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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.07.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040706011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904070601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904070601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-07
- Tag1904-07-06
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Anzrigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Redaktionöstrich (»gespalten) 75 -H, nach den Familienuach» richten (6 gespalten) LO Tabellarischer und Zisfernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Ossertenannahme 25 Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesörderung ^4 7V.—. Annahmeschlutz für Anzeigen: Abead-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgeu-Ausgabe: nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen sind stet» au die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet »on früh 8 bi» abend» 7 Uhr. Druck and Verlag von E. Palz in Leipzig (Inh. vr. B., R. L W. Sliokhardt). Nr. 339. Mittwoch de« k. Juli 1904. 98. JühMNg.« Var Aichtigrte vom rage. * Aus PortauPrincc, 4. Juli wird ge meldet : Eine strenge Bestrafung der bei den Aus schreitungen gegen den französischen und den deutschen Gesandten beteiligten Soldaten ist erfolgt. Der Präsident Alexis Nord bat beide Gesandte in feierlicher Audienz um Entschuldigung. Damit ist die von Deutschland und Frankreich geforderte Gcnngtnung er füllt und der Zwischenfall erledigt. * In der Bekanntgabe der von der a k t i v c n deut schen Schlachtflotte auf ihrer Uebungsreise an zulaufenden Häfen wird kein englischer Hafen er wähnt. (Siehe Deutsches Reich.) * Das Reichscomite zu Gunsten der durch Hoch wasser Geschädigten wird am Donnerstag seine Schlußsitzung abhalten. Die Einnahmen haben 572 275 Mark betragen. (Siche Deutsches Reich.) * Tas .Hamburger Gewcrkschaftskartcll verhängte gestern über 22 Brauereien in Hamburg, Altona und Wandsbeck abermals den schon angckündigtcn B i e r- b o y k o t t. L«r psSriOenteimal)! iil äen vereinigten Staaten. Aus Washington wird uns geschrieben: Der republikanisä)e Nationalkonvcnt in Chicago konnte dem Wissenden keine Ueberraschung bringen, das Ticket „Roosevelt-Fairbanks" war schon seit Monaten fest gelegt, das Wahlprogramm ebenso. Ter Handels minister Cortelyon mutzte fein Amt niederlegcn auf be sonderen Wunsch Roosevelts, um den Borsitz des Natio- nalcomitss und die Leitung der Wahlkampagne zu über nehmen. Es werden drei Hauptquartiere errichtet werden, eins in New Aork, eins in Chicago und eins in San Franzisko, und — im November wird Roosevelt ge wählt werden. Das alles Weitz man also schon in den Reihen der Republikaner. Aber um so dunkler sieht cs bei der demokratischen Partei aus, deren Nationalkon- vcntion heute am 6. Juli in St. Louis stattiiuden wird. Bis jetzt standen zwei Kandidaten im Vordergründe, von denen man annahm, datz einer oder der andere wohl die Parteinomination erhalten würde: cs waren dies Richter Parker von New Aork und der Journalist und Repräsentant W. R. Hearst aus demselben Staate. Letzterer hatte nur vermöge seines grotzen Geldbeutels cs fertig gebracht, eine Anzahl Staatsdelegationen auf seinen Namen zu verpflichten, denn es fehlt ihm tatsächlich an allem andern, was einen Mann für ein so hohes poli- tisches Amt qualifiziert. Er hat es daher auch trotz seiner verzweifeltsten Anstrengungen bis jetzt nur auf 107 Dele gaten (unter 1000) gebracht, während sein Mitbewerber Parker doch wenigstens auf etwa 450 Stimmen rechnen kann, allerdings nicht genug, um bei der veralteten „Unit"-Regel in der ersten Abstimmung den Sieg zu erringen. Wie aus sehr verlässlicher Quelle verlautet, hat daher Hearst seine Hoffnung, etwas Positives auf dem St. Louiser Konvent zu erreichen, definitiv aufgcgeben und sich nunmehr die negative Aufgabe gestellt, die Nomi- Nation seines Rivalen Parker um jeden Preis zu Hinter treiben. Da nun dies Ziel besser erreicht werden kann durch eine Koalition mit den östlichen Demokraten, als durch eine Koalition mit den westlichen unter Bryan, so soll das „Hearst-Bryan" - Kompagnicgcschäft aufgelöst werden. Dafür aber soll die neue Firma heißen „Gor- man-Hearst"; Gorman, der Senator von Maryland, gilt nämlich als der Kandidat der südlichen Demokraten und ist ein enragierter Negerfresser und Roosevclt-Gcgncr: er hat allerdings bis zuletzt nur iiber 36 Stimmen zu verfügen, aber wenn Hearst ihm seine Delegaten zu führt, und die Agitation in den Südstaaten, Parker fallen zu lassen, Erfolg hat, so mag Gorman wohl Parker schlagen, denn er hat viele Freunde im Süden wegen seiner Stellung gegen die unglückseligen Schwarzen. Jedoch nominiert wäre Gorman dadurch doch noch nicht, weil noch ein Kandidat im Felde steht, gegen den Gorman wohl kaum aufkommen dürfte, es ist dies — Grover E l e v e l a n d. Es hieß zwar immer — noch bis vor einigen Tagen —, Clevcland denke nicht daran, bei seinem Alter noch einmal sich den Strapazen eines Wablfeldzuges zu unterziehen, überdies wäre cs dann ein dritter Termin, der doch ver pönt ist, und schließlich wurde auch ei» Brief Clevelnnds verlesen, worin er verspricht, mit aller Energie und all seinem Einflüsse Richter Parkers Kandidatur zu unter stützen. Nun aber bört man von gut unterrichteter Seite, datz Clevcland dennoch, falls sich in St. Louis eine starte Majorität der Delegaten für ihn erklären würde, nicht Nein sagen, sondern um der guten Sache willen sein ruhiges Leben ovfcrn würde. Dazu kommt noch das immer stärker auftretende Gerücht, datz sämtliche 288 Delegaten, welche nicht offiziell aus einen der beiden Kandidaten Hearst und Parker verpflichtet seien, ins geheim die Instruktion erhalten hätten, für Clevcland, den alten siegreichen Kämpen der Demokratie, einzntreten. Den Einwand betrefss des dritten Termins sucht man damit zu entkräften, indem man sagt: Damals, als Georg Washington eine dritte Wahl ablchntc mit der Begründung, durch eine zwölfjährige Amtsdauer könne zu leicht die Versuchung erwachsen, das Amt dauernd zu behalten, also wieder Monarchie anfzurichtcn, habe er doch nur an den dritten, unmittelbar auf einen ersten und zweiten folgenden Termin gedacht. Das komme aber doch hier bei Clevcland gänzlich in Wegfall, da der erste Termin (1884—88) und der zweite (1892—96) durch eine republikanische Präsidentschaft getrennt, und seit der zweiten wiederum 8 Jahre verstrichen seien. Man steht also aus diesen Erklärungen und Begründungen, datz eine Kandidatur Clevcland tatsächlich ernsthaft dis- kutiert wird. Dazu kommt nun noch eine sehr auffallende Tatsache, daß vor einiger Zeit Clevcland, als im Kongreß seine Freundschaft zu dem Neger Taylor zur Sprache kam, sich energisch dagegen verwahrte und in förmlich gereiztem Tone jegliche Negerfrcundschast verleugnete. Nun kann es ja doch dem Privat in ann Clevcland einerlei sein, ob jemand ihn als Negerfrennd verschreit oder nicht, den Politiker Clevcland würde aber solche Tatsache die sämtlichen Stimmen der südlichen Delegaten kosten. Aus diesen Gründen also ist eine Kandidatur Cleveland durchaus nicht ausgeschlossen. In diesem Falle aber würde der Woblkampf hoch interessant werden, da dem populären Roosevelt der ebenso populäre Clevcland gegcnüberstäudc. Freilich hat Clevcland in seiner Partei eine Menge Gegner, aber Roosevelt kann sich über den Mangel solcher in seiner Partei auch gerade nicht beklagen: zudem herrscht unter den westlichen Republikanern ziemlich Un einigkeit, so in Illinois und Iowa, so in Wisconsin, wo in Milwaukee bei der letzten Wahl deshalb die Demo kraten siegten: cs könnte also Roosevelt manchen Staat kosten, wenn wirklich Clevcland nominiert würde. Daneben ist nun noch eine ganze Anzahl demokra tischer Präsidentschaftskandidaten zu nennen, so Ex- Staatssekretär Olney mit 32 Stimmen, Richter Gray von Delaware mit 6, Wall von Wisconsin mit 26, Cockrcll von Missouri mit 36 Stimmen, dann Mc. Clellan, der Bürgermeister von New Bork, Kongretzmann Williams von Miisisstvpi, und sein Namensvetter von Illinois, Anwalt Folk von St. Louis, und — General Miles. Auswahl haben die Demokraten also genug, aber — wer die Wahl hat, bat die Qual: interessant wird daher der Konvent in St. Luis jedenfalls werden ver RukKanll cler Herero. Die ireuefte (zwölfte) Verlustliste umfaßt folgende Personen: l) Leutnant Karl Lutz, früher im Königlich Bayerischen 16. Infanterie-Regiment Groß herzog Ferdinand von Toskana, am 18. Juni d. I. in Otjo- sondu am Typhus, 2) Gefreiter Friedrich Wilke, früher im Ponimerschen Pionier-Bataillon Nr. 2, am 3. Juni dss. JrS. in Otjosondn an Typhus, 3) Gefreiter Heinrich Priebe, früher im Kürassier-Regiment Herzog Friedrich Eugen von Württemberg (Westpreußischen) Nr. 5 am 24. Juni d. I. im Lazarett Okahanbja an Typhus, 4) Reiter Max Aigner, früher im Königlich Bayerischen 2. Infanterie - Regiment Kronprinz, am 29. Mai d. I. in Epukiro an Herzschlag, 5) Reiter Heinrich Barufke, früher im Infanterie-Regiment Prinz Louis Ferdinand von Preußen (2. Magdcburgiscben) Nr. 27, am 17. Juni d. I. in Otjosondo an Typbus, 6) Reiter Albert Becker, früher im 2. Ponimerschen Ulanen-Reg. Nr. 9, am 24. Juni d.J. inOtjo- sondu an Typhus, 7) Reiter Arthur Langhammer, früher im Königlich Sächsischen Infanterie- Regiment Nr. 133, am 17. Juni d. I. in Otjihaenena an Herzschwäche, 8) Reiter O tto Zahn, früher im 1. Obcr- elsässischen Feldartillerie-Regiment Nr. 15, am 23. Juni d. I. iu Okabandja an Typhus. Außerdem: 9) Leutnant Guido Haas, früher im 2. Niederschlessischen Infanterie- Regiment Nr. 47, am 18. Juni d. I. in Outjo durch Un vorsichtigkeit von einer Ordonnanz erschossen. Ein Telegramm vom 3. Juli meldet: Der Reiter Richard Lindner aus Eltersdorf (Koburg-Gotha) ist am 1. Juli in Otjosondu, der Reiter Alois Schmidt aus Kaindorf, Kreis Neiße, am 16. Juni in Otjosondn am Typhus gestorben. ver turmcb-iapanircde Weg. A«s -en, russischen Hauptquartier. Der „Nowoje Wremja" wird aus Liaujang gemeldet, daß die Bewegungen des Geiierals Kuropatkin die Japaner unsicher machten. Ihre einzelnen Abteilungen geben bald vor, bald zurück. Die Lage hinter ihrer Front ist ziemlich traurig. Sie kabeii wenig Proviant und viele Pferde fallen. Dadurch ist der Rückmarsch von ^wei Divisionen nach Föngniangt- schöng erklärlich. Im Süden haben die Japaner ihre Ope rationen vollständig eingestellt. Bon Norden treffen täglich neue russische Truppen ein. (B. L A.) Vsrpoftengesecht im M-tienpatz. Aus Tokio meldet „Reuters Bureau" vom 5. Juli: General Kuroki berichtet: Gestern bei Morgengrauen griffen zwei russische Bataillone die japanischen Vorposten im Motienpaß unter dem Schutz dichten Nebels an. Die Russen wurden zurückgeschlagen, worauf sie drei Mal den Angriff wiederholten, ehe sie fick gänzlich zurückzogen. Die Japaner verfolgten sie drei Meilen nach Westen zu vom Motienpasse. Die Russen ließen 30 Tote und 50 Ver wundete zurück, die Japaner verloren 15 Tote und 30 Ver wundete. Die russischen Streitkräfte in -er Mantschurei. Einer Sbanghaier Drahtung der „Morningpost" zufolge sind die russischen Streitkräfte in der Mantschurei wie folgt verteilt: 75 000 Mann in Charbin, 2500 Mann in Mulden, 28 000 Mann in Liaojang, 35 000 Mann in Haitschöng, 10 000 Mann in Taschitsclnao. „Leutnant Burakow" in Niutsehwang. Das Erscheinen des russischen Torpedobootzerstörers „Leutnant Burakow" in Niutschwang hat großes Aufsehen hcrvorgerusen, da das Entkommen dieses Zerstörers zeigt, daß die Blockade durch die japanische Flotte nicht als voll kommen zu betrachten ist. Andererseits wird daraus auf merksam gemacht, daß der „Burakow" eines der schnellsten Schiffe der Welt ist und daß es deshalb fast unmöglich erscheinen mußte, sein Entrinnen zu verhindern. DaS Erscheinen des Schiffes, das an einem trüben Morgen durch die blockierende japanische Flotte fuhr und der Verfolgung der japanischen Schiffe entkam, erregte in Niutschwang, wie der „Daily Mail" von dort gemeldet wird, große Begeisterung. Die Offiziere der Garnison und des noch immer vor Niutschwang liegenden russischen Kanonen bootes „Siwoutsch" bereiteten dem Zerstörer einen be geisterten Empfang. Die Offiziere des Zerstörers erklären, daß Admiral Togos Bericht über die letzte Seeschlacht über trieben sei. Sie weigern sich aber im übrigen, über die Lage der Festung nähere Auskunft zu geben. Ein Europäer, der russisch spricht, versuchte Annäherung an die Mannschaft des Zerstörers, indem er als Obstverkäuser verkleidet an das Schiff heran fuhr. Sein Versuch scheiterte jedoch, und er wurde schroff zurückgewiesen. Der Zerstörer soll außerordentlich wichtige Depeschen des Generals Stössel für General Kuropatkin an Bord gehabt haben. Der „Leutnant Burakow" ist einer der vier in Deutschland gebauten Torpedo bootzerstörer, die bei ihrer Probefahrt 35 Knoten Geschwindig keit erreichten. Der Zerstörer ist mit sechs Dreipfündern armiert. Er wurde den Chinesen während der Boxerunruhen von den Russen abgenommen. Zurück vsnr Ariegsschauplatze. Aus London wird dem „B. L.-A." gedrahtet: Der Be trieb auf der sibirischen Bahn, erklärt der soeben von Mulden in Petersburg eingetroffene Kriegsberichterstatter der „Morning Post", wäre ausgezeichnet. Auf der Trans- baikalstrccke gehen durchschnittlich acht Züge täglich nach Osten, welche den Transport von 2000 Mann Infanterie, einer Batterie und 150 Mann Kavallerie mit Ausrüstung bewäl tigen. Kuropatkins Lage in Liaujang sei, vermöge der inzwischen eingetroffenen Verstärkungen, ganz sicher; vor 3 Wochen habe er nur über knapp 120 000 Mann aller Waffengattungen verfügt. Deutscher Keich. * Leipzig, 5. Juli. * Dem evangelische» Bund, der feit der unseligen Auf hebung des § 2 des Jesuitengesetzes bedeutend an Einfluß gewonnen hat, für politische Wahlen mobil zu machen, beab sichtigt der bekannte Vorkämpfer der „Los von Rom-Be wegung", Superintendent v. Meyer-Zwickau in einem Aufsätze, der in der letzten Nummer der „Wartburg" unter der Ueberichrift: „Evangelischer Bund .vor die Front" erschienen ist. v. Meyer gebt von der Frage aus: „Welche Bedeutung hat der evangelische Bund?" und erklärt sich mit der Beantwortung einverstanden, die sie durch v. Kaftan-Kiel in der „Allg. luth. Kirchenzeitung" gefunden hat. Vor allem solle der Bund nach Kaftan sich am politischen Leben beteiligen, und zwar nicht durch Bildung eines evangelischen Zentrums, sondern dadurch, daß er seine Mitglieder verpflichtet, bei Wahlen nur für solche Männer zu stimmen, die außer der entschiedenen Gegnerschaft gegen den UltramontaniSmus für „ungebrochene Staatshoheit, wirk liche Parität, Volkskirche, nicht Staatskirche und konfessio nelle Staatsschule" eintrcten. Gerade jetzt, da Tausende und Abertausende infolge der Zulassung der marianischen Kongregationen und der Aufhebung des § 2 des Jesuiten- gesctzeS dem Bunde beigetreten seien, müsse dieser als Vor kämpfer deutfcb-protestantischer Interessen auf dem politischen Kampfplätze erscheinen. Dann werde auch die Regierung zum Heile des deutschen Volkes wieder unabhängig von der Zentrumsunkerftützung werden; ebenso seien die Parteien gezwungen, aus ihre Zentrnmssreundlichkeit zu verzichten. Aber nicht allein den Protestanten, auch den deutschen Katho liken müsse der Beweis geliefert werden, daß die Vorherr schäft der Ultramontanen die größte Gefahr für das deutsche Volk sei. Dem evangelischen Bunde gebühre in diesem Befreiungskriege die Führung. Deshalb schließt I). Meyer mit den Worten: Evangelischer Bund vor die Fronts — Es freut uns besonders, daß 1>. Meyer trotz persönlicher Vorliebe für die Konfessionsschule gerade diese anscheinend nicht als Programmpunkt be trachtet. Es muß ja überdies ohne weitere» einleuchten, daß zwischen den Forderungen „Volkskirche, nicht Staats kirche" und „konfessionelle StaatSschulc" ein unlös barer Widerspruch besteht. O * Berlin, 5. Jnni. * Sozialdemokratischer Agitatorenverein. Die iu der „modernen Arbeiterbewegung" tätigen Angestellten haben vor mehreren Jahren hauptsächlich auf Betreiben des Reichstagsabgeordneten Robert Schmidt eine Unter stützungsvereinigung gegründet. Aufnahme finden die Angestellten der Gewerkschaften, der Parteiblättcr, kurz um alle in der Bewegung agitatorisch tätigen Genossen. Tie Vereinigung hat schon ein ziemliches Kapital zu- sammenqebracbt und nicht unbedeutende Unterstützungen verteilt. Durch die Unterstützungsvereinigung haben sich die agitatorisch tätigen Genossen einen festen Stützpunkt geschaffen, sie können sich jetzt mit größerem Eifer der Sache widmen, da für sie, refp. ihre Angehörigen even tuell gesorgt ist. Die Unterstützungsvereinigung zählt bereits 747 Mitglieder, etrva die Hälfte aller derer, die in der „modernen Arbeiterbewegung" tätig sind. Die Gründung des sozialdemokratischen Agitationsvereins ist bis jetzt kaum bemerkt worden, sie ist aber ein nicht zu unterschätzendes Moment sür die Beurteilung der sozial demokratischen Agitation. * Inkrafttreten des »cne» Zolltarifs. Eine Bestätigung ver Nachricht, mau rechne auf das Inkrafttreten des neuen Zolltarifs zum l. Avril 1905, erblickt die „Bert. Börs.-Zta." darin, baß bei den Zollbehörden alle Borbereilungen getroffen sind wegen Einübung der Beamten zur Handhabung des weitaus ichwierigeren Tarifs als des gegenwärtigen durch Ein richtung von Laboratorien sowohl in Berlin wie auch in allen Provinzialhauplstädten. Ebenso sind auch die direkten Weisungen der obersten Landesfinanzbehörden der deutschen Bundesstaaten an die ihnen untergebenen Zollorgane dahin gehend erlassen, daß die Zollbeamten mit dem neuen Tarif fo bald vertraut sein müßten, daß dessen Handhabung ohne Schwierigkeiten vom 1. April 1905 ab geschehen kann. Hieraus dürfte deutlich hervorgehen, baß die Reichsregierung den Plan hat, den neuen Zolltarif mit dem Beginn des neuen Etatsjahres in Kraft zu setzen. * Eine Konferenz behufs Besprechung bergbaulicher Fragen wurde heute vormittag im preußischen Abgeordneten hause abgehalten. Aus dem Handelsministerium nahmen an derselben teil Minister Möller, Unterstaatssekretär Lohmann u. a., aus dem Kultusministerium Wirkl. Geh. Ober regierungsrat Dr. Vaumann; aus dem Finanzministerium Geh. Oberfinanzrat vr. Couen. Die Oberbergämter waren durch zahlreiche Delegierte vertreten. Auch die bergbaulichen Vereine hatten Vertreter entsandt. * Tas Rcichskomitec zu Gunsten der bstrch Hochwasser Geschädigten wird unter Vorsitz des Grafen Posadowsky am Donnerstag im Reichsamt des Innern eine Schluß sitzung abhalten. Die Abrechnung über Einnahmen und Ausgaben des ReichstomiteeS stellt sich folgendermaßen: Die Einnahmen ans Sammlungen nebst Bankzinsen stellen sich auf die stattliche Summe von 572 275 ./L, womit man allen be gründeten Wünschen gerecht werden konnte. Die Summe der bisher überwiesene» Unterstützungen beträgt 568 665 .^, für Schlesien 370 000./?, Posen 644OO./2, Brandenburg 56 000 ./S, Westpreußrn 28 000 ./?, Pommern 20 000 .M, schließlich dem Vaterländischen Fraucn-Verein zur selbständigen Verwendung 30265 .H Nach Ab zug der Permaltungskoslen, Drucksachen, Porti re. bleibt ein Bestand von 735 ./? Ter Bestand wird zur Deckung der noch ausstehende« Verwaltungsausgaben verwandt und der dann noch verbleibende Rest — voraussichtlich etwa 400 — wird dem Oberpräsidenten zu Posen zu Unterstützungen von Geschädigten überwiesen werden. * Bo» der aktive,« deutschen Lchlachtflotte wird jetzt bekannt gegeben: Die Flotte wird während ihrer UebungS- reise in der Zeit vom 7. bis 19. Juli die Häfen Nieuwediep und Vlissingen, zwischen dem 22. und 25. Juli die Shetlands-Inseln, zwischen dem 29. Juli und 5. August die norwegischen Häfen Molde, Fjord, Bergen, Christian- sund und Drontheim anlaufen. — Von einem Besuch in Plymouth, der angeblich in ver Zeit vom 10.—13. Juli slaltfinden sollte, verlautet hiernach nichts. — Dem Obersten a. T. v. Mellenthin in Berlin ist von dem Kaiser zu dem gestrigen 60jährigen Gedenktag seines Eintritts in das Heer^ folgendes Telegramm zugegangen: „Ich spreche Ihnen zn dem Tage, an dem Sie vor 60 Jahren in die Armee eingetreten, meine herzlichsten Glückwünsche aus, indem ich hierbei gern und voller Anerkennung Ihrer rühmlichen Teilnahme an den Feldzügen 1864, 1866 und 1870/71 gedenke. Travemünde, an Bord meiner Jacht „Hohenzollern", 4. Juli 1904. (gez.) Wilhelm." O * Hamburg, 5. Juli. Bürgermeister Dr. Hachmann verstarb nachts G/i Ubr am Herzschlage. Schon seit längerer Zeit fühlte er sich nicht wohl und klagte über asthmatische schmerzen. Trotzdem aber genügte er noch vor wenigen Tagen beim Besuche des Königs Eduard seinen Repräsen- tativnspslichtcn, doch ließ er sich schon dabei, da der Arzt ihn vor dem Treppensteigen gewarnt hatte, in einem Trag- ftnhl die Treppe zum Däinnithor-Bahnhofe hinauftragen. * Straßburg, l. Juli. In Sachen deS Begräbnisses Blaise hat die „Straßb. Post" die nachfolgende Zuschrift erhalten: „Montigny, 2. Juli. Sie haben die Mitteilung der „Metzer Zeitung" wiedergegeben, der zum Tode ver urteilte, aber in der Zeit zwischen Verurteilung und Hin richtung im Gefängnis an der Schwindsucht verstorbene Raubmörder Camille Blaise sei auf dem Friedhose in Monlignn mit einem feierlichen Begräbnis 2. Klaffe in einem Rcibengrabe beerdigt worden. Blaise hat be kanntlich sein Leben reumütig und mit den Sterbesakra menten versehen beschlossen, nachdem er seine un selige Tat eingestandeu und als Sühne für die selbe das Todesurteil mit Ergebung bingenonunen hatte. C» lag demnach kein Grund vor, ihm die kirchliche Beerdigung zn verweigern; wie die Armen wurde er einfach 3. Klaffe beerdigt nnd nicht mit einem feierlichen Begräbnis 2. Klaffe. PH. Cbatclain, Pfarrer". — Die „Straßb. Post" bemerkt zu diesem Schreiben: „Diese Mitteilung, daß der Blaise einfach 3. Klaffe, und nicht mit einem feierlichen Begräbnis 2. Klaffe zur letzten Ruhe gebracht wurde, ist in der Tat wesentlich. Im übrigen aber richteten sich die Bemerkungen über die Beerdigung nicht sowohl gegen die Art, al« gegen die Tat- facbe der Beerdigung in der Reihe".
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