Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.08.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190408148
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19040814
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19040814
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-08
- Tag1904-08-14
- Monat1904-08
- Jahr1904
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.08.1904
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
BezugS-PretS in der Hauptexpedition oder deren Ausgabe- stellen abgeholt: vierteljährlich 3.—bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Haus ./« 3.75. Durch die Post bezogen für Deutsch, land u. Oesterreich vierteljährlich 4.50, für die übrigen Länder laut ZettungöpreiSlisle. Diese Nummer rostet auf allen Bahnhöfen und III I bei den Zeitungs-Berkäufern i - Redaktion und Expedition: 153 Fernsprecher 222 Johannisgasse S. Haupt-Filiale Dresden: Marienstraße 34 (Fernsprecher Amt INr. 1713'. Haupt-Filiale Berlin: CarlDuncker, Herzgl.Bayr.HofbuchbandIg., Lüyowslraße lOlFernsprecherAmtVI Nr.4603). Nr. Ü2. MpMcr^TllgtblM Anzeiger. Amtsblatt des Lönigkichm Land- und des -königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Aales und des Aolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-PrerS die 6 gespaltene Petitzeile 28 Reklamen unter dem RedaktionSstrich («gespalten) 75 -H, nach den Familiennach- richlen (6 gespalten) 50 Tabellarischer und Ztfsernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 -H. Anmahmeschluh für Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen.Ausgabe: nachmittag« 4 Uhr. Extra-Beilagen (gesalzt', nur mit der Morgen.Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbeförderung ./L 70.—. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Tie Erpedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig (Inh. vr. V., R. «r W. Kltnthardt). 98. Jahrgang. Sonntag den 14. August 1904. Var Mcbtigrie vom Lage. '* Die Leiche Waldeck-Nousseaus wurde gestern nachmittag auf dem Pariser Friedhöfe Mont- martre beigesetzt. (S. Ausland.) * Der spanische Botschafter beim Vati kan, Aguera, ist gestern vormittag in Levico (Tircll) am Herzschlage gestorben. * Der russische To rpcdobootszcr st örer „Grosovoij" ist mit Maschinen Havarie in Shanghai eingelaufen, aber anscheinend in den letzten Tagen nicht im Gefecht gewesen. (S. russ.-jap. Krieg.) * Admiral Witt Höft, der Kommandant des russischen Port Arthur-Geschwaders, soll am 10. d. M. g e f a l l e n sein. (S. russ.-jap. Krieg.) Aocdenrcdsu. Ter Kaiser ist von seiner Nordlandsfahrt, die seit langer Zeit -u einem stets wiederkehrendcn Abschnitte des politischen Jahres gehört, zurückgekehrt, und Graf Bülow, dessen Norderneyer Kur durch die russische Visite schon eine mehrfache Unterbrechung erlitt, ist auf kurze Zeit nach Berlin geeilt, um seinem kaiserlichen Herrn Rede zu stehen über die Vorkommnisse mannigfacher Art, die selbst m der Sommerzeit unsere Politik nicht zur Nulie kommen ließen. In erster Linie wird es natürlich der deutsch-russischc Handelsvertrag gewesen sein, den Graf Bülow auf das Programm der Berichterstattung gesetzt hat, und begreiflickzerweise muß diese Materie in ihrer provisorischen Fassung mit der Aussicht auf die sicherlich folgenden parlamentarischen Garnierungen ein Gegen stand des kaiserlichen Interesses sein, nachdem kein Zweifel besteht, daß von allerhöchster Stelle eine Ver ständigung mit Rußland als selbstverständliche Voraus setzung für die Politik der kommenden Lage angesehen wird. Andere V.unkte d'öst"'' B?*'cht»rß Bülow kann man erraten, ohne den Ruf eines Propheten in Anspruch zu nehmen, und so schmerzlich die Annahme den verschiedenen Rettungsstationen des .Herrn v. Mir bach sein mag, so darf inan dennoch billigcrwcisc er warten, daß Graf Bülow Staatsmann genug gewesen ist, um seinem kaiserlichen .Herrn keinen Zweifel zu lassen über das mehr als große Befremden, das die Praxis des Herrn v. Mirbach, das Reich Gottes auf Erden bauen zu helfen, in allen Schichten des Volkes hervorgerufen hat. Wir betonen diesen Punkt wieder, obwohl weltliches und geistliches Fechtzeug in letzter Woche hervorgebolt wurde, um für den angeblich so viel und zu unrecht befehdeten Würdenträger des kaiserlichen -Hofes geschwungen zu werden. — Wenn die kirchlichen Körperschaften, die dem Oberhofmeister der Kaiserin zu gewissem Danke verpflichtet sind, glauben, für ihren Wohltäter eine Lanze brechen zu müssen, so ist das verständlich, und manclw längliche Tirade — man denke an eine kur märkische Erklärung — mag darum hingehenwenn aber Organe der Presse das Röhlein satteln und die Lanze fällen, so sollen sie wenigstens dafür sorgen, daß alte Farben im Streite nickst in den Staub gezogen werden. Wenn ein Organ, das seinen höchsten Ehrgeiz darin sucht, als Sprachrohr und approbierter Dolmetscher höfischer Meinung angesehen und abonniert zu werden, auf -em Seile tanzt und seinen Groschen dafür heischt, so mag das kein Novum in unserer Tagespresse aus machen; wenn aber ein altangesehenes Berliner Organ von oben herab orakelt und mit einer vornehm sein sollenden Allüre den Sayn-Wittgensteinschen Prozeß ab tun möchte, ohne erst die Einzelheiten dieser sehr auf- klärungsbedllrftigen Affäre abzuwarten, so heißt da» doch des Herzens Gunst in zu reichlichem Maße in Zuneigung und Hingabe an hohe Zwecke zeigen. .Herr v. Mirbach würde jedenfalls besser tun, auf die Lobeshymnen seiner kirchlichen Freunde und politischen Schildknappen zu verzichten, und dafür lediglich sachliche Feststellungen vorzunehmen. In Audienz vor dem Kaiser sind nun nach langem Harren auch die Deputierten der südwestafri- konischen Farmer erschienen und haben ihre Wünsche und Sorgen vorzubringen Gelegenheit gehabt. Der Oberoffiziösus der Berliner Presse hat natürlich die Gelegenheit benutzt, um von dem -Herzensbedürfnis des Kaisers, die Farmer zu sehen, ein Langes und Breites zu salbadern und damit seinen Strohkränzcn einen neuen hinzuzufügen. Sowohl der Kaiser als die Depu tierten wußten, daß es sich bei diesem Empfang MN eine rein sachliche Angelegenheit handelte, die nichts init per- sönlickrcn Stimmungen des Herrschers zu tun hat, und daß -er Kaiser sehr richtig diesen Empfang so angesehen Hot, beweist die Zuziehung des Reichskanzlers und die Betonung der Tatsache, daß er, der Kaiser, an -er Spitze einer konstitutionellen Monarchie stehe und nicht ohne weiteres sich über die Be schlüsse de» Reichstage» hinwegsetze. Man kann e» dem Kaiser ehrlich Dank wissen, daß er die Blamage, die unserem preislichen Reichstage für seine Almosenvor lage gebührt, nicht noch einmal in das gebührende Licht gerückt hat — die Gelegenheit bei dem Empfange der Südwester war dafür eigentlich geradezu verlockend —, sondern daß er mit der tvarmen Anteilnahme des be sorgten Regenten die Nöte der Ansiedler nach Kräften zu lindern versprach. Nichts zu viel — nichts zu wenig. Wer früher nur von dem impulsiven Temperament des Kaisers zu reden wußte, wird überrascht sein, in dieser Audienz den Diplomaten kennen zu lernen, der bei aller Betonung des persönlichen Standpunktes und der fein angedeuteten Kritik über den Reichstag dennoch mit keinem Worte die Linie verletzt, die er als konstitutioneller Monarch respektiert. In Frankreich, dem Lande der kirchlichen Konflikte, ist der Staatsmann unter dem Messer der Operateure gestorben, der Herrn Combes erst 'den Weg gebahnt: Waldeck-Rousseau. Raschlebig, wie die Zeit ein mal ist, hat sie es heute fast vergessen, daß Waldeck Rousseau mit glänzenden juristischen Kenntnissen den Mut des wirklichen Staatsmannes vereinte, der ihn über das Niveau des politischen Theoretikers hinaushob: die Revision des Dreyfus-Prozesses, diese Orgie von Haß und Leidenschaft, hat cs bewiesen. Zeigte hier der Heim gegangene den Mut, der erst den großen Staatsmann schafft, so tvar er in den ersten Vorpostengefechten gegen die Ordensleute der kluge Jurist, der glänzende Ge- setzesintcrpret, der erst die Pfade bahnte, auf denen sein Nachfolger zu ungestümer Attacke Vorgehen konnte. Mit diesen: scharfen Verstände paarte sich allerdings leider ein Opportunismus, der für das Ansehen Waldecks verhäng nisvoll werden mußte. In einer demokratischen Republik, in deren Regiment Leute vom Schlage Combes' und Millc- randS eine Nolle spielen können, spielt man nicht unge straft den Unabhängigen, den Ueberlegenen, der sich mn Blocstimmungen nickst zu kümmern braucht, und w durfte Wm^a-mpugran lick) nickst wundern, wenn das .ckabinett Combes alle aus rcpublikanisckzcn Kreisen angezettelten Ränke, namentlich den Widerspruch aller früheren Minister des Kabinetts Waldeck, auf die Inspiration des ehemaligen Chefs zurückführte. Der Tod wird diesen heimlichen Verdacht zum Schweigen gebracht haben, aber auch dem Verstorbenen in Zukunft den Platz vornehmer Isoliertheit bewahren, den Waldeck sich selbst im Leben zu reservieren wußte. Einem Toten vom Schlage Waldecks mutzte daher auch die obligate Bestattung auf Kosten der Republik erspart bleiben, und Madame Waldeck-Rousseau hat recht daran getan, nach dieser Richtung Herrn CombeS eine höfliche Absage znkommen zu lassen. Eine ehrliche Freude ist es für den Chronisten der Woche, oem Zaren Glück und Heil zu wünschen zur Geburt des lange ersehnten Thronerben, dem Zaren und noch mehr der Zarin. Ist es ohnehin kaum die Krone der Glückseligkeit für eine deutsche Prin zessin, mit dem Diadem der Zarina geschmückt zu werden, so hat die schöne hessische Prinzeß gewiß zu anderen Wahrnehmungen die Erfahrung lange schmerz lich empfunden, daß man in Rußland es als selbstver ständlich ansieht, daß die Gattin des Zaren dem Lande den Erben schenkt, und sich in sehr reservierte Höflichkeit hüllt, sobald diese Voraussetzung auf ihre Erfüllung lvarten läßt. Fast schien es Übrigens, als ob das wetterwen-. disckze Kriegsglück zum Geburtstage des Thronerben dein Selbstherrscher aller Reußen ein besonderes Angebinde machen wollte: die russische Flotte, angeblich in Port Arthur blockiert, brach angeblich aus und legte mit einem Schlage die gesamte japanische Handelsschiffahrt lahm. Aber der hinkende Bote folgte dieser Freuden meldung auf -em Fuße: die Mehrzahl der russischen Schiffe soll nach Port Arthur zurückgckehrk sein. Jeden- falls ist die anfänglich in glühenden Farben gemalte große Aktion der russischen Flotte sehr bald von recht deutlichen Schatten umzogen worden. Der Schwerpunkt der Ent- scheidung dürfte nach wie vor bei den Operationen des Landheeres liegen, die allerdings wieder beeinflußt werden von dem Fall oder Stand Port Arthurs. Der- derblich für die russische Kriegsleitung ist jedenfalls die stille Antagonie, die der Generalissimus Kuropatkin auf Schritt und Tritt deshalb findet, weil er der ganzen Hierarchie der Armee trotz aller seiner hervorragenden Eigenschaften doch der scstk - mncka mav im weniger würdigen Sinne de» Wortes geblieben ist. Nur so ist es zu erklären, daß ein Alexejew, dessen Unfähigkeit sich so unverkennbar herausstellte, dessen Kurzsichtigkeit Rußland lediglich die Ueberrumpelung durch Japans Armee verdankt, noch heute gegen Kuropatkin seine Trümpfe ausspielen darf und dank der Netternschaft in Petersburg noch heute seine Politik auf eigene Faust treiben kann. Kuropatkin hat von der Pieke auf ge dient, sich ohne Protektion, ohne altangesehencn Namen seinen Weg gebahnt, hat sich so zwar die Sympathie der Soldaten, der militärischen Masse erworben, ist aber dem glänzenden feudalen militärischen Hofstaate deS Zaren stets ein Fremdling geblieben, dem lediglich seine anerkannte Tüchtigkeit, sein Mut und seine mili tärischen Vorzüge den Weg bis zum Sessel des Kriegs ministers öffneten. So lange solchen Männern der eigenen Kraft der Erfolg treu bleibt, wagt sich Miß- guust und Afterrede kaum aus dem Versteck, sobald aber der Glanz der Taten zu verbleichen beginnt, so rückt angestammte Prätention und feudale Mißgunst vor gegen den „Emporkömmling", der dann schon zu lange eine „ungebührliche Nolle" spielt. Die wenig rühmliche Partie, die völlig ungenügenden russischen Truppen von Etappe zu Etappe zurückzuziehen, um sich vor der drohenden japanischen Umklammerung zu retten, überläßt man natürlich Kuropatkin, um im ge gebenen Moment ihm daraus den vernichtenden Vor wurf zu machen. Ja, es ist vorauSzusehen, daß nach Erledigung dieses Teiles des Feldzuges, sobald sich günstigere Cbanccn für die russischen Truppen zeigen, man in der Petersburger Camarilla, die gegen Kuro patkin agitiert, alle K-räfte mobil macht, um einen Nachfolger die Lorbeeren pflücken zu lassen, um die sich Kuropatkin einstweilen ehrlich, wenn auch vergebens müht. Im nahen Orient machen die Vereinigten Staaten von sich reden. Uncle Sam scheint die Levante als eine besonders geeignete Gegend anzusehen, un: mit dem krischgebackenen Imperialismus und dem neu aufgcbügelten Wagemut der Union zu prahlen. Dor einem Jahre war es Abessinien, wohin die Union mit viel Pomven und Prangen eine Mission sandte, um in Adis Ababa die Europäer uud ihre veraltete Weis heit auszustechcn, neuerdings war es Marokko, das die Würde und Macht der United States zu schmecken be kam, und augenblicklich hat sich Bruder Jonathan auf den unglücklichen Türken gestürzt, als ob dieser nicht ohnehin genug zu tun hätte mit der Tardancllcnfrage, den edlen Komitaticküs, den Reformen in Makedonien, den alten und neuen Schulden und anderen Plagen, -io zu ertragen der ganze Fatalismus des Recht gläubigen nötig ist. Einen fein gemalten Ferman mit Abdul -Hamids Unterschrift — Gold auf rotem Perga ment — wird Mr. Hay wohl dem Großwesir ab zwicken, und man wird in der Union von diesem Instru ment gebührendes Aufheben machen — vielleicht kommt es noch für St. Louis zurecht, ehe die gefürchtete Pleite eintrilt— aber der Großtürke wird sich um diesen Ferman ebenso wenig oder viel kümmern, wie um tausend andere ver ruttizch-Iavanizche Weg. Lin japanische« Urteil über -je Lage -es Seekriege« in Ostasien. Während bis jetzt der javanische Botschafter in London Hajaschi den zahlreichen, ihn beständig bestür menden Zeitungsvertretern noch keinerlei bestimmte Mit teilung Uber den AuSgang der Seekämpfe vor Port Arthur machen konnte, äußerte er sich Uber die all gemeine Lage folgendermaßen: Die Entwickelung der Kämpfe zur See wird in diesem Kriege Wohl bis zum Schluffe unberechenbar bleiben. Der Landkrieg bat sich genau in der Weise entwickelt, wie ihn der japanische Generalstab vorher berechnet hatte, und es ist sehr wahr- scheinlick, daß sich in diesen Verhältnissen bis zum Ende des laufenden Jahres nichts ändert. Der Seekrieg bat da gegen alle Voraussetzungen unserer Kriegsleitung getäuscht. Niemand würde in Japan geglaubt haben, daß die beiden russischen Geschwader von jedem kriegerischen Unternehmen absehen und untätig in ihren Häfen bleiben würden. Denn auch die Fahrten der Wladiwostok-Kreuzer können doch nicht als Kriegstaten angesehen werden. Wir hatten juns also auf wirkliche Seesckstachten eingerichtet, und deshalb wird jeder Japaner die Kunde davon, daß sich da« Port Arthur- Gesckwader auf die hohe^ See gewagt bat, mit großer Freude begrüßen. Neider scheint eS jedoch daS einzige Bestreben der Russen zu sein, ihre Schiffe nach Wladiwostok zu retten, und wenn dies gelingt, so hat unsere Flotte von neuem die schwierige Aufgabe, ein starke« feindliches Geschwader, da« ruhig in geschütztem Hasen vor Anker liegt, von hoher See aus zu blockieren. In dieser Lage würden allerdings die russischen Schiffe die Ankunst de« russischen Ostseegeichwader« erwarten können. Ich darf jedoch versichern, daß die japanische Kriegsleitung auch dieser Möglichkeit ohne Furcht entgegensicbt. Ver Verbleib -er j-srt Arthur-Flotte. Die Meldungen Uber den Verbleib der aus Port Arthur entkommenen russischen Schiffe sind fortgesetzt sehr wider sprechend. Tsingtau scheinen die russischen Kreuzer bereit wieder verlassen zu haben. „Grosovoij" und ein Torpedo bootszerstörer ist seitdem lant einer Drabtnng de- „Daily Expreß" in Schanghai anaekominen, während drei russische Schlachtschiffe außerhalb Wusnng an der Flußmündung sei« sollen. Nack einer Okeffaer Depesche de« „Standard" sollKontre» admiral Besobrasow von Wladiwostok in Port Arthur augelavgt sein mit dem Plane Tkrhdlow« für «inen Maffenaussall zweck« Vereinigung beider Geschwader. Nach dem „L -A." soll Admiral Wittboft, der Befehlshaber de« russischen Port Arthur» Geschwader«, in dem Kampfe am >0. d. M. gefallen sein. Wie weiter gemeldet wird, fand vor Port Arthur wahrend der ganzen Nacht von Dienstag auf Mittwoch, vom 's. zum 10., ein heftiger Kampf statt, der bi« ll Uhr am nächsten Vormittag dauerte. Die russischen B erluste sind enorm. Offiziös hält man es für nötig, zu betonen, daß die Meldung eines Korrespondenzbureaus, Deutschland habe in Tsingtau Vorbereitungen für Aufnahme und Unterstützung der russischen Schiffe getroffen, also gewissermaßen in stillem Einverständnis mit Rußland gebandelt, völlig au« der Lust gegriffen ist. E» ist selbstverständlich, daß wir die Pflicht der Neutralität wahren. Die „Times" melden au« Shanghai vom 12. d. M.: DerTorpedobootSzerstörer „Gros ovorj" ist in dieJangtse- Mündung eingelaufen, weil die Maschinen repariert werden müssen. Er scheint m den letzten Tagen nicht im Kampfe gew.sen zu sein. Schiffsrumpf, Kanonen und Torpevoaus- sloßrohre sind intakt. Pawlow begab sich sofort an Bord des „Grosovoij". Die Kämpfe um ltia-jang. Eine Schanghaier Drahtung deS „Standard" besagt, einer Meldung aus Sinminting zufolge bedrohen fünf japanische Divisionen Lraojang. Kuropatkin zog leine Truppen nordwärts zurück. Japanische Streif wacken seien in der Nähe von Mulden angekommen. Russische Kreuzer im Atlantik. * Gibraltar, l3. August. Der auf der Fahrt von Hüll nach Neapel befindliche englische Dampfer „Ronda" meldete durch Signale, daß ihn gestern ein russischer Kreuzer an gehalten und einen Offizier an Bord gesandt habe, der die SckiffSpapiere prüfte und den Laderaum durchsuchte. Der Kreuzer sei darauf mit Volldampf nach Nordwesten gefahren. Deutsches üeiG. Leipzig. 13. August. * „Genosse" Pernerstorfer. Die Polizei in Frank furt a. M. bat vor einigen Tagen dem österreichischen ReichS- tagsabgeordneten Pernerstorfer verboten, in einer Ver sammlung als Redner zu sprechen. Das Thema, über welches Pernerstorfer sprechen wollte, war: „Die Entwicklung der Sozialdemokratie in Oesterreich". Herr Pernerstorfer hat aus dieses Verbot hin an den Reichskanzler einen offenen Bries gerichtet, in welchem er gegen die Maßregel protestiert. In diesem Brief lesen wir folgenden Satz, in dem der öster reichische „Genosse" uns mitteilt, welchen Inhalt sein Vortrag gehabt haben würde. „Ich halte bloß berichtet, wie die österreichische Sozialdrmo kratie als Kind der deutschen Bewegung entstand, wie sie groß geworden ist trotz der tausendfachen Verfolgungen österreichischer Regierungen und trotz der verabscheuungSwurdigen Verjuche einer tückschen österreichischen Polizei» sie durch Lockspitzel innerlich zu korrumpieren." Unserer Ansicht nach rechtfertigt diese summarische Inhalts angabe daS Verhalten des Frautfurter Polizeipräsidenten voll ständig. Es ist zum mindesten ganzüberflüssig,daßdieösterreichische Regierung in Deutschland in einer Weise knüstert wird, die nichts ist, als eine Kette schwerer Insulten. Der Polizei präsident hat eben mit Recht vorausgesetzt, daß Herr Perners torfer nicht eine sachliche, gewissermaßen historische Dar stellung geben würbe, sondern er kannte die Tonart de« internationalen Proletariats bereits genügend, um zu wissen, baß Herr Pernerstorfer die österreichische Regierung nur be schimpfen würde. Diesem unpassenden Treiben hat er vor gebeugt, unserer Ansicht nach nut Recht. Freiheit ist ein schönes Wort, so schön, daß jein Klang bisweilen irresührt. Wir haben nicht die geringste Lust, ni einem verbündeten Staat berechtigte Mißstimmung zu erwecken, nur damit Herr Pernerstorfer sich auStoben kann. Es ist unseren „Genossen" trotz des Patriotismus, ver unlängst bei Bebel so jäh in die Blüte schoß, vollständig gleichgültig, welche internationalen Konsequenzen sie durch ihr Gebühren herbeiführen. Das Staatsinteresse fordert aber entschieden, daß dieser Eloquenz, die mit Feuer spielt, ein Damm gesetzt werde. * Mirbach und kein Ende. Das angebliche Entlastung»,- gesuch v. Mirbachs wird auch in einer längeren Depesche der „Frkft. Ztg." erörtert, welche meint, ähnliches zirkuliere in engeren politischen Kreisen schon seit geraumer Zeit. Es sei aber schwer, darüber, wie über manches andere in dieser ganzen Angelegenheit Sichere« zu erfahren, weil sie sich formell nicht innerhalb der politischen Und staatlichen Instanzen, sondern innerhalb deS Hofes abspielt. DaS Blatt fährt dann fort: Zum Verständnis von manchem, wa« dabei geschieht und unter laßen wird, darf man den Ort oder, sagen wir, das Milieu der Handlung nicht außer acht lassen. So sehr auch die ganze Affäre in das politische Gebiet blneinragt und Fragen der Justiz und Verwaltung berührt, so ist sie doch nach der persönlichen Seite, sowohl was die Hauptperson wie die über ibn entscheidenden Faktoren anbetrifft, eine, wir möchten sagen, häusliche Angelegenheit, bei der eS, wie auch in an deren weniger hohen Häusern, an Reibungen und Meinungsver schiedenheiten nicht fehlen wird. Man vergesse nicht: Frhr. v. Mir bach ist Oberhofmeister und KablnettSrat der Kaiserin und man kann sich ohne weiteres vorstellen, daß diese an ihm, der sich auf kirchlichem Gebiete so große Verdienste erworben hat, dankbaren Herzen« sesthält und das wohl auch schon früher bewiesen hat; denn die Stellung und Tätigkeit des Obrrhofmristrrs ist nicht immer unangefochten gewesen. Wir möchten nicht glauben, daß wirklich «in Entlassnngsgesiich im üblichen Sinn« diese» Wortes bereits vor gelegen bat und vom Kaiser abgelehpt worden ist. Ts wird sich Wohl um ein gelegentliche» Mündliche» Angebot de« Rücktritte« ge- handelt haben und zwar, wie auch aus der Fassung der Mitteilung in der erwähnten Korrespondenz bervvrgcht. in den Anfangsstadien der ganzen Affäre. Daß irgend rin entscheidender Schritt in nächster Zeit bevorsteht, ist nicht wahrscheinlich. Man wird doch gut tun, daS weitere einmal abzuwarten. Der „Fall Mirbach" hat allmählich weit größeren Umfang angenommen, al« man erwarten konnte, und er «st noch längst nicht erschöpft, trotz aller Anstrengungen der Mirbach-Freunde, di« gern di« Angriff« auf den OberbofMeister al« Ausflüffr bösen Klatsches hinstellen möchten. Interessant find »och einig«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite