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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.09.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040903016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904090301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904090301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-09
- Tag1904-09-03
- Monat1904-09
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Xek.-6ss. cr.Mvp-Odi ^-O.Xctisn OKI. tkxv ) 7orv.,8t.-X. >. 8r.-X. u.8oIroi.-X. io. Odi. on u.Oddgst. suselv.,nsxi. »uutc.,8t.-X lo. kr.-X zusviv.8t.-X <to. kr.-X. .Llsussivitr 8t.-X. <lo. i?r.-X. BezugS-PreiS i» d* Havpr«r»edUtk>» «de, deren Tur,«d». stelle» avgtholt: vseäeljäbrlich S.—, bet zweimaliger t-altcher Zustellung in« Hau« ^lS.7L. D«rch die Vaft d^ogea wr Leuts», lau- ». Oesterreich »ierteliädrtich 4.50, für die kbrig— Ltude« laut kieitun,«pr,t«Itsi». ruie R»»«rr koftrk cn ? aus alle, »ahuhSfen u,d III AFI bei d«, Zeitunga-Perfäufern *V «edaM,» u«d »rpedtttom 1LL Yernspreche» liiL Johnn»t«gasi, 8. Ktlt«lerpe»ftto«rn: Alfred Hahn, Buchda»dla.-llat»erfitiit«str.r isterusp,- «r. 404«), L. Lösche, »atharv-,. straße 14 (K<misp«cher Nr. MS») u. »önig«- platz 7 (Fernsprecher Nr. 750b). -»««Hiltale DreOtze«! Marie»stratz«S4G«ruIprecherAmt lNr. 17131. Morgen-Ausgabe. WpMr TaMM Anzeiger. Ämlsökatt des ÄSniglichen Laub- und -es Königliche« Amtsgerichtes Leipzig, »es Nates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis die Sgespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem RedaktionSstrich («gespalten» 7b -<4, nach de» Familie»»«-- richten («gespalten) bO -4. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend Höker. --- Gebühren für Nachweisungen und Ossertenannahme Lö «nnahmeschlust fstr Anzet«»». Abend.Ausgabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: nachmittag« « Utzr. Grtra-Veilage« (gefalzt), nur mit der Morgen.Ausgabe, obn» Postbeförderuug xt «0.—, mit PoftbefSrderung 70.—. Anzeigen sind stet« an dte lkrpedttion zu richte«. Pt» Erpedition ist Wochentag« »»unterkrochen geöffnet von früh 8 bi« abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Pokz i» Leipzig tJuh. vr. B., R. ch W. -liusbardt). Ak. UA. Sonnabend den 9. September 1904. 88. v-r AichNgrte vo« ta-e, * Dex mecklenburgische Justjzmiyjster vr. vo« Am «berg ist au« Gesundheitsrücksichten aus sein Ansuchen in den Ruhestand versetzt worden. * In Olten wurde gestern der internationale Alt- katholilen-Kongreß eröffnet. * König Eduard ist gestern nachmittag von Marien- bad nach England abgereist. * 8iauja«g ist bei der Besetzung durch die Iapaper in Brand gerate». * Port Arthur wird seit gestern von den Japaner« auch wieder von der Seeseite angegriffen, wobei ihnen zwei Fort« in die Hände gefallen sind. (S. russisch- japa». Krieg.) Lum nsti-nalliberalrn Zugenätagr i» Leip/ig. Der )«V-»oti-nallrberale Verein steiyzig nnd der prentz Den Schluff unserer Aktion gegen de» Schulkompromiffals Thema des nationalliberale» Augendtages bildet folgende Artikelreihe: Wir sind aus nationalen und erziehlichen Gründe» gegen diesen Antrag, weil er als N o r m die Konfessions schule festsetzt und damit eine scharfe Trennung der Glie der eines Volkes nach ihrem religiösen Bekenntnis fordert, damit die Unterwerfung der Schule unter die Kirche und unter die geistliche Lokalschulaufsicht bedingt. (Wenn nm» sich dabei auf sächsische Verhältnisse beruft, so muff das eigentümlich berühren. Zunächst ist das Verhältnis in Sachsen leidlich erträglich, weil hier die konfessionelle» Verhältnisse ganz anders liegen als im überwiegenden Teile Preußens. Außerdem besteht dse Zustand in Sachsen seit ca. 30 Jahren. Seine Reformbedurftigkeit wird nicht nur von der Lehrerschaft, sondern auch in weiten Kreisen der Geistlichkeit ausdrücklich anerkannt. Man darf deshalb bezweifeln, ob es einer Partei, die einen gesunden, nicht überstürzten, aber stetigen Fort- schritt auf ihre Fahne geschrieben hat. angemessen ist, derartige Verhältnisse in Preußen als Fortschritt einzu führen.) Die preußische nationalliberale Fraktion hätte wenig stens die Aufhebung der geistlichen Lokal- und Kreisschulaufsicht und die Glcichstel - lung von Simultan- und Konfessionsschule als unerläßliche Vorbedingungen für ihre Zustimmung stellen müssen. Außerdem sind wir aus politischen Gründen gegen diesen Antrag, weil er die Partei in den Verdacht zu bringen geeignet ist, daß sie dem alten, verderblichen Kartell wieder zustrebt und datz ihre Vertreter auf den ihr schon oft gefährlich gewordenen Pfaden einer Divlomaten- und Geheimratspolitik wandeln. Um regierungsfähig zu bleiben, dürfen keine idealen Interessen geopfert werden. Gerade ein ultramontan-konservativer Gchulantrag. dem man angeblich zuvorzukommen suchte, was jedoch keines wegs als gelungen bezeichnet werden kann, hätte der nationalliberalcn Partei die ersehnte Gelegenheit ge geben. die lange gesuchte „große Frage" aufzurollen und einen politischen Frühling im nationalliberalen Ginne in die Lande zu tragen. Besonders aber müssen wir uns gegen den Antrag wenden, weil er in seiner Fassung so allgemein und ver schwommen (angemessene Zahl von Kindern, a n - gemessene Vertretung im Schulvorstand usw.) ge halten ist, daß man mit .Hülse dieses Antrages später jedes, auch das reaktionärste Schulgesetz verteidigen kann. Diese Verschwommenheit muß besonders nachdenklich stimmen, in einer Zeit, wo „Zentrum Trumpf" ist. Wird nun — was nicht ausgeschlossen ist, ein reaktionäres Ge setz aus dem Antrag hervorgehen, so hat die national- liberale Partei eine energische Gegenwehr ihrerseits von vornherein entwertet und in ihrer Wirkung bceinträch- tigt dadurch, daß sie bei dem Anträge anscheinend um jeden Preis mitwirken wollte. Diese Beteiligung der nationalen Fraktion an dem Anträge bedauern wir ganz besonders, weil durch diesen Vorgang das Vertrauen weiter Kreise zur nationalen Partei wieder einmal erschüttert werden kann. Schrrlkompromltz rrnd MftmarkenpKttttk. Von einem Führer der deutschen Lehrerschaft wird uns geschrieben: Wreschen und Bukowiec haben in der an un erfreulichen Streitigkeiten nicht eben armen Schul geschichte der Ostmarken eine traurige Berühmtheit er langt. In beiden Fällen handelte es sich um offene Re volten der polnischen Schuljugend gegen den deutschen Schulunterricht. Man fragt sich ohne weitere«, wie ee möglich ist, daß in Ortschaften, die auch der in der Geo ¬ graphie gut Bewanderte nicht einmal dom Namen nach kennt, derartige Dings vorkommen können, während di« Tausende polnischer Schüler in den großen oberschlesischen, posssnschen und wcstprpußischen Städten sich willig der Schule fügen, ja, zum größten Teil die Schule so gut aus. nützen, daß sts später ihren deutschen Schulkameraden ihrer Zweisprachigkeit wegen oft überlegen sind. Ein Blick auf die Schulverhältnisse beider Ortschaften erklärt aber alles. Dis Stadt Wre sch en hat bei einer Ein wohnerzahl von wenig mehr als bOOO drei Schulen, eine jcchsklassige katholische, eine dreiklassig« evangelische und eine einklassige jüdische. An Bukowiec, einem Dorfe von ungefähr 1000 Ein wohnern, bestehen ebenfallSdretSchulen. Die Konfessionen werden fein säuberlich auseinandergelxilten, und da katholisch und polnisch hier zumeist identisch ist, wie anderseits evangelisch und deutsch zusammenfällt, so bringt die konfessionelle Trennung auch eine Trennung der Nationalitäten mit sich. Unendlich ost ist von der Lehrerschaft der Ost provinzen die Schädlichkeit der konfessionellen Trennung der Volksschule davgelegt worden. Umsonst. Hätte Kultusminister lw. Falk nicht di- Bildung simultaner Systeme nach Kräften gefördert, so beständen heute in diesen Provinzen keine oder doch nur wenige Simultan schulen. Wahrscheinlich wären aber dann die nationalen Verhältnisse noch weitaus trauriger als jetzt, wo die großen Städte Sünultanschulen haben. Datz sich diese Schulform vorzüglich bewährt hat. kann von niemand be- zweifelt werden. Tie Schulen stehen hinter den Anstalten gleich großer Städte in rein deutsck-en Gegenden nicht zu rück, und die polnijchen Kinder erreichen dieselben Lehr- ziele wie die deutschen. Der Schulkompromiß vom 13. Mai wird, falls er Gesetzeskraft erlangt, auch diese Pflanz stätten deutscher Kultur vernichten. Nach -em Kompromiß sollen bekanntlich „in der Regel die Schüler einer Schule derselben Konfession angehören und von Lehrern ihrer Konfession unterrichtet werden." „Ausnahmen sind nur aus besonderen Gründen, ins besondere aus nationalen Rücksichten oder da, wo dies der historischen Entwicklung entspricht, zulässig." Tie Sünultanichule wird damit im wesentlichen auf zwei Gebiete beschränkt, auf die polnischen Ost- Provinzen und Nassau, und der Kompromiß läßt keinen Zweifel darüber, daß es außerhalb der Sacke liegende Gründe sind, hier die nationalen Rücksichten, dort die historische Entwicklung, die zur Duldung der Simultanschule veranlassen. Ob sich die Väter des Kompromisses die Konse quenzen, dieein aufdieseBestimmungen aufgebaute« Gesetz haben muß, auch ver- gegenwärtigt haben? An beiden Gebieten werden die Elemente, die an der Trennung der Konfessionen bezw. der Nationalitäten ein Anteressc haben oder zu haben glauben, fast gewaltsam auf die Beine gebracht. Wie dies in Nassau zum Ausdruck kommen dürfte, soll hier nicht erörtert werden, aber der wahrscheinliche Gang der Dinge in den ehemals polnischen Landesteilen ist fast mit Händen zu greifen. Den Polen ist die Simultanschule nicht genehm, sie haben aber bisher dagegen auch nicht viel einwenden können, weil sie für die katholische Bevölkerung eine be deutende Entlastung von Schulausgaben zur Folge hatte und weil sich die Vereinigung der Konfessionen auf das Allgemeine Landrecht vom Aabre 1794, also auf em für daS ganze damals zu Preußen gehörige Gebiet gel tende Gesetz stützt. Die Simultanisierung des Volks- schulwesens in den Ostmarken basiert heute nicht auf einem Ausnahmegesetz, sie ist zumeist auch nicht auf staat- liches Drängen erfolgt, sondern auf die Entschließung der Gemeindebehörden. Es fehlt der Maßnahnie somit heute das spezifisch Antipolnijche, da« man in den Schul kompromiß hineingelegt hat. Die polnische Propaganda wird darum in deni Augenblick, wo der Kompromiß Gesetzeskraft er- langt, gegen die Simultanschule mit allen Mitteln Front machen und ihren Gläubigen etwa Folgendes erklären: „In ganz Preußen, mit Aus- nähme eine« ganz fern im Westen gelegenen Ländchens, hat jedes Kind im Staate ein gesetzliches Anrecht auf Beschulung nach den Grundsätzen seiner Konfession, nur dem armen polnischen Volke wird auch dieses natürliclie Recht verweigert. TS wird gezwungen, seine Kinder in Schulen zu schicken, in denen die Grundsätze seiner Re ligion nicht zur Geltung kommen usw." Wer die pol- Nische Propaganda kennt, wird sich leicht das Weitere auSmalen können und sich auch ein Bild davon machen, mit welchen Mitteln die Presse diese Tatsachen weiter verarbeiten wird. Und was will man auf deutscher Seite, wa« will vor allen Dingen die Regierung dagegen sagen? Sie muß schweigen und zugestchen, daß eS im wesentlichen so ist, daß auch im Osten Konfessionsschulen errichtet werden würden, wenn es sich nm deutsche und nicht nm polnische Kinder handelte. Nur darum wird hier oer Grundsatz: „In der Regel soll jede« Kind von dem Lehrer seiner Konfession unterrichtet und mit Kindern derselben Konfession in den Schulen vereinigt werden", durchbrochen. Diese Position ist so schwach , daß die Polen die Zerreißung der jetzigen Schulkörper unermüd lich fordern werden, bis ihr Verlangen erfüllt ist. Tut man ihnen diesen Gefallen nicht, dann wird die Gchulfrage Kämpfe i» den Ost marken entfesseln, zu denen Vreschen und Buko wiec nur schwache Vorspiele sind. Und was der kleine polnische Chor vorsingt, das wird die ganze Zentrumskapelle in allen Tonarten nachspielen. Das Ende vom Liede wird sein, daß auch dieses Bollwerk der nationalen Politik fällt, und dann werden die pol nischen Gewässer das Deutschtum in wenigen Aahrzehn- ten aus den Niederungen der Warthe und Weichsel weg spülen. Es ist fast unbegreiflich, daßMänner, die unzweifelhaft auf nationalem Boden stehen, so naheliegende Gefahren übersehen können. Aber der Kompromiß ist eben ein Machwerk geschäftiger und kurzsichtiger Augen blickspolitik, das den klarer blickenden Parlamentariern erst im letzten Augenblicke vorgelegt wurde, so daß eine gründliche Prüfung nicht stattfinden konnte. Die Ver antwortung trifft in erster Linie den Freiherrn v. Zedlitz, einen Mann, der den fast krankhaften Ehr geiz hat, die preußische Volksschule mit einem Gesetz zu beglücken, das mit seinem Namen eng verknüpft ist. War beim Kanal die Unsterblichkeit nicht zu erwerben, so vielleicht bei der Schule. Für die etwa noch schivankenden nationalliberalcn Abgeordneten müßten die Gefahren, die der Kompromiß für die Ostmarken in sich schließt, allein schon genug sein, sich von der Zedlihschen Aktion ganz zurückzu ziehen. Mag Freiherr v. Zedlitz die Verantwortung für seinen Kompromiß selbst übernehmen. Nationale Politiker können ihre Hand nicht dazu bieten, daß die Schule in den Ostmarken der polnischen Propaganda ausgeliefert wird. Was Ausnahmegesetze, und um ein solches handelt es sich hier, für die Politik bedeuten, weiß man nachgerade genügend. Daß auf Grund der Kompromißbestimmungen der römische KleruS sich breit in die bisher dem Staate gehörenden Schulen hineinsetzt und von sich aus die Schulorganisation be- stimmen wird, hat ja anscheinend für weite politische Kreise heute nichts Bedenkliches mehr. Aber daß die selben Kreise auch die Früchte Jahrhunderte langer germanisatorischer Arbeit in den Ostmarken vernichten helfen wollen, ist doch wohl einstweilen noch nicht zu befürchten. Vielleicht genügt es, die Aufmerksamkeit auf diese wundeste Stelle des Kompromisses gelenkt zu haben. Drei pretzsti«nnien. Wir schließen für beute die Erörterung des wichtigen Themas mit drei Preßstimmen von Bedeutung. Die „Köln. Ztg," schreibt: „Es ist das Recht der Heranwachsenden und später an die Stelle der alten Parteigenoffen tretenden nationalliberalen Jugend, mit sich selbst über das bedeutsamste und gefährdetste Gebiet unseres Volkslebens ins klare zu kommen; ob die dort festgestellten „Richt linien zum einem Schulprogramm" — es handelt sich noch nicht um ein Schulprogramm selbst — vor der slreugen Prüfung der ganzen Partei bestehen bleiben werden, wird mehr oder weniger von den praktischen politischen Forderungen und wahren Bedürfnissen der Bolkrschule selbst abhängen. Ganz verkehrt aber wäre e«, wie wir von ältern Parteigenossen gehört haben, die noch immer der ganzen Jugendbewegung wenig vertrauend gegenüberstehen, dem Reichsverbande überhaupt die Erörterung über dir Schulfrage in verwehren. Man soll sich vielmehr srenen, daß gerade für die Volksschule dies Interesse sich zeigt; es wird ein sehr wirtjamcs Mittel werden, dem Ultramvntanismus eutgegen- zutreten, der noch m Regensburg über den Äompromißantrag seine Helle Freude geäußert hat." Die „National-Ztg.*, die selbst für das Kompromiß alle Hebel in Bewegung setzt, ist in ihrem Begrüßungs artikel zum Leipziger Tage vom Freitag abend anscheinend schwankend geworden und schreibt: „Man hat von verschiedenen Seiten versucht, in Beschwichtigungs artikeln den juugliberalen Delegiertentag bezüglich der Schulfrage „schlapp zu machen". (Hehr richtig? Sieh« z. B. frühere Nummern der „Nat.-Ztg.". Red.) Unseres Erachten« völlig überflüssigerweise! Es schadet gar nichts, .wenn di« Jung liberalen, die so vernünftig waren, ihren im Juni geplanten Protest-Delegiertentag wieder abzusagen, nunmehr in Leipzig frisch aber sachlich von der Leber reden, wa« sie über Schulfrage und Schulkompr omlß denken.... Wenige der Leipziger Delegierten werden z. B. Gegner der Simultanschnle sein. Wir wünschen sogar, daß kein einziger darunter sein möge. Trotzdem dürfen die jungen Freunde nie die Tatsache ver gessen, daß Männer von erprobtem Liberalismus, wie Förster, sich aus ernsten pädagogischen Gründen für die Konfessivntschule aus gesprochen haben, daß den Partelaenossen der nationalliberalen Provinz Hannover die Konfessionsschule in Fletsch und Blut über gegangen ist . . , Eine eminent politische Frage ist dagegen, ob der Staat alleiniger unumschränkter Herr der BolkS- rrziehung bleiben bezw. werden soll." Den Schluß möge eine ungemein sympathisch berührende, lebhaft geschriebene Auslassung de« „Mannheimer Genrralanz. " machen: „Wenn die Schule dein Staate gekört, I» gehört sic keiner Konfession. Rehmen klerikale Mebrhrit«parteien sie gewaltsam für die Konfessionen m Anspruch, so begeheu sie, noch liberaler Anschauung, einen Raub. Hindern könne» da« di» Liberalen vielleicht nicht; aber indem sie jede Teilnahme daran weit von sich weisen, indem sie unzweideutigen Einspruch dagegen er- heben, können sie die Gewissen wach und im Volke das Bewußs- sein lebendig erhalten, daß hier ein Raub am Staats gedanken begangen worden. Umgekehrt, wenn liberale Männer an der Klerikalisierung der Volksschule „aus taktischen Er- Wägungen" mithelfen, werden sie die Gewissen eiulullen und die Hoffnung auf Besserwerden für Jahrzehnt» hinaus zerstören. Darum ist ein vom Zentrum und den Konservativen allein gemachtes Schulgesetz zehnmal vorzuzirheu einem, das unter Beihilfe kompromiselsüchtiger Liberaler eingebracht worden ist. Laßt die Regierung, laßt den Freiberrn von Zedlitz und Neukirch einen Entwurf auSarbeiten; sucht bei der Einzelberatung an Verbesserungen durchzudrücken, was zu erreiche» ist, aber bevor der Entwurf kommt, haltet eure Hände sauber, mrd wenn er die konfessionelle Volksschule enthält, so stimmt gege« da« Ganze Mann für Mann. Das ist gutes, altes Protrstrmteurecht. das auch heute noch den Keim zum Fortschritt in sich trügt. Das und nichts anderes ist e«, was unsere« Erachtens die Jugend in Leipzig fordern vmß." ver rurrirch-ispauirche Krieg. Vie Besetzung Ltaujang» durch die Japaner. Nachdem von vier verschiedenen Seite« die Besetzung Liau- jangs durch die Japaner gemeldet worden ist, kann an der Tat sache selbst kein Zweifel mehr bestehen, wenn auch die amtliche Meldung darüber noch fehlt. Nach einem am Donnerstag nach mittag in Tokio eingegangenen Telegramm au« demHauvtquartier nahmen die japanischen Armeekorps auf der Linken bei Tages anbruch am Donnerstag nach einem heftigen kühnen Sturm eine vom rechten Flügel des Feindes besetzte Höhe. Infolge dessen begannen sämtliche Streitkräfte der Russen im Süden von Liaujang den Rückzug und wurden von den Japanern verfolgt. Damit übereinstimmend meldet Marschall Oyama, daß der Feind nicht im Stande war, dem heftigen Angriffe der Japaner Stand zu halten und sich am 1. September auf Liaujang znrückzog. Die japanischen Kolonnen auf dem linken Flügel und dem Zentrum verfolgten heiß den Feind, der in großer Verwirrung sich auf das rechte Ufer des Taitsehos zurückzuziehen versuchte. Die genommenen 10'/, em-Kanonen wurden zur Beschießung des Bahnhofes von Liaujang verwandt. Der rechte Flügel der Japaner griff ven Feind am 1. September bei Heiingtai, In Meilen nordöstlich von Liaujang an. Die japanstchen Verluste seit dem 29. August betragen etwa 10 000 Mann. In Tokio war bis Donnerstag abend über die Kämpfe um Liaujang nur bekannt, daß gegen Tagesanbruch die Armee Okus den rechten Flügel und da« Zentrum der Ruffen auf der Endlinie angegriffen und dieselben gezwungen batte, ihre Stellungen aufzugeben und daß die Verfolgung im Gange war. Dadurch, daß der rechte Flügel und das Zentrum der Russen ihre Stellungen aufgaben, ist der linke Flügel der Russen gefährdet. Die linke Streitmacht ist aber stark und dürfte imstande sein, sich der Angreifer zu erwehren und aus der schwierigen Lage zu ziehen. Arthur. Der Angriff auf Port Arthur ist in den letzten Tagen von den Japanern auch wieder von der See feite her unternommen worden. Dabei habe» die Japaner eine Landung bei Kwangkinschan, am Goldenen Hügel, unter nommen, zwei Küstenforts erstürmt und ein kleineres, weiter westlich gelegenes Fort ebenfalls er obert. Außerdem versuchten sie eine zweite Landuag beim Leuchtturm von Liauteschan, wohin auch gleichzeitig von der Taubenbucht japanische Truppen marschierten. Augenblicklich ist eine heftige Beschießung der Forts auf der Tigerschwanz- Halbinsel im Gauge. veulsches Keich. Leipzig. 2. September. * Zur Dokumentierung -er llcbcrbürdung des Reichs gerichts wurden jüngst verschiedene Termine gemeldet, welche erst im nächsten Jahre, im Juni und Juli statrfinden. Den Rekord in dieser Beziehung bat aber entschieden der zweite Zivilsenat, der Not gehorchend, aufstellen müssen. Dieser Senat setzte für einen Kölner Prozeß, dessen Revision angemeldet ist, den 25. September >905 als Terminstag an, also nach den nächstjährigen Gericht«? erien. Es bandelt sich um einen Prozeß, welchen die Stadtgemeinde Köln mit der dortigen Evangelischen Kirchengemeinde führt. * Gegen die Reblaus. Aus Veranlassung des Kgl. Ministeriums des Innern haben der landwirtschastlickze Beirat Geh. Reqierungsrat Münzner aus diesem Ministerium und der Assistent am Kgl. Botanisckn'n Garten I>e. pliil. Arno Naumann von Dresden eine I n - formationsrcise nach der Rhcingeqend angetreten, um dort die R c b l a u s u n t c r s n ch u n qs- arbeiten kennen zu lerucn. Zu dein gleichen Zwecke treffen auch die übrigen Reblausunterfuchungs- kommissionen am Rhein ein. ' Staatliche Pensionierung der Pnvatangestellten. Der Hariptausschuß fibr die staatliche Pension-- und Hinterbliebenen-Versicherung der P r-i v a t b e a m t e n bielt kürzlich in Dresden eine Tagung ab, an der gegen 20 Vertreter von Anaestellten- Bcrbändcn aus allen Gegenden deS Reiche« teilnahmen. Ter Ausschuß befaßte ück zunächst mit dem Plane der Gründung eines Bundes deutscher Privatanaestellten- Vereine, lehnte es aber nach ausführlichen Beratungen ab, schon iebt der Verwirklichung dieses Gedankens näher zu treten, da die Frage zur Zeit noch nicht spruchreif sei. Dem Kaiserlichen Statistischen Amt beschloß der Ausschuß Vorschläge für die Ausgestaltung deS Fragebogens z u r B c r u f s zä h l u n g zu unterbreiten, um eine ge- nauc statistische Erhebung der einzelnen Kategorien des Privatangestelltenstande« zu gewährleisten. Da bi« zum
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