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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.09.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040902014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904090201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904090201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-09
- Tag1904-09-02
- Monat1904-09
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BezugS-PreiS 1» b« HanptrxvMsti» oder deren Ausgabe stelle» ad geholt: vlerteljShrttch S.—. bet zweimaliger täglicher Zustellung tu» HauS S.7K. Durch die Posl bezogen für Deullch- land «. Oesterreich viertelicthriich 4.S0, für die übrige« Länder laut Zeitunq-prei-liste. Diese Nummer testet aus allen Bahnhvfen und bei den ZeitungS-verkäufern s * »ebuktto« n»b Expedition: 1ÜS Fernsprecher 222 JohanniSgafir 8. AUialrxprbittoueu: Alfred Hahn, Buchhandlg.,UntversitSt-str.S Mmsspr. Nr. 4046), L. Lösche, Katharinen- praße 14 (Fernsprecher Nr. 293L) u. König»« platz 7 (Fernsprecher Nr. 7bO5). Haupt-Filiale Dresden. Marienstraße 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale verlin: TarlDuncker,HerzglLayrHofbuchbandlg, Lüdowftraße 10(FernsvrecherAmtVI Nr.4603). Morgen-Ausgabe. Itip.rigcc Tageblatt Anzeiger. Amtsklalt des Löniglichen Land- und des Königliche« Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Rokizeiamtes Ser Ltadt Leipzig. Nr. 417. Freitag den 2. September 1904. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile LV Reklamen «»ter dem RedakticmLstrtch (4 gespalten) 7V -4. nach d« Faniiliennach. richten (S gespalten) bO Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 2Ü Annahmeschluh für ««zeige«: Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen.SuSgabe: nachmittags 4 Uhr. Extra-Beilage« (gesalzt), nur nrtt der Morgen-AuSaabe, ohne PostbesSrdenmg ^tl 60.—, mit Postbeförderung 70.—. Anzeigen sind stet» an dir Expedition zu richte». Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abends 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Pah in Leipzig (Inh. vr. R. L W. Lltnkhardt). S8. Jahrgang. Var MGtigrte vom läge. * Der Oberhofmeister der Kaiserin Frhr. v. Mirbach ist auf sein Ersuchen seiner Stellung als Kabiuettssekretär und Schatullenverwalter der Kaiserin enthoben worden. (S. Dtsch. Reich.) *Wie offiziös mitgeteilt wird, unterbleibt die Reise des Prinzen Friedrich Leopold nach Ostasien auf Wunsch der russischen Regierung wegen Gefahr einer Zerstörung der Eisenbahn durch Tschungusen. (S. russ.-japan. Krieg.) * Die 8. Versammlung deutscher Histo - riker wurde gestern in Salzburg eröffnet. * Der rechte Flügel und das Zentrum, der die Stellung südlich von Li au fang verteidigenden russischen Linie haben Donnerstag nachmittag den Rückzug angetreten. Die Japaner ver folgten sie. (S. russ.- japan. Krieg.) Lum nationallibrralru Zugenütage in Leipzig. Rein Schttlksinprsinktz. Die Reden der Gröber, Schädler und Genossen auf dem Katholikentage in Regensburg haben nicht bloß die Teilnehmer fanatisiert, sie üben auch auf den protestan tischen Teil des deutschen Volkes eine starke Wirkung aus, allerdings das Gegenteil der beabsichtigten. Meinte man doch in diesen Grundsätzen, wie sie in Regensburg ver kündet wurden, schon das ferne Brausen einer neuen Sturmflut zu erkennen, die unsere ganze Kultur unter Jefuitismus, Klerikalismus und Fanatismus zu ersäufen droht. Der Ultvamontanismus läßt den Haß gegen den Staat Las Wort führen: den Haß gegen alles, was uns anderen Las Leben wert macht, gegen die Freiheit Les Denkens und des Forschens, gegen die Freiheit der Kunst, gegen die Gewissensfreiheit, und nicht zuletzt gegen die vom Staat geleitete Schule. Sicht dock, Herr Gröber in allen Versuchen des Staates, auch der Kirche Vorschriften zu machen, nur eine Anmaßung, ja Frechheit. Es ist die mittelalterliche Pfaffentheorie von der Kirche als der Sonne und dem Staate als dem Monde, die der deutsche Ultramontanismus wieder zum Leben erwecken will. Wer sich das tatsächliche Verhältnis, die wirklichen Ziele des Ultramontanismus klar gemacht hat, der wird keinen Augenblick darüber im Zweifel sein können, daß eine Versöhnung zwischen Staat und Kirche ausgeschlossen ist, Laß ebensowenig der einzelne Staatsbürger nach beiden Seiten hinken kann. Entweder er wird den einen lieben oder -en andern hassen. In dem Kampfe um die Schule, der jetzt in Preußen entbrannt ist, tritt diese Un möglichkeit einer vermittelnden Haltung ganz deutlich zu Tage. Oder doch nicht? Die nationalliberale Fraktion des preußischen Abgeordnetenhauses hat ja in Verbindung mit dem freikonservativen Abgeordneten v. Zedlitz einen Schulantrag eingebracht, der scheinbar ein Kompromiß zwischen den Forderungen des Staates und der Kirche an die Schule darstellt. Wir sagen, scheinbar; denn bei ge nauerem Zusehen ist es ganz zweifellos, daß er der weiteren Konfessionalisierung der Volksschule dienen und damit den klerikalen Ansprüchen in die Hände arbeiten würde. Die Fußangel liegt in dem Zugeständnis, daß eine „angemessene Zahl" von Kindern einer Konfession das Verlangen nach einer Konfessionsschule rechtfertigen soll. Bei den scharfen konfessionellen Gegensätzen, wie sie heute leider bestehen, würde von diesem Zugeständnis der weitestgehende Gebrauch gemacht und damit der kon- fessionslosen Schule überraschend schnell der Garaus ge macht werden. So würde auch der nationalliberal-frei- konservative Kompromißantrag, wenn er in die Praxis übersetzt wird, nur dem Klerikalismus dienen. Daß die nationalliberale Fraktion das nicht gewollt hat, ist ja ohne weiteres anzunehmen, zum Ueberfluß hat es ja der Zentralvorstand der Partei noch ausdrücklich erklärt. Aber wenn die Kugel das Rohr verlassen hat, dann ist sie von dem Willen des Schützen unabhängig; dann geht sie ihren Lauf allein in der Befolgung der ihr immanenten Gesetze. Man rechtfertigt das Schulkompromiß nach dem Grundsätze des kleineren Uebels. Der Landtagsabgeord- nete vr. Jänecke drückte das kürzlich in Hannover so auS, daß man mit dem Kompromiß einer weiteren Verbindung und Verbrüderung der Rechten mit dem Ultramontanis- muS habe Vorbeugen wollen. Nun kann ohne weiteres zugegeben werden, daß der Ultramontanismus, wenn er sich erst einmal in Preußen „ausleben ' kann, noch ganz andere Schulgesetze erlassen würde, als sie auf Grund des Kompromisses möglich sind. Indessen ist doch immer das Kompromiß ein Schritt abwärts; eS arbeitet also dem Ultramontanismus vor. Und das in einem Maße, daß die schlauen Taktiker des Zentrums nicht einmal ihr altes probate» Mittel anzuwenden wagen, entrüstet zu tun, daß man ihnen von ihren unveräußerlichen Rechten nur einen kleinen Teil bewilligt. Sind sie unter sich, dann werden sie sich sogar ins Fäustchen lachen, daß ihnen wieder der Liberalismus eine besonders heiße und beson ders schmackhafte Kastanie aus dem Feuer geholt hat. Es gibt in der Politik viele Fragen, bei denen ein mehr oder weniger in Betracht kommt. Handelt es sich um wirtschaftliche Dinge, dann wird notwendig gefeilscht und gehandelt werden, da die Interessen der einzelnen Bevölkerungskreise weit auseinander gehen. Sich bei diesen praktischen Angelegenheiten in die Toga des Kato hüllen und lieber zu Grunde gehen als nachgeben zu wollen, wie es jetzt törichterweise die Sozialdemokratie bei den Handelsverträgen zu tun beabsichtigt, das ist aller dings die denkbar schlechteste Taktik. Es gibt aber andere Fragen, bei denen die Antwort nur Ja, Ja oder Nein, Nein sein darf. Das sind die Fragen der Kultur. Hier kann man nicht gleichzeitig ein Pferd vor und das andere hinter den Magen spannen. Denn die Kultur kennt keinen Stillstand. Sie geht entweder vorwärts oder sie geht zu rück. Die Beseitigung der konfessionslosen Schule würde einen kulturellen Rückgang einleiten. Man vergesse doch nicht, daß heute der Staat schon bewiesen hat, daß er mehr ist als ein Nachtwächter. Er hat ja tatsächlich heute schon höhere Zwecke und sittliche Aufgaben. Die ultramontancn Angriffe richten sich nicht gegen eine von der Zukunft drohende Gefahr, son dern gegen den Staat, wie er heute ist. Sie können nur durchgesetzt werden, wenn der Staat wieder seines Reichtums entkleidet wird, wenn er wieder in einen primitiveren, mittelalterlichen Zustand zurückfinkt. Die Erziehung des Volkes durch den Staat ist die Grund- läge des modernen Staates überhaupt. An der Volks schule hängt alles. Wer sie besitzt, der verfügt über das Maß der Kultur, das der Gesamtheit zugänglich bleibt. Giebt man die Volksschule preis, dann fällt allmählich der ganze Bau zusammen, denn auf die Volksschule bauen sich die Gymnasien und Universitäten auf, mit ihr verlieren auch Kunst und Rechtsprechung die sichere Basis ihrer Unabhängigkeit. Die liberale Jugend weiß vielleicht am besten, wie viel sie der Staatsschule verdankt. Deshalb ist es ihre oberste Aufgabe, sich schützend um die Schule zu scharen. Nirgends wäre ein leichtherziger Optimismus weniger angebracht als in dieser fundamentalen Angelegenheit. Und man glaube doch nicht, daß man weiter kommt, wenn man um des lieben Friedens willen die liberalen Grundsätze in der Tasche behält. Aussprechen, was ist, war noch immer der Anfang alles politischen Wirkens. Möge der Vertretertag der nationalliberalen Jugend- Vereine dies jetzt beherzigen. Er wird, indem er selbst mannhaft für die Freiheit der Schule gegen den Kleri kalismus auftritt, seiner Partei und dem deutschen Volke den testen Dienst leisten. LettirG-rorialirtkche Hurrchreitungen in stiga. Aus Riga wird uns unter dem 29. (16.) August über die bereits kurz erwähnten Rigaer Unruhen ge schrieben: Die russische Regierung hat sich in den Ostseeprovinzen an den Letten eine ordentliche Zuchttute großgezogen. Seitdem Ende der 60er Jahre der damalige General gouverneur Albedinsky als Hauptpunkt für ein allmäh lich in Angriff zu nehmendes RussifizierungSprogramm die Aufhetzung der Letten und Esten gegen ihre deutschen „Unterdrücker" aufstcllte, ist die russische Regierung den perfiden Vorschlägen Albedinskys treu geblieben. Die deutschen Barone, Pastoren und Literaten der baltischen Provinzen wurden als wahre „Volksschinder" hingestellt, aus allen öffentlichen Stellungen, namentlich aus Schule, Gericht und Polizei verdrängt und teils durch Russen, teils durch Letten ersetzt. Die schlimmsten Zeiten der „polnischen Wirtschaft" vor 300 Jahren kehrten unter den Sinowjew, Schachowski, Kapustin e tntti quartti in einer noch brutaleren Auflage als „russische Wirtschaft" — pardon! „russische Kultur" wieder. Doch waS man vor einigen Jahrzehnten säte, treibt jetzt üppigste Blüte. Man wollte — und erreichte auch zum Teil! — bloß die Untergrabung der autoritativen Stellung, die die Deut- schen in den Ostseeprovinzen einnahmen. Vollauf er dichte man damit aber, daß bei Jungletten wie Jung esten die Ehrfurcht vor aller Autorität hinschwand. Seit Jahren machen sich namentlich unter der jung lettischen Bevölkerung der Städte sozialistische Umtriebe bemerkbar. Namentlich im vergangenen Winter traten diese immer unverhüllter hervor und ihr beliebtester Schauplatz wurden die evangelisch, lutherischen Kirchen. Hier wurden bei Der - lesung der Fürbitte für denZaren und daszarischeHausdie empörendsten Skandalscenen vollführt. Proklamationen sozialistischen Inhalts regneten non den Chören in das Schiff hinunter, Rufe, wie: „Nieder mit dem Zaren!" „Nieder mit der Selbst herrschaft!" ertönten, ja, an einem Sonntag kam es bei der Merttudkirche zu einer regelrechten Schießerei zwischen der Polizei und den Ruhestörern, wobei mehrere Polizei, beamte schwer verletzt wurden. In einigen Kirchen, den mit rein lettischen, sowie mit deutschen und lettischen Gemeinden, wird der Gottesdienst schon seit Monaten unter polizeilicher Bewachung innerhalb der Kirche ab gehalten. Jetzt hat am vorigen Sonntag, am 28. (15.) August abermals ein von lettischen Sozialisten vollführter Krawallu stattgefunden, bei dem einige Polizei- Krawall stattgefunden, bei dem einige Polizei wenn dieser Brief in Ihren Händen ist, ihren Wunden erlegen sind. Anlaß hat das G n a d e n - M a n i f e st gegeben, das der Zar infolge der Geburt eines Thron erben erließ, das aber der „politischen Verbrecher", die eben noch in Gefängnissen schmachten, gerade nicht in Gnaden gedachte, während Barrabas, d. h. allerlei Ge sindel, freigcgeben wurde. Am genannten Sonntage, um 2 Uhr nachmittags, zogen nun etwa 200 bis 300 lettische Sozialisten vor das Gefängnis in Riga, das eine große Zahl „politisch" Verdächtiger aus Inner- Rußland, Studenten, Studentinnen u. a. beherbergt, um hier zu „demonstrieren" und eventuell die Freilassung dieser politischen Gefangenen zu erzwingen. Die Polizei hatte eine halbe Stunde vor der Demonstration von dieser Wind bekommen und beorderte die nötige Anzahl von Beamten zum Kronsgefängnis, das in der früheren Citadelle belegen ist. Ehe das gesamte Polizeiaufgebot beisammen war, erschien der zweite Polizeimeistergehülfe Lischin mit zwei Schutzleuten bei den Tumultanten un forderte sie zum Verlassen des Platzes auf. Ein Steinhagel war die erste Antwort, ein regelrechtes Peloton feuer aus Revolvern, die die Demonstranten mit sich führten, die weitere. Durch mehrere Schüsse in der Brust, am Halse und im Rücken verwundet, stürzten Lrichin und die Schutzleute zu Boden. Der rohe Hause warf sich auf sie. Dem Polizeimeistergehlllfen wurden mit Messern die Arme zerschnitten, ein Ohr abgeschuitten, ein Auge ist schwer verletzt, sowie Kopf und Gesicht durch Fußtritte bis zur Un- kenntlichkeit entstellt. Auch die beiden Schutz leute wurde schwer verwundet. An dem Aufkommen des unglücklichen Lischin wird gezweifelt. Als die aufgebotene Polczermannschaft endlich am Schauplatz dieser Vorgänge erschien, hatte sich der Haufe längst in alle Winde zerstreut, und es ist nicht so unwahr- scheinlich, daß auch diesmal — wie schon früher bei ähn lichen Vorkommnissen — zufällig des Weges konunende, harmlose Straßenpassanten als vermeintliche „Schul- dige" verhaftet worden sind. Das Skandalöseste ist aber noch, daß während dieser blutigen Vorgänge das Militär einer benachbarten Kaserne — ob die Soldaten allein oder auch die dejourierenden Offi- zine ist mir nicht bekannt — auf dem Zaun des Kascrnenhofes saß und sich in alttr Gemüts ruhe ansah, wie drei Polizeibeamte von einer wilden Horde auf das Grausamste abgeschlachtet wurde! — Man erzählt sich, nach dem Militär-Nstaw (Statut) dürfe das Militär nur mit Genehmigung des kommandieren den Korps-Generals nach vorheriger Verständigung mit dem Gouverneur bei Volksaufläufen und -Aufständen ein greifen, selbst wenn Menschen gemordet werden! — Un geheuerlich wäre eine solche Bestimmung wohl, aber — durch und durch russisch, wie auch das Gebühren der mili tärischen Zaungäste, die nickt eine Uebertretung ihres Ustaws riskieren, um drei Menschenleben zu retten! An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen! Der nlZttzcb-iapanftcde Krieg. Der Aufschub der Reise -er j-rlnzeu Friedrich Leopsld. Die „Nordd. Allgem. Ztg." hört, die Abreise des Prinzen Friedrich Leopold nach dem ostasiatischen Kriegsschauplätze sei auf russischen Wunsch verschoben worden wegen der zur Zeil bestehenden Gefahr einer Zerstörung der Bahn durch Chunchusenbanden. Vor Liaujaug tobt der Kampf noch immer hin und her, ohne daß über seinen Verlauf etwas Zuverlässiges zu erfahren ist. Nach Meldung von japanischer Seite haben der rechte Flügel und das Zentrum der die Stellung südlich von Liaujang verteidigenden russischen Linie am Donners tag nachmittag den Rückzug angetreten. Die Japaner verfolgen sie. — Dagegen meldet der russische General Sfacharow ebenfalls unter dem 1. d. Mts.: Heute setzten Teile der Armee Kurokis auf das rechte Ufer des Taitschos in der Gegend von Sakan und Kankwantun über, wo der Fluß eine Biegung macht. Um 5 Uhr frühten stellten unsere Streifwachen fest, daß eine Division Infanterie mit Artillerie und Kavallerie die Furt passiiert. Flußabwärts zeigten sie sich noch nicht. Die Japaner gingen in zwei Richtungen vor, nach Westen und in der Richtung auf Jantai. — Auf unserer vordersten Stellung wurde der Kampf am 31. August außerordentlich heftig geführt von 8 Uhr abends bis 12 Uhr nachts, wo er vollständig unterbrochen wurde. Wie der gestrige, endigte auch der heutige Kampftag für uns durchaus erfolg- reich. Wir haben ausnahmslos alle unsere vordersten Stellungen behauptet. Einen besonders heftigen Kampf hatte die Division des Generalmajors Kondratowitsch auszubalten. Das Artilleriefeuer der Japaner war sehr heftig. Unsere Truppen, die den ganzen Tag mit SchrappnellS üher- schüttet wurden, behaupteten die ihnen anvertrauten Stel lungen mit erstaunlicher Ausdauer. Nach Vorbereitung der Angriffe durch Artilleriefeuer gingen die Japaner mehrmals zum Sturm gegen unsere Stellungen vor. Einige unserer vordersten Befestigungen gingen nach hartnäckiger Gegenwehr in die Hände der Feinde über, wurden aber von uns immer wieder durch Bajonettangriffe zurückerobert. Bei diesen Angriffen ließen die Japaner eine große Menge Tote zurück. Vor einem Teile der Befestigungen war eS gelungen, eine große Anzahl Wolfsgruben auszuheben, die teils bi» zum Rande mit Leichen deS Feinves gefüllt wurden. Dir Verluste der Japaner müssen ungeheuer groß sein. Aber auch unsere Verluste, die noch nicht annähernd festgestellt werden konnten, sind be deutend. Verwundet wurde Generalmajor MrosowSky. Eine Kontusion hat Generalleutnant Baron Stackelberg er halten, der aber in der Front bleiben konnte. Biele Waffen der Japaner sind in unsere Häuve gefallen. Da hierin zugegeben wird, daß di« Russen schwere Ver luste erlitten haben, darf man der Behauptung von dem „durchaus erfolgreich verlaufenen" KampfeStage doch Wohl etwas Mißtrauen entgegenbringen. Kort Arthur. Ein in Tschifu eingetroffener Chinese, der Port Arthur am 2!». August abends verließ, meldet, daß am 27. dS. ein heftiger Kampf gewütet habe. Die Japaner hätten ver sucht, das Fort Peluntschan zu nehmen, aber zwei schwere Angriffe wären zurückaeschlagen worden. Die Japaner hätten dabei 1046 Mann an Toten und Verwundeten verloren. Am 28. ds. hätten die Japaner das neue starke Fort Nr. 6 angegriffen, obgleich sie einem heftigen Kreuzfeuer von den benachbarten Korts ausgesetzt gewesen wären. Nach dreistündigem ununterbrochenen Kampfe wäre es ihnen gelungen, in das Fort 6 einzndringeu. Die Russen hätten sich m die benachbarten Forts-zurückgezogen, von wo aus sie durch ein konzentrierte- Feuer ass Fort Nr. 6 die Japaner gezwur^en hätten, es wieder zu räumen. Wirkung der tzeHditguse. lieber die Wirkung der Lydditgeschofse auf die AtmungS- organe schreibt Nemirowitsch Dantscheuko in der „Ruffkoje Slowo": „Neben uns platzte eine Lydditgranate. E» war, als ob ein Ungeheuer sich plötzlich irr Form von Rauch und Staub von der Erd« erhoben hätte. Wir fühlten auf einmal, daß uns der Hal» zageschuürt wird, daß es im Innern brennt, daß alle AtmsngSorgane belegt sind. Ein ekelhaftes Gas reizt znm Erbrechen, und lange nachher — noch während zweier Wochen — empfand ich fort während das Bedürfnis zu niesen, husten und die grftigen Gase aus den Lungen herauSzustoßen. Am zweiten und dritten Tag ist die Nachwirkung der Gase noch v!el schlimmer als sofort nach der Explosion des Geschosses." Deutsches keicb. Leipzig, 1. September. * Arhr. v. Mrbach geht und bleibt »och! Ob Freiherr v. Mirbach abgeht? ist seit Monaten eine Tagesfrage. Rascher als man gedacht, und — anders, »iS mau vermutet, ist die Antwort darauf erfolgt. Heute Abend findet fich in der „Nordd. Allg. Ztg." folgende Mitteilung, die sicht verfehle« wird, Aufsehen zu erregen: Der Oberhofmeister der Kaisert» Frhr. b. Mirbach ist auf sein wiederholtes Ansuchen von den ihm nebenamtlich übertragenen Geschäften als Kabtuettssekretär der Kaisert« Mtd Verwalter von deren Schatulle entbände« worden. Dies« Geschäfte wurden dem früheren Landrat Kanunerherrn vr. v. Behr übertragen. Frhr. v. Mirbach legte seine Stellung in den Vor ständen der von 1h» geleitete« kirchliche« und geurettmützigen Vereine nieder. Also Frhr. v. Mirbach bleibt Oberbofmeister der Kaiserin, wenn er auch vorläufig anscheinend keinen Dienst tun wird. Die Enthebung des Frhru. v. Mir bach von einem Teil seiner Aemter stellt zwar gewisser maßen eine Konzession an die öffentliche Meinung dar, aber auch ein Kompromiß, und wahrscheinlich ein dauerndes. Denn es ist nicht zu erwarten, daß dieser Niederlegung der Nebenämter dre deS Hauptamtes so bald solgen wird. Trotz der Ueberraschung, die dieser Ausweg Hervorrufen wird, kann man nicht umhin, auzuerkennen, daß hier geschickt verfahren ist. Mit der Beschränkung der Amtstätigkeit deS Frhru. v. Mirbach auf sein Ober hofmeisteramt wird er gewissermaßen der Oeffentlich- keit entrückt. Und wenn die Majestäten dem Oberhof meister nach wie vor ihr Vertrauen schenken und ihn in ihrem persönlichen Dienst belassen, so wird dagegen schwerlich etwas einzuwenden sein, auch wenn man eine andere Ent schließung lieber gesehen hätte. Schon deshalb wäre eiu radikalerer Schritt vorteilhafter gewesen, damit die Ange legenheit wirklich und endgültig von der Tagesordnung ver schwinde. Das wird aber nunmehr kaum der Fall sem — und ausschließlich deshalb gefällt unS die Entscheidung nicht. * - Berlin, 1. September. * Hofnachrichten. Der Kaiser kehrte gestern nachmittag nach Potsdam zurück. Die Abendtafel fand auf dem Pfingst berg bei Potsdam statt. Heute morgen unternahmen die Majestäten einen Ausritt. Vormittags hörte der Kaiser die Vorträge des Kriegsministers, des Chefs des General stabes der Armee und des Chefs des Militärkabinetts. * Fürstliche Gäste zur Herbstparabe. Am Donnerstag nachmittag 4 Uhr traf der Großherzog und die Groß herzogin von Mecklenburg-Schwerin auf dem Stettiner Bahnhofe in Berlin ein, wo sie von dem Kaiser, der Prin zessin Friedrich Leopold, dem Kronprinzen,/ den anwesenden Prinzen und dem mecklenburgischen Gesandten v. Oertzen empfangen wurden. Nach sehr herzlicher Begrüßung fuhren die Fürstlichkeiten ins Schloß, wo die Kaiserin d,e hohen Gäste empfing. * Gouverneur Leutwet«- Abberufung beschlossen? Dem „L.-A." zufolge soll in politischen Kreisen in übereinstimmender Weise behauptet werden, daß die AbberufnngLeutweiuS von seinem Posten in Afrika beschlossen sei. Al- Nach folger wird der Generalkonsul von Kapstadt, v. Liu deq ui st, genannt. * LaubungSverhättntsse tu Stvakopimulb. Wie dem „8-A." au« Swakopmund gemeldet wird, find trotz der gemachten größten Anstrengungen die Landung-Verhält nisse noch immer die allerschwierigsten. Die gesamte Bahnstrecke .nach Windhuk, ebenso die Bahntele- graphen sind von den Herero »»belästigt geblieben. Die vertriebenen Hererottuppen scheinen sich, da eine Störung der Verbindungslinien nirgend- vorkam, zurück gezogen zu haben. * Hülfeleistuu« für Lübtzvestusrtt«. Die Sammlungen der Deutschen Kolouialgesellschaft für die HülfStätigkeit in Südwestafrika haben bi« Ende August mehr als 260 000 ergeben.
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