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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.07.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040713023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904071302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904071302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-07
- Tag1904-07-13
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vezugS-PreiS d« Va»pr«M»Mo» od« drre» AuSoabv- sltlle» ad, «holt: vierteljährlich ^tl S-—, bet zweimalig« täglich« Z»st,ll»»a in« Hau« X 3.7k. Durch di« Post bezöge» für Deutsch laub «. Oesterreich vierteljährlich 4.V0, für di» übrige» Lärmer laut Aeitvagspretälist«. NebsMvnr Zohauuttgastr v. Eprechstuube: k—S Uhr Nach«. Fernsprech«: 1L» Erprätttv«: Johaunt-gass« L Ferusprech«: 222. Filialekpebtttvnerr: Alfred Ha h », Buchdandlg., UntverfitätSstr.8 «Fernspr. Rr. 4Ü4S1 L. Lüsche, Äathariue» stratze 14 (Fernsprecher Nr LV3Ü- ». Köllig»« platz 7 (Ferusprech« Nr. 7b0bj> F>an»t»jhtltEle Dreüdett: «arienstrabe 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 171A. HuuPt'Ftliale verlt«: karlD» » cker, Herzgl-Bavr^ofduchbandlg, Lützowstraße lO(FerusprecherAmtVI Nr.4603.) Abend-Llusgave. WVMr.TagMM Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- «nd des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Aales «nd des Aolireiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-PreiS die 6gespaltene Petitzeile 25 Reklame» unter dem Redaktiondftrich (4 gespalten) 7b nach den Frmiltennach» richte» >6 gespalten) bO «z. Tabellarischer and Ftssernsatz entsprechend höh«. — Gebühre» für Nachweisungen und Offertenannahme LS Extra-Beilagen gesalzt), nur mit d« Morgen-Ausgabe, ohne Postbesvrdrrung >ll 60.—, m t t PostbesOrderung ^l 70.—. Annahmrschlutz s«r Rnzeigrur Abend-Ausgabe: vormittag« 10 Uh«. Morgeu-Ausgab«: aachmtttag» 4 Uhr, Anzeigen sind stet» an die Expedition -u richten. Die Erprditton ist wochenrag« ununterbrochen geöffnet vou früh 8 bis abend» 7 Uhr. Druck und Verlag vou U. Pol» tu Leipzig (Inh. vr. B..R. ät W. Elinktzardt)^ Nr. 353. vsr Aicdttgtlr vom Lage. * Heute wird die deutsche Flotte voraussichtlich von Plymouth nach Vlissingen weiterfahren. * Bei der Beratung des Proportionalwahlantrages Hammerschmidt in der bayerischen Kam mer erklärte sich der Minister des Innern aus prak- tischen Gründen gegen die Beratung des Antrages. (Siche Deutsches Reich.) * Das wundertätige Bild der heiligen Mutter von Kasan ist samt seinem wertvollen Nahmen ge stohlen worden. (Siehe Aus aller Welt.) Lur poMirchen Lage in knglsnä. Unser Londoner kd-Mitarbeiter schreibt uns: London, 11. Juli. Kein englischer Politiker, so groß sein Ehrgeiz immer sein möge, würde sich im Augenblicke an den Platz des britischen Premierministers sehnen. Seit dem Tage, da Lord Salisbury zu Gunsten seines Neffen abdankte — ein Schritt, der mehrfach als Vetternwirtschaft ausgelegt und gerügt wurde: in gewisser Beziehung nicht zu Un recht, da mehrere Söhne Salisburys sich ebenfalls bevor zugter Stellungen erfreuten — hat die konservative Parteiregierung im Lande an Ansehen bedeutend ver loren. Tie geschaffenen sozialen Reformen in den ver flossenen Sessionen aufzuzählen, fällt nickt schwer: aber weniger leicht ist die Aufgabe, die Vorlagen nam haft zu machen, die bei der jeweiligen Parlaments eröffnung von den Stufen des Thrones aus mit großem Pomp als bevorstehend verkündet und — beiseite gelegt wurden. Mehrere wichtige Vorlagen, die von einer Session in die andere verschleppt worden sind, werden auch diesnial das alte Schicksal erleiden, obwohl die Re gierung durch die Einführung einer verschärften Ge schäftsordnung sie durchzubrinacn versuchen wird. Das hohe Haus bat viel zu fragen, viel zu räsonnieren und große Neigung, das Balfour-Kabinett zu stürzen. Be zeichnenderweise herrscht dieser Wunsch nicht allein in den Kreisen der Opposition, sondern auch in den Kreisen der den Konservativen verbündeten Liberal-Unionisten vor, die zum gewissen Teile der Regierung, ob ihrer un entschlossenen Haltung in der Fiskalfrage feindlich gegen überstehen. Ihre Zahl ist den Anhängern Chainberlains gegenüber verhältnismäßig gering: nicht so ihr Einfluß, da sie in dem Herzog von Tevonshire einen im Volke und Parlament beliebten und als charakterfest geschätzten Führer besitzen. Man muß die parlamentarischen Verhältnisse in Eng land mit einem andern Maßstabc messen als auf dem Festlandc (Frankreich vielleicht ausgenommen), da auf den britischen Inseln das System der Parteiregicrung besteht. Das Kabinett wird von der bei den Neuwahlen Mittwoch den 13. Juli 1904. 98. Jahrgang. sich als stärkste Politische Fraktion erweisenden Partei ge bildet, und in diesem Umstande liegt die Stärke und Schwäche der jeweiligen Regierung. Nicht allein die Er kenntnis mehrerer Abgeordneten, daß die parlamenta rische Berufung eine sehr kostspielige Ehre ist (weil die Ausgaben für die Wahlen nur zum Teile aus dem Partei fonds bestritten werden), sondern vor allem die Befürch tung, daß die Tage des Tory-Kabinetts Balfour gezählt sind, macht die gegenwärtige Antipathie im Regierungs lager erklärlich. Die Einpeitscher, denen die Aufgabe obliegt, die Abgeordneten zum Erscheinen zu veranlassen, um den Plänen der Opposition, die Regierung zu über stimmen und dadurch zu Falle zu bringen, entgegenzu arbeiten, befinden sich besonders in dieser Session in einer wenig beneidenswerten Lage. Mehrfach sank die Re gierungsmehrheit auf 60 und gar 40 Stimmen und oft hatte es den Anschein, als ob der Sturz des Kabinetts unvermeidlich sei. Diese Ausführungen werden Mr. Balfours jüngste Haltung erklärlicher machen. In einem Manifeste er mahnt er die Tories zu regerem und pünklichcrem Erschei nen im Hause der Gemeinen und zur selben Zeit gibt er seine Entschlossenheit bekannt, ohne Berücksichtigung der in den Nachwahlen zutage getretenen veränderten Stim mung der Wählerschaft, im Amte zu verharren, so lange die Ministeriellen im hohen Hause über eine Stim menmehrheit verfügten. Daß es dem Premier minister jedoch mit seiner ersten Aeußerung nicht ganz ernst ist, beweist seine Depesche an den kon servativen Kandidaten im Chertsey-Wablkrcise, die der Propaganda der Liberalen entgegen arbeiten sollte. Das konnte jedoch nicht verhindern, daß die Konservativen in ihrer alten Toryfeste, die noch in der Neuwahl des Jahres 1900 eine Mehrheit von 2287 zeitigte, ihre Stimmenmehrheit auf 549 schwinden sahen. Wenn Nach wahlen als vorbildlich für kommende Neuwahlen an gesehen werden können, so ist das Lchiuml drS Kaöiüetl^ Balfour im nächsten Jahre besiegelt, falls es sich nicht schon früher entscheidet. Wie sehr die Liberalen an Macht gewonnen, mögen einige Ziffern beweisen. Ihre ehedem erzielte höchste Mehrheit wuchs für die Wahlkreise: Mid- Devon von 1251 auf 1476, Norwich von 3-17 auf 4260, S.-Birmingham von 1788 auf 3076, Normanton von 2331 auf 3946, Harborough von 1323 auf 1733, Devon- Port von 348 auf 1040. Für den Kontinent und für Deutschland insbesondere ist trcsc Zunahme des liberalen Einflusses und die Mög lichkeit einer kommenden liberalen Parterregierung in England von hoher Wichtigkeit. Nicht nur, daß der eng- lifche Freihandel unter einer liberalen Herrschaft gesichert bleiben würde, sondern es siebt auch zu erwarten, daß sich die deutsch-englischen Beziehungen beim Eintreten einer derartigen Möglichkeit bessern werden. Merkwürdig ist der in dieser Beziehung im Laufe der letzten drei oder vier Jahrzehnte vor sich gegangene Umschwung: während nämlich zu jener Zeit die Stimmung der Tories eine aus nehmend deutschfreundliche, diejenige der Whigs eine unverhohlen deutschfeindliche war, richten sich die Sympa thien der Tories heute nach Frankreich, diejenigen der Whigs nur zum Teil nach Frankreich, in der Hauptsache aber nach Deutschland. Aus bester und unantastbarer Quelle weiß ich, daß Sir Henry Cambell-Bannerman und andere liberale Führer ausgesprochen deutschfreundliche Gefühle hegen und daß sie eine Wiederannäherung an Deutschland mit Freuden begrüßen würden. Dieses Moment ist für die Tories nicht zutreffend, die immer mehr dem Einflüsse Mr. Chamberlains und seiner imperialistischen Politik unterworfen werden. Eine jüngste Behauptung der „Daily Mail", daß er im Hause der Gemeinen über ein Gefolge von zweihundert Ab- geordneten verfüge, verdient mit Vorsicht ausgenommen zil werden, und schließlich besagt dies durchaus nicht, daß der Apostel des Schutzzolls und der Propagandist des engeren Zusammenschlusses der britischen Kolonien mit dem Mutterland«? in den Kreisen der Wählerschaft über einen bei den nächsten Neuwahlen den Ausschlag geben den Anhang verfügt. Diese Frage fällt hauptsächlich ins Gewicht und nicht etwa, inwieweit der Einfluß des ehe maligen Kolonialministers im britischen Parlament reicht. So weit es sich heute übersehen läßt, haben die Liberalen bei den letzten Nachwahlen durch ihr Eintreten für die Beibehaltung der englischen Freihandelsprinzi- Vien stets Vorteile eingeheimst. Für Mr. Balfour war die Erklärung Mr. Chamberlains, daß er und seine Freunde alles daran setzen, die Regierung so lange wie möglich im Amte zu erhalten, recht demütigend. Der weitsehende Politiker muß daraus notgedrungen den Schluß ziehen, daß die Chamberlainiten diese Politik so lange aufrecht erhalten werden, als Mr. Balfour ihnen zu Willen ist. Ter Ansicht ist auch die liberale Presse, die natürlich aus dieser Erklärung Kapital zu schlagen sucht. Sie wirst dem Premierminister Unbeständigkeit, wenig Offenheit und Zielbewußtsein, ja, selbst Charakterschwäche vor, und tat- sächlich muß man ihr vcihnichien, öaß oie'Umstände merk- würdig Zusammenwirken. Was man in den Kreisen der liberal-unionistischen Freihändler denkt, zeigt eine Aeuße rung des „Standard". Er sagt, daß Mr. Chamberlain seine Politik geändert habe: erst betonte er die wirtschaft liche, dann die imperialistische Seite seines Programms, jetzt appelliert er vor allein zunächst an den Patriotismus seiner Landsleute. Mr. Chamberlains Anspielung auf die Schutzzollpolitik der Vereinigten Staaten sei durchaus verfehlt: im engeren Kreise derselben herrsche der Frei handel. nur nach außen würde der Schutzzoll aufrecht er halten. Diese Möglichkeit ist für Großbritannien an gesichts der Haltung der Kolonien ausgeschlossen Der Hiiktana 4er Herero. Lin Denkenal für die ersten Opfer. Oberstleutnant a. D. Jobst, der Vater des im Oktober beim Ansbruch der BondelzwartS gefallenen Leutnants Walter Jobst, hat aus Keetmann-Hoop folgende» Schreibe» vom 28. Mai erhalten: „Heute habe ich die Freude, Ihnen dir Mitteilung machen za können, daß von der Bevölkerung im Bezirk KeettnannShoop der Beschluß gefaßt worden ist, dem Andenken ihre» gefallenen Sohnes Walter Jobst und der übrigen im BondelzwartSaufstand Ge fallenen ein Denkmal auf KeetmannShoop zu setzen. Auf der Rückseite des Denkmals wird auch der im Afrikanderaufstand 1897 Gefallenen (Leutnant v. Altrock) gedacht werden. Die Anregung zu diesem DrnkmalSbau gaben verschiedene Herren, die, wie auch ich, schmerzlich empfanden, daß Ihr Sohn immer wieder, zuerst wohl vom Gouvernement dies« Kolonie selbst, als Ursache des Aufstandes bezeichnet wurde, besser al» Urheber. Daß dies nicht der Fall gewesen ist, haben alle mit Eivgebornrn- fragen vertraute Männer stets behauptet; die Eingebornenpolitik des Gouvernements brauchte aber und fand in Ihrem gefallenen Sohne einen Urheber für den Aufstand. Ihr Sohn und sein pflicht getreues, mutiges Borgehen am 25. Oktober 1903 steht bei d« hiesigen Bevölkerung hoch in Ehren. DaS gevlante Denkmal soll ein öffentlicher Dank dafür sein. D« Plan ist bereit- zur Aus führung gekommen, indem der Firma Gebrüder Hefselmann in Hamburg die Besorgung des Obelisken, des Adlers und d« Gedenk platten in Auftrag gegeben worden ist. Die kleine Skizze füge ich zur Orientierung Euer Hochwohlgeboren bei. Es wird sich vor aussichtlich ermöglichen lassen, daß die Einweihung am 27. Januar 1905 stattfindet. Von wem da- Schreiben ausgegangen ist, läßt sich an der Meldung, die in größerer oder geringerer Aus führlichkeit von mehreren Blättern wiedergegeben wird, nicht ersehen. Verwechslung von Liebesgaben. Folgender heitere Zwischenfall wird nach der „Deutsch- Südwestafr. Ztg." aus Okamatangara gemeldet: Nm 27. Mai traf eine Wagenkolonne von Onjatu ein und brachte Liebesgaben mit, dir unter dte Mannschaften vertritt wurden. Infolge eines eigenen Zufalls kam dabei auch eine Kiste, die ursprünglich für Aale sund bestimmt war, an? Tageslicht; sie war offen bar an Bord der „Darmstadt", alS daS Schiff in Nalesund war, übersehen worden und mitgegangen, al» derselbe Dampfer die Truppen nach Lwakopmund brachte. So gelangte sie endlich nach Okamatangara. Beim Oeffnen stellte efi sich heraus, daß die Kiste Damenwäsche, darunter auch Unterkleidung, enthielt, was beim Borzeigen allgemeine große Heiterkeit erregte. Auch einige Herrcnkleidungsstücke, so mehrere Ueberröcke, befanden sich darin. Tiefe wurden den Eingeborenen gegeben. Auch Jakob, der letzte Ueberläufer von den Hereros, «hielt einen vollständigen An zug und präsentirte sich, der soeben noch ganz nackt gegangen war, von Kopf zu Fuß höchst nobel ausstaffiert. Die Tamenkleidung wurde unter die Bastardfranen verteilt, die, ihren Männern folgend, die Abteilung begleiteten. Wir bringen der Meldung aus dem Grunde starkes Miß trauen entgegen, weil die „Darmstadt" überhaupt nicht in Aalesund gewesen ist. Der Norddeutsche Lloyd entsandte vielmehr die „Weimar" dorthin. Die „Darmstadt" befand sich Mitte Januar, als das Brandunglück von Aalesund passierte, bereits mit einem Truppentransport unterwegs nach Südwestafrika, weshalb man in Bremerhaven im ersten Augenblick glaubte, auch die „Weimar" solle dorthin. Feuilleton. Die Entgleisten. Roman von Caroline Deutsch. Nachdruck verboten. Am Fuße des Abhanges begannen die Wiesen, eine endlos grüne Fläche, und an dem schmalen Wege zwischen beiden stand in einiger Entfernung eine Steinbank, von einem mächtigen Apfelbaum beschattet, die zum Ausruhen einlud. Sie schritten darauf zu und ließen sich nieder. Tic ganze Pracht des Sommertagcs lag vor ihnen ausge- breitct. Der kräftige und würzige Duft des gemähten Heus stieg in die stille, sonncngetränktc Lirft auf, hinter ihnen rauschten die Bäume des Parkes, worein sich ab und zu der bald Helle, bald leisklagende Ton einer Vogel stimme und das Zirpen der Grillen mischte. „Vermissen Sie wirklich die Hauptstadt nicht, Herr Graf?" fragte Marischka. „Oder war's nur so eine kleine Bosheit gegen Iulzsa, was Sie sagten?" „Ich entbehre sie nicht, weil Sie hier sind, Fräulein Marischka." Marischka befand sich auf unsicherem Boden . . . sie war bestrebt, unbefangen zu sein und nur Harmloses zu sprechen. Die Luft schien aber mit Melodien erfüllt, wohin sie sich nmndte, wohin sie griff, drang der eine süße Ton hervor. — ..Warum kamen Sic heute so spät?" fragte sie wieder. Bethlen erzählte ihr jetzt, daß ihn ein Händler aus Verbova aufgehalten, der ihm eine gebrauchte Schneide- und Dreschmaschine zum Kauf augedoten habe. Das junge Mädchen ineinte, daß es unpraktisch sei, olle Maschinen sich anznickaffen, die dann gewöhnlich so viel an steter Reparatur kosteten, daß man dafür neue haben könnte. „Und Sie brauchen ja dieses Jahr keine. Lder glauben Sie, daß Sic für Ihre Riibenernte Schneide- und Dreschmaschinen nötig haben?" schloß sie ihre Belehrung, während der Schalk jetzt aus ihren Augen blitzte. „O nein!" rief er, in ihre Heiterkeit elnstimmend. „Etwas weiter bin ich doch schon in den landwirtschaft lichen Kenntnissen! Aber eines muß ich Ihnen sagen. Sie sind erstaunlich klug und tüchtig bei Ihrer Jugend, Fräulein Marischka«" „Weil ich Ihnen abrate, alte Maschinen zu kaufen?" fragte sie neckend. „Nein, in allem", sagte er sehr ernst. „Wenn man Sie und Ihre Frau Mutter sieht, bekommt man einen gewaltigen Respekt vor der Arbeit, selbst ein Müßig gänger, wie ich einer bin." „O nein! Wie können Sic das sagen?" rief sic in liebevollem Elfer, ibn zu verteidigen. „Mama hat schon oft geäußert, wie anerkennenswert Ihr Fleiß und Inter- esse sei, und daß Sic sich so tapfer in die ungewohnten Verhältnisse hineinfinden, Herr Graf." „Das hat sie gesagt?" Sein Gesicht wurde ganz rot vor Freude. „Ein Lob Ihrer Mutter kann einen wirk- lich stolz machen." „Nicht wahr?" sprach auch Marifckka mit leuchtenden Augen. „Ihre Nähe, ihr Beispiel wirkt, daß man seine eigenen Flügel wachsen fühlt ... Ich hab' mich vielleicht ungeschickt ausgedrückt, Herr Graf?" fügte sie hinzu, als sie seine Blicke unverwandt auf sich gerichtet fühlte. „Sie haben sich im Gegenteil wunderbübsch auSge- drückt. Ich denke nnr daran, daß Sie Herr Graf sagen, während ich Sie Fräulein Marischka nenne." „Sie sind doch einer. Wie soll ich Sie anders nennen?" Herr Bethlen sollen Sie sagen." „O nein, das . . . das geht nicht!" wehrte sie er schrocken ab. „Tann werd' ich Sie gnädiges Fräulein oder Fräulein von Torma titulieren." „Fräulein Marischka hört sich aber so lieb an . . .1" Plötzlich stockte sie, und ihr liebliches Gesicht war wie in Feuer getaucht. Er nahm ihre Hand und küßte sie. „Herr Bethlen sollen Sie mich nennen! .... bitte, bitte, Fräulein Marischka!" „Nun gut . . . Herr Bethlen . . .!" Sic saß in hol- bester Verwirrung da. Er hätte die jungen Lippen küssen mögen, die seinen Namen so einzig süß aussprack)en, aber er bezwang sich; nur ihre Hand küßte er immer wieder mit heißer Zärtlich keit. Ta machte sich Marischka mit einer jähen Be wegung frei und sprang auf. „Andreas!" rief sie in höchster Bestürzung. Wie sic war er die Anhöhe heruntergekommen und stand am Pfad, eine kurze Strecke von der Bank entfernt, aus der sic saßen. Tann bog er jedoch ab, und ohne MarischkaS Ausruf zu beachten oder nur einen Blick nach den beiden zu wenden, schritt er geradeaus über die Schwaden duftenden Heus, die Wiese hinunter, wo man dann weiter durch die angrenzenden Felder auf die Land straße gelangte. Seine Züge waren nicht zu unter scheiden gewesen, er hatte den Kopf tief gesenkt, als suche er etwas am Boden oder als sänne er schweren Gedanken nach „Was mag er nur haben?" sprach Marischka, die ganz blaß geworden war. Auch der junge Mann war betreten. War Andreas Zeuge der kleinen zärtlichen Scene gewesen, und hatte dies seinen priesterlichen Zorn erregt? Nach dem Ein druck. den er von ihm in der letzten Zeit gewonnen, konnte er dies nicht glauben .... war der Kaplan ehe.' alles andere als ein frommer Eiferer .... Wer mochte wissen, welche schweren Probleme in diesem Augenblick seinen ariuen Geist beschäftigten, nx»s ihn bewegte, was alles in ihn, rang? ... Er hatte sie gewiß decke weder gesehen noch gehört. — Doch davon konnte Bethlen mit Marischka nicht spre chen, cs nicht einmal andeuten: denn es wäre wie Ver rat gewesen. — Wie es aber auch war, die Nähe Andreas' hatte den Zauber dieser Sommerstunde gebrochen . . . und wie sie der dunkeln Gestalt nachsahen, war es ihnen, als bliebe hinter ihr auf dem sonnigen Bilde ein leiser Schatten zurück. . . . „Es ist Zeit zur Jause", sagte Marischka dann. „Die anderen werden schon ini Schlosse sein." Sie nahmen nicht den Rückweg über die Wiesen, wie es Bethlen zuerst ausgesprochen, sondern umgingen die Anhöhe und gelangten wieder in den Park. Ini Schlosse, wo der Kaffeetisch gedeckt war, wurden sie mit Lacken »nd Necken empfangen; denn die zwei anderen Paare hatten sich wirklich schon eingefunden. Der Doktor, der wie Bethlen es aus die Farbe abgesehen, batte dem blauen Kleide Terka Farkas' nachgesieuert, und so war der eroberungssüchtigen Iulzsa nichts anderes übrig geblieben, als sich von dem Apotheker fangen zu lasten. — XVck. Harrer Petrow befand sich in seinem Garten, damit beschäftigt, schützende Strohhiillen um die jungen Lträucher und Bäumchen zu legen. Es »var November geworden und raube Winde und Nachtfröste hatten sich bereits eingestellt. Zwei jungen Rojenstöcken ivandtc er besondere Sorg falt zu. Tie Gewitterstnrme im Frühjahr hatte» ibncn arg zugesetzt und sie vieler Zweige beraubt: nur seinen großen Bemühungen war es gelungen, sie zum Grünen und Blühen zu bringen. Lb sie die lange Winterbaft »nieder überdauern und ihnen ein neues Anfeisteben be- schieden Ivar? - Und während er ihre Stäimncken tuS zur Spitze hinauf sorgsam umwand und den Boden, so weit die Wurzeln reichten, niit Stioinnatlcii bedeckte, gingen ih.n viele Gedanken durck den Sinn .... So ein Pflänzchen,
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