheit erklärt, daß Rußland keine fremde Einmischung dulden wolle. Und wir b» grüßen diese Versicherung wenigsterhs insoweit mit be- sonderer Genugtuung, als sie geeignet ist, die deutsche Regierung in ihrer neutralen Haltung zu bestärken. Muß es uns doch bei der Eifersucht, mit der besonders England jeden unserer Schritte bewacht, darauf an kommen, auch den Schein zu vermeiden, als wollten wir uns in irgend einer Horm in die ostasiatischen Händel einmischen. Deshalb kann es uns nur willkommen sein, daß Rußland selbst die ungebetenen Vermittler nicht wünscht. Mag die russische Abneigung nun wirklich echt oder mag sie auch bloß markiert sein, für uns ist es jeden falls angebracht, sie zu respektieren, da auch die ehrlichste Vermittelung den Erfolg haben würde, uns beide Teile zu Feinden zu machen. Das müssen wir auf jeden Hall vermeiden. Und es war deshalb gut, daß auch die deutsche Regierung in -er „Köln. Ztg." laut und deut lich nochmals erklären ließ, sie denke an keine Ein mischung. Amerika kennt solche Rücksichten nicht, es braucht sie auch nicht zu kennen, da es in seiner splenäiä isolation von einer Gegnerschaft nichts zu fürchten hat. Es ist deshalb bezeichnend, daß Präsident Roosevelt bei den Großmächten von neuem die Einberufung einer neuen Friedenskonferenz angeregt hat. Man kann dabei die Frage auf sich beruhen lassen, wie wert es dem jetzigen Präsidenten der Vereinigten Staaten darum zu tun war, kurz vor der Präsidentenwahl sich als Weltfriedens richter aufzuspielen. Halls er wiedergewählt wird, wird die Konferenz auch zu stände kommen. Ob ihr irgend ein Erfolg beschicken ist, läßt sich jetzt noch nicht sagen. Wenn in Rußland der Zar mehr ist als ein Spielball seiner Ratgeber, dann kann er sich nicht grundsätzlich gegen eine Friedenskonferenz ablehnend verhalten. Ist er doch selbst der Vater dieser Ide". Es müßte auch im internationalen Areopag einen schlechten Eindruck machen, wenn jetzt Rußland die erste Macht wäre, die sich dem Gedanken der internationalen Friedensvermittelung gegenüber bockbeinig zeigte. Wie weit die Vermittelung freilich Erfolg haben würde, daS hängt nicht von den Stimmungen des Zaren ab, sondern von den Aussichten, die Rußland bei einer Fortsetzung des Krieges hat. kine frirclenrlronferenr? Der Feldzug dieses Sommers ist für Rußland un günstig ausgegangen. Schon nach der Schlacht bei Jentai war daran kein Zweifel möglich. Auch der letzte Traum von einer Zurückwerfung der japanischen Armee und einem Entsatz von Port Arthur ist ausgeträumt. Jetzt bleibt dem russischen Oberbefehlshaber kaum etwas anderes übrig, als Mukden zu räumen, bei Tieling eine starke Stellung zu besetzen und mit dem Gros seiner Armee in Charbin Winterquartiere zu beziehen. Japan bleibt der Herr der südlichen Mantschurei, es wird auch aller Wahrscheinlichkeit nach Mukden, die alte Kaiser stadt mit den chinesischen Kaisergräbern, besetzen und da mit im ganzen Osten sein Prestige außerordentlich er höhen. Auch daS Schicksal Port Arthurs ist bepegelt, so tapfer sich immer General Stössel halten mag. Fällt Port Arthur nicht durch die Geschütze der Feinde, dann fällt es durch Seuchen und Hunger. Und jetzt, wo ein Entsatz zu Lande ausgeschlossen ist, kann es strategisch als nutzlos- Quälerei bezeichnet werden, diesen verlorenen Posten noch länger zu verteidigen. Freilich, noch reden sich die Optimisten in Rußland und anderswo ein, daß ein Ent satz zur See noch im Bereiche der Möglichkeit liege. Aber von der Ostsee bis ins japanische Meer ist ein weiter Weg. Und läuft denn das baltische Geschwader wirklich nach Ostasien? Zwar es ist ausgelaufen und bereits in der Nordsee. Es gibt auch einige Anzeichen dafür, daß es die russische Regierung mit der Entsendung des Ge schwaders nach Ostasien eine Zeitlang ernst gemeint hat. Das beste Zeichen liegt wohl in der Kurssteigerung der Aktien der Hamburg-Amerika-Linie, die die Kohlen lieferung für die russische Flotte auf der Fahrt nach Ost- asten übernommen hat. Aber wollte man nicht vielleicht in Rußland erst den Ausgang der „Offensive" Kurv- patkins ablvarten? Dachte man nicht vielleicht daran, daß Kuropatkin bis zur Ankunft der Flotte Port Arthur entsetzt haben könnte? Jetzt, wo diese Hoffnung völlig in Rauch aufgegangen ist, wäre es ein Abenteuer von Don Ouixotischer Kühnheit, die baltische Flotte auf die end- lose Reise zu schicken mit der tödlichen Sicherheit, daß sie Port Arthur von Len Japanern besetzt und Wladiwostok eingefroren findet, während die japanische Flotte alles daran sehen wird, sie abzufangen und zu vernichten. Daß di« baltische Flotte wirklich bis ins javanische Meer kommt, das ist vorläufig noch äußerst unwahrschein lich. Japan hat die Oberherrschaft zur See. das weiß man auch in Petersburg ganz genau, wenn man sich auch den Anschein gibt, es zubestreiten. Es ist begreiflich genug, -aß unter diesen Umständen die Gerüchte über Friedensvermittelungen nicht ver stummen wollen. Man halte sich nur vor Augen, was der Krieg in Ostasien bisher schon beiden Kontrahenten gekostet hat. Denn wenn auch Rußland vom Unglück verfolgt war, oder sagen wir richtiger: wenn auch auf russischer Seite die schlechtere Vorbereitung, die schlechtere Führung und wohl auch das minderwertige Menschen material war, so hat doch auch Japan enorm gelitten. Beiden Teilen sind furchtbare Wunden geschlagen, beide Teile sind auch finanziell ausgepumpt. Nun ist es ja ganz richtig, daß ein Krieg noch nie am mangelnden noi-vu» rvrnm gestorben ist, aber gerade in der Gegen wart, wo die Kriege kostspieliger geworden sind als je zuvor, spricht doch dieses finanzielle Moment sehr erheb lich mit. Man darf auch nicht vergessen, daß die Wieder- oufnohme der Kämpfe im nächsten Jahre für beide Teile gleichbedeutend mit neuen und noch größeren Opfern an Mannschaften und Kriegsmaterial aller Art sein würde. Da ist eS nur natürlich, daß man sich auf beiden Leiten fragt, ob denn die Erfolge, die man günstigsten Fall«! erringen kann, diese neuen ungeheuren Opfer lohnen würden. 108.50 147.25 930». W >050 L 1046 e. »sc 765 2. 56 2. K Berlin, 2t. Oktober * „Um Kopf nutz Kragen." Der Sozialdemokrat Dr. Friedeberg fährt fort, in Berliner Partei»«» 168.76 e. 167.90°. 8o.K°. 80,35°. 80,75 2. 12.75 47.75 47.26 41,25 70.— 46- > 127.50 2.— Iiiulizis W ML r>i>. 1 04 »4. »rv flotte. * Tchiffsbewegungen. S. M. Alußkanonenboot „Vater- land" ist am 20. Oktober in Cdinkiang am Jangtse eingetroffen und geht am 24. Oktober von dort nach Shanghai. sammlungen für den General st reik Propaganda zu machen. „Genosse" Fricdcberg schätzt zn«r den Parla mentarismus nicht so gering, daß er ihn plötzlich ab- säiaffen will, aber eine „allmähliche Umwandlung des Kampffeldes der Arbeiterbewegung", nämlich zu Gunsten des Generalstreiks, strebt Friedeberg ausgesprochenermaßen an. Dabei soll der General- streik keine leere Demonstration sein; vielmehr müsse, wie „Genosse" Hriedeberg laut dem „Vorwärts" ans- führte, die „herrschende Klasse auch wissen, daß es sich um Kopf und Kragen handele." — Steht d'e Sache so, dann dürfen die Anhänger des Generalstreiks sich nicht wundern, wenn die bürgerliche Gesellschaft jeden praktischen Versuch zur Durchführung des General streiks mit allem Nachdruck zurückweist. Die Freunde des Generalstreiks dürfen sich hierüber umso weniger wundern, als — nach dem bekannten Beispiel v o n Vollmars — „Genosse" Nitsckcke dem Dr. Friede- berg vorhielt, daß die Masten wegen Mangels an Schu lung die Macht unmöglich in der richtigen Weise be nutzen würden. * Die lippische Frage. In Bundesratskreisen denkt man nach der „D. TageSrtg." nicht daran, die Thronfolgefrage in Lippe materiell im Bundesrat selbst zu entscheiden. Es soll vielmehr allgemeine Uebereinstimmung darüber herrschen, daß der Streit einem Gerichte oder einem Schiedsgerichte unterbreitet werde. Darüber, welches Gericht anzurufen oder einzusetzen sei, sollen die Meinungen noch auseinandergeben. Es scheine aber, daß man auf die Einsetzung eines besonderen Schiedsgericht- zurück kommen werde. * Aiautschau. Dem „Berl. Tagebl." wird aus Kiel ge schrieben: Zum erstenmal seit Beginn des Krieges hat das GroS unserer Seestreitkräfte in Ostasien die Ge wässer in der Nähe deS Kriegsschauplatzes verlassen und Süd china ausgesucht. Kein einziger großer Kreuzer ist vor Tsingtau zurückgeblieben, nur fünf untergeordnete Fahrzeuge von geringem GesechtSwert stationieren dort. * Beim Kaiserpaar fand gestern Abend im Apollosaal des Potsdamer Neuen Palais eine Tafel statt, an der außer den Damen und Herren der Umgebungen teilnahmcn der Kronprinz, die Prinzen Eitel Friedrich, August Wilhelm und Oskar, Prinz und Prinzessin Heinrich, Prinz unv Prinzessin Friedrich Carl von Hessen, der Großherzog und die Großherzogin v. Mecklenburg-Schwerin und Herzogin Cecilie zu Mecklenburg-Schwerin. — Heute morgen unter nahm der Kaiser einen Ausritt, empfing zur Meldung den Chef deS Ingenieur- und Pionierkorps und General-Insvek- teur der Festungen Generalleutnant v. Beseler und hörte die Vorträge des Kriegsministers und des Chefs des Mi- litärkabinetts. — Der bisherige schweizerische Gesandtschaftssekretär in Wien, Deucher, ist unter Beförderung zum Gesandtschasts- sekretär I. Klasse und zum Sekretär der Gewndtschaft in Berlin ernannt worden. Der Atlachs bei dieser Gesandtschaft, de Purx, ist unter Beförderung zum Sekretär 2. Klasse nach Washington versetzt worben. Eytra-Vetlage« (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörverung 60.—, mit Postbesörverung 70.—. Anzeigen sind stet- an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi- abends 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Polz in Leipzig Änl>. vr. Ä. R. Sr W. Klinkhardt). L W-. M 665 c. t m proiinl. i. 63.50 e. >. 99.—e. rruslana. Oesterreich - Ungarn. * Sine solenne Lttzung Pc» nictzeröfterreichischen Land tag-. Das Verbot deS Lueger-Fackelzug« bat eine Schlacht von homerischer Ausdehnung verursacht, über deren Wogen wir heute nur den Telegraphen berichten lassen können. Die Abgeordneten Gcsmann und Genossen brachten einen Dringlichkeitsantrag ein, der Landtag möge beschließen, der Regierung an- Anlaß de- Verbot- fein« schärfste Mißbilligung auSzusprechen. Die Vorlesung wurde von der Majorität mit lebhaftem Beifall und mit Entrüstungsrufen gegen di« Regierung aufaenommen. WeiS- kirchnrr beantragte, den Antrag al- ersten Punkt auf die Tagesordnung zu setze«, und teilte mit, daß die Statthalter« Aedakttoa Srpedtttoar US Fernsprech« W2 S»haa«t«-aN, I, Alfred tza^vuchbald!^,Universität,ffr.» (Fernspr. Nr. 4046s, L. Lüsche, Katharine», praße 14 (Fernsprecher Nr. 2836) n. König-- platz 7 (Fernsprecher Nr. 7606)» Vü«pt-Ntt<le Trespen: Marten strahr 34 (Fern sprech« Amt I Nr. 17UY. hßnpt-SMale Berlin: LarlD«nckrt,tzerzgl.Vayr.vofbuchdaudk», Lützowftrake lOttternivreckerAmtVl Nr.46031 Wie dem auch sei, für uns bedeutet der Hottentotten krieg eine ganz außerordentliche Vermehrung unserer Ausgaben; denn so, wie 1894 in der Naukluft, geht's nicht niehr. Damals glaubten die Eingeborenen tat- sächlich an eine Ueberlogenheit der deutschen Waffen und — von den wahrhaft bedeutenden Leistungen der damaligen Schutztruppe abgesehen — war cs in erster Linie die diplomatische Ausnutzung dieses Glaubens der Eingeborenen, die den Erfolg horbeifllhrte. Noch ehe er besiegt war, schrieb Witboi an Major Leutwein: „Ich weiß, daß ich nichts bin gegen dich". Dieser Glaube ist nunmehr völlig erschüttert, denn nxis wir bisher im Hererokriegc erreicht haben, imponiert den Witbois nicht. In den Augen der Eingeborenen sind die Tage von Okaharni und Oviumbo -""ticke Niederlagen, und der Tag am Waterberg ein Mißerfolg. Man soni- ihnen, die Herero würden gefangen, und sie sehen statt dessen, daß man sie gar nickt fangen kann. Was die Herero können, kann der Hottentotte im allgemeinen besser, und Hendrik Witboi weiß das zur Genüge. Man glaube nicht an die angebliche Feigheit der Witbois; der Grund liegt ja so nahe: „Sie wollten nicht!" 4^25 K >84.76 ?6">,— !26L0 Var MttMgrte vom läge. * StaatSmini st ervonMetzsch gedenkt heute vormittag die Motorausstellung im Leip ziger Kristallpalast zu besuchen. (S. Leipz. Angelegenheiten.) * AIS Hochzeitstag des Kronprinzen wurde auf der Konferenz der preußischen Landes direktoren der 22. März 1905 genannt. * Die LeichePaulKrügers geht am 29. d. M. aus Hoek van Holland nach Südafrika ab. Dr. Leyds und mehrere holländisckie Herren, welche in dec Burenbewegung tätig waren, begleiten die Leiche. * Im niederösterreichtschen Landtage inscenierten die Christlich - Sozialen einen großen Skandal, weil -er Fackelzug für den Wiener Bürger- meister Lueger durch die Polizei verboten worden ist. (S. Ausland.) * Die Botschafter der Ententemächte haben wegen der neuen Verschärfung der Balkanwirren bei der Pforte protestiert. (S. Ausland.) Nirzeigen-PretS die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Rrdaktion-strich (-gespalten) 76 nach den Familieuuach- rtchlea (6 gespalten) 60 Tabellarischer und Iiffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Ofsertenannahme 26 veukscver Keich. * Leipzig, 21. Oktober. * Die Mirbach-Jntcrpcllatian, die Freiherr von Hammer stein am 26. d. M. im Abgeordnetenhaus« beantworten will, stellt die Frage, ob die Königliche Staatsregierung den Ober- hosmeister Freiherrn von Mirbach vorher autorisiert habe, die SiaatSbehörden in Anspruch zu nehmen, und ferner, ob die Königliche Staatsregierung es für zulässig erachte, die Autorität der Behörden zu solchem Zwecke zu benutzen. Gewiß ist die Beantwortung dieser beiden Fragen interessant genug. Die Interpellanten hatten vielleicht ihre Gründe, die Anfrage so und nicht ander« zu formulieren. Es ist aber notwendig, daß in ihrer Begründung «ine dritte, nicht minder wichtige Frage mit Klarheit ausgesprochen wird, die nämlich: obHerr vonHammrrstein bei seinerersten Beantwortung einer demselben Thema geltenden Interpellation dem Parlament wichtige, zurSacke gehörende Tatsachen verschwiegen hat. Diese Frage ist von weittragender prinzipieller Bedeutung, denn wenn da« Parlament nickt mehr annehmen kann, daß die Minister auf Interpellationen sachgemäße Auskunft er- teilen, so sinken die gesamten parlamentarischen Anfragen zu einer Farce herab. Der Wortlaut der Interpellation macht Herrn von Hammerstrin die Sache außer ordentlich leicht. Er braucht nur zu antworten: Allerdings hat die Staatsregierung Herrn von Mirbach autorisiert und allerdings hält sie es für zulässig, daß die Behörden einen so hohen und schönen Zweck unterstützen. Gewiß würde man über eine derartige Antwort in den verschiedensten Parteien verschiedener Ansicht sein, aber der Hauptpunkt würde gar nicht berührt werden, wenn er nickt in der mündlichen Be gründung der Interpellation mit Energie betont wird. * Oldenburg, 20. Oktober. Die in einem Telegramm aus Dresden erwähnte Krankheit des Groß herzogs ist dem „Generalanzeiger" zufolge eine Plötz- lich erfolgte Muskelzerreißung. * LUwnbnrg, 2l. Oktober. Der Landtag wurde heute mittag durch den Minister Willich geschloffen. Der Großherzog und Herzog Friedrich Ferdinand zu Schleswig- Holstein ließen dem Landtage für die einstimmige Annahme des neuen Thronfolgegesetzes ihren Dank aussprechen. * Koburg, 21. Oktober. Der Landtag hatte die Wabl des agrarischen Abgeordneten Schultheiß Eckardt-Fechheim wegen grober Wahlverstöße für ungültig erklärt. Das Staatsininisterium verfügte nun selbstverständlich eine Neu wahl, aber nicht in dem allgemein erwarteten Sinne, daß der ganze Wahlkreis wieder zur Urne schritt, sondern legte nur den beiden Ortschaften Bieberback und Klein-Garnstadt, wo die Verstöße vorgekommen waren, auf, nochmals zu wählen. Diese eigenartige Methode batte natürlich zur Folge, daß der Agrarier wiedergewählt wurde. Wäre eine völlige Neuwahl angeordnet worden, so würde der Ausgang vermutlich anders gewesen sein. * Eoblcnz, 2l. Oktober. Die Handelskammer beschloß gestern, an daS Abgeordnetenhaus eine dringliche Eingabe zu richten, in welcher die Einbeziehung der Kanalisierung der Mosel in die große wasserwirtschaftliche Vorlage verlangt wird. * München, 21. Oktober. Die Direktion der Ma- schinensabrik Maffei beabsichtigt, morgen alle Arbeiterauszu sperren, wenn nicht bis dahin die streikenden Tender- und Rahmenbauer die Arbeit wieder aufnehmen. Betroffen würden dadurch 1300 Arbeiter bei Maffei und allenfalls weitere 3000 in anderen Eta blissements. Der Hukrtana in venlrcd-Ziichve-lattilta. Vie Einnahme von N-mtsa». Zu den Vorgängen in Deutsch-Sübwestafrika schreibt die „Norddeutsche Allgem. Zeitung: Die Einnahme von NomtsaS ist ein schwerer Schlag für die in letzter Zeit so vielverheißend aufgebluhte Kulturarbeit im mittleren Teile des Schutzgebietes. Nomtsas bildete dank der Tatkraft und Unternehmungslust des getöteten Farmer- Herrmann den Mittelpunkt einer sich günstig entwickelnden Farm- wirtschast und erfolgreicher Viehzucht. Herrmann war eines der ältesten und erfolgreichsten Mitglieder des Schutzgebietes, der sich durch keine noch so schweren Schick salsschläge abhalten ließ, seine Kraft in den Dienst der Ent wickelung dieser jungen Kolonie zu stellen. Als Vertreter der Kolvnialgesellschast war er hingegangen und begann in Kubub einen erfolgreichen Farmbetrieb. Doch die Station wurde im November 1803 beim Ausstande der Eingeborenen vernicklet, und Herrmann widmete sich seitdem ganz seiner im Regierungslande liegenden Farm Nomtsas (46 Km nörd lich von Grootsontein), die gutes und gesunde- Weideland und im Flußtal fruchtbares Gartenland bietet. Auch seine Versuche, das Fettschwanzschaf anzusiedeln, haben gute Erfolge gezeitigt. Der Abfall Hendrik witboi». Zum Abfall Hendrik Witbois schreibt der „T. R." Leutnant Leutwein, der längere Zeit in Südwest afrika weilte und Len ersten Teil des Hereo-Feldzuges mitgemacht hat: „Mich hat die Kriegserklärung des alten Witboi tatsächlich überrascht, denn eine solche Energie hätte ich ihm nicht mehr zugetraut. Schien er doch in den letzten Jahren ein Greis geworden zu sein, mit dessen Gesund- heil es recht sehr haperte. Als er Ende 1903 krank in: Lazarett von Keetmanshoop lag, fürchtete man für sein Leben. Nicht mit Unrecht, denn sein Tod wäre der Beginn eines allgemeinen Hottentottenaufstandes ge- wesen. Jetzt hat er selbst das Signal zu diesem Auf- stand gegeben, und trotz der Nachteile, die uns daraus erwachsen, kann man ihm auch bei seinem Treubruch eine gewisse Achtung nicht versagen. Für seine Person heißt das ein Verzicht auf die großen persönlichen Vor teile, die ihm die deutsche Regierung reichlich zuteil werden ließ. Und Hendrik verstand den Wert des baren Geldes so gut zu würdigen wie Sekt und schwere Cigarren. Für seine Person war ihm ein genußreicher Lebensabend — wenn er treu blieb — sicher. Nun har er einen Krieg heraufbeschworen im Interesse seines Volkes, der ihn sehr bald körperlich zu Grunde richten wird. WaS soll man davon halten? Hat er die Unter drückung seine« Volkes durch di« Deutschen so tief ge- fühlt? Möglich; und an politischer Einsicht fehlte «S «hm nicht. Die oft mag nicht auch von deutscher Seite im Zorn das Wort gefallen sein: „Na wartet, wenn wir die Herero erst haben, dann kommt ihr dran!" Un verständig« Leut« gibt r« auch in Düdwestafrika genug. Diese Nummer ksftet auf allen Bahnhöfen und III I bei de« AeUunAß-verkSuseru 214.75 162-25 1>2'25 ver rurrired-lapanircde Krieg. Der Aeisewsg bc» baltischen Geschwader». Aus London, 20. Oktober, schreibt unS ein Mitarbeiter: Die Dispositionen — so versichert ein Vertreter des engliscken Lloyds—, die für die Versorgung der baltischen Flotte sowohl an Kohlen, wie an Lebensmitteln getroffen wurden, lassen annähernd den Reiseweg erkennen. Die Schiffe der Hamburg-Amerika-Linie, die Kohlen in England ge laden haben, sollen voraufgehen uyd in Aden und in Zanzibar den russischen Schiffen, die durch den Suezkanal oder vom Kap kommen, Kohlen geben. Andere Schiffe werden sich schließlich nach Singapore begeben, um dort dem wieder vereinigten Geschwader Kohlen liefern zu können. Daß die großen russischen Schiffe den Weg um daS Kap der Guten Hoffnung machen werden, geht aus dem Ankauf des eng lischen Dampfers „Maori-Kmg" mit feiner Labung hervor, die für nahezu anderthalb Millionen Mark gekühltes Fleisch enthält. Der „Maori-King", der noch beute Abend mit seiner Ladung nach dem Kap der Guten Hoffnung abgeht, wird den neuen Namen „Hoffnung" erhallen und ohne Zweifel den russischen Kriegsschiffen als Verpflegung S- Ichiff dienen. Vom Schauplatz. DaS „Berl. Tagebl." meldet aus Mukden: Für die Nacht vom 20. zum 2t. Oktober war ein allgemeiner russischer Angriff geplant, der zum Teil durch die hoch gehenden Fluten deS Scyabo verhindert wurde. Die russischen Verluste sind furchibar; einzelne Regimenter zählen nur noch 800 Gewehre. Die Stimmung ist dementsprechend ernst. Das Regiment verlor 20 Offuiere und über 300 Mann. Noch ist kein Ende deS grauenhaften Mordens abzusehen. Die Verwundungen sind jetzt weit gesährlicher als früher, was zum Teil auf ältere japanische Gewehre mit abgeplattetem Kupfermantel geschoß, zum Teil auf die dickere Winlerkleidung der Mann schaften zurückzuführen ist. — Die „Birshewija Wjebomosli" dagegen läßt sich von ihrem Korrespondenten in Mukren vom 20. Oktober melden: Auch am zweiten Tage nach der Schlacht herrschte auf der ganzen Front Ruhe. Die russischen Soldaten bleiben in ihren Stellungen, ruhen sich nach den zehn Kampftagen aus und beobachten die Bewegungen deS Feindes, der mit Truppen verschiebungen stark beschäftigt zu sein scheint. Nack Aus sagen von Gefangenen bereiten die Japaner sich zum Rückzug vor. — Ein am 21. Oktober nachts 1 Uhr aufgegebenes Telegramm desselben Korrespondenten berichtet, daß in der Nacht des 20. eine Ableitung Freiwilliger unversehens eine japanische Batterie angegriffen, die Bedienungs mannschaft getötet, drei japanische Geschütze erobert und dieselben trotz Gefahr und Schwierigkeiten in das russische Lager gebracht habe. zweimmlg« raginp« Fnstellnug tu« Hau» — »«ch tztt Poft bsiogn, für Dvttsch- tau««. 0«K«E »IrrteliShrftch 420, für die übrig« Lünd« imu Aeitnag-pret-lift» E W W KiWMMMM Anzeiger. Amtsblatt -es Königlichen Land- und -es königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Nates und des Nolizeramtes der Stadt Leipzig. U !.5O >!25 >.75 >.25
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