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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.09.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-09-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040928013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904092801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904092801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-09
- Tag1904-09-28
- Monat1904-09
- Jahr1904
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BezugS-PreiS ja der Hauptenreditlou oder deren Ausgabe- fiellea avgeholt: viertrliührlich 8.—, bet zweimaliger tüglicher Zustellung tu« Hau« 8.78. Durch die Post bezogen für Deutsch land u. Oesterreich vierteljährlich ^l 4.80, für die Übrigen Länder laut Zeitunq-prei-liste. Liefe Nummer kostet auf allen Bahnhöfen und III I bei den ZeitungS-Berkäufern Nevaktion und Expedttto« 183 Fernsprecher 222 Johanni-gaste S. Atlialerpedtttone«: Alfred Hahn, Buchhandlg.,UniverfitSt«str.S (Fernspr. Nr. 4046>, L. Lösche, Katharinen straße 14 (Fernsprecher Nr. 2938) u. Königs platz 7 (Fernsprecher Nr. 7808). Haupt-Filiale Dresden: Marienstraße 34 (Fernsprecher Amt 1 Nr. 1718). Haupt-Filiale Berlin: CarlDu n ck e r, Herzgl.Bayr.tzofbuchbandla, Lüdowstrabe lOlFernwrccherAmtVI Nr.4608i Morgen - Ausgabe. MpMer TaMaü Anzeiger. Amtsblatt des ÄViriglichen Land- und des königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Rolizeiarnles der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem RedattionSstrich («gespalten) 78 -H, nach den Familienuach- richten (6 gespalten) 80 Tabellarischer und Zisfernsay entsprecheud höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenunnahme 28 Annahmefchlutz für ««zeigen: Abend-Ausgabe: vormittag- 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittag- 4 Uhr. Grtra-Vetlagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Au-gabe, ohne Postbeförverung 60.—, mit Postbeförderung 70.—. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig (Inh. Nr. V.. R. L W. Klinlhardt). Nr. 495. )ir eigenem Sache. Das Leipziger Tageblatt hat seine Ausgestaltung jetzt soweit vollendet, daß es zum z. Vktober alle Vorteile einer großen, modernen Zeitung bieten kann. Durch Abschlüsse mit unseren erste« Telegraphen- Vureaux, die Neuanstellung einer Reihe von zu» verlässigen Nsrrefpondenten in den großen Verkehrs- und Aulturcentren, sowie durch Einrichtung eines ««unterbrochenen Telephondienste» ist das Tageblatt jetzt nicht nur in den Stand gesetzt, wie früher schon allen sächsischen Blättern die Spitze zu bieten, sondern es kann auch im Nachrichten dienst die große presse des Reiches, insbesondere die Berliner, schlagen. To wird die Morgenausgabe des Tageblattes in der Lage sein, weitergehcnde Telegramme aufzunehmen, als dies den Berliner Morgenblättern möglich ist. Die zuverlässig nationale nns liberale Tendenz wird nach wie vor der Politik des Blattes die Richtung und damit den Lesern die Gewißheit geben, in ob jektiver und freimütiger weise über die vorkomm, niste in der großen Welt wie in der Heimat unter richtet zu werden. Dem Fenilleton ist ein wertvoller Zufluß interessanter Beiträge aus dem Runstleben der großen deutschen Städte gesichert, lieber die Auf führungen aller bedeutenden deutschen Bühnen werden Vriainalreecnsionen im Tageblatt erscheinen, ferner sind schon jetzt mit einer Reihe unserer ersten Autoren Abmachungen getroffen, die uns den Erst abdruck ihrer Erzählungen ermöglichen. Der ninfikalische Teil stellt es sich zur Auf gabe, unter derselben bewährten fachmännischen Leitung wie bisher an Reichhaltigkeit und charakter voller Gestaltung im musikalischen Leben unserer Stadt ein sicherer Führer zu sein. „Für unsere Frauen" wird eine vom Mktobcr ab wöchentlich erscheinende Beilage heißen, die insbesondere die Interessen der Frauen wahrnehmen und den Lesern des Leipziger Tageblattes alles Wissenswerte aus öer Frauen- und Ainderwelt unter der Redaktion einer im Mittel punkte der Bewegung stehenden Frau bieten will. Handelstett grotzen Stils. Jeder Abonnent erhält auf Wunsch da; wöchent lich erscheinende Leipziger Wohnungs-Register — in jeder Nummer ca. sovo verschiedene Ver mietungen — kostenlos geliefert. Verkehrsbuch sür Mitteldeutschland und „Kleines Leipziger Adreßbuch" (Auflage 50 von Exemplare) wird in den ersten Tagen des Dktober den Lesern des Leipziger Tageblattes gratis zu gestellt. Zum Abonnement beim tlZuartalswechsel, auch probeweise gern gewährt, ladet ein das „Leipziger Tageblatt". Var Medtigrte vom Lage. * Da der Typhus in Südwestafrika wieder in ver stärktem Maße aufgetreten sein soll, werden neuerdings Aerzte hingesandt. * Der englische TorpedobootSzerstörer.Cbamios" sank bei Kephalonia, als er Dampfproben machte; die Be satzung wurde gerettet. * Da- Zentralcomitö der italienischen Eisenbahn beamten beschloß, alle Vorbereitungen für einen all gemeinen Ausstand auf den italienischen Eisenbahnen zu treffen für den Fall, daß die Regierung die Forderungen der Eisenbahner verwirft. vom pleirgrsicht i« 5t. csuir. St. Louis, Missouri. Deutsches HcmS, den 12. September 1904. Man hat, nicht ganz mit Unrecht, gesagt, jeder Deutsche, der 6 bis 8 Wochen jenseits des Ozeans gewesen sei, müsse jetzt ein Buch über Amerika schreiben. Mir liegt diese Versuchung glücklicherweise fern; aber die Ein drücke, die ein Landsmann in offizieller Sendung auf dem großen Weltjahrmorkt in der bis dato relativ un bekannten Stadt St. Louis gewinnt, mögen doch auch für manchen anderen insoweit von Interesse sein, daß ein kurzer Bericht darüber vielleicht nicht unwillkommen ist. Di« hiesig« Ausstellung ist ja in der europäischen Mittwoch den 2 Presse zum Teil nicht eben günstig ausgenommen und beurteilt worden, und in mancher Beziehung sicherlich nicht ohne Grund. Den Amerikanern fehlt bei all ihrer großen technischen Geschicklichkeit und äußerlich fort geschrittenen Entwicklung doch der solide Unterbau, die naturgemäß gewordene Grundlage, ganz besonders hier im Südwesten, wo noch weit weniger Tradition vorhan den ist als in den älteren Oststaaten. Die Leute hier nehmen von allen Dingen gleich das höchste derzeitige Entwicklungsstadium als etwas Selbstverständliches ent gegen, um es oft genug genial weiter zu entwickeln, aber es fehlt ichnen doch schließlich Sinn und Verständnis für das Warum und Woher dieser Kulturgüter, die wir lang sam und mühevoll errungen haben, und damit auch m letzter Linie der rechte Respekt, die rechte Achtung vor Ihnen. So hat man denn auch in St. Louis in Gottes Namen gleich mit dem Ricsenunternehmen einer Welt ausstellung begonnen, ohne jenials zuvor durch kleinere Veranstaltungen ähnlicher Art die nötige Schulung er langt zu haben, und wenn das als eine gewisse Treistig- kcit bezeichnet worden ist, so kann man dem vielleicht nicht unbedingt widersprechen. Damit hingen denn wohl auch zumeist gewisse unerfreuliche Erscheinungen zusammen, die besonders im Anfänge zu Tage getreten sind und der Kritik breite Flächen boten; cs zeigte sich eben, lvas auch jetzt bei den Arbeiten der Jury, trotz der besten Gesin nungen, sich wieder geltend macht, daß die jahrzehnte lange, ruhige Vorarbeit und systematische Schulung des Europäers für derartige Aufgaben sich doch nicht gleich aus dem Handgelenk nachmachen und ersetzen läßt, zu mal da der normale Amerikaner bei aller technischen und geschäftlichen Routine einen geradezu erstaunlichen Mangel an Anpassungsfähigkeit gegeniiber Sitten und Denkungsart anderer besitzt. Dazu kam, daß infolge der weiten Entfernung die Fertigstellung der Aus stellung noch später erfolgt ist, als bei sonstigen großen Ausstellungen (Deutschland war übrigens mit zuerst fertig), was wiederum das Urteil namentlich in der ersten Zeit ungünstig beeinflussen mutzte, und endlich ist wohl zu bedenken, datz St. Louis eine südliche Stadt ist, für die eigentlich erst im September frühestens die Saison beginnt. Tas hat sich denn auch trotz des relativ kiihlen Sommers dieses Jahres stark geltend gemacht, und der Besuch ist in der Sommerzeit in der Tat nicht stark ge wesen. Um so erfreulicher ist es, feststellen zu können, daß die eigentliche Blüte der Ausstellung jetzt, d. h. gerade gleichzeitig mit dem Beginn der Preisrichter-Arbeit, an zufangen scheint, so daß die Verlängerung bis Dezember gewiß richtig ist, jedenfalls kann von der so oft behaup teten Leere jetzt nicht mehr die Rede sein, und wenn wir Eingeweihten auch hinter den Kulissen so allerlei kleine Mängel und Lücken bemerken, so ist doch der Eindruck des Ganzen auf die überwiegende Mehrzahl der Besucher zweifellos ein großer und bleibender. Und va müssen wir denn auch ehrlich zugestehen: das, was nun schließlich hier — nicht zuletzt mit durch die Teilnahme Deutschlands — zustande gekommen ist, ist wirklich etwas Großes und Ernstes, und die hiesige Ausstellung bedeutet eine echte und rechte Weltausstellung, trotz der erst werdenden und überaus prosaischen Stadt, die für sie gewählt wurde, die man aber überhaupt nicht zu betreten braucht, ebenso wenig wie das unvermeidliche Vergnügungsviertel. Und was diese Ausstellung hier vielleicht besonders interessant macht, ist der Umstand, daß sie eben nach echt amerika nischer Pionierart einen Vorstoß in relativ unerschlosscnes Land darstellt, und daß sie vor allem die südlichen Staaten Nordamerikas, sowie die Südamerikaner in besonderer Weise angelockt hat. Ich glaube, daß gerade hierin manche Anknüpfung für die Zukunft liegen könnte, denn mancher Angehörige dieser mehr oder minder wertvollen Völker schaften hat wohl unsere Leistungen auf industriellem und wissenschaftlichem Gebiet zum erstenmal aus solcher Nähe zu sehen bekommen, und wird vielleicht seine Vorstel lungen einigermaßen klären, so daß die naive Frage, „ob wir in Deutschland auch schon elektrische Straßenbahnen hätten" und ähnliches nicht mehr vorkommt. Deutsch land hat, das kann mit großer Genugtuung schon jetzt tatsächlich festgestellt werden, den großen friedlichen Wett kampf der Völker mit Ehren bestanden, ja in den meisten Abteilungen geradezu glänzend abgeschnitten. Das deutsche Haus liegt dominierend auf der Anhöhe neben der Hauptfesthalle, es wird wegen seiner Einrichtung all- gemein bewundert und ist der Schauplatz der bestarran gierten, vornehmsten Feste gewesen; die deutsche Unter- richtsabteilung steht absolut in vorderster Linie, das deutsche Lttmskgewerbe und die buchgewerblichc Gruppe haben den nachhaltigsten Eindruck gemacht, und wer gut verpflegt und bedient sein will, der geht — in das deutsche Restaurant, gleichviel welcher Nation er angehört. Wenn somit das Ansehen Deutschlands durch die Beteiligung an der Ausstellung hier unzweifelhaft gewonnen hat, so ist Wohl bestimmt zu hoffen, daß die wirtschaftlichen Folgen davon in absehbarer Zeit nicht ausbleibcn werden, und wenn sic nur zunächst in einer freundlichen Annähe rung der beiden Völker zu gegenseitiger Anregung be stehen sollten. Die gemeinsame, oft sehr anstrengende Arbeit in den verschiedenen Gruppen der Jury hat bereit» . September 1904. im kleinen vortrefflich diesen Dienst geleistet; ich erwähne nur als bescheidenes, aber ganz bezeichnendes Beispiel, daß von 10 Teilnehmern meiner Gruppe bereits 5 auf meine Bitte dem deutschen Buchgewerbeverein beigetreten sind, und so in dauernder Fühlung mit uns bleiben werden. Auch wir wollen solche Männer als Vorposten für unsere Kulturarbeit betrachten, und uns darum die ausgewandten Opfer nicht bereuen lassen. Ein Wort noch über die Zusammensetzung der Jury: die große Entfernung hat es mit sich gebracht, daß die Zahl der europäischen Juroren, wenn auch stattlich, doch nicht ganz im rechten Verhältnis zu den Staaten Nord- und Siid- amerikas stand, doch hat dies in keiner Weise einen un- günstigen Einfluß gehabt, weil die Bedeutung der großen alten Kulturländer von allen Seiten neidlos anerkannt worden ist. Einen heiklen Punkt, die Frage der Ent schädigung unserer Juroren, hat das Reich nach Möglich keit zu regeln versucht, nachdem Amerika sich leider dieser Pflicht entzogen hatte; die Amerikaner freilich beziehen täglich schmunzelnd ihre 7 Dollars, und einige von ihnen, ich hoffe nicht viele, haben deshalb geradezu den Wunsch geäußert, die Arbeiten des Preisgerichtes möchten doch nicht gar zu eilig beendet werden. Trotzdem wird es nur noch wenige Tage dauern, und die internationale Jury zerstreut sich in alle Winde, um die gewonnenen Resultate noch zwei oberen Instanzen zur Nachprüfung zu über lassen. Möchten die Erfolge der großen und oft überaus anstrengenden und aufreibenden Arbeit vor allem auch unserem deutschen Vaterlande zu Gute kommen) I)r. Imckvix Vallcmann. ver rurrkH-iaprmirche Krieg. jprinz Rarl Antsn von Hshenzollerir am japanischen Hose. Ter Kaiser von Japan begab sich am Dicns- tag vom kaiserlichen Schlosse zum Schiba-Palast, um den Besuch des Prinzen Karl An ton von Hohenzollern zu erwidern. Ter Kaiser verweilte dort einige Zeit in lebhafter Unterhaltung. Abends fand in der deutschen Gesandtschaft zu Tokio zu Ehren des Prinzen Tafel statt, woran die Mitglieder des Käbincts, die Generale, Admirale und älteren Staatsmänner teil nahmen. Die Japaner erzeigen dem Prinzen eine große Ehrerbietung. Der Prinz tritt zunächst eine 141ägige Rundreise an und begibt sich sodann zur Front. Bemerkenswert ist eine Auslassung des Londoner „Daily Telegraph", welcher schreibt: Dem Besuche des Prinzen Karl Anton von Hohenzollern am Hofe des Kaisers von Japan müsse Bedeutung beigemessen werden, da sein Name beweise, daß der Kaiser mit der Wahl die- ses Vertreters dem Mikado habe ein Kompliment machen wollen. Der Besuch lasse ferner erkennen, daß Kaiser Wilhelm gute Beziehungen zum Kaiser von Japan pflegen wolle. Deutschland sei natürlich russenfrcundlich, wie England japanersreundlich, aber die Freundschaft mit einer Macht sei nicht notwendig mit dem Mangel von gutem Willen gegenüber einer anderen Macht verbunden. England werde trotz der Freundschaft mit Japan mit Freuden ein besseres Verhältnis zu Rußland begrüßen. Ein taktvoller Gesandter könne oft viele gute Dienste leisten, wie der Besuch des Prinzen Heinrich in Amerika bestätigte. Tic Japaner würden, wenn sie überhaupt über die deutsch-russische Annäherung beunruhigt geivcsen seien, jetzt erkennen, daß die deutsche Freundschaft mit Rußland nicht den Zweck habe, freundschaftliche Verhält nisse mit Japan auszuschließen. In diesem Beispiel guter Politik und Höflichkeit dürften die englischen Blätter nicht ein Zeichen von deutscher Perfidie erblicken. Es wäre überhaupt gut, wenn der Austausch harter Worte und nicht schmeichelhafter Bezeichnungen aufhöre. Um rNukden. Ein Telegramm des Generals Ssacharow an den Gencralstab vom 26. d. M. meldet: Am 25. September rückte die Vorhut des Feindes in Stärke von ungefähr einem Bataillon und zwei Schwadronen auf der Strecke zwischen der Mandarinenstraße und den Höhen bei dem Dorfe Tumintst vor, wahrscheinlich in der Absicht, zu re- kognoszieren. Ter Vormarsch wurde durch unscrcTruppen zirm Stehen gebracht. Der Feind ging auf der ganzen Linie zurück und wurde von unserer Kavallerie verfolgt. Nördlich davon geht der Feind auf dem linken Ufer des LiauflusseS nicht weiter vor, dagegen wird eine Ver stärkung der Truppen des Gegners in der Umgegend von Tschantan und das Erscheinen japanischer .Kavallerie im Lale des Pscheflusses bemerkt. Reue LsrpeHebsste. Der „Frankfurter Zeitung" wird aus New -)ork ge meldet: Tic Schiffswerft Niron baut zchnTorpedo- boote, anscheinend für Rußland. Die Boote können in Sektionen versandt werden. Vr«winterausrüstuugHerr«sfifchenLruppen. Zur Versorgung der Truppen in Ostasten mit warmer Kleidung ist, nach dem „Verl. Lok. Anz.", seitens der Intendantur bereits seit Beginn des Sommers tüchtig gearbeitet worden. Bis jetzt sind 478 000 komplette warme Bekleidungen. Halbvelzc, Pelzmützen und Hand schuhe, sowie 160 000 Filzstiefel fertig- Der Transport nach dem Kriegsschauplätze ist im Gange. Nach Verlauf von drei Wochen dürfte alles an Ort und Stelle sein. Inzwischen besorgt die Intendantur wieder neuen Vor rat. Bei dieser Gelegenheit wird bekannt, daß der Krieg Rußland täglich 2H Millionen Rubel kostet. 98. Jahrgang. veutrOes tteicft. * Leipzig, 27. September. * Ernennung von Reichsgerichtsräten. Der „Reichs anzeiger" veröffentlicht die Ernennung des Landgerichts präsidenten Rohde in Ostrowo und des Oberlandesgerichts rates Sunt heim in Kiel zu Reichsgerichtsräten. O Berlin, 27. September. * Der Reichsinvalidcnfonds ist, seitdem namentlich in folge der Erhöhungen der Bezüge der Kriegsinvaliden und -Hinterbliebenen Ausgaben angewiesen waren, auf die man bei seiner Errichtung nicht gerechnet hatte, immer mehr zum Schmerzenskinds im Budget des Reichs ge worden. Schon im Etat für 1904 wurde der Versuch ge macht, den Fonds, der nach den auf ihn gemachten An- sprächen nicht mehr geeignet war, die übernommenen Ver pflichtungen bis zu deren Ablauf zu erfüllen, wenigstens einigermaßen zu sanieren. Bekanntlich wurde zu diesem Zwecke in den Etat des Reichsschatzamtes für 1904 die Summe von 11,5 Millionen Mark zur Entlastung des Fonds von den Beihülfen für hülssbedürftige Kriegsteil nehmer eingestellt. Es gelang dadurch, den Kapitalzuschuß des Fonds, der im Jahre 1903 noch 38,9 Millionen Mark betragen batte, für 1904 auf 32,8 Millionen Mark zu er- mäßigen. Mit der Neuerung ist die Sanierung des Fonds aber noch nicht durchgeführt. Auch nach dieser Ent lastung hat der Jnvalidenfonds immer noch mit einem Tefizit von etwa 170—180 Millionen Mark zu rechnen. Soll der Jnvalidenfonds für die Erfüllung des Zweckes, zu dem er ursprünglich gegründet war, ausreichen, so müßte er um etiva die gleiche Summe, wie sie in den Etat für 1904 eingestellt ist, jährlich noch weiter entlastet wer den. Bei diejcr Sachlage ist wohl die Annahme nicht un gerechtfertigt, daß es auch bei den Vorarbeiten für den Rcichshaushaltsetat auf 1905 zu Erwägungen über eine weitere Sanierung des Jnvalidenfonds gekommen ist. Ob diese Erwägungen zu positiven Ergebnissen geführt haben oder führen werden, ist allerdings eine andere Frage. Ihre Beantwortung hängt in erster Reihe von der Höhe der zur Verfügung stehenden allgemeinen Mittel ab. * Tie Oldenburger Ministcraffäre erhält nun auch ihre offiziöse Beleuchtung. Obwohl der Herr Minister Ruh- straat noch jüngst erklärt hatte, die Presse könne über ihn schreiben, was sie wolle, hat er es doch für gut befunden, den Chefredakteur des wegen seiner Beziehungen zum Hofe bekannten Oldenburger „Gen.-Anr." zu empfangen und mit der üblichen fahrplanmäßigen Verspätung seine Erklärungen zur Sache zu geben. Daß der Minister wirklich nicht gewußt haben soll, wie sehr diese gegen ibn im „Residenzbolen" erhobenen Vorwürfe „den klaren Blick in die ganze Angelegenheit getrübt" haben, glaubt seinem Moniteur im Ernste kein Mensch, eS niüßte denn sein, der Minister hätte in der Zeit seines Urlaubs überhaupt keine Zeitung gelesen. Geschickter ist eS schon, wenn Ruhstraat durch das Hosorgan daran erinnnern läßt, baß er (Minister Ruhstraat) als Zeuge in dem Biermann-RieS-Prozeß, wie aus den über den Prozeß aufgenommenen Berichten klar hervorgeht, dar über, ob er in den letzten 10—12 Jahren noch „gejeut" habe, überhaupt nicht vernommen worden ist. Darum bandelte es sich damals gar nicht. In den ganzen steno graphischen Berichten findet fick über eine solche Äeußerung des Ministers kein Wort. Es kann also schon aus diesem Grunde von einem Meineide keine Rede sein: der Minister bat die ihm in den Mund gelegte Äeußerung in seiner Zeugenaussage gar nicht getan. Erst in dem Strafprozeß gegen Kruse trat dann der Verteidiger deS „Residenzboten" Rechtsanwalt Sprenger in Bremen am 23. Mär; d. I. unter Berufung auf das Zeugnis zweier Kellner mit der Behauptung hervor, daß der Minister R. bis in die neueste Zeit überaus leidenschaftlich gespielt und in öffentlichen Lokalen die Bank gehalten habe. Daraufhin nahm in dem Prozeß Biermann-Ruhstraat in der Berufungsinstanz am 30. März 1904, wo es sich um die Äeußerung des Ministers gegen Frau Biermann: „Ihr Mann ist ein Lump!" handelte, der Vertreter des Ministers, Rechtsanwalt Wisser, Veran lassung, gegenüber jenen Behauptungen im Namen deS Mini sters folgende Erklärung abzugeben: „Mein Mandant hat nie bestritten, Ende der 89er oder Anfang der 90er Jahre „Lustige Sieben" gespielt zu haben, sowohl im „Kasino" wie im Eilersschen Klubzimmer der Offiziere, das van der Polizei gerade damals hinsichtlich der Durchführung der Polizei- stunde als Klublokal ausdrücklich anerkannt war. Seitdem aber hat er es nie und nirgends mehr getan. Danach kann allerdings der Minister in dieser Beziehung keinen Meineid geschworen haben, weil er überhaupt nicht vereidet worden ist. Nun kommt es immer noch darauf an, ob seine Behauptung, er habe seit Anfang der 90 er Jahre nicht mehr gespielt, auch als zutreffend erwiesen werden kann. Bis jetzt ist eS, so sagt ausdrücklich daS Leibblatt des Minister-, eine unbeschworene Behauptung, die auch dadurch noch nicht einem Eide gleich wird, daß der Minister sie am 30. März d. I. im Landtage abgegeben hat. * Vnlvw und Der Besuch, den der italienische Konseilpräsident Giolitti dem Reichskanzler in Homburg abstatket, ist durchaus auf die Initiative des leitenden italie nischen Staatsmannes zurückuiführen. Sobald dieser dem Grasen von Bülow seine Absicht ankünbigte, fand sie sogleich bereitwillige Zustimmung. Als unzweifelhaft darf nach der „Nat.-Ztg." gelten, baß die beiten Staatsmänner in allen großen Fragen der hoben Politik engere Fühlung nehmen werden, ohne daß auf brennende aktuelle Angelegen heiten eingegangen wird. Hervorgehoben zu werden verdient, daß in den jüngsten Tagen noch von französischer Seite geltend gemacht wurde, daß sünsundzwanzigjährige Jubiläum des Dreibundes wäre sang- und klanglos vorübergegangen. Nun zeigt sich in bedeutsamer Weise, daß daS erneuerte FriedenSvÜntniS der europäischen Zcntralmächte, wie der Besuch des leitenden italienischen Staatsmannes beweist, nach wi, vor seine Anziehungskraft ausübt.
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