Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.10.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188310130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831013
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831013
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-10
- Tag1883-10-13
- Monat1883-10
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.10.1883
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
iRM Z7.7S <0.2.1 0Ä7L jW 07.- U!l.- L>.- l«7.!»> 71M 90.- 77-7- IK9X0 l47.L i!» - IW.I0 »4- >'2.ld 12401 Oi.M 10«. 1SI. >2l..40 «4- 9-iO) >94- V740 II9.1L »442'. >» «'0 IM.- Ibv... liS. - l^ö. l>>i2» ?7. U7-L7 10741 > 8 «09«> «.41 2>...» ^«0.7.. 19»»' INL. I7>4>5 >2 0.2b »en 1>«- vilckor. 248.- 1!>4l« 147.- 1S..- iWt.- >«») ^ > 11.40 ' >0120 10UN OSLO 102- 97.1L >01.90 129- 7. r4 . - 129. - >87- 104- II» — 17N2L 100- 10.- «!.- 47 90 7729 49- 01- 9»7L 40- Mw IS — ico - b>7ü .,0- 140.- 124- 0247, 09L9 802, 4?.- 220.- bS- 98.- 183- V7L9 80.-- 184- 18SL 48- 100.- >14- «427 >»,- 140- 4t4°0 47^0 70.- lOI'I. 248's. 2t!0 121 >1. 1«4l, 1704, 117». 18!>°I» 189^ 14»4 107.80 w>.- 07,2 b.S8 bt4S2 2VS.7L !60bi, cewdor .- 8ti>l. ir-Aov. mung: sl. p«r »t. — .50A (Lrste« >«14 — Import IS,MO Lall so. t-1.70 Ilotka", v-Pork. -i«; in in n N'w- >0) der terdam, ldelaide Ham- ven ic.; »" »ou »erpvR. Erscheint täglich früh «'/, Uhr. Lr-artion und LrprdNo» Johanaesgasse 93. Aprechstoudkl, der NedarNou: Bormiltag« 10—12 Uhr. Nachmittag« S—8 Uhr. LU« »1« «»«»»»« M>,rl«»d1«k M»»u,cr>»U »X»I Iw »ü Ucd»cN«>> »cht »»rtuldlut, Auuntz«« tzer für »te «ächfts»l»cnve Nnwmer bestimmten Inserate an Wochenta-r» tzi» 3 Uhr Nachmittag», au G«»u-««» Aefttagru früh hi« '/,S Uhr. 3» den /ttialen siir Lus.-^nnahmc: vtt« Kle««. Unlversität-straße Sl. Laut» Lüsche, Kachartncnstrabe 13, tz. nur üt« '/,S Uhr MWger.TllMM Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschüstsverkehr. 288. TonnadenS dm 13. Oktober 1883. MeH. Auflage LSSOA? Ldonnrmrat,»reio vierlch. 4'/, M>L» iael. Vriaaertoh» b ML. Larch die Post bezöge» K ML Jede einzelne Nummer A) Pf. Lelegeremplar 10 Pf. Gebühre» für Lxtrabeilanr» ohne Poftbesörderaag 39 ML «11 PoftbesSederuu» 48 ML Inserate 6arspalte«e Petitzeilr SO Pf. Gr«drre Schriften laut ansom» Präs- Verzeichnis. T »bellarifcher u. glfferusa- nach HSHerm Tarif. tleclanr» anter de« NedartiaurArlch die Spaltzeile SO Vf. Inserate sind stet« au die Grhrhttt«» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»«uwenuiäo oder da«h Post« Nachnahme. 77. Jahrgang. Zur gesiilligen Veachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den lät. Oetober, Bormittags nnr bis jsS Nhr geöffnet. Lxpeältlov äv8 iTelprizer ^LxevlLttos. Amtlicher Theil. Vklimnlmachimi. Die die«jShrige MtcharUSmeffr endigt mit dem IS. Oktober. An diesem Tage sind die Buden und Stände auf den Plätzen drr inneren Ttadt bis 4 Uhr Nachmittag- voll- ständig zu räumen und bis spätesten- 8 Uhr Morgen» d«S l4. October zu entfernen. Die auf dem AugustaSplatze und auf den öffent lichen Wegen und Plätzen der Dorstadt besindlichen Buden und Stände sind bis Abends 8 Uhr bcS 13. October zu räumen und in der Zeit vom 15. bis 18. October, jedoch lediglich nährend der Tagesstunden, von 6 Uhr Morgen» bis 7 Uhr Abend-, abzubreckcn und wegzuschaffen. Bor dem 15. October darf Mil dem Abbruche der Buden und Stände auf dem AugustuSplatze nicht begonnen werden. Dagegen ist eS gestattet, Buden und Stände auf dem Noßplatze, welche vor Beendigung der Messe leer werden, früher, jedoch nicht am Sonntag den 14. October abzubrechen und wegzuschafsen, bascrn nicht dadurch Störung deS Ber. kchrS oder Benachlheilignng deS Geschäft» in den stehen bleibenden Buden herbeigefüyrt wird. E» bleibt auch diesmal nachgelassen, die Schaubuden auf dem Roßplatze und stönigSplaye, 'sowie diejenigen Stände daselbst, an welchen nur Lebensmittel feilgeboten werden, noch am 14. October geöffnet zu halten. Die Schaubuden, sofern sie aus Schwellen errichtet, in» gleichen di« CarroustelS und Leite sind bi» Abend» 10 Nhr de» 1k. October, diejenigen Buden aber, rücksichllich deren da» Eingraben von Säulen und Streben gestattet und eine längere Frist zum Abbruch nicht erthcilt worden ist, bi» längstens den 20. October Abends 8 Uhr abzubrechru und von Len Plätzen zu entfernen. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften, für deren Befolgung beziehentlich auch die betreffenden Bauhandwerkcr oder Bauunternehmer verantwortlich sind, werden mit Geld strafe bis zu 150 ^ oder entsprechender Haslstrafe geahndet werden. UebrigenS haben Säumige auch die ObrigkeitSwegen zu verfügende Beseitigung der Buden rc. zu gewärtigen. Leipzig, am 2. October 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. Vtkaillltinachiliig. In Gemäßheit deS Einkommensteuergesetze- vom 2. Juli 1878 und der dazu gehörigen Ausführungsverordnung vom II. October desselben IahrcS werben, au« Anlaß der Auf stestung deS Einkommenstcuer-CatasterS für das Jahr 1884, die Hausbesitzer oder deren Stellvertreter hiermit ausgesordert: die ihnen behändigten HanSlistcnsormulare, nach Matz gabe der daraus abgedruckten Bestimmungen ausgefüllt, binnen 8 Lagen von deren Be- händtgung ab gerechnet und bet Vermeidung einer Geldstrafe bis z« SG Mark, »ie lei Verabsäum ung des Termins nnnachsichtlicb beigetrieben werden wird. im Ttadthanse, Obstmarkt Nr. S, S. Etage, ent« weder persönlich oder durch Personen, welche zur Beseitigung etwaiger Mängel sichere Au-kunft zu ertheilen vermögen, abzugeben. Hierbei wird auf tz. 35 de» astegirten Gesetzes, «ach welchem sowohl der Besitzer eines HaaSgrnnd- stückS für die Stenerbeträge, welche i« Aolge von ihm verschuldeter unrichtiger oder unvoll ständiger Angaben dem Staate entgehen, hastet, wie auch jedes Aamilienhanpt siir die richtige Angabe aller zu seinem HauSstande gehörigen, et« eigene» Einkommen habenden Perzoneu, ein- fchlieplich der Astermiether und Schlafstellen- mtether, verantwortlich ist und auch darauf besonder« bingewiesen, daß die auf der letzten Seite der HauSlisten- sormulare befindliche Bescheinigung von dem Hausbesitzer, bez dessen Stellvertreter unterschristlich zu vollziehen ist Falls Hausbesitzer oder deren Stellvertreter keine HauS- listenformulare oder solche nur in unzureichender Zahl erhallen haben, so können dergleichen ans Verlangen an obengenannter Expeditionsstelle in Empfang genommen werden. Leipzig, am 12. October 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. 1>r. Georgi. Göhlitz. Wegen Reinigung der Räume bleibt unsere Schulgelder- Einnahme Montag den IS. d. M. für den dienstlichen Verkehr geschloffen. Leipzig, am 11. October l 883. Der Rath der Stadt Latpztg. vr. Georgi. Lo-a-Mca. Laut Gesetz vom 14. Juli 1883 haben Absender von Waore» nach der Nepnblik Tosta-Rica von jeder Factnra 3 Exemplare bei dem Consnl ihre« Bezirk« zur Beglaubigung rlnzureiche». Jede Fartura muß die Marke und Nummer eine» jeden L»tio, da« Brutto - Gewicht und genaue Inhalts»»»«»« ent halte». Nach dem 8. Decembcr ». o. werden Sendungen, tzri welchen vorüehrnd« Bestimmungen nicht beachtet sind, vom Zollamt in L«sta.Rica nicht mehr »«gelassen. AlHtz«»le Kalt«»«». Lonlul der Republik Lostn-Rica. Nichtamtlicher Theil. Die Wiederaufnahme -er parlamentarischen Arbeit. Seit fast vier Monaten ruht die parlamentarische Arbeit im deutschen Reiche mit der Unterbrechung von einigen Tagen, während welcher der Reichstag den spanisch-deutschen Handels vertrag berirth. Und während dieser ganzen Zeit sind wir nur ausnahmsweise in die Lage gekommen, uns mit den inneren deulschen Angelegenheiten zu befassen, soweit sie die eigentliche Ausgabe der Volksvertretung, hG GesetzgebnngS- arbeit, betreffen. Sollte da« etwa dann seinen Grund haben, daß diese Arbeit jetzt vorläufig zum Abschluß gelangt wäre, daß dringende Aufgaben für die Gesetzgebung nicht zu bewäl tigen wären? Eni Blick aus unsere inneren Verhältnisse, welcher fast nur über neu Geschaffenes auf allen Gebieten de« öffentlichen Leben- schweift, über Einrichtungen, in die wir unS erst cinleben solle», belehrt uns, daß noch unendlich viel zu thun übrig bleibt, um die entstandenen Lücken an-» znslillen und um die gemachten Fehler zu verbessern, daß wir vielleicht nochDeeennicn bedürfen werden, um zu einem irgendwie befriedigenden Ergebnis zu kommen. Ganze Gebiete der Gesetz gebung harren überhaupt noch der Neugestaltung; vorAllem die Steuergesetzgebung, und die socialpclitische Gesetzgebung stellt unS gar vor eine Aufgabe, für deren Lösung erst die Bor- bediiigunge» erfüllt werden sollen. DaS also ist nicht der Grund, weshalb wir diesen Nächstliegenden Aufgaben längere Zeit hindurch nicht die Aufmerksamkeit zugewrndet haben, welche sie verdienen, die Ursache liegt vielmehr außerhalb der deutsche» ReichSangelegenheitcn. Die fortdauernden Beun ruhigungen. durch welche unsere Nachbarn im Osten und Westen den Weltfrieden bedrohten, ließen unS nicht zu der jenigen Sammlung kommen, welche die Erfüllung unserer Nächstliegenden Aufgaben nvlhig macht, wir mußten strt» darauf gesaßi sein, daß irgend ein Vorwand benutzt wurde, um den von unS so sorgfältig gehüteten Weltfrieden zu stören und alle unsere Kräfte zur Abwehr eine- Angriffs in An spruch nehmen würde. Wir wissen e« au- dem eigenen Zu> geständniß der Franzosen, daß der Friede unter der Amt«, füdruiiz de- KriegSministcr» Tbibaudiu bedroht war, und wenn auch die russischen halbamtlichen Blätter die fried lichen Absichten Rußland« noch so laut betonen, so beweisen die Thatsacben, welche im Königreich Polen und aus der Balkanhalbinsel ibre vernehmliche Stimme reden, daß diese Versicherungen falsch sind, daß wir von Rußland ebenso gewiß eine« Frieden-brucb- gewärtig sind wie von Seiten Frankreich«. Dieser Sachverhalt hat e« auch uulbewirkt, daß die Eul- hüllung de« Denkmal« aus dem Niederwald die Wogen ber patriotischen Begeisterung in so starke Bewegung setzte, e» war nicht mir die Freude und Genngthnung über da« Erreichte, was die ganze Nation durcbbraiig, sondern e« war auch da« Dewiißtsein. daß die deutlchen Stämme auch in Zukunft festen Aneinanberschlusse« bedürfe», wenn sie die ihnen von alle» Seiten drohenden Gefahren siegreich bewältigen wollen. Aber diese« Bewußtsein wurde gehoben durch die Ueberzeugung, daß dir deutsche Einheit fortbestehen wird bi« in die fernste Zukunft. Und doch hat einer der Hanptbegründer dieser Einheit, Fürst Bismarck, m seiner Antwort auf die Festadresse der Düssel dorfer den Wunsch auSgedrückt, daß sich die deutschen Stämme noch mehr wie bisher fest aneinander schließen mögen, damit die gemeinsamen Aufgaben de« Reiche« erfüllt werden können. Fürst Bismarck meint mit dieser Antwort sicherlich nicht, daß die deutsche Einheit nicht fest begründet sei. er scheint damit wohl lediglich die Uneinigkeit der Parteien gemeint zu haben, welche c» verhindert hat. daß die Pläne de« Fürsten für die innere Entwicklung de« Reich« in vollem Umfange verwirklicht werden konnten. Voraussichtlich wird auch in Zukunft diese Einigkeit für gewisse LieblingSproiecte de« Kanzlers, wie da« Tabakmonopol, nicht zu gewinnen sein, und auch die sonstigen Steuerprojecte werden auch ferner vielfach aus Hindernisse stoßen, aber darin wird sich der einmüthige Sinn aller deutschen Stämme auch in der RcichSvertretung unzweifelhaft bewähre», daß unsere vorzügliche HecreSorganisalion unangetastet bleibt und daß auch stet» die zur Erhaltung der Wehrkraft de« deutschen Reichs nothwendigen Mittel bewilligt werben. Leider stehen auch für die nächste Reichstagssession wieder gesteigerte An forderungen an die Steuerkrasl de« deutschen Volke« in Aus sicht ; die ganz bestimmte Mittheilung. daß der Hinterlader demnächst dem Mehrlader welchen muß. hat un« darauf vor- bereitet, daß die Ausgaben für Mililairzwecke aufs Neue eine bedeutende Steigerung erfahren werde». E« liegen auch sonst nock Anzeichen vor, welche in dieser Beziehung be» sorgnißerregend sind, wie der Hinweis auf die ganz enorme Vermehrung der russischen Cavallerie, die Ausgaben für die FellungSbauten in Ostpreußen und endlich die Bedürfnisse für beschleunigte Mobilmachung der Flotte. Vermehrung der Schiffsmannschaften zur Ausfüllung de« Bedarfs im Krieg«» falle. Diese Andeutungen enthalten so bedeutend« Mehr- sorderungen, daß der BundeSralh in große Verlegenheit ge« ralhen wird, auf welchem Wege die Mittel aufgebracht werden solle». Auch an der größeren Regsamkeit, welche sich im Partei leben zeigt, erkennt man da» Herannahen drr parlamen tarischen Saison. ES haben inzwischen die Ergänzung«wahlen zu Len Landtagen in Sachsen und Bade» stattgesnaden. Während bei un« in Sachsen da» Parteiverhällniß im Ganzen dasselbe geblieben ist, hat sich in Baden ein erfreuliche« Er starken der »ationalliberalrn Partei ergeben, dort ist durch die Wahlen vom 4. bi« 8. October die Mehrheit für »i« nationallibcrale Partei gesichert, selbst für den Fall, daß die Ullramontanen und Demokraten sich gegen sie verbünden. ES scheint überhaupt, al» ob der Nuffchwung der nationalen und liberalen Parteibcstrebungen uns vom Süden her kommen sollte, denn auch in Marburg ist in der Person de« Professor» Westerkamp gegen den conservativen Candidaten v. Grimm ein Vertreter der nationalliberalen Partei aufgestellt worden, melcher alle Aussicht hat. gewählt zu werden. Wenn also auch die ForlschrittSpartei dprch ihr Auftreten bei der Stader und Elberfeld-Barinrr Wahl selbst die Möglichkeit aus ein Zusammenwirken aller liberalen Wähler un möglich gemacht hat und die Nationalliberalen fortan auf sich selbst gestellt sind, so ist damit noch keines wegs drr Niedergang der liberalen Bestrebungen besiegelt, e» will un» vielmehr scheinen, daß der fortschrittlich« Sieg im IS. hannoverschen Wahlkreise ein Pyrrhussieg »nd zugleich «Ine so nachhaltige moralische Niederlage war. daß sich die Herren vom Fortschritt schwerlich davon bald wieder erholen werden. Die feste und würdige Art, in welcher Rudolf von Bennigsen die liberale» Grundsätze vor seinem Ausscheiden au» dein Parlament im deutschen Reichstag und preußischen Landtag vertreten hat, wird unS auch in Zukunft zur Richt schnur dienen und wenn wir diesem Vorbild folgen, so wird unS kein wahrhaft Liberaler mit Recht den Vorwnrs machen können, daß wir die Grundrechte de» deutschen Volke», wie sie durch die Verfassung gewährleistet sind, preiSgcben. Wir werden auch in Zukunst fest auf dem Boden der Neich«- versossung stehen, aber e« zugleich weit von u»S weisen, an Institutionen zu nörgeln und zu rütteln, welche, wie die HerreSorganisation. den Stolz und die festeste Stütze de» deutschen Reiche« bilden. Leipzig, 13. October 1883. * Au» Berlin wird un» vom Donnerstag geschrieben: „E< ist ein Glück, daß der Termin zur Neuwahl der Stadtverordneten vor drr Thür steht, denn di« Agitation batte ihren Höhepunct bereit« überschritten, und da die Ver sammlungen immer leerer wurden, wurde zu den aller- drastischsten Mitteln gegriffen, um nur einigermaßen wieder da« Interesse der Menge anzuregen. Nachdem der Geh. Rath Spinola von der „Norddeutschen", der .Kreuzzeitung" und dem .Deutschen Tageblatt" wiederholt al« rm Fort schrittler drnuncrrt worden, hat sich der konservative Mann veranlaßt gefunden, wenigsten» dem erstgenannten Blatte da« Stenogramm seiner in der Stadtverordnetenversammlung über die Frage der Auslösung de» Eolleqin,»« gehaltenen Rede zuzustelle». Jeder unbefangene Leser muß zugebcn, daß sich Herr Spinola bei dieser Gelegenbcil einer ebenso großen Offenheit wie Mäßigung befleißigt hat. aber da« osficivse Organ zr»gt hier wieder, daß e« nicht fähig ist, unbefangen zu urtheilen, und verlangt ausdrücklich, daß Herr Spinola eine öffentliche Erklärung abgebe, daß er die Anschauung de» liberalen Eentral- comilö« nicht theile. Da» ist eineForderung, welche allerdings für einen Ehrenmann unerfüllbar ist. Denn da» liberale Central- comitt bat sich darauf beschränkt, den artenmäßige n Nachweis zu sichren, daß di« biSherigr Stadtverwaltung nicht nur ihre Pflicht erfüllt, sondern weit darüber hinan« Bor» züglichr« geleistet bat. un» da» zu leugnen vermag Niemand, »er nur einigermaßen von den Dingen Ke,«muß hat. r« sei denn, er wäre ein Freund der Unwahrheit oder von bösem Wille« getrieben Aber ganz wie in de» Zeiten der schlimmsten Reaction vo> dreißig Jahren, al« die Stahl, Gerlach und Wagener tir publicisiischen Berather de« Ministerium» Man- teufsel bildeten und Herr v. Hinkelvey „Generatpolizoivirector" für da« ganze Königreich Preuße» war — eine Stellung, welche nur für diesen Mann geschaffen war und seitdem unbesetzt blieb — ganz eben so werden heute Beamte in den Zeitungen al« „nicht-konservativ" denuncirt; zur Ehre »nfrrer Zeit wollen wir jedoch hoffen, nicht mit dem gleichen Erfolge wie damal«. Al« ein conservativer Mann un guten Sinne dürste Herr Spinola i»ii so weniger in der Lage sein, den geforderten Widerruf zu leisten, al« er au« innigster Ueberzeugung Punct für Ponct der An», slchrungen de» liberalen Central-Eomitb al» richtig anerkannt bat. — Betrübend wirkt e» daneben, wenn man sieht, welchen Verunglimpfungen ein Ehrenmann heute auSgesetzt ist, wahr- zunehmen, welche Männer von den Berliner Conservativen, von den Männern der .Bürgrrpartei" gefeiert und aus den Schild erhoben werden. Herr Christoph Joseph Crem er, ein Agitator der schlimmsten Art. hat, nachdem er au» der EentrumSpartei au«aeschlossen worden ist, da» Arschäst eine» Vereinsredner« ergriffen. Er hat vor einigen Tagen den bunvertstrn Vortrag seit Neujahr, allein in Berlin, gehalten. Wenn man die Sonn« und Festtage berücksichtigt und erwäg», daß der geschätzte Herr zwei Monat aus Reisen war und m der übrig«, Zeit auch au»wärt« so manche „Netze" gehalten hat. »ird »an dirs« -rast zu würdigen wissen. E» macht nun einen recht erheiternden Eindruck, wie dieser Agitator vom hiesigen „Senservatiden Lentral-Verein" für seine hundertste Rede gefeiert wurde. Herrn E rem er »urden große Lordrerkränz« überreicht, «iuer auf da« Haupt gesetzt und einer um den Hol» gelegt, «ir enthalt« uu« jeder Kritik, w,e ja auch Herr Creme, sich dies» Ovation kein«, weg, verbeten, sondern bescheidne dankend geduldet hat. Schade nur. daß die hundert Reden s, wenig gewirkt Hatz«, wir glaub« nicht, daß Herr Creiner durch zehn seiner .Vor träge" auch nur einen Wähler gewinnt; dir Au«, sicht« sür die Conservativen steh« in Berlin so schlecht, daß diel« selbst bereit« off« erkläre», nicht mehr aus diese Wahl ihre Hoffnung zu setzen, sonder« — aus di« nächste. — Während übrig«» in Berlin di« E«. servativr« aller Schattirungen «nd di« UUramontan« in größter Einigkeit den Liberalen gegenüber stehen, zeigt es sich nicht nur in dem Geplänkel, da« die »Post" gegen dir .Kreuz zeitung" und beide gegen die „Germania " subren, daß da« tlrrikal-conservativr Vündniß ein« arg« Riß bekommen hat — und in der bevorstehenden parlaiueniarijch« Campagne dürste da» vor dem Lande seine Bestätigung finden. Inter essant ist e« übrigen«, jetzt schon beobacht«, wie die Hoch- conserdativen zu ahnen schein«, daß r« mit ihrer Macht bald zu End« ist und darum bemüht sind, ihr« Herrschaft noch in letzter Stunde nach Kräften au-zunutze». Hierbei verschmähen sie e« nicht, um die Gunst der Klerikalen zu buhlen, wenn e» gilt, einen Freicouservativea zu bekämpfen. Augenblicklich bietet der wrstprrußisch« Wahlkreis Deutsch- Krone dafür einen Beleg, wo die Reactionair« »eu sreiron- servativen Lande»dirrctor vr. Wehr sür so gefährlich holten, daß sie der „Germania" alle mvglich« Zusagen zu mach« bereit sind, um dessen Wahl zu verhindern. Un« kann r« nur recht sein, wenn da« Land wieder einmal erfährt, was e» von unser« Hochtori«» zu erwart« hat. und welche Inter- essen es sind, die ihn« am HSchsten stehen. Aus dies« weise führ« die Herren unsere Geschäfte." * Osficiv« wird geschrieben: „Wenngleich e« außer Zweifel steht, daß die Reich«r»girrun, nach wie vor ein« erhebliche Vermehrung der ReichSeinnabmen anstredt, so sind doch die jetzt wieder auftauchenden Nachricht« über bestimmte große Sleuervorlagen. die den Rcich»tag in seiner nächsten Session beschäftigen soll«, mit großer Vorsicht auszunrhmen. Wir glauben versichern zu können, daß in diesem Lug«blicke keinerlei größer« Vorlage dieser Art s«tiaaestellt, vielmehr »ach wie vor daran sesiaehalt« wird, erst di« Bedürfnisse der Tmzelstaaten, voran Preußen», genau seststelleu zn lassen Daß dl« preußische Regierung für die bevorstehende Session de» Landtage» eine Reihe von Vorlagen vorbereitet, welche bestimmt ist. dringenden Bedürfnissen und Uebelständen ab zuhelfen, ist bekannt. Au« seinen directen Steuern kann Preußen jedoch die Mittel hierfür nicht gewinn« — die in Vorbereitung befindliche Reform der Einkommensteuer strebt ja weniger eine Vermehrung de» Ertrage» al» vielmehr eine gerechtere Bertheilung dieser Steuer an — e» ist daher gezwungen, aus die gSwissermaßen dem Reiche in Ver wahrung gegebenen indirekten Steuern zurückzugreifen. Insofern ist e« ja klar, daß e» schließlich in der Hand de« Reichstage« liegen wird, dem preußischen Staate die Mittel zur Deckung seiner Bedürfnisse zu gewähren. E» wird ,cde»sall« der Abschluß der Verhandlungen und die end gültige Feststellung de» Umfange» der Bedürfnisse im preußischen Abgeordnetenhaus- abzuwart« sein, ehe die Reich-rcgierung mit einem diesbezüglichen Relchrsteuerprojeete wird hervorkrrten können. Dagegen verlautet, daß dem Neich«Iage Vorlagen zugehen dürften, welche eine Ver- bessernng resp. Erhöhung einzelner Positionen de« Zolltarife» bezwecken. In«besoiidere soll der Versuch gemacht werden, de» kunstgewerblichen Erzeugnissen vermehrten Schutz an- gedeihen zu fassen, vorausgesetzt, daß e« gelingt, die großen praktischen Schwierigkeiten, die dem entgegenstehen, zu über winden. Tie Wiedereinbringung der in der letzten ReickiS- tagSsessio» abgelehnlen Vorlagen, die Abänderungen de« /. Zolltarif« betreffend, scheint jedoch für jetzt nicht u>» Aug" gefaßt zu sein." * Zehn Jahre sind jetzt verflossen, seit Seine Majestü der Kaiser durch einen Allerhöchsten Erlaß anordnete, daß i allen preußischen Provinzen, in denen Bevölkerung«» nicht deutscher Abstammung wohnen, durch die Schule dafür Sorge getragen werde, daß jede« Heranwachsende Kind die deutsche Sprache erlerne. Die Folge dieses Erlasse« war, daß in den Provinzen Preußen und Posen Ober-Präsidial- Versügunaen „nd in der Provinz Schlesien eine Verfügung der königlichen Regierung in Oppeln erginge», durch welche vorgeschrieben wurde, aus welche Weise dem an Allerhöchster Stelle »»«gesprochenen Befehle Rechnung arlraaen werden sollte. Die Wege, die von den drei Provinttalbebörden ein- gejchlagen worden sind, um da» vorgeschriebene Ziel zu er reichen. waren zwar iu vielen Stücken einander ähnlich, in einzelnen wesentlichen Pnnctrn gingen sie jedoch »»«einander. Allen drei Bestimmungen gcmemsam war die Anordnung, daß in allen Lehrgeaenständen, mit Lu»nahme der Religio«, die Unterrichtssprache die deutsche sein sollte und daß da» Polnische . »ur so weit zu Hilfe genommen werden dürste, al» e» zum Verstäodniß der Lehrqegrnstände unerläßlich sei. Bezüglich de» Unterricht« in der Religion wurde in Posen verfügt: den Kindern polnischer Zunge sei dieser Unterricht iu der Mutter sprache zu erlheilen. Wenn jedoch dieselben in ber Kenutniß der deulschen Sprache so weit vorgeschritten seien, daß ein richtiges Bcrständniß auch bei der in deutscher Sprache er folgenden Unterweisung erreicht werden könne, so sei da« Deutsche mit Genehmigung der Regierung auch in der Religion und im Kirchengesanae auf der Mittel- und Ober stufe al» Unterrichtssprache emzufübren. Für die Provinz Preußen wurde bestimmt: I» der Religion wird ber Unter» richt aus der Unterstufe den nicht deutschen Kindern in der Muttersprache derselben erlheilt, aus der Mittel» und Oberstufe dagegen in der deutsche» Sprache. Die Regierung in Oppeln verfügte endlich: Der Religionsunterricht wird auf der Unterstufe in der Muttersprache erthcilt, auf Ver Mittel- und Oberstufe dagegen wird beim Neligion-unter- richte ausschließlich die deutsche Sprache angcwendet. Für den religiösen Memorirstoff wird die deutsche Sprache von Anfang an zu Hilfe genommen. Da» .Posener Tageblatt" veröffentlicht nun einen a»S sachkundiger Hand stammenden Artikel, in welchem die oben erwähnt« Verfügung« einer ein gehend« Besprechung unterworfen werden und untersucht wird, ob der bestimmt ausgesprochene Wunsch deS Kaiser«, daß die polnffchenKinder in derSckule die deutlcheSprache erlernen sollen, wirklich erfüllt Word« ist. Da- Resultat der Untersuchung wird am Schluß de» betreffend« Artikel» in folgende Sätze zusammengrfaßt: .In alle» Schule», welcbe mebrclafsig sind, und an den« eifrige Lehrer arbeiten, verlassen die Kinder, welch« die Schule bi« zu ihrem 14. Lebensjahre besucht haben, dieselbe mit vollständiger Kenntniß der deutsch« Sprache. Ebenso ist e» in einzelne», nicht überfüllten Landschulen mit einem Lehrer gelungen, die Kinder so weit zu bringen, daß sie deutsch auSreichtnd sprechen können. In dem größten Theile der fast überall überfüllten Landschulen, in den« wegen Ueberfüllung 2. oft sogar 3 Elassen baden eingerichtet werden müssen, ist dagegen selbst von tüchtigen und gewissenhafte» Lehrern bei dem zweisprachigen Nnjerrichte nicht erreicht worden, daß die Kinder durchweg mit aitSreichenker Keinitniß der deutschen Sprache die Schule verlassen." Für die Pro vinz Pos« fordert der Verfasser de« »iteressante» Artikel«: Man beseitige d« polnischen Sprachunterricht aus der Unter» und Mittelstute und sühre den deutschen Religionsunterricht überall ein! Erst dann seien die Posener Lehrer im Stande, die ihnen gestellte Aufgabe, die polnischen Kinder mit der deutschen Sprache genügend vertraut zu mach«, wirklich zu lös«. * Die .Germania" kündigt in einer socialpolitischen Be trachtung an. daß, wie eS auch Herr Windthör st aus der Düsseldorfer Katholitenversanimlung bereit» in A»«sicht ge stellt. al«bald nach Wiederzusammentritt de« Reichstag» der vielbesprochene JnnungSantrag zur Gewerbes» dnung (Verbot de« Lehrling-batlen« sür NichtinmingSmeister) aus« Neue ringedracbt werden würde. Nachdem der Antrag im gegenwärtige» Reich-lag» schon einmal abgelehnt und bei der GewerdeorbiiungSnovcUc von l88l von einem sür reactio nair« Zwecke »och erheblich günstiger zusammengesetzten Reichstag verworfen worden, wird man der Entscheidung auch jetzt mit Gelassenheit entgegenseh« können. Drr Zwsck, den Reichriag in jeder Session mit dieser Frage zu behellige», kann nicht in der Hofsnniig liegen, den Antrag durchzubring«. sondern nur in dem Wunsch, den zünstlerischen Handwerkern immer aus« Neue zum Bewußtsein zu bringen, wie da» Eentrum sür ibre Interesse» bemüht ist. * Die .RationaUibrratr Corresp." schreibt: »Die Frage der Stichwahlen wird beute auch in der »Nord deutschen Allgemeinen Zeitung" einer Erörterung unter zogen. die zunächst nur ,n der Sammlung etlicher Preß- stimmen mit Enthaltung de» eigene» Urtheil« bestellt. Wir erwähn« den Artikel de» Regierungsblattes nur wegen ,me» SnäeS. der einem Mißverständniß entsprungen zu sein scheint
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite