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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.07.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040720012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904072001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904072001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-07
- Tag1904-07-20
- Monat1904-07
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Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unttr dem RedokttonSstrich («gespalten) 75 -4, nach den Familieunach- richte» (vgrspalteu) bO Tabellarischer nud Ziffernsatz rntsprrchrad höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 -4- Ertra-Veilage» (gesalzt), nur mit d« Morgen »Ausgabe, ohne Postbesbrdrrung ^4 60.—, mit Postbcförderuug 70.—. «luuntzmefchlutz für «>,ei,e»r Sbend-AuSgabr: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Au-gaber nachmittag« 4 Uhr. Anzeigen find stets au di« Expedition -n richten. Dir Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet non früh 8 bis abeud« 7 Uhr. Druck and Vertag von G. Pal» in Leipzig (Inh. vr. B., St. » W. KltuktzardP. 98. Jahrgang. Var MUNlgrie vom rage. * Im Königsberger Geheimbundsprozeß wurde gestern mitaeteilt, daß nach Auskunft deS Auswärtigen Amtes nur in Rußland festgestellt werden könnte, ob dort ein Gesetz veröffentlicht worden sei, welches Deutschland für Fälle der Majestätsbeleidigung die Gegenseitigkeit verbürgt. Der Ge richtshof beschloß, dieserhalb in Rußland anzufragen. Ferner stellte die Verteidigung unter Beweis, daß die russische Regierung seit 188l in den Balkanländer» Agenten unterhalten habe, die die Aufgabe hatten, daS Volk zum Aufstande gegen ihre Regierungen aufzureizen und die auch verschiedene Attentate, z. B. auf Gtambuloff und das frühere serbische KönigSpaar, veran laßten. (S. Dtsch. Reich.) * Da- verbreitete Gerücht von dem Rücktritt de« öster reichisch-ungarischen Botschafter- in Konstan tinopel, Frhr. v. Calice, entbehrt nach Wiener Meldungen der Begründung. * Zum Schutze britischer Schiffe gegen di« Belästigungen durch die russische Freiwilligen-Flotte wurden eng lische Kreuzer ausgesandt. Der ZuttgttatisnsMberalirmur im Königreich Zacdren. Von jungnationallibcraler Seite wird uns geschrieben: Tie „National-Zeitung", die sich bisher gerade in den Kreisen der Nationalliberalcn. die neben der Pflege na tionaler Gesinnung auch auf die Betätigung einer libe - ralen Anschauung ganz besonderen Werl legen, eine- guten Ansehens erfreute, sich jedoch in jüngster Zeit in eigenartiger Weise durch die Fähigkeit auszeichuetc, die widerspruchsvollsten Anschauungen mit einer für den gewöhnlichen Lejcrverstand schier unfaßbaren „Un befangenheit" wicderzugcbcn, brachte in ihrer Nr. 430 einen Artikel über: „Die I u n g l i b e r a l e n im Königreich Sachse n". Dieser befaßt sich niit dem ini September in Leipzig stattfindcnden Berlretcrtag des „Rcichsverbandes der nationalliberalen Jugend". Da von ausgehend, daß Leipzig hauptsächlich auch deshalb ge wählt worden ist, damit die nationalliberalc Jugend bewegung in Sachsen mehr in Fluß gebracht werde, wird aachzuwcisen gesucht, daß hierzu ein eigentliches Bedürf nis nicht vorliegc. Tenn die liberale Bewegung in Dresden und Umgegend, sowie in anderen Orten des Königreichs habe einen entschiedenen Aufschwung genommen und die politische Richtung des Dresdner Reichsvereins werde den jungliberalen Anschauungen durchaus gerecht. Habe doch z. B. in der Wahlrechtsfrage der Dresdner Reichs verein von vornherein aus einem „entschieden freiheit lichen" Standpunkte gestanden, während sich der Jung- nationalliberale Verein in Leipzig für ein „Klassenwahl- recht begeistert" haben soll. Wie ein Blatt, wie die „National-Zeitung", welches sich um die Förderung der nationalliberalen Jugend bewegung besonders auch in Sachsen zweifellos Verdienste erworben und deren Entwicklung auch sicherlich mit Auf merksamkeit verfolgt hat, kritiklos solchem Artikel, dessen Zweck doch gar zu offen liegt, Raum geben kann, um die Gruppe des Dresdner ReichSvereins im Hochglanz des Liberalismus erscheinen zu lassen, während der Jung- nationalliberalc Verein zu Leipzig gewissermaßen als eine Vereinigung von Leuten hingcstcllt wird, die noch mehr oder weniger in einer reaktionären Haut stecken, die für ein Klassenwahlrecht cintreten, oder, wie der Artikel jagt, sich gar für ein solches „begeistern", bleibt ein Rätsel. Tas Verhalten des Jungnationalliberalen Vereins mag für manche Leute, die gewohnt sind, politische Fragen lediglich nach doktrinären Grundsätzen zu erledigen und zu be- urteilen, etwas Unerhörtes sein. Ter Jungnational- libcrale Verein zu Leipzig hat sich dadurch bis jetzt nicht beirren lassen, wird es auch nicht tun. Neben der Pflege politischer Ideale, sucht er vor allen Dingen praktische Politik zu treiben und, ohne von seinen Idealen abzu lassen, zunächst immer das praktisch Erreichbare zu er streben. So ist cs auch mit dem sächsisckfen Wahlrecht. Ter „National-Zeitung" und vielleicht auch dem Ver fasser ihres Artikels können nicht die Ausführungen über „die W a h l r e ch t s ä n d e r u n g in Sachse n" un bekannt geblieben sein, die der Vorsitzende des Jung- nationalliberalen Vereins zu Leipzig in Nr. 2 der „Nativ- nallibcralen Jugend" gebracht hat. Tort heißt es u. a.: „Wir Jungnationalliberalen in Leipzig sind uns klar ge worden, daß im Königreich Sachsen keine Aussicht bestehl, jetzt rin Wahlrecht durchzubringen, in dem auch nur merkbar unsere Ideale sich auSprägcn Ts kann deshalb nur unsere Aufgabe sein, die Partei in ihrer Tätigkeit soweit zu unterstützen, als sic den von un« anerkannten Forderungen nachzukommen der. spricht. Es darf nicht unsere Rolle sein, durch übermäßige An sprüche unseren Einfluß in der Partei und die Arbeit der Fraktion im Landtage auf« Spiel zu setzen. Deshalb haben »vir uns zum Ziele gesetzt, un« darauf zu beschränken, daß wir die Mängel de« bisherigen Wahlrecht«, die mit unsercn Ansprüchen unvereinbar scheinen, beseitigen, ohne doch die Forderung auf« zustcllen, daß dafür daS einzig wünschenswerte Wahlrecht ein gesetzt werde. Der Vorwurf des Mangels an Liberalismus läßt uns un gekränkt, denn er ist unbegründet. Wir müßen unsercn Ein fluß anfbietcn, die Partei vor dem Brette, an das sie sich an genagelt hat, los zu bekommen, um die liberale Entwicklung der Dinge in Sachsen einen Schritt weiter zu fördern. Wir be trachten die von uns vorgeschlagene Nenderung keineswegs als ein Ziel, sondern nur als einen Schritt zum Ziel. Das Ziel selbst wird sich finden, sobald die Verhältnisse reif dafür sind." Bekanntlich ist der sächsische nationalliberalc Lan- dcsverein für ein Plural stimmrecht eingetreten. Dies ist geschehen in einer Versammlung in Dresden, bei der offenbar die Mitglieder der dortigen Vereine den AuS- schlag gegeben haben, nachdem in einer voraufgegange nen Versammlung des Landesvereins in Leipzig, die Mehrheit unter Feststellung gewisser Gundzüge sich doch die wünschenswerte Freiheit der Entschließung gewahrt hatte. Ob nun das Plural- oder das verbesserte Drei- klasscnwahlsystem, wie eS die Jungnationallieberalen derzeit unterstützen, besser oder brauchbarer ist, »nag die Zukunft lehren. Auf Grund eines ganz einfachen Rechenerempels darf man jedoch bezweifeln, daß das von Dresden vorgcschlagenc Pluralsystem, nach welchem kein Wähler mehr als 4 Stimmen auf sich vereinigen darf, der für jeden Nationalgesinnten unerläßlichen Be dingung genügt, daß cs die Kammer nicht der Sozial demokratie auslicfert. Für ein Plnralsystcm mit einer Häufung von 10—20 Stimmen auf eine Person danken aber die Jungnationalliberalen, denn sie sind nicht nur national, sondern auch liberal gesinnt. Wenn nun im Schlußsätze deS „National-Zeitungs"- Artikels ausgesprochen wird, cs werde mit Genugtuung zu begrüßen sein, wenn durch die Tagung des Reichs- Verbandes gerade in Leipzig, wo die Kartell-Traditionen noch so fest wurzelten, ein frischerer Zug erweckt werde, so wird man auch wieder den Verhältnissen nicht gerecht. Der „frischere Zug" besteht hier nämlich schon, und zwar darf der Jungnationallibcralc Verein für sich in An spruch nehmen, daß gerade er wesentlich dazu bei getragen hat, wie ja auch dessen Vertreter cs war, der in der Generalversammlung des nationalliberalen Lan- dcsvcreins, die in einem der letzten Jahre im Zoologi schen Garten zn Leipzig stattfand, das sächsische Kartell aufs schärfste bekänipfte. Diese -Haltung hat der Jung- nationalliberalc Verein bis zur Stunde treulich bewahrt, mit dem Erfolge, daß das Kartell der Vergangenheit angchört. — Er hat sich in jeder Beziehung, un bekümmert um „Traditionen" und Doktrinarismus, als ehrlicher Vorkämpfer des Liberalismus gezeigt. Sollte dies der „National-Zeitung", die doch früher den Leip ziger Jungnationalliberalen ihre Anerkennung nicht ver- sagt hat, inzwischen entfallen sein? Man ist versucht, es anzunehmen, denn sonst ist es nicht erklärlich, daß sie, ohne zu widersprechen, einen Artikel vcröffetlicht, der darauf ausgcht, der jungnationallberalen Bewegung in Sachsen das Wasser abzugraben. Wenn cs in jungnationalliberalen Kreisen beklagt werde»» niag, daß alte Verbündete sich absondern, so ist doch heute die Bewegung stark genug, um deshalb den Mnt nicht sinken zu lassen. An die nationalliberale Jugendbewegung, besonders in Leipzig, knüpft sich so manche Verheißung, die, so hoffen wir, in Erfüllung geben soll. Jedenfalls haben die „Jugendlichen" in Leipzig, bei all ihrer drängenden Energie nieinals den Boden verloren, sind nicht nationalsozialen oder frei sinnigen Verlockungen erlegen, so oft dazu auch Gelegen heit geboten wurde. Das ist ein Vorzug, der uns keinen Augenblick sclstvanken läßt ob »vir uns für die Dresdener oder für die Leipziger Jungnationalliberalen entschei den sollen. Und deshalb wünschen wir im Gegensatz zur „National-Zeitung" aufrichtig, der Vertrag des Rcichsverbandes in Leipzig möge den Erfolg haben, der ihn hierher lockte: Die Erweiterung des jungnationalliberale»» Einflusses in Sachsen. ver Ruktsnck aer ftrrero. Lruppentransport« «nd Verluste Ucker die T r a n s p o r t e nach Südwestafrika und die G e s a m t v e r l u st e bis zum 7. Juni hat dem Kolonialrat, wie aus den» „D. Kol.-Bl." zu entnehmen ist, bei seiner Tagung eine Uebcrsicht Vorgelegen. Nach dieser Uebersicht sind nach Südwestafrika bls zum 7. Juni ent- sandt worden. 211 Offiziere, 51 Sanitätsoffiziere, 64 Mi- litärbcamte, 4965 Unteroffiziere und Mannschaften, 32 Feldgeschütze, 12 Munitionswagen, 6 Maschinen- gewehre, 3320 Pferde aus Ostpreußen, Posen und Schle sien, Ferner wurden eingeführt aus der Kapkolonie 1310 Pferde und 420 Maultiere, auS Argentinien 547 Pferde und 25 Maultiere. Von der Schutztruppc für Kamerun wurden nach Südwestafrika abgegeben 4 Unter offiziere, 1 Sanitätsunteroffizier, 2 Feldgeschütze, 1 Ma- schincngewehr. Ferner wurden nach Südwestafrika ent sandt 6 Feldgeschütze, 1 Maschinenkanone, 6 Maschinen- Gewehre. Der Gefamtverlust bis zum 19. Juni betrug l28 Mann, darunter 32 Offiziere. Gefallen sind 129 Marrn, darunter 14 Offiziere, verwundet 121, darunter 14 Offiziere, an Wunden gestorben 9 Mann, darunter 3 Offiziere, an Krankheiten 48, darunter 1 Offizier. Ver- mißt und ermordet „etwa" 121. Zwei Ersatzkompagnien für die südafrikanischen Feld- regimenter werden jetzt gebildet. Das „Mil.-W.-Bl." em- hält die Versetzung von 22 Offizieren und Aerzten zu der» Ersatzkompagnien. Von den Offizieren gehörten zwei bisher der sächsischen Armee an. Außerdem sind zwei Offiziere und ein Arzt aus dem württembergischen Armee korps zur Schutztruppc versetzt. Zu einem neuen Transport hat das Reichsmarine- aint auch den Norddeutschen Lloyddanipfer „W itte - kind" gechartert. Ver Vur Maritz. Der als Leiter des Frarbtfahrwesend für die Haupt abteilung unserer Truppen angeworbene Bur Maritz ist etwa 27 Jahre alt, von mächtigem Körperbau und war einer der drei Unterbefehlshaber, die unter dem stellver- tretenden Generalkommandanten SmutS bis zum Ende des Krieges in der Kapkolonie tätig gewesen waren. Ge boren in der Kapkolonie, wurde er nach Jamefows Einfall Transvaalbürger, trat als gewöhnlicher Bürger bei einem Kommando ein, war 19()1 bei de Wet, als dieser seinen Marsch in die Kapkolonie antrat, blieb nach dessen Rückzug unter Kommandant Malan in dieser Kolonie, wuroe aber von dort in die nordwestlichen Bezirke des Freistaates geschickt. Mit nur acht Manu trat er den Rückzug an, sein Kommando wuchs während des Marsches auf mehr als 100 Mann an, unter denen sich u. a. auch der Marauis de Versanson, Andries de Wet und die fünf au« der Gefangenschaft in Ceylon geflohenen Freistaater befanden, die über Petersburg und Deutsch-Südwestafrika wieder zu ihren Landsleuten stießen. Maritz hat nicht nur Wege» seiner persönlichen Tapferkeit, sondern auch wegen seiner erprobten Führergabc in hohem Ansehen ge- standen. ver ruttstcb-japanircde Krieg. Ain Metienlinpah. Der Sonderberichterstatter der .Times" im Haupt- qckartier Kurokis drahtet am 17. Juli: 20 000 Ruffen machten beute in aller Frühe einen Angriff gegen die japani schen Stellungen am Motienliu. Ein lebhafter Kamps ent brannte, der mit dem Rückzug des Feindes endete. Dieser schlecht ausgesiihrte Versuch, den Paß zu besetzen, kostete die Russen 200 Tote und Verwundete. Ihr Rückzug war übrigens bewundernswert geleitet. Die japanische Batterie aus dem Höchen zur rechten deS Passes leistete Vorzügliches. Die rujsijchen Kanonen wurden nur zur Deckung deS Rückzuges angewendet. Die japanischen Verluste sind uner heblich. Etwas anders lautet eine Meldung von japanischer Seite: London, 10. Juli. Wie dem Reuterjchen Bureau aus dem Hauptquartier Kurokis über Fusan von gestern gemctdet wird, verloren die Japaner am 17. d. M. in der Schlacht am Motienpaß 300, die Russen 2000 Mann. Die Japaner seien eine Brigade und ein Bataillon stark gewesen. Englische Kriegsschiffe gegen die rusfische Freiwillige Flette. Der Berichterstatter der .Daily Expreß" erfährt, britische Kriegsschiffe wurden unverzüglich in bas Roche Meer ent sandt, um die britischen Schiffe gegen die Be- bellrgnng seitens russischer Kreuzer zu schützen. Der britische Kreuzer „Terrible" ist berects nach Suez ab gegangen. Italien und Japan. Die vom „Lassan-Bureau" verbreitete Nachricht, daß die Versetzung des bisherigen italienischen Gesandten in Tokio. Herrn Melcgari, ans den Botsckzasterpostcn in Petersburg die japanische Regierung peinlich berührt und sie sogar zu einen» Proteste gegen diesem Vorgang ver anlaßt habe, wird in einer uns aus Rom zugehenden Mit teilung als eine seltsame Erfindung bezeichnet. Die er wähnte diplomatische Verschiebung stehe außer jeg lichem Zusammenhang »nit der ostasiati- sche»» Verwicklung, und es sei unverständlich, mit tvelcher Begründung der Entsendung Melegaris nach Petersburg die Deutung eines gegen Japan unfreund, lichen Aktes der italienischen Regierung gegeben werden könne. Welchen Wert das Kabinett von Tokio aus die un geschwächte Erhaltung -er gegenwärtigen, durchaus freundlichen Beziehungen zu Italien legt, gehe aus -em Umstande hervor, daß der japanische Gesandte beim Quirinal, Herr Ohyama, in den letzten Tagen irn Mini sterium des Aeußern erschien und in Abwesenheit des (Wege»» der Handelsvertragsverhandlungen mit Oester reich-Ungarn »n Vallombrosa weilenden) Ministers dem Staatssekretär Herr»» Fnsinato eine Note mitteilte, in welcher die Behauptung, daß die Versetzung des Gesandten Melegari nach Petersburg in Tokio einen ungünstigen Eindruck hervorgerufen habe, entschieden zurückgewiefen wird. Tie japanische Regierung bcdaure allerdings den Abgang -es bisherigen Vertreters Italiens, der sich ihr volles Vertrauen erworben und die Pflege des guten Ver hältnisses zwischen de»» beiden Staaten eifrig und erfolg reich gefördert habe. Anderseits könne man aber in Tokio infolge dieser Sympathie und Anerkennung für den Ge sandten dessen Beförderung auf eine höhere diplomatische Stellung nur als eine wohlverdiente Belohnung seiner bisherigen Dienste betrachten, und cs sei Nieder auf Seiten der japanischen Regierung, noch in der öffentlichen Meinung des Landes der Gedanke aufgetancht, daß die Versetzung Melegaris nach Petersburg eine unfreundliche Handlungsweise gegen Japan bedeute. veulreder lleicb. * Leipzig, IS. Juli. * Tic „Rational»8eitun>" erklärt heute abend in eigener Sache, die von uns wiedergegebene Vermutung, da- Blatt sei an die Firma August Scherl verkauft, beruhe aus .völlig freier Erfindung". Soweit wir dabei in Betracht kommen, ist das falsch. Wir pflegen nicht „frei zu erfinden" und hätten auch diese Nachricht nicht gebracht, wenn sie uns nicht von mehreren und anscheinend gut unterrichteten Seiten zugegangen wäre, und wenn nicht der verwunderliche, in der deutschen Presse allgemein konstatierte Frontwechsel der „Nat.-Ztg." in der Mirbach-Angelegenheit der Meldung eine innere Wahrscheinlichkeit verliehen hätte. Immerhin freuen wir uns, die Annahme als unzutreffend bezeichnet zu hören und sehen auch über einige spitze Bemerkungen, als »n begreiflicher Erregung über die geäußerte Vermutung ge schehen, mit leichter Muke hinweg. Bei alledem nehmen wir übrigens an, daß hier kein Spiel mit dem Worte „ver lausen" getrieben »vorden ist. O * Berlin, lS. Juli. * Ter heilige Kastengeist in der Ostmark. In Schnciücmühl haben die Polen einmal wieder ihrem Bedürfnis genügt, schmutzige Wäsche zu waschen. Als Aeußerung des Triebes zur Reinlichkeit betrachtet, ist das ganz löblich, und in politischer Beziehung wenig stens insofern nicht vom Uebel, als es den Konservatis mus dieser sonst so unruhigen Reichsbewohner bezüglich ihrer traditionellen Lebensführung hübsch deutlich allen, die es angeln, vor Augen führt. Diesen üblichen Natio- nalentgleisungen der Polen, in diesem Falle der Lust am Jeu, stehe»» aber, objektiv betrachtet, auch Vorzüge gegenüber: z. B. ihre leidenschaftliche Liebe für ihr Volkstum. Die Polen sind im allgemeinen sehr exklusiv in unserer Ostmark, soweit es sich wenigstens um Ver kehr »nit Deutschen handelt — nur bei einem adeligen Landrate machen sie anscheinend eine Ausnahme. Wie man annehme»» darf aus politischen Gründe»» — alle Polen sind Politiker — tun sich einem solchen Herrn die polnischen Kreise aus. Auch der Landrat des preußischen Kreises Wirsitz Graf v. Wartensleben, hatte es »nüg licherweisc derartigen Erwägungen zu verdanken, daß er an dem Spiel in dieser vornehmen polnische»» Ge- sellschaft tcilnebmen konnte. Nur schade, daß nach An sicht des Schneidemühle»: Gerichtshofes der polnische Mitspieler Graf Job. Bninski sich dabei eines unschönen Betrugsversnches schuldig machte, denn es ist leicht mög lich, daß nun auch die Harmonie unter den übrigen Spielern einen Knacks bekommen und der preußische Landrat Graf v. Wartensleben dadurch vielleicht den standeSgemäßesten Umgang seines Kreises eingebiißt hat. — Nennt man dies praktische Ostmarkenpolitik treiben, von der Gras v. Bülow. Kanzler des Reiches und preu ßischer Ministerpräsident, feierlich erklärt hat, daß sie die wichtigste innere Angelegenheit des preußischen Staates und zugleich eine dcutschnationale Frage von größte» Bedeutung sei? Der heilige Kastengeist jedenfalls wird seine Helle Freude über diesen Triumph haben, den er an der gefährdesten Stelle des Deutschtums davon getragen hat. * Zum Fall Mirbach hat naturgemäß die gesamte deutsche Presse Stellung genommen. Fast unbedingt verteidigt worden ist dabei der Oberkofmeister nur von einem Blatte; die übrigen haben mit ihrer Verurteilung der Machenschaften Mirbachs zumeist nicht zurückgehalten. Dabei verdient hervor gehoben zu werden, daß der „Reichsbote", ein den Mirbach schen Kreisen seinen Anschauungen nach sehr nahestehende- Blatt, zwar sachlich scharf die Tätigkeit Mirbachs verurteilt, aber doch seiner Person ein verzeihende- VerständniS entgegenbringt. Die Leiter des „Reichs boten", die selbst dem geistlichen Stande angebören, geben der ganzen Sache neuerdings eine besondere politische Wen dung dadurch, daß sie den Oberhofmeister als eine Persön lichkeit hinstcllen, dessen kirchlich-politischen Einfluß zu beseitigen die Reichsregierung und der UltramontaiiiSmuS ein Interesse habe. Das Blatt flicht in einen sehr langen Artikel eine persön liche Reminiszenz ein, aus der kervorgcht, daß ernstliche christliche Kreise schon von Ansang an ihre Pflicht erkannt undvertreten haben. Der „Reichsbotc" erinnert daran, daß auch der vielgenannte Kommerzienrat Sanden dem Potsdamer Zweigverein des evangelisch-kirchlichen Hülfsvereins s. Zt. eine Summe von 20 000 gestiftet bat. Als sich dann Sandens zweifel hafter Charakter ergab und eine private Besprechung der veklagenswertcn Erscheinungen angeregt wurde, lehnte die Leitung des „Reichsboten", aus dem Standpunkt stehend, daß eine reinliche Scheune als evangelisches Gotteshaus besser sei als eine »nit unrechtem Gut erbaute Kirche oder Kapelle, eine solche brieflich ab, indem sie bedauerte, daß die Schatten der Berliner Finanzkorruption bis an die Schwellen evangelischer Gotteshäuser zu reichen begönnen. Dafür wurde von den Männern de« „Reichsboten" aber in der nächsten öffentlichen Sitzung der offizielle Antrag gestellt, die von Sande»» stammende Summe ans dem Berem-ver mögen znrückzuzahlcn. Mirbach habe sich keineswegs den ethischen Erwägungen des Antrags verschlossen, und die RückzaklnngSangelegenheit wäre damals auch zu einem guten Ende gekommen, wenn nicht die „Schweiger und Mund redner" in der Versammlung, die keine juristische Verpflich tung anerkannten, dies vereitelt hätten. Gleichwohl wurde der Antrag nur vertagt. DaS Blatt sagt dann weiter: Wir haken dann von dem Antrag weiter nicht- gehört . . . ., da wir »ns für längere Zeit von den Beratungen zurückzogen. Das aber wissen wir, daß Vas in dem Anträge liegende sittliche Momeni weiter in dem Oewissen des Oberhofmeisters gearbeitet hat, und daß nicht lange darauf im Stillen manches von dem gut gemacht »vorden ist, was man leider öffentlich zur rechten Zeit versäumt hatte. Es ist da- nicht der einzige Fall, wo dieser Zug der Selbstbesinnung am Freiherr» v. Mirbach zu beobachte» war, und gerade diese Eigenschaft ist e-, die ihn uns zusammen mit seiner persönlichen Frömmigkeit, sein« arbeits- samen Energie, seiner inannigsachcn Begabung über di« meisten au» feine« «tmosphäre gestellt Hai. Schätzenswert ß«ad« tu
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