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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.09.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040906014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904090601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904090601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-09
- Tag1904-09-06
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BezuflS-PreiS in d«» Hg«plexp«»itto» «tz«r d«r«n A»«gabe- stellen abgrholt: vierteljährlich Kl 3.—, bet zweimaligrr täglicher Zu sie ll ung in« Hau« Kl 3.7b. Durch die Pos, bezog«» skr Donich- lgnd u. Oesterreich vierteljährlich Kl 4.50 für dt« übrigen Länder la»t Z»ttunq«prti«Itsle. Diese Nummer kostet auf allen Bahnhöfen und III I bei de» Zeftungs-Uerkäusern AV A«»aktto» un» Gtzpesitt,»: 153 Fernsprecher iittt JohanniSgasse 8. Atltel«rp«»tttone»r Alfred Hahn, Buchhandlg., Universitätsstr.8 (Fernspr. Nr. 404«), L. LSschr, tkathariuen- straße 14 (Fernsprecher Nr. 2035) u. König«. Platz 7 (Fernsprecher Nr. 750b). Haupt-Fjliale Tresdep: Marienstratze 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupf-Fjltak Brpiin: EarlDuncke r,Herzgl.Bayr.Hosbuckbandlg„ Lühowstraße lOtFerntvrecherAuttVI Nr.4603^. Morken-Ansgabe. MMerIaMM Anzeiger. Amtsblatt des Äiittigljchen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Aales und des Volizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile Sb Gebühre» für Nachweisu iDsserteuanpahmr 25 Reklamen unter dem Rtt>aktion«strich («gespalten) 7b et, nach den Familtaunm-» richte» (SgespaUen) 56 Tabellarischer und Ztssernsatz entsprech«^ höher. — Gebühren für Nachweisungen und Nuuabmeschlutz fiir «utz-tgru: Abend-Ausgab«: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgab«: nachmittag« 4 Uhr. Extra-Veilape« (gefalzt), nur mit der Morgen-AuSgaLe, ohn« Postbefvrderung Kl 60.—, mit Postbesördenmg Kl 70.—. Anzeigen sind stet« an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh S bi« abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von H. P*l- in Leipzig (Inh. ttr. V. R. L W. Klinkhardt). Nr. 434. Dienstag den 6. September 1904. 98. Jahrgang. Var LliÄtigrtr vsm Lage. 'Beim XII. (1. K. S.) A r m ee k or p s f a l l e n mit Rücksicht auf den ungewöhnlichen Wasser mangel in diesem Jahre die Korpsmanöver aus. (S. Sachsen.) * Fürst Herbert Bismarck ist an einem Lebcrleiden erkrankt, so daß er nur am Stock gehen kann. (S. Dtsch. Reich.) * Dem Reichstagspräsidenten Grafen Balle st rem sind zu seinem gestrigen 70. G e Kurts- tage mannigfache Ehrungen von den verschiedensten Setten zuteil geworden. (S. Dtsch. Reich.) * In Gotha wurde am Sonntag ein Denkmal Herzog Ern st s des Frommen enthüllt. * In der Stadt Wan kam es zu schweren Un ruhen durch armenische Revolutionäre. Bei einem Kampfe mit türkischem Militär wurden 41 Mann getötet. (S. letzte Nachrichten.) * Der allgemeine Angriff auf Port Arthur vom 27. bis 31. August hat den Japanern etwa 8000 Mann, den Russen 3000 M a n n ge kostet. LS. Rllss.-jap. Krieg.) Um siatrrnlttcb. Regensburg und Speyer, in diesen beiden Namen charakterisiert sich die kirchliche Lage von heute. Und eine Tatsache genügt, um den ganzen Unterschied in der Stellung des Katholizismus und Protestantismus voll zu erfassen: Dem Katholikentag sandte dals pro testantische Oberhaupt des Reiches persönlich seinen warmen Dank, den Vertretern des Protestantismus in Speyer aber mußte „auf allerhöchsten Befehl v. Lu canus" für die freundliche Kundgebung bestens danken. Dabei handelte es sich in Regensburg keineswegs UM eine religiöse Feier. Selbst wenn man blind genug ist, den Versicherungen der Katholikentage zu glauben, daß sie keine bestimmte politische Partei vertreten wollen, während sie in Wirklichkeit nichts sind als eine Schutz, truppe des Zentrums, selbst dann kann sich niemand der Wahrnehmung verschließen, daß es sich um die Ver- tretung einer konfessionellen Minderheit handelt, die im höchsten Maße aggressiv gegen den Staat vorgeht. Oder ist es vielleicht mit dem Deutschen Reiche, wie ^s heute ist, verträglich, wenn Herr Gröber die volle Frei heit der höchsten Autorität der Kirche wiederherstellen will? Ist es nicht ein Schlag ins Gesicht des Staates, wenn die Kirche die alleinige Herrsä-aft über die Schule bis zur Universität hinauf verlangt? Und ist es viel- leicht nicht aggressiv, wenn man protzig mit einem neuen Kulturkampf droht, sobald die Forderungen des Katholikentages nicht schleunigst erfüllt werden? Also damit, daß es sich in Regensburg nur um interne An gelegenheiten des katholischen Teils der Bevölkerung ge handelt habe, möge man uns gefälligst verschonen. ES war eine politische Versammlung, ös war ein Parteitag des Zentrums, so gut wie in Bremen die Sozialdemo kratie sich zu einem Parteitage zusammenfindet. Wenn trotzdem das Oberhaupt des Reiclfes, der über den Par teien steht, dem Katholikentag persönlich danken zu müssen glaubte, so kommt man nicht um die Annahme herum, daß das Zentrum heute für einen Faktor er- achtet wird, der für den Bestand des Reiches unentbehr lich ist und deshalb bei guter Laune gehalten werden muß. In Speyer lagen die Dinge anders. Hier handelte es sich wirklich um eine rein kirchliche Feier, aber um eine Feier von höchster Bedeutung. Galt es doch, den Geburtstag des Protestantismus zu feiern. Als Kur- fürst Johann von Sachsen, Markgraf Georg von Bran denburg, Landgraf Philipp von Hessen und Fürst Wolf gang von Anhalt nebst zwei Lüneburger Fürsten und vierzehn Reichsstädten die tapfere Erklärung vor dem Reichstage in Speyer abgaben, daß sie in Sachen, die Gottes Ehre und jeder Seele Heil und Seligkeit be treffen, unmöglich gehorchen könnten, da wurde der Grundstein der protestantischen Kirche gelegt. Nichp Autorität, sondern Gewissensfreiheit und Selbstbestim mung in religiösen Dingen wurde nun zum obersten Prinzip erhoben. Es ist wahr, daß mit dem Pro- testantismuls nicht bloß die kirchliche Spaltung, son- dern auch der politische Zerfall des alten römischen Reiches deutscher Nation eintrat. Ebenso lvahr ist es aber auch, daß aus dem protestantischen Geiste heraus das neue deutsche Reich geboren wurde. Und gerade mit der wieder einfetzenden Bewegung für die Einigung Deutschlands setzten Ende der fünfziger Jahre des lebten Jahrhunderts auch die Bestrebungen ein, in Speyer zum Gedächtnis jener Protestation auf dem Reichstage von 1529 eine Kirche zu errichten. Nun ragt sie, vollendet aus den freiwilligen Gaden des protestantischen Volkes — okuc Mirbachkünste vollendet? — stolz und stattlich in die Lüfte, eine Freude für jeden, der noch einen Funken protestantischen Geistes in sich glühen fühlt. Aber die Nachkommen jener Fürsten, die einst die Gewissens freiheit erkämpften, blieben bis auf eine Ausnahme der Einweihung fern, und für den Gruß der Versammlung an den Kaiser dankte Herr v. Lucanus. Ter Katholizismus speist heute gn der Tafel der Herren, der Protestantismus wird an das Katzentischchen verwiesen, das ist die Moral von Regensburg und Speyer. Und gewiß, wenn man sich nach der heute so viel belobten Realpolitik richtet, die in diesem Falle aber einen rein mechanischen Charakter hat, dann ist diese Wertung der beiden Kirchen berechtigt. Der Katholizismus wirft mehr als 100 Stimmen in die Wagschale, wenn es im Reichs tage gilt, neue Schiffe zu bauen, neue Regimenter zu bil den, neue Steuern auszuschreiben. Da mutz man ihn schon warm halten, mutz ihin gelegentlich durch kleine Ge- chenke, durch die Aufhebung des 8 2, bald wohl auch des 8 1 des Jesuitengesetzes, durch Zugeständnisse auf dem Gebiete der Schule, durch Gesetzentwürfe, wie die wx Heinze und andere L'enien eine Freude machen, damit er in seinem regierungsfreundlichen Eifer nicht erlahmt. Hand wird nur von Hand gewaschen, wenn du nehmen willst, so gib! Ter Protestantismus aber, was kann dieser „arme Teufel" bieten. Er kommt ja wirklich mit leeren Hän den. Mit der Organisation der Kirche ist es schwach be teilt und die Protestanten denken auch gar nicht daran, ich um weltlicher Vorteile willen das Joch einer starren Kirchenversassung auflegen zu lassen, weil sie nur zu gut wissen, daß sie damit das beste Erbe der Väter preisgebcn würden. Ter Protestantismus muß als kirchlickre Ge nieinschaft schwach bleiben, das liegt nun einmal in dem religiösen Subjektionismus, in dem allgemeinen Priester tum begründet. Dafür hat er freilich etwas Besseres zu geben, nämlich die Geistesfreiheit, die seine notwendige Wirkung ist. Dieser Geistesfreiheit hat es das deutsche Volk zu danken, daß es alle Erniedrigung standhaft über wunden und sich siegreich zu seiner heutigen Kulturhöhe üurchgerungen hat. Aber die Geistesfreiheit läßt sich nur schwer in kurante politische Münze umsetzen. Und so ziehen es denn unsere „Realpolitiker" vor, statt mit dieser inkommensurablen Größe mit der benannten Zahl des Katholizismus zu rechnen. Tie Gefahr, die iu dieser verschiedenartigen Stellung zu Regensburg und Speyer liegt, ist nicht gering. Zwar der Protestantismus kann die Tinge ruhig an sich heran kommen lassen. Er ist schließlich nicht mehr auf die Gunst der Mächtigen angewiesen. Denn sein bestes Teil, die Gewissensfreiheit und religiöse Selbstbestimmung, kann erst wieder zu Grund« gehen, wenn unsere ganze Kultur zu Grunde geht. Dieser Geist läßt sich nicht mehr dämpfen. Wohl aber ist es eine Gefahr für das Deutsche Reich, wenn der Katholizismus mit seiner starren Auto rität neue Macht gewinnt. Denn damit droht ein neuer Kulturkampf, der das ganze Volk in seiner Tiefe auf wühlen muß. Möge mau deshalb wohl zusehen, daß man nicht für ein paar „realpolitifchc" Linsengerichte das Recht der Erstgeburt preisgibt, dem das Teutsche Reich seine heutige Blüte verdankt. ver rurrircb-iapatzsrcbr Krieg. Vie r« -er Mairtfchurei. Ein Telegramm des „Standard" aus Tokio vom 4. d. M. schildert die augenblickliche Lage aut dem mantschurischen Kriegsschauplätze wie folgt: Eine starke russische Abteilung, die die ver schanzten Stellungen im Süden und Westen von Liaujang hartnäckig behauptete und so den Rückzug der Hauptarmee unter Kuropatkin deckte, wurde in der Nacht zum Sonn abend aus diesen Stellungen Vertrieben. Das Südufer des Taitseflusses ist angeblich nunmehr von den Russen vollständig gesäubert, während es der Armee Kurokis, die nördlich vom Taitseflutz operiert, am Sonnabend bis um 9 Uhr abends noch nicht gelungen war, die Höhen, die die Eisenbahn beherrschen, völlig zu besetzen. Die russische Truppenmacht wird in dieser Richtung beständig durch von Mukden ankommende Truppen verstärkt, so daß gefürchtet wird, daß der größereTeil der russischen Armee nachNorden entkommen wird. jssert Arthur. Nach Meldung auS Tschifu begannen die Japaner am 27. August den zweiten allgemeinen Angriff auf Port Arthur. Dieser wurde unter heißen Kämpfen bis zum 31. August sortgefllhrt. An diesem Tage zogen die Japaner sick überall zurück, außer aus Palungshan. Am 30. wurden verschiedene heftige An griffe auf Jtzeshan abgeschlagen. Am 2. September, 3 Uhr morgens, griffen die Japaner heftig die linke Flanke der Russen an und zogen sich um 6 Uhr morgens zurück, worauf die Beschießung wieder begann. Die Javaner feuerten namentlich von Shushiyen und Palungshan die Russen von Antuschan und Erlungshan. Nach russischen Schätzungen haben die Javaner bei dem allgemeinen Angriff 8000 Mann ver- loren, die Russen, nach den umlaufenden Gerüchten, 3000 Mann. An dem Geschützkampse beteiligten sich auch mitunter die im Hafen liegenden Kriegsschiffe. Nach dem „Standard" geht eine Verstärkung von 14 Regimentern in dieser Woche von Tokio nach Port Arthur zur Unter st ützungderBelagerungS- armes ab, die sehr große Verluste erlitten hat. Amtlich wird die Zahl der Toten und Verwundeten auf ungefähr 25 000 Mann geschätzt. Vie Stimmung in sss-tersbnrg. In Petersburg haben die Nachrichten vom Kriegs schauplatz groß eAufregung hervorgerufen. Trotz strengster Zensur mehren sich die Preßstimmcn, die die Mißerfolge den Zuständen der Heeresverwaltung und der Unfähigkeit der Heerführer zuschreiben. Mehrere Blätter raten zum Friedens schluß, damit das Ansehen Rußlands im Auslande nicht untergraben und die unterjochten Volksstämme in Asien nicht zum Ab fall veranlaßt werden. Die „Nowoje Wremja" bringt einen beachtenswerten Leitartikel zur Frage der Durchsuchung neutra ler Schiffe, in dem sie ausführt, daß die bisherige Tätigkeit solcher Kreuzer, wie „Petersburg", „Smo lensk", „Don" und „Ural" gänzlich nutzlos für Ruß land und belästigend für andere Nationen sei. Man könne England daher sehr wohl die Gewähr geben, daß seine Schiffahrt nach entfernten Meeresgebieten unbe helligt bleiben soll, und die Tätigkeit der russischen Kreu- zer auf die Nähe des Kriegsschauplatzes konzentrieren. Dis Auffahrt -er Mftsesftstts aufgegeben! Tie Direktion der russischen Handels- und Seefahrts gesellschaft in Odessa wurde benachrichtigt, daß die Ad miralität auf die Jndienstnahme der drei größten Dampfer dieser Gesellschaft als Kohlenfchiffe zur Be gleitung des Ostseegeschtvaders vorläufig verzichte. Des gleichen wurde sämtlichen russischen Hiilsskrenzern, welche sich im östlichen Mittelmeer, iin Noten Meer oder in dem Indischen Ozean befinden, durch die betreffenden Kon- srilate der Befehl übermittelt, den Kurs nach der Ostsee zu nehmen. Ties ist ein weiterer Beweis dafür, daß die Ausfahrt der baltischen Flotte wenigstens für dieses Jahr aufgegeben ist. veulscftes Krick. Dresden, 5. September. * Zinn Dresdner Parteitag ver deutschen Resormpartei hat Rechtsanwalt Schnauß-Leipzig soeben folgende zwei Anträge eingebracht: 1) Die deutsche Reformpartei möge durch ihren Parteivorstand die verbündeten Regierungen ersuchen, bei Abschluß der Handels verträge sich das unbeschränkte Recht zu wahren, Ausländer aus dem Bundesgebiet auszuweisen und dafür zu sorgen, daß in Betrieben von Handel und Gewerbe der Ausländer im Deutsch«» Reiche nicht besser gestellt sei als der Deutsche im Ausland. 2) Die deutsche Reformpartei möge durch ihren Parteivorstand die verbündeten Regierungen ersuchen, Untersuchungen über die ozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse der Landarbeiter im Bundesgebiet anzußellen und den deutschen Landarbciterstand durch Anjässigmachung wieder so zu stärken, daß ausländische Arbeiter ür den Betrieb der Landwirtschaft im Bundesgebiet entbehrlich sind. Hl Berlin, 5. September. * Zur Verlobung des Kronprinzen schreibt der „Reichsanzciger": Die Verlobung des Kron- Prinzen mitderHerzoginCäciliezuMeck- lenburgist gestern nachmittag in Gelbensande amtlich bekanntgegeben worden. Wir begrüßen die freudige Kunde mit den ehrerbietigsten Glückwünschen für die hohen Verlobten, für das Kaiserliche und Königliche Haus, für die großherzogliche Familie von Mecklenburg und die verwandten Höfe. Mit herzlicher Sympathie wird es in allen deutschen Gauen ausgenommen werden, daß der Erbe der Kaiserkrone zu seiner Lebensgefährtin eine Tochter aus einem altangcstammten Herrscher geschlecht Teutschlands erwählt hat, aus demselben Für stenhause, das einst dem Thron der Hoheitzollern und dem preußischen Volke die unvergetzliche Königin Luise ge schenkt hat. Mögen die Strahlen des Glückes, die heute das junge Jürstenpaar umgeben, über seinem Lebenswege leuchten immerdar zum Segen der Nation, zum Heil fiir Kaiser und Reich. — Don ausländischen Preß- stimmen liegt bis jetzt nur die des offiziösen „Wiener Frdbl." vor, welches sagt: Die Nachricht von der Verlobung wird nicht bloß in Deutschland, sondern auch in Oesterreich-Ungarn angesichts der innigen FremldsckmftS- und Allianzbcziehnngen, die die Herrscher dieser Reiche verknüpfen, niit froher Teilnahme begrüßt werden. Das Blatt erinnert daran, daß der Kronprinz wiederholt ein aufs herzlichste begrüßter Gast des Kaisers von Oesterreich war und daß Kaiser Franz Josef auw zur Feier des Miindigwerdens des Kronprinzen in Berlin anwesend war. * Das dürre Zahlengerippe des Endabschlusses der Reichshauptkasse für 1903. Dem Neichssä-atzsekretär war der Vorwurf gemacht, daß er statt einer zusammen hängenden, übersichtlichen Darstellung der Reichsfinanz, läge „das dürre Zahlengerippe" des FinalabschlusseS der Reichshauptkaffe für 1903 der Öffentlichkeit übergeben hätte. Hiergegen läßt sich Herr v. Stengel in den „B. P. N." wie folgt verteidigen: Der Vorwurf ist eigentümlich. Zunächst hat doch die Veröffentlichung des Finalabschlusses bisher noch immer genügt, um über das Ergebnis der Vergangen- heil einen völlig klaren Ueberblick zu erhalten. Ihn zu gewinnen, ist für jeden, der die Reichsfinanzvcrhält- niste kennt, auch diesmal möglich. Sodann geben über die Entwickelung der hauptsächlichsten Einnahme- quellen die monatlichen Ausweise über Zölle, Ver- braucbssteuern usw. genügenden Aufschluß. Ueber die voraussichtliche Gestattung der Finanzen in der Zu- kunft kann der Reichsschatzsekretär aber erst Ansknnft geben, wenn die Etatsarbeiten für das nächste Jahr beendet sind. . . . Ter Finalabschlutz für 1903 hat zwar ergeben, daß es möglich gewesen ist, neben dein Neber- schuß von 1902 in Höhe von etwas über 8 Millionen Mark weitere 22,7 Wftllwnen zur Tilgung der Zu schußanleihe des Jahres 1903 zu verwende», aber da mit ist diese Anleihe noch nicht zur Hälfte gedeckt, und die Tatsache, daß die Einzelstaaten 24 Millionen Mark mehr an Matrikularumlagen für 1903 haben be zahlen müssen, als sie an Ueberweisungen erhielten, auch nicht aus der Welt geschafft. Für die Reichskasje würde sich die tatsächlich als Fehlbetrag aus früheren Jahren in den Etat für 1905 einzustellende «umme auf etwas über 2 Millionen Mark belaufen. Sie würde sich um 28 Millionen Mark kleiner als im Etat für 1904 und um 46 Millionen Mark kleiner als im Etat für 1903 gestalten und den nächsten Etat ent sprechend weniger belasten. Ader sind damit die finan- zielten Aussichten für die Zukunft besser geworden? Die früheren Etats enthielten Ueberschüsse aus früheren Jahren; im Etat für 1901 noch über 32 Millionen Mark. Zudem gestalten sich die Einnahmeoerhält- nisse des laufenden Jahres, obschon die Zuckersteuer, die übrigens nicht um 20, sondern nur um 10 Millio nen Mark ini Etat für 1901 vom Reichstage erhöht wurde, gute Erträge abwirft, durchaus nicht so sehr günstig, weil die Zölle, die in ihrem Ansätze vom Reichstage beträchtlich gesteigert wurden, in Wirk lichkeit nicht einzuhalten scheinen, was man von ihnen erwartet hat. ... Der Ganptteil der ans der Zolltarifrevision zu erwartenden Mehreinnahmen aber ist für die Witwen- und Waisen versicherung der Arbeiter festgelegt. Alle diese Tat- fachen sind bekannt, es bedarf doch nicht einer Wieder- holung derselben, um sestzustellen, daß die Reichs- sinanzlage nicht rosig ist.... Schließlich hat -er Staats- sekretär des Reichsschatzamtes noch im vorigen Tagungsabschnitte in der zuständigen Reichstagskom mission genaue, mit Zahlen belegte Uebersichten über die voranssichtlickie Finanzgestaltung der nächsten Zu kunft gegeben. Aus ihr ist ersichtlich, daß das Reich immer unangenehmeren finanziellen Zuständen ent gegengeht, wenn nicht eine durchgreifende Besserung erfolgt. * Tie Kosten der Weltausstellung in St. Louis für das Deutsche Reich waren anfänglich auf rund 3 Millio nen Mark berechnet worden. Nachdem sich infolge der über die ursprüngliche Annahme hinausgehenden Be teiligung der deutschen gerverblichen Kreise diese Summe als unzureichend herausgestellt hatte, wurde sie auf 3^2 Millionen Mark erhöht. Beim Finalabschlusse für 1903 hat sich ergeben, daß die davon für 1903 geforderte erste Nate von 1^ Millionen um 743 000 Kjl überschritten ist. Wieviel insgesamt die tatsächlichen Kosten der Beteiligung an der Weltausstellung ausgemacht haben, wird man erst nach dem Finalabschlutz der Reichshauptkasse für 1904 er sehen können. * Dem ReichStagSpräsideutcn «rasen ». Ballestre«, der beute das 70. Lebensjahr vollendet, sind äußerst zahlreiche Sympathiekundgebungen zugegangen. Der Reichskanzler Graf v. Bülow sandte ein Telegramm, der Gesamtvorstand des Reichstages sprach in einem Glückwunschtelegramm die Hoffnung aus, daß Graf Ballestrem noch lange Jahre seinem gesegneten Wirken in alter Geistes- und Körperfrische erkalten bleibe, für das Reich und da« Land, für seine Familie und seinen großem Freundes- und Verehrerkreis. O * Altona, 5. September. Die Kaiserin kebrte heute Mittag um 1 Uhr 15 Min. zu Wagen nach der „Hoben- zollern" zurück. Der Kaiser führte die Fahnenkvmpagnie vom Infanterie-Regiment Graf Bose Nr. 31 nach Altona bis zum Ratbause, wo ein Vorbeimarsch derselben stattfand. Hierauf ritt der Kaiser unter den stürmischen Kundgebungen der Bevölkerung weiter nach der „Hohenzollern". Infanterie und Kriegervereine bildeten Spalier. Der Reichskanzler war am Sonnabend zur Abendtafel und gestern zur Mittags tafel auf der „Hohenzollern" geladen. Gestern vormittag nahm der Kaiser den Vortrag des Reichskanzlers entgegen. Oberbürgermeister vr. Giese ist zum Geheimen Ober- regierungSrat ernannt. * Aus FriedrichSruh, 5. September, wird dem „Tag" zur Erkrankung Herbert Bismarcks gemeldet, daß der Fürst au einem akuten Lcberlcide« leidet, das eine starke Abuetzme »er Kräfte zur Folge hat, so daß der Kranke nur mit Hülfe eines Stockes im Zimmer zu geben vermag. * Stuttgart, 4. September. Wie berichtet, wird Rechtsanwalt vr. R. Schall als Anwalt bei dem Reichsgericht nach Leipzig übersiedeln und schon iu den nächsten Tagen dahin abreisen. Gestern abend versammelten sich nun der engere Landesansschuß der Deutschen Partei »nd eine Anzahl weiterer Freund« nm den Scheidenden, um noch einmal in geselliger Runde mit ihm zosam- men zu sein. In einer Reihe von Ansprachen kam zum Ausdruck, welch einen schmerzliche» Verlust die Deutsche Partei durch den Weggang ihres langjährigen LandeSvorstaudrs erleidet. Zlurlanck. Oesterreich - Ungar». * Das katholische deutsche Priestertum in Böhmen. Tas klerikale Hauptorgan Württembergs berichtet unter -er Ucberschrift „Erfreuliches und Unerfreuliches aus Böhmen, -cm Lande der Los von Rom-Bewegung" über den Verlauf eines nordböbmischenKatho- Iikentages. Als eine der unerfreulichen Tatsachen führt das Blatt an: „Ein großer Miststand zeigt sich in dem katholischen Dcutsesi- Böhmen: der Mangel an deutschen Priestern. Der Zuwachs an Priestern läßt sehr zu wünschen übrig; auS den höheren Ständen hat derselbe fast ganz auf« «ehört: ein priesterlicher Vraf und Freiherr sind die Aus nahme von der Regel Die besiersituierten bürgerlichen »reise stellen fast gar kein« Arbeiter im Weinbevqe de« Herrn.' Der Grund für diese Erscheinung dürfte darin siegen, -atz die tschechische Anmaßung auch vor dem Rocke des Geistlichen nicht halt rnacht. Es ist bekannt, dah die deutschen katholischen Geistlichen Böhmen» er-
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