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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.08.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040801012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904080101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904080101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-08
- Tag1904-08-01
- Monat1904-08
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Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offrrtenannahme 2Ü Extra-Beilagen lgefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Poslbrsörderuug 70.—. Anaatzmeschlutz für Anzetie»: Abend-Ausgabe: vormittag- 10 Uhr. Morgeu-Au-gobe: nachmUtagt 4 Uhr. Anzeigen sind stet- au die Llpeditson zu richten. Die Srpedttion ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abend» 7 Uhr. Truck und Verlag von E. Pali in Leipzig (Inh. vr. V., R. L W. Kitakhardt). Nr. 387. Montag den 1. August 1904. 98. Jahrgang. Var lvickftigrte vom lagt. * Die Reichsjustizkommission wird zur zweiten Lesung der Reformsragen des Strafprozesses im Oktober zusammentreten und gedenkt im Frübiahr ihre Arbeiten zu beendigen. (S. Dtsch. Reich.) * Es taucht der Vorschlag auf, des deutsch-russischen Handelsvertrages wegen den Reichstag noch im Hochsommer einzuberufen. Der Vorschlag wird jedoch lebhaft bekämpft. (S. Dtsch. Reich.) * Der Reichs? an zier ist gestern von Berlin nach Norderney zurückgekehrt. * InLubow (Kreis Ratibor) sind gestern vierzig Gebäude niedergebrannt. kin psMircher voppelmorü. Von unserem Bukarester 8- Korrespondenten gehen uns folgende Berichte zu, welche das bereits erwähnte blutige Kaffeehaus -Nenkontre in etwas ande rem Lichte, als bisher dargestellt, zeigen: Bukarest, 27. Juli. Unweit des Polizeigebäudes, an dem belebtesten Teile der Hauptstraße Bukarests, der Ealea Victoria (Siegesstraße), erhebt sich ein stattliches, großes Gebäude. Es ist dies das Palais Nikon. Dasselbe ist bereits früher auch dem außerrumänrschen Publikum «dadurch bekannt geworden, daß bei der Errichtung desselben im Jahre 1887 der jetzige Ministerpräsident Sturdza, der damals Kultusminister war und als solcher die Verwaltung des von dem verstorbenen Metropoliten Nifon dem Staate hinterlassenen Vermächtnisses hatte, zum ersten Male will- kürliche Auslosungen bei den Rentenziehungen veran laßte, die dann später in Nachahmung zu den bekannten Betrügereien bei den Rentenauslosungen führten. An stelle des jetzigen Palais standen nämlich alte, bau fällige Baracken, die unbedingt durch einen Neubau er setzt werden mußten. Tas hierzu erforderliche Kapital - wie das Grundstück von dem Metropoliten Nifon dem Staate vermacht — war aber von dem Erblasser bei der Bank von Odessa in rumänischen Rententiteln deponiert worden, und da diese Bank mit der Herausgabe zögerte, so ordnete Sturdza deren Auslosung bei der nächsten Ziehung an, und die dadurch erlangte Summe wurde für oen Neubau verwendet. Dieser Vorgang wurde bei dem Prozesse gegen die späteren Auslosungsschwindler fest gestellt. So entstand das Palais Nifon. Auf der rück wärtigen Seite dieses Palais ist ein Cafs etabliert, welches die Bezeichnung CafH Macedonia erhalten hat. In diesem Caf6 wurden vor vier Jahren die aus Bul garien herübergekommenen Verschwörer verhaftet, welche im Auftrage -es makedonischen Comitss hier auf offener Straße einen Verräter an ihrer Sache ermordet hatten. Tas Palais Nifon ist durch diese beiden Begebenheiten bereits zu europäischer Berühmtheit gelangt, und ein blutiger Vorgang, der sich heute nachmittag in dem Caf6 Macpdonia abspielte, wird zu dieser „Berühmtheit" noch ein Weiteres beitragen. Als vor 8Z4 Jahren das gegenwärtige Ministerium die Regierung übernahm, war es eine der ersten Hand- lungen desselben, 'die von den früheren konservativen Ministerien in den kutzowallachischen Gemeinden Make doniens errichteten und subventionierten rumänischen schulen aus Sparsamkeitsrücksichten zum größeren Teile aufzulösen (erst in neuerer Zeit hat man mit der Wieder- eröffnung dieser Schulen begonnen). Nach Auflösung dieser Schulen kamen viele Lehrer, die an denselben ge wirkt hatten, nach Rumänien, in der Hoffnung, hier ein neues Unterkommen zu finden. Unter diesen Ankömm lingen befanden sich auch der srühere Schulinspektor in Danina, LazareScu-Lecanta, und der Lehrer Ilie Papa- bagi, beides geborene Makedorumänen. Der letztere er hielt eine Anstellung an einer Schule in Ploesti, während der erstere in Bukarest sich niederließ und sich journalistisch zu betätigen suchte. Seit kurzem gab Lazarescu Lecanta hier ein Blatt heraus, „Der Balkan". Dasselbe verfolgte das Programm, die in den makedorumänischen Gemein den namentlich in der letzten Zeit sich geltend machenden Bestrebungen auf größere kirchliche Selbständigkeit gegen über dem jetzt herrschenden Grieckientum, insbesondere die Einführung des Rumänischen als Kirchenspvache, zu be kämpfen. Ta dies Lazarescu-Lecanta tat, obgleich er selbst Makedorumäne war und als solcher auch früher den jetzt von ihm bekämpften Bestrebungen nahe gestanden hatte, er aber auch größere eigene Mittel ni<Ä besaß, die zur Herausgabe eines Blattes genügend gewesen wären, so wurde vielfach angenommen, daß er von dem griechisch, orthodoxen Patriarchat in Konstantinopel, in welchem das Hellenentum dominiert, durch Geld zur Bekämpfung der erwähnten Bestrebungen gewonnen worden sei und daß dieses auch die Mittel zur Herausgabe des «Balkan" hergebe. Tie Haltung, welck-e Lazarescu Lecanta in seinem Blatte einnahm, führte zu wiederholten heftigen Auseinandersetzungen zwischen ihm und seinen engeren Landsleuteg, die gleich ihm in -em Eaf6 Macedonia zu verkehren pflegten. Al» in der letzten Nummer des „Bal- kan", welche am Sonntag erschien, wiederum ein sehr heftiger Artikel gegen die Bestrebungen der Makedo- rumänen enthalten war, beschlossen die im Caf6 Mace donia verkehrenden Makedorumänen, dieserbalb Laza rescu Lecanta zur Rede zu stellen, sobald dieser wieder im Cafö erscheine. Dies geschah heute nachmittag. Kaum hatte Lazarescu Lecanta dasKafteehaus betreten, als seine Landsleute ihn mit Schmähworten überhäuften. Laza rescu Lecanta antwortete gereizt, und als einer seiner Widersacher, der bereits genannte Lehrer Ilie Papahagi Miene machte, ihn aus dem Kaffeehause zu weisen, zog er seinen Revolver und schoß Papahagi nieder. Sofort griffen auch die Freunde Pavahagis zu den Revolvern und kurz darauf fiel auch Lazarescu Lecanta entseelt zu Boden, nachdem bei der allgemeinen Schießerei auch ein Kellner durch 2 Schüsse ernstlich verwundet worden war. Nachdem Lazarescu Lecanta getötet worden war, ver ließen die Makedorumänen das Kaffeehaus und als die benachrichtigte Polizei herbeieilte, fand sie nur die beiden Leichen vor. Da jedoch die ini Kaffeehause verkehrenden jungen Makedorumänen bekannt waren, so gelang es der Polizei, die an der Affaire Beteiligten im Laufe des Tages sämtlich zu verhaften. Bukarest, 26. Juli. Von den gestern Verhafteten hat einer, der vormals in Makedonien als Lehrer tätige, jetzt hier in Bukarest als Schriftsteller lebende Nuschi Lulin, ein Cousin des ge töteten Papahagi, eingestanden, die tätlichen Schüsse auf Lazarescu Lecanta abgefeuert zu haben. Infolge dieses Geständnisses, welches durch die Aussagen der Zeugen be stätigt wurde, wurden die übrigen Verhafteten wieder freigclassen. Ter gegenwärtig in der Sommerresidenz des Königs zu Sinaia weilende Ministerpräsident Sturdza ließ den telegraphischen Beleb! hierher gelangen, bei sämtlichen Makedorumänen Hierselbst Haussuchungen zu veran stalten und deren Korrespondenz mit Beschlag zu belegen, was auch im Laufe des heutigen Tages geschehen ist. Deutsches Feicb. Berti», 31. Juli. * Einberufung des Neich-tagSk Es wird der Vorschlag gemacht, des neuen deutsch-russischen HandclSvertraaes wegen ven Reichstag mitten im Hochsommer einzuberufen. Wir wissen nicht, ob der Vater de- Gedankens an einer irgendwie maßgebenden Stelle zu suchen ist, möchten e« aber bezweifeln. Die Arbeit-lraft der mit der Vor bereitung des erreichten Abschlusses betrauten Mit glieder der Regierung ist, wie wir meinen, ausreichend genug in Ämpruch genommen worden, al- daß es nicht al- eine unbillige Rücksicht erschiene, auch diesen Herren em Recht aus Erholung zu gönnen. Uederdies glauben wir, eine lebhafte Neuerörlerung aller der Streitfragen, die sich an die Diskussion über ven russischen Handelsvertrag knüpfen würde, könnte nach Lage der Dinge den noch cmsstrbeadcn Verhandlungen Uber weitere HanvelsvertragSabfchlüfs« weniger förderlich al- hinderlich werden. Di« Sozialdemokraten würden in einer außerordentlichen Zwischensrffivn zahlreich am Platze sein; von den Vertretern der anderen Parteien ist dies weniger anzunehmen. * Reform des Strafprozesses. Nachdem die sogenannte Reichsjnstizkommisfion, wie die Kommission von Sach verständigen für die Vorberatung von Fragen der Reform de- Strafprozesse- genannt wird, die erste Lesung der ihr zur Begutachtung und Beratung überwiesenen Fragen erledigt hat, liegt eine Summe von sachverständigen Urteilen vor, die weder ihrem Umfange noch ihrem Inhalte nach Unbeträchtlich ist. ES ist die Annahme aufaetaucht, die Ergebnisse der ersten Lesung der Reichsjuflizkommissiou wurden jetzt den Einzelregirrunge» zur Kenntaisnahme und Prüfung unterbreitet Das ist mcht richtig. Di« Sachver- ständigen-Kommission ist ei» Jnformationsapparat für das Reich-justizamt. Erst weuu dir Ergebnisse der zweiten Lesung der Sachverständigenkommission vorlirgen und ihre Ver wendung in einem vorläufigen Entwurf zur Reform de- Strafprozesse- gefunden haben, wird auch den Emzelregie- rungea die eingehende Kenntnisnahme der Gutachten mcht erspart bleiben, die vou de» Sachverständige» abgegeben wurden. Die Reich-zustizkommisfion wird zur zweiten Lesung der einschlägigen Kragen im Oktober zvsammeu- treten. Es wird mit dem Abschluß ihrer Arbeit im nächsten Frühjahr bestimmt gerechnet. * S«m Fall Mirbach wird jetzt im einzeloeu im ^L.-A." auf Grund von Mitteilungen einer „einwandfreien Stelle" erzählt, wie sich der Verzicht auf die SIS 0-0 Mark abgespielt haben soll. Nachdem die ersten ungünstigen Nachrichten über di« Pommern, bank tu die Oefientlichkeit gedrungen waren, erschi»« Frhr v. Mirbach am 28. Dezember IVOl im Pttvatkoator der Herren Schulz und Romeick nud erklärt« ihn«», daß er von de« ihm «tu. geräumte» Guthaben keine» Pfennig mehr i» «»sprach nehme» werd«. Bride Direktoren baten, tzerr v. Mirbach mbge nur un- bedenklich über fei» Guthaben ganz nach Wunsch verfüge». Aber Herr ». Mirbach wiederholt«, daß er fer»«hin keinen Pfennig davon annehmrn werd«. Darauf hielte» die betbe» Direktoren miteinander kurze Zwiesprache und gaben da»n nochmals ihrem Bedauern über dm Entschluß da» Herr, Obatzafmetster-, der von einer ganz unnvtigcn Sorge eingegeben wäre, Ausdruck. Da aber Herr v. Mirbach durchaus auf seiner Absicht bestelle, so wollten sie denn da- Konto „K." loschen Um dies kaufmännisch korrekt ausführen zu tonnen, mußt» Herr v. Mirbach über den Empfang von 325000 Mark — dem auf Konto „K." stehenden Guthaben — quittieren. Herrn v. Mirbach leuchtete rin, daß die Bank über den „Ausgang" dieser Summe einen Beleg haben müsse. Die Direktoren fertigten übermal- »in Ouiltuiigoschema au-, über wiesen es Herrn v. Mirbach und dieser unterschrieb, in dem festen -klauben, nur einer Formalität genügt zu daben. In welcher Weise die Herren Schulz und Romeick die 820000 Mark dann ver wendet haben, darüber dürften sie nun Gelegenheit erhalten, unter ihrem Eide auszusaaen. Wer die „einwand-freie Stelle" ist, wird leider nicht gesagt, manche behaupten, es sei der Oberhofmeister selbst. — Freiherr v. Mirbach sollte sich übrigens bei den Sammlungen für die Vollendung der Kaiser Wilhelm-Gedächtnis-Kirche an die Oberpräsidenten gewandt haben nicht wegen ihrer amtlichen Eigenschaft, sondern weil sie mit ihm be freundet und Mitglieder de« evangelisch-kirchlichen Hülfs- vereins seien. Dazu bemerkt die „Neiffer Zeitung": „Die Behauptung ist unrichtig. Freiherr v. Mirbach hat sich an den Oberpräsidenten Fürsten Hatzfeldt, Herzog von Drachen berg gewendet, und da der Herzog katholisch und nicht Mitglied des evangelisch-kirchlichen tzülfsveretn- ist, liegt es auf der Hand, daß Freiherr v. Mirbach den B e a m t e n für seine Zwecke requirierte." Der orthodoxe „Reichsbote" schreibt unter der Stichmarke ,ES ist genug!" „Der Brief des Herzogs Ernst Günther zeigt, daß die Pommernbankaffäre längst über die Grenzen hinaus gediehen ist, welche sie bei gesunden Zuständen im Inneren, bei einiger Tatkraft und Uebereiustimmung im Schoße der Regierung, bei tieferer Urberlegung von allen Beteiligte», endlich bei einer «indringenden Tätigkeit der berufenen Gerichte niemals über schreiten durste. Die Kette der zahlreichen begangenen Fehler setzt sich, immer neue gebärend, fort und hat bereits einen öffentlichen Skandal erregt, der allmählich den in der Kotze- assäre und beim Tausch-Lützowprozesse enthüllten Zuständen zu ähneln beginnt. Eine Neuauflage dieser traurigen Erscheinungen damals liegt aber gewiß nicht im Interesse der Monarchie oder dient zum Ansehen des Hofes, vielmehr muß man der „Deutschen Tagc^eitnug" recht geben, wenn sie ebenso wie wir'dkl» Brie» un gewöhnlich nennt und ein rasche» Ende dss grausamen Spieles, das schon zu lange gedauert hat, verlangt. Sie sucht das immer noch in der einen Richtung, die sie von Anfang an vertreten hat, in einer Entlassung de- Oberhofmeistrrs. Wir halten über diese letzte Ent scheidung, die nicht unsere Sache ist, weiter zurück, aber das ist sicher, daß es so wie bisher nicht weiter geht, wenn der Schaden nicht immer größer und schärfer werden soll. Es ist nichts wie eine neue Kurzsichtigkeit, wenn liberale, kryptoosfiziöse und ultramontaue Organe, wie „Germania", „Leipz. Tagebl.", „TLgl. Rundschau", „Berl. Lokal-Anzeiger", den Brief des Fürsten wie eine rettende Tat feiern. Er kann in allen Einzelheiten recht haben und ist doch als Ganze- zu bedauern. Er eröffnet Perspektiven auf Fort setzung des Streits, die jeden wahren Royalisten tief bekümmern müssen, schon im Hinblick auf di« seelischen Leiden, ivelche mit einer solchen Form der Auseinandersetzung für unsere ieuer« Kaiserin verknüvft find. Der Reichsbote fordert schließlich wiederholt vollständige Rückzahlung de- Konto X. und gerichtliche Aufklärung über den Verbleib der 820 000 Mark. — Da wir weder rryptv- offiziös »och ultramontau sind, soll auf un» wohl die Ve- zeiwnung „liberale- Organ" zielen. Mit dieser Titulatur sind wir einverstanden. Wa» unsere Kurzsichtigkeit anbetrifft, so bekennen wir un- in Demut dazu, lehnen eS aber trotz dem ab, durch die Brille des „Reichsboten" ander- sehen zu lernen. — v. Witte- Der Präsident de- rujsifäien Ministercomiw- v. Wüt« bat, nachdem die Verhandlungen betreffs der deutsch- russischen Handelsverträge zum Abschluß gebracht worden find, mit Geh. Staatsrat Tlmlr»asew Berlin verlassen und sich nach Petersburg zurückbegeben. — Die Gefahren des Eisenbahndienstes, Der preußische Minister der öffentlichen Arbeiten hat Anlaß aenoinmen. die könig lichen Eisenbabndirektionrn erneut auf die Notwendigkeit hinzu weisen. daß alle Bediensteten eingehend über die Gefahren, welche die einzelnen Zweige des Eisenbahndienstes mit sich bringen, belehrt und von Zett zu Zett immer wieder daran erinnert werden, wie diesen Gefahre« sachgemäß begegnet werden kann. So wird durch die Amt-Hlätter in angemessenen Zwischenräumen auf dir in Plakatform au-gehängten Unfallverhütung-Vorschriften auf- merksam zu machen »nd werden di« Dirnstvorsteher anzuweisen sein, in den Unterrichtsstunden jene Vorschriften zu besprechen und an der Hand von Beispielen zu erläutern. Der Minister vertraut, daß es die königlichen Eisenbahndtrekttouen sich angelegen sein lassen, mit allen Mitteln dahin zu wirken, daß die Bediensteten jederzeit sich der Gefahre» des Eisenbahnbetriebes bewußt «nd im eigenen Interesse daraus bedacht find, fi« durch genaue Befolgung der ge gebenen Bestimmungen zu vermeiden. * ä Halle «. E., zi. Juli Im Saale de- „Wintergarten' hier fand gestern eine von ca. 400 Lehrern au- dem Regie rungsbezirk Merseburg besuchte Versammlung statt, um zu dem im preußischen Abgeordnetenhause abgeschlossenen Schulkompromtß Stellung zu nebmen. Zu der Ver sammlung war auch der Reichs- und Landtagsabgeordnete 1)r Arendt erschiene«, welcher in einem Bortrage die Meinung der freikonservativen Partei zu dem Schulkompromiß zum Ausdruck brachte. Er sei von jeher ein Freund der Simultanschule gewesen, eine Ausdehnung derselben sri aber in unserer Zeit nur noch in engen Grenzen möglich, da Zentrum Trumpf sei. Deshalb müsse die Lehrerschaft un gesäumt die Initiative ergreifen, um die Bewegung ,n die rechte Bahn zu bringen Leider seien über den Schul- komvrouttß vielfach »och irrig« Meinungeu verbreitet. Rück- greifend auf de» Zedlitzschen Sckmlgesetzeutwurf, führte der Redner auS, daß, wenn das Gesetz zur Durchführung ge laugt wäre, rS die Schule an die Kirche auSgeliefert hätte. Das Kompromiß bedeute lediglich eine Einigung der Re gierung mit den rechtsstehende« Parteien über die Grundsätze, auf denen ein Schulunterhaltung-gesetz zustande kommen könne. Pflicht eine- jeden Lehrer» sei es, für das Schulkompromiß einzutreten. — In einem weiteren Vortrage sprach Lehrer Krug au« Kößlitz für das Kompromiß Mit großer Majorität gelangte folgende Resolution zur Annahme: „Tie Versammlung ertlärt ihre Zustimmung zu dem Schulau- trage Zedlitz-Hackenberg in dem Sinne: 1) daß di« konfessionelle Volksschule zwar die Regel, die Siinultanschule aber die gesrtzlich gestattete Ausnahme bleibt; 2) daß durch da- io Aussicht gestellte Schuiunterhaitungsgesetz die Entwickelung der Schule nach päda gogischen Grundsätzen nicht gehemmt, b. die auch von vielen Geist lichen nichi mehr gewünschte und als unnötig erkannte Ortsschul aussicht aufgehoben und Fachaufsicht eingeführt wird; 8) dir Be soidung der Lehrer im Sinne der Gleichstellung eine Aufbesserung erfährt." * Bre-lau, 3l, Juli, Behufs Herbeiführung einer gründ lichen Aussprache über die voraussichtlichen Folgen der jetzt in der ganzen Provinz herrschenden Trockenheit findet au' Einladung des Vorsitzenden der Landwirtschaftskammer Georg Prinz zu Schönaich-Carolath, am Sonnabend, den 6. August, im Laudeshause zu Breslau eine Versammlung sachverständiger Vertreter der Landwirtschaft aller Kreise der Provinz statt. Zur Teilnahme an der Versammlung sind Vertreter der Staats- usw. Behörden eingeladen worden. * Heidelberg, 3l. Juli. An der Einspruchsbewegung gegen den Wiederaufbau des Heidelberger Schlosses beteiligt sich nun auch die Sozialdemokratie. Ein vom sozialdemokratischen Verein einstimmig gefaßter Beschluß droht sogar, den Wiederaufbau der Ruine durch Ausstand oder Sperre zu verhindern, falls die Regierung gegen den Willen der ganzen Kulmrwelt ibre Pläne zur Ausführung zu bringen versuche» sollte. Die ander» sozialdemo kratischen Äereine des Landes sollen angegangen werden, sich diesem Beschluß anzuschließen. flotte. * Lchiffsbewegungrn. Tas 1. Geschwader und S. M. S. „Blitz", die am 2V. Juli in Äiolde eingetroffen sind, gehen am 0. August von dort nach Kiel in Tee. Das 2. Geschwader und die 1. Torpedobootsslottille sind am 20. Juli in Bergen ein getroffen, gehen am 3. August nach Balholm und am i- August von dort nach Kiel in Lee. L. M. T. «Fürst Bismarck" ist mit dem Ehef des Kreuzergeschtvaders an Bord am 30. Juli in Tsmgrau eingeiroffen und geht am 3. August von don u<t.. Tschifu in See. T. M. Klutzkanonenboot „Vaterland" ist am 20. Huli in Hankau am Aangtse eingetroffen und geht am 2. August von dort wieder ab. L. M. S. „Seeadler" geht am 31. Juli von Eheniulpo nach Tschifu in Tee. Dampfer „Plain" ist mit den al-gelösten Besatzungen der Schiffe des Kreuzer- geschivaders am 29. Juli in Port Tais eingerroffen und hat am 30. Juli die Reise nach Bremerhaven fortgesetzt. T. MV L. „Grille" ist am 29. Juli vou Wilhelmshaven nach Kiel in Tee gegangen. Rurlanck. Oesterreich - Ungar«. " Römisch-katholische Mörser. Man schreibt uns aus T e u l > ch b ö h in e n : Wiederholt ist in Berichten aus dein Gebiete der Uebertrittbewegung eines ullra- montanen Schmähblüttchens und feine» Herausgebers un- rühmliche Erwähnung geschehen. Jenes Blättchen, betitelt „Der Hausfreund", ist das Sprachrohr eines römischen Priesters, des Boreslauer Pfarrers I». Kranz Guck- l i n, eines Mannes vom Schlage des „Ex"-Jesuiten Bcrlichingen, und gehört nach römischer Anschauung natürlich zu der „guten" der „christkathollschen" Presse. Das; ein röhmisclpkcüholisches Blatt unter den Augen der staatlichen Zensurbehörden — nicht zu reden von den kirchlichen Vorgesetzten des Herausgebers — alles rvas freiheitlich und gar protestantisch ist, Jähr aus, Jahr ein besudeln darf, gehört nun einmal zu den durch ein Gewohnheitsrecht erworbenen „Privilegien", deren sich die röhmisch-klerikalen Presse im Lande der konfessio nellen Gleichberechtigung zu erfreuen bat. Wie weit aber der blinde, öffentlich gepredigte Hatz zu führen vermag und zu welch lächerlicher Anmatzung sich die Sendboten Rom» gelegentlich ausschwingen, beweist folgender Vorgang: Als im Hochsommer vorigen Jahres die junge evangelische Gemeinde Boreslau unter freudiger Teilnahme der gesamten Bevölkerung der Gegend ihr Kirchlein weihte, wurden bei dem Feste auch die der Örtsgemeinde gehörenden, sonst bei dem landes üblichen „Osterschicßen" verwendeten Mörser (Böller) in Gebrauch genommen und auch me eingesessenen Ka tholiken fanden' davon istjchts Unrechtes, wiewohl der Ortspsarrer ein heiliges Donnerweter von der Kanzel herabsanüte. Niemand dachte mehr an den feierlichen Protest Pater Gucklins, zumal dieser in der Zwischenzeit wiederholt für neuen „Ünterhaltungsstoff" gesorgt und deshalb von Privatpersonen auch vor die Gerichte zitiert worden war. Wer beschreibt daher das Erstaunen des Gemeindevorstandes, als der römische Pfarrer kurz vor Ostern die Mörser als durch den Gebrauch bei einer protestantischen Kirchweihe „entweiht" bezeichnete und ihre Verwendung zum „Osterschiesien" von einer neuen „Weihe" abhängig machteI Dies unerhörte Ansinnen war denn auch der in ihrer Mehrheit aus Katholiken bestehenden Ortsver- tretuno zu bunt und sie gab dem hochwürdigen Herrn bekannt, daß die Mörser Eigentum der Gemeinde seien und seines priesterlichen Segens nicht bedürften. Tas Österschietzen unterblieb diesmal; die Uebertritts- bewegung aber nimmt in -er Gegend ihren un gestörten Fortgang. r» - ' Karl Schurz und Parker. Wie zu erwarten war, tritt Schurz für den demokratischen Präsidentfcktaftskcmdi- baten Parker ein. Das Zusttmmungsschreiben unseres berühmten Landsmannes lautet: ^Mcht als Parteimann sondern als Unabhängiger fühle ich mich gedrungen, dem Richter Parker meine Hochachtung zu bezeugen. Die Grundsätze und Meinungen m bezug auf Pi«
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