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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.10.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041015014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904101501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904101501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-10
- Tag1904-10-15
- Monat1904-10
- Jahr1904
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Diese Nummer tnftet aus allen Bahndvsen und III I bei den Zeitung-Berkäufern Nevatttan und Expe-tttom 153 Fernsprecher L22 IohanniSgassr 8. Mlialerpevtltanevr Alfred Hahn, Buchdandlg., UlltverMtSstr.8 (Frrnspr. Nr. 4016), L. Lösche, Katharinen- praße 14 (Fernsprecher Sir. 2935) u. Külltg-» Platz 7 (Fernsprecher Nr. 7505). Haupt-Filiale Dresden. Marienstratze34(Fernsprecher Amt l Nr. 171S). Haupt-Filiale Berlin; CarlDunckrr, Herzgl.Boyr.Hofbuchbandlg, LüSowslraßr lOiFernivreckerAnNVl Nr.4603). Morgen - Ausgabe. MpMerIagMaN Anzeiger. Amtsblatt -es Königlichen Land- «nd -es Königliche« Amtsgerichtes Leipzig, -es Nates «nd des Nolizeianttes der Ltaöt Leipzig. Anzeigen-Vrrt- die 6 gespaltene Petitzeile 2S Reklamen unter dem Redaktionsstrich (-gespalten) 75 nach den Aamtiieuuach» richten (8 gespalten- 50 Tabellarischer und Zifsernsatz entsprechend höher. — vebühtt» iur Nachtveisnngen und Ossertenanncchme 25 «naatz»-schlich inr Ln^cheu: Abend-AnSgabe: vormittag- 10 Uhr. Morgea-AuSgabe: nachmittag« 4 Uhr. tfxtra-Beilaarn (gesagt), nur mir der Morgen-ÄuSgobe, »st«« Poitbcsvrdcrung ^l 80.—, mit PostbefSrderung 70.—. Anzeigen sind stets au die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Bering von V. Paiz in Leipzig (Änb. l>r. B.. R. L W. »linkhardt^ Nr. 527. Sonnabend den 15. Oktober 1904. 98. Jahrgang. Vie Ztrllvettteilmg «les siönigr. Mit der Bestellung de« Kronprinzen von Sachsen zum Vertreter des erkrankten Königs Georg in allen Regierungsgeschäften ist dein Lande ein deutliches und schmerz liches Zeichen der Lage gegeben. Bis an die äußerste Grenze der menschlichen Kräfte hat der auf den Tod kranke König seine Herrscherpflicht getan. Bis in die letzten Tage vernahmen wir noch die Kunde von seiner ernsten Auf fassung und der Erfüllung seines Berufs. Jetzt hat die Natur ihn zum Verzicht auf die Ausübung seiner königlichen Gewalt gezwungen, ein Akt, der den bitter» Ernst der Lage noch deutlicher kennzeichnet als das letzte Bulletin, das auch schon trübe genug klang. Die Situation erinnert schmerzlich an jene schweren Juni tage der Erkrankung König Alberts im Jahre 1902, da am l9. deS MonatS, nur Stunden vor dem Tode des Königs, vie RegierungSgeschäste dem königlichen Bruder Georg über- tragen wurden. Daß nicht auch beute wie damals das Geschick in so harter Eile sich erfüllen möge, blecht alles, was wir zu hoffen wagen dürfen. Die Verfassung deS Königreichs Sachsen, auf Grund deren die Uebertragung der Regierungsgeschäfte vorgenommen ist, bestimmt in ihrem H 9 über die RegierungS- verwesung: Eine Regierunqsverwesung tritt ein während der Minderjährigkeit des Königs, oder wenn der selbe an der Ausübung der Regierung auf längere Zeit ver hindert ist, und für die Verwaltung des Landes nicht selbst Vorsorge getroffen hat, oder treffen kann. In beiden Fällen wird die Regieruugsverwesnng von dem der Thronfolge nächsten volljährigen Agnaten geführt. Sie besteht nur auf solange, als der König an der Ausübung der Regierung behindert ist, und deren Eintritt und Schluß wird gesetzlich bekannt gemacht. Hier ist also der Fall cingetreten, daß der König „für vie Verwaltung d«S LanoeS selbst Vorscrge ge troffen hat". Man hat demgemäß in dem Kronprinzen nicht den Negierungsverweser, sondern den Stellvertreter de« Königs zu erblicken. Var WÄiigrre vom Lagr. * Hendrik Wttboi hat dem deutschen BezirkShauptmaun van KectmannShoop, v. Burgsdorfs, seine Kriegserklärung übersandt. Tas bedeutet den Aufstand im gesamten südwcstafrikanischcn Schutzgebiete. <S. Aufstand in Südwcstafrika.) * Im Befinden des Königs Georg war bi^ gestern Abend eine Aenderung nicht eingetreten. (S. Sachsen.) * Der Berliner Magistrat beschloß gestern, in Sachen des Schulkonfliktes eine Beschwerde an den Kultus- minister zu richten. * Die zweite Generalversammlung der Gesellschaft für soziale Reform wurde heute in Mainz eröffnet. * Im böhmischen Landtag dauert die Obstruktion fort. DaS Haus war beschlußunfähig; wenn die nächste Sitzung stattfinden kann, ist unbestimmt. (S. Ausland.) * Ueber die Schlacht nördlich von Liaojang hat auch Kuropatkin nach Petersburg berichtet, daß die russischen Truppen allerorts mit Verlusten zurückgeschlagen worveu sind. Nach dem Bericht des japanischen Generals Oyama schreitet die Verfolgung der Russen durch die rechte und mittlere Armee der Japaner erfolgreich fort. <S. ruff.-japan. Krieg.) „vor Orr ffatastropbe." Hugo Ganz: Vor der Katastrophe. Ein Blick ins Zarenreich. Frankfurt a. M. Literarische Anstalt Rotten L Löhning. 1904. Preis: nicht verzeichnet. Ein sensationeller Titel macht bisweilen Len Erfolg eines Buches. So niag auch Herr Ganz gedacht haben, als er die Sammlung von Feuilletons und Interviews, die mir vorliegt, unter dem Titel „Vor der Katastrophe" vereinigte. Ich für mein Teil mutz gestehen, Latz mich dieser Titel mindestens ebenso sehr abstietz, wie er andere angczogen lzaben mag. Tenn das Beispiel der ent- rauschten Sozialdemokratie lehrt uns, datz man nicht prophczeihen soll, und die Existenz von Ländern wie Testcrreich, Türkei und Spanien, deren Fundamente uns mehr oder weniger durchniorscht scheinen, beweist die Zählebigkeit der Staaten. Mir ist es sehr wahrscheinlich, datz ich keine Katastrophe erleben werde. Indessen, Herr Hugo Ganz denkt anders, und fein Buch soll die Berech tigung seiner Auffassung dartun. Meiner Ansicht noch ist ihm der Beweis nicht gelungen. Aber anch wenn feine Voraussetzungen unangreifbarer, seine Folgerungen schlüssiger wären, als sie es in Wirklichkeit sind, so könnte ich doch mein Mißtrauen gegen den Inhalt deS Buches nickt überwinden. Denn Herr Ganz steht auf einem Ltanüpunkte, den ich nicht teile, und ich habe nicht den Eindruck, daß er objektiv zu sein vermag. Lr sieht die Entwickelung lediglich vom demokratischen Standpunkt. Auch über seine Einsicht in politische Zusammen hänge denke ich nicht sehr hoch. Ich greife z. B. nur den folgenden Satz aus seinem Buche heraus: „In der Tat bemüht sich Rußland umsomehr, die Polen zu gewinnen, je mehr sie von dem preußischen Hakatismus beleidigt und herausgefordert werden." Meiner Ansicht nach ist dies eine Verdrehung der Tatsachen: die Herausforde rung lag auf der Seite der Polen. Natürlich würde es zn weit führen, diesen Satz im Nahmen eines Artikels beweisen zu wollen. Indessen ist ein solcher Beweis auch kaum noch vonnöten. Wer nur einigermaßen sorgfältig die Kundgebungen der polnischen Presse verfolgt und sich in der einschlägigen Literatur orientiert lzat, kann kaum noch darüber im Zweifel sein, datz der .Hakatismus ledig lich eine Abwehrbewegung darstellt. Herr Ganz hat eine ganze Reihe von Persönlichkeiten aus den verschiedensten Volksschichten interviewt, und alle haben ihm übereinstimmend versichert, datz Rußland vor der Katastrophe stehe. Leider sind die Namen der Be fragten nicht genannt, und infolgedessen läßt sich auch nicht fcststellen, welches Matz von Glaubwürdigkeit und Bedeutung ihren Ansichten innewohnt. Ueber die Zarin läßt sich Herr Ganz z. B. versickern, „für die Harmlosig keit ihres Herzens spreche doch, datz sie aus nichts stolzer sei, als auf ihren Kartoffelsalat, den sie virtuos bereite". Dieser rührende Zug läßt mir die Beziehungen des Autors nicht gerade im hellsten Lichte erscheinen. Der artiges anekdotisches Material, das der gute Bürger mit Entzücken liest, findet sich im „Lokal Anzeiger" tagtäglich, entstammt aber meistens der Verlegcnheiksphantasie von Reportern, die das Marimum ihres Zeilenhonorars zu erreickien streben. Herr Ganz versichert ferner, der Minister Witte habe gar keinen Einfluß mehr. Aber widerspricht diese Versicherung nicht der Tatsackze, daß Herr Witte erst kürzlich den deutschen Kanzler auf Nor derney besuchte, mit der gewiß nicht unwichtigen Mission betraut, den deutsch-rufsi'cken Handelsvertrag unter Dach zu bringcu? Kurz, nie Beziehungen des Herrn Ganz imponieren mir nicht sehr und seine Beobachtungen auch nicht. Ich würde mich verpflichten, aus zwei bis drei Böckern ein Buch wie das vorliegende innerhalb kürzester Frist zusammcnzustellen. Das Material ist, wie schon er wähnt, durchaus einseitig gesammelt, wenn auch die Ob jektivität des Verfassers mehrfach betont wird. Seine Voreingenommenheit geht aber z. B. aus der folgenden Aeutzerung deutlich hervor: „Es ist doch ein merkwür diges Land, dieses Rußland, das nicht einmal dem Nnti- semitismus einen Freibrief gewährt für die Nieder trächtigkeit!" Aus dem Rhetorischen ins Positive übersetzt, heißt das doch nichts anderes, als datz in anderen Ländern, zunächst also wahrscheinlich in Deutschland, der Antisemi tismus einen Freibrief für jede Niedertracht gewähre. Herr Ganz schreibt weiter: „Tie Wucherer, die den Bauern Geld zu 300—2000 Prozent vorschietzen, sind ausnahmslos Christen." Wer das glaubt, der mutz schon dringende persönliche Gründe haben, einer so naiven Vor stellung zu huldigen. Bei Gelegenheit der Judenver folgungen spricht er melodramatisch von dem „teuf lischen Gehirn Plchwes". Auch diese kindliche Romantik ist geradezu abschreckend für denjenigen, der eine ernste politische Darstellung zu finden hoffte. Ueber die Volksstimmung täuscht sich der Autor wahrscheinlich auch recht erheblich, wenn er behauptet, jeder Russe bete: „Gott, hilf' uns und laß' uns Schläge kriegen!" Die Neußerungen des jungen Grafen Tolstoi beweisen jeden falls, daß cs in Rußland auch unter der gebildeten Jugend eine Partei gibt, die wir mit einem westeuro päischen Schlagwort „nationalistisch" nennen würden, die den Sieg herbeisehnt und an die Zukunft Rußlands glaubt. Warum und inwiefern die Katastrophe cintreten soll, verstehe ich absolut nicht. Denn der Autor sagt aus- drücklich: „Der Absolutismus hat die Volksmasscn nicht in der Hand, aber er vermag wenigstens jede einheitliche Organisation der Unzufriedenen zu verhindern und die oppositionelle Intelligenz hat den Weg zum Volke bis in die jüngste Zeit noch nicht gefunden." Und an anderer Stelle: „Eine zielbewusste, einheitlich geleitete Revolution ist ausgeschlossen, höchstens könnte sich einzelnes Volk und die verhungernde Bauernsclxrft erheben, um blutig nicdergeworfen zu werden. Tie Erlösung steht den un glücklichsten aller Menschen noch nicht bevor." Und ein „Fürst", auf dessen Ansicht Herr Ganz den größten Wert legt, sagt ihm: „Ich bin überzeugt, daß unsere brave Armee den Krieg gewinnen wird! Das wird nur eine neue Stärkung des Systems bedeuten bis zuin vollen finanziellen und wirtschaftlichen, industriellen und mora lischen Zusammenbruch oder bis zum ersten Zusammen stoß mit einer wirklichen Macht, wie der Nordamerika- nischen Union." Auf Deutsch also: Von Katastrophe keine Rede; denn vom Zusammenstoß mit der amerikanischen Union kann man ebensogut reden wie vom Weltunter, gang. Wie denkt sich der „hochgesinnte" Fürst «ine Kriegführung zwischen Amerika und Rußland? Alle Kriege zwischen Staaten von dieser Bedeutung werden schließlich auf dem Lande entschieden und sollte Rußland eine Armee in Amerika landen lasten? oder Amerika da« Gleiche in Rußland versuchen? Phantasien dieser Art sind Zeitverlust, nichts weiter. Datz ein moralischer Zu- sammenbruch bevorsteht, glaube ich nicht. Ein Volk, das die Verteidiger von Port Arthur stellt, das nach einem Rückzug, wie der Kuropatkins es war, wieder zur Offen sive vorzugehen vermochte, birgt noch gewaltige moralische Kräfte in sich. Das Gleiche gilt von dem kulturellen Gebiet: der Beweis dafür ist die herrliche russische Litera tur. Tas Gleiche gilt von dem wirtschaftlichen Gebiet, denn die ungeheueren Schätze des Landes maclien einen wirtlichen Zusammenbruch unmöglich. Gewitz, Rußland macht jetzt eine schwere Zeit durch; gewiß, es wäre wünschenswert, datz vorsichtig, aber ziel bewußt und plan- mätzig die Institutionen des Landes in freiheitlichem Sinne entwickelt würden. Das ist aber auch alles und ich glaube, datz das Buch des Herrn Ganz gefährlich ist, weil es einseitig ist und die öffentliche Meinung in Deutschland irre zu führen sucht. Wenn mich jemand uni 8 Uhr 5 Min. morgens fragt: „Wieviel Uhr es ist?" so kann ich ihm mit einem gewissen Rechte antworten: „Es geht auf acht!" Mit demselben Recht kann inan auch be haupten, datz Rußland vor einer Katastrophe stehe. tz. 6. Sei NuMsna von Zückiverr Afrika. AriegrerklArung Hendrik rvitboL». Was mancher schon im Stillen befürchtet batte und was nach den letzten Nachrichten von Tag zu Tag wahrschein licher geworden war, ist nunmehr vollendete Tatsache: die Wrtbois, deren Treue gegen die Deutschen noch vor kurzem au amtlicher Stelle so gerühmt wurde, habe» sich aus die Seite der Gegner Deutschlands geschlagen und uns den offenen Krieg erklärt. Die amtliche Meldung darüber lautet: * Berlin, 11. Oktober. Aus Windhuk wird unter dem 13. Oktober gemeldet: Nach eineoi Bericht aus -Keel.n.uinsboo;' über Lükeritz-Bucht-^Swakop.mund bat HcnSrik Witüoi durch Samuel Isaak am 3. Oktober Burgsdorff die »ricgSeiklürun« «rsan-t. Morenga leistet kräftigen Widerstand. Er erhält dauernd Zu lauf von gut Bewaffneten und Berittenen. Zablrciche Hottentottenansammlnugen finden am Grootbrök-Karros, 80 km südlich von Gibeon, statt. Die Verbindung mit Gibeon ist abgeschnitten. Die Tragweite dieser Nachricht ist größer, als man ihr auf den ersten Anblick ansieht, denn sie betagt nicht mehr und nickt weniger, als daß nunmehr im Norden, im Osten, >m Zentrum und im Süden unsere« Schutzgebietes eine Be wegung ausgtbrocken ist, die man kaum mehr al« bloße« „Aufstand" bezeichnen kann, die vielmehr wohl eher die Benennung „Koloniallrieg" verdient und uns demgemäß noch manche Kopfschmerzen verursachen wird. Die Uneinig keil unter den Wilbois, auf die man an unfern amtlichen Stellen so große Hoffnungen setzte, ist nach dem vorstehenden Telegramm beseitigt: AbelIfaakWitboi, derFübrer der Kriegs partei in seinem Stamme, hat seinen Vater Hendrik, der bis jetzt noch immer Treue zu den Deutschen „markierte", zu sich herüberzuzithen verstanden und es auch durchgesetzt, daß er (Zsaak) tekbst die Kriegserklärung seine« Vater« an den teutichen Bezirkshauptmann v. Burgsdorfs in Keertmanns- hoop zu überbringen batte, damit der Alte nicht etwa noch im letzten Augenblick umfiel. Daraus, daß Ziaak Wttboi die Kriegserklärung Herrn v. Burgsdorfs nach Keetmannshoop überbrachte, kann man schließen, daß Hendrik sich mit seinen Räten nicht mehr bei General v. Trotha befindet, sondern dessen Hauptquartier bereits seit mehreren Tagen verlassen hat. Ueber die nunmehr geschaffene Lage schreibt un« ein Mit arbeiter, der Land und Leute ans eigener Anschauung kennt, folgendes: General von Trotha bat Nachricht erhellen, daß eine Erhebung der Hottentotten bevorstand, gab hiervon chiffrierte Nachricht (die nicht in die Oeffentbchkeit gelangte) und glaubte irrtümlich den Aufstand durch Entsendung Leutwein« im Keime zu ersticken. Die Meldung besagt weiter, cS sei großer Zuzug von gut bewaffneten und berittenen Hottentotten verbanden. DieS ist sehr erklärlich. Zm ganzen Lande herrscht unter den Eingeborenen — welchen Stammes sie auch sind — die Meinung, Hendrik Witboi und Abel Isaak seien die Berufenen, nm die Fremdberrschast abzuschütteln und die Weißen wieder aus dem Lande zu jagen. Der Schreiber dieser Zeilen hat Hendrik Witbooi in den Jahren 1896—1699 mehrmals perjönlich gesprochen und weiß, daß er ein Diplo mat vom reinsten Wasser ist. Rechnet man die erlern le Strategie hinzu, so ,ft er heute noch weniger ein zu verachtender Gegner al« in den Zähren 1894 bis 1896. Natürlich werden sich auf seinen Ruf sämtliche waffenfähigen Hottentolten (al« da sind Witbooi« und Roi- kampS, Bondelswarts, VeldschoendragerS, ZwartbooiS, Busch männer ec.) zn ihm schlagen und jedenfalls nun vereint mit den Herero« operieren. Erschwert für die deutschen Truppen wird die Kriegssnhrung besonders dadurch, daß beide Gegner sich bart an die Grenzen gedrückt baden unk versuchen werden, durch Zerstreuungsversuche die Schuytruppe zu schwächen »nd sie abteilunqSweise abzuschließen. Ge nügend Gewehre hat ja Ästbooi von deutscher Seite selbst geliefert erhalten und die nötigen Patronen dazu werden schon vorbanden sein. Man darf aber keineswegs vergessen, daß die Gesamlmacht der Hottentotten nicht eine Handvoll ist, soodern immerhin für den Anfang mit gut 1000 Gewehren zu rechnen ist. Wa« für Verstärkungen sofort abgesandt werden müssen, weiß hoffentlich die Regierung au« den bis herigen Lriadruugeu von selbst «sie soll auch vor allem daran denke«, daß jetzt die Existenz der ganzen Kolonie auf dem Spiele steht und die noch vorhandenen Ansiedler um jeden Preis Schutz und Sicherheit g«tießen müsseu. Eine Sckuytruppe, die ceu <Ä)»tz nickt gewähre« kann, hat ihren Zweck verscblt. Der imsircb-jspamzche Weg. Stärke un- Sufninmeifechnng de» rusftzcyen Heere». Aus Petersburg, 13. Oktober, schreibt mau uns: Aus öcm russischen Generalstab wir- benie euie vollständige Ausstellung über all jene Truppenteile an die Preße gegeben, Vie nunmehr unter Kuropat kins besonderer Leitung stehen un- wakuichcinlich sämtlich an -en Vorstoß gen Zücken teilnehmen. Zur übersichtlicheren Verfolgung -er kommen-cn un- sich vielleicht fchon in -iesem Augenblicke äbspielen-en großen Ereignisse lassen auch wir diese Ausstellung folgen: Kuropatkin hat an Infanterie: 1. Sibirisches Korps, 1. un- 9. Schützen-Division 12 Bataillone, General Stackelbera. 2. Sibirisches Korps, 3. un- 6. Schützen-Tivision s 12 Bataillone, tyeneral Sasfulitfch. 3. Sibirisches Korps, 5. Schützen-Division « 12 Ba taillone, 1. Schützen-Division - 16 Bataillone Ge-icral Ivanoss. . 4. Sibirvckes Korps, 2. un- 3. Schützen-Division « 16 Bataillone, General Zarubajew. 5. Sibirisches Korps?, 54. un- 71. Reserve-Division ö 16 Bataillone, General Dembowsky. 1. Europäisches Armeekorps, 9. un.- 37. Division « 16 Bataillone, General Meycn-orsf. 10. Europäisches Armcekoüpis, 9. un- 31. Division » 16 Bataillone, General Slutchcwskp. 17. Europäisches A-rmcekarps, 3. un- 35. Division K 16 Bataillone, General Bilderling. Zu -er Mantschureiarmoe: gehört ferner an Ka vallerie: Division Ussuri- un- Trcmsbailalkosaken,, General Mikfckschenk o. Division Tmnsbaikalkosakcn, General Nennen- k a m p f. Divi'ion Sibirische Kosaken, Gone'xil Sanfonön- Division Orenburger Kosaken, General Grekoss Brigade -er KaukasuS-Freiwilli^en, General Prinz O r b e l i a n i. Unabhängige Dragoner-Brigade, General Kar- jcjeff. Außerdem befindet, sich die Tonakosacken Iwssion ebenfalls ans dem Wege nach Chardin. Diese Truppenmassen ergeben, rund 23O000 Mmn. Zieht man davon den unansblcilKicken Abomia an Ver wundeten und Kranken mit etwa 30 060 Mann ab. standen Kuropatkin für seinen Vorstoß rund 200 000 Kombattanten zur Verfügung. Vke Hanptberfchte Liber -re Schlaft liegen nun twr, und das nicht mehr anzuzweikelndc Er gebnis, die empfindliche Schwächung der Russen, ihre großen Verluste, werden sogar durch Kuropat.in offiziell angezeigt. Wie er nach Petersburg meldet, hat sich nach -en bis 1 Uhr nachmittags eingelaufcnen Berichten herausgestcllt, -atz am 12. -. M. zwei Regi menter auf den, reckten russischen Flügel b^e deuten-e Vertu st c erlitten haben. Ein Brigade kommandcur wurde verwund und ein Regimentskom mandeur getötet. Beide Regimenter zogen sich zn rück und-kietzen die Artillerie, die sich bei ihnen befand, auf dem Schkachtfclde zurück. Dann aber eroberten die selben Regimenter unter Führung -es Obersten Wau- nowsli, -er als Rangältester -en Oberbefehl über --e Brigade zeitweilig übernahm, die Artillerie zurück, außer 16 Geschützen, die in -en Händen - es Feindes blieben. Ter endgültige Ausgang des Kampfes am 12. zeigte jedoch ans diesem Flügel infolge eines japanischen Nachtangriffes für -ic Rn ff en keinen Erfolg; die Truppen wurden nickt nur gc nötigt, ihre Stellungen zu verlassen, ion-crn ver loren auch zum zweiten Male ihre Geschütze, -ie sie den Ial'ancrn bereits einmal wieder abgernngcn hatten. Tie Truppen haben sich aus eine bereits vorher in Aussicht genommene Stellung am Sckxrheflutz zurück gezogen. — Dcni „Standard" wird aus -cm Hauptquartier Kurokis vom 11. -. M. gemeldet: Nack zweitägige» schweren Kämpfen war -er Wider stand der Russen am Abend des 11. Oktober ge krochen. Tic Russen befinden fick in vollem Rückzüge. Die Japaner gingen in Schützenlinien unter heftigstem Gewehr- und Sckrapncllfcncr über die Ebene zum Angriff vor auf einen Felsen, aus dem ein Tempel stand. Tic Japaner bewahrten unter heftigstem Feuer vollkommene Ruhe. Cs kam zn einem Nab k a n> p f c , der mit dem Rückzüge der Russen endcw Der rechte Flügel von Kurokis Armee machte nock Wiedcreroberung von anfänglich geräumten Stellungen eine Scklwcnkung und ging zum Angriff vor, währen der linke Flügel den Feind bei den Bergwerken von Jantai in dcrFront angriff. Die kavannche Artillerie konnte währeH des größten Teiles des Kammes nnln verwendet werden, die Infanterie zwang aber zum -eell unter dem Schutze -cs Nebels die N nsscn z n m R n ck zuqc, der sedock st'hr zögernd erfolgte: bewnders die russische Artillerie blieb bis zum letzten Augenblick >n Stellung. — En-lick l'ericktet Ottawa amtlich nack Tokio: In -er Nähe von Pensihn wurden am Mittwock die feindlichen Gegenangriffe aus allen Seiten abgeschlagen. Der rechte Flügel -er Armee sandte eine Abteilung nack Shikiaotze, 8 Meilen nör-lick von Pennbu u w - e m Feinde -en Rück zug a b z u s ck> n e i d e n. Tie mittlere und die linke Kolonne der rechten Armee be'etzten am Mittwoch mehrere Anhöhen im Nordosten der Bergwerke von Jawtoi und verfolgten den Feind kvSftig. Die mitüere
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