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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.09.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040905026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904090502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904090502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-09
- Tag1904-09-05
- Monat1904-09
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^904. oßem sport- unterlegene «n Badener n steht: in sichen Zwei- genannt ist, Äls Heiser Nloria^ mit Miquel II" besitzen. — : schwer zu Herrenreiten zu schlagen. >gagiert, das „Ouadraih" das einzige Sanctuary" Außenseiter anger Pause hteS Gewicht -X Rennen i lw e r t h. itter durchs arzkfurt er für das in der die s vorgelegt ) V. H. der en 200 000 tungen von entfallen «schloß, die üb hat sich mngen in Verfügung innen 1V06 zebe. diesen rlgen. et. imern m. Nicolai- »VE- sek Ken. akS i«. Exlieli. »8»L> velebe dis mseldeu als > virixeuteu iüdruox am Grotzschupf. Bezugs-Preis in der Hauptexpedition oder deren Ausgabe stellen abgeholt: vierteljährlich 3.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Hau« 3.75. Durch die Post bezogen für Deutsch land u. Oesterreich vierteljährlich ./l 4.50, für die übrigen Länder laut Zeitunqspreisliste. Diese Nummer kostet auf allen Bahnhöfen und I II bei den Zeitungs-Verkäufern 4" Redaktion und Expedttton: 153 Fernsprecher 222 Johannisgasse 8. Filtalerpkdttionen: Alfred Hahn, Buchhandlg.,Uuiversitätsstr.3 iFernspr. Nr. 4046), L. Lösche, Katharinen. itraße 14 (Fernsprecher Nr. 2935) u. Königs- Platz 7 (Fernsprecher Nr. 7505). Hanpt-Filtale Dresden. Marienstraße 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Hanpt-Filiale Berlin: CarlDuncker, tzerzgl.Bayr.Hofbuchbandlg., Lützowstraße 10(FcrnsprecherAmtVI Nr.4603). Nr. 453. Abend-Ausgabe. Up)igtr TaMM Anzeiger. Amtsblatt des Ä'örrigttchen Land- und -es Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Montag den 5. September 1904. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 28 Reklamen unter dem Redaktionsstrich («gespalten) 75 nach den Familiennach richten (6 gespalten) 50 -4- Tabellarischer und Zifsernsay entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Ofsertenannahme 25 «nnahmefchlus, für Bnieigen: Abend-AuSgabe: vormittags 10 Uhr. Morgrn-Au-gabe: nachmittag« 4 Uhr. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefvrderung ^l 60.—, mit Postbefvrderung 70.—- Anzeigen sind stet« au die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E- Bolz in Leipzig (Inh. vr. B.,R. L W. Klinkhardt). S8. Jahrgang. Var Aicbtigrte vom Lage. * In New Jork sind bei einem Brande 14 Personen umgekommen und 20 verletzt morden. (S. A. a. Welt.) * In Chicago haben die Fleischer beschlossen, den Ausstand gegen den Fleischtrust ein zu- st e l l e n. * Zwischen Japanund Korea ist am 22. August ein letzt veröffentlichter Vertrag abgeschlossen worden, der Koreas auswärtige Politik vollkommen unter Japans Sou zeräni- töt bringt, (S. Ausland.) folgendes Telegramm an das Staatsmini st e» rium eingetroffen: Altona, den 4. September. Dem Staats ministerium mache ich die hocherfreuliche Mitteilung, daß meine vielgeliebte Schwester, Herzogin Cecilie zu Mecklenburg, sich am 4. September unter meiner Frau Mutter und meiner freudigen Einwilligung mit dem. Kronprinzen des Deutschen Reiches und von Preußen verlobte. Ich hoffe zu Gott, daß auf Lieser Ver bindung, von der ich überzeugt bin, daß sie in ganz Mecklenburg freudigen Widerhall findet, der Segen meines teuren hochseligen Vaters ruhen werde. Friedrich Franz. 2ur Verlobung Ser cleulrcben Msnprinren. Es dürfte interessieren, über die junge Braut des deutschen Kronprinzen etwas Persönliches zu erfahren. Diesem Interesse kommt eine Schilderung entgegen, die von einem alteingesessenen mecklenburgischen Hofmann stammt und folgendes anmutige Bild von der mecklen burgischen Herzogin entwirft: Der Kronprinz hat bei jeder Gelegenheit die Herzogin Cecilie, ausgezeichnet, bei seinem letzten Besuch in Schwerin ist dies sogar ganz evident zu Tage ge treten. Die Herzogin Cecilie, die jüngste Tochter des am 10. April 1897 verstorbenen Groß herzogs Friedrich Franz III. von Mecklenburg-Schwerin, ist eine hohe, stattliche Erscheinung, ihr außerordentlich freundliches Gesicht ist von mittelblondem Haar um rahmt. Sie hat viel Humor und Gemüt. Eine seltene Anhänglichkeit bringt sie ihren alten Dienerinnen ent gegen, ihr ist es ein wahrhaftes Bedürfnis, sie durch kleine Aufmerksamkeiten zu erfreuen. Aks Kind war sie eine sogenannte „wilde Hummel". Wenn bei Groß herzogs Kindergesellschaft war, dann überlegten sich die Mütter der eingeladenen Kinder sehr, ob diese auch das beste Kleid anziehen sollten; denn meistens kamen sie in einem Zustand zurück, der nur darauf schließen ließ, daß die Kinder furchtbar „getollt" lmben müßten. Aber es war doch zu nett ,bei Großherzogs, die blonde Prinzessin Cecilie war immer die Anführerin bei allen Streichen ge wesen. Ihre Erziehung hat Prinzessin Cecilie in Cannes und im Winter meistens in Dresden genossen. Tort befand sich auch ihr Bruder, der jetzige Großherzog, in dem Blochmannschen Institut. Der 72jährige Großfürst Michael Nikolajewitsch von Rußland, welcher mit der Prinzessin Cecilie von Vaden vermählt war, ist der Großvater der Prinzessin Cecilie von Mecklenburg- Schwerin. Mit diesem, welcher ganz enorm reich sein und die Prinzessin besonders in sein Herz geschlossen haben soll, weilte sie auch in diesem Frühjahr in Baden-Baden. „Wir Mecklenburger", so sagte der Herr, „übertreiben nicht, wenn wir betonen, daß die Prinzessin ein Fürsten kind von seltenen Anlagen und von großer Herzensgüte ist, der auch oft häufig der Schalk aus den Augen steht". Am 20. September wird die Prinzessin 18 Jahre alt. Aus Schwerin i. M., 5. September, wird anläßlich der Verlobung telegraphiert: Vom Großherzog von Mecklenburg-Schwerin ist heute morgen Der rurzirch-lapanirche Krieg. Var Steg bat Liaujang. Der Sieg bei Liaujang wurde am dritten Schlachttag durch das gemeinsame erneute Vorbrechen der 4. japa nischen Armee unter Nodzu und der 2. Armee unter Oku entschieden, welche im heißen Kampf den Russen den ganzen rechten Flügel ihrer Schlachtlinie vom Majetün bis Hsiklitun entrissen, worauf die Russen auch aus den sonstigen Positionen südlich Liaujang zurückgingen, wäh rend die 1. Armee unter Küroki zwei Pontonbrücken über Len Taitseho schlug und zunächst die Reservebrigaden des rechten Flügels übersetzte, um sofort den Vormarsch auf dem nördlichen Ufer anzutreten. Nach dem „B. T." wer den die Verl u sie aller dreiArmeen, die namentlich am zweiten Schlachttage sehr groß waren, an dem die Reservebrigaden Nodzus besonders litten, auf 19 000 Mann angegeben. Sie sollen aber so be trächtlich sein, daß die noch im Lande verbliebene 7. u n d 8. D i v is i o n mit ihren Neservebrigaden sofort zur Abfahrt bereit gemacht werden. Ein Teil dieser Truppen hat als Ziel die Insel Sachalin. Diese soll die Basis für die nunmehr beschlossene Belagerung W l a d i w o st o k s bilden. Auf die baldige Beschlagnahme Sackmlins wird besonders Wert gelegt, da es früher japanisch war. In Petersburg hat die Aufgabe Liau jang s und das Verlieren der Schlacht tief depri mierend gewirkt, obgleich die Aufgabe Liaujangs eigentlich Kuropatkins Plan entsprach. Schon am An fang August begann der Abtransport allen Proviants und allen Besitztums des Roten Kreuzes. So versichert denn auch der Generalstab, daß Kuropatkin die Japaner bei Liaujang nur aufhalten wollte, denn er kann vor Ende des russischen September nicht zum ernsten Angriff übergehen. Das mag richtig sein, trotzdem halten Peters burger militärische Kreise den Feldzug nunmehr für verloren und das Schicksal von Port Arthur für besiegelt, falls Kuropatkin sich nicht wirklich in vier Wochen von diesem Schlage erholt. Vie Vernichtung der „Lhea". Am 2. September ist bei der Kieler Reederei von H. I Tiederichsen der erste schriftliche Bericht des Führers des Dampfers „Thea", Kapitäns H. Ohlerich, über die Be schlagnahme und Vernichtung des Schiffes eingegangen. Wir geben den Bericht zum größten Teil hier wieder. Wladiwostok, 4. August. Mein Telegramm: „Tbea" 25. Juli unweit Nojima von Russen in Grund geschossen, Mannschaft hier ge landet", schütze ich in Ihrem Besitz und sehen Sie daraus welch jähes Ende „Thea" zuteil wurde. Ob und wann dies Telegramm befördert wurde, ist inir noch nicht be kannt, jedoch versprochen, daß es abgesandt werden sollte.*) „Thea" verließ am 22. Juli gegen 10 Uhr vormittags Otaru, mit voller Ladung Düngerfische und 3200 Kisten *) Das Telegramm ist in Kiel nicht eingetroffen. Fischöl auf Teck nach Tadotsu bestimmt. Die Ladung war in mehreren Plätzen auf Rishiri Jsl. und Mashike einge nommen und in Otaru kompletiert, wo auch Bunker kohlen eingenommen wurden. Die Reise verlief ohne Un fälle und sonstige Vorkommnisse. Morgens, den 25. Juli, gegen 2 Uhr, wurde das Feuer von Nojima in m. u. W- zu N. 10 Seemeilen Abstand gesichtet und darauf W. zu S- */s S. gesteuert. Das Wetter war zeitweise regnerisch und diesige Luft. Gegen 2 Uhr 10 Minuten sichtete ich plötzlich (ich war auf der Brücke) an Backbord vier Strich voraus einen großen dunklen Gegenstand ohne jegliche Lichter, gleich darauf noch zwei mehr. Im Augenblick fjrl auch der erste blinde Schuß und Lichter wurden sicht bar. Nun wurde mir klar, daß es drei russische Kriegs schiffe waren, ganz nahe der „Thea". Gegen 2 Uhr 15 Minuten stoppte ich unsere Maschine, legte Ruder Steuer bord und wartete, was kommen würde, beorderte auch alle Mann auf Deck. Gegen 3 Uhr morgens kam eine Ruderpinasse mit zwei Offizieren und bewaffneten Sol daten längsseits. Die Offiziere verlangten die Schiffs papiere, Journal, Konnossemente, Charter-Partp usw. zu sehen, was ich nicht verweigern konnte. Die Papiere wurden durchgesehen und darauf mit den Kriegsschiffen signalisiert mit Lichtern. Gegen 3 Uhr 45 Minuten fuhr die Pinasse von „Thea" fort mit der Order, daß ich auf weitere Order zu warten hätte. Gegen 5 Uhr 25. Min. kam eine Pinasse zurück und wurde mir erklärt, daß alle Mann unter Mitnahme der notdürftigsten Effekten die „Thea" innerhalb 20 Minuten zu verlassen hätten, weil „Thea" in den Grund geschossen werden sollte. Auf meine Frage, weshalb unserScksisf niedergeschossen werden müsse, wurde mir erklärt, daß die Ladung Fischdünger Kontre- bande sei und außerdem nicht genügend Kohlen an Bord seien, um nach Wladiwostok zu dampfen. (Bunker bestand war 120 TonÄ.) Ich beorderte alle Mann, einige Effekten zusammen zu packen und dann in die Pinasse zu gehen. Ich bat, uns unsere eigenen Böte aussetzen zu lassen, um unsere Sachen und unser Zeug reiten zu können, jedoch wurde mir dies verweigert. Es wurde sehr zur Este angetrieben, da bereits drei vier, eckige Blechkasten mit Sprengstoff in den Maschinen raum gebracht waren, plaziert und die Zündschnüre an gezündet waren. Alle Leute waren bereits in der Pi- naße, als auch ich die „Thea" verließ. Von den Bün deln der Leute wurden viele wieder aus dem Boot ins Wasser geworfen, weil es für zu viel angesehen wurde. 5 Uhr 56 Minuten, also nach 31 Minuten, wurde „Thea" verlassen. Kaum zwei Minuten später erfolgte die Explosion im Maschinen- und Heizraum, „Thea" sank jedoch nicht. Gegen 6 Uhr morgens kamen wir längsseits des russischen Kreuzers „Rurik", wo alle Mann ausgenommen wurden samt den wenigen nach gebliebenen Effekten. Nachdem die Pinasse eingesetzt, wurde auf „Tbea" geschossen und unser gutes Schiff sank, nachdem 62 Schlisse abgefeuert waren, gegen 7 Uhr 20 Minuten morgens in die Tiefe auf ungefähr 34 Grad 51 Minuten nördlicher Breite und 140 Grad 13 Minuten östlicher Länge. Gerettet ist sehr wenig, nur das allernotdürftigste und teilweise nichts als was angezogen war, es sieht recht traurig auS. Gegen 10 Uhr morgens fetzten die drei Schiffe „Rossija", „Gromoboi" und „Rurik" die Fahrt nord wärts fort. Am 1. August wurde Wladiwostok erreicht und am selben Tage gab ich oben genanntes Telegramm zur Durchsicht ab; hoffentlich ist es abgesandt. Gestern vormittag wurden wir sechs Europäer vom „Rurik" nach dem Dampfer „Elsa" übergeführt, wo wir jetzt wohnen und auch Kost erhalten. Die Mannschaft wird so lange bleiben müssen, bis die Verhandlungen beendet sind. Die 24 Japaner, welche auf „Thea" waren, wurden gestern nach Tomsk in Sibirien übergeführt, die 16 Chinesen sind an Land untergebracht, wo, weiß ich noch nicht, jedenfalls in irgend einer Kaserne. ?oliiir<br cagerrcdau. * LetPjtg, S. September. Gmunden-Berlin. Aus Hannover, 4. September wird uns geschrie ben: Der freundliche Empfang und die großen Aus Zeichnungen, die der jungen Großherzogin von Mecklen burg-Schwerin, der Tochter des Herzogs von Cumber land, durch den Kaiser und die Kaiserin zu Teil geworden sind und die, wie aus einem, aus Gmunden in Hannover eingetroffenen Briefe hervorgeht, auch im Schlosse zu Gmunden die lebhafte Freude der Eltern der Großher zogin hervorgerufen haben, lassen den fanatischen Welfen, denen an einer Aussöhnung mit Preußen nichts gelegen ist, keine Ruhe. Die Braunschweiger „Brunonia" bringt eine mit einem offiziösen Anstrich versehene Erklärung, nach welcher der Prinz Georg Wilhelm, der Sohn des Herzogs von Cumberland, gar nicht daran denke, sich mit Preußen auszusöhnen, daß er vielmehr in die Fußtapfen seines Vaters treten werde. Tas ist, wie man in unter richteten Kreisen in Gmunden weiß, nicht der s^all. So wohl der Herzog von Cumberland, wie auch Prmz Georg Wilhelm stehen heute auf dem Standpunkte, eine Aus- söhnung mit Preußen, sobald als möglich anzustreben. Wenn diese bislang nicht zustande kam, so liegt es in den Forderungen, die der Herzog Preußen gegenüber stellte. Er will auf Hannover verzichten, wenn Preußen bereit ist, ihm ein an Braunschweig grenzendes Gebiet abzutreten, daß etwa der Pro vinz Hannover gleichwertig i st. Da Preußen sich auf diese Vorschläge wohl nie einlassen wird, so dürfte an eine Aussöhnung trotz aller Annäherungsversuche vorläufig kaum zu denken sein. Die Gewerkschaften und der Kongreß zu Amsterdam. Der Amsterdamer S o z rat i st e nk o n g r e ß wird von dem Organ der sozialdemokrati schen GewerkschaftenDeutschlands recht ab sä l l i g beurteilt. Vor allem ist das Gewerkschastsorgan damit unzufrieden, daß der Kongreß die Frage der Taktik nicht der Entscheidung jedes einzelnen Landes überließ; denn „keine einheitliche Regel vermag das taktische Verhalten von Parteien in einigen zwanzig Ländern zugleich zu bestimmen, die in ihren Machtverhält- nissen die denkbar größten Verschiedenheiten aufweisen." — Tas gewerkschaftliche Zentralorgan beleuchtet sodann gerade an der Abstimmung über die Taktikresolution die Widersinnigkeit des Abstimmungsmodus, nach dein die armenische, die bulgarische, die serbische usw. „Nation" ebenso 2 Stimmen erhält, wie die deutsche, die englische usw. Im Hinblick auf diesen Nonsens empfiehlt das Ge- werkschaftsdlatt den völligen Verzicht aufReso- lutionen und die Beschränkung auf eine „klärende Aussprache". — Mit der Resolution zu Gunsten eines „politischen" Generalstreiks in wich- trgen Betriebszweigen ist das Gewerkschasts- organ unzufrieden, weil der Beschluß eine „kleine Ab schlagszahlung" an die Freunde des wirtschaftlichen Generalstreiks sei; bezeichnender Weise wird im Anschluß hieran jede Verantwortung der Gewerkschaften für politische Streiks abgelehnt. Von der Resolution für die M a i d e m o n st r a 1 i o n verspricht sich das ge werkschaftliche Zentralorgan keinen tieferen Einfluß auf Deutschland, und fügt hinzu, daß die Gewerkschaften „im Gegenteil den nachteiligen Folgen übereilter Arbeits- einstellungen mehr und mehr vorbeugen müssen." — Den „zielbewuhten" Genossen wird diese nüchtern-kritische Haltung des Gewerkschastsblattes gegenüber dem Amster damer Kongreß sehr wider den Strich gehen. Vorrechte britischer Untertanen in Transvaal. AuS London wird uns geschrieben: Den bri tisch-indischen Untertanen in Südafrika steht eine Einschränkung ihrer Privile gien bevor. Es handelt sich um die Rechte und die Feuilleton. 41 „Durchgerunyen." Roman von Josephine Siebe. Nachdruck verboten. Heute wieder die Klavierstunde, welche Enttäuschung hatte sie ihr gebracht, sie war so stolz auf ihre Leistung gewesen, hatte geglaubt, so gut spielen zu können, und dann war wieder die törichte Befangenheit gekommen, oder war es Unvermögen, sie wußte es selbst nicht, nur eins wußte sie: zwischen gutem Spiel und ihrem Spiel war noch ein gewaltiger Unterschied. Am liebsten hätte sie geweint. Sie war ordentlich froh gewesen, daß eine Mitschülerin noch weniger Glück oder Kenntnisse ent wickelt hatte, aber die schöne Irene Amende, so war deren Name, hatte gelacht, diese konnte auch lachen, ihr Haupt studium war Gesang, und sie sollte eine wunderbare Stimme besitzen. Ein lauter Zuruf schreckte Elisabeth aus ihrem Sinnen auf. Miß Eveline Board kam auf sie zu. Diese erzählte, sie wolle sich Noten holen, und da Elisabeth die gleiche Absicht hegte, wanderten die beiden „Voun^ rrirls", wie die Engländerin sagte, ihres Weges zu sammen, der sie in eine Musikalienhandlung der inneren Stadt führte. Her kleine, niedrige Laden hatte für Elisabeth immer einen gewissen Reiz, hier war alles noch etwas altmodisch, der raffinierte Luxus der Neuzeit war vor der Tür stehen geblieben, er hätte auch gar nicht Platz gefunden in dem mit grauen Notenbündeln angefüllten Raum. Diese unzähligen grauen Pakete strömten einen leichten Moderduft aus, wie viel Schönheit schlummerte da in dem dunklen Lädchen und harrte nur der Meisterhand, uni zu erklingen. Wie viel Genie und Fleiß hatten durch Jahrhunderte hindurch geschafft, um diese von den grauen Pappdeckeln verhüllten Werke hervorzubringen, welche Fülle von Qual und Glück, von menschlichem Hoffen und Sehnen war da in die Millionen kleiner schwarzer Zeichen gedrängt. Da hingen und standen die Bilder berühmter Musiker und Modegrößen, aus dem Halbdunkel grüßten dse stillen, weihen Gesichter Altmeister Beethovens und Mozarts und Rick-ard Wagners markiertes Profil, Mehr wie diese Bilder interessierten Elisabeth heute die Lebenden, die den Raum füllten, der kleine Laden war ganz voll und sie stand in einer Ecke, während Miß Eveline durch etliche Rippenstöße einen Platz auf einer kleinen Rohrbank erlangt hatte. — Dicht an der Laden tafel, den schlanken Körper etwas vorgeneigt, stand eine sehr elegant gekleidete Dame. Der schwere Jasminduft, der ihren Gewändern entströmte, mischte sich mit dem Modergeruch der Notenbündel, mit tiefer, melodischer Stimme forderte sie ihre Noten, manchmal hob sie die langen, dunklen Wimpern und ein Blick auS ihren dunklen Augen traf den vor ihr stehenden hübschen Ver käufer, einmal, als ein Herr sich etwa- rücksichtslos vor drängte und nun neben ihr stand, glitt ein leise» Lächeln um ihren Mund, blitzschnell musterte sie ihren Nachbar, um sich dann, als sie die wenig elegante Kleidung des großen, hageren. Mannes gewahrte, gelangweilt wieder abzuwenden. Tie schwüle, beklemmende Luft, die vielen Menschen in dem kleinen Raum bedrückten Elisabeth, und dann war noch etwas, was ihr den freien Atem raubte und sie in eine seltsame Unruhe versetzte, ihr war es, als würde sie beobachtet, sie fühlte sich plötzlich wie befangen, und eS war, als streife ein warmer Atemzug über sie hin. Sie wandte sich hastig um und schrak jäh zusammen, als sie in zwei dunkle, leidenschaftliche Männeraugen blickte, sekundenlang ruhten ihre Blicke ineinander, ein leises Zittern durchlief des Mädchens Körper, sie schlug die Augen nieder, während eine tiefe Glut ihr feines Ge sichtchen überflutete. Mehr drängte sie sich in ihre Ecke, am liebsten hätte sie die Hände vor da» Gesicht gelegt, um diesen brennen den Blicken ^u entgehen, sie fühlte eS ja, daß diese unaus- gesetzt sie beobachteten, ihr Herz klopfte bang, einmal wagte sie einen scheuen Seitenblick, da sah sie wieder die Augen auf sich ruhen mit demselben verwirrenden Aus- druck. Wie eine Erlösung war es ihr, als mehrere Menschen den Laden verliehen und sie nun zu Miß Eveline ge langen konnte und bald darauf mst den gewünschten Noten im Arm das Geschäft verlassen durfte. Ein Herr riß hastig die Tür vor den beiden Damen auf und Elisabeth wagte nicht aufzuschauen, mit bebender Hand wollte sie die Tür hinter sich schließen, da fühlte sie, wie eine Männerhand die ihre mit leisem Druck angriff, sie zog ihre Hand fort, als hätte Feuer sie berührt, und eilte rasch ihrer Gefährtin nach. „Oh, Sie sehen mich so rot an", rief diese, mit ihren verwunderten, wasserblauen Augen Elisabeth betrachtend, „sind Sie erhitzt?" — Elisabeth schüttelte den Kopf, sprechen konnte sie nicht, sie war noch zu erregt, hörte kaum auf das Geplauder ihrer Gefährtin und gab nur hier und da eine Antwort, ihr war es immer, als vernehme sie nachfolgende Schritte hinter sich. Miß Eveline Board hotte noch keine Lust, nach Hause zu gehen, sie fand, die Stunde bis zum Mittagessen sei gut mit einem Museumsbesuche auszufüllen, und ihre Gefährtin war mit dem Plane einverstanden. Diese hatte schon mit ihrem Vater einige schöne Stunden in der Galerie zugebracht und freute sich nun aus den Genuß, sie dachte, dort würbe sie schnell ihren Aerger über die Zudringlichkeit des fremden Herrn vergessen. Elisabeth besaß ein ganz naives Kunstempfinden, was sie verstand, was ihre Seele erfaßte, fand sie schön, namentlich hatten sie bei ihrem ersten Besuch die Land- schäften entzückt, und sie hatte mit ihrem Baker eine herz liche Freude daran gehabt. Die Engländerin aber war für den ruhigen Genuß nicht gesoffen, wie ein Stoßvogel schoß sie allemal auf die Gemälde lo», vor denen die meisten Menschen standen, und stieß laute Rufe deS Entzückens au», alle« war „ckelixbitni", sie zog ihre Augenbrauen hoch, was ihrem Gesicht nicht gerade einen geistvollen Ausdruck verlieh.
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